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Baumarkt und Auslandanleihe.

Die Pläne des Reichsarbeitsministeriums. Aus der Reichstagsfraktion wird uns geschrieben: Deutschland   leidet unter einer großen Wohnungsnot. Da die Hauszinssteuer zu einem erheblichen Teil für allgemeine Finanzzwecke verwendet wird, ist die Wohnungsnot trotz öffentlicher Beihilfen im letzten Jahre sogar noch geftiegen. Selbst bei günstigsten Schätzungen des Wohnungsbedarfs fehlen zurzeit mindestens 600000 Wohnun gen. Dazu kommt der jährliche Neubedarf von mindestens 150 000 Wohnungen. Soll eine Katastrophe auf dem Woh nungsmarkt vermieden werden, muß der Wohnungsbau so­fort in umfangreichem Maße gefördert werden.

Bon dieser Erkenntnis ausgehend, hat das Reichs arbeitsministerium eine Dentschrift ausgearbeitet, die nur dem internen Gebrauch der Reichsverwaltungen zur Klärung des besten Weges zur Finanzierung des Wohnungs­baues bienen sollte. In ihr wird die Frage der Aufnahme einer Auslandsanleihe erwogen, mit deren Hilfe der Neubau von Wohnungen in großem Umfang ermöglicht wer den soll. In der Finanzdebatte im Reichstag ist vom Genossen Hilferding   erklärt worden, daß die Fraktion im Grundsaß den Plänen des Reichsarbeitsministeriums zustimme und daß sie die dagegen erhobenen voltswirt­schaftlichen Einwände nicht für zutreffend halte.

Die großen Umschichtungen in Industrie und Landwirt­schaft sind kaum durchführbar, wenn nicht die volle Freizügig­keit der Arbeitskräfte wiederhergestellt wird, die die Woh­nungsnot beseitigt hat.

Deshalb muß gewünscht werden, daß nicht etwa flein liche Ressortreibereien einen auch zur Uebermin­dung der Wirtschaftskrise nüßlichen Plan verhindern.

Zizewih.

Und seine beschlagnahmten Wohnungen. Die Zigewiße sind ein besonderes Geschlecht. Sie sind die geborenen töniglichen Landräte" von Hinterpommern. Auch die Republik   will mit diesem altehrwürdigen Vorrecht nicht brechen und deshalb ernannte sie Dr. jur. Friedrich v. 3izemiz zum Landrat des Kreifes Schlawe in Pommern  . Schlame ist be fanntlich eine der Hochburgen der Deutschnationalen und mehe dem dorthin verseßten Beamten, der nicht die vorschriftsmäßige Schwarzweißrote Gesinnung hat!

Der Name des neuen Landrats und seine Berwandschaft mit den Edlen von Zigewiß auf Schlafom, Reblin und Nohkom im Kreise scheinen ja für feine rechte" Gesinnung zu bürgen. Miß trauisch war man aber gegen alles, was von Severing tommt ( ,, ich fürchte Severing, auch wenn er uns einen 3izemiß schenkt," variterte ein Schwarzseher das bekannte 3itat) und ein leichtes Grufeln befiel bie Kreisinfaffen von Schlame bei der Runde, daß der neue Bandrat aus dem von einem Sozialdemokraten verseuchten" Handelsministerium fomme.

Doch fofort beeilt sich ber neue Herr", die zweifelnden Ge. müter feiner neuen Untertanen" zu beruhigen, und bald durchlief den ganzen Kreis die frohe Kunde: Friedrich v. 3izemiz ist nicht mer selbst der Sohn eines taiserlichen Flügeladjutanten, sondern auch vermählt mit Harriet von Chelius, der Tochter des Günstlings und letzten Generaladjutanten Wilhelms II. Der Allerhöchste Herr" hatte damals allergnädigst geruht, höchstselbst der Hochzeit des jungen

Paares beizuwohnen!

Bon alters her ist es Brauch bei regierenden Herren, bet Ge­legenheit ihres Regierungsantritts würdige Untertanen mit einem allerhöchsten Gnadenerweis zu beglücken. Also dachte auch der neue Herr von Schlawe  . Und wer war würdiger in seinem Lande für einen solchen Gnadenerweis als ein Sproß des hochge borenen Geschlechts derer von Zizewiß?

Da fizt auf Schloß Nohlow im Kreise Schlame der junge Herr Wilhelm v. 3izewiß. Böse Nachbarn hatten laut und immer lauter darüber gemurrt, daß das riesig große Schloß allein von einem Junggesellen und ein paar Domestiten" bewohnt würde, während das Kreiswohnungsamt unter Berufung auf die schreckliche Wohnungsnot im Kreise den kleinen Bauern die vorletzte Stube beschlagnahmte. Schweren Herzens hatte sich der vorige Bandrat v. Haber dazu entschließen müssen, die fürstlichen Schloßräume für übergroß" zu erklären und ein paar Sim­mer zum Nußen der Allgemeinheit in Anspruch zu nehmen. Bor­zubringen war rechtlich gegen diese Beschlagnahme absolut nichts und so hatte sie rechtsfräftig werden müffen.

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Aber gegen die Aufnahme von Mietern zwei Familien sollten und konnten recht gut dort untergebracht werden sträubte sich Wilhelm v. 8igewiß aus Leibeskräften, Doch der Landrat v. Haber blieb fest und hielt die Beschlagnahme weiter aufrecht, auch nachdem Wilhelm v. Zigewiß schleunigst geheiratet hatte! Da verschwand plötzlich der Landrat v. Haber in der Bersenkung. Friedrich v. Zizewitz bestieg den Thron des Königslandrat" von Schlame und eine feiner ersten Amtshandlungen war die Frei gabe ber seit Jahr und Tag beschlagnahmten Räume im Schloß von Nohkow,

Das nennt man gerechtes Walten des Schicksals! Und man fegnet bie mächtige Hand des Verwandten, der ganz zufällig Land­rat in der Republik   geworden ist...

Der europäische   Südosten.

Kleine Entente- Konferenz. Belgrad  , 12. Februar.( Eigener Drahtbericht.) Am Mittwoch hat in Temesvar   die Konferenz der Kleinen Entente be gonnen. Die erste Besprechung der drei Minister dauerte drei Stunden. In dem amtlichen Kommuniqué über den Berlauf der Sigung heißt es, daß die Kleine Entente   nicht geneigt ist, auf Deutschlands   Eintritt in den Völkerbund   Einfluß zu nehmen. Sie wünscht aber in anderer Hinsicht, daß der Bölferbundsrat eine möglichst starte Erweiterung erfährt und schließlich jeder Staat einen Vertreter im Rat haben soll. Die Meldung, daß Polen  der Kleinen Entente   beitreten werde, wird dementiert. Die Bil­dung eines Balfanpattes wird gegenwärtig nicht für möglich gehalten, da das Verhältnis zwischen Sübslawien und Griechenland  noch nicht geklärt ift. Der Plan eines berartigen Pattes zwischen ber Türkei  , Bulgarien  , Griechenland   und Rumänien   wird von der Kleinen Entente   aber weiter verfolgt.

Der tschechoslowakische Außenminister teilte im Verlauf der Beratung u. a. mit, daß die Verhandlungen zwischen der Eiche che flowakei und Rußland   vorläufig unterbrochen wurden, weil Moskau   sich angeblich geweigert hat, die Einmischung in innere Berhältnisse der Tschechoslowakei   zu unterlassen. Er erklärte ferner, daß auf der nächsten Bölkerbundstagung auch die ungarische Fran& fälscheraffäre behandelt werden soll. Die Kleine Entente per­ tritt   jedoch die Auffassung, daß vor Abschluß der Untersuchung in Budapest   eine endgültige Stellungnahme vermieden werden follte und sich deshalb ein einheitlicher Schritt in Budapest   vorläufig erübrigt

Eine werdende Welt!

Die kulturelle Missionsarbeit der Bauhütten. Draußen, zwischen den jetzt so tahlen Rosenfeldern von Brih, haben fürzlich Baubelegschaft und Unternehmer unter wehenden roten und schwarzrotgoldenen Fahnen ein Richtfest gefeiert. Hier schuf die Bauhütte", Gemeinnüßige Heimstätten, Spar- und Bau- A.- G., Arbeit und Brot für 700 Bolfsgenossen, hier gehen 500 Wohnungen ihrer Vollendung entgegen. Am Stuben rauchring, auf leicht hügeligem Land, ist der gewaltige Gebäude­fomplex( 11,5 Heftar) im Aufwachsen. Wie Architekt, Genosse Wagner, in seiner Ansprache sehr richtig betonte: Ein neuer Schönheitsbegriff der Architektur ist hier im Werden, der das Typisch Bürgerliche   im Städtebau bewußt ablehnt. Und die Arbeiterschaft der Gehag" steht hinter der Idee dieser Bautätigkeit. Es ist eine Arbeit nach den rationellten Methoden, eine Vereinfachung des faufmännisch- technischen Betriebs, weil das System der Groß­bauftellen vorherrscht. 175 Bauhütten mit 20 000 21rbeitern im ganzen Reich geben einen Begriff von den starken aufbauenden Kräften, die hier in ideeller Einheitsfront von Arbeiter und Unternehmer am Werke sind.

antommen werde. Eine große Menschenmenge hatte sich auf dem Bahnhof eingefunden und erwartete ihn in starter Erregung. Der Bug lief erst mit bedeutender Verspätung ein, aber ohne den Ver­brecher.

Die wichtigsten Todesursachen in Berlin  . Rüdgang der Tuberkulose. Zunahme der Herzleiden.

In dem amtlichen Blatt des Statistischen Amts der Stadt Berlin  , den Berliner   Wirtschaftsberichten, werden im Anschluß an die Mitteilung vorläufiger Ergebnisse der Sterblichteits statistit von 1925 auch einige Angaben über die wichtigsten Todesursachen gemacht. Im Jahre 1925( in Klammern die Zahlen für 1924) starben nach Ausweis der ärztlichen Todesbescheinigungen an Tuberkuloje 4694( 5860) Bersonen, Lungenentzündung 2996 ( 2798), Influenza 646( 988), sonstigen Erkrankungen der Atmungs­organe außer Lungenentzündung 1084( 1169), Krebs 5246( 5752), Herzfrankheiten 5732( 4994), Gehirnschlag 3962( 4570), Selbstmord 1522( 1527). Diese acht Gruppen zusammen sind schon mehr als die Hälfte aller vorgekommenen Sterbefälle. Gegenüber 1924 find in 1925, wie man sieht, manche beachtenswerten Berschiebungen eingetreten. Im vorlegten Jahr stand die Tuberkulose noch an erster Stelle, die sie seit einer langen Reihe von Jahren gehabt hatte. Die zweite Stelle nahmen die Krebssterbefälle ein, an dritter Stelle standen die durch Herzkrankheiten verursachten Sterbefälle. Aus dem letzten Jahr ist eine fehr beträchtliche Minderung ber sterbefälle, deren erschreckende Mehrung feit einer Reihe von Jahren Tuberkulosesterbefälle festzustellen, und auch die Krebs­aufgefallen war, haben sich diesmal etwas vermindert. Dagegen haben die durch herztrantheiten herbeigeführten Sterbefälle, deren Mehrung besonders feit der Kriegszeit auf fällig wurde, sich weiter und start gemehrt. In der Reihe der wichtigsten Todesursachen sind sie jest an die erste Stelle ge­rückt. Die Krebssterbefälle haben die erlangte zweite Stelle be­halten, die Tuberkulofefterbefälle sind in die dritte Stelle gedrängt worden. Noch vor einigen Jahrzehnten waren Herzfrankheiten und Krebs unter den Todesursachen mit nur mäßigen Zahlen vertreten. Im Jahre 1925( in Klammern die Zahlen für 1924) waren an der Gesamtzahl der 45 368( 47 179) Sterbefälle Berlins   beteiligt: Herz­leiden mit 12,6( 10,6) Broz, Krebs mit 11,6( 12,2) Proz., Tuber­fulose mit 10,3( 12,4) Broz. Auf diese drei Grupen zusammen fam schon ein reichliches Drittel aller Sterbefälle. In 1925 erlag jede achte Person unter den Sterbenden einem Herzleiben. Ueber die Mehrung der Herzleiden hört man zuweilen fagen, fie seien heute eine Modefrankheit, die off nur auf Einbildung beruhe. Dasselbe hat man früher einmal von der Neurasthenie jagen zu dürfen geglaubt. Aber es handelt sich hier um Angaben der Aerzte und um 3ahlen nicht der Erkrankungen, sondern der Sterbefälle.

Wo heute am Stubenrauchring 500 Wohnungen im Entstehen find, war am 1. September 1925 noch fteiniges Aderfeld. Schon Bis März hofft man die Bautätigkeit io zu steigern, daß im Oftober 1926 werden die neuen Häuser bezogen werden können. 1200 Arbeiter Beschäftigung finden. Die Wohnungen werden aus 200 Einfamilienhäusern( 3 Stuben, Bab, Küche, Keller, sowie einem Gärtchen, und 300 Wohnungen mit 1 oder 2 Stuben, Kammer, Küche, Bad   und Garten bestehen. Die Die Wohnungen erhalten elettrisches Licht, in den Küchen ist Gas beleuchtung vorgesehen, zur Heizung dienen Rachelöfen, auch Balfone find geplant. Die Siedlung wird architektonisch ge fchloffenen Charakter erhalten, der Innenraum des erheblichen Flächenterrains ist für die Gärten, sowie Spielplazanlagen und Grünflächenterrassen reserviert. Der Kostenanschlag der ge samten Anlage beträgt 6,6 millionen Mart. Man will die Wohnungen, um der größten sozialen Not zu begegnen, vornehmlich an dringlich Wohnungslose abgeben. Baukostenzuschüsse werden nicht gezahlt, irgendwelcher Bucher   bei den Mietsäßen ist daher nicht gezahlt, irgendwelcher Wucher bei den Mietsäßen ist daher ausgeschlossen. Die Wohnungen vergibt das Wohnungsamt. doch beabsichtigt die Bauhütte alle Mieter zu einer Genossen­ich a fi zusammenzuschließen. Die Genossenschaftsmitglieder erſtehen einen Genossenschaftsanteil bis zu 200 m., der in Raten abgezahlt wird. Die Genoffenschaft bietet ihren Mitgliedern einen Nugungs­vertrag, ber unfündbar, feinen Mietvertrag, der tündbar ist. Die finanziellen Anforderungen der Siedlung sind restlos gedeckt, da die Stadt Berlin   die 1. und 2. Hypothet gegeben hat. Ueber die Miet­säge fann nichts Präzises gesagt werden, ehe der Kostensatz der Bauten feststeht. Daß sie nicht über Friedensmieten hinausgehen, ist folgende Handelsverbote rechtsträftig geworden: Fleischermeister Wie der Polizeipräsident mitteilt, sind im Monat Januar 1926 selbstverständlich. Gleich neben dem jezigen Bauterrain erörtert Robert Gloger in Berlin- Lichterfelde  , Jägerstraße 12 wohnhaft, man ein neues großzügiges Projekt. An der Kirichen wegen Betruges id unrichtiger Barenbezeichnung. Fabri allee( dicht neben dem Stubenrauchring) foll ein noch größeres fant Bintus Meißner in Berlin  , Gartenstr. 99 wohnhaft, wegen Gelände( 12,5 hektar) bebaut und mit 525 23 ohnungen ein Nahrungsmittel fälschung.- Kaufmann George Atsa s gerichtet werden. Für diesen zweiten Bauabschnitt ist der Antrag in Berlin  , Forster Str. 16, wegen unrichtiger Warenbezeichnung und bei der Wohnungsfürsorge A.-G. eingereicht worden. Sobald wie Tabalsteuerhinterziehung. Kaufmann Friedrich Senft, Berlin  , hin beabsichtigt die Gehag" noch in diesem Jahr an der Schiller   Broduktenhändler Hermann Wieland, Berlin  , Bettenfoferstr. 17, möglich wird auch hier mit den Arbeiten begonnen werden. Weiter- Borndorfer Str. 28, wegen Nahrungsmittelfälschung. promenade 100 neue Wohnungen zu bauen, menn die Wohnungsfürsorgegesellschaft die notwendigen Mittel bereitstellt. wegen Anlaufs gestohlener Metalle. Ferner find wegen Berstoßes Die Gemeinnüßige Heimstätten, Spar- und Bau- M.- G., hat gegen die wirtschaftlichen Bestimmungen 97 Berwarnungen außer in Berlin   noch Bauhütten u. a. in Königsberg, Frank furt a. M., Effen, Hamburg  , München  , Altenburg  , Breslau  , Köln  , Dortmund  , Bochum  , Leipzig  , Dresden   und Anhalt. Diese Gefell­schaften führen hauptsächlich Wohnungsbauten durch( bis jekt find für Hunderte von Millionen Mark insgesamt 40 000 oh­

nungen von den Gehag"-Betrieben gebaut worden). Diese Gesellschaften haben bekanntlich ihre eigenen Baustoffbetriebe, eigene Ziegeleien, Sägewerte, Steinbrüche, Tischlereien und Schieferbrüche. Die größten Betriebe arbeiten in Berlin  , München  , Hamburg  , Anhalt, Leipzig  , Breslau   und Frankfurt   a. M. Das Stamm und Betriebsfapital der Gesellschaft beläuft sich auf ins­gesamt 50 millionen Mart( davon entfallen allein 2 Mil­lionen Mart auf die Spizenorganisation). Die Gesellschaft arbeitet durchaus rentabel, Ueberschüsse sind vorhanden, das Kapital wird mit 5 Broz. verzinst. Alle Gehag"-Arbeitsstellen haben mehr als 400 Arbeiter. Dadurch ist die unglückliche und hemmende Ber­splitterung mit Kleinbetrieben von 15 bis 20 Berfonen, wie fie sonst üblich sind, vermieden. Mehr als 1000 Mann faßt fein Betrieb. Um einer Unübersichtlichkeit vorzubeugen, sind die Groß­baustellen nur bis zu 1000 Mann Stärke belegt. Alles in allem: Schaffenden weit heraushebt aus der stumpfen Form der kapita­liftischen Werftätigkeit ihrer Umwelt.

Die Verfehlungen des Schulhausmeisters Kekler  . Zu der Berhaftung des Schulhausmeisters Reßler wird ge. meldet, daß durch die weiteren Ermittlungen bisher noch vier Kinder festgestellt worden sind, die der Unhold mißbraucht hat. Die Nachforschungen sind aber auch heute noch nicht abgeschlossen. Wie von der Kriminalpolizei festgestellt wurde, hat Keßler den fleinen Mädchen gegenüber zum Teil Gewalt angewendet, nach dem er sie, wenn sie fich wehrten, eingeschlossen hatte. Reßler, der mit dem Zivilversorgungsschein angestellt wurde, war feit 25 Jahren Schulhausmeister. Sein schändliches Treiben soll schon vor 1% Jahren begonnen haben. Wie er so lange hat un­entdeckt bleiben können, ist rätselhaft. Der Verhaftete sagt aus, baß er nachmittags faft immer getrunken habe und sich deshalb nicht erinnere. was vorgefallen sei.

Allerfeinste Teebutter.

Auf Grund der Verordnungen über Handelsbeschränkungen vom 18. Juli 1923 hat der Polizeipräsident einem Händler in Steglitz  wegen Unzuverlässigkeit den Handel mit Speifefetten unterfagt. Der Händler batte Butter durch 8uiaz von 20 bis 30 Proz Margarine. berfälscht und als allerfeinste Teebutter" oder feinste Molkereibutter" in den Verkehr gebracht.

Schwieriger Transport eines Maffenmörders. Bei einer großen Fahndung auf polnische Räuber, deren Ber. wurden, wurde in einer Schnitterscheune in Juchow bei Neu­brechen zum Teil durch die Berliner   Kriminalpolizei aufgeklärt Stettin   von der Landjägerei unter anderen auch ein 27 Jahre alter aus Bludom in Russisch- Polen gebürtiger Arbeiter Ignat Kowalcz3 ef festgenommen, der der Teilnahme an mehreren Mordtaten, denen u. a. das Ehepaar Reine de auf dem Ritter­gut Rengerslage und der Oberlandjäger Köhler bei Osterburg   zum Opfer fielen, überführt ist. Kowalczet wurde von bem Landjäger Engelte und dem Beamten Günther von der Berliner Mord­fommiffion aus dem Gefängnis in Bärwalde   dwergefeifelt und unter allen Borsichtsmaßregeln nach Berlin   gebracht. Nachdem der gewalttätige Hüne von Kriminalrat Gennai pernommen und vom Erkennungsdienst baktyloskopiert und gemessen worden war, sollte er mit dem Eisenbahnzuge nach Osterburg   übergeführt werden. Trog feiner schweren Feffelung und der Aufmerksamkeit der Aufsichtsbeamten gelang es ihm, furz vor der Station See­haufen die Abteiltür aufzuschlagen und sich aus dem fahren ben 3uge zu stürzen. Die Beamten ließen den Bug fofort halten und fanden den Verbrecher auf dem Bahnkörper liegen. Er hatte sich eine Gehirnerschütterung und schwere innere Ver lebungen zugezogen. Während der Zug weiterfuhr, forgten die Beamten für ärztliche Hilfe und ließen von Osterburg  , dessen Land­gericht benachrichtigt wurde, ein Privatauto tommen, mit dem der Berlegte dann an das Ziel gebracht wurde. In Osterburg   war be­fanntgeworden, daß der Verbrecher mit dem um 4 Uhr fälligen Zuge

Rechtskräftig gewordene Handelsverbote.

erteilt worden.

Bolf und Zeit", unsere illustrierte Wochenschrift, fiegf der heutigen Postauflage bei.

Das Tunnelunglück bei Oberhof  . Borwürfe gegen die Reichsbahnverwaltung. Nachdem die Reichsbahndirektion Erfurt in der Nacht vom Mitt­woch zum Donnerstag im Brandleite- Tunnel bei Oberhof   Er­hebungen über den Hergang des Unglücs vorgenommen hatte, dem vor einigen Tagen eine ganze Kolonne von Streden. arbeitern zum Opfer gefallen war, hat nunmehr auch, das Personal seinerseits, und zwar durch den Bezirksbetriebsrat der genannten Direktion, eine Nachprüfung der Vorgänge an jenem Un­glüdsmorgen vorgenommen.

Wie wir erfahren, hat diese Untersuchung zu einer ganzen Reihe pon Vorwürfen gegen die Reichsbahnverwaltung Anlaß gegeben. Zunächst wird betont, daß die Karbidlampent an der Arbeitsstätte völlig unzureichendes Licht verbreiteten, nachdem furz vorher ein D- Bug und ein Güterzug mit starter Rauchentwicklung den Tunnel passiert hatten. Der Posten, der zur Eicherung ausgestellt war, stand 650 Meter von der betreffenden Kolonne entfernt am Telephon und gab von dort beim Annähern des 2rbeite zuges das Hornsignal, das aber nur auf 100 Meter Entfernung hörbar war, Uber selbst wenn die Arbeiter das Signal gehört hätten, so wäre das Unglück wahrscheinlich auch passiert, weil niemand wußte, auf welchem Gleis der Arbeiterzug, der nachts zuvor auf dem falschen( linken) Gleis angekommen war, dieses Mal einfahren würde. Als das Un­glück geschehen war und den bedauernswerten Opfern Hilfe gebracht werden sollte, stellte sich heraus, daß kein Verbandszeug vorhanden war. Nur der tötlich verunglückte Rottenführer trug zwei Päckchen Berbandszeug bei sich, die aber durch das Unglück unbrauch­bar gemacht wurden. Mit Kleidungsstücken mußten, die Verletzten zunächst notdürftig verbunden werden und lagen fo zirka 1% Stun den ohne ärztliche Hilfe. Selbst eine Tragbahre war nicht vorhanden. Die Zustände im Brandleite- Tunnel bei Oberhof   sind schon seit längerer Zeit Gegenstand von Vorstellungen der Eisen­bahnerverbände bei der Reichsbahnverwaltung. Dieser zirka 4 Stilo­meter lange Tunnel ist von den Streckenarbeitern wegen feiner schlechten Entlüftung gefürchtet. Der Abzug der Rauch­Schwaben und der sich durch die Berunreinigung und die durch fickernden Wasser bildenden Gase wird dadurch erschwert, daß die Tunnelstrecke sowohl von Oberhof   wie von Gehlberg   her nach der Mitte des Tunnels zu ansteigt. Wiederholt sind Streckenarbeiter im Brandleite- Tunnel ohn mächtig geworden. Alle Forderungen der Organisationen nach Einbau eines großen Luft= schachtes mit elettrischen Ventilatoren sind aber bahnärztliches Gutachten für die Tunnelarbeiten an jener Stelle sogar von der Reichsbahnverwaltung abgelehnt worden, obwohl ein die Anwendung von Gasmasken und Sauerstoffapparaten empfahl.

Die Aufhebung des niederländischen Paßolfums hat einen starten Bustrom deutscher Arbeitsfräfte nach Holland   zur Folge ge­habt. Bon amtlicher holländischer Seite wird deshalb nochmals mit Nachdrud darauf verwiesen, daß auch in bolland große Arbeitslofigleit herricht und fein Arbeitgeber einen Aus­länder einstellen darf, wenn für die in Betracht kommende Etellung noch arbeitslose niederländische Arbeitskräfte zur Verfügung stehen.

Zum Explosionsunglüd in München  . Der im Zusammenhang mit der Explosion in der Rumfordstraße stehende Desinfefteur wird von der Boliget so lange in Haft gehalten werden, bis feststeht, daß das Unglüd fein Menschenopfer gefordert hat. Wie jest end­gültig feststeht, sind bei der Explosion ech s Personen schwer und zwölf leicht verlegt worden, ungeachtet einer großen Zahl von Berfonen, bie nur Schnittwunden usw. bavongetragen hat.

Groß- Berliner Parteinachrichten.

5. Kreis Friedrichshain  . Seute Freitag, 12. Februar, abends 7 Uhr, bei Rosin, Gubener Str. 19, Gigung des Kreisbildungsausschusses. Pünktliches Erscheinen erforderlich.

6. Kreis. Zeitungskommission. Die heutige Sigung fällt umständehalber aus. Der Obmann Stephan.