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Der Justizetat vor dem Reichstag .

Scharfe Angriffe der Demokraten. - Justizminister Dr. Marx über den Fall Tirpit.

Der Reichstag setzte gestern den Justiz etat fort. Abg. Dr. Korsch( Komm.) begründet einige Anträge und Ent­schließungen, wonach die Regierung ersucht werden soll, in Einzel­vorlagen die dringlichsten Reformen des Strafrechts, des Strafverfahrens und des Strafvollzugs einzuleiten, weiter die Rassierung der Urteile im Leipziger Tfcheta prozeß, eben so die sonstigen Urteile des Staatsgerichtshofs zu fassieren, die fich gegen die Propaganda für die kommunistische Partei richteten. Schließlich wird ein Gefeßentwurf gewünscht, durch den die Ehe­scheidung erleichtert und die Rechtsstellung der unehelichen Mutter und des unehelichen Kindes verbessert werde.

Abg. Haas( Dem.) erklärt, daß tatsächlich das Vertrauen zur Rechtsprechung in bedentlichem Maße geschwunden sei, es müsse ernstlich geprüft werden, in welchem Umfange die an der deutschen Justiz grübte Kritik berechtigt sei. Aus der Fülle des dazu vorliegenden Materials greift der Redner einige Fälle heraus. In einem Hamburger Blatt wurde dem Reichsaußenminister Stresemann Landesverrat und dem jezigen Reichsjustiz minister Marg antinationale Gesinnung vorgeworfen, Es wurde Klage erhoben und der Angeschuldigte erhielt ganze 100 Mart Geldstrafe. Der Richter, der heute noch amtlert, erklärte, daß die Grenzen berechtigter Kritik nicht allzu sehr über­schritten worden seien. Ganz anders ist man gegen den 2 and ger chtsrat Kroner wegen Beleidigung der Richter im Magde­ burger Ebert- Prozeß vorgegangen.( Sehr richtig!) In einem ande­ren Falle handelt es sich um das völkische Blatt Vaterland" in Hamburg , das in einem Artikel unter der Ueberschrift ,, Der Landesverrat der Kardinale" den Kardinal Faulhaber einen verschlagenen Diplomaten und Intriganten genannt hat. Der Redakteur wurde freigesprochen, weil er nach Ansicht des Hamburger Einzelrichters in Wahrung berechtigter Interessen ge­handelt habe.( Hört, hört!)

würden!

Weite Kreise der Republikaner haben das Gefühl, daß fie vor den Gerichten nicht mehr Recht finden fönnen. Nur in Baden sei es damit noch etwas besser bestellt. Außen­politisch sehe uns die deutsche Rechtsprechung fortwährend in Berlegenheit. Bezeichnend dafür sei besonders der Fall Wandt. Die sehr merkwürdige Begründung des Urteils set nur dadurch zu verstehen, daß das Reichsgericht fünftlich nach Gründen ge sucht hat. Stand doch die lächerliche Ansicht darin, daß wir im nächsten Krieg wieder gegen Belgien zu kämpfen haben Troßdem in der Sache der Schwarzen Reichswehr nach Meinung des Reichswehrministers nichts zu verheimlichen war, ift man mit Landesverrats prozessen gegen die Verbreiter von Mitteilungen über die Schwarze Reichswehr vorgegangen. Auch das Verhalten der Gerichte in den Fememord. prozessen müsse im Ausland den Eindrud entstehen lassen, als ob wir etwas zu verheimlichen haben. Bei dem Berliner Feme mordprozeß fragte jedermann: Wer sind die hintermänner? Warum hat das Gericht nichts unternommen, um diese Hintermänner festzustellen. Die Ansicht müsse doch gestärkt werden, als ob das Gericht nicht lediglich das Recht zu wahren gesucht hat. Es war die Aufgabe des Gerichts, die Verhandlungen so zu führen, daß volles Licht über die Angelegenheit verbreitet wird.

Man hat nicht einmal die kriminalbeamten vernommen, die wichtige Aussagen hätten machen können. Es herrschte eben der Wille, fein Licht in die Hintergründe des Prozesses dringen zu laffen.( Sehr richtig!)

Richter durchzuführen, seien schlecht möglich, denn wohl selten sei doch ein Urteil so töricht abgefaßt, daß auf disziplinarischem Wege dagegen vorgegangen werden könnte.

Abg. Dr. Mofes( Soz.)

begründet eine Interpellation, die bereits im Januar des vorigen Jahres eingebracht worden ist und in der die Regierung folgendes gefragt wird:

Seit Monaten wird dem Großadmiral o. Tirpit, Reichstagsabgeordneten und Ehrenvorfizenden der deutsch­nationalen Reichstagsfraktion, öffentlich vorgeworfen, er habe sich widerrechtlich amtliche Dokumente angeeignet und sich Abschriften solcher Dokumente beschafft, um sie schrift­stellerisch zu persönlichen Zwecken zu verwerten.

Hat die Reichsregierung ermittelt, ob im Reichswehr­minifterium, Marineabteilung und im Auswärtigen Amt wichtige amtliche Schriftstücke fehlen und sich im Besiß des Großadmirals v. Tirpitz befinden?

Hat die Reichsregierung ein Ermittlungsverfahren wegen widerrechtlicher Aneignung amtlichen Materials veranlaßt?

Hat die Reichsregierung Sicherungen getroffen, daß Groß­admiral v. Tirpit amtliches dokumentarisches Material ohne Erlaubnis der zuständigen Behörden nicht mehr per­öffentlicht?

Im vorigen Jahre wurde uns erst vom Reichswehrministerium gejagt, ihnen gehe diese Sache nichts an, weil die Atten des Reichs­marineamts in das Reichsarchiv übergeführt worden seien. Beim Etat darauf antwortete Herr Schiele im Ausschuß, daß sich das Reichs des Ministeriums des Innern stellten wir die Anfrage noch einmal, fabinett als solches mit der Sache beschäftigt und beschlossen habe, fie dem Reichsjustizministerium zu übergeben. Nun fragen wir jetzt zum drittenmal, wie es mit dieser Angelegenheit steht. Es lichen Lebens steht, gegen den fortgefeht die schwere Beschuldigung handelt sich hier um einen Mann, der im Vordergrund des öffent. erhoben wird, er habe sich widerrechtlich in den Befiz amtlicher Dokumente gesetzt und sie zu seinem persönlichen Vorteil benutzt. Er hat es bisher nicht für notwendig befunden, sich dazu zu äußern. Dabei ist zu bedenken, daß diese Anschuldigungen zu erst von alttonservativ- deutschnationalen Kreifen erhoben worden sind. Herr Baeder von der Deutschen Tages. deitung" hat zur Entlastung des Herrn v. Tirpiz darauf hin­gewiesen, daß die Dokumente ja vom Auswärtigen Amt veröffent­licht werden sollten, daß Tirpitz also kein Vorwurf treffe.

Als Fechenbach das fat, was vor dem Herr v. Tirpih in großem Umfange getan hat, nämlich Aften, die veröffentlicht werden follten, an sich zu nehmen, wurde er wegen Beseitigung und Unterschlagung öffentlicher Dokumente außerordentlich schwer bestraft.

Parteinachrichten

Einsendungen für diese Rubrik find Berlin SB. 68, Sindenstraße 3,

für Groß- Berlin

ffets an das Bezirkssekretariat, 2. Sof, 2 Trev. rechts, au richten.

6. Kreis Kreuzberg . Heute, Donnerstag, den 18. Februar, Gihung der Ob­leute der Kommunalen Rommission abends 7 Uhr im Restaurant Rur Schneekoppe", Nostia-, Ede Arndtstraße. Jede Abteilung muß vertreten fein. Freitag, den 19. Februar, abends pünktlich 7 Uhr, bei Mindler. Dieffenbachstr. 54, Gikung des erweiterten Kreisvorstandes.

7. Kreis Charlottenburg . Sonnabend, den 20. Februar, abends 7% Uhr, im Jugendheim Rosinenstr. 4, Gigung der Jugendkommission. Besondere Ein­ladungen erfolgen nicht.

11. Kreis Schöneberg- Frieben an. Seute, Donnerstag, den 18. Februar, nach­mittags 4% Uhr pünktlich, bei Will, Schöneberg , Martin- Luther- Str. 69, Versammlung aller erwerbslofen Genoffinnen und Genossen, 13. Kreis Tempelhof , Mariendorf , Marienfelde , Lichtenrabe. Die fitr beute, Donnerstag, den 18. Februar, angefeßte Gigung findet nicht in Marien­ dorf , sondern in Tempelhof , Dorfstr. 42, statt. Freitag, den 19. Fe bruar, abends pünktlich 7% Uhr, in Mariendorf , Enzeum, am Bahnhof, Kreismitgliederversammlung. Vortrag: Das Heidelberger Programm". Referentin Clava Bohm- Schuch, M. d. R. Alle Genossinnen und Ge noffen müssen unbedingt erscheinen.

14. Kreis Neukölln . Arbeiterwohlfahrt: Freitag, den 19. Februar, abends 7% Uhr, im Jbeal- Rafino, Weichselstr. 8-9, Gigung aller Wohl fahrtspfleger und pflegerinnen sowie der in der Jugendpflege tätigen Genoffinnen und Genossen. Vortrag: Jugendwohlfahrt". Referent Stadtrat Schneider. Erscheinen ist Pflicht.

15. Kreis Treptow . Freitag, den 19. Februar, vormittags pünktlich 10% Uhr, bei Jmberg, Oberschöneweide , Wilhelminenhofstr. 34, Bersammlung aller erwerbslosen Genofsinnen und Genossen. Erwerbslose, durch Bartel genoffen eingeführt, haben Zutritt.

17. Streis Lichtenberg. Bildungsausschus: Sente, Donnerstag, ben 18. Fe bruar, abends 7% Uhr, in der Bibliothet Weichselstr. 28, Bortrag bes Genoffen Otto Meier , M. b. 2.

20. Rreis Reinidendorf. Freitag, den 19. februar, abends 7 Uhr, im Heinen Gigungsfaal des Rathauses Wittenau, Sigung des erweiterten Kreisvor Standes,

Heute, Donnerstag, den 18. Februar:

85. Abt. Tempelhof . Die heutige Fraktions- und Bilgerbeputiertenthuma findet in Tempelhof , Dorfftr. 42, ftatt.

Morgen, Freitag, den 19. Februar:

8. t. 8 Uhr bei Sebler, Georgenfirdystr. 36, wichtige Funktionärsthung. 6. 6. 7 Uhr bei Dobrohlam, Swinemünder Str. 11, Funktionärfikung. Die Elternbeiräte der Abteilung werden dringend gebeten, an diefer wich tigen Gigung ganz bestimmt teilzunehmen.

33. Abt. Die Genoffinnen und Genoffen werden gebeten, abends 8 Uhr die Lichtspiele in der Warschauer Str. 42 zu besuchen. Borführung des Films Freies Volf". Gorgt für guten Befuch.

88. Abt. Marienborf. An der Kreisvertreterversammlung am Freitag, ben 19. Februar, abends 7% Uhr, im Enzeum, Ringstraße( Barade), nehmen außer den Kreisvertretern sämtliche Funktionäre der 86. Abteilung tell.

38. bt. Die Listen für die Borwärts"-Agitation miffen bis spätestens wik, Balifadenftr. 69, Queraeb. 4 Tr., eingehen.

Montag, den 23. Februar, beim Abteilungsleiter oder beim Genossen Matto 122. Abt. Biesborf. Freie Schulgemeinde: Unterhaltungsabend am Sonnabend,

den 20. februar, abends 7% Uhr, bei Borath, Marzahner Str. 81. Bor toog, Realtationen. Lieder zur Laute, Mufit und Bücherverlofung. Eintritt fret. Gäste herzlichst willkommen.

Petershagen . Sonnabend, ben 20. Februar, abends 8 Uhr, bei Grafmann, Dorfstvake, Bortrag des Studienrats Genossen Marquardt: Geschichte der Sohenzollern". Berschiedenes. Gäfte willkommen.

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Achtung! Sonnabend, den 20. Februar, abends 7 Uhr, Vorführung bes Films Unfer Ronfum" in der Aula der Gemeindeschule Friedenau , Offen bacher Str. 5a, Ede Laubacher Straße. Eintritt für Erwachsene 50 Bf. Rarten find in der Abgabestelle Moselstr. 7 zu haben.

Donnerstag, ben 18. Februar, abends 8 Uhr, Elternverfammlung in der Schule Arbeitsgemeinschaft der Kinderfreunde und Freie Gdlgemeinde Schönebem. ( Aula), Feuriaftr. 56-57. Bericht unferer Charlottenburger Freunde der welt lichen Schule. Freunde und Gönner derfelben find befonders eingeladen.

Jungsozialisten. Gruppe Charlottenburg : Seute, Donnerstag, den 18. fe bruar, abends 7% Uhr, im Jugendheim Rosinenſtr. 4, Bortrag: Sosialistische Außenpolitik". Gruppe Neukölln II: Donnerstag, den 18. Februar, abends 7% Uhr, im Jugendheim Schierke, Ede Jliestraße, Bortrag über Unter nehmungsformen und Unternehmerverbände". 18. Februar, abends 84 Uhr, im Sozialwissenschaftlichen Klub, Wilhelm­Bereinigung sozialdemokratischer Studenten. Seute, Donnerstag, ben fraße 48, 3 Tr., politischer Ausspracheabend. Genosse Bücher spricht über Reparationsfrage". Frauenveranstaltungen:

Die Deutschnationalen haben inzwischen von einem Zusammen. bruch der Heze" gegen Tirpik gesprochen. Davon fann aber feine des Tatbestandes kommen. Nach§ 11 des Beamtengeseges Rede sein. Man fann zu dieser Auffassung nur durch eine Fälschung darf sich kein Beamter amtliches Material aneignen und in seinem eigenen Interesse verwenden, auch nachdem das Dienstverhältnis bereits gelöst worden ist. Eine ärgere Verlegung des Be­amtengesetes gibt es nicht, als wenn die geheimsten Dokumente ohne Erlaubnis der Behörden, wie Herr Tirpiß es getan hat, veröffentlicht hat. Wir kennen ja die Motive des Herrn Tirpit. Es würde schon etwas geholfen sein, wenn die deutschen Richter die Er wollte dem Auswärtigen Amt zuvorkommen Zeitungen verschiedener Parteirichtungen lesen würden, damit sie sich und die schwersten Angriffe gegen andere Stellen richten, um sich Baronsti, Bafteurfte. 6, 3. Rurfusabend: Einführung in den Gozialismus. nicht einseitig nach einer politischen Richtung hin orientierten. Die selber wegen seiner Beteiligung an der Kriegsführung zu entlasten. Richtervereine würden sich ein großes Verdienst erwerben, wenn sie Dazu hat er schon im Kriege und auch im Frieden ein umfangreiches in dieser Hinsicht auf ihre Mitglieder einwirtten. Die Länder Privatarchiv angesammelt, um es später verwerten zu können. Wir müßten die Möglichkeit haben, die Urteile der Gerichte nachzuprüfen. erwarten jetzt restlose Aufklärung dieser Sache. Sollte sie jetzt nicht Aber auch die Personalreferate der Justizverwaltungen der Länder gegeben werden, so werden wir sie noch einmal bei der Beratung müßten mit Männern besetzt werden, auf die man sich verlassen des Haushalts des Innenministeriums vorbringen, und zwar bei tönne. Schließlich sollte man auch disziplinarisch schärfer als bisher Gelegenheit eines Zentrumsantrags, der bei der Auflösung des vorgehen.( Abg. Kahl: Wo bleibt die richterliche Freiheit?) Herr Archios im Interesse der Geschichtsschreibung der Schuß der amt Abg. Kahl, nemmen Sie einen anderen Weg, daß wir zu besseren lichen Dokumente verlangt. Wer bis jetzt die deutsche Geschichts­Berhältnissen kommen!( Abg. Kah1: Die Republit muß sich überschreibung geschädigt hat, das können wir ruhig der Geschichte selbst all Bertrauen erwerben!) Solange fönnen wir nicht warten! Es ist überlassen. notwendig, Kritik an der Justiz zu üben, aber

wo bleibt die richterliche Freiheit, wenn einem Sozialdemo fraten von einem Gericht das Recht abgesprochen wird, von objektiver Klaffenjuftiz zu reden!

Wir müssen dafür sorgen, daß die deutsche Rechtsprechung wieder Vertrauen im Bolte gewinnt.( Beifall.) Abg. Hampe( Wirtsch. Vgg.) wendet sich gegen den Antrag, die Beteiligung von Beamten am Zweikampf mit Dienstentlassung au

bestrafen.

Abg. Emminger( Bayer. Bp.) verteidigt seine Jufti ,, reform ": Für das von dem Redner verordnete Güteverfahren im Zivilprozeß habe sich der Rechtsausschuß mit 18 gegen 8 Stimmen ausgesprochen, der Ueberwachungsausschuß habe ihm einstimmig zu­gestimmt. Es sei falsch, die ganze Last der Verantwortung für das Güteverfahren auf die Emminger- Berordnungen" abzuwälzen. An und für sich sei der Gedante des Güteverfahrens eine hohe Idee, selbst wenn es sich seither nicht bewährt haben follte. Dem Abbau der Justizverwaltung in den Ländern würde man in Bayern den heftigsten Widerstand entgegenseßen. Bei der Frage der Herabsehung der Gerichtsgebühren werde man auch einer Ermäßigung der Anwaltsgebühren näher treten müssen. Es müffe eine höchfte Rechtsinstanz geschaffen werden, die nachzuprüfen habe, ob die im Reichsfag befchloffenen Geseze mit der Berfaffung in Uebereinstimmung feien. Es müffe die Staatsautorität untergraben, wenn diese Aufgabe, wie bisher, den einzelnen Gerichten überlassen bleibe. Redner wendet sich gegen die Kritik des Abg. Levi.( Bei­

fall rechts.)

Reichsjustizminister Dr. Marg:

Namens der Reichsregierung beantworte ich die in der Sache Tirpig vorliegenden Interpellationen wie folgt: Großadmiral von Tirpig hat in seinem Ende 1924 erschienenen Wert eine Reihe bisher Auswärtigen Amts und des Reichsmarineamts veröffentlicht. Eine unbekannter amtlicher Schriftstücke aus dem Geschäftsbereich des Prüfung ergab folgendes: Die aus dem Bereich der früheren ständigen Stelle vorhanden. Auch die Schriftstücke des Auswärtigen Marineverwaltung abgedruckten Urkunden sind sämtlich bei der zu­fehlt der Bericht des deutschen Betschafters vom 13. März 1909 Amts befinden sich mit einer Ausnahme in dessen Händen. Es an das Auswärtige Amt, der dem Kaiser vorgelegt wurde. Herr von Tirpih selbst hat erklärt, er habe sich von den Urkunden des Reichsmarineamts Abschriften für persönlichen Gebrauch herstellen laffen und diese zu seinen Privataften genommen.( Lebhaftes hört! hört! lints.)

Hiernach kommt eine widerrechtliche Aneignung amtlicher Ur­funden, die zur Einleitung eines amtlichen Ermittlungsver­fahrens hätte Anlaß geben können, nicht in Frage.

Es

Es handelt sich auch um feine Atenstücke, deren Geheim­haltung für das Wohl des Deutschen Reiches und der Länder aus Gründen der Landesverteidigung nötig gewesen wäre. handelt sich um Attenstücke, die auch in die Veröffentlichungen des Auswärtigen Amts aufgenommen werden fellten. Eine Ber= öffentlichung von Staatsgeheimnissen liegt also nicht vor. Maßnahmen disziplinarischer Natur kommen deswegen Abg. Dr. Frid( Wölf.) begründet einen Antrag, wonach et nicht in Betracht, weil Herr v. Tirpitz darcals aus dem Reichsdienst Notgesez zur Regelung der ftrittigen Berfassungsausgeschieden war und pensionierte Beamte und Offiziere nicht mehr der Disziplinarftrafgewalt des Reichs unterliegen. Ob auch ehe­fragen geschaffen werden solle. Abg. Heuß( Dem.) begründet eine schon im Januar 1925 einmalige Offiziere und Beamte wegen unbefugter Beröffentlichung von Aftenstücken zur Verantwortung zu ziehen sind, wird bei der gebrachte Interpellation, die die Regierung fragt, welche Maßnahmen neuregelung des Beamtenrechts entschieden werden. fie zu ergreifen gedente, um der unbefugten Veröffentlichung amt­licher Attenstüde, Dokumente und Dienstforrespondenz durch ehe­Abg. Treviranus( Dnat.) erklärt, es sei zu begrüßen, daß durch malige Reichsbeamte oder Difiziere entgegenzutreten, Reichsbeamte die Antwort des Ministers der Schlange der Berleumdung gegen und Offiziere, die fich folche Handlungen haben au Schulden tommen Tirpig der Kopf zertreten fei. laffen, zur Rechenschaft zu ziehen und das Reich wieder in den Besitz der widerrechtlich angeeigneten Schriftstücke zu sehen. Die Interpellation ist aus Anlaß des Falles Tirpig entstanden, das ministerium Schiele hat nichts getan, um diese An­gelegenheit aufzuklären.

Reichsjuftizminister Dr. Marg erklärt zu einem von Abg. Lüders vorgetragenen Fall, daß er grundsäglich auf dem Standpunkt steht, daß das Recht der Frauen, an allen Gerichten als Beisitzer teilzunehmen, gewährt werden müsse.

Ein Gefehentwurf über die Einfehung eines befonderen Gerichts­hofes zur Entscheidung über Verfassungsfragen liege bereits vor, er fei jetzt dem Kabinett zugegangen. Die Frage der rechtlichen Stellung der un ehelichen Rinder soll in einer besonderen Borlage behandelt werden. 3ugegeben sei, daß in manchen Fällen die republikanische Berfaffung von Richtern nicht geachtet morden sei. Aus dem Hamburger Urteil habe der Minifter die Folgerung gezogen, daß er folche Strafanträge nicht mehr ftellte.( Lebhaftes hört, hört!) Disziplinarverfahren gegen

Abg. Graf zu Revenflow( Bölk.) führt aus, Erzberger habe fich seinerzeit mit Tirpiz geradezu identifiziert. Tirpiz fei eine historische Persönlichkeit, seine Angreifer seien hysterische Persön lichkeiten.( Beifall rechts. Unruhe links.)

Abg. Sonner( 3.) wendet sich im Interesse des Handwerts gegen die Konkurrenz der Gefangenenarbeit.

Reichsjustizminister Dr. Marg betont die Notwendigkeit, die Strafgefangenen zu beschäftigen.

Damit schließt die Aussprache. Das Ministergehalt wird bewilligt.

Ein Zentrumsantrag auf Ermäßigung der Gerichtskosten wird angenommen.

Am Schluß der Sigung wurden entsprechend dem Ausschuß­anfrage die offen für den Staatsgerichtshof zum Schuhe der Republik gestrichen.

Die weitere Spezialberatung wird um 8% Uhr auf Freitag, 1 Uhr, vertagt. Auf der Tagesordnung steht außerdem der Haus halt des Reichsarbeitsministeriums.

25. t. Beute, Donnerstag, den 18. Februar, abends 8 Whe, Bell Referentin Stadtverordnete Minna Todenhagen .

110. Abt. Grfinau, Freitag, den 19. Februar, abends 7% Uhr, bei Berner, Röpenider Str. 126, Bortrag: Arbeiterdichter". Bortragender Theo Maret.

Sterbetafel der Groß- Berliner Partei- Organisation

77. bt. Schöneberg. Der Genoffe Mar Schüler, Golfte. 12, tft and mittags 4 Uhr, im Krematorium Wilmersdorf .

15. februar verstorben. Einäfcherung am Freitag, den 19. februar, nach

95. Abf. Neukölln. Unser Genoffe Kart Scholz, Gerichtsvollzieher, bruar, nachmittags 5% Uhr, im Krematorium Baumschulenweg.

Sermannstr. 57, ist verstorben. Einäicherung am Donnerstag, den 18. e

Jugendveranstaltungen.

Funktionärschulungstage für Werbebezirksleiter, Abteilungsleiter, Bibliothebare und interessierte Genossen. 1. Tag: Gonntag, den 21. Fe bruar, vormittags 9% Uhr, im zentralen Jugendheim, Lindenstr. 3. Genoffe Dr. Nathan spricht über Einführung in die schöne Literature". Pünktliches und vollzähliges Erscheinen ist Pflicht.

Heute, Donnerstag, den 18. Februar, abends Uhr:

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Norben: Schule Putbusser Str. 3. Alt- Berliner Sumor". Südwest: Jugendheim Lindenstr. 3. Vortrag: Die Individual- Pfychlogie A. Adlers und sozialistische Erziehung". Friedenau : Jugendheim Offenbacher Str. 5a. Bortrag: Die französische evolution" Schöneberg III: Jugendheim Haupt

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froaße 15. Bortrag: Sozialismus", 2. Teil. Rehlendorf: Südschule, Wilhelm straße. Vortrag: GAJ. und RJ." Erkner : Jugendheim auf der Rundfied Iung. Bortrag: Die Entstehung der SAJ. in Ertner".

Vorträge, Vereine und Versammlungen. Reichsbanner Schwarz- Rot- Gold". Gefäftsstelle: Berlin G. 14, Gebaftianftr. 37/38, Sof 2 St. Webbing: Hamburg - Fahrer So., d. 20., nachm. 2 Uhr, Antreten bes Müller, Uferstr. 12. Friedrichshain : Sonntag, den 21., vorm. 8 Uhr, Küftriner Blak mit Musik und Fahnen. 80 Bf. Fahrgeld. Jugendliche Schöneberg - Friebenan: Samburg- Fahrer So., d. 20., nachan. Fahrschein. empfangen Fahrkarten usw. Fr., b. 19., nachm. 5-7 Uhr bei Ram. Ahronheim, 2 Uhr, Raifer- Wilhelm- Plak. Steglig- Lichterfelbe- Lankwig: Samburg- Fahrer Steglik, Birkbufchstr. 9, oder So, b. 20., nachm. 2% Uhr, Lehrt. Bhf. Weißenfee: Do., d. 18., abends 8 Uhr, Berf., Grüner Baum. Co., b. 20., abends 8 Uhr, Antreten Grüner Baum. Gämtliche Aktiven ohne Banner Kleidung. Röntgenthal: Go., b. 20., abends 8 Uhr, Mitgl.- Berf.. Lokal Bafener.

Der Arbeiter- Schachklub Neukölln II hält feine Spielabende jeben Donners tag 8 Uhr im Lokal von Kell, Pannierstr. 40, ab, wozu Gäste herzlichst will tommen find. Anfänger erhalten tostenlos Unterricht.

Reichsbund der Kriegsbeschädigten, Kriegsteilnehmer und Kriegerhinter bliebenen. Abt. Kreuzberg : Freitag, 19. Februar, 8 Uhr, im Gewerkschaftshaus Engelufer, öffentliche Bersammlung. Bundesvorfikender Genosse Marote spricht überfürftenabfindung und die Bersorgung der Kriegsopfer".

Freie Bereinigung von Sternfreunden, Berlin . Sonnabend, 20. Februar,

7% Uhr, bei Freund, Salenfee, Bestfälische Str. 27a, 1 Tr., Bortoag des Bor

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figenden: Der Sinus und Rosinus in der Astronomie".

Der Charlottenburger Männerchor 1897"( Dirigent Mag Bachsmann) gibt am 21. februar in Ahlerts Festfälen, Berliner Str. 88, ein Ronzert mit an fchließendem Ball.

Berein der Pfälzer in Berlin , e. B. Sonntag, 21. Februar, 4 Uhr, Jahres feft als Pfälzer Rerwe" mit offenem Wein, Wurst, Brekeln, in den Rammer fälen, Teltower Str. 1-4( Sallesches Tor). Eintrittskarten 2,50 M. Karten durch die Geschäftsstelle Berlin- Schöneberg, Eisenacher Str. 58. Stephan 9039. Arbeiter- Rabio- Klub Deutschlands , e. V., Oranienftr. 182. Abt. Prenzlauer Berg : Donnerstag. 18. Februar, 8 Uhr, Kopenhagener Str. 9, Vortrag: Elementarbegriffe der Radiotechnik". Abt. Schöneberg : Donnerstag, 18. Fe bruar, 8 Uhr, bei Botrak, Gedanstr. 53, 1. Fortsehungskursus: Detektor: 2. Aubion mit Rüdtopplung und Sochfrequenzverstärker. Am 20. Februar in den Colibri- festfälen, Schöneberg , Martin- Luther- Str. 69, Werbeveranstaltung. Ausstellung felbstgebauter Apparate. Abt. Lichtenberg : Freitag, 19. Februar, 8 Uhr, bei Lent. Weichfelftr. 11, Bastelabend. Abt. Geräte mitbringen. Wilmersdorf : Freitag, 19. Februar, 8 Uhr, bei Cisielski, Auguftaftr. 18, Eingang Barezer Straße, zwanglofer Bastelabend. Das Erscheinen der Mitglieder ist Pflicht. Apparate mitbringen. Bezirk Neukölln : Freitag, 19. Februar, Mit aliederversammlung im Reſtaurant Sempe. Leifing, Ede Brins- Sandiery- Straße.

Gäste willkommen.