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1. Heilage öes vorwärts

Vonnersteg. 18. Februar 1426

Wie viel« haben wohl schon daran gedacht, daß, wenn sie aus dem Betrieb, wo sie arbeiten,.nach Hause' gehen, daß sie dann nur in einen anderen Betrieb, nämlich den ihres Haushalts, gehen? Wie viele Familienväter bedenken wohl, daß sie Betriebsvorstände, wie viele Hausfrauen, daß sie Betriebsleiter sind? Und daß davon, was sie als Vorstände und Leiter ihres Haushaltsbetriebs taugen, im Leben der Völker mindestens soviel abhängt als von Fabrik' dhrektoren und Kaufleuten! haushalten unü Familienleben. Freilich, bei den großen Massen aller kapitalistischen Völker steckt im Haushalten ein Fluch. Der Fluch des ungewissen Morgens, der Fluch des Von>der»Hand-in-den-Mund-Lebens. Tagcsnot und die Tage-fron diktieren, was die Hausfrau, der Hausvater zu tun haben. Das Leben der arbeitenden Massen»zu Hause', ob sie nun wöchentlich, monallich. vierteljährlich ihren Lohn empfangen, es ist zu Ende, wenn der Sohn, der Vater, die Tochter durch Essen und Schlaf die Kräfte.wiederhergestellt' haben für den nächsten Tag, wenn die Hausfrau eingekauft, gekocht, gewaschen, gebügelt, gestopft, geflickt und die Kinder oersorgt hat. Schön euch für den jungen Mann, das Mädchen der Arbeiterklasse die Zeit der Liebe und der ledigen Ungebundsnheit, wenn nur Arbeit da ist und verdient wird. Denken sie ober ans Heiraten, und sind sie verheiratet, so sind sie auch schon Sklaven ihrer Hausholtsforgen. und au» ist's mit dem jugendlichen Frohsinn und der iingebundenheit. Das gottlichste©e« ichenk der Natur, die Liebe der Geschlechter und eigen« Kinder im eigenen Heim, sie werden mit Sorgen bezahlt, die erst aufhören, ein« schwere Bürde zu sein, wenn man stirbt. Kein Wunder daher, daß Mann und Frau vom Arbeiterstand wohl von chrem Hausstand und Haushalt alles kennen, well sie es aber nur mit den Augen der täglichen Sorgenlast kennen, von ihrem Haushaltsbetrieb, von ihren wichtigen Aufgaben als Haushaltsvorstand und Velriebsleiler des Haushalts nicht das mindest« wirklich wissen. Denn dazu haben sie kein« Zeit. Und dennoch walten Gesetze über jedem Haushalt, die mau in ihrer Schwere nur kennen kann, wenn man sie nicht nur io obenhin, sondern wenn man sie genau, in ihrer ganzen schweren Auswirkung kennt. Geletze, die genau so zerstörend wirken für heim und FamIIIcngiück, wenn sie nicht beachkel werden wie die Wirt- ichastsgcsetz? im Industrie- und Stootsleben der Völker, deren Der- letzung in Deutschland z. B. das surchibare Elend der Znslalion und der heutigen Arbellsiosigkeit erzeugt hak. Es genügt nicht zu wissen, daß man sich nach der Decke strecken muß, daß man nicht mehr ausgeben darf, als man einnimmt, daß man nicht am Mitt- woch zu Ende damit fein darf, was für die ganze Woche langen muh. Und dabei ist die Wissenschaft vom Haushalten alles weniger als schwer. Da steht die Wohnungseinrichtung: Küche mit Herd, Negalen, Schrank, Tisch, Stühlen, Koch, und Eßgeschirr. Neinen Küchenmaschinen: da steht das Wohnzimmer, das Schlafzimmer, mit Tischen. Stühlen. Teppich. Vorhängen. Bildern. Vertiko, Sofa uni> Kommode, vielleicht ein Grammophon, Radio, Klavier, Betten, Kleider-, Wäscheschrank mit gutem und neuem, schlechtem und geflicktem In- ) Siehe auchVorwärts' Nr. 33 vom 21. Januar.

halt, Kinderwagen und Wiege, Sorgenstuhl und manchen Neinen Paradedingen: da sind im Keller Kohlen und aus dem Vorraum, aus dem Boden steht ein Fahrrad. Und alles das hat der Lohn ge- schafft vom Mann, oft auch der Frau, und mancherlei geheime und abgebettelte Vorsorge der Hausfrau. Aber wie ist's geschafft wor- den? Auf einmal vielleicht? Und wenn ein neuer Anzug, Mantel, ein Kleid, neue Wäsche, Strümpfe, ein Hut beschafft werden, oder wenn Zuwachs kommt, ein Kind, seine Ausstattung, die Hebammenrechnung, oder die alten Eltern ziehen zu. oder die Kin- der werden erwachsen, müssen getrennt werden, neue Betten sind nötig,«ine größere Wohnung, oder Krankheit kommt ins Haus, oder ein Kleingarten, eine Laube kommen hinzu, die Kinder sollen etwas lernen, die Möbel werden gebrechlich, und so»weiter und so weiter jeder kennt das ja so gut, kommt das alles auf einmal? Gewiß, es wird beschafft, verdient, bezahlt. Aber fragt euch selbst, wie lange ihr als junge Männer, als Mädchen gespart habt dazu, und wenn ihr es abbezahlt habt, wie lange habt ihr euch eingeschränkt dafür! Wie die jüngste und die älteste Hausfrau hier eine Mark und dork eine Mark, von der der Mann nichts weiß, beiseite legt, wie manche Ueberstunde und Nebenarbeit der Mann glücklich willkommen heißt, damit wieder ein Loch zugestopft, wieder ein Stück angeschafst werden kann. So geht's, wenn's gut geht! Aber wie unsägliches Leid ist mit all diesen Dingen verknüpft, wenn's schlecht geht, Krankheit, Kindbett. Leichtsinn, die Wäsche und Betten ins Pfandhaus, die nicht oollabgezahlten Möbel zum Händler bringt und Jammer und Zwietracht ins Haus! Dinge, die lange leben. kosten viel, und leben sie noch so lange, einmal müssen sie ersetzt werden, well sie verbraucht und nicht mehr zu reparieren sind. Der Lohn aber, den die Woche, der Monat, das Vierteljahr bringt, bleibt die Woche, den Monat, das Vierteljahr fast gleich. Und was man für den nächsten Tag braucht an Essen, Trinken, Schlafen und Unterhaltung, um körperlich und feelisch wieder frisch in der Arbeitsfron zu stehen, das muß jeden Tag da fein, jahrein, jahraus, für den Mann, die Frau und die Kinder, trotz Krankheit, Verdienstverlust, Arbeitslosig. keit. Es m u ß da sein. Daß aber die Tagesnahrung da sein muß, und daß lmmer weniger für sie da ist als wünsche da sind, daß aber auch alle die Dinge da sein müssen, die viel Geld kosten, wenn sie auch länger dienen als die Tagesnahrung, und die niemals in einer Woche, einem Monat beschafft und verdient werden können: das ist die schwere Sorge und das schwere Problem des Haushalts und des Haushaltens, die viel schwerer wiegen und schwerer zu lösen sind, als aller noch so guter und redlicher Wille zum Haus- halten, als alle noch so schweren Sorgen und Aufgaben ums Ver- dienen selbst. Genug verdienen ist gewiß schwer, aber richkig haus- halten ist schwerer. Ach ja, es ist wahr, der Knüppel liegt beim Hund, und manchmal hat die Sehnsucht nach Glück und Wohlsein zu Hause dem Pfandleiher, dem Gerichtsvollzieher die Beute aus dem Rachen gerissen. Aber vielmillionenfach ist das Elend der Familien, in denen nicht weniger verdient worden als woanders, wo man sich aber doch nicht helfen tonnte, weil es nie und nirgends langen wollte. Die wirklich glücklichen Familien sind ja die Aus- nahmen. Und wie es in diesem Hause ist, so ist es in jenem, und wie es in dieser Stadt, diesem Volk, so in jener Stadt und jenem Volk, soweit nur das kapitalistische System herrscht in der Welt, in dem wir leben.

.die beste aller Welten. Allerdings, in dieserbesten aller Weiten' kommt es so nicht darauf an. ob die arbeitenden Massen auch glücklich sind, ob ste vom Leben, von ihremizeim' etwas haben. Da muß produziert. Kapital gehäuft, da müssen diewilden Völker erlöst' werden mit europäischer.Kultur' und Zivilisation'. Da müssen die Kinder er- zogen werden für die Fabrik, das Kontor, den Handel, die Banken» da» Warenhaus, um zu produzieren für andere. Kapital zu häufe« für andere. Wer sorgt dafür, daß die Menschen auch haushalten können, glücklich werden können in ihren Familien? Wo ist der Verkünder der Lehre, daß eine Gesellschaft, einen Staat der Teufel holen mag. In dem 90 Proz. aller arbeitenden Menschen, in einem unglücklichen Heim geboren, ein ganzes Leben dem Glücks» träum der wirklich frohen Familie nochiagend, ebenso unglücklich und enttäuscht sterben? Das haushalten ist keine geringere Kunst als die Leitung einer Fabrik, einer Lank, eines Warenhauses. Wer den Haushalt nicht führen kann, kommt mit seinem Lebensglück ebenso unter die Räder, wie der Fabrikdirektor, der Bankier,' der Warenhausbesitzer, nur ist's bei dem Arbeiker für das ganze Lebe« dann au» mik dem Glück. Einen kaufmännischen und einen Industrie- betrieb zu führen sind riesig ausgedehnte Wissenschaften, Unioe» sitäten, Forschungsinstitute, der ganze Staat ist dafür da, eine« Haushalt richtig führen zu lernen aber nichts. Jeder junge Hand» werker, jeder Kausmannslehrling, jede Kontoristin lernt auf der Fachschule kalkulieren, buchhalten, bilanzieren, Warenkunde, Steno» qraphie, Kunden bedienen, alles für den Fabrikbetrieb, die Dank, das Warenhaus. Jede junge Hausfrau muß kalkulieren für den Haus» halt, fürs Einkaufen, jeden Tag und jede Stunde, sie müßte für ihren Haushalt buchhaiten können und selbst Bilanz machen, die Eheleute müßten wissen, genau wie ein Fabritieiter wissen muß. wie lange seine Gebäude, Maschinen, die Transmissionen, die Werk- zeuge leben, wie bald ein Tisch, die Betten, die Küchen- und Woh» nungseinrichtung, die Kleidung verbraucht sind, daß nur die beste Onalikäk von allem immer die billigste ist, daß für die Einrichtung der Wohnung, wenn man sie anschafft oder bis sie verbraucht sein wird, genau so Rücklagen gemacht werden müssen, wie Abschreibungen in der Fabrik. Schluß müßte sein in einer Republik mit dem mili. taristischen und dynastischen Schwindel vom Kindersegen, dem Schwindel aller gokkgewollken Abhänginkciten der Fürsten und ihrer Lakaien. Unser« jungen Männer und Mädchen, die heiraten wollen. sie müßten gedrillt sein aus da» haushaltenkönnen, viel gründlicher und viel besser noch als auf ihren Beruf: denn der Sinn des Berufs und des Verdienens ist das Wohlsein im Heim und in der Familie, ohne daß der Berus und alle Lieb« zu Frau und Kirch hohl wird und leer. haushalte« und üer Sozialksmus. Ist es doch so, daß die gewalligen Kampforganisationen der Ar- beitertlasse zur Verbesserung ihrer Lebenshaltung, deren einziger Sinn ihr Fruchtbarwerden für den Haushall der Arbellermassen ist. kaum je als die wichtigsten Helfer der Hausfrauen und Bäter von den Massen wirklich erkannt und genannt werden. Die Gcwerkschasten. die gar keinen anderen Zweck haben, als den Hausfrauen mehr Geld für dm Hausholl zu verschossen und dem Mann mehr Zeit für Frau

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Gnkel Moses . Roma« vov Schalom Asch . Kusmm vergaß, daß sein« Bürger nicht mehr Bürger von Kusmin waren... doch das bloße Sprechen machte ihnen Freude. Und den Alten zog es zur Wertstatt des Sohnes. Onkel Moses hatte wohl Sam den Austrag gegeben,«r möge den Vater nicht in die Werkstätte hineinlassen-, doch wenn der alte Melnik betmnken war, so hörte er auf niemanden und hatte vor niemandem Furcht, schlug Sam mit dem Gold- knöpf seines Stockes und drang in die Werkstatt ein. Der Pferdedieb, der ich will nicht sagen was, der Fleischerjunge, der will mich nicht hineinlassenl Meines Sohnes Werkstatt ist das, und er will mich nicht hineinlassen.' so iagte er Sam mit dem Stocke weg, lief in die Werkstätte, den Hut oerkchu auf den Kopf gestülpt, und fächelte sich m« feinem roten Taschentuch.Hinaus, Liimp, hinaus, hinaus, so trieb er Sam aus der Werkstatt. Kusmin freute sich über die Niederlage desGouverneurs. Sich laut zu freuen, laut zu lachen, hatte Kusmin Furcht. Denn derGouverneur' konnte sich rächen. So stieß denn einer dem anderen an und zwinkerte chm zu. Wie hat er doch zu Hause geheißen? Rotzbub, nicht? He, du Rotzbub,' schrie der Alte Sam über die Treppen nach. deine Mutter hat bei mir Graupen im Geschäft gestohlen. Ich selb«? habe sie einmal bei der Hand gepackt: aber da in Amerika bist du ein großer Pharao geworden, der Teufel hole dich zusammen mit meinem Sohn und ganz Amerika !' Kusmin schwamm geradezu in Freude; alle Achseln zuckten vor verhaltenem Lachen, und einer stieß den an- deren an-' Siehst du, wie er eingeht?' Allen Judenfeinden wünsche ich das gleiche.' Seme Mutter hat doch bei den Ständen Fleisch ge- stöhlen...' Und man begann, Erinnerungen an das alte Kusmin hervorzuholen und uralle Geschichten auszugraben. Doch mit einem Male verstummte jeder Laut. Kusmin erbebte, wurde starr zu Stein. Kusmin wurde«in« Maschin«, welche die Nadel hiest und nähte. In der Werkstätte erschien Onkel Mcses in eigener Person, die große Schere in der Hand, ohne Rock ; die Ührkette lief über die ganze Breit« seines mächtigen Bauches und gab seiner Erscheinung Slnsehen und Gewicht. Kusmin beugte die Köpfe über die Hosen und nähte.

Onkel Moses ging auf den Vater zu und faßte ihn beim Arm: Vater, komm hinunter!" Ich will nicht. Was willst du mir tun. was? Ich habe keine Furcht vor dir,' schrie der alte Melnik und klopft« mit dem Stock mutig auf den Tisch; er bekam stets Mut, wenn er einige Schnäpse hinter die Binde gegossen hatte. 'Bater, du störst sie bei der Arbeit. Sie müsse allein sein, komm mit mir hinunter,' sonst faßte der Sohn des Baters Hand. Ich will nicht gehen. Ich habe kein« Furcht vor dir. Was bist du eigentlich, ein neuer Pharao, ein Kaiser? Ich habe auch vor dem Polizeihauptmann keine Angst. Ich habe vor niemandem Angst. Ich brauche dich nicht. Was hast du von mir hoben wollen? Was hast du mich hergebracht? Schick mich zurück, ich will wieder heimfahren! Du wirst zurückfahren, du wirst zurückfahren. Komm nur hinunter, Vater, störe sie nicht.' Ich will nicht gehen,' schrie der Alte,ich brauche dich zum Krenreiben,' sein Zorn stieg,dich samt deinem ganzen Amerika . Begräbnisgeld brauche ich nicht von dir, da, da, ich habe es mir von meiner eigenen Arbeit erspart.' Der Alte zieht ein Beutelchen hervor, das er an seiner Brust verborgen hat. Jzier habe ich mein Degräbnisgeld, von meiner eigenen Arbeit. Von dir will ich gar nichts. Schick' mich zurück. Was hältst du mich hier, wie der Pharao die Juden in Aegypten ? Schick uns zurück, laß uns hinaus.aus Aegypten , ich will hier nicht bleiben!' Onkel Moses sann nach, was er tun sollte: Dem Bater brachte er Achtung entgegen. Das war für ihn Ehrensache. Aber vor seinen Leuten beschämt zu werden, vor die er stets im Glänze seiner ganzen Macht trat(was das Geheimnis seiner Autorität bildete), das konnte er nicht dulden. Er fand sich ober bald zurecht und änderte den Ton: Wenn du nicht gehen willst, es muh nicht sein. Allrlght. Bleib' hier bei deinen Landsleuten, unterhalte dich über Kusmin . über den alten Gutsherrn, den Krösus, der siebzehneinhalb Dollar im Vermögen gehabt hat. Bleib hier, bleib nur hier. I liks it, wenn du dich unterhältst,' mit diesen Worten verließ er den Vater. Der Alte rief ihm nach:Wie bist du eigenttich so ein Pharao ' geworden? Wer bist du eigentlich, ha? Der Sohn des alten Melnik. Dein Vater ist ein Säufer, was blähst du dich so auf?' schimpfte der Vater dem Sohne nach. Kusmin traute sich nicht einmal zuzuhören. Onkel

Moses ging zwischen den Nähmaschinen umher und besah die Arbeit. Er war sehr ernst und nachdenklich. Sein Ernst warf Schrecken auf die Landsleute, und sie hatten gar keine Lust mehr, sich der Schimpfwort« des Alten zu freuen. Als Onkel Moses zu Aaron Melniks Arbeitstisch kam, blieb er stehen, steckte die Hände in die Hosentaschen und schaute eine Weile auf Aaron . Du wirst Sam deine Adresse geben. Ich komm« Sonntag zu dir,' sagte dann der Onkel halb für sich und ging mit einem innerlichen Lächeln weiter-, er trat a-.if den Bater zu: Nun, Vater, wirst du jetzt schon mit mir gehen? Komm mit runter. Bater.' Aaron Melnik bsieb ganz verwirrt und erschrocken sitzen. Der Onkel will Sonntag zu ihm kommen, um Mascha zu sehen! Der Onkel zu ihm in die Wohnung! Der Onkel selbst, zu chm in die Wohnung, um Mascha zu sehen! Aaron Melnik und seine Frau Rose richteten denPar> lour' zum Empfange des Onkels her. Das große Bett wurde aus dem Voroerzimmer, in welchem olle schliefen, heraus» geschleppt zerlegt und in einen Winkel gestellt. Der Tisch aus der Küche übersiedelte in denParlour' und wurde mtl dem Pessachtischtuch bedeckt. Die Photographie, welche Aaron und Rosa als Brautpaar unter dem Trauhimmel darstellte, kam an die Wand: die Schwiegereltern, die Eltern beider Ehegatten, zwei fromme Juden mit langen Barten und zwei gute Juden» frai-.engesichter mit Scheitelperücken, achtbare Bürgersleute aus Kusmin . die schon längst auf dem Kusminer Friedhof ihre Ruhe gefunden hatten, wurden an der gegenüberliegenden Wand aufgehängt. Die Hochzeitsgeschenke, soweit sie sich noch in der Familie erhalten hatten, die Gewürzbüchse, zwei kleine Silberbecher und der kristallene Becher für den Propheten Eilahu wurden gereinigt und geputzt, bis sie spiegelblank glänzten, und dann beim Spiegel hingestellt. Die Kinder wurden gewaschen, gekämmt und gestrählt, wie vor Pessach. Feiertagskleidung für alle aber war nicht vorhanden. Besaß ein Kind schon ein Paar ganze Schuhe, so hatte es keine Kleider. Das andere hatte ein Kleidchen, aber keine ganzen Schuhe. So wurde denn beschlossen, zwei Kinder zuver- leugnen', nicht ganz wörtlich, sondern sie zu verbergen, zu verstecken, sie wegzuschicken für die Zeit, da der Onkel da sei; mit den brauchbaren Resten derverleugneten' Kinder sollten die anderen bekleidet werden. Das Los fiel auf Cillt. Sie wurde bestimmt, die Wobnung zu verlassen, und ihre neuen Schuhe prangten an den Füßen ihres jüngeren Schwesterleins Goldele.(Fortsetzung folgt.)