beschrankte. Feststellungen dieser Art haben beispielsweise in Düsseldorf unter tatkräftiger Führung unseres Ge- nofsen I S k e r dazu geführt, in großzüglger Weife dos Problem der Linderung der Not erwerbsloser Großstadtjugend auf erziehlicher Grundlage in Angriff zu nehmen. Das gleiche gilt von dem interessanten Versuch einer Arbeitsfürsorge für Er werbsbeschräntte in Düsseldorf . Eine spezialisierte Arbeitsmarktsstatistik wird auch bedeut- same Aufschlüsse über den Zusammenhang vermehrter Arbeits- losigkeit mit ungenügender Berufsausbildung geben. Sie ist insbesondere aber auch unentbehrstch für eine bestimmt orientierte Arbeitsmarktpolitik. Vorangehende Untersuchungen müssen Klarheit darüber geschaffen haben, welche Wirtschaftsentwicklung Deutschland durch planmäßige staatliche Förde- r u n g einschlagen soll, um überhaupt systematisch die großen Aufgaben ergänzender Berufsausbildung und Berufsum- ichulung in Angriff nehmen zu können. Gegenüber einer solchen auf weite Sicht gerichteten Arbeitsmarktpolitik, die in Zeiten der Arbeitslosigkeit versucht, alle Fähigkeiten und Kräfte menschlicher Arbeitsleistung zu entwickeln, besteht die Aufgabe einer Durchführung umfassender Not- standsarbeiten darin, eine momentane Entlastung des Arbeitsmarktes herbeizuführen. Eine gewiss« Systematik der Durchführung solcher Notstandsarbeiten könnte in Zeiten großer Arbeitsmarktkrisen in erheblicherem Umfange wie gegenwärtig zu einer Entlastung des Arbeitsmark- tes beitragen. Dazu ist jedoch erforderlich, daß alle in Frage kommenden öffentlichen Körperschaften bei der Vergebung ihrer Aufträge planvoll verfahren. Im engsten Zusammenhange mit diesen Aufgaben einer Arbeitsmarktpolitik steht einen umfasiende Organisation des Ar b e i ts m a r k t e s auf ö ff en t l i ch- r e ch t- licker Grundlage. Monopolstellung des öffentlichen Arbeitsnachweises mit Melde- und Benutzungs- zwang, wie das jetzt der wieder vorliegende Antrag der sozialdemokratischen Reichstagsftaktion fordert, sind unentbehr» lichs Voraussetzungen dafür, daß die Arbeitsmarktorganisation sich zu echter sozialer Technik entwickelt. Erst in diesem Rahmen wird Berufsberatung und Lehrstellenoermitt- lung zur vollen sozialen Geltung kommen.
Crpressermethoüen. Der„Deutsche ", Behrens, Meyer&<£0. Genosse Kuttner schreibt uns: Erst jetzt kommt mir die Sonntagsausgabe des Steger- waldschen„Deutschen ' zu Gesicht mit einem an meine Adresse gerichteten Artikel. Ich ersehe daraus, daß dem Blatt die Fragen, die ich als Berichterstatter des Femcausschusies den Vehrens, Meyer und v. Aengen vorlegen mußte, unbequem gewesen sind. Das ist sonderbar genug. Denn meine Fragen bewegten sich in der gleichen Richtung, in der auch die Tendenz des„Deutschen ' in der Angelegenheit des bOOO-Mart-Darlehns zu gehen schien: nämlich eine klare Unterscheidung zwischen g e w e r k- schaftlichen Prinzipien der christlichen Gewerkschaft an sich und der unwürdigen Bettelei der Behrens und Meyer beim Arbeitgeberverband scharf herauszuarbeiten. Weit seltsamer aber ist die Art, in der der„Deutsche ' den un- bequemen Frager zum Schwelgen zu bringen sucht, indem er eine große E r p r e s s e r p i st o l e aus den Tisch legt und mich mit Eni- hüllungen des Subjektes Karl E r d m a n n bedroht. Au dem I n- h a l t der Drohung habe ich zu bemerken: Wenn Herr Erdmann der Mitwelt durchaus erzählen will, wie er sich im Jahre 1919 in auf. dringlichster Weise bei mir anzumeiern suchte, und damit glatt abfiel, so soll er das ruhig tun. Blamieren kann e r nur dabei s i ch selber, nicht mich, da die Bouernfängermethoden, mit denen er Leute wie Arno Franke und Arthur ZicLer kaperte, bei mir den gegenteiligen Erfolg des Gewünschten hatten und mich veranlaßten, alle Anerbietungen Erdmanns abzulehnen, der mir schon
bei der zweiten oder dritten Begegnung als politisch zweifelhast« Persönlichkeit erschien. Daß ein Erdmann aus feinen mißglückten Anbiederungs versuchen noch politisches Kapital zu schlagen sucht, würde mich bei dem Charakter dieses Herrn nicht wundern. Daß aber das Blatt des ehemaligen Ministerpräsidenten Stegerwald hofft, mich durch Drohung mit einem Erdmann von meiner Pflichterfüllung als Berichterstatter abhalten zu können, zeigt das Stegerwaldsche Blatt in solcher Geistes- Verwandtschaft mit den Korruptionsmethoden des Arbeit- geberoerbandes, daß ich nun allerdings an eine ernsthafte Bekämpfung dieser Methoden durch den„Deutschen ' nicht mehr zu glauben vermag. Nach dieser Erklärung des Genossen Kuttner erübrigt es sich für uns, auf einen Schmähartikel einzugehen, den der christliche Landarbeiterverband in der Freitagausgabe des„Deutschen ' veröffentlichte und der der Sozialdemokratie bei ihrem Kampf gegen die Korruptionsmethoden der Arbeit- gebervereinigung wider besseres Wissen hinterhältige Motive unterstellt. Der„Deutsche ' kündigt dabei aufs neue an, daß er sich der Enthüllungen des polili- tischen Hochstaplers Karl Erdmann bedienen w i l l, um den Spieß gegen die Sozialdemokratie zu kehren. Wir hängen diese ohnehin schon genügend niedrige Kampfesweise noch etwas niedriger, weil wir glauben, daß die organisierte Arbeiterschaft daraus die notwendigen Schlüsse ziehen wird. Natürlich verschweigt der „Deutsche ' zu wiederholten Malen, daß Karl Erdmann in- folge der Feststellungen des„Vorwärts' und nach Eingreifen der sozialdemokratischen Parteiinstanzen sofort aus der Partei hinauskomplimentiert worden ist, als seine korrumpierenden Machenschaften nachweislich f e st st a n d e n. Dagegen ist Herr Behrens, dessen Name unter'der Quittung des ebenso nachweislich für den Fememörder Schulz verwandten Geldes stand, sogar heute noch Vorsitzender des Zentraloerbandes christlicher Landarbeite rl Man sieht, es gibt noch Unterschiede!
pariser Lacarno-Vebatte. Briand tritt nationalistischen Hetzereien entgegen. Paris , 25. Februar.(MTB.) Die Kammer begann heute nachmittag die Besprechung des Gesetzentwurfs, der die Zustimmung zu den Locarnoverträgen enthält. Der Ausschußberichterstatter, Abg. Paul-Boncour(Soz), erläuterte nochmals die Ver. träge und hob die früheren Bemühungen B r i o n d s und Her- r i o t s für Befestigung und Sicherung des Friedens hervor, wobei die Kammer in Ovationen für beide ausbrach. Unter. Hinweis auf das Prinzip des Schiedsgerichts- Verfahrens bemerkte Paul-Boncour, das eine könne man sagen, daß die Franzosen , welche Anhänger der Mächtegruppierung nach der alten Mode seien, sich weigern müßten, Locarno zu ratifizie- rem Als Paul-Boncour weiter verschiedene Fragen des Schiede- gerichtsverfahrens erläuterte und auf die bestehenden Mängel hinwies, rief der reaktionäre Abgeordnete General St. Just:»Und inzwischen wird die Kammer nach Bordeaux abgerückt sein!' Als Paul-Boncour ihm diese Bemerkung als unzutreffend zu- lückwfcs, da er ja selbst die Mängel des Schiedsaerichtsverfahrens aufzeige, erklärte der Abg. St. Just, es gebe niemand, der sich freuen würde, daß diese Lücke ermöglichen würde, daß die Deutschen in Paris einzögen, während die Kammer in Bordeaux tagen müsse. Es entsteht minutenlange Unruhe. Die links stehenden Parteien erregen sich und der Redner spricht heftig auf St. Just ein, der übrigens von einer ganzen Anzahl Oppositioneller unterstützt wird, ohne daß es möglich wird, die Zwiesprache zu verstehen. Schließlich kann Paul-Boncour seine Rede fortsetzen. Er erklärt: Welche positiven Allianzen man dem Ab- kommen von Locarno entgeaenstell«? Der unvergleichliche Wert des R h e i n l a n d p a t t e s ist, daß er die Lücken des Artikel 15 des Dölkerbundsstatuts beseitigt. Wenn ein Schiedsaerichtsversahren zu keinem Ziel gelangen sollte und gewisse Umstände es dahin führen würden, daß der Völkerbundsrat nicht die Sanktion des Artikels 16 des Bälkerbundsstotuts anwendete und wenn vielleicht feindliche Kräfte auf das linke Rheinufer über- gingen, dann würden aulomalifch die Garantien fplelen, die das Abkommen von Locarno vorsieht. Man würde also in
wenn in
diesem Fall zuerst handeln und dann vor den Völker» bundsrat gehen. Der Artikel 4 des Rheinlandpaktes bringt also die Garantie, die Frankreich vergeblich von England und Amerika gefordert hat. Man kann darauf sagen, das fei eine ein- fache Unterschrift, aber soll« denn die Unterschrift Englands unter diesen Vertrag weniger Wert haben als die Unterschrift, die es unter einen Reutralilätsoertrag gesetzt hat? Die Abkommen über die Ostgrenze nun sind werager klar und schwächer als der Rheinpakt. Die Unterhändler von Locanw haben eben für die Ostgrrnze nicht die gleichen automatischen Jnterventions- gründe finden können wie die entmilitarisierte Rheinlandzone. In» dessen ist die Tatsach«, daß man Deutschland dazu gebracht hat. einen S ch i e d sg« r i ch t s vertrag zu unterzeichnen, schon an und für sich nützlich für den Frieden Europas . Man muß im übrigen wünschen, daß die Verträge wie die von Locarno sich oermehren. Frankreich träumt in dieser Richtung von Universalität. Der Berichterstatter forderte schließlich die Mehrheit auf, die Verträge von Locarno zu ratifizieren, da besonders sie die Verantwortung für die Sicherheit des Landes zu tragen habe. Nach ein«: kurzen Paus« sprach der Kommunist Marcel C a ch i n gegen die Borlage. Abg. F a b r y(Poincarist) erklärt, man müsse den Staats- männern Vertrauen schenken, die sich bemühten, einen Friedens- status zu schaffen. Redner bedauert, daß der Vertrag des gegen- seitigcn Beistandes, den man im Völkerbund ausgearbeitet habe, nicht zustondcgekommen sei. Es sei geschehen, well eben nicht alle Völker den Begriff Sicherheit verstehen könnten. Jedesmal, wenn Frankreich die Sicherheit für den Beistand, die Hilfe, habe präzisieren wollen, feien ihm feine Freunde nicht gefolgt. Weil die Vertrage von Locarno wenigerpräzis seien, habe England sie unter- zeichnet. Briand erhebt sich und protestiert gegen diese Aeußerung. Sei es nichts, we England sich mit allen seinen Kräften zu Wasser, zu Lande und der Lust in den Dienst dieser Sache stelle? �.... Abg. Iabry erklärt: Ich habe nicht gesagt, daß das nichts be- deutet, aber ich erkläre, daß die Bedingungen für_ ein Eingreifen nur festgelegt sind, wenn die Generalstäbe ihre Pläne ausarbeiten. Andernfalls ist die Sicherheit nicht gewährleistet. Briand erklärte hierauf, zu Fabry gewendet: Die Abkommen von Locarno sichern uns, daß Großbritannien an der Seite �rank- reichs stehen wird, ebenso wie Italien , die Tschechoslowakei und Polen Hätten wir die Sicherheit 1914 gehabt, dann hätte es keinen Krieg gegeben. Abg. Fabry erklärte, der Patt von Locarno darf Nicht die Räumung des linken Rheinusers nach sich ziehen. Die allgenHeine Meinung in Deutschland ist aber, daß das die notwendige Folge des Abtommens von Locarno sein müsse. Stresemann hat das noch dieser Tage in Köln erklärt. Briand unterbrach Fabry, um zu erklären, man dürfe die Berichte von Zeitungen, die nur ein- zelne Stellen aus Reden wiedergeben, nicht als Beleg heranziehen. Man habe da Stresemann Dinge sagen lassen, die nicht richtig seien. Wenn man eine Stelle aus einer Rede herausgreife, dann müsse man im voraus auch sicher fein, daß sie richtig wiedergegeben werde. Abg. Fabry erklärte: Ich nehme also von Ihrem Dementi Kenntnis. Briand erwiderte: Ich habe nichts derartiges gesagt. Ich bin nur für loyale Diskussion. Ich habe nur erklärt, daß man nicht aus Gnind von Zeitungsberichten und auf Grund eines aus einer Rede herausgerissenen Satzes urteilen dar�._ Abg. Fabry sagt weiter: Während Frankreich Deutfchland überzeugende Beweise seines guten Willens gegeben hat, hat Deutschland nicht das gleiche getan. Was mich beunruhigt, ist nicht das Gesicht Frankreichs , denn Frankreich hat nicht ein Gesicht für den Frieden und ein Gesicht für den Krieg, sondern das Deutschlands . Briand erhob sich, nachdem Fabry geendet hatte und erklärte: Ich darf nicht dulden, daß man neben dem Vertrage von Locarno den Bertrag von Versailles vergißt. Dr. Stresemann hat die Hoffnung ausgesprochen, daß die Rheinlandzone vor der fcst>- gesetzten Zeit geräumt werde. Er hat hiermit nur den Friedensve- trag von Derfailles interpretiert: daran könne man ihn nicht hindern. Briand verlas zum Beweise dessen den Art. 46l. in dem ausdrücklich erklärt wird, daß wenn Deutschland alle seine Der- pflichtungen erfülle, vor Ablauf von 15 Jahren die Räumung er- folgen könne. Diesen Artikel darf, sagte Briand . Deutschland tom- mentierm. Abg. Louis Marin, der darauf da» Wort nahm, erklärte: Ich werde Ihnen morgen beweisen, daß Stresemannn sich auf die Abkommen von Locarno berufen hat. Briand blieb demgegenüber bei seiner These. Hierauf wurde die Wetterberatung aus morgen nach- mittag vertagt.
Die Drossel. Bon Karl Sucker t. Unter meinen Fenstern steht ein Baum. Hohe Mauern umgeben ihn von ollen Seiten. Den Sonnenschein kennt er nur aus der Ferne. Im Frühling, wenn olle feine Brüder in ihrer Blütenpracht zur Hochzeit schreiten, regen sich erst seine wenigen Knospen, um aus ihrem Schoß nur verkümmerte Blätter sprießen zu lassen. Und wenn der Sommer dem Herbst entweicht, steht dieser Baum schon wieder bar allen Laubes. Die Menschen gehen an ihm vorüber, würdigen ihn keines Blickes und spotten seiner: denn er ist nicht nur ein krankes, sondern auch häßliches Geschöpf. Sie vergessen dabei, daß er erst ihretwegen siech geworden ist. Bevor man ihn zwischen den Mauern lebendig begrub, konnte auch er sich in Licht und Luft baden. Andern sollte er Freude spenden und ist darüber selbst zugrunde gegangen. Aber eine Freundin hat der Baum doch behalten. Eine Freundin hat ihn auch in seiner Trübsal nicht verlassen. Seit Iahren schon, wenn sich die ersten Anzeichen des nahenden Frühlings be- merkbar machen, erhält der Baum Besuch: Eine Drossel hat Ihm die Freundschaft nicht gekündigt. Ich weiß nicht, was so an- ziehend aus sie wirkt, aber irgend etwas muß sie wohl abhalten, den nahen großen Park mit seiner reinen Luft und den hohen, kräftigen Bäumen auszusuchen. Einen Grund muß sie haben, daß sie ihren Freund auf dem Hofe zwischen den Steinmauern nicht verläßt. Dielleicht dauert sie der Baum oder die Menschen im Hinterhause, oder der Baum u n d die Menschen. Bielleicht will sie die Bedrückten trösten, erfreuen. Im ersten grauen Morgenschimmer, im strömenden Regen, im rauschenden Winde sitzt die Drossel auf des Baumes höchsten Zweig und ihrer kleinen Brust entströmen Jubellöne in einer Fülle und Schönheit, wie sie die Natur nur in ganz ver- schwenderi scher Laune geschaffen haben kann. Und wenn der Sang der Drossel sich mit dem Rauschen des Windes vereinigt, hofft wohl auch der kranke Baum noch einmal auf Genesung, denn seine Aeste wiegen sich im Rhythmus des Sturmes, als wollen sie einen Tanz probleren. An den Fenstern stehen dann die Menschen und be- grüßen die Drossel als den Frühling kündenden Boten.
Mufikerelenü. Wer nach dem karnevalistischen Taumel, nach Bällen und Der- gnügunaen eine Stimme des Gewissens in sich jühlt, wird stärker als vorher an die Not der Menschen erinnert. Wer an dem Elend der Erwerbslosigkeit unter den Handarbeitern nicht genug lernt für seine eigene Läuterung, der könnte in Aschermittwochsstimmung geraten, wenn er den Bericht des.Hilfsbunde« für deutsche M u s i k p s l e g e' liest. Dieser Bund hat nur ein» Aufgab«, näm- lich: würdige, bewährte und in Not geratene Musiker wirtschaftlich zu stützen. Für die Gerechtigkest und Sachlichkeit, mit der hier»er-
fahren wird, bürgen die Musikernamen, die im Borstand fungieren: Schumann, Flesch, Stern, Ebel, Kestenberg , Schünemann. Ein er- lchütterndcs Bild tut sich auf, wenn man liest, in welchem Elend Musiker darben müssen, unfähig, durch ihre hrchwertige Arbeit soviel Geld zu verdienen, um Weib und Kinder zu ernähren. Man würde staunen, wenn man erführe, welche Namen unter den Not- leidenden sich befinden, in welcher Verwahrlosung die Frauen und Kinder verstorbener Künstler leben, die dem Volt das Höchste gaben, was sie hatten: künstierifche Leistung. Mit Recht verlangt dieser Hilfsbund, der auf allen Gebieten des musikalischen Lebens feine Hilfstätigkeit ausübt, vom Staat die gleichen Mittel, wie er sie den bildenden Künstlern und Schriftstellern zuteil werden läßt. Die Musiker waren, das muß bestätigt werden, lange genug«in Stief- tind des staatlichen Wohlwollens. Wenn die schaffende und nach- lchafsende Generation im Elend umkommt, ist es aus mit allen fördernden Bestrebungen zur Ausbreitung einer großen Musikkultur Der Augenblick ist da, wo sich der Staat um diese entsetzlichen Ver- Hältnisse kümmern muß. Der Abstieg des musikantischen Lebens in Berlin geht weiter, die Vertrustung, von der lüngst hier gesprochen wurde, gleichfalls. So wenig für eine Aufblähung des konzertanten Wesens der Stadt Berlin gesprochen werden soll, so muß doch der Gefahr entgegengearbeitet werden, daß Berlin seinen Wettruf als Musikzentrale verliert. Staat und Stadt dürfen niemals vergessen, daß es ihre schönste Aufgabe ist, diesen Weltruhm nicht erschüttern zu lassen. Noch leben die beiden Berliner Orchester: der Magistrat bat weitherzig Subventionen zugesagt. Bei einer Stetigkeit dieser Zuwendungen wird es allmählich auch möglich werden, die Kosten für Aufführungen größeren Stils zu verringern und die viel- geplagten Musiker, die äußerlich eine Konkurrenz mit den auf- strebenden Kinos kaum mehr ertragen können, zu entlosten. Ein Nachwuchs an reoroduzierenden Künstlern kann sonst nicht gedeihen, und es besteht sonst kaum die Möglichkeit, daß ein verborgenes Hochtnlent den wichtigen Schritt in die Oeffentlichkeit wagt. Auch die Agenturen werden das allmählich einsehen müssen und von ihren hohen Anforderungen an die Künstler Abstriche machen. Ein Blick in die Zeittingen verrät, daß die Masse der Konzerte aufhört, daß viele nicht mehr zur Annonce das Geld haben. Zum Geldoerdienen ist beim Musiker jetzt überhaupt keine Zeit. Die Schüler verschwin- den, und auch durch ein vom Hungern bezahlres öfscnttiches Kon- zert werden die Wege zu einer künstlerischen Betätigung nicht frei- gemacht. Aschermittwoch aus der ganzen Linie. Daß die Musik- beilage eines bürgerlichen Weltblalles wie der.Vossischen Zeitung' von heute auf morgen«ingeht, daß hierdurch«ine Erziehungs- Möglichkeit des Publikums, ein Heranführen an die sozialen, ästhe- tischen und psychologischen Fragen des Musiklebens unmöglich ge- macht wird, svricht für ssch und spricht nicht gerade für den kulturellen Geist eines großkapttalistischen Unternehmens. Es gilt hier nicht einen Nekrolog zu schreiben, aber es darf den Kollegen Sling, Spitz und Neruda nachgesagt werden, daß sie mit gesunden künstlerischen Kräften an ihrem Blatt gearbeitet haben, und daß st« unschuldig sind an seiner Ausschaltung._ K. S. Republikanischer Studenleubund Frankfurt a. Rl. Bon der Er- kenntnis durchdrungen, daß nur durch Zusammenschluß aller auf dem Boden der Weimarer Verfassung stehenden Studierenden die Festigung und Vertiefung des republikanischen Gedankens erreicht
werden kann, hat sich die gesamte republikanische Linke an der Universität Frankfurt (Main ) einmütig zusammengeschlossen. Der s»it 1922 bestehende republikanische Studentenbund Frankfurt o. M. setzt sich nunmehr aus folgenden Gruppen zusammen: 1. Sozialistisch« Arbeitsgemeinschaft an der Universität Frankfurt (Main ), 2. Arbeits» gemeinschaft kath. rep. StudeMen, 3. Pazifistische Studentcngruppe Frankfurt (Main ), 4. Demokratische Studentengruppe an der Universität Frankfurt . Der Bubikopf— eine jüdische Erfindung. Der Bubikopf ist im klerikalen Oesterreich ein Gegenstand sortgesetzter Gehässigkeiten der konservativen Schwärmer für den allen Zopf. So hat vor einigen Tagen in Lungau im Salzburgischen ein erbitterter Gegner der Bubilopfsrisuren einen Hegartikel gegen diese Haarmode losgelassen. die eine jüdische Erfindung sei, welche die SUten gefährde und die össenlliche Moral untergrabe. Dabei stellt die Wiener.Arbeiter- zeitung' fest, daß die Töchter hoher und höchster Staatsbeamter nicht allein in Lungau , sondern auch in Linz und Wien Bubiköpfe tragen. Sogar die Gattin des Landeshauptmanns von Salzburg hat sich die Zöpfe schneiden lassen, und im benachbarten Tirol trägt man den Bubikopf wie am Kursürstendamm. Unglückliches Oester- reich! Und wieder der Mars! Prof. Douglas, Direktor der Stern- warte von Arizona , hat, dem„New Dort Herald' zufolge, erklärt. daß man aus den in letzter Zeit erziellen Photographien den Sckiluß ziehen könne, daß das Leben auf dem Planeten Mars dem Leben auf der Erde sehr ähnlich sein müsse. Man habe die Photo- graphien mit Hilfe von Platten, die sür die dem Auge unsicktbaren infraroten Strahlen empfindlich gemacht wurden, erziell. Die auf dem Mars festgestellten schwarzen Teile stellten die Vegetation dar: die Photographien zeigten serner in einer Höhe von 29 Kilometern in der Marsatmosphäre richtige Wolken. Zchauspieler-dorstevuag. Direktor Barnowski bat für die WoblfabrtZ- kassen der»enoflenlchasi deutscher BühnenonaebSrigen eine VorileHuno der Komödie»Der warten Eden�, vier Akte eine» unanständigen Möd- lben». im Komödienbau« für den 4. März, nachm. S Ubr. zur Per- sügung gestellt. Karlen im Bnreau de» Lezirltverbande», Keilhstraze 11, Zimmer 19. woiiliäNgkeitstoezert. Zugunsten der zabireichen an den Berliner Hoch- schulen swdierenden Akademiker findet am 2. Mä>z. abend» 8 Ubr, in der Singakademie ein Konzert statt, bei dem Frau Liussa.Mreve von der Berliner Staal»oper Lieder von Schubert, Schumann. Mozart und SIrautz zum Vortrag dringen wird. Karten find bei Bote n. Bock. Vertheün und an der Abendkasse zu habe». Die Sursthemdlmig vilkor Karlberg. Schönederger Vier 41. zeigt im März in einer Eond«lau»st«llung neuere Dcmätde von Wals Röhricht und plastisch« Werke von M t l l h Steger. w-llislow-Soogreh. Auf de« kürzlich deranllaltelen Jndilch-Allissamiti- scheu Kongreiz in Tiokja in NiedeilSndstch-Indien wurde beschlossen, lo schnell wie möglich zwei Delegierte der uidonesischen Oemat.Jslam-Bciveoung nach Hedscha» zu entsenden, die sich«il deo Anbinaern et» Oemat-Jslam der gan,e» Erde in Verbindung setzen und auch die Bewohner der heiligen Stadt Melka bwzuziehen sollen. Ferner soll eine Untersuchung über die Vorau «setzungin und die Art der Organisation de»«cliiilam�iongresse« angestellt werden, der ursprünglich in Kairo geplant war, jedoch aus Litte» de» Sultan » Ilm Sahud«mruehr w Mekka abgehalten werden wird.