Was geht bei der Reichsbahn vor?
Erneuerung der Schnellzugzuschläge?
Die Deutsche Reichsbahngesellschaft steht heute im Mittelpunkt ber öffentlichen Kritit. Ihre Wirtschafts- und Personalpolitit ist für den Laien unverständlich und wirkt auf den Fachmann tatastrophal. Ein Unglüd jagt das andere; Menschenleben sind bei der Eisenbahn wohlfeil wie alte Aepfel . Die Ausnutzung des Personals grenzt an das Unmögliche. Durch verbindlich erklärten Schiedsspruch waren den Eisenbahnarbeitern 1 bis 2 Pf. Lohnerhöhung pro Stunde zuerkannt. Die Gesellschaft zahlt nicht. Sie beugt bedenkenlos deutsches Recht. Es sei kein Geld dafür vorhanden. Warum hat man dann den Betrag für die Leistungszulage, der für das Geschäftsjahr 1925( vom 1. Oftober 1924 bis 31. Dezember 1926, also über 15 Monate) 20 Millionen betrug, für die 12 Monate des Jahres 1926 auf 28 Millionen erhöht? Mittel wären also vorhanden. Warum sträubt sich die Gesellschaft zu zahlen? Weil sie einen Borwand für ein fleines Geschäftchen gebraucht. Der verbindlich erklärte Schiedsspruch vom 15. März 1925 mit seinen 3 Pf. Lohnerhöhung brachte der Reichsbahngesellschaft durch die 10 prozentige Tariferhöhung eine Mehreinnahme von 6,8 Millionen Mart pro Monat.
Der Schiebsspruch vom 29. Dezember 1925 foll bie gleiche Der Schiedsspruch vom 29. Dezember 1925 foll die gleiche Wirkung auslösen.
Die Reichsbahngesellschaft plant jetzt, unter dem ffrengsten Siegel der Bertraulichkeit, eine Ausdehnung und Erhöhung der Schnellzugszuschläge. Es ist in Aussicht genommen, die bestehenden Schnellzugszuschläge zu verdoppeln und gleichzeitig für die Benutzung von beschleunigten Eil- und Perfonenzügen Zuschläge in Höhe der jetzigen Schnellzugszuschläge neu einzuführen. Die Einführung einer Nahzone zu Zone I foll zur Schonung des Nahverkehrs eingelegt werden, so daß in Zukunft statt drei Zonen deren vier fein werden.
Die Nahzone geht bis 35 Kilometer, Zone I von 36 bis 75 Kilometer, Zone II von 76 bis 150 Kilometer und Zone III über 151 Kilometer. In Eil- und Personenzügen betragen die Zuſchläge
in der
Nabzone Bone I
8. u. 4. RL. 2. AL 0,25
1. I. 1,- Mr.
0,50
0,50
1,-
2,-
Zone II
1,-
2,
Zone III
1,50
3,-
In D- Zügen:
0,50
1,-
2,-
2,-
4,-
3,-
6,-
Nahzone
Zone I Bone II
Zone III
12,-
Bei Benugung von ED- 3ügen foll neben dem tarifmäßigen D- 3ug- Fahrpreis ein Sonderzuschlag in höhe eines halben Schnellzugszuschlages der Zone III( in ber 1. Klaffe 6 M. und in der 2. Klasse 3 M. erhoben werden.
Die erforderlichen Vorbereitungen bei den Reichsbahndirektionen find sofort einzuleiten, so daß diese Maßnahme nötigenfalls am 1. April dieses Jahres beſtimunt durchgeführt werden kann. Daß der Preffe von den ganzen Borgängen teine Mitteilung gemacht werden soll, fei mur nebenbei bemerkt.
Die Reichsbahngesellschaft entwickelt sich immer mehr zu einer Geheimgesellschaft. Die Deffentlichkeit hat ein brennendes Intereffe an diesen Borgängen, beshalb diese Zeilen.
Der französische Finanzkampf. Immer noch jährliches Defizit von 2%, Milliarden.
Paris , 16. Februar.( Eigener Drahtbericht.) Die Kammer hat In ihrer Nachtfizung die beantragte Erhöhung der Berkaufspreise für die Erzeugnisse des staatlichen Tabatmonopols abge lehnt, die Erhöhung der Postgebühren sowie den Artikel 56, der eine Ersparnis von 500 Millionen fordert, zurückgestellt und schließ lich die Angliederung der 3 Milliarden des Loucheurschen Finanzgesetzes in das laufende Budget beschlossen. Nach den Berechnungen des Berichterstatters Lamoureug ist aus der Gesamtzahl der Artikel, die die Kammer angenommen hat, eine Einnahme von 1,6 Milliarden zu erwarten, so daß ein Defizit von insgesamt mindestens 2,4 milliarden zu decken bleibt. Die Sigung dauert zur Stunde noch an. Die Diskussion geht über die Zahlungssteuer, die von Doumer am Sonntag wieder eingebracht und am Montag abend
von der Kommission erneut mit 13 gegen 8 Stimmen abgelehnt
worden ist.
Briand erhielt Vertrauensvotum- bei sozialistischer Stimmenthaltung.
Paris , 16. Februar.( Eigener Drahtbericht.) Als Abschluß der Finanzdebatte stellte Briand heute morgen um 7 Uhr die Ver trauensfrage über die endgültige Verabschiedung der Finanz vorschläge. Mit 258 gegen 145 Stimmen wurde Briand das Ver trauen ausgesprochen. Die Sozialisten enthielten sich der Abstimmung. Die Kammer vertagte sich darauf auf den 24. Februar.
Der alliierte Meinungsaustausch.
Das Reichsbanner Schwarz- Rot- Gold veranstaltete gestern im Blenarjaal des Preußischen Staatsrates ( Herrenhaus) einen Republikanischen Vortragsabend, der in mehr als einer Beziehung be merkenswert war. Ein Parkett von aktiven Schutzpolizeioffizieren, an ihrer Spitze Polizeivizepräsident Dr. Friedensburg, Polizeioberst Haupt und stellvertretender Kommandeur Polizei oberst Heimannsberg , hatte sich versammelt, um die Aus führungen zweier Redner, des Reichstagsabgeordneten Freiherrn von Richthofen und des aktiven Polizeioberleutnants Nölle. zu hören. Ferner bemerkte man unter den Erschienenen Bürgermeister Mieliz, Stadtrat Brühl , Staatsminister a. D. Sie. ring, Senatspräsident Dr. Großmann und Polizeidirektor iehn, den zukünftigen Polizeipräsidenten von Bielefeld . Der Saal war von geladenen Gästen bis hoch auf die Tribünen gefüllt.
Der Gauvorsitzende Fritz Roch eröffnete und leitete die Ber fammlung und widmete besonders den erschienenen Polizeioffizieren warme Borte der Begrüßung. Diese erste Bersammlung soll ein Bürgertum einander näherzubringen. Darauf sprach der Reichsehrlicher Versuch sein, republikanische Polizei und republikanisches tagsabgeordnete Freiherr von Richthofen . Seine Ausführungen waren ein vornehmer, ehrlicher und fachlicher Versuch, zunächst einmal der Mentalität der Offiziere gerecht zu werden und sie sodann auf Grund der einmal vorhandenen Tatsachen an das Problem des neuen Staates als Republik heranzuführen. Ohne die MögSichkeit, hier auf Einzelheiten des äußerlich formvollendeten und innerlich von Wahrhaftigkeit und Treue zum Boltsstaat zeugenden Vortrages eingehen zu fönnen, sei nur erwähnt, daß die Quinteffenz der Ausführungen war: Die Monarchie entspricht feineswegs den germanischen und deutschen Idealen, denn sie ist im Grunde ge= nommen asiatischer bzw. byzantinischer Import und dem deutschen Jdeal nach einem Bolte freier, ftolzer Staatsbürger fremd und feindlich. Es ist eine nationale Notwendigkeit, daß wir die Republit haben, es ist höchste patriotische Pflicht, daß wir die Republik auch halten, denn nur die Republit wird unser höchstes Gut erhalten und wahren: die nationale Einheit und Freiheit. ( Anhaltender Betfall.) Darauf fprach Bolizeioberleutnant Nölle über Offizier und Republik ". Es dürfte vielleicht seit Jahren das erstemal gewesen sein, daß ein aktiver Offizier in einer quafi Volksversammlung vor einem Gremium von aktiven Offizieren einen Vortrag gehalten nis für die Republit war. Interessant war es, den seelischen hat, der ein offenes und geradezu begeistertes Befennt Aufbau feiner Aeußerungen rückwärts zu verfolgen. Mölle, wiewohl mit einer ganz unverkennbaren Begabung zum Volksredner, war und ist durchaus Offizier. Er ist aber einer von denen, die sich hingefeßt und die Memoirenliteratur der letzten Jahre sehr gründlich studiert haben. Aus ihnen schöpfte er die Wahrheit über den Verrat an dem deutschen Bolt, und feine Empörung als ehrlicher Deutscher treibt ihn zu Worten der Kritif, wie man sie wohl aus dem Mund eines aktiven Offiziers noch nicht gehört hat. Ein Offizier, fo fagt er, fann es nicht verzeihen, daß der oberste Kriegsherr fein Bolt in der Stunde der höchsten Not verlassen hat. Ein Offizier fann es nicht verstehen, daß die ehemaligen Fürsten miederum in der Zeit der grausamsten Not aus dem Bolt Millionen herauspressen wollen. So fommt der Offizier fast zwangsläufig zum neuen Bolfsstaat. Aber es liegt in seiner Natur, das er diesen neuen Staat, dem er Treue gelobt hat, auch nach außen start und mächtig und in gebietender Autori tät daftehen sehen möchte. Und hier vermißt der Offizier faft noch wird ihn aufs tiefste treffen, wenn der neue Staat sich als zu schwach alles. Der Offizier hat sehr reges Berantwortungsgefühl, und es erweift, die Schmähungen, die man gegen ihn erhebt, mit der Schärfe der Staatsautorität zurüdzuweisen. Der zum Schluß erfolgende Hinweis auf einen fommenden Schuß- und Trug. bund republikanischer Offiziere, Beamten und Akademiker und eine ritterliche Berbeugung vor unserem toten Ebert lösen den tosenden Dantesbeifall der Bersammlung aus, die mit einem brausenden dreifachen Hoch auf das deutsche Volt und seine neue Staatsforin auseinandergeht.
Die Ehe des Staatsanwalts. Siffenbilder aus der bürgerlichen Gesellschaft. Ein Rattenkönig von Straf, Zivilprozessen, Beleidigungsflagen und Strafanzeigen, die alle ihren Ursprung in einem Ehescheidungs. prozeß eines früheren Staatsanwaltschaftsrates hatten, beschäftigt feit neun Jahren die hiesigen Gerichte. Ein ungeheurer Haß hat sich auf beiden Seiten angesammelt. Ein Glied in dieser Kette der Wirrungen bildete ein Strafprozeß, der jetzt das Schöffengericht Mitte in Gestalt einer Anklage wegen Abgabe falscher eidesstattlicher Bersicherungen beschäftigte, und der sich gegen die geschiedene Frau des Staatsanwalts und deren jezigen Mann, einen Hauptmann a. D. E. richtete. Das Schöffengericht brauchte 13% Stunde, um in diese Wirrnisse einigermaßen Licht zu bringen.
Frau E., eine noch jetzt sehr schöne Frau, stammte aus einer Altberliner angesehenen und reichen Familie. Als 23jähriges Mädchen heiratete sie gegen den Willen ihrer Eltern den damaligen Assessor bei der Staatsanwaltschaft, Dr. Fr., der ebenfalls aus reichem Hause stammte und über ein großes Vermögen verfügte. Die Ehe foll von Anfang an nicht glücklich gewesen sein. Als 1917 ein bayerischer Offizier, Hauptmann a. D. E. , der jeßige Angeklagte, nach Berlin fam und mit der Familie Fr. bekannt und vertraut wurde, ging die Ehe in die Brüche, weil der Hauptmann seiner Freundin, der Frau E., von den Beziehungen ihres Mannes zu andern Frauen erzählt hatte. In dem Ehescheidungsprozeß wurde der Staatsanwalt, der in der Folge auch wegen dieser Cheaffäre mit dem nachfolgenden Standal aus seinem Amt ausscheiden mußte, als allein schuldig befunden. E. und seine jetzige Frau hatten eides. stattliche Versicherungen abgegeben, daß ihre Be ziehungen zueinander rein freundschaftliche gewesen feien, und daß ihnen jeder ehewidrige oder gar ehebrecherischer Charakter gefehlt habe. Im Jahre 1924 hat Hauptmann a. D. E. die geschiedene Frau Staatsanwalt geheiratet. Jetzt unterlagen die eidesstattlichen Bersicherungen des Ehepaares der Nachprüfung des Gerichtes auf ihre Richtigkeit. In der unter Ausschluß der Deffentlichkeit geführten Verhandlung fam zwar sehr viel Hausflatsch, aber auch manches Bedenkliche zur Sprache. Ein Zeuge hatte beobachtet, daß nach einer Silvesterfeier bei der Heimfahrt Frau Fr. ihre Füße auf den Schoß des gegenübersihenden Hauptmanns gelegt hatte, und daß dieser zärtlich die Beine streichelte. Der Zeuge und dessen Ehe frau, fanden das Benehmen ziemlich fret, obwohl der Ehemann auch im Auto faß. Ein andermal hatte der Hausfreund E. Frau Fr. auf Wunsch ihres Mannes, der verhindert war, ins Theater begleitet, und war dann mit ihr zu einer Nachtgesellschaft in einer Wohnung des mitinhabers eines bekannten Berliner Bankhauses gefahren, wo es sehr frei zuging. Der Vorfizende machte dem Angeklagten, der darin nichts finden konnte, Vorhaltungen, daß es sich doch wenig Ein anderer Zeuge hat zweimal morgens den Angeklagten auf dem gezieme, die Frau des Freundes in so freie Gesellschaft zu führen. Korridor eines Hotels am Potsdamer Platz getroffen, wo damals die Frau des Staatsanwalts wohnte. Das zweitemal fagte der jegt Angeklagte offen zu ihm: Ich komme von Tutti und habe, da sie nach Torgau fährt, noch eine Nacht mit ihr verbracht." StaatsCanwaltschaftsrat a. D. Dr. Fr. vertrat den Standpunkt, daß man ihn auf raffinierte Weise um sein Vermögen habe bringen wollen. Er habe bis zum Reichsgericht Prozesse wegen der Wäsche und des Schmudes führen müffen. Der Staatsanwalt hielt den vollen Beweis für intime Beziehungen erbracht und beantragte gegen den Angeklagten E. ein Jahr Gefängnis und Haftbefehl, gegen die Ehefrau vier Monate Gefängnis mit Bewährungsfrist. Nach sehr langer Beratung tam das Schöffengericht unter Vorsitz von Landgerichtsdirektor Lehmann zu einer Verurteilung der beiden AngeFlagten. Der Ehemann E. erhielt sechs Monate Gefängnis, die Ehefrau E. zwei Monate Gefängnis. Der letzteren wurde aber Strafauslegung gegen Zahlung einer Buße von 200 m. bewilligt.
Vor einem Kompromiß in der Ratsfrage. Paris , 16. Februar.( Eigener Drahtbericht.) Ueber die Erweiterung des Bölkerbundsrates findet augenblicklich zwischen den alliierten Rabinetten ein sehr lebhafter diplomatischer Meinungsaustausch statt. Für die Meldung, daß die deutsche Regierung ihre diplomatischen Vertreter im Auslande mit der Mitteilung beauf tragt hat, daß Deutschland sich gezwungen sehen würde, sein Bei trittsgesuch zum Bölkerbund rüdgängig zu machen, falls die Struktur des Bölkerbundes verändert werden würde, liegt feine Bestätigung vor. Die Drohungen dieser Art, in denen sich ein Teil der deutschen Presse ergeht, werden unter diesen Umständen hier nicht allzu ernst genommen. Um so stärkeren Eindruck scheint bagegen hier die englische Opposition gegen eine Randi. batur Bolens gemacht zu haben. In gut unterrichteten Kreisen In gut unterrichteten Kreisen neigt man zu der Auffassung, daß man einem Kompromiß zusteuert, das den Schwierigkeiten dadurch aus dem Wege geht daß man Polen vorerst einen der nichtpermanenten Sitze im Rate zu
erteilen werde.
Vor dem Ausscheiden Belgiens . Brüssel , 16. Februar.( Eigener Drahtbericht.) Die Nachricht, daß der belgische Bölferbundsvertreter ŋmans von seinem Boften zurüdgetreten sei, ist verfrüht. Richtig ist, daß Hymans als liberaler Egaußenminister sich bereits seit längerer Zeit im Völkerbundsrat nicht besonders wohl fühlt und schon mehrfach mit Rücktrittsgedanfen gespielt hat. Er scheint im übrigen zu ver muten, daß Belgien nach diesem Jahre feinen Sik im Bölkerbundsrat mehr erhalten wird. Falls Hymans zurücktritt, wird permutlich be Broudere seinen Siz im Rate einnehmen.
I
Es ist geradezu auffallend, wie milde dieses Gericht die falschen eides. ftattlichen Berficherungen des ehemaligen bayerischen Herrn Hauptmanns und feiner jezigen Frau, geschiedene Frau Staatsanwaltfchaftsrat beurteilt hat. Man wird sich das Urteil merken müssen. Ueberfall völkischer Rowdies auf Reichsbannerleute.
Einen unerhört frechen Ueberfall verübte gestern nacht gegen 412 Uhr ein größerer Trupp Nationalsozialisten auf einige von einer Veranstaltung heimkehrende Reichsbannerleute. Als diese die 3offener Straße an der Ede der Blücherstraße passieren wollten, wurden sie von einer größeren Zahl von völkischen gerade hinzukommende Schupopatrouille griff energisch ein, konnte Rowdys überfallen und mit Knüppeln bearbeitet. Eine Simeonstraße, der der Nationalsozialistischen Partei aber leider nur einen der Banditen, den Schlosser St. aus der angehört, festnehmen. Nach Zeugenaussagen fommt der Berhaftete als Rädelsführer in Frage. Die übrigen Patentpatrioten enttamen beim Erscheinen der Polizei wie gewöhnlich im Duntel der Straße.
Synagogeneinbruch.
Ein Diebstahl wurde gestern morgen in der Synagoge in der Passauer Straße, die viel von Ausländern besucht wird, entdeckt. Das Gotteshaus war vorgestern abend ordnungsmäßig abgeschlossen worden. Spuren eines gewaltsamen Einbruches waren nicht zu finden. Unbekannte Diebe müffen fich abends in einem Altar und aus einem Schrant, den sie aufbrachen, u. a. einen Bersted haben einschließen lassen. Sie stahlen Geräte vom filbernen Leuchter, 30 3tm. hoch, mit der Widmung Mag Kempe", einen 20 3tm. hohen mit der Widmung Julius Lissauer", einen filbernen Kelch, der von der Familie Adolf Knopf" gestiftet ist, eine filberne Gewürzbüchse und ein filbernes Tablett mit 6 fleinen filbernen Bechern. Mitteilungen über das Auftauchen des gestohlenen Gutes an Kriminalfommissar Trettin im Zimmer 98 des Polizeipräsidiums.
Die Freimilch für Erwerbslose.
Die Ausgabe von Milch farten zum Bezuge von Freimilch für die Kinder von Erwerbslosen beginnt beim Bezirksamt Neukölln am Donnerstag, den 18. Februar d. J. Es erhalten täglich Kinder bis zum Alter von 2 Jahren 1 Liter Milch, Kinder bis zum Alter von 6 Jahren% Liter Milch. Den Empfängern von erheben, wird in den Erwerbslosenzahlstellen ein Ausweis über Erwerbslosenunterstüßung, die auf diese Freimilchlieferung Anspruch ihre Erwerbslosigkeit fowie über Namen und Alter ihrer Kinder ausgefertigt. Mit diesem Ausweis begeben sie sich zur zuständigen Säuglings- und Kleinkinderfürsorgestelle und stellen daselbst dem Arzt die Kinder vor, für die sie Freimilch beanspruchen. Säuglinge( bis zu einem Jahr) werden in der regelmäßigen Sprechstunde der Säuglingsfürsorgestellen untersucht, Kleinkinder( 1-6 Jahre) in den besonders hierfür eingerichteten Sprechstunden wochentäglich von 9-11 Uhr vormittags. In den Säuglingsfürsorgestellen werden die Milchfarten für 14 Tage ausgegeben. Bei meiterer Erwerbslosigkeit find nach Ablauf der 14 Tage die Ausweise erneut bei der Erwerbslofenzahlstelle vorzulegen. Reichsarbeitsminister Brauns über die sozialen Probleme.
Der Boltsverein für das Katholische Deutschland hat gestern im Reichstag eine Mitgliederfundgebung abgehalten. Sie sollte die geplante Werbetätigkeit in der Reichshauptstadt einleiten. Führende Mitglieder des Zentrums nahmen an dieser Kundgebung teil, so Dr. Stegerwald und Dr. Lammers. Die Vorträge sollten eine Einber Weihbischoff Dr. Dettmer, Justizminifter Mary, Graf Lerchenfeld, führung in die Arbeitsprobleme des Boltsvereins geben. Als erster prach Stadtbaurat Dr. Adler: Nur ein Drittel bis ein Biertel der Intensität der Sonnenstrahlen dringt durch die Dunst und Staubwollte, die, aus Fabriken und Straßen emporgeschleudert, die Großstadt hermetisch von der Sonne abschließt. 300 000 bis 350 000 Kilogramm Kohlenoryd tönnte man jährlich aus der Luft der Reichsstadt herausziehen. Es ist erklärlich, daß die Lebensdauer des Großstädters durchschnittlich erheblich geringer ist, als die des Landbewohners. Ueber die sozialen Probleme der Großstadt sprach Reichsarbeitsministers Brauns. Das wichtigste foziale Problem ist die Lösung der Wohnungsfrage. Die Wohnungszwangswirtschaft wird heute sehr bekämpft und doch muß fie bleiben. Würde sie aufgehoben, würden wir bald als Mietspreise Wohnungsbau find schwer zu belommen, weil sie sehr langfristig Eummen hören, die unerschwinglich sind. Die Kredite für den sein müssen. Die Frage, ob wir Inlands- oder Auslandskredite für trebite nehmen, müssen eben andere Wirtschaftskreise, denen wir die den Wohnungsbau nehmen, ist gleichgültig. Wenn wir Inlandsinländischen Barmitteln wegnehmen, Auslandskredite aufnehmen. Wenn der Arbeiter schlecht wohnt, wird er erheblich weniger leistungsfähig sein und damit auch die Industrie unproduftiver. Bir haben die Sozialversicherung wieder aufgebaut und fügen neue hinzu, so die Arbeitslosenversicherung, die in Vorbereitung ist. Wir haben Heilstätten gebaut, in denen sich jährlich diese Heilstätten, wenn die Kinder in das alte Elend zurück müssen. Laufende von Kindern zur Erholung aufhalten. Was nügen aber Sehr temperamentvoll und mit eindringlichen Worten die sozialen Zustände geißelnd sprach Dr. Sonnenschein, ein Mann, der tagtäglich das Elend in Berlin mit ansieht und Beispiele in Fülle flagt: Du kaltes, grausames, hartes, anonymes Berlin , wo der anführt, wie unsozial weite Kreise in Berlin leben müssen. Er Mensch hart und kaltherzig an den Leiden seiner Nebenmenschen vorübergeht. Sollte gerade all das Elend, das Anhänger des Zentrums in fo berebten Worten schildern, nicht auch im Zentrum Empörung auslösen gegen unsere Fürsten, die troz alledem aus diesem gequälten Bolle jo unerhörte Summen herauspressen wollen.
Boykampf im Film.
Der berühmte Borkampf Paolino- Diener, der das Tagesgespräch ganz Berlins war, fann jetzt auch von allen nicht Dabeigeweſenen genoffen werden, denn er wurde im Film von Regisseur Abter festgehalten. Es ist kein Film mit wunderbar flaren Bildern, wie man das bei einem für einen Spielfilm gestellten Bortampf gewohnt ist, wo, falls der Regisseur es befiehlt, bei der Aufnahme eine Runde noch einmal ausgefochten werden fann. Bei diefem in den Richard- Oswald - Lichtspielen vorgeführten Film handelt es sich eben um eine bildliche Berichterstattung des Kampfes, und wenn auch zwei Runden fehlen, so birgt sie dennoch für die Borgemeinde außerordentlich viel intereffante Momente. Man bedauerte unwillkürlich, daß man die letzte, fo energisch ausgekämpfte Runde nicht in einer Zeitlupenaufnahme sah.
Ein Opfer grenzenloser Rücksichtslosigkeit wurde gestern abend der 8 Jahre alte Schüler Rudi Ewald aus der Straßmannstraße. Der Knabe befand sich auf der Plattform der Linie 31, als er an der Haltestelle vor dem Hause Petersburger Str. 29 von einem wurde, so baß das unglückliche Rind unter den Anhänger geriet. bisher noch unbekannten Mann heruntergestoßen Der Tod trat auf der Stelle ein. Die Feuerwehr schaffte die fleine Leiche fort. Es wäre notwendig, daß noch nachträglich versucht wird, den Rohling zu ermitteln.
„ Emmingers Strafprozeßnovelle". In dem heute morgen er schienenen Bericht über den Vortrag des Amtsgerichtsrats Karl Neumann ist ein Fehler unterlaufen. Es mußte nicht heißen: Die Vorwürfe, die den Richtern gemacht werden, seien zum größten Teil gerechtfertigt", sondern nicht gerechtfertigt. Das war die richtige Ansicht des Vortragenden.
Bom Brauhaus zum Jugendheim. In Rotenburg an ber Fulda wurde nach einer fürzlichen Nachricht in der Stadtverordnetensizung beschlossen, das tommunale Brauhaus au einem Jugendheim ausbauen zu lassen. Diesem zeitgemäßen Borgeben fann man vom Standpunkt der Jugend- und Volkswohlfahrt aus recht viel Nachfolge wünschen.