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Cesare Roffi taucht auf!

Er droht mit Enthüllungen gegen Muffolini.

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In wenigen Tagen beginnt in Chieti   vor einem Schwur­gericht mit ausgesuchten Richtern und Geschworenen die tragische Farce des Matteotti Prozesses. Inzwischen hat sich jedoch etwas ereignet, was alle forgfältigen Kombinationen Mussolinis ernsthaft zu durchkreuzen droht. Bekanntlich follten als Angeklagte mur ganz wenige Leute erscheinen, die bei dem Mord des sozialistischen   Führers lediglich Handlangerdienste geleistet hatten, während die Hauptschuldigen Filippelli, Marinelli und Cesare Rossi   im November 1925, wenige Tage nach dem ad hoc inszenierten Attentatsschwindel, amnestiert worden waren. Diese Amnestierung erfolgte, weil die drei Genannten feinerzeit, um sich zu retten, in Dentschriften und offenen Briefen, die zum Teil den Weg in die Deffentlichkeit gefunden hatten, jedoch in Italien   rücksichtslos unterdrückt wurden, Mussolinials den wirklichen Anftifter des Mordes an Matteotti und Sonstiger faschistischer Gewalttaten gegen führende politische Gegner bezeichnet hatten. Als Angeklagte vor Gericht wären diese brei Männer dem Diktator allzu gefährlich gewesen. Deshalb ließ man fie laufen.... Plößlich taucht der frühere Polizeichef von Mussolini  , Cefare Roffi, auf französischem Boden, in Nizza  , auf und fündigt an, dah er numunehr vor aller Welt über die Schuld Mussolinis reden werde. Nach einer abenteuerlichen Flucht im Motorboot, ist er an der französischen   Küfte gelandet und hat bereits jetzt in der Zeitung Petit Riçois" wichtige Ertlärungen abgegeben. Darin schildert er den skandalösen Gang der Untersuchung, die bereits im Dezember 1924 abgeschlossen war. Doch benußte Mussolini   die schwerwiegenden Enthüllungen, die im katholischen Blatt Popolo" gegen den Leiter der Geheimpolizei, General De Bono, im Zusammenhang mit dem Matteotti  - Mord erschienen waren, um die 70 Bände starken Aften dem Untersuchungsrichter zu entziehen und dem Staatsgerichtshof zu übergeben, der sie bis zum Juli 1925 behielt und schließlich zu einem Freispruch De Bonos ,, wegen Mangel an Beweisen" gelangte. Inzwischen sorgte der neue Juftizminister Rocco für die Einbringung und Durchpeitschung von Gesetzen, durch die der richterliche Apparat völlig in die Ab­hängigkeit des Ministerpräsidenten gebracht wurde. Auf diese Art wurden der Oberstaatsanwalt Tancredi und der Präsident Del Giudice, die bis dahin die gesamte Untersuchung geführt hatten, durch zwei neue Beamte erseßt, auf denen der furchtbare Drud des neuen überfaschistischen" Gefeßes lastete. Zum Dber. staatsanwalt wurde ein Berwandter Farinaccis namens Del Basto   bestellt, der innerhalb von zwei Monaten eine neue Auflageschrift ausarbeitete, durch die die Amnestierung der drei Hauptbeschuldigten ermöglicht werden sollte und auch ermöglicht

P

murde.

Auf die Frage des Berichterstatters des Petit Nicois", warum denn die Anklagebehörde ein solches Intereffe daran gehabt habe, die Berantwortung Roffis dermaßen einzuschränken, antwortete der frühere Polizeichef von Muffolini:

Das ist ganz tlar. Die Regierung wollte der Deffent. lichkeit vortäuschen, daß die präzisen Anfchuldigungen, die ich in drei verschiedenen Denkschriften gegen Muffolini erhoben hatte, aus meiner Sorge vor meiner Berantwortung in der Affäre Matteoffi entsprungen waren."

Roffi fügte hinzu, er habe nidhis: zu bedauern und wolle fich nicht als Opfer hinstellen, denn er habe lediglich für ſeine politische Ueberzeugung gelitten. Er fügte hinzu:

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..Ich werde den Beweis erbringen, daß alle Gewalttaten Mussolinis inspiriert und verlangt wurden, der Italien   in einen Dauerzustand von Zusammenffößen und Bürgerkrieg versetzt hat, lediglich um darauf seine persönliche Macht zu gründen; wobei er fich jedesmal als Friedensstifter hinstellt und die Ausführer seiner Befehle einsperren läßt, wenn er vor den tragischen Folgen der Ereignisse Angst friegt, die er selbst hervorgerufen hat, oder wenn er dem Auslande gegenüber ein, ibi von Mäßigung" benötigt."

Roffi begründete feine jezige Haltung damit, daß er sich wohl zugunsten Mussolinis geopfert haben würde, daß er sich aber nicht von ihm entehren laffe. Das sei aber geschehen, indem Mussolini   am 13. Juli 1924 in der Kammer die Ermordung Matteottis als ein Berbrechen gegen die Nation bezeich nete, das nur der ärgste Feind des Faschismus begangen haben tonnte. Auf diese Art habe Mussolini   versucht, ihn, der eine politische Tat im Auftrage Mussolinis begangen hätte, als einen gemeinen Berbrecher hinzustellen. Das laffe er sich aber nicht gefallen. Mussolini   felbst habe später erfannt, welchen Fehler er mit diesen Redewendungen vom 13. Juli 1924 begangen hätte und deshalb habe er im Oftober 1925 in einem in der Zeit­schrift Gerarchia  " unter seinem Namen erschienenen Artikel diese Redewendungen nachträglich als einen tragischen Spott"(!!)

bezeichnet.

Nachdem nun Cesare Roffi offenfundig alle Brüden Muffolini abgebrochen hat, darf man wohl auf feine weiteren Em. hüllungen gespannt sein.

Polen   und Locarno  .

Berträge ratifiziert, Ratssitz verlangt. Warschau  , 3. März.( MTB.) Der Sejm   ratifizierte nach mehr. stündiger Debatte die Locarnoverträge mit den Stimmen der Re gierungsparteien, mit Ausnahme der Nationalen Arbeiterpartei, gegen die radikalen Bauernparteien, die Chriftlich- Nationalen und einen Teil der nationalen Minderheiten. Gleichzeitig nahm der Siem mit den Stimmen aller polnischen Parteien die Resolution an, die für Polen   einen ständigen Siz im Bölkerbundsrat verlangt. Eine Natsfitkommission.

Condon, 3. März.( Eigener Drahtbericht.) Man rechnet bamit, daß in Genf   nach der Zulaffung Deutschlands   zum Bölferbund eine Rommission eingesetzt wird, die bis zur Septembertagung die Ansprüche weiterer Staaten auf ständige Ratssige prüfen und Bor­schläge unterbreiten soll.

Die neue Regierung Norwegens   soll der Storthingspräsident

Lytte, der Führer der Rechten, bilden.

Bildungskurse im franzöfifchen Heer. Das Kriegsminifterium hat fürzlich den Unterrichtsminister davon in Kenntnis gefeßt, daß unter den ausgehobenen Refruten ein fehr großer Teil festgestellt worden sei, dessen Bildungsgrad zu wünschen übrig laffe. Auf Bor.  nun Unterrichtsministers sollen flag des Bertreter dieses Ministeriums gemeinsam mit dem Generalstab die Maßnahmen prüfen, die geeignet sind, den Bildungsgrad der Refruten durch Kurse zu heben..

Die Sommerzelf in Frankreich  . Journal Officiel   veröffentlicht ein Defret, wonach bie Sommerzeit in der Nacht vom 17. auf den 18. April eingeführt und die normele Zeit am 2. Oktober wieder hergestellt wird.

Der Kampf beginnt!

Morgen mittag 1 Uhr beginnt die erste große Schlacht des deutschen Boltes gegen seine fürstlichen Erpresser. Die Hunde sollen zahlen, bis sie blau werden," hat der legte gekrönte Hohenzoller nach Zedlig- Trüßschler einst höhnisch gesagt. Das war die Barole der Gottbegnadeten, das ist ihre Barole auch heute noch. Wir sollen für die geflohenen und verjagten Fürften den letzten Heller aus der Tasche ziehen. Es geht den Edelsten der Nation" ja erbärm­lich schlecht. Friedrich Wilhelm, der auf dem geraubten Dels fizt, muß nach dem Gewinsel der Rechtspresse schon betteln gehen. Immer hin besaß er troß dieser Misere noch Rapital genug, um auf der letzten Berliner   Automobilausstellung für 30 000 Goldmart einen eleganten Berliner   Automobilausstellung für 30 000 Goldmart einen eleganten Kraftwagen zu erftehen. Diese gemiffenlosen Herrschaften, die Deutschland   ins Unglüd gestürzt, die jeden vernünftigen und recht zeitigen Friedensschluß fabotiert haben und die die allzu geduldige Republik zum Dank für ihre Mäßigung mit Schimpf und Hohn überhäufen, verlangen ungezählte Millionen, Schlöffer, Güter und Museen. Millionen Krüppel und Waisen fpeifte der Staat mit Pfennigen ab, die gesunden Nutznießer des deutschen   Elends be anspruchen Milliarden, um neue putschistische Anschläge gegen den republitanischen Staat zu finanzieren. Der Kampf des Boltes gegen die fürstlichen Bürger beginnt. Aller Sabotage der Fürstenknechte zum Troz gilt es, das Banner des Volkswillens hoch im Winde flattern zu laffen. Jeder sei auf dem Bosten! Jeder werbe uner­müdlich für die Sache des bedrohten Bolles, die auch seine eigenste ist. Morgen beginnt der Stanupf. 3eichnet Euch ein in die Listen des Boltsbegehrens.

Heute bereits fann jeder aus den Anschlägen an den Litfaß fäulen ersehen, wo die Liste, in der er eintragungsberechtigt ist, ausliegt.

Ueberfüllte Versammlungen.

Gegen den Raubzug der Fürsten  .

Alle Sabotageversuche, die den Boltsentscheid und das Volks. begehren erschweren sollen, tönnen nicht die Entrüftung der großen begehren erschweren sollen, tönnen nicht die Entrüftung der großen Maffen gegen die Forderungen der Fürsten   eindämmen, sie können nicht verhindern, daß die Zahl derjenigen, die sich unserem Borgehen anschließen, immer mehr wächst. Diese Begeisterung, die das Bolts­begehren und der Boltsentscheib findet, fennzeichnet auch die Stim. mung in den Berfammlung. So wurden die Darlegungen des Land. tagsabgeordneten Genossen Otto Meyer, der in den Andreas Festsälen in einer überfüllten Bersammlung sprach, häufig von Entrüftungszurufen und Beifallsstürmen unterbrochen. Er fand die volle Zustimmung der Versammlung, als er zum Schluß erklärte, es handle sich um den ersten wirklichen Kampf in der Nachrevolution und um die Frage, ob die zufünftige Staatsform wirklich die Re publik oder nur eine verlappte Monarchie sein soll.

Genoffe Aufhäuser sprach in einer öffentlichen Kundgebung in der Schulaula Grünthaler Straße 5. In glänzender etwa 1% ftündiger Rede beleuchtete er nicht nur die frechen unver fchämten Forderungen der ehemaligen deutschen   Fürsten  , sondern legte auch ausführlich die Bedeutung des Bolfsentscheides flar. Es fei sehr wichtig auch für alle diejenigen, die ihr Vermögen durch den Krieg verloren haben, insbfondere die zahlreichen Sozial. und Kleinrentner fomie Kriegsverlegten und Hinterbliebenen, daß durch den Volksentscheid die durch die deutschen   Fürsten geraubten Ber mögen wieder dem Bolte zugeführt werden. Langanhaltender Beifall aller Anwesenden banfte dem Redner. Mit einem begeistert auf. genommenen Hoch auf die deutsche Republik schloß die eindrucksvolle Kundgebung.

In den Bharus jaten sprach in dichtgedrängt vol. lem Saat Reichstagsabgeordneter Gen. Schiffer. unzählige Burufe bewiesen das lebhafte Interesse der Versammelten an den Ausführungen des Referenten, die mit großem Beifall aufgenommen wurden.

In Beders Gesellschaftshaus in Brig  , Chauffee. straße, sprach ver einer zahlreich erschienenen Zuhörerschaft der Landtagsabg. Genoffe 3 a chert. Schon lange vor Beginn der Bersammlung war das Lofal bicht befeßt. In erregten Worten famen die maßlosen Forderungen der Fürsten   zum Aus. brud. Das auf gefchichtlichem und neuzeitlichem Tatsachenmaterial aufgebaute Referat fand ungeteilte Zustimmung der Anwesenden. Mit der Mahnung, die Zeit zum ausgiebigen Berben für das Boltsbegehren auszumugen und schon am 4. März, dem ersten Tage der Liftenauslegung, die Einzeichnung in Massen vorzuneh­men, beendete der Referent seinen Vortrag.

In einer überfüllten, auch viel von Indifferenten besuchten Bersammlung im Swinemünder   Gesellschaftsha sprach Stadtv. Genoffe Adolf Hoffmann  , der in seinen Ausfüh rungen auch das unfelige Regime Wilhelms des Lezten wieder lebendig werden ließ. Dem Referenten wurde, wenn er Vergleiche mit der Lage der Inflationsopfer und Arbeitslesen auf der einen und der abgebauten Fürsten auf der anderen Seite zog, stürmisch zugeftimmt. Seine Endworte: Keinen Pfennig dieſen fürstlichen Blutaussaugern, riefen einen minutenlangen stürmischen Beifall hervor.

Der Stabtoberinfpettor wird uns als ein rechts. stehender Beamter geschildert, während Hubrig ein in Charlottenburg   befanntes Mitglied der RP D. ist, der aus der Konfumgenoffenschaft wegen seines organisationsschädigenden Ber haltens ausgeschlossen wurde.

Großfeuer in der Prenzlauer Straße.

Ein ganzes Fabrifflockwerk vernichtet.

Ein schweres Schadenfeuer, wie es seit langem in der Chronik der Berliner   Brände nicht zu verzeichnen war, faan heute morgen gegen 3 Uhr in dem Quergebäude des Hauses Prenzlauer Straße 42 zum Ausbruch. Auf den Ruf Mittelfeuer" cilten zunächst zwei Löschzüge an die Brandstelle. Bei dem Eintreffen der Wehren hatte das Feuer schon so weit um sich gegriffen, daß fofort der Ruf Großfeuer" weitergegeben werden mußte. Das Feuer war im vierten Stockwerf der Firma Schneider zum Aus­bruch gekommen und hatte bereits auf das Dachgeschoß über­gegriffen. Trotz stundenlanger angespannter Tätigkeit der Feuer­wehren brannte das vierte Stodmert vollständig aus, ebenso wurde das Dachgeschoß vernichtet. Durch die ungeheuren Waffermengen haben naturgemäß die darunter liegenden Stockwerke start gelitten. Die Entstehungsursache ist bisher noch unbekannt.

Wir erfahren hierzu noch folgende Einzelheiten: Das Feuer, bas im vierten Stod der Firma Schneider, die Zeichenmaterialien, Schulutensilien und Bureaugeräte herstellt, zum Ausbruch fam, ist sehr spät bemerkt worden. Da in den Räumen größtenteils Holz­artitel lagerten, fand das Feuer reichliche Nahrung und fonnte mit großer Schnelligkeit um sich greifen. Bei der Ankunft der Züge 4, 17, 19 und 20 hatte der Brand bereits eine solche Ausdehnung ge nommen, daß mit einem D und sieben C- Rohren Wasser gegeben werden mußte. Die Löscharbeiten wurden durch eine über­aus starte und ungewöhnliche Qualmentwidlung erschwert. Zunächst wurde versucht, einige Türen einzuschlagen, was aber nicht gelang, da fie von innen unvorschriftsmäßig mit Re­galen verstellt waren. Außerdem ist das vierte Stockwerf durch Bellblechwände in fleine Abteilungen getrennt, so daß der Baffer­ftrahl nur auf eine furze Entfernung gespritzt werden konnte und Angriff eine schwere Rauchvergiftung davon und mußte in ein wenig Wirksamkeit hatte. Ein Feuerwehrmann trug beim ersten Krankenhaus übergeführt werden. Die Bekämpfung des Brandes wurde durch das Holzzementdach sehr erschwert, da die Feuer­wehrleute das Dach nicht einschlagen fonnten und weiterhin das Treppenhaus ftart mit Sticgafen angefüllt war. Gegen 45 Uhr morgens war die Hauptgefahr beseitigt, doch zogen sich die Lösch arbeiten bis zur achten Morgenstunde hin. Üm 8 Uhr morgens trafen die Züge 5 und 23 zur Ablösung ein, um die Aufräumungs arbeiten vorzunehmen.

Das Urteil im Bartels- Prozeß.

Ein Jahr vier Monate Gefängnis.

Der ehemalige Leiter des Fremdenamtes am Berliner Polizei präsidium, Regierungsrat Bartels, ist megen fortgesetzter Bestechung und Urfundenfälschung zu einem Jahr vier Monaten Gefängnis verurteilt worden, unter Anrechnung von fünf Monaten drei Wochen Untersuchungshaft. Es ist ihm auch die Fähigkeit, öffentliche Aemter. im Laufe von fünf Jahren zu bekleiden, abgesprochen worden. 24 000 m., die die Bestechungsgelder ausmachen sollen, werden be= fchlagnahmt. Außerdem hat er die Kosten des Straf verfahrens zu tragen. Die äußerst ausführliche und sorgfältig durchgearbeitete Urteilsbegründung beginnt mit der Feststellung, daß Regierungsrat Bartels durch seine Beziehungen zu den russischen Kreisen fich zu seinen amtswidrigen Handlungen habe verleiten lafen. Das Gericht fei auf Grund des Sachverständigengutachtens des teßigen Letters des Frembenamtes, Regierungsrat Görle, dejlen An­gaben eingehend nachgeprüft worden seien, zu seinem Urteil gelangt. Den Zeugen sei zu glauben gewefen, unbhängig davon, ob sie ver­eidigt oder immbeeidet geblieben sind, je nach der Art der Aussagen und der Tatbestände, die sie zu befunden hatten. Dagegen sei den Behauptungen des Angeffagten nur wenig Glauben zu schenken ge wesen, da er sich äußerst häufig nicht allein in Widerspruch zu fich felbft gelegt habe, sondern auch im Gegensatz zu der Beweis aufnahme. Im weiteren geht der Vorsitzende die einzelnen unmahren Behauptungen des Angeklagten und auch die einzelnen ihm zur Last gelegten Fälle durch.

Berhaftung von sechs Nationalsozialisten.

In der vergangenen Nacht gegen 1hr wurden in Buch holz  ( früher Französisch- Buchholz  ) bei Berlin   sechs Ange. hörige der Nationalsozialistischen   Arbeiter. parteifestgenommen, weil sie in den Straßen von Buchholz

Bersammlungszettel an die Häuser geklebt und bei einem Zusammen­stoß mit Bewohnern auf diese und einen Polizeibeamten sechs Schüsse abgegeben hatten, ohne jedoch jemand zu treffen. Die Siftierten sind der Abteilung la des Polizeipräsidiums Berlin   zuge­führt worden.

Ein gefährlicher Dachstuhlbrand fam heute morgen furz nach 7 Uhr in dem Borderhaus Tellstr. 3 in Neukölln zum In der Aula des Realgymnafiums Raijerin Augufta- Ausbruch. 3 Löschzüge waren über 2 Stunden angeftrengt tätig, Straße in Tempelhof   sprach Genoffe Otto Landsberg  . und nur durch fräftiges Wassergeben gelang es, den anschließenden Die Aula zeigte schwarzrotgoldene und rote Fahnen, Karikaturen Seitenflügel zu schüßen. Der Dachstuhl ist zum größten und große Zeichnungen auf dem Bodium wiesen auf die sogenannte Teil vernichtet. Als Entstehungsursache wird fahrlässige Not" der Fürsten   hin. Kaum und Empore waren überfüllt. Die Zuhörer folgten widerspruchslos den Ausführungen Landsbergs, Brandstiftung angenommen. Ds Wohnhaus gehört einem Deutsch­amerikaner, der zurzeit in Amerika   weilt. der ruhig, überlegen und leise ironisch die Not" der Hohenzollern  schilderte und die juristischen Voraussetzungen des Boltsentscheids entwickelte. Den Ausführungen folgte langanhaltender Beifall. Der Berlauf der Versammlungen, der gute Besuch und die be. geisterte Stimmung lassen auf die regste Beteiligung bei dem großen Abstimmungstamp schließen.

Bestochene Wohnungsbeamte?

Eine Charlottenburger Befrugsaffäre.

Eine Affäre, die sehr start nach Beamtenbestechung aus. sieht, hat zwei Beamten des Charlottenburger Wohnungsamtes eine Anflage wegen Meineid, Bestechung und Amtsmiß. brauch eingebracht. Ein im Jahre 1919 von Fürth   i. B. nach Charlottenburg   verzogener Fabrifdirektor Sch. wandte sich an das Wohnungsamt in Charlottenburg   wegen Zuweisung einer Wohnung. Bei den daraufhin sich ergebenden Amtshandlungen sollen fich der Stadtoberinspettor Schön und der Ermittlungsbeamte u brig allerlei Verfehlungen und Unregelmäßigkeiten haben zuschulden tommen lassen.

Ein gewerbsmäßiger Wohnungs­vermittler, bei dem sich der Direttor ebenfalls um die Ber mittlung einer Wohnung bemühte, hatte seine Beobachtungen dem Bezirksamt mitgeteilt, das daraufhin nicht gegen die Beamten ein­fchritt, sondern ihnen nahelegte, eine Beleidigungstlage gegen den Bermittler anzuftrengen. Die Beamten lehnten das ab, und so stellte das Bezirksamt von Amts wegen den Antrag auf Ber  urteilung des Wohnungsvermittlers wegen Beamtenbeleidigung. Im ersten Verfahren wurde der Vermittler freigesprochen. In der Be rufungsinstanz stellte das Gericht in der Urteilsbegründung fest, daß dem Angeklagten der Beweis der von ihm behaupteten Tatsachen gelungen sei, wenn auch nicht mit voller Sicherheit bargetan ist, daß Direttor Sch. dem Stadtinfpettor eine Wohnungseinrichtung für seine Tochter zugewendet hat. Allerdings wird dadurch an der Tatsache, daß der Direktor den Stadtinspektor beftochen hat, nichts geändert. Die beiden Bohnungsbeamten hatten auf die Frage des Gerichts, ob ihnen von dem Direktor Zuwendungen gemacht worden feien, zunächst Ausflüchte gemacht und dann ihre Aussage ver weigert.

Ein echtes rechtes Boltsfest soll das am Sonnabend, den 6., und Sonntag, den 7. März, in der großen Autohalle am Kaiserdamm stattfindende republikanische Volksfest des Reichsbanners werden. Bayerisches Dorf, Schuhplattlertapelle und Kajperletheater für die Rinder, Jazzbandfapelle, Bratwurstfüche, Karuffells usw. werden ge­boten. Die Preise für Speisen und Getränke werden sich in dem Jelben Rahmen halten wie der außerordentlich niedrige Eintrittspreis Don 60 Pf.

Eine genoffenfchaftliche Kundgebung der Konsumgenossenschaft Berlin   und Umgegend findet am Sonnabend, den 6. März. abends 8 Ular, in der Schulaula in Schöneberg  , Belziger Straße. Ede Eifenacher Straße. ftatt. Mitwirkende: Echöneberger Männers hor Freundschaft". Mitglieder und Freunde der Bewegung werden um zahlreiche Beteiligung gebeten.

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Wieder ein schwerer Justiziertum.

Ein Unschuldiger 1911 zu 12 Jahren Zuchthaus   verurteilt. Glatz, 3. März.( WTB.) Der Fleischer Eduard Trautmann aus Reichenau   1. Sa., der im Jahre 1911 vom Glatzer Schwur­

gericht wegen Mordes zu zwölf Jahren Zuchthaus verurteilt worden

war, wurde im Wiederaufnahmeverfahren freigesprochen, weil aus den Aufzeichnungen des Münsterberger Mörders Dente hervorging. daß der Trautmann zur Laft gelegte Mord in Wirklichkeit von Denke begangen worden war.

Groß- Berliner Parteinachrichten.

6. Kreis Kreuzberg  . Achtung! Treffpunkt abends um 6%, Uhr, Fontane  promenabe, Am Urban  , und nicht, wie angegeben, um 7 Uhr. 48. Abt. Achtung! Abends um 6 Uhr Treffpunkt fämtl cher Parteimitgl eber zum Demonftrationsumzug bei Bertheim, Morigplag, und nicht, wie irrtilmlich angegeben, um 7% Uht.

118. Abt. Lichtenberg  . Donnerstag. 4 März, Bandzettelverbreitung für die Ber fammlung am Freitag, ben 5. März. Das Material ist von den Gruppen führern abzuholen.