Die tägliche Verleumdung. Landsberg , der schwarze Mann der„ Roten Fahne". Als die ersten Einzelheiten über den Fall des Landgerichts direktors Jürgens bekannt wurden, hat der Preußische Landtag beschlossen, die ganze Angelegenheit eingehend zu untersuchen. Bei der Besprechung eines Antrages auf gründliche Nachprüfung der Borgeschichte dieses Falles hat der sozialdemortatische Landtags. abgeordnete Gen. Leinert auf Grund seiner genauen örtlichen Kennt niffe aufsehenerregende Mitteilungen über das Vorleben dieses ehren werten„ Richters" gemacht und verlangt, daß genau nachgeprüft werde, wie es kommt, daß dieser Mann im preußischen Juftizdienst noch hat Karriere machen können. Die„ Rote Fahne" benutzt, wie immer, diesen Borstoß der Sozialdemokratie zu einer Hetze gegen die Sozialdemokratie. Da sie es augenblicklich für zweckmäßig hält, den Namen des Genoffen Landsberg durch die Goffe zu fchleppen, so muß Landsberg auch hier wieder herhalten. Er ist jezt nach der Roten Fahne" das satanische Subjekt, das natürlich absichtlich diesen Mann auf die preußische Justiz losgelaffen hat. Benn schon die Rote Fahne" ihre Hauptaufgabe in verlogener Heze gegen Sozialdemokraten sieht, so sollte sie doch wenigstens ein flein wenig vorsichtiger sein. Auch die jungen Leute der„ Roten
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zufammentreten soll. Er bestritt die Zuständigkeit des ordentlichen Gerichts nud betonte, daß in diefer Rechtsfrage nur das Reichsbahnschiedsgericht zustandig sei. Erkläre das Reichsbahn gericht die Unzulässigkeit der Verbindlichkeitserklärung des Schiedsspruches, dann müßte die Klage zurückgewiesen werden. Im umgefehrten Falle werde sich die Reichsbahn fügen. Dr. Roth wider. sprach dieser Auffassung ganz entschieden. Das ordentliche Gericht habe hier nur zu entscheiden,
ob der Reichsbahnbetrieb unter die Schlichtungsordnung fällt oder nicht. Durch die Berbindlichkeitserklärung des Schiedsspruches ist zwischen den Parteien ein Vertrag zustande gekommen, bei dessen Nichterfüllung nur das ordentliche Gericht und nicht das Reichsbahngericht die zuständige Klageinstanz sei. Nachdem die Vertreter der streitenden Parteien ihre Auffassung über die Zuständigkeit oder Nichtzuständigkeit des Gerichts ausführlich begründet hatten, wurde die Verhandlung bis zum Nachmittag ausgefeßt.
Luppe wieder im Amt.
Begrüßung in der Stadtratsfitung. Nürnberg . 4. März.( Eigener Drahtbericht.) In der Sizung Fahne", die seit ein oder zwei Jahren in der Arbeiterbewegung des Stadtrates begrüßte am Mittwoch nachmittag Bürgermeister ftehen und sich deshalb für befugt halten, über andere zu richten, Kroll den Oberbürgermeister Dr. Luppe nach Wiederauf. tönnten, wenn schon nicht aus eigener Kenntnis, so doch wenigstensnahme feiner Amtsgeschäfte. Er gab der Ueberzeugung aus Nachschlagebüchern( ein Reichstagshandbuch stellen wir gerne Ausdruck, daß die große Mehrheit des Stadtrates dem Oberbürger zur Verfügung) wissen, daß Landsberg niemals preußischer Minister meister volles Vertrauen entgegenbringe und fich freue, daß er gewesen ist. Die ganze reklamehafte Aufmachung dieser Ent- unbelastet und makellos aus der Untersuchung hervorgegangen sei. deckung" der Roten Fahne" beruht also nur auf Ignoranz oder Dr. Luppe forderte alle zu gemeinsamer Arbeit auf. In den auf bewußter Berleumdung. Das alles nennt sich dann Kampf gegen Beifall mischte sich die giftgeschwollene Bemerkung des National die Reaktion. fozialisten Streicher: Es gibt einen britten Prozeß!"
Abgewehrter Anschlag.
Ter 1. Mai bleibt in Hamburg gesetzlicher Feiertag.
Hamburg , 4. März.( Eigener Drahtbericht.) In der Hamburger Bürgerschaft tam am Mittwoch abend in Verbindung mit einer. deutschnationalen Anfrage ein Antrag der Deutschen Bolkspartei zur Berhandlung, das Gefeß über die Erklärung des 1. Mai als Feiertag für dieses Jahr außer Kraft zu setzen und den Senat zu ersuchen, bei der Reichsregierung auf eine einheitliche Regelung der gesetzlichen Feiertage für das ganze Reich hinzuwirken. Bekanntlich ist der 1. Mai in Hamburg feit 1919 gefeglicher Feiertag. Schon in den Vorjahren waren deutschnationale An fragen auf Aufhebung dieses Feiertages stets verneinend beant. wertet worden. Auch jetzt holten sich die Rechtsparteien eine derbe Abfuhr. Nach 2½stündiger Debatte wurde der Antrag auf Außerkraftsegung des Gesezes über den Maifeiertag mitt 89 gegen 48 Stimmen abgelehnt und der Antrag auf einheitliche Regelung der Feiertage für das ganze Reich mit 66 gegen 65 Stimmen. Gegen den ersten Antrag stimmten die Demokraten, Sozialdemokraten und Kommunisten, gegen den zweiten Antrag nur die Sozialdemokraten und Kommunisten.
Um den Eisenbahner- Schiedsspruch.
Gut unterrichtete Parlamentarier. ,, Die Barmats nach Holland entkommen".. Der Deutschen Zeitung" wird aus parlamentarischen Kreisen geschrieben, daß auf bisher noch nicht aufgeklärte Beise den Barmats gelungen ist, nach Holland zu entlommen". Das Blatt der Kußmann und Knoll hat sich wieder einmal fürchterlich hereinlegen lassen. Selbstverständlich sind die Barmats in Berlin und denken nicht daran, ohne Genehmigung der Justiz Die Redaktion der behörden Auslandsreisen zu unternehmen. Deutschen Zeitung" fönne sich durch Vermittlung der Verteidiger jederzeit von der leibhaftigen Anwesenheit der„ Entkommenen" per fönlich überzeugen. Die übrigen Enthüllungen" der Deutschen Beitung" stehen auf dem gleichen Niveau wie die Nachricht ihrer Flucht nach Holland . Uns ist von einer Flucht nach Holland etwas bekannt. Die liegt aber etwas weiter zurüd und ist glänzend ge. lungen: der betreffende Herr war aber fein Oftjude. Biel mehr werden seine Geschäfte von der" Deutschen Zeitung" cifrig wahrgenommen, besonders in der Zeit des Volksbegehrens...
Das preußische Städtebaugeseh. Besprechung über den Referenteuentwurf. Die Feststellungsklage der Verbände. Im Ministerium für Bolkswohlfahrt fand, wie der Amtliche Heute vormittag begann vor der 8. 3iviltammer des Land Preußische Pressedienst mitteilt, am 3. März unter dem Borsiz des gerichts I die Verhandlung in der Klage des. Algemeinen Eisen. Ministers Hirtfiefer eine Aussprache über den, Referenten. bahnerverbandes gegen die Reichsbahngesellschaft. Die Berhandlung entwurf für ein Städtebaugefeß ftatt, an der Bertreter murde unter dem Borsiz des Landgerichtsrats. Dr. Samuel ge der preußischen Kommunalverbände, aus landwirtschaftlichen und führt. Als Vertreter der Reichsbahn war erschienen Dr. Rath. Grundbesizertreisen, der gewerkschaftlichen Verbände, des Bundes mann und für den Eisenbahnerverband Dr. Roth. Die Klage deutscher Bodenreformer, der Baugenossenschaften, der deutschen esht bekanntlich dahin, festzustellen, daß der zwischen den Parteien Architekten und Städtebauer, und der siedlungswissenschaftlichen Berbestehende Mantel- und Lohntarifvertrag vom 11. Julieinigungen teilnahmen. Es wurde an Hand der eingegangenen 1924 für die Zeit vom 1. Januar 1926 mit den durch den Schieds. schriftlichen Gutachten zu den Grundfragen der Flächen pruch der zuständigen Schlichtungskammer vom 29. Dezember aufteilungspläne, ihrer Festsetzung, Genehmigung und 1925 festgestellten Aenderungen zu gelten hat. Der Bertreter der Rechtswirkungen, insbesondere auch zu den Fragen der EntReichsbahn, Dr. Rathmann, verlangte in mehrmaligen längeren eignung und der Entschädigungsregelung von den Ausführungen Aussehung der Verhandlung, da man erst die Ent- Bertretern der einzelnen Verbände Stellung genommen. Die Er. scheidung des Reichsbahngerichts abwarten müsse, das am 26. März örterung der beiden letzten Fragen nahm den größten. Umfang ein.
Mit Recht trägt die Arno Holz Ausgabe des Verlages J. H. B. Die Nachf. nicht die Aufschrift ,, Gesammelte Werke", sondern: Das Wert". Denn diese zehn Bände legen endlich vor aller Weltur Evolution des Dramas" Auskunft geben; fie werfen auch Licht Zeugnis ab von der Tatsache, um die bisher nur wenige wußten: daß sich das Schaffen dieses Dichters nicht in einem zufälligen Nach und Rebeneinander vollzog, sondern wie ein großer natürlicher Wachstumsprozeß zu immer höherer, reicherer und reinerer Ent faltung. Es gibt teinen Dichter, bei dem jedes einzelne Werk in so lebendigem Zusammenhang mit dem anderen stünde, sich so mit den übrigen zu einer untrennbaren Einheit zusammenschlösse. Um Arno Holz richtig zu erfaffen, muß man ihn ganz lennen. Erst diese Ausgabe macht das einer weiteren Deffentlichkeit möglich; erst durch fie wird dem deutschen Bolt sein größter lebender Dichter wirklich geschenkt; erst jetzt wird sich erweisen, ob es seiner würdig ist oder nicht.
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Werte des Daseins und mithin auch der Dichtung geworden sind. Bon hier führt der Weg zur Komödie„ Sozialaristokraten"( 1896), dem ersten, von Holz allein geschaffenen Drama des neuen Stils, über dessen Entstehung und Grundsäge die Schriften Die Kunst" und auf die weitere Entwicklung des Holzschen Dramas, für dessen volles Berständnis es freilich nätig ist, sich erst auch mit dem„ Phantasus", dem zentralen Wert des Dichters, vertraut zu machen. Am zwed mäßigsten wird das geschehen, wenn der Leser erst die fürzeren Gedichte namentlich des zweiten, dritten und vierten Bhantajusbuches pornimmt und gleichzeitig die Evolution der Lyrit" zu studieren beginnt. Wenn ein solches schrittweises Vorgehen hier empfohlen wird, so muß der Lefer, der an solche Forderungen nicht gewöhnt ist, bedenken, daß der Dichter selbst sich seine Mittel auch erst schrittweise, in übermenschlichem Ringen, erarbeiten mußte, weil er etwas völlig Neues auszudrüden hatte. Dafür aber strömt, nach der Ueberwin bung der ersten Schwierigkeiten, dem Leser das fünstlerische Berständnis immer reicher und freier, und ihm wird auch als Nachschaffend- Genießendem das Wert zu einer großen und gewaltigen Einheit wachsen.
Er wird erkennen, daß die Grundbedingung der Holzschen Dich tung eine bisher unerhörte Sicherheit der Wahrnehmung und des Ausdruces ist; daß sich aus der voltommenen Sachlichkeit des Ausdrud's eine ganz neue sprachliche Rhythmit entwickelte: daß die fein fühlige Auswägung der rhythmischen Einheiten eine Neuform ergab, die alle Inhalte in sich zu fassen vermochte. Dann wird er begreifen, daß der Phantasus" ein Riesenwert werden mußte, das ein er schöpfendes Bild der Welt, der äußeren wie der inneren, gibt, und daß gleichzeitig mit diesem Wert auch die zwei anderen großen Werke, die Blechschmiede" und die Dramen Sonnenfinsternis" und Ignorabimus", zu ihren gewaltigen, hochgipfelnden Ausmaßen emporwachsen mußten. Er wird aber auch verstehen lernen, daß der Dafnis", diese scheinbar spielerische Dichtung, ein geschlossenes und in seiner Art entgültiges Wert ist.
Denn so gewiß es wahr ist, daß Holz ein unerhört schweres Schichal hinter sich hat, mehr als vierzig Jahre härtesten Ringens um das Ziel seiner Kunst, verschärft durch Not, Unverständnis und An feindungen so unbestreitbar bleibt es auch, daß der Weg zu ihm vordem schwierig zu finden war. Der große Erfolg feines Erstlings. mertes Buch der Zeit" lag meit zurüd, im vorigen Jahrhundert; Don feinen späteren Büchern fand nur der Dafnis" ein großes Publikum, das freilich zum geringsten Teil diese löftliche Dichtung nach ihrem wahren Wert würdigte. Seine entscheidenden Werte blieben in fleinen Auflagen; seine großen Dramen wurden nicht ge spielt; und der Erfolg des Traumulus", der freilich ein ausgezeich netes Theaterstück, aber doch nur eine in Rompagnie verfaßte 3wed arbeit ist, trug noch dazu bei, das wahre Gesicht des Dichters zu verbeden. So mußten schließlich nur literarische Renner aus Erfahrung, bas Publitum aber nur noch vom Hörensagen, daß Holz der lyrische Eroberer der Großstadt, der Begründer der modernen Dramatir, der Entdecker der neuen Wortkunst gewesen ist und so nicht weniger als dreimal Bahnbrecher und Erneuerer unserer Dichtung wurde. Jedes Publikum erwies, daß Holz mehr als bekannt, daß er berühmt mar: aber dieser Ruhm verhallte ins Leere, weil die vielen, die die Kunde vernahmen, den Dichter nicht aus eigener Anschauung fannten und fennen lernen fomnten. Erst jetzt hat sich das geändert; und darum ist das Erscheinen seines Berkes ein Ereignis, dessen Bedeutung gar nicht hoch genug angeschlagen werden tann. Es wird, wenn das deutsche Boll nicht in hoffnungsloser Dentträgheit ver= diese Welt durchpulst. funken ist, Beginn einer literarischen Umwertung sein; denn wenn an die Stelle die
Die größten Dinge in der Welt und in der Kunst sind nicht um sonst zu haben. Man muß mitarbeiten und mitmachsen, um sie zu besigen. Je mehr man in Holzens Wert heimisch wird, um so starter fühlt man seine Größe und seinen Gehalt. Der Sprachreichtum, der durch seine Fülle zuerst fast betäubt, entfaltet sich in einer diaman tenen Klarheit, man fieht in ungeahnte Weiten und hört, wie eine Sphärenmufit, geheimnisvoll und doch deutlich den Rhythmus, der Hans W. Fischer .
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Geitens des Minifters wurde eine erneute Brüfung zugefagt. Der Grundgedante des Entwurfs, die wohnliche Unterbringung der in den nächsten Jahren zu erwartenden Bevölkerungsmenge in geregelte Bahnen zu lenfen, wurde trot mancher Bedenken im einzelnen als richtig anerkannt.
Die Not der Winzer.
Interpellationen im Reichstag.
Die Not der Winzer bildet den einzigen Gegenstand der heu tigen Reichstagssigung, die schon um 12% Uhr begann. Die bürgerlichen Parteien und die Kommunisten hatten aus Anlaß der Vor. gänge in Bernkastel Interpellationen und Anträge eingebracht, in denen finanzielle Unterstützung der Winzer, Bereitstellung größerer Kredite und steuerliche Erleichterungen gefordert werden. Die fozialdemokratische Frattion brauchte fich an diesem Interpellationenwettlauf nicht zu beteiligen; ist doch ihre Politik von jeher darauf eingestellt, durch wirksame wirtschaftliche und handelspolitische Maßnahmen den Winzern zu helfen. Sie braucht also nicht zu warten, bis eine Kata
strophe eintritt, um zu zeigen, daß sie volles Verständnis für die Lage der Weinbauern befizt. Die deutschnationale Inter pellation begründete der Abg. Haag. Er wandte sich besonders gegen den„ Vorwärts", der angeblich die Umsiedlung der Weinbauern gefordert habe. Die rheinischen Winzer seien feine 3igeuner, die ohne weiteres ihre bisherigen Heimstätten aufgeben tönn.en. Der Zentrumsabgeordnete Neihses wandte sich gegen die Auf. faffung, als ob es sich in Bernkastel um einen separatistischen Butsch
gehandelt habe.
Als nächster Redner spricht für die sozialdemokratische Fraktion der Abgeordnete Kirschmann( Köln ).
Eine Abfuhr für d für die Faschisten.
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Die Popolaripartei und der ,, Corriere degli Italiani". Rom , 4. März.( WTB.) Gestern versammelte sich der Vorstand der Popolari partet zugleich mit sämtlichen Abgeordneten der Partei. Nach Prüfung der allgemeinen politischen Lage wurde beschlossen, auf die Anfrage eines faschistischen Blattes, wie sich die Partei gegenüber dem Umstand verhalte, daß einer ihrer An gehörigen( der frühere Chefredakteur des fatholischen Popolo", Dr. Donati. Red. des B.") Herausgeber des in Paris , er scheinenden Emigrantenblattes„ Corriere degli Italiani" sei, feine besondere Antwort zu erteilen, und zwar erstens im Hinblic darauf, daß es sonderbar wäre, wenn die Gegner, die die Partei fonft im Lande nicht zu Worte tommen laffen, fie zwingen fönnten, auf gewiffe Fragen zu anworten, zweitens, weil die Partei nach wie vor gegen das Emigrantengesetz sei und endlich, weil das erwähnte Pariser Blatt in Italien ganz unbekannt fai( d. h. offi. 3iell unbekannt, da es verboten ist! Red. des B.") und die Partei nur die Verantwortung für das fragen fönne, was mit ihrer Kenntnis geschehe.
Die pseudodeutsche Alpenzeitung". In Bozen ist jetzt die erste Nummer der deutsch gedruckten Alpenzeitung" erschienen, die non Faschisten geleitet wird. Chefredakteur ist der aus Graz ge bürtige, im Jahre 1923 zur faschistischen Partei übergetretene Prof. Wiesler.
Zum Fememordprozeß Schulz Bie der Amtliche Preußische Breffedienst erfährt, wird die Hauptverhandlung in Landsberg a. d. W. gegen Schiburr, Oberleutnant a. D. Schulz und Genofien wegen Ermordung des Angehörigen der Schwarzen Reichs wehr Gröschte am 15. März nicht stattfinden können, da eine weitere Aufklärung erforderlich geworden ist.
Barifer Geschäftsleute gegen die Steuern ist fast restlos durchgeführt Steuerprofeft in Paris . Der zweistündige Proteststreit der worden, so daß alle Geschäfte, Cafés und Restaurants am Mittwoch von zwei bis vier Uhr nachmittags geschlossen waren. Der Streit verlief ohne 3mischenfälle, abgesehen davon, daß hier und da Gruppen protestierender Händler diejenigen ihrer Kollegen, die dem Aufruf nicht Folge geleistet hatten, zur Schließung ihrer Läden veranlassen wollten.
lassen fann. Die Katze ist Cleo. Sie war ein Tingeltangelmädel und will es bleiben. Sie hat einige Dußend Liebhaber und fliegt zum letzten, obwohl fie fich in der Schweiz ausruhen fönnte. Šie hat Dom Lord Sedley einen Sohn und könnte eine Apanage haben, aber fie lehnt ab, was die mecklenburgischen Fürstenmätressen bei uns in Deutschland niemals verweigern, und verlangt nur den Jungen. Dieser Junge Cleos, den sie erst in seinem 20. Lebensjahr fennen und lieben lernt, entpuppt sich nun wirklich als ein Wunder. Noch niemals hat wohl die Geschichte der Lords einen so füßen Brachtterl hervorgebracht. Der Junge liebt nämlich seine Sünden. mutter, die rote Tingeltangel- Cleo, so abgöttisch, daß er sie mit Todesverachtung von ihrem Liebhaber loseift. Doch im Angesicht der ewigen Gleischer wird die erlöfte Frau jo heftig vom Heimweh nach der Pariser Manjarde und dem ziemlich brutalen Freund ges plagt, daß fie den entzückenden Sohn seinem auf Verlobung abzielenden Flirt mit Helene, Tochter des sehr vornehmen Herrn von G., überläßt und Schlafwagen nach Paris bestellt.
Herr méré nimmt den Mund viel zu voll. Er ist kein Dra
matiter für uns. Seine Kolportage ist viel zu eindeutig. Die Regie, die mit Frau Baletti und Herrn Schröder Schrom und Herrn Riemann und Herrn Betta u arbeitet, unterstreicht außerdem noch, was so grob gezimmert ist. Das Bacchanal der Bar weiber, der Negerborer, der eifersüchtige Brasilianer, der lüfterne Schieber, all das hat schon tausendmal im Schundfilm gestanden und M. H. erbaut nicht mehr.
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Königliche Heldentaten. Eine Berliner Mittagszeitung weiß eine wunderbare Geschichte: Ein mutiger Flieger bezwang Da sprach sein König zu ihm: den Atlantischen Ozean . Wagst du es( das Duzen, selbst ergrauter Männer, durch Könige, die noch nicht troden hinter den Ohren sind, ist bekanntlich ein Gnaterbeweis der Ferrscher von Gottes Gnan), MICH gleichfalls im Flugzeug hinüberzuführen?" Und der H ld, glüd- und ehrfurchtbebend, stammelte eine bejahende Antwort. Da wurde beschlossen, zehn neue Flugzeuge zu bauen, die den König und seinen Hof würdig aufzunehmen imftande wären. In Gala uniform und mit sämtlichen Orden geschmückt, in Begleitung der Königin, die große Hoftoilette und Hermelinmantel als neuesten Aerodreß freieren wird, will dann ER mit der nötigen Begleitung SEIN Flugzeugaeschwader besteigen, um mit Blumengewinden, weißgefleideten Ehrenjungfrauen und Triumphbögen am anderen Ufer empfangen zu werden. Das ist die Geschichte. Das Wunderbare aber daran ist, daß es sich diesmal wirklich nicht um einen Einfall unseres
des Lages ganz von ſelbſt in fich zusammenstürzen, ohne daß es noch Die Kolportagegeschichte der roten Cleo. ſehr schön zu den Felbenphotographien, mit abſchlichendem film und
eines Stoßes bedürfte.
Nötig ist dazu nur, daß das Bert", von dem auch alle Teile in Einzelausgaben erschienen find, wirklich mit Hingabe und Verständnis gelesen wird: eine Forderung, die freilich vorausseßt, daß man Respekt vor großer Leistung hat und selbst seine beste Kraft an sie wagt. Wer das tut, wird fortschreitend den immer stärkeren Antrieb in sich felbft spüren und endlich auch den Gipfeln gewachsen sein. Die Bor ftufe bildet immer noch das Buch der Zeit"( I. Ausgabe 1886), diefe stürmische Jünglingslyrit, die vieles, was heute unserem Ohr geläufig und vertraut geworden ist, zum ersten Male aussprach: Gefühl einer neuen Zeit, der Großstadt, Industrie, foziale Frage, Klaffentampf,
Im Saltenburgischen Wallner- Theater wird Georg Kaisers föst liche Satire auf die Kolportagegeschichte vom echten und falschen Grafensohn gespielt. Im Saltenburgischen Lustspielhaus bereut man, die echte, faftige und geschwollene Kolportage nicht bis zur Raserei genießen zu können. Im Lustspielhaus fann die Ge schichte vom Grafensohn, der diesmal Sohn eines Lords ist, nicht did genug aufgetischt werden. Man foll im Abschaum der Mensch heit schwelgen und auch in der Creme. Und dazu muß Die rote Cleo" herhalten, die Herrn Charles méré zum Bater hat. Der Barijer verteidigt die große Wahrheit, daß die Kaze das Maufen nicht
zu bem Thüringer Platozitat mit der Unterschrift, Wilmhelm I. R." passen würde. Wie gesagt. diesmal ist er's wirklich nicht. Vielmehr lieferte, wenn das betreffende Blatt richtig unterrichtet ist. der spanische Alfons XIII . diesen Beitrag zur Geschichte der Könige.
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Brof. Peter Behrens ba't am 8., 8 116i abends, einen. Vortrag über Städtebau im Soriaal der Staatlichen Sunst biblioiber, Brinz Albrecht- Straße 7 a.
Bruno H. Bürgel haft am 9., 8 Uhr, im Biena faal des Reichs'ris schaftsrats. Bellevueftraße 15, einen astronomischen Lichtbildervortrag über Das Berben und Bergehen der Belten.