Und noch einmal:
Wir wollen heut uns Mann für Mann Zum Heldentode mahnen.
Mit der Sehnsucht nach dem Heldentode ist es den jungen Leuten gewiß nicht so eilig, wie sie in der Rheinweinbegeisterung beteuern. Man wird daher ihre Schiachtgefänge auch nicht zu tragisch nehmen, aber sie flingen immerhin wie eine Berhöhnung der Politik des Außenministers in dessen Gegen wart und sind ein dankbares Material für alle diejenigen, die in Frankreich und Belgien gegen die baldige Räumung der Rheinlande arbeiten. Man möchte dieses chauvinistische Geschrei am Rhein ja gerne zart verschweigen, aber die deutsche Presse, auch die des Reichsministers des Aeußern, hat mit triumphie rendem Stolze berichtet, daß die Studenten mit Jugendblut Deutschlands Kriegslieder hinausgejauchzt hätten.
Stehend hörte der Führer unserer Außenpolitt die Haß gefänge gegen Frankreich an. Kein Wort des Tadels oder auch nur der Abwehr. Man nehme einmal an, Herr Streſsemann wäre von der Arbeiterjugend zu einer Befreiungsfeier eingeladen worden, und dort hätte man nach einer Rede von ihm die Internationale" oder ein pazifistisches Niewieder Krieg"-Lied gesungen. Diese Lieder paßten zwar stilgerechter zu der Außenpolitit von heute; aber niemand wird sich vorstellen können, daß Herr Stresemann sie bis zum Ende geduldig hingenommen hätte.
Die Masse des rheinischen Bolkes, die von schweren wirt schaftlichen Sorgen bedrückt ist, hat die fremden Truppen awar freudig scheiden sehen, lehnt aber jeden Befreiungs: taumel und alles Haßgetue ab. Wir sind überzeugt, daß Herr Stresemann ihr dabei recht gibt. Die theinischen Republikaner, das Reichsbaner voran, wollen zu Zehntausenden aufmarschieren, wenn am 21. März die große offizielle Befreiungsfeier stattfindet. Der Reichspräsident, der Reichs
gegeben worden sind, so dürfte dagegen ein Einwand nicht bestehen. Boraussetzung freilich wäre, daß der überwiegende Teil der übrigen Kapitalanlage auch den Versicherten selbst, also vor allem in ihrer Eigenschaft als Siedler zugute gefommen wäre. Die Verteilung der Hypothefen, die sowohl wegen der Gesamtfumme, als auch wegen der Langfristigkeit der Anlage zur alige. meinen Beurteilung entscheidend sein muß, zeigt das Gegenteil einer solchen Voraussetzung. Bon insgesamt 150 Millionen Hypotheken haben Industrie und Landwirtschaft nicht weniger als 104 millionen bekommen, während dem städtischen Neubau nur knapp 27 Millionen, den Siedlern aber nur die Bagatelle von ganzen 9 Millionen RM. gewährt worden waren. Nach dem Bericht sind in den zwei Jahren überhaupt nur 248 Einzelfiedlern(!) Synpothekendarlehen gegeben worden. Von einer Gesamtanlage von 272 Millionen RM. hatte diese soziale" Bersicherung 9 Millionen, d. h. 3 Proz. für die Siedler übrig. Die Großkapitalisten in Landwirtschaft und Induftrie haben von den gewährten Hypotheken fast 70 Proz. für ihre privaten Zwecke in Anspruch nehmen können. Sie waren dabei noch nicht einmal an die mindeste soziale Bedingung hinsichtlich der Behandlung ihrer Angestellten und Arbeiter gebunden. Auf der anderen Seite werden täglich zahlreichen Angestellten kleine Hypothekengesuche ohne Angabe von Gründen bureaukra tisch abgelehnt.
vermieden wird, baß man ben eben nog herausgeworfeber Deutlichkeit. Wenn ben Gemeinben 60 Miffionen Darlehen nen Führer der radikalen Richtung zum zweiten Bor jizenden macht! In den gedruckten Rundschreiben, mit denen bieser deutsch nationale Bruderkrieg geführt wird, sagt man sich gegenseitig die herzerquidendsten Wahrheiten. Der bisherige Borstand wirft dem fünftigen zweiten Borsitzenden hemmungslosen Ehrgeiz" vor und zeigt, daß seine ganze Politit„ einzig und allein zur Berherrlichung seiner eigenen Person dient", daß sein Auftreten allen Regeln auch des einfachsten bürgerlichen Anstandes wider fpricht". Dem deutschnationalen Landesvorstand, teffen Borsitzender der ehemalige Kriegsminister General Bild von Hohenborn ist, wirft der Frankfurter Borstand in einem öffentlichen Inferat Benutzung veruntreuter Mitgliederliften" vor. Die radikalere Richtung aber, die nicht wegen ihrer Uebereinstimmung mit der Landesleitung und Reichsleitung der Bartei die offizielle ist, sondern offenbar die große Mehrheit der Frankfurter Deutschnationalen hinter sich hat, nimmt in ihren Rund. schreiben erst recht fein Blatt vor den Mund. Da heißt es, daß der bisherige Vorstand fein Verantwortungsgefühl für das große Ganze" habe, und daß er die Partei zu einer Fi liale der Deutschen Volkspartei habe umbilden wollen. Auch wird mitgeteilt, daß im Frankfurter „ Reichsblod" leztes Jahr nicht bloß die Deutsche Volkspartei der Kandidatur Hindenburg sehr wenig inmpathisch gegenüberstand", sondern daß auch im deutschnationalen Ausschuß nur eine Stimme sich für den Feldmarschall erhob!
Es geht bei den Deutschnationalen zu wie bei den Rom munisten. Heißt der Mann hier R a B. so heißt er bort Schütz. Aber hinausfliegen und hineinfliegen, stürzen und die Treppen hinauffallendas kann man bei den einen wie bei den anderen. Nur brauchen die Demagogen bei den Deutschnationaien noch nicht den Umweg über Moskau machen, um zu ihrem Ziel zu gelangen.
fanzier, Reichsminister und preußische Minister werden tom- Wohnungsnot und Angestelltenversicherung
men, die höchsten Würdenträger der Republit. Es ist ihre Pflicht, sich und das Reich gegen übel angebrachte duminnationale Treibereien zu schüßen. Sonft wird man nicht die
unverantwortlichen jungen Schreihäise, sondern diejenigen zur Berantwortung ziehen müssen, in deren Händen das Schicksal der noch beseßten und nach der Freiheit sich sehnenden rheinis fchen Gebiete liegt.
Die einigen" Nationalen.
Was dem einen sin Katz, ist dem andern sin Schütz.
Daß die Partei Mampe unter schweren inneren Kämpfen leidet, daß die in der Fraktion nicht nur bei Dames- Gesezen, sondern auch bei sozialen Fragen öffentlich aufeinanderplaßenden Gegenfäße auch im Lande sich auswirfen, das ist schon lange fein Geheimnis mehr.
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Die Formen dieser Auseinandersetzungen sind natürlich nicht überall die gleichen, aber sie sind wenigstens überall gieich temperamentvoll. Ueber einen befonders charakteristi jchen Streit berichtet die Frankfurter Zeitung " interessante Einzelheiten:
Für die Vorherrschaft des demagogischen Radikalismus in der Deutschnationalen Partei und für die Tiefe des inneren Zwistes in thr sind nun besonders fennzeichnend die offenen Kämpfe, die sich feit ciniger Zeit in der Frantfurter Partei abspielen. Hier hatte bisher die gemäßigte Richtung die Zügel in der Hand. Aber die jüngeren und radikaleren Elemente nucten immer wieder gegen bie würdigen Herren vom Vorstande auf, und der Führer jener Ele. mente, ein etwas temperamentvoller Heinz Schüz, flog zuerst aus dem deutschnationalen Vorstand in Frankfurt und dann aus der Vartel heraus. Nun aber griff der Landesvorstand ein, rehabilitierte den Ausgeschlossenen wieder, berief über den Kopf des Frankfurter Borstandes hinweg Mitglieder- und Hauptversammlungen, schon stand man unmittelbar vor einer cffiziellen Parteispaltung, die nun offenbar dadurch
Jlka Grüning am Zentraltheater.
Als Hermann Heyermans vor Jahresfrist starb, wurde ein Freund begraben, der dem Herzen des Bolkes sehr nahe gelebt hatte. Der Straßenwanderer, der Erzähler und Dramatiker und schließlich auch der Polemiker mit der immer heißen Feder bekannte fich zu der Armut, zu dem Leid, zu den Niedrigen und Bergessenen. In einer Zeit, da man in Kunstdingen sehr weichlich geworden war, und den Lurusbetrieb, der durch Romane und Theaterstücke perklärt wurde, leichtfertig genoß, rief Heyermans zur Einkehr auf. Hier
im Vorwärts".
"
Nun haben sie dem Toten, der in seinem Lande die letzten Jahre der schweren Arbeit aber auch der schweren Berbitterung hinbrachte, zu Hause ein ziemlich ehrwürdiges, aber auch ein ziemlich froftiges Begräbnis bereitet. Man fammelt noch immer für das Grabmal, das er empfangen foll. Es scheint, daß sich die freigebigen Hände nicht allzu oft auftun. Und in anderen Händen, die spenden möchten, flingt zu wenig gewichtige Münze. Es scheint ferner, daß die holländische Regierung viel Wichtigeres zu tun hat als mit bes Scheldenen Kosten dem Dichter einen Gedenkstein zu setzen. Altes Trauerspiel, alte Farce
3m Zentraltheater chrt man den Toten durch Aufführung des Behaglichen Bühnenspiels" Eva Bonheur"( verdeutscht von Elfe Otten). Das Stück ist, um es gleich zu sagen, armfelig und rührselig. Es ist eines von den schwächsten Heyermans. Ist die Pietät auch zu loben, so doch nicht der dramaturgische Blick. Heyermans hat alle Gefühls- und Theaterwärme auf die Untermieterin Eva Bonheur verschwendet, die ihre Nebenmenschen pie fadt und sich bei solcher Tier- und Menschenquälerei sehr wohl fühlt. Eva Bonheur, schon der Name foll Sinnbild sein, zunächst das Weib mit dem Urwaldnamen, der weibliche Urdrachen. Und dazu heißt fie noch im Deutschen und im Holländischen Frau Glüd. Man sieht, wie die Gestalt dem Dramatiker ins Uebermenschliche hinauswuchert.
Er will das Gespenstische aus der alltäglichen Schäbigkeit herauswachsen lassen. Im Stücke zerstört der Drachen die häusliche Ruhe, das Vermögen und die Liebeszärtlichkeit aller Nachbarsleute. Plözlich tippt Eva Bonheur selbst in die Kläglichkeit zurück. Blöglich rutscht dem Drachen eine Maus oder eine Ratte zwischen die Klauen, und der Drache stolpert, er wird spinneflein, er wimmert und will gar ein Menschenfreund sein, damit er nicht mit Maus und Ratte allein bleiben muß. Natürlich ist diese Bekehrung nur aufzufassen als neue Tüde und Lüge. Gezeigt wird die ewige Farce, auch die falsche Aufrichtigkeit.
Ja, das ist schon phantastisch und flug ausgedacht. Nur ist der Schwarm der von Eva gepiefacten Leute allzu blutarm. Die Idylle versandet. Der unheilbare Romantiker, seine Frau, das Mädel, das zunächst dem Mufitus um den Hals fällt und dann sogar als eine Heroine für die Selbständigkeit der enttäuschten Jungfrauen fämpfen will, das sind alles gut ausgedachte Typen. Doch nur Typen. Sie stehen still. Sie werden nicht dramatisch im Kreise gedreht. Schließ lich merkt man, daß die Moral und der Charafter den Typen sehr traditionel, aber auch sehr oberflächlich angeklebt wurden.
Es bleibt allein übrig in ihrer unübertrefflichen Bielfältigkeit und Gemeinheit Eva Bonheur. Sie wird schon im ersten Aft entlarot.
Uuerträgliche Mißwirtschaft.
Die amtlichen Zahlen der Berteilung der Kredite vom 1. Oftober Die amtlichen Zahlen der Berteilung der Kredite vom 1. Oktober 1923 bis 31. Oftober 1925 zeigen, daß die deutschnationale Leitung die Reichsversicherungsanstalt für Angestellte zu einem Bant. institut für die großfapitalistischen Unternehmer in Industrie nud Landwirtschaft entwickelt hat. Diese Zahlen müssen jedem Leser beweisen, daß die Bertrauensleute des Deutschnationalen handlungsgehilfenverbandes, die mit den Arbeitgebern zufammen auf Grund des vorgenommenen Wahl. rechtsraubes die Mehrheit in den Berwaltungsförperschaften haben, an den vitalften Intereffen der Angestellten schlimmsten Berrat geübt haben. Wir geben hier die amtliche Uebersicht:
I. Wertpapiere:
1. Anleihen des Reiches und der Länder sowie deren Kreditanstalten 2. Pfandbriefe und Dbligationen II. Darlehen: 1. an Länder
2. an Gemeinden:
a) für Wohnungsbau
b) für sonstige Swede
3. an gemischtwirtschaftliche Betriebe
4. an furzfristige Anlagen.
III. Sypothefen:
1. auf städtische Grundstude: a) Wohn- und Geschäftshäuser
b) Siedlungen.
c) heilanstalten ufw.
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2. auf landwirtschaftl. Grundstücke 3. auf industrielle Grundstüde IV. Grundbesiz
Diese Mißwirtschaft in der Reichsversicherungsanstalt ist unerträglich geworden. Auf der einen Seite drängt die ganze wirtschaftliche und soziale Situation danach, alle Kräfte und die er. Schließbaren Kreditquellen dem Wohnungsbau, insbesondere dem Siedlungswesen zuzuleiten, und zu gleicher Zeit darf es sich die deutschnationale Selbstverwaltung" der Angestelltenversicherung er lauben, 100 Millionen Mark Bermögen an jene Kreise zu vergeben, die zum großen Teil die heutige Belts not mit verschuldet
haben.
Der Reichsarbeitsminister Dr. Brauns hat erst in diesen Tagen fein startes Intereffe für die Förderung des Wohnungsbaues be
fundet. Es liegt in feiner Macht, die längst angekündigte Wahl
reform zur Angestelltenversicherung unverzüglich an den Reichstag zu bringen und durch beschleunigte Neuwahlen für die foziale Altersversicherung der Angestellten auch eine soziale Selbſt. verwaltung zu gewährleisten.
Der Kampf gegen$ 218.
Nachdem am 18. Dezember im Rechtsausschuß der Antrag Müller Franken, dem Strafgesetz folgenden§ 219a einzufügen: Die in den§§ 218 und 219 des Strafgesetzbuches bezeichneten Handlungen find nicht strafbar, wenn sie von einem staatlich anerkannten( approbierten) Arzt innerhalb der ersten drei Monate der Schwangerschaft vorgenommen worden find", abgelehnt worden war, gelangte heute im Rechtsausschuß der Eventual antrag Dr. Moses, Frau Pfülf und Genossen zur 10418000 Beratung. Nach ausgedehnter Debatte wurde der Antrag mit 15 13 706 000 24 124 000 gegen 13 Stimmen angenommen. Er lautet:
,, Eine Frau, die ihre Frucht im Mutterleibe oder durch Ab. 12 821 000 treibung tötet aber die Tötung durch einen anderen zuläßt, wird mit Gefängnis bestraft. Ebenso wird ein anderer bestraft, der eine Frucht im Mutterleibe oder durch Abtreibung tötet. Der Versuch ist strafbar.
33 903 000 26 158 000
60 061 000 5 764 000 18 470 000
26 875 000
9 194 000
10 535 000 46 604 000 47 153 000 56 995 000 863.000 272 860 000
Diese Zahlen stellen die tatsächlichen Bewilligungen dar. Leider ist die Uebersicht nicht ganz durchfichtig gehalten. Immerhin zeigt sie die Entrechtung der Versicherten mit erschrecken
Im dritten zeigt sie noch fein zweites Geficht, sondern ihr unverändertes Drachenantlig. Aber sie ist eine föstliche Teufelsgeburt. Und Frau 31ta Grüning spielt die Here und den Quälgeist. Auf der Bühne sind zwei Stockwerke übereinander gebaut. Oben hauft der Quälgeift, unten die Opfer. Für den Drachen und seine Schliche ist so ein ständig wechselnder und anziehender Spielraum geschaffen. Frau Grüning scheut sich nicht vor der widerwärtigen Maste. Sie verschont jedoch durch ihre Drolligkeit das Widerwärtige. Die Art, in der sie die Brille auf die Nase stülpt und dann auf die Stirn hinaufschiebt, ihr Huschen nach Mäusen, ihr Krächzen und Hüfteln, ihr Distant beim überschnappenden Zorn, alles das ist mehr als glänzende Virtuojenleistung. Burmiges Menschentum wird bewundert. So spielt Frau Grüning schließlich ganz für sich, ohne es zu wollen. Und gegen ihre Umgebung, die durch Stüd und Temperament ziemlich gehemmt wurde. Sie erfpielte fich einen Riefenerfolg. Max Hochdorf .
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Ein unbekanntes Dokument. Liebknecht und die„ Norddeutsche Allgemeine". Der rote Republikaner August Braß hatte die Nord deutsche Allgemeine Zeitung" nach feiner llebersiedlung von London nach Berlin gegründet. Im Spätsommer 1862 murde Liebknecht der Redakteur für auswärtige Angelegenheiten_an dieser Zeitung. Am 24. September 1862 übernahm Otto von Bis mard den provisorischen Borsiz im preußischen Ministerrat. Am 29. September trat Bismard das erste Mal vor das preußische Abgeordnetenhaus. In der Budgeikommiffion enthüllte er freimütig feine Blut- und- Eisen- Politit". Er erflärte: Nicht durch Reden und Majoritätsbeschlüsse, wie sie 1848 und 1849 in Uebung gewesen, werden die großen Fragen der Zeit gelöst, sondern durch Blut und Eisen."
Braß ließ sich min durch Bismard bewegen, seine Zeitung in den Dienſt dieser Blut- und- Eisen- Politik zu stellen. Liebknecht merkte die politische Umstellung des früheren roten Demokraten sehr bald. Scharf stießen die politischen Anschauungen beider Bolitiker aufeinander. Braz sprach Wünsche aus, die einen Ausgleich der aus. einandergehenden politischen Meinungen bezweckten. Liebknecht blieb bei seinem politischen Standpunkt. Um 20. November 1862 schrieb daher Braß folgenden Brief an Liebknecht :
„ Sehr geehrter Herr, nach Ihren Ansichten besteht der Grund, welcher mich veranlaßt, hinsichtlich Ihrer Tätigkeit weitere Wünsche zu hegen, in der Verschiedenheit unserer Ansichten. Nach meiner Meinung besteht dieser Grund in den von Ihnen heute entwickelten Anschauungen. Es ist hier nicht nöt g, zu untersuchen, welche Ansicht die richtige, wenn wir in der Tatsache übereinstimmen.
Infolgedessen ersuche ich Ew. Wohlgeboren. mir gefälligft schriftlich davon Mitteilung machen zu wollen, wie und wann Sie ein Verhältnis zu lösen wünschen, welches mir nicht förderlich, Ihnen dagegen nicht angenehm fein fann. Mit bester Hochachtung
ergebenst
A. Braß." Liebknecht schrieb zu diesem Briefe fpäter folgende Bleistiftnotiz: Bir hatten beständig Streit gehabt, weil ich mich nicht in die auf
Wer die im Abfaß 2 bezeichnete Tat ohne Einwilligung der Schwangeren oder gewerbsmäßig begeht, wird mit 3uchthaus bestraft. Ebenso wird bestraft, wer einer Schwangeren ein Mittel oder Werkzeug zur Abtreibung der Frucht gewerbss mäßig verfchafft..
Sind mildernde Umstände vorhanden, so tritt Gefängnisstrafe nicht unter drei Monaten ein.
Der Auswärtige Ausschuß der Kammer hat am Montag einen Bericht des Ministerpräsidenten Briand über die Berträge von Locarno entgegengenommen. Briand hat betont, daß außer den veröffentlichten Vereinbarungen feine Abmachungen in Locarno ge= troffen worden seien. Der Ausschuß hat sich daraufhin einstimmig für die Ratifizierung ausgesprochen.
der Redaktion nötige Disziplin finden fönne. Vor drei oder vier Monaten versprach er mir 240 rth., nach einiger Zeit 1200 sofort und ließ meiner Frau durch eine weibliche Agentin sagen, er tönne ohne mich nicht fertig werden." Später überzeugte sich Braß von der Unmöglichkeit, den Revolutionär Liebknecht für das Bismarcksche Spiel zu gewinnen, die Arbeiterschaft gegen den Liberalismus aufzupeitschen. Die Gräfin Haßfeld fuchte im Jahre 1868 dem Genossen Liebknecht einen Vorwurf aus seiner Mitarbeit an der Nordd. Allg. Zeitung" zu machen. Sie tat das wider besseres Wissen. Hatte doch der Redakteur dieser Zeitung bezeugt, daß Liebknecht freiwillig und ohne Rücksicht auf die materiellen Borteile, die ihm seine Stellung einbrachte, ausgeschieden sei. Liebknecht wurde ein Opfer seiner er mußte nun wieder die ganze Misere des freien Ueberzeugung Schriftstellers durchkosten.
fönnen.
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Die Besteigung des höchsten Berges der U. S. A. , des Mount Tahoma in den Rody Mountains, schilderte Hansotto Knispel in der Urania in einem anschaulichen Lichtbildervortrag. Die Aufnahmen, stellenweise von nie vorher begangenen Gegenden gemacht, gaben ein eindrucksvolles Bild der alpinen Schönheiten dieses Gipfels, zeigten aber auch deutlich die Gefährlichkeit der Besteigung, die hier von einer Gruppe von etwa 70 Menschen unternommen wurde. Das zerklüftete, start brüchige Lavagestein dieses noch immer tätigen Bultans läßt sich oft nur mit größter Vorsicht überschreiten, da schon einige heftige Schläge des Eispidels es einstürzen lassen Im zweiten Teil der Bilderserie wurde dann ein Alleinaufstieg gezeigt. Interessante Indianerbilder und Szenen aus dem Leben der Cowboys waren eingestreut, die eine Vorstellung von der wahren Romantif dieser Gegenden geben. Hansetto Knispel war war den von ihm selbst aufgenommenen Bildern tein gewandter Erklärer, dazu stand er selber zu sehr im Bann dieser Reisen, die fich hier auf der Leinwand abrollten. So befd; ränfte er fih im allgemeinen auf die begeisterte Wiedergabe subjektiver Eintrüde vielleicht vielen Zuhörern eine deutlichere Borstellung von diesen Natureindrücken, als ein trockener Bericht es vermocht hätte.
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Xy.
Die deutsche literarische Produktion. Das letzte Jahr ist für die deutsche literarische Produktion ein Reforbjahr gewesen. Selbst die Borkriegsjahre haben feine derart hohe Summe von Neuerscheinun gen gebracht wie 1925. Das ergibt sich aus der statistischen Ueberficht, die Ludwig Schönrod foeben im Börsenblatt für den deutschen Buchhandel" veröffentlicht. Das Jahr 1925 erscheint da mit einer Biffer von 37 722 Werfen, während im Jahre 1913 nur 35 078 gezählt wurden. Wie start die Probuftion stieg, zeigt der Bergleich mit den 28 140 neuen Werfen im Jahre 1924. Der Zuwachs fam ebenso der Buchpredufiion wie der Zeitschriftenproduktion zugute.
„ Die Geraer". Im Bericht über die 4. Tanz matinee der Bolfsbühne( Abendnummer vom 1. März) hat der unentwegt tätige Drudfehlerfatan die Mitteilung estamotiert, daß es sich um ein Gastspiel der Tanzgruppe und des Gesangschors des Reußischen Theaters in Gera handelte.
Mag Deri bricht am 6., abends 8 Uhr, im Bürgerfaal des Berliner Rathauses über Rembrandt als Maler der Menschen. liebe( Mit Lichtbildern.)