wohltätigen oder zu kulturellen Zwecken venr-endet werden. Vergebens. Wir sind für die volle Rückwirkung des Gesetzes eingetreten, haben sie aber nur in beschränktem Umfange durchgesetzt. Nur hier und da, insbesondere bei der Lüftung des Steuergeheimnisses und bei der Frage des Fortfalles der Renten für die schon seit 1l)ll Iahren nicht mehr regierenden Fürsten « Häuser sind auf unser Drängen unwesentliche Verdesserungen beschlosien worden. Die meisten Abstimmungen verliefen so, daß die bürgerlichen Mittelparteien die deutschnationalen Verschlechterungsbcmühungen mit unserer Hilfe und unsere Verbesscrungsanträgc mit Hilfe der Deutschnatio- nationalen zurückwiesen, so daß in der Hauptsache der Kempromißantrag ziemlich unverändert aus der ersten Aus- schußlesung hervorgegangen ist. Bei der ganzen Beratung standen wir in der Vertretung der Volksinteressen allein. Die Kommunisten, die bei der Fest- stellung der Entstehung der Fürstenvermögen in anerkenneno- werter Weise sachliche Arbeit geleistet hatten, stellten sich plotz- lich, als die Beratung des Kompromißantrages der bürgerlichen Parteien begann, in den Schmollwinkel und ließen die Dinge laufen, wie sie gehen wollten. Sie führten nicht einmal den Kampf gegen die Deutschnationalen, als diese sich beprühten. den Gesetzentwurf im Interesse der Fürsten noch zu verschlech- tern. Die Deutschnationalen wollten kein Gondergericht, sie verlangten Uebcrweisuna der Entscheidung an das von den Kommunistcri doch sonst so scharf bekämpfte Reichsgericht. Bei der Abstinimung stimmten di« Kommunisten aber nicht gegen den deutschnationalen Antrag. Die Deutschnationalen wollten außerdem unter allen Umständen zweifelsfreies P r i- o a t e i g c n t u m der Fürsten von der Einbeziehung in dl« von dem Sondergericht zu prüfende Vermögensmosscn ausscheiden. Das Privateigentum der Fürsten sollte ge- rettet werden Die Kommunisten stimmten aber nicht einmal gegen diesen Antrag der Deutschnationalen. Di« Deutsch » nationale Volkspartei wollt« ferner dem Gesetz die rück- wirkendeKraft völlig nehmen. Roch nicht einmal gegen einen solchen Antrag stimmten die Kommunisten. Die Zentral« der KPD. hat wahrlich keine mit den Volksinteressen auch nur vereinbare Taktik ihrer Reichstagsftaktion angeordnet. Die zweite Lesung im Ausschuß muß einen ganz anderen Verlauf nehmen, wenn die sozialdemokratische Fraktion dem Kompromißantrag der bürgerlichen Parteien günstiger gestimmt werden soll. Daß man dies« Stimmung hervorzurufen ver- suchen wird, ist sicher, da von unserer Zustimmung die An- nahm« des Antrages, der von seinen eigenen Vätern als ver- fasiungsändernd bezeichnet wird, abhängig ist. Die erste Lesung hat noch nicht erkennen lassen, inwieweit die bürger- lichen Parteien auf die Volksstimnning Rücksicht zu nehmen gedenken. Erst die zweite Lesung wird darüber Klarheit schaffen. Die zweite Lesung de» Ausschusses wird weit mehr als die erste unter dem Einfluß der durch den Volksentscheid entfachten Volksbewegung stehen, und die entscheidenden Ver- -mdlungen im Plenum des Reichstags werden in noch jäherem Maße durch da» Ergebnis des inzwischen erledigten Verfahrens des Volksbegehrens beeinflußt werden. Es kommt deshalb nicht nur für den Volksentscheid selbst, der seinen Weg geht, gleichgültig, wie die Dinge im Reichstag sich ent« wickeln, sondern mich für die Gestaltuno des im Reichstag zu verabschiedenden Gesetzes alles darauf an, daß beim Volks- begehren nicht nur die für dieses unmittelbar erforderlichen vier Millionen, sondern noch viele Millionen mehr Stimmen abgegeben werden.
Ein Dementi. Zu unserer Anftage über das Lerhällnis de» Fememörders Schulz zum Reicheinnenministerium unter der Lei- tung des deutlchnationalen Abg. Schiele wird jetzt amtlich mit- geteilt, daß Schulz nach dienstlicher Erklärung der in Frage kommen- den Beamten de» Reichsministeriums des Innern ihnen persönlich nicht bekannt ist, sie auch niemal» aufgesucht hat.
Else Lasker-Schüler . In eine? Nachtvorstellung Im Kleinen Theater schart« die Dichterin Else Lasker-Schüler , die erst kürzlich das fünfzigste Lebensjahr überschritten, ihre dankbare Gemeinde um sich. Eine Bestätigung der einleitenden feinen Worte Heinrich Fischers über diese starke Lyrikerin, di« ganz in und mit ihren Gestaltungen lebt und sich Ihr Weltgebäud« in einem erträumten Theben aus- baut, gab die Dichterin selber. Eine mit phantastischem Schauen erfüllte Traumwelt stieg auf, die jüdische Schwermut der Dichterin schwingt mit in ihren oricntalischbuntcn Gestaltungen und Gleich- nisten, doch auch ihre einfachsten Worte fügen sich zu einem inne- ren, nachhallenden Erlebnis. Else Lasker-Schüler ist die Dichterin des träumenden Judentums, Prophetin und mit Gott ringende Eucherin, die über eine unglaubliche Skala von Gefühlstönen ver- fügt. v»m dunklen Leid bis zum spitzbübischen Humor. Und dah sie Jüdin ist, ist noch Ihr Glück, vielleicht würde sie, die aus so reichem Herzen gibt, noch weniger Mitschwingende und Helfende gefunden haben. Doch e» bleibt wunderbar genug, wie In der fiebrigen Hast»ind dem Lärm unserer Zelt Ihre seltsamen Berse aufblühen konnten. Dabei fühlt sie mit der Zelt, wandelt sie um. Gedichte wie„Wettende" oder Dichterdilder wie„Ernst Toller " zeugen davon, in denen sie mit Intuitiver Sicherhett das seelische Wesen eines Menschen dichtet. Aus der Diclhelt Ihrer Gestaltung trug die Dichterin wie eine orientalische Erzählerin„hebräische Balladen", Liebesgedichte und Dichterbilder vor, und der Singfang ihrer Stimme wäre noch mehr zum Erleben geworden, wenn sie nicht überreich gegeben hätte. Aribert W a e s ch e r sprach mit guter Gestaltung die Elberfelder Ballade und zum Schluß las die Dichterin aus ihrer„Prosa", die beschwingie Dichtung ist. Musik aus ihrem Schauspiel„Die Wupper " umrahmte die Nachtvorstellung. Und da» war wohl die einzige Theatertat, die mit ihrer schon gespielten dra- matischen Schöpfung zusammenhing. Der jubelnde Beifall Ihrer Gemeinde aber zollte ihr wenigstens»inen kleinen Teil des Dankes, den sie als starke und eigenartige Dichterin verdient hätte. B. Sch.
Gcfchtchksunkerrlchi durch die vühne. Bei den Theatern scheint ex Mode zu werden, für die Bildung der Zuschauer einiges zu tun. Da» K a m m e r I p i e l h a u s ist das dritte ernsthafte Berliner Theater, das es sich zur Aufgabe macht, Geschichteunterricht zu er- teilen. Es hatte Hermann Bahr » alte Komödie„Jos es ine" ausgekramt. Es handelt sich um Iosefine Beauharnai», di« erst« Frau Napoleons . Bahr will in seiner Komödie zeigen, wie die großen Ereignisse der Weltgeschichte durch kleine Menschlichkeiten veranlaßt werden. Aus Bonaparie wird nur deshalb der große Napoleon, weil seine Frau, die kleine Iosefine, ihre Liebe davon abhängig macht, ob er berühmt wird. Und wenn der Kurirr keine Liebesbrief« ins Kriegslaaer bringt, dann bekommen es die armen Feinde zu spüren. Das ist der Witz in Hermann Bahrs Komödie. Mo», muß schP, sagen, ein kümmerlicher Witz, feit wir Bcrnard
lipd-Zührer von geste?». Im GKKZ.-Tpicgel. Ruth Fischer , S ch o l e m, Ä a tz, M a s l o w waren noch vor ein paar Monaten die anerkannten Führer der Kow- munistcn. Wer nicht in ihr Horn stieß, war ein Klassenfeind des Proletariats". Eines Tages aber wurden die vier elend davon gejagt, wie zuvor die Brandler, Tholheimer, Klara Zetkin usw. davongejagt worden waren, und da erfährt man in der erweiterten Sitzung des Moskauer„EKKI." aus Thälmaims Munde, was das Proletariat an diesen Führern gehabt hat. Wir zitieren Thälmanns Moskauer Rede wörtlich nach der„Roten Fahne": Schalem sprach von Bedenken, von Kanossagong, von Knie- fall. So spricht kein Bolschewik, sondern ein Deutsch- N a t i o n a l« r vor dem siegreichen Feind. Schalem protestierte gegen den Passus de» EKKJ.-Briefes über korrupte Elemente. Run. Kotz Ist ein korruptes Element. tZwsschenrus Scholems: Nicht korrupt, nur verrückt!— Th ä l m a n n antwortete ihm: Solange er dich unterstützte, war er für dich nicht verrückt!) Kotz ist«in Agent der Bourgeoisie und trotzdem unter- schrieb Schalem den Brief der sieben Abgeordneten, der sich mit Katz solidarisierte. Ruth Fischer spielte hier eine Fnedensschakmel, was eine Fortsetzung der alten Methoden der doppelten Buchführung war. Ihre Rede bezweckt«, in der KPD. «inen Skandal hervor- zurufen. Doppelte Buchführung gegenüber dem EKKI., persönliche Diktatur, Berkennung der Roll« der Partei, antidemokratischer inner- parteilicher Kurs, dies kennzeichnete das Ruth Fischer -Maslow- Regime. Ruth Fischer selbst verteidigte jetzt Maslo«, obwohl Maslow neulich in einem Brief schrieb, dah die Taktik in der Frage der Fürstenabfindung gefahrvoll sei. dah von der Partei nur 40 bis 50 Prozent übrig bleiben würde, daß ein Nürnberg , d. h. die Liqui- dierung der Partei und die Bereinigung mit der SPD. bevorstehe. Ist Ruth Fischer damit solidarisch? Die Zentrale erklärt, daß sie kein Heidelberg , auch kein Nürnberg begeht. Die Behauptung, dah Ruth Fischer den EKKI.-Brief durchführen wollte, ist der Gipfel der doppelten Buchführung. In Moskau unterschrieb sie den EKKI.-Brief, in der Berliner Bezirksleitung kämpfte sie nicht für den EKKI.-Brief, sie sabotierte die im Sinn« des EKKJ.-Briefes geführte Parteikritik, sie betrieb versteckt eine fraktionelle Arbelt, um der Zentrale in den Rücken zu fallen, nahm Stellung gegen die Listenverbindung, um der Zentrale Schwierigkeiten zu machen. Die Frage Maslow ist keine persönlich«, sondern eine p r l n> zlpielle Frage. Maslows Verhalten vor Gericht war eines Revolutionär, unwürdig. Wir fordern von den Arbeitern, daß sie vor Gericht die revolutionären Grundsätze verteidigen, der Führer Maslow benahm sich aber kläglich. Also Deutschnationale(Scholcm!), Korrupte, verrückte, Leute mit doppelter Buchführung, unwürdig« und klägliche Gesellen haben bis vor kurzem die Kommunistische Partei diktatorisch geführt! Ihnen sollte die Führung des ganzen deutschen Proletariats anvertraut werdenl Und w'e wurden alle beschimpft und bedroht, die sich dieser sauberen Führung nicht fügen wollten! Heute ist Thälmaim an der Spitze. Für wie lange? Wann wird es auch mit ihm vorbei sein? Wann werd-eu wir aus Moskau erfahren, was der für einer gewesen ist! Irakts'on kNampe in Verwirrung. Tvie macht man Opposition? Bor einigen Tagen wurde in der Presse gemeldet, daß der Borsitzende der Deutschnationalen Partei, Herr D. Winkler, sich mit Rücktrittsgedanken trage, weil er von den R i ch t u n g s- st r e i t i g k e i t e n in der Partei angewidert sei. Dem wioer- spricht die„Deutsche Tages'!tung" entschieden: Zwar sei es richtig, daß Herr Winkler zurücktreten werde, aber dies ge» schehe nur wegen seiner Ueberlastung mit kirchlichen Aemtern und einen Richtungsstreit in der Partei gäbe es nicht. Zufällig erscheint zur selben Stunde der Hugenbergsche Tag" mit einer Proklamation seines Mitarbeiters A. Stein gegen die zu lahme Opposition der Deutschnationalen.
Shaws geschichtliche Vermenschlichungen bringen. Das Spiel wird auch nicht kurzweiliger, wenn wir die wenigen von Bahr zusammen- geklaubten menschlichen Schwächen Bonapartes immer wieder bis zur Ueberdrüssigkett serviert bekommen. Sie Schwächen der über- lebten Komödie vergaß man gern über der Darstellung unter Eugen Robert » Regie. Maria Orska spielte die Iosenne ol» kapri- zlöse Dome von Welt, der man den Einfluß auf Bonaparte ohne weiteres glaubte. Die Rolle des?ejährigen Bonapart« hatte man Hans Brausewetter übertragen, diesem famosen Darsteller frischer, urwüchsiger Knabenhaftigkeit. Trog einer guten Napoleon - maske konnte er den großen Ieldherrn nicht ganz glaubhast machen. Seine Wut und seine Liebe waren leider häufig nur gespielt. Den Gewinn de, Abends bildete Eugen K l ö p s e r als Korporal Moustach«, ein bramarbasierender alter Seldat, ein verstiegener Wichtigtuer mit abgeschabter Grandezza. Auch Kurt G o e tz al» posierender Schauspieler Talma , der dem berühmt gewordenen Bonaoarte gegenüber gönnerhaste Würde zur Schau trug, hatte an dem Achtungsersylg teil, der der Komödie schließlich beschieden war. Dgr. Strauß-Woche in der Stoatsapcw. Sie bürgert sich immer mehr in Berlin ein und zeigt Jahr sür Jahr, dah wir gewillt sind, den gröhten lebenden Repräsentanten der deutschen Musik auch in seiner früheren Heimat zu feiern. Das geschieht nur durch die Per» son de« Meisters leibst, nicht durch großen äußeren Ausputz, durch Geste, durch Musterinszenienrngen. Man läßt Strauß sein Werk selbst dirigieren. Das aber heißt höchste Sauberkeit, ktügster Bau. pesenlose Haltung, innere Wärme bei äußerer Ruhe, ganz über dem Werk schwebende Sicherheit, ein seltsamer Kontakt mit der Bühne und eine Klangschönheit des Orchesters, wie wir sie lange nicht ge- wohnt waren. So wird„Salome" ein Triumph für ihn und di« K e m p, die damit wieder die hochwertigste Künstlerin de» Ensemble» wird. Selbst die bloß-freundliche Unterhaltung de» Intermezzos lebt ihr« Reize an ein beifälliges Parkett aus. Was Strauß sich allerding» dabei denken mag, wenn er. Dichter, Komponist, Dirigent, sein häusliches Dasein aus der Froschperspektive beurteilt? Ist das nachträglich nicht ein wenig peinlich? Man fleht ab und zu«in Lächeln über die Nichtigkeiten de» Daseins in Straußens Gesicht. Dennoch freut er sich über das Kontersei seiner Gattin, wie es Frau Hussa auf die Bühn» stellt. K S. Da» elgensinn'.ge Schneeglöckchen. Der milde Nachwinter hat in diesem Jahr auch die Schneeglöckchen längst heroorgelockt, au» deren Blütezeit der Volksaberglaub« bekanntlich die Dauer des Sommers voraussagt, da es heißt, daß. wenn das Schneeglöckchen kurz blüht. auch der Sommer nur kurz währt. Dieser liebliche Frühlingsbote ist übrigens wildwachsend gar nicht häusig anzutreffen, denn das Schnee- glöckchen ist im Lauf der Zeit zur Gartenpflanze geworden, und wenn man es auch einmal in der freien Natur findet, handelt es sich fast Immer um einen„Gartenflüchtling". Wilde Schneeglöckchen gibt es heute eigentlich nur mehr in ganz wenigen Landstrichen Deutschlands , so in Schlesien und Westpreußen , in Teilen der Rhein- provinz wie auch stellenweise in der Mark: in den Gärten dagegen blühen sie ohne jede Pflege und überall in reicher Füll». Dennoch sind die Schneeglöckchen sür den Gärtner ein schwierige» Problem, und zwar einzig und allein aus dem Grunde, weil sie sich nicht
Herr Stein spricht ran„Fossilien aus dem Obrigkeitastaat". die gleich umfielen, wenn man„auf seiner Flöte die Weise von Vaterland und Einigkeit blase"— diese Melodie imponiert also auch nicht mehr!— und er meint, daß be- sagte Fossilien reif dazu seien, von Hörsing zu„Ehrenmit- gliedern des Reichsbanners Schwarz-Rot-Gold" ernannt zu werden. Nach Herrn Steins Rezept müssen die Deutschnationalen alles unbesehen ablehnen, was von der gegenwärtigen Reichs- regierung kommt. Ein Gesetz ablehnen, solange man in der Opposition sei, und es selber einbringen, wenn man in der Regierung sei, das sei unter dem parlamentarischen System die„richtige Politik". Nach dieser Festc-druff-Methode geht es dann weiter: Es gibt nichts, was zu tollkühn wäre, um nicht von der Opposition gemacht zu werden: selbstverständlich im Rahmen der Gesetze(!), im Rahmen des parlamentarischen Systems. Wenn heute die Opposition die allgemeine religions- lose Schule oder dos Wahlrecht für Sechzehnjährig« oder sonst etwas Ungeheuerliches durchdruckte— und dadurch die Regierung stürzte, hätte sie recht. Solche Ausführungen lassen die Annahme, daß innerhalb der Deutschnationalen Partei eine gewisse Konfusion herrsche, doch nicht als so ganz unbegründet erscheinen, wie die„Deutsche Tageszeitung" meint. Und wenn Herr Winkler ein Grausen packte, einer solchen Partei oorzusitzen, so könnte man das wohl oerstehen!_ wirth-vcrsammlung in München . Massenandrang.— Tank an Sbert. München , 27. Februar.(Eigener Drahtbcricht.) In einer Massen- Versammlung des Reichsbanners, die wegen U e b e r« f ü l l u n g polizeilich geschlossen werdcn muhte, sprach am Freitag abend im Saal des Löwenbräukcller» der ehemalig« Reichskanzler Dr. W i r t h. Seine ersten Worte widmete er dem vor Jahresfrist verstorbenen Reicheprässdenten Friedrich Eberl, dessen Bild im Flor und tn einem Wald von schwarzrotgoldenen Fahnen an der Stirnwand des Saales angebracht war. In seinem Leben, so begann Dr. Wirth, sei er keinem größeren Mann begegnet, als dem Reichs- Präsidenten Ebert, und ihm. dem größten deutschen Repu- d l i k a n e r, statteten heute di« Republikaner den größten Dank dadurch ab, dah sie der freien und sozialen deutschen Republik die Treue hielten und in entschlossenem Kampseswillen zu ihr stehen. Dann sprach Wirth von dem Ringen des deutschen Volkes um seine inner, Einheit gegenüber den rein egoistischen Dynastien, den Aus- beutern und Schindern und erntete tosenden Beifall durch sein« Erklärung, daß, wenn di« Reaktion ihr« Hand zum Putsch erheben wollt«, sie durch die Einhett des Reichsbanners abgeschlagen würde. Di« deutsche Republik könne durch die reaktionär« Gewalt zurzeit nicht umgestoßen werden, aber sie könne unterwühlt werdcn, wenn die deutschen Republikaner sich nicht selbst verstehen lernten. Rur die Republikaner selbst vermögen die deutsche Republik zu ver- Nichten, und zwar durch innere Uneinigkeit und Einander-nicht-oer- ftehen-wollen. Deshalb müßten In allen Bersammlungen des Reichs- banners die politischen Köpfe geweckt werden, die zueinander kommen sollen und jede Gelegenheit benutzen, um die früheren Gegensätze zu überbrücken. In diesem Problem lieg« auch der letzt« Grund seines eigenen Konflikts mit der Zentrumspartei , denn er könne jene nicht leiden, die sich„auf den Boden der Tatsachen" stellen, schließlich sogar noch„auf den Boden der Verfassung". Dos seien alles nur Formeln, um die Republikaner zu beruhigen. Es gibt kein Kompro- miß für den Satz:„Die Staatsgewalt geht vom deutschen Volke au?." Westarp für Föderalismus und Kaisertum. In einem anderen Saal der Stadt sprach Graf Westarp unter starkem polizeilichen Schutz, da man nationalsozialistische Spreng- kolonnen erwartete. Er schimpfte natürlich in allen Tonarten über Locarno , den Völkerbund, die Republik und ihre zentralistiscbe Der- fassung, um schließlich seine Rede ousklingen zu lassen in den Worten: „Wir Deutschnationalen stehen vollständig auf dem Boden de» Föderalismus und haben al» Porole gewählt: Zurück zu Bismarck . Kaiser und Reich!"
treiben lassen. Flieder wie auch Maiglöckchen und Veilchen können durch die Hand des Gärtners zu einem Frühtrieb gebracht werden, der ihrer normalen Blütezeit um lang« Wochen vorauseilt. Stellt man aber Schneeglöckchen ins warme Treibhaus und pflegt sie den Winter hindurch unter den allergünstigsten Bedingungen, unter denen all» anderen Blüten zum grühtrieb gelangen würden, so blüht dos Schneeglöckchen keinen Tag früher au» als seine Artgenosien, die draußen im Freien die Blüten noch unter dem Schnee bilden. Bis jetzt ist es tatsächlich noch keinem Gärtner gelungen, ein Schneeglöck- chen zu einer früheren Blüte zu veranlassen, und man hat sür dies« Erscheinung auch noch kein« Erklärung finden können. Die Sltlenreltihell der rvssischen Sowjetrepublik soll durch die Blockade der westeuropäischen Tänze aufrechterhalten wer- den. Früher als alles andere kam der Shimmy und der Foxtrott in das Dolschowistenreich. In der ersten Zeit des„Nep", der neuen Wirtschaftspolitik, fanden sie Eingang in die Lokale der Lebcwelt und Proletarier. Dann kam der Rückschlag. Der Puritanergeist der in Rußland herrschenden Schicht macht« dem Vergnügen ein vor- zeitiges Ende. Die politisch« Polizei sagte dem Tanz die Febd« an und auch die letzte Bergnügungsstötte in Moskau und Leningrad wurde von der westlichen Seuche befreit. Lediglich die Hotels der Ausländer und die elegantesten Dillen der am Ruder befindlichen Gesellschaftsschicht gewähren dem modernen Tanz heute noch da, Gastrecht. Im kommunistischen „Klub" ist er streng verboten und an seiner Stelle wird lediglich als Surrogat der„Improvisiert « Rund- tanz" oder die„rhythmische Tanzubung" geduldet. Die jährliche Diamankenerzeugvng. Nach einer Schätzung de, „Mining and Industrial Magazine" nimmt die Welt jährlich Dia- manlen im Wert von 240 Millionen Mark aus. Der allergrößte Teil dieser Nruproduktion stammt au» Süd- und Siidwestafriko. die etwa sür 170 Millionen Mark jährlich erzeugen. Die Kasaifclder im Kongo -Freistaat und die Diamantfelder von Angola liesern jährlich Edelsteine für 40 Millionen Mark, Dritish-Guyana kür 20 Millionen Mark. Diamanten im Wert« von lv Millionen Mark kommen aus Brasilien , aus Benezuela, von der Goldküst« und aus Borneo. «rstmillüdnniie» 7No»t. Zenlral-Th.-.EvaBonlieur".� vienst. Td. a. Lchiffbauerdamni:.Der Tausch". UtlHi». Cuttlpield.:„Die i»t» eita-._ Jrelt Schikler-Th.:.Spiel de« Leben»-. möble;»Viktoria". Uronl J-Vorträg«. Sonnt.(3>. C o(i 1 1» n r I e»i 9( ji 1 1, n_»onf. (5).Rockg SRonnUln«*.(7j.Baradie, Europa «".<t>> .Sidneegtptel AsrikaS".— vten,'. kZ u. 7).Varadie»". tv).Zchneegtpsel". IMttw. G u. S).« ch n e« g I g s« ,».(7)Pr„t. Liepmann:»Seelenleben der Frau".— Volmer,!.(5 u. 8) .Schneegipsel".(7)»BarabitS".— JtciL(5 u. 9)»Der blaue Gols ".(7)»Rocky Mountain 8".— Sennab.(5 u. 9) »Der blaue Boll".(7)»Rocky M o u n t a t n 8". Sven Scholonder iingt beute 9 Uhr, Im Mellleriaat deutsche, lchmebische und iavaniich« Volkslieder zur Laute. votae Arie» dirigiert am Sonntag. S Uhr, im Blüthnersaal Beeihoven» 7. Sinsom« und Mozarts Sa-Dur-Sinjonie. «Nsabettz veegMie wiederboll den Arthur Tchnitzler-Abend am Sonnlaz, mittags l? Uhr, im Gloriapalaft.