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Maßnahmen lahmgelegt werden, die tatsächlich nach dem derzeitigen Stande der Gesetzgebung den Tatbestand des Landesverrats oder der landesoerräterischen Begünstigung darstellt. Schließlich bewegt den bayerischen Minister vor allem die Wirkung des Films auf d i e Kreise der Bevölkerung, die mit ihm nicht einverstanden sind.Die nationalen Empfindungen dieser Kreise werden durch den Film verletzt, die Gegensätze der Bevölkerungsschichten.verschärft und es wird auf diese Weise die Gefahr ron Ordnungsstörungen heraufbeschworen." Nach normalen Begriffen ist es Sache der Landes- Polizei, dafür zu sorgen, daß dienationalen Empfindun- gen" der Hitler - und Ehrhardt-Leute sich nicht in Orb- nungsstörungen entladen. Die Landespolizei B a y- e r n s untersteht aber dem gleichen Minister des Innern, der selbst die Ordnung aufs gründlich st e dadurch gefährdet, daß er das Verbot eines republi- kanischen Films fordert, der bisher noch nirgends Ordnungsstörungen hervorgerufen hat! Wir erwarten, daß die Filmoberprüsstelle sich durch dieses neueste Zensurstückchen der bayerischen Reaktionsregierung nicht aus dem Gleichgewicht bringen läßt und durch einen ver- ständigen Beschluß zeigt, daß nichtüberallinDeutsch- land mit bayerischen Augen und bayerischen Reaktionsherzen gesehen und gefühlt wird. Die Filmoberprüf- stelle ist keine politische Instanz und hat keine politischen Er- wägungen anzustellen. Aber sie kann durch einen glatten Abweisungsbeschluß auch dem bayerischen Ministe- rium zum Ausdruck bringen, daß Deutschland nach der Ver- fassung eine Republik ist, daß infolgedessen auch r e p u- b l i k a n i s ch e Filme neben den nationalistischen Hetzfilmen laufen dürfen und daß schließlich Deutschland im Begriffe ist, in den Völkerbund einzutreten, um dadurch den N i e- wieder-Krieg-Vertrag von Locarno praktisch wirksam werden zu lassen. Damit würden die gedanklichen Kriegsspielereien des bayerischen Ministers am würdigsten beantwortet werden!_ Die Erstattung öer Lohnsteuer. Ein wichtiger Erlast des Neichsfinanzministers. Zur Durchführung der Vereinfachung der Lohnsteuererstattun- gen hat der Reichefinanzmlnifter einen Erlaß vom 26. Februar herausgegeben, der im Reichssteuerblatt veröffentlicht wird. Gegen. über dem Inhalt des Gesetzes bringt der Erlaß nur noch in Einzel- Helten neues. Es handelt sich vor allem um folgende Punkt«: 1. In bezug auf die Beschaffung der Unterlagen betont der Er- laß ausdrücklich, daß eine Bescheinigung über die Höhe des be- zogenen Arbeitslohns nicht mehr erforderlich ist, da sich die zu er- stallenden Beträge unabhängig von der Höhe des Arbeitslohns nur nach der Dauer des Verdienstaussalls richten. Bei der Be- fchaffung der Unterlagen sollen die Finanzämter selbst nach Kräf- ten behilflich sein. Vor allem sollen sie in den Fällen, in denen in ihrem Bezirk längere Zeit Streik, Aussperrung oder Kurzarbeit geherrscht hat, die erforderlichen Unterlagen sich selbst aus den Be- trieben beschaffen. Wenn die Dauer des Verdienstausfalls nachge- wiesen ist, soll im einzelnen nicht mehr besonders nachgeprüft wer. den, ob der steuerfreie Lohnbetrag von �66 M. jährlich voll gut- gebracht worden ist oder nicht. 2. Eine besondere Berücksichtigung erfordern die Fälle, in denen ein Arbetter im vergangenen Jahre nur an einzelnen Tagen Der. dienstausfall gehabt hat. In diesen Fällen sollen 6 volle Wochen- tage zu je 8 Arbeitsstunden einer vollen Woche gleichgesetzt werden. Hat z. B. ein ArbeitnelM» im Januar 1325 3 Tage gestreikt, war er im März 3 Tage krank und hatte endlich im November 12 Tage keinen Verdienst gehabt, so ist folgendermaßen zusammenzurechnen: VerdienstauSfall im Januar. 3 Tage Berdienstaüsfall im März.. 3 Tage VerdienstauSfall im November 12 Tage insgesamt 18 Tage--- 3 volle Arbeitswochen. Hätte der Arbeitnehmer nur für 17 Tage Derdienstausfall ge. habt, so würde eine Erstattung nur für zwei volle Wochen erfolgen

Sein und Schein. Sonzertumschan von Kurt Singer . Der stärkste musikalische Eindruck dieser Woche ging von einem Abend des Strauh.Zyklus in der Staatsoper aus. In einem Werk, das durchaus nicht mehr den schöpferischen Meister in bester Wolken- höhe zeigt(ich meineDie Frau ohne Schatten "), wurde durch das Spiel der Barbara Kemp eine Leidenschaft und ein Feuer auf der Bühne entzündet, das nur im Schassen ganz großer Künstler aufglühen kann. Wie diese Färbersfrau jung ist in ihrer Bewegung. lebendig in der Mimik, wie sie den Uebergang vom feindlichen zum liebenden Weib spielt und melodisch bildet, wie sie ohne jede Auf- dringlichkeit die Szene und Menschen der Szene beherrscht, das ist letzte elementare Naturkraft, letzte außerordentliche Kunst. An der- selben Stelle schuf das achte Sinfoniekonzert unter ErichKleiber eine sehr bedenkliche Stimmung. Die Programme Kleibers waren niemals einheitlich und zeugten niemals von einem reifen musika- lischen Gefühl bezüglich Stil und Literatur. Jetzt versucht er es mit Erstaufführungen und hat dabei einen sehr unglücklichen Griff getan. DiePassacaglia" von B. G o l d s ch m i d t ist eine Schülerarbeit von leidlichem Niveau, nichts mehr. Die Penetranz, mit der sich das Thema in den Bässen fortschleicht, ist fast unange- nehm und urchaus nicht entschuldigt durch die Art Musik, die sich flach und einfallslos darüber hinspielt. Nicht viel bester steht es mit demPenthestlea-Vorspiel" Opus 31 von Fritz Behrendt . Es beginnt mit einem leicht veränderten Motto aus dem Don Juan von Richard Strauß , das allerdings den Amazonentyp sehr gut wahrt und bleibt instrumental ganz in der Farbe von Strauß, kaum einen eigenen Gedanken produzierend. Immerhin darf man diesem jungen Komponisten nachrühmen, daß er aus den Partituren seines Meisters vieles an Koloristik gelernt hat. Das Guarneri- Quartett spielt auf Meisterinstrumenten: sein Zusammenwirken ist von einer seltenen Gejchlostenheit und Klangschönheit. Das zweite Streichquartett von Erich Walter Sternberg ver- sucht sich in neuartigen Klanggebilden, auch der Wechsel in der Rhythmisterung von Motiven hat Charakter und man spürt zudem Temperament aus dem Quartett heraus. Die einzelnen Teile sind aber in ihrer Entwicklung nicht gerade sehr folgerichtig, und ein großes Formgefühl ist Sternberg nicht zu eigen. Es fehlt die Sammlung, die Konzentriertheit, das episodische Nebenwerk erdrückt das Interesse am Gesamtwurf. Ein Zeichen von Talent, nicht von Reife. Martha Linz gheört zu den wenigen Geigerinnen, die vom Technischen fort zu einer Werkgestalwng streben. Die Mechanik des Handwerks ist sauber, präzis und geläufig, sie zieht aus ihrer wundervollen Steinergeige«inen lebindigen sinnsichen Ton. Sowohl in d»r Brahmsschen G-Dur-Sonate, wie in der Gesangsszene von Epohr wurde dies« tiefe Beseeltheit zu einem kleinen Erlebnis. Der Schlußsatz der Sonate wurde allzu ruhig genommen: in den

können. Die Gesamtdauer des Verdienstausfalls darf nicht weniger als 12 Tage, also zwei Wochen betragen, da ein Betrag unter 4 M. nicht erstattet wird. 3. Eine wichtige Vergünstigung gesteht der Erlaß den Kriegs­und Zivilbeschädiglen zu, die mindestens 25 Proz. erwerbsbeschränkt sind. Bei ihnen soll der sich nach den allgemeinen Borschriften ergebende Erstattungebetrag um den Prozentsatz der Erwerbsbe- fchränkung erhöht werden, die im Jahre 1325 bestanden hat. Bei- spiel: Ein lediger Kriegsbeschädigter ist 50 Proz. erwerbsbeschränkt. In der Zeit vom 1. Januar bis 30. Juni 1325 sind ihm an Lohn- steuer 83 M. einbehalten worden. Vom 1. Juli bis zum 31. Dezem- ber 1325 war er erwerbslos. Es wären also allgemein für 6 Mo- not« je 6 M., zusammen 48 M. zu erstatten. Dieser Betrag ist um den Prozentsatz der Crwerbsbeschränkuna, also um 53 Proz. zu erhöhen, so daß dem Steuerpflichtigen 48 M.-(- 24 M.-- 72 M. zu erstatten sind. Die Anwendung dieser Vergünstigung setzt nicht voraus, daß der Kriegs- oder Zioilbeschädigte im Jahr« 1325«inen erhöhten steuerfreien Lohnbetrag gehabt hat. Sie kommt also allen zugute, die durch Vorlage ihres Rentenbescheids die Höhe ihrer Erwcrbsbeschränkung im Jahre 1325 dem Finanzamt nachweisen. Der Erlaß setzt sich besonders für die beschleunigte Erledigung der Erstakkunqsanlräge durch die Finanzämter ein. Di« Finanz- Smter sollen sich mit den Arbeitnehmervertretungen In Verbindung setzen und darauf hinwirken, daß die Erstattungsanträg« möglichst bald eingereicht werden, da in der zweiten Hälfte des Monats März und in den Monaten April und Mai die Veranlagungstätig- keit der Finanzämter einsetzt und die Erledigung der Erstattungs- anträge sich dann verzögern wird. Die Finanzämter werden ange- wiesen, bei den Erstattungen nicht kleinlich zu verfahren, da- mit die Beamten der Lohnsteuerabteilungen sich wieder mehr der Außenkontrolle widmen können. Inzwischen ist das Gesetz zur Vereinfachung der Lohnsteuer mit dem Datt'm vom 26. Februar 1326 In Nr. 11 de» Reichsgesetz. blatte? vom 2. März veröffentlicht worden. Das Gesetz ist also mit dem 3. März in Kraft getreten. Dieser Zeitpunkt ill wichtig, weil das vereinfackte Erstattunpsverfahren nur auf die Fälle Anwendung findet, die bei Inkrafttreten des Gesetzes noch nicht entschieden waren. Wann die Anträge eingereicht worden sind, ist dagegen gleichgültig.

Istüor Kreil. Der deutschnationale Kronzeuge vor Gericht. Augsburg . 3. März.(Eigener Drahtbericht.) Am Dienstag be- gann vor dem Großen Schöffengericht Augsburg die auf drei Tage berechnete Verhandlung gegen den 1834 in Kalmünz geborenen Bürstenbinder und Kaufmann Isidor Kreil, der des Aner- bieten? zum Meineid und des Betruges in zahlreichen Fällen angeschuldigt ist. Kreil, der vor kurzem mehrere Wecken Gefängnis erhielt, weil er dem ihn vernehmenden Richter die Götz von Der- lichingenfche Einladung zurief, hat sich nach der Anklage dem Ver- lcumder des verstorbenen Reichspräsidenten Ebert, dem Schriftleiter Rothardt in Staßfurt , dem Verteidiger Rothardts, Rechtsanwalt Dindewald in Magdeburg , und dem deutschnationalen Parteisekretär Freiherrn von Forstner in Darmstadt gegenüber erboten, in der Offizialklagesache des Reichspräsidenten Ebert gegen Rothardt zu bestätigen, daß Ebert während der Jahre 1316 bis 1318 an landes- verräterischen Handlungen sich beteiligt habe. Der Versuch des An- geklagten, vor der vom Staatsanwatt beantragten Verlesung seiner Strafliste die Zuständigkeit des Augsburger Gerichts zu bestreiten, wurde durch Beschluß des Gerichtes zurückgewiesen. Der deutschnationale Kronzeuge Kreil ist bisher wegen Dieb- stahl, Hehlerei, Schleichhandel, Unterschlagung, Fahnenflucht und Hochverrat mit einer Reihe von Gefängnisstrafen und mkt drei Iahren Zuchthaus vorbestraft. Er hat bisher be- hauptct, daß er in den Iahren 1316 bis 1318 für die Sozialdemo- kratische Partei Kurierdienste zwischen der Schweiz und Berlin ver- sehen habe. Er will sich hier den Schlüssel zu der verschlossenen Aktenmappe verschafft haben, in der er dann kompromittierende Briese des inzwischen verstorbenen Reichspräsidenten gefunden habe.

feurigen Vortragsstücken, etwa beim Laloschcn Violinkonzert, wurde Martha Linz beherzt und zeigte, daß man sehr wohl eine tief musikantische Begabung verbinden kann mit einem virtuosen, doch nicht dominierenden Sinn für Wirkung. Sophie Kogan S ch e i n e r wurde mir von einem verständigen Gewährsmann als Pianistin von guter Schulung und sauberen Vortragsmanieren ge- schildert. Maria Safonosf reicht heute mit ihrem Klavierspiel noch nicht über den Durchschnitt einer guten Konservatoriumsleistung. Der Anschlag ist schwächlich, die Griffsicherheit noch unentwickelt, das Beleben des Satzes nicht gerade interessant. Immerhin ist das, was sie spielt, richtig und bei weiterem Studium ist eine Entwicklung möglich. Julia Mery Gill! offenbart eine Stimme, die keine Ofefnbarung ist. Ihr Sopran ist klein, eng. plärrend, und sie drückt mit ollen Muskeln, die zu Gebote stehen. Der Versuch, ausdrucks- voll im Vortrog zu bleiben," muß an derartig mangelhafter Technik scheitern. Die schöne Mezzosopranstimme der Liesbeth Adler- Heineberg wirk: mit vornehmer Einstellung aus Arien von Bach noch nicht frei genug, um Trägerin eines großen Erlebens zu sein, wie ihn die Sängerin zu erstreben scheint. Im Laufe des Abends mildert sich die Schärfe des Sopranklanges, besonders dann, wenn die hohe Sopranlage verlassen wird. Ihre Partnerin Paula L i n d b e r g(um deren öffentliches Auftreten ich mich persönlich oft bemüht habe) zeigt in einer der schwersten Solokantaten, die Bach geschrieben(Widerstehe doch der Sünde "), daß sie eine musikalische Urbegabung ist, deren stimmliche Kultur parallel geht einer klugen Durchdachtheit der Terte und einer sprachlichen Kultur, wie sie be, Sängerinnen selten ist. Wer diese charakteristische Fuge für eine Stimme so lebendig zu phrasieren, wer dieses Rezitativ mit so vollem und vornehmen Pathos singen kann, der adrf auf eine große Entwicklung hoffen. Wollen und Können, Theorie und Praxis gehen nicht immer die gleichen Wege in der Musik. Wer Freude an der Musik hat, und diese Freude so weit treiben will, daß über den sinnlichen Reiz, ihn erhöhend, die Kenntnis von dem theoretischen Fundament und inneren Beziehungen der Töne zueinander steht, der lese da» kleine Heftchen, das Siegfried Ochs unter dem Titellieber die Art, Musik zu hören" im Werk-Verlag veröffentlicht hat. Gerade die Nichtfachleute werden diesen elegant geplauderten Vortrag mit Genuß und mit dem Erfolg einer großen Kenntnisbercicherung auf- nehmen.

Flugverkehr i» der Südfee. Die aullraliscke Regierung hat eine Lufldienstgeselllchaft iür Westaustralien oraanisiert, die mit der Regierung von Niederländilch-Indien ein Abkommen gescklossen bat auf Einrichtung eine» regelmäßigen Flugverkehr» zwischen Java und Australien . Die Linie gebt von Sourabay-, über Vima nach Port Darwin, von wo sie bi» nach Sydney und Melbourne verlängert werden wird. Die australische Regierung hoff, damit den Anschluß an den zwischen Niederländisch-Jndien und Europa organisierte» Luftverkehr zu gewinne».

Auch habe er einmal einen Betrag von 533 333 Schweizer Franke » aus der Schweiz nach Deutschland gebracht und im Gewerkschafts- haus am Engelufer abgeliefert. Weiter will er in Konstanz beob- achtet haben, wie Ebert 1318 dort einmal mit einem französischen Militärfchriststeller und Hauptmann und einem englischen Oberst oerkehrt und unter falschem Namen im Inselhotel gewohnt hat. Zw verlause der Verhandlung änderte er seine Aussage und be- hauplete, daß er als Kommunist nicht verpflichtet gewesen sei. den völkischen und Nationalen die Wahrheit zu sagen. Er habe ledig. lich das Bestreben gehabt, Eberl zu kompromittieren. Er habe dabei nicht feinen persönlichen vorteil gesucht, doch sei ihm das Geld förm- lich aufgedrängt worden. Aeftgestelll ist, daß er sowohl von dem deutschnationalen Varleisekrclär als auch von Röthardt und den hinter ihm flehendennationalen" Verbänden verschiedene Beträge bis zu 300 VI. im Einzelfalle erhallen hat. Er will ihnen aber dafür nicht einen Meineid angeboten, sondern lediglich die Beschaffung von Material in Aussicht gestellt haben. Die Anklage geht von der Voraussetzung aus, daß dieses in Aus- ficht gestellte Material überhaupt nicht existiert und es Kreil nur darum zu tun war, sich Beträge zu seinem Lebens- unterhall zu erschwindeln. Vor Gericht trat der Angeklagte ziem- lich frech auf. Er erklärte, daß er nun das Material überhaupt nicht mehr hergeben, sondern es ins Ausland oerkaufen werde. Der zweite Verhandlungstog brachte zunächst die Der- nehmung des deutschnationalen Parteisekretärs und ehemaligen Korvettenkapitäns Freiherrn v. F o r st n e r, der seinerzeit einer der Hauptdrahtzieher bei der Hetze gegen den ver« storbenen Reichspäfldcnten war. Von Forstner gestand, daß er sich im Jahre 1324 in Augsburg mit Kreil getroffen habe. Bei der Unterredung sei auch Dr. G a n ß e r, der dasMaterial" Kreils in der Oeffentlichkeit gegen den Reichspräsidenten verwertete, zu- gegen gewesen. Forstner hat damals dem Kreil nahegelegt, das Material über den �Landesverrat" Eberts möglichst noch vor der Dezemberwahl 1324 herbeizuschaffen. Aus diesem Grunde hat Kreil am 3. Dezember 1324 Freiherrn v. Forstner in D a r m st a d t aus- gesucht. Von da aus fuhr Aorstner mit Kreil nach Magdeburg zu einer Besprechung mit Rechtsanwalt Lindewald, dem Verteidiger de» Angeklagten Röthardt im Ebert-Prozeß. von Forslner veran. loßte dann Kreil zu seiner Reise in die Schweiz , wo später die ver- hastung erfolgte. Forstner muß als Zeuge zugeben. Kreil Geld verschafft bzw. ihm selbst gesandt zu haben. Er sucht sich dahin aus- zureden, daß er an eine Betrugsabsicht Kreils nicht glaube. Er habe sich allerdings gewundert, daß man das von Krell in Aussicht ge- stellte Material bis zur Stunde noch mimer nicht habe bekommen können. Kennzeichnend für das Verhalten der völkisch-notionalen Kreise gegenüber Kreil ist dessen Behauptung, daß ihm seinerzeit vorge- schwindell worden sei, sowohl Generaldirektor Knappich in Augsburg wie die Redaktion eines nationalen Blattes würden ihm gerne 133033 M. für die Vernichtung Eberts bezahlen.

Das Recht Üer Untersuchungsausschüsse. Zeugniszwang. Das vom Untersuchungsausschuß des Landtags für die Feme - morde angeforderte Gutachten, inwieweit die Untersuchungsaus- lchüsse gegen renitente Zeugen ein Zeugniszwangsverfahren ein- leiten können, ist wie der Reichsdienst der deutschen Presse erfährt. vom preußischen Innenministerium ausgearbeitet worden und dem Justizministerium zugegangen. Es dürfte dieser Tage dem Aus- schuß zugehen und wird zum Ausdruck bringen, daß den Zeugen auch gegenüber den Untersuchungsausschüssen ein gewisser Zeugnis- zwang obliegt. Jedoch stehen dem Borsitzenden solcher Ausschüsse nicht alle Rechte zu, die ein Gerichtsvorsitzender besitzt. So kann der Vorsitzende eines Untersuchungsausschusses z. B. von sich aus ein Zeugniszwangsverfahren nicht einleiten. Er muß sich vielmehr um Rechtshilfe an das zuständige Amtsgericht wenden. Dies letzte muß jedoch alsdann der Forderung des Aus- schusses stattgeben.

Zn den Dahlemet Tropen. Ein verregneter Sonntag folgt dem anderen. Solche Tage sind aber kein Grund, daheim am Ofen zu hocken. Sie werden weit besser zu einem Besuche der Gewächshäuser des Botanischen Gartens verwandt, die von 2 Uhr nachmittags ab geöffnet und an Sonntagen, wie auch Mittwochs und Sonnabends, kostenlos zu besichtigen sind.(An den anderen Tagen erhebt der Garten 25 Pf. Eintrittsgeld). Wie oft man dies« Zauberwelt schon gesehen haben mag. kommt nicht in Betracht, weil man sich an ihr gar nicht oft genug erfreuen kann, und well jeder Vefuch neu er- schlössen« Blüten und Blattgestalten bietet. Der Rundgang beainnt im Glashause G mit den tropischen Farren. Ihre Blütenlosigkett konzentriert unsere Aufmerksamkeit aus die Blattsormen. Bei den Orchideen ist es umgekehrt. Das Blatt- wert variiert hier im allgemeinen wenig, die Blüten aber über- schlagen sich förmlich im Rausch der Farben und Formen. Und ob­wohl kaum eine von ihnen im üblichen Sinn« als lieblich zu bezeichnen ist. well in ihnen stets etwas Bizarres, Groteskes, Phamafttsches, um nicht zu sagen Mystisches mitschwingt, so müssen wir doch zugeben, daß diese Blüten das gesamte Reich der Gewächse krönen. Wieder folgen mächtige Blattpflanzen, dann über und über blühende Käme- lien, südafrikanische Erikaarten, Primeln, insektenmordende Kannen- pflanzen, dann das Glashaus mit den Kakteen, das zugleich die ihnen ähnlichen Gewächse aus anderen Familien beherbergt. Die Natur beschäftigt sich hier mit angewandter Mathematik, nämlich mit der Aufgabe, auf beschränktem Raum so viel Stacheln als möglich in zierlich geometrischer Anordnung unterzubringen. Diese Abteilung wird von Jahr zu Jahr reicher und fesselnder. Gerade jetzt blühen eine Anzahl von Aloen. Die Dahlemer Tropen kulminieren im großen Palmenhaus, wo wir von neuem auszurechnen suchen, wann die größten Exem- plare die Glaskuppel durchstoßen haben werden. Ein Aufenthalt unter dem erhabenen Blätterdach dieser Kinder des Lichts übersteigt an Wirkung auch die besten Filmaufnahmen aus den Tropen. Durch die zahlreichen Sträucher des ostaustralischen Buschwaldes, die schon durch ihre ganze Tracht die sonniae Trockenheit ihres Heimatlandes verraten, gelangen wir ins Freie, und machen nun noch einen Rundgang durch den Garten. Hier und da blühen schon Nieswurz, Bachwurz, Krokus, Primeln. Meerzwiebeln, Rhoda- dendron. Di« Kornelkirsche blüht zitronengelb, dieweilen ihre Blätter noch in den Knospen ruhen und hier und da beginnt über Büschen der grüne Schleier sich zu entfalten, dem wir uns jetzt alle entgegen- sehnen. Der 5iege»zug de» metrischen System». Da« metrische System nimmt seinen SiegeSlaui. Seit 1323 wurde von Rußland . Polen , den Valtikumstaaten, Griechenland , Persien und Siain. vor einigen Monaien auch in Japan eingeführt. Nunmehr haben auch die Vereinigten Siaaien beschlossen, in absehbarer Zeit da» Meter- maß anzunebmen. Von den größeren Staaten, die noch dem Beitritt Amerika » noch ferne stehen, bleibt in der Hauptsache dam» nur noch England übrig. Englische Studenten d«fachen vensichtand. LI Studenten der Technische» Hochschule zu vinningbar» beabsichtigen, unter Leitung de« Au»land «amte« der deutschen Etudentenschast eine Studienreise durch da» Rhein- uud Ruhrgebiet zu uui er nehmen.