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müffe. Aber diese Polemik richtet sich ebenso fehr an die Adresse Deutschlands , dessen Bedenken er damit zu beschwich tigen versucht.

In der Sache selbst scheint er aber für die Vermehrung der Ratssitze zu plädieren, ohne allerdings auf die Frage deutlich einzugehen, ob die Zahl der ständigen Size erhöht werden soll. Auch berührt er nicht den Punkt, ob eine solche Erweiterung jezt oder später erfolgen soll.

Die Rede fchließt mit einer freundschaftlichen, aber ent schiedenen Mahnung an die Reichsregierung, feine übereilten Schritte zu tun, und sich nicht unter Berufung auf Locarno einem polnischen Ratssitz zu widersetzen.

Alles in allem fieht man nach dieser Rede Chamberlains weniger klar, denn zuvor, und die Behauptung der Times" vor vier Tagen, daß die Frage erledigt" sei, stimmt mit den Ausführungen des Außenministers kaum überein.

400 Unterhausmitglieder gegen Ratserweiterung. London , 24. Februar.( Eigener Drahtbericht.) Im Parlaments­ausschuß der englischen Liga für den Bölkerbund, dem über 400 Mit­glieder des Unterhauses angehören, führte Genosse Tom Shaw als Sprecher der anwesenden Abgeordneten der Arbeiterpartei zur Unterstützung einer Entschließung gegen die Vermehrung der stän­digen Ratssize u. a. folgendes aus: Auch ohne einen ständigen Ratssitz habe Polen nichts zu fürchten. Aber vom Standpunkt des Böllerbundes aus würde eine Erweiterung des Rats eine ausge sprochene Schwächung bedeuten. Ein solches Vorgehen würde nicht nur von Deutschland , sondern von der ganzen Welt als eine Verlegung des Geistes von Locarno beurteilt werden. Würde Bolens Wunsch erfüllt, so könnte jedes andere Land im Often Europas ebensogut einen ständigen Ratssitz beanspruchen. Sämtliche drei Parteien des englischen Parlaments, meinte Tom Shaw, hätten Anlaß, sich hinter den Außenminister zu stellen und darauf zu bestehen, daß zurzeit außer Deutschland fein neues Mitglied aufgenommen werde. Dies würde Chamberlain in die Lage versehen, nach Genf mitzuteilen, daß im britischen Parlament ohne Rücksicht auf die Barteien Einhelligkeit darüber bestehe, daß Deutschland allein Aufnahme findet.

Der hierauf erfolgten einstimmigen Annahme einer Entschließung, die eine Ratserweiterung über Deutschland hinaus ablehnt, wird in den politischen Kreisen Londons insofern besondere Bedeutung zuge sprochen, als dadurch in Frankreich Klarheit darüber ge­schaffen wird, daß die Gegnerschaft gegen eine Aufnahme Bolens in England nicht das Wert der Opposition, sondern die auf faffung aller politisch Verantwortlichen ist. In diesem Zusammenhang gewinnen auch die Feststellungen der Times" Bedeutung, deren Leitartikel in der Feststellung gipfelt, die öffentliche Meinung Großbritaniens werde eine derartige Verletzung des Geistes von Locarno niemals dulden.

Nintschitsch in Rom .

Der serbische Außenminister Nintschitsch hat plötzlich be. schlossen, nach Rom zu fahren, um sich von dort nach Genf zu be­geben. In römischen Kreisen verzeichnet man diese Nachricht mit großer Genugtung, weil Nintschitsch angeblich mit Mussolini die für Jugoslawien durch Locarno und den Eintritt Deutschlands gefchaffene Lage besprechen will.

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Amnestie im Dolchstoßprozeß. München , 24. Februar.( Eigener Drahtbericht.) Durch Beschluß des Amtsgerichts München wurde nunmehr entschieden, daß der fogenannte Dolchstoßprozeß( Co ßmann gegen Genoffen Gruber von der Münchener Post") unter die am 21. Dezember in Kraft getretene Amnestie fällt. Infolgedessen wird die Geldstrafe von 3000 M., zu der Genosse Gruber verurteilt worden ist, auf= gehoben. Ueber die Kostenfrage ist zwischen den beiden streiten. den Teilen außergerichtlich eine besondere Vereinbarung getroffen worden, nach der die erstattungsfähigen Kosten und Aus­lagen je zur Hälfte geteilt werden.

Moskauer Debatten.

Ueber die Politik der deutschen Kommunisten.

Die Bolschewifi haben ihre deutschen Agenten zum Appell nach Moskau berufen. Das Ganze nennt sich erweiterte Shung des Etti und ist in Wirklichkeit nur eine Inftruf­tionsstunde. Da sich bei den deutschen Arbeitern die Diskussion noch nicht so glatt abmürgen läßt wie in der ruf fischen Partei, so werden wohlstilisierte Bruchstücke der Debatten in der Roten Fahne" abgedruckt. Die Rote Fahne " wird sicher feststellen, daß es an unserer hoffnungslosen mensche­wistischen Idiotie liegt, wenn wir feststellen müssen, daß es uns nicht möglich ist, aus diesen Berichten flug zu werden. Wir sehen nicht, was die Kommunisten im Augenblick eigentlich bestimmt wollen. Bielleicht liegt es aber auch daran, daß die Kommunisten selbst nicht wissen, was sie wollen. Aus der Debatte fann man jedenfalls nur ganz vage Schlüsse ziehen. Offenbar bleibt die Parole für die nächste Zeit noch: Rampf gegen die Ultralinten. Wie lange es aller­dings bei diefer Parole bleibt, läßt sich noch nicht übersehen. Für die deutschen Kommunisten wird sehr bald eine schwierige Beit kommen. Die Welle der Hoffnungen auf die Erfolge des neuen Kurses hat mindestens stimmungsgemäß ihren höhe punft überschritten. Der Kazenjammer wird nicht schon jetzt deutlich die Anzeichen dafür, daß er kommt. Das ausbleiben und für den aufmerksamen Beobachter mehren sich Reflamegefchrei der Roten Fahne" fann jedenfalls die innere Schwäche der KPD., die sich auf den Widerspruch zwischen Wollen und Können, zwischen revolutionären Redensarten und opportunistischen Taten ergibt, nicht hinwegtäuschen. Bei den Debatten in Moskau sind solche Stimmungs­momente beutlich zu spüren. Ein Bertreter der Berliner Organisation erflärt z. B.( wörtlich!), daß Scholem und Rosenberg nicht ermächtigt sind, für die Weddinger Opposition zu sprechen". Die Beddinger" haben ihre Parteitheorie für sich. Sie sind mit allen unzufrieden, und wahrscheinlich auch mit sich selber. Höchstens be­mit der Zentrale, mit Ruth Fischer , mit Scholem Scholem führt ein allerliebstes Eiertänzchen auf. Er dauern sie, daß Iwan Ka Beine Dummheit" gemacht hat. ist nicht ultralints, beileibe nicht( denn das ist nicht 3med mäßig), er ist nicht rechts( denn der Kommunismus hätte ja gar keine Lebensberechtigung, wenn er nicht gegen rechts fämpfen fönnte), er ist auch nicht für die Zentrale, denn die Bentrale weicht zu sehr von der richtigen Linie ab. Wegen seiner Diplomatie wird er deshalb erheblich an den langen Ohren genommen. Von dem offiziellen Sprecher der Ben­trale wird ihm erklärt, daß die Politik der Verkleifte= rung, die Diplomatie des Parteibetruges, des Be truges der Erefutive", aufhören muß. Die Scholem - Leute werden deshalb wohl ein Lippenbefenntnis ablegen, aber der Zustand latenter Spannung in der KPD. wird nicht aufhören. Mit der Parole der Einheitsfront wird man weiter versuchen, anderen eine Grube zu graben, leider aber auf die Dauer selber hineinfallen.

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Schiele und Schulh.

Was wollte Schulz im Innenministerium? Im Femeuntersuchungsausschuß des Landtags hat der fommu nistische Abgeordnete. Db.u dh beantragt, die Beziehungen des Feme mörders Schultz zum damaligen Reichsinnenminister Schiele zu untersuchen. In der Begründung dieses Antrages führte buch

aus:

Ich will einstweilen übergehen, daß der deutschnationale Reichstagsabgeordnete Dr. Quaaz Mitglied der von Schultz gegründeten Gesellschaft mit dem originellen Titel Weltumfege­lung" ist. Zu einem anderen deutschnationalen Abgeordneten, der seinerzeit Reichsminister war, dem Egminister Schiele, hat der Fememörder Schulz jedenfalls enge Beziehungen unter halten. Der Ausschuß wird zu untersuchen haben, welcher Art diese Beziehungen waren. Wenn in dem Rundschreiben des Zentralverbandes der deutschen Landarbeiter zur Verschleierung

Der entfesselte Wotan" von Ernst Toller . darin feine hochstapelnden Genoffen, daß er entzüdend die Natur­

Die Tribüne.

Ernst Toller hütete sich vor dem Unsinn, seine Gesinnung in allzu billige Kunstmünze umzuwechseln. Raum spürte er das Ende des Märtyrertums, das ihm die Blindwütigkeit bornierter Gefängnis­direktoren und Scharfrichter auferlegt hatte, als er schon zu jubeln begann. Er neigte Gott sei dant nicht dazu, nur melancholisch in der Welt mitwirken zu wollen. Wenn er jahrelang bisher treu herzig Dramen der Ueberzeugung schrieb, deren gedankliche Tätigkeit manchmal nur zur Mattherzigkeit verleitete, so wurde er doch bald von dieser nicht immer aus dem blühenden Wort lebenden Heroen­phrase geheilt. Es sind doch starke unterirdische Dichterfräfte in ihm vorhanden. Sie bewahren ihn davor, daß er sich nur der Polemit, die den Alltag angeht, verschreibt. Die Tendenz, die nur Tendenz sein will, wird überwunden. O nein, niemals soll die Ansicht ver­teidigt werden, daß der Dichter schlaff und schläfrig zu den Dingen seiner Zeit stehe! Aber der Dichter, der nicht mit seinem Wort die Zeit bewältigt, der Dramatiker, der nur den Abklatsch und nicht die Durchleuchtung seiner Zeit gibt, ein Stümper bleibt er, wenn auch ein liebenswürdiger. Man möchte ihm helfen. Die Achtung vor der Unsterblichkeit und gar nicht relativen Undergänglichkeit der Kunst verbietet jedoch ihn zu helfen.

Ernst Toller hilft sich selber. Er ist mutig, er ist underdorben und unverbraucht geblieben. Die Tendenz hat ihn nicht zerstört. Er half sich selber, indem er zuerst sogar lachen konnte. Zum Humor gelangte er, zur Komödie. Der entfesselte Wotan" ist eine Komödie, ganz gut gelungen in dem Derben und Krassen. Die Lachmuskeln werden durchaus gekitzelt durch den Friseur Wilhelm Dietrich Botan, der seine lieben Landsleute in Deutschland am Wickel nehmen und sie in Brasilien herrlichen Zeiten entgegenführen möchte. Man scheue sich nicht, das Kind beim rechten Namen zu nennen. Toller hat einen Schuß Banalität in sich, den man auch Bolkstümlichkeit nennen fönnte. Sieht man sich diesen Friseur Wotan, der schließlich als Hochstapler vom Polizisten abgeführt wird, etwas näher an, so machte Toller ihn, indem er sich bewußt oder unbewußt an lauter gute Operettenonkel, aber auch an Sudermann und Max Dreyer erinnerte. Dieser Meister vom Schaum und Pinsel, der seine Siedlungsgenossenschaft träumt, dabet die Leute bran betrügt und am Ende doch meint, daß er in einer Ausgabe für Fürsten und für Reiche und auch für das kleine Bolt seine Memoiren als Bibel der Menschentüchtigkeit herausgeben will, ist ein Sohn von sehr zahl­reichen Vätern. Man kann sogar behaupten: das, was Toller diesem amüsanten Bastard von eigener Baterschaft einbläft, ist gar nicht viel wert. Also besteht Toller heute nur, weil man sieht, daß er sich zum handfesten Theatermann entwickeln tann. An die Kraft des Missionars, der furchtbar gelitten hat, und auf dessen Botschaft die Leute friend schwören sollen, glaubt man nicht. Wilhelm Dietrich Wotan, der Friseur und Held der Komödie, überragt nur

dinge verwechselt. Hühnergegader wird ihm zu Drosselschlag. Das Kartenhaus bricht zusammen, und siehe, plötzlich hört der Träumer, der ein Betrüger, doch ein selbstbetrogener Betrüger war, wieder nichts anderes als das scheußliche Gegader.

So ist auch für das Quentchen Idylle und Lyrik gesorgt, das dem Dramatiker noch nicht verloren ging. Jürgen Fehling , der Regiffeur, nahm sich des banalen, doch wirksamen Theaterparts und auch der stilleren Herzigkeit mit Teilnahme an. Fehling war der erste Regiffeur Tollers. Mit Freude setzt er die Freundschaft fort. Nun merkt man deutlich, daß auch der Regisseur das Derbere des Dramatifers vorzieht. Im zweiten Aft will Toller durch einen pantomimischen Traum zeigen, daß das ausgetrocknete Ehegespons des gutgläubigen hochstapelnden Friseurs eine fostbare aber höchst traurige Seele fei. Der Traum wird also dargestellt in einer leib­lichen Realität. Aber diese Pantomime ist matt. Wenn einem Dichter nichts Sinnliches aus dem unterirdischen Gefühl quillt, dann will er häufig durch Symbolit, die gar keinen fünstlerischen, sondern nur einen oberflächlich spielerischen Aufwand braucht, seine Schwäche verbergen.

Uebrigens ist es Roberts, der den häufig lahmgehenden Komödienschreiber fabelhaft unterſtügen fann. Roberts stopft die Lücken mit hervorragender Komödienphantafie. Dabei umgeht er jede Uebertreibung und Bappligkeit. Man denke, ein Friseur, wie man ihn fich in der Posse vorstellt, und der Mann hüpft trotzdem nicht herum wie ein Floh. Kurt Geron spielte den Manager des sympathischen Betrügers mit einer starten Begabung für das Ver­schmigte und Schäbige. Der Kabarettist entwickelt sich zum Charakter spieler. Renée Stobrawa war die Frau des armen leidenden Menschen des Großmauls, die opferwillige und opferfähige Ge fährtin des Heldenbabys. Man sieht Frau Stobrawa selten und weiß nicht, daß sie in ihrer Selbstverleugnung und Selbstzucht eine sehr gute Charakterspielerin ist.

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Bald nach dieser Premiere geschah etwas Höchsterfreuliches, die Schauspieler Berlins , die bis gegen Mitternacht gearbeitet hatten, schminkten sich ab. Sie pugten sich sogar ein wenig, Damen und Herren, und strömten ins Theater am Kurfürstendamm ", wo man eine Nachtvorstellung für die Schauspieler vorbereitet hatte. Es rührt immer, wenn man die Bewohner der Bühne als Zu­schauer beobachtet. Wie dankbar all diese Leute, die sonst ernst oder ausgelassen ihr Publitum suchen, wenn man sie selber amüsiert. Die Nacht der Nächte", Nelsons farbige Pifanterie, wurde hinge­nommen als ein Labfal. Was sonst anmutig ist, wurde umjubelt, als wenn es die letzte Offenbarung aller Grazie wäre. Mag Hochdorf.

famt 300 neue Duellen entdect worden, die die verschiedensten medizinischen 300 neue Mineralquellen? In Sibirien find in der legten Zeit insge­Mineralien enthalten.

des Tatbestandes ausgeführt war, daß Schulz hn Reichstag mid im Polizeipräsidium harmlos aus- und eingegangen sei, jo fann ich hinzufügen, daß er während der Wirksamkeit des deutschnatio nalen Abgeordneten Schiele im Reichsinnenminifteriumt auch dort häufig aus und einging. Nach meiner Infor mation hätte es sogar nicht viel gefehlt, und der Feme mörder Schulz wäre in dieses Reichsinnena ministerium selbst übernommen worden!"

Diesen Behauptungen muß allerdings nachgegangen werden, Das Reichsinnenministerium als Zufluchtsort für Fememörder - das muß gründlich Klargestellt werden.

Oesterreicher in Magdeburg .

Magdeburg , 24. Februar.( Eigener Drahtbericht.) Die 500 Mann starke Abordnung des Desterreichischen Schußbundes, die sich an der Reichs bannertagung in Hamburg be teiligt hatte, stattete auf der Rückreise nach Wien am Dienstag Magdeburg einen Besuch ab. Schon eine Stunde vor Ein­treffen des 3uges waren die Straßen, durch die die Wiener Gäſte zegen, dicht gefüllt von Menschen. Auf dem Alten Markt, inmitten der Stadt, wurden die Gäfte offiziell vom Magistrat begrüßt. Das Rathaus hatte die österreichische und die Reichs= flagge gehißt. Bei der Abreise um 5 Uhr nachmittags war ganz Magdeburg auf den Beinen.

Der Budapester Ausschußbericht. Die Mehrheit für die Opposition gegen Bethlen.

Budapest , 24. Februar. ( WTB.) Der Bericht( der regierungs­treuen Mehrheit. Red. des Borwärts".) des parlamentarischen Untersuchungsausschusses in der Frankenfälschungsfache tommt zu dem Schluß, daß nach gründlicher und gewissenhafter Prüfung und Erwägung des zur Verfügung stehenden Materials folgendes festzustellen ist:

1. Der Idee des Verbrechens, seiner Anregung, Unterstüßung und Deckung stehen sowohl Regierung wie alle Mitglieder der Nationalversammlung fern.

2. Nach Aufdeckung des Verbrechens wandten Ministerpräsident Richtung aufzuflären und die Täter und Teilnehmer vor ein und Regierung alle Mittel an, um die Angelegenheit in jeder ordentliches Bericht zu stellen

3. Eine politische Berantwortung irgendeines Re­gierungsmitglieds fann in bezug auf die Vorbeugung oder Ver­hinderung des Verbrechens oder die Feststellung der Täter oder Teilnehmer weder durch ein Tun oder Unterlassen festgestellt werden. Der Ausschuß ersucht um Billigung seines Berichts und Feststellung, daß seine Tätigkeit beendet ist.

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Budapest , 24. Februar.( Eigener Drahtbericht.) Die Oppo fitionsparteien brachten am Dienstag im parlamentarischen Unter­fuchungsausschuß die Minoritätserklärung Bethlen ein. Diese Erklärung stellt in entschiedener Weise die direkte Verantwortlichkeit der Regierung Bethlen für die Franken­fälscheraffäre fest. Da bie Begierung bis zur Abreise Bethlens nach Genf zur Völkerbundstagung die Debatte über die Frankenfälscher­affäre auch im Plenum beendet sehen möchte, soll versucht werden, fie auf die Tagesordnung einer der nächsten Sizungen des Parla­ments zu feßen. Es ist geplant, die Sizungen noch 8 bis 12 Stunden auszudehnen, um die Opposition zu ermüden und den Schluß der Debatte schneller herbeizuführen.

Die Vaszonyi- Attentäter auf freiem Fuß! Die Attentäter gegen den demokratischen Abg. Baszonyi find inzwischen auf freien Fuß gefeßt worden, obwohl der Immunitätsausschuß des Parlaments einstimmig festgestellt hat, daß fie sich eines Bergehens gegen die Abgeordneten­immunität schuldig gemacht haben. Der Staatsanwalt hat gegen die richterliche Entscheidung den Senat angerufen.

Provinzialausschuß Grenzmark . In den Reichsrat wurde vom Provinzialausschuß der Provinz Grenzmark Posen- Westpreußen ge­mählt: Warnke von der Zentrumspariei ordentliches Mitglied, Georg Steinbrecher von der Sozialdemokratischen Bartel stellvertretendes Mitglied.

Wie die Deutsche Zeitung" ihre Leser verseucht. Auf der Dierten Seite der Deutschen Zeitung" vom Mittwoch morgen findet fich ein ganzfeitiges Inserat, worin den Lesern dieser teutschesten aller teutschen Beitungen gratis als Reflame für unsere neue nationale Literatursammlung" Werte von vier ersten Dichtern unseres Bater­landes in Aussicht gestellt werden. Wer sind diese Dichter, die gratis das deutsche Heim raffig erfreuen und mit hellem nationalen Licht erfüllen sollen? Du ahnst es nicht, helde Maid, und du, blond­fodiger Knabe, wie das Schutzorgan nationaler Literaturbelange für dich sorgt. Neben den gut deutschen Dichtern Theodor Storm und Friedrich Hebbel , von denen freilich der letztere den Lockungen jüdischer Stoffe nicht immer entgangen ist und sich nicht ganz frei erweist von einer( man möchte sagen) jüdischen Sinnlichkeit, und Haus geschmuggelt werden! Wir fragen die Hüter deutscher Silte, Ludwig Anzengruber , soll Berthold Auerbach ins deutsche die Siegelbewahrer deutscher Raffereinheit, mas hat dieser Jude mit nationaler Literatur zu tun? Sollten diese eminenten Literatur fenner ihren Adolf Bartels nicht zur Hand gehabt haben, als sie das ominöfe Inserat des Gutenberg- Berlags aufnahmen? Dort hätten sie erfahren, daß Auerbach, der Sohn jüdischer Eltern, zum Rabbiner bestimmt war, als Student die hohe Obrigkeit durch burschenschaftliche Umtriebe gefährdete und seine erste Schrift gegen den ferndeutschen, von H. Heine und anderen Juden schmählich verfolgten W. Menzel, den Bartels von damals, richtete. Und diefer Pfeudodeutsche soll als nationaler Dichter eingeschmuggelt werden? Dieser Berherrlicher des Judentumis, der eine ganze Serie jüdischer Romane auf dem Gewissen hat und Spinoza , bekanntlich auch einen Juden, zum großen Philofophen und Menschheitsführer umfälschen wollte( wozu leider Goethe Handhaben bot)! Mag Auerbach in feinen Schwarzwälder Dorfgeschichten" aus dem Born deutschen nicht zu faffen wußte und statt seiner nur Simili verlogener Senti­Wesens geschöpft haben, er ist ein Fremdrassiger, der diesen Demant mentalität zu geben hatte.

So wird

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ihre Leser vor sich selber warnen( wenn der Inseratenauftrag ab­morgen oder übermorgen die ,, Deutsche Zeitung" gelaufen ist). Oder ihre Leser werden fie als ein ganz gemeines Geschäftsblatt ansehen, wert, von Judenstämmlingen redigiert zu werden.

Walif und Arif oder Die Frau mit den zwei Ebemannern", das fürliche Puppenspiel von Urmin 3. Begner und Lola 2andau, wird Sonntag, 11%, Uhr vorm., als Morgenfeier für. T. Wegner in ber Komödie aufgeführt. Regie: Paul Hendels, beforative Ausstattung: Ernst Schütte . Die für den 10. Januar ausgegebenen Starten behalten ihre Gültigkeit.

Der Männerchor Harmonie Charlottenburg( M. d. ASB .) veranstaltet am 28., abends 7, br, in der Hochschule für Mufit, Hardenbergstraße, einen Bolts lieber ben b unter Mitwirtung des Frauenchors Froh­Rtarten à 1 M. noch an der Staffe. finn Charlottenburg und der Jugendabteilung des Männerchors.

Ein Ameritapalaft in Madrid geplant. Unter dem Borfit des Infanten Fernando ist zweds Errichtung eines Ameritapalastes in Madrid ein Aus­fchuß gebildet worden. Die Kosten follen von in Amerika lebenden Spaniern werden. In dem Palaft sollen neben einer bedeutenden Bibliothet tändige und von Amerifanern, die in Spanien ihren Wohnfit baben, aufgebracht Ausstellungsräume für amerikanische Erzeugnisse aller Art geschaffen werden.