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Die Einzeichnungen zum Volksbegehren

Ein Rundgang durch die Berliner Bezirke.

Die Notwehrattion des deutschen Volkes gegen den fürstlichen Raubzug hat gestern in Berlin mit Macht eingesetzt. Mögen sich die fassungslosen Bureaukraten noch so sehr mit fleinlichen Schikanen, mit ungefehlichen Sabotageversuchen dagegen stemmen: die Ab­rechnung des Volkes mit seinen Feinden werden sie nicht verhindern tönnen. Im Gegenteil: der Sturm der Empörung über diese Fürstenknechte wird die Aktivität der Massen steigern, wird ihre Kampfstimmung erhöhen und ihre Kräfte vervielfachen. Berlin wird beim Botum gegen die Fürstenabfindung an der Spize marschieren. Was der skrupellose Terror der Reaktion auf dem Lande der Ge= rechtigkeit an Stimmen abjagt, wird in den Zentren der Werktätigen durch ein gewaltiges Mehr ausgeglichen werden. Der zweite Tag der Bierzehntageschlacht hat heute mittag um 1 Uhr begonnen. Bis 8 Uhr abends müssen weitere Tausende in die Listen eingetragen jein. Laßt Euch die kleine Mühe nicht verdrießen. Der Kampf ist im Gange! Und daß er gewonnen wird, liegt an jeden einzelnen von uns. Nachstehend die Meldungen aus einzelnen Bezirken:

Wedding .

Allmählich fängt die Stimmung im Bezirk Wedding an erregter zu werden. Vor den Säulen, in der Straßenbahn und auf der Straße wird die Frage des Boltsentscheids mehr oder weniger drastisch behandelt. Allmählich macht sich etwas wie Wahlfieber bemerkbar, so daß für heute eine viel größere Stimmenzahl zu erwarten ist. Der Hauptschlag wird aber wohl erst am Sonntag zu erwarten sein. Aus dem Bezirksamt selbst erfahren wir über den ersten Tag der Eintragungen zum Boltsbegehr: Die Plakate an den Säulen sind auf Veranlassung des Magistrats einen Tag vor der Einzeichnung angeschlagen worden. So kam es, daß in einer Reihe von Fällen diese Plakate bereits gestern überlebt waren durch andere Bekannt­machungen. Im Bezirk Wedding find 41 Einzeichnungs= stellen eingerichtet. Zur besseren Orientierung der Wähler ist bekanntgegeben, welche Straßen und Häuser zu den einzelnen Stadt­bezirken gehören. Der Andrang war nur an einigen Stellen bei Be­ginn der Einzeichnungfrist etwas start. Im ganzen sind bis gestern abend 4460 Eintragungen erfolgt. Daß nach den stillen Wochentagen am Sonntag auch in Wedding Sturm geläutet wird, muß die Aufgabe eines jeden einzelnen sein.

Mitte.

Aus einem Einzeichnungslokal, das in der Turnhalle des Gymnasiums in der Gormannstr. 4 gelegen ist, wird uns mitgeteilt, daß dort den Einzeichnenden allerhand Erschwernisse be­reitet werden. An Stelle eines Tisches sind über allerlei Turngeräte die zum Turnen verwendbaren Sprungbretter gelegt, so daß für den Wahlvorstand von vier Personen eine Tischplatte" von taum 4 Meter Länge und 60 Zentimeter Breite geschaffen ist. Die riefige. Turnhalle ist an der Stelle, wo gerade der Ofen steht, afri fanisch warm, an dem Einzeichnungstisch frieren die stillsizenden Leute aber. Der Leiter des Lotals ist ein abgebauter Beamter, der mit den gesetzlichen Vorschriften auf dem Kriegsfuße lebt. Für die Wartenden ist feinerlei Siggelegenheit vorhanden. Das Einzeich nungslokal gilt für 6 Wahlbezirke, die aber so unglüdlich verteilt find, daß beispielsweise gestern aus zwei Bezirken boppelt soviel Ein­zeichner antraten, als aus den übrigen vier Bezirken.

........... Neukölln.

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Die Einzeichnungen in Neukölln waren am ersten Tage nicht sehr günstig. Nur in einem Lokal( Bärwinkel), dem eine verhältnis­mäßig fleine Anzahl Stimmberechtigter zugeteilt war, fonnten In einige hundert Einzeichnungen gezählt werden. anderen Bezirken hat sich doch die Auswahl der Schulen als ungünstig erwiesen. Kein Plakat zeigt dem Suchenden den Weg. Umständlich muß sich jeder durchfragen. Die Schulen liegen auch nicht immer für die von der Arbeit erst spät heim­fehrenden Berufstätigen sehr günstig. In Brig ist überhaupt nur ein Lokal zur Einzeichnung ausersehen, für einen so weit auseinanderliegenden Bezirk ist das natürlich völlig ungenügend.

Gegen den Fürstenraubzug.

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Alle Sabotage gesinnungsloser Fürstenknechte kann den Kampfeswillen der breitesten Maffen nicht brechen. Je mehr eine reaktionäre Bureaukratie die republikanische Bevölkerung schifaniert, desto stürmischer wird der Ruf erschallen: Keinen Pfennig den fürst­lichen Erpressern. Das bemies die riesige Demonstrationskund gebung, die die Tempelhofer und Mariendorfer Genossen gestern im großen Saal von Graffels Gesellschaftshaus veranstalte ten. Der Riefensaal war von Tausenden dicht gefüllt. Die erregten Zurufe und der stürmische Beifall der Versammelten bewiesen, daß die eindringlichen Aufforderungen des Redners, des Staatssekretärs Genossen Heinrich Schulz , den Raubzug des Fürstengesindels machtvoll abzuwehren, auf fruchtbarsten Boden gefallen sind. Der Vertreter des Reichsbundes der Kriegsbeschädigten, Schulz, unter­strich die Ausführungen des Vorredners. Die Arbeiterfänger des 13. Bezirkes verschönten die Kundgebung durch Darbieten einiger Kampflieder. Vor der Kundgebung hatte ein gewaltiger Demonstrationszug mit Fackeln, fatirischen Plakaten und roten Fahnen unter Borantritt eines Reichsbannertrommlerforps und mehrerer Reichsbannerabteilungen mit schwarz- rot- goldener Fahne für die Fürstenenteignung geworben. Und wie die Zustimmung der Bevölkerung bewies, mit vollstem Erfolg.

Friedrich Ebert im Rundfunk.

An demselben Tege, an dem man den ersten Reichspräsidenten zu Grabe trug, erflang seine Stimme im Rundfunt. Ob= gleich es nur ein kurzes Bild im Rahmen eines Lautbildvortrages war, erweckten die schlichten Worte, die am Tage seiner Eidesleistung in Weimar Friedrich Ebert an die versammelten Vertreter der jungen Republik richtete, wieder deutlich und lebendig Gestalt und Wesen des Mannes, der in schwersten Beiten würdig an der Spize unseres Volkes stand. Ehrlich, ohne Rhetorit, erklang sein Be­tenntnis zur Heimat. Viel rednerisch bewußter schon hörte man dann Bethmann- Hollweg in einem Ausschnitt aus einer Reichstags­rede, während Rabindranath Tagore mit den Schlußworten seiner Ansprache an die Berliner Studentenschaft am 1. Juni 1921 ftart den Typ des Schönredners vertrat, dem außer dem Inhalt der Rede auch ihre Form imbedingt wichtig ist. Vorher hatte diese in­teressante und lehrreiche Stunde charakteristische Lautbildvorträge der verschiedensten Völker gebracht, die Prof. Wilhelm Doegen , der Direktor der Lautabteilung an der Preußischen Staatsbibliothek, zuver den Rundfunkhörern erläuterte.

Zur Eröffnung der Gesolei".

In acht Wochen wird in Düsseldorf die Große Aus­stellung für Gesundheitspflege eröffnet. Die Bauten find trok der Ungunit der Berhältnisse bis zur Bollendung fort. geschritten. Ueber den Stand der Bauten, den Zweck und die Gliederung der Ausstellung sprachen im Sigungsfaal des ehemaligen Herrenhauses zu Vertretern der Reichsregierung und der Preiſe Oberbürgermeister Dr. Lehr und Geh. Medizinalrat Profeffor Dr. Schloßmann- Düsseldorf . Die Ausstellung gliedert sich in dret Abteilungen: Gesundheitspflege, soziale Fürsorge und Leibesübungen

Schöneberg .

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Ein Bezirk in Schöneberg hat sich das alte Maison de santé als Einzeichnungslokal ausgesucht. Weit und breit, von der Potsdamer Straße an, war fein Plakat für Volksbegehren zu finden. Tells waren sie abgerissen, teils so beschädigt, daß das Lokal nicht zu ersehen war. Im Wahllokal selbst tein An schlag, nichts, nichts. Ich ging in den Hof und fragte und wurde dann dret Treppen hoch gebracht, wo sich um 1 Uhr langfam die Beamten einfanden. Die Beteiligung in dieser an und für fich nicht von Fürstenfreunden bewohnten Gegend war natürlich fläglich. Wer von der Arbeit fommt, fann nicht erst lange nach feiner Einzeichnungsstelle suchen. Es ist unerhört, daß man diese Stellen, die der Deffentlichkeit besonders offenstehen sollten, vom Bublifum möglichst entfernt. Bublifum möglichst entfernt. Daß in Friedenau , einem der nationalistischen Nester, die Beamten sehr lasch sind, nimmt nicht weiter wunder; unglaublich aber ist es, daß man denen, die sich drängen, ihr Beto abzugeben, solche Schwierigkeiten macht.

Im Westen.

Nachdem um 1 Uhr in den einzelnen Einzeichnungsstellen zum Volksbegehren die Eröffnung des großen republikanischen Attes be­gonnen hatte, wurde im Laufe des Nachmittags der Andrang der vielen Staatsbürger, die sich an ihm beteiligen wollten, immer stärker. Am heftigsten wurde er naturgemäß in den Abendstunden spürbar, da die vielen Angestellten und Beamten im Westen, wenn fie auch nicht gerade am Kurfürstendamm und in den geräumigen Vorderhäusern wohnen, erst nach Bureau resp. Ladenschluß die Einzeichnungslokale aufsuchen konnten. Gerade im Westen wird diesmal die typisch fapitalistische und großstädtische Erscheinung Borderhaus und hinterhaus" sehr deutlich. Borne wohnen im allgemeinen jene Leute, denen teils das Glück, großen­teils aber auch Raffgier und Gewissenlosigkeit Eingang in diejenigen Klassen der Gesellschaft verschaffte, in denen es heute genau fo wenig wie vor dem Kriege als vornehm und standesgemäß ailt, " links" zu sein. Die Roten find ihnen genau so verhaßt wie früher und rot ist ihnen in ihrer stumpfsinnigen Betrachtungsweise ja be­reits alles, was sich links der Deutschen Volkspartei refp. des Zentrums sammelt. Das Hinterhaus, das im wahrsten Sinne des Wortes stets die Kehrseite des vornehmen Betriebes vor Augen hat, fühlt anders, und denkt nicht daran, seine Arbeitgeber bei dem fürstlichen Diebstahl zu unterstüßen. So ist es natürlich zu er flären, daß das Publikum, das die Eintragungsstellen gestern abend füllte, eigentlich gar fein Publikum des typischen Westens war.

Passiver Widerstand?

Einer unserer Leser macht auf folgende interessante Tatsache auf­mertfam: Gestern sah ich in der Friedrichstraße einen großen Anschlag des Bezirksamts Mitte betr. die Eintragung zum Boltsbegehren. Auf diesem Anschlag war vermerkt, daß Wahl­berechtigte, die seit der letzten Wahl nach einem anderen Wahlbezirk verzogen sind, den Berechtigungsschein zur Eintragung beim Bezirks: wahlamt ihres neuen Wohnsizes beantragen müssen. Nach dem Anschlage des Bezirksamts Charlottenburg ist dieser Be­rechtigungsschein jedoch bei dem Wahlamte des früheren Wohn­bezirts zu beantragen. Der Effekt ist flar: Beide Wahläniter werden die an sie gestellten Anträge ablehnen. Wenn dieser Wider­spruch beabsichtigt wäre, würde man dies als Sabotage bezeichnen müssen, natürlich wird hier nur ein Versehen vorliegen, dessen Richtigstellung mindestens 14 Tage in Anspruch nehmen wird. Der gestrige Anschlag in der Friedrichstraße Ede Tieckstraße ist übrigens bereits heute verschwunden, und so findet man zwischen Bahn­ hof Friedrichstraße und Schlegelstraße feine einzige Liste der Ein­tragungsstellen! Weiter zu suchen, hatte ich leider feine Zeit.

Die bisherigen Ergebnisse der Eintragungen sind uns vom Donnerstag bis zum Schluß des Blattes noch nicht aus ganz Berlin bekannt geworden. Wir können leider erst aus einigen der 20 Bermaltungsbezirke die Ergebnisse mitteilen. getragen haben sich in Mitte 2082, Wedding 4465, Prenzlauer Berg 3546, Charlottenburg 1541, Neukölln 4679, Köpenid 724.

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und ist in Düsseldorf veranstaltet, weil hier im Industriebezirk ein Zusammenarbeiten mit der Industrie am leichtesten ist, denn ein großer Teil der Ausstellung befaßt sich mit den Wohlfahrts­einrichtungen der Industrie. Die Ausstellung verspricht eine der interessantesten dieser Art zu werden. Ganz neue Wege der Dar­stellung sind gefunden worden. Man vermeidet graphische Dar stellung, man jucht Statistiken bildlich anschaulich zu machen. Minister Sirifiefer sprach das Vertrauen der Regierung auf Minister Hirtsiefer sprach das Vertrauen der Regierung auf ein glückliches Gelingen der Ausstellung aus.

Feuerbestattung und Kommunisten.

Der Verein der Freidenfer für Feuerbestattung steht vor seiner Generalversammlung, die im Anschluß an die Frei geistige Woche" vom 6. bis 8. April im früheren preußischen Herren­haus in Berlin am 9. April beginnt. In den einzelnen Bezirken des Vereins werden jetzt die Delegierten zu der Generalversammlung gewählt und Anträge gestellt. Die Kommunisten lassen sich diese Gelegenheit nicht entgehen, um auch die doch sicherlich politisch neu­trale Bewegung der Freidenker für Feuerbestattung ihren Sweden dienstbar zu machen. Bezeichnend für ihr Treiben war die Bersamm lung des 4. Bezirks am Montag im Ledigenheim in der Bappelallee. Die Redner der KPD. suchten der Versammlung begreiflich zu machen, daß sie die Fürstenabfindung noch besonders beschließen und ein Einheitskomitee dafür bilden müsse. Weiter, daß es für diesen Feuer bestattungsverein feine wichtigere Aufgabe geben fönne, als eine Delegation nach Rußland zu schicken, wohl um die russischen Verbren nungsmethoden fennen zu lernen. Unsere Genoffen gossen etwas drückte der Bersammlung ihren Stempel cuf. Ben den vier Delegier. Wasser in die russische Limonade, allein der kommunistische Tumult ten, die gewählt wurden, entfallen drei auf unseren Vorschlag, wäh rend der vierie infolge Namensverwechslung auf den kommunistischen Vorschlag fällt. Auch von den beiden Erfahleuten fiel ein Mandat den Kommunisten zu. Von unseren Genossen wurden Schulz, Stipfe, Kürbis und Knopf gewählt. Soll den Kommunisten das Feld nicht überlassen bleiben, müssen unsere Genessen, die dem Verein der Frei­denker für Feuerbestattung angehören, in den Mitgliederversamm. lungen auf dem Posten sein.

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Bolf und Zeit", unsere illustrierte Wochenschrift, und Der Kinderfreund" liegen der heutigen Postauflage bei.

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Chorkonzert in der Hochschule für Musik . Das zweite Winter­fonzert des Erfschen Männer Gejangvereins Mittwach im Konzertsaal der Staatlichen Hochschule für Musik galt dem Bolkslied. Zum Vortrag gelangten alte Volkslieder von Isaac, Morley Baldasadare Donati in der Bearbeitung für Chor von Mar Reger, und Benedikt Wildmann, und andere deutsche Volks lieder wie Mailied ", In stiller Nacht" und" Die Linde im Thal". Das Konzert zeigte von neuem, über welche Fülle von Melodien diese Lieder verfügen, einfach, ungefünftelt und ergreifend. Die Vorträge zeigten hohes, künstlerisches Niveau. Die Chöre flangen rein und tonschön, waren rhythmisch gestrafft und völlig sicher im Tempe. Das Konzert bewies, daß der Erfsche Chor seinen Ruf verdient, daß sich seine Dirigenten Mar Stange und Richard Gütte hier ein ausgezeichnetes, künstlerisches Instrument geschaffen haben.

Deutsche Siedler in Rußland .

Ueber dieses Thema sprach im Flugverbandshaus der Schrift­steller Oswald Zienau. Der Redner verglich die verschiedenen Kolonien im Wolgagebiet, der Ukraine und der Krim . Am schlechtesten ist die Lage der deutschen Siedler im Wolgagebiet, die durch zwei Hungersnöte von 1921 und 1924 und durch den Bürger und Bandenfrieg unsäglich gelitten haben. Bon den 600 000 deutschen Kolonisten ist der sechste Teil der Hungersnot zum Opfer gefallen, und die Uebriggebliebenen sind wirtschaftlich und kulturell aufs äußerste geschwächt worden. Eine Ausnahme­stellung nehmen im Wolgagebiet die Siedlungen der deutschen Mennoniten ein, was zum Teil mit auf die Unterstügung der amerikanischen Sekte zurückzuführen sei. Bedeutend günstiger sei die Lage der deutschen Kolonisten in Transkaukasien und der Krim , besonders soweit der Boden Weinbau ermögliche. Auch die wirt­schaftliche Anpassung sei bei den Weinbauern durch das ausgezeich nete, schon vor dem Kriege blühende Genossenschaftswesen erleichtert worden. So gehören der Concordia", der Winzergenossenschaft Aferbeidschans, allein 95 Proz. der Winzer an. Ihr Nez eigener Geschäftsstellen durchzieht das ganze russische Reich. Ihre wirtschaft­liche Macht sei start genug, die deutschen Schulen aus eigener Straft zu tragen, ja, auch 50 deutschstämmige Kaukasier auf ihre Kosten nach deutschen Universitäten zu senden. Der Rassenkampf zwischen Turkmenen und Armeniern, der unendliche Opfer auch auf deutscher Seite gekostet, sei durch die Bolschewisten beendet worden. Im großen ganzen habe der deutsche Siedler keine Vorstellung mehr vom geographischen und kulturellen Begriff Deutschland ". Die fulturellen Berbindungen müßten mit Feingefühl und Geschick be­handelt werden, um schwierige Situationen mit den offiziellen Dr­ganen zu vermeiden. Solange die russische Regierung sowohl das Rapital zu einer Musterwirtschaft wie auch die Geräte dazu ver­lange, werde sich schwerlich ein deutscher Bauer in Rußland an­siedeln. In der autonomen Verwaltung werde immerhin den Wolgadeutschen mehr Freiheit zugestanden als den anderen fanto­nalen Erefutiven; denn von 9 Rätefommissaren seien in der Wolga­republit 2 Nichtbolschemisten, ein einzig dastehender Fall in der Sowjetunion . Auch in der Schulfrage werde verhältnismäßig mehr Möglichkeiten zur Entfaltung deutscher Eigentümlichkeiten gegeben. Das deutsche Element müsse im gegebenen Rahmen seinen Ent­widlungsfampf durchführen und wirtschaftlich und fulturell wieder erstarken.

Bfarrer Bleier spricht am Montag, den 8. März, abends 8 Uhr, im

Bereinigung der Freunde von Religion und Böllerfrieden. Genosse Rahmen einer Romain Rolland- Feier in der Aula der 13. Gemeindeschule, Charlottenburg , Pestalozzistr. 40. Musikalische Uma rahmung. Eintritt 20 Pfg. Arbeitslose haben freien Eintritt.

Sterbetafel der Groß- Berliner Partei- Organisation

38. Abt. Die Einäscherung der Genoffin Bertha Engel, Wilhelm- Stolze- Straße 29, findet am Sonnabend, nachmittags 4 Uhr, im Krematorium Gerichtstr. statt.

Arbeitersport.

Ruffische Schwimmer in Berlin Dem Schwimmverein Borwärts 1897, e. V., ist es mit Genehmigung des Bundesvorstandes des A. T. u. Sp. B. ge befommen. Die Russen starten am Sonnabend, 6. März, und Sonntag, 7., lungen, eine russische Schwimmermannschaft nach Berlin zu im Stadtbad Wedding, Dienstag Stadtbad Friedrichshain , Mittwoch Stadt­bad Neuföln und Freitag Stadtbad Prenzlauer Berg. Die Kämpfe beginnen Bochentags um 8 Uhr, Sonntags um 3 Uhr.

Arbeitersportler werden ersucht, uns bei allen geplanten Beranstaltungen

Schwimmverein Borwärts" Berlin 1897, e. B. Russenwettkämpfe: Alle bom 12. März rege zu unterstüßen. Unsere Schwimmbereine bitten wir, ihre Bereinsbanner und Wimpel bis Freitag 3 Uhr nachmittags im Lehrer­vereinshaus, Alexanderplay, abzugeben. Sie werden zu Deforations­zweden gebraucht.

Gewerkschaftsbewegung

Aus dem Omnibusbetrieb.

roz.

Eine Bollversammlung der im Omnibusbetriebe Beschäftigten, die vom Deutschen Verkehrsbund zum Mittwoch nach den Musikerfälen einberufen war, beschäftigte sich nach einem Referat des Genossen Reißner über Fürstenabfindung und Boltsnot" mit der Ruhegeld. und Hinterbliebenenverfor= gung im Omnibusbetriebe. Diese Ruhegehaltskasse, die im Jahre 1906 gegründet wurde und deren Statuten im Jahre 1925 erst wieder neu festgesetzt wurden, bietet den zwangsmäßig Versicherten feine ausreichende Pension. Der Vertreter des Verkehrsbundes zer­pflückte die einzelnen Paragraphen des Statuts, aus denen man fast nur Pflichten, aber nur wenig Rechte der Versicherten herauslieft. Die größte Empörung hat es bei den 3wangsversicherten erhöht hat, die Leistungen aber die alten blieben. Es ausgelöst, daß man ab 1. Januar die Beiträge um 66% muß die Aufgabe der Belegschaften sein, bei den Wahlen zu den Vertreterversammlungen und dem Vorstande der Ruhegeldkasse solche Leute zu wählen, die die Materie beherrschen und vor allem die Interessen der Belegschaften wahrzunehmen missen. Wenn schon die Organisation und die Betriebsräte auf die Ruhe­Die von der Belegschaft gewählten Delegierten geldkaffe leider feinen Einfluß ausüben fönnen, so müffen wenigstens versuchen, die Kasse zu einer wirklich fozialen Einrichtung umzu gestalten. Es wurde weiter berichtet, daß bei den Manteltarif­verhandlungen noch teine Einigung erfolgt ist. Der Bertrag ist von den Organisationen zum 31. März gefündigt und unter anderem eine Verkürzung der Arbeitszett, bessere Bezahlung der Nachtarbeit, der Hoffahrer und Hofarbeiterinnen gefordert worden. Zu dem Lohnabfom: men, das ebenfalls am 31. März abläuft, werden die Funktionäre noch Stellung nehmen. Die Versammelten ließen flar erfennen, daß sie nicht gewillt sind, irgendeine Verschlechterung des Mantel­eine Entschließung einstimmige Annahme, die die Organisation und tarifs wie auch des Lohnvertrags hinzunehmen. Zum Schluß fand Arbeitszeit im Omnibusbetriebe herabzusetzen. Dieje die Betriebsräte auffordert, alles daran zu setzen, um die lange Fahrplänen eingeführt hat, wodurch die Arbeitszeit einschließlich Forderung muß schon infcfern mit Nachdruck vertreten werden, als die Omnibusgesellschaft in letzter Beit geteilten Dienst in den ber Wegzeit von und zur Arbeitsstelle auf weit über 11 Stunden ausgedehnt wird. Die Berkürzung dieser langen Arbeitszeit ift nicht nur im Interesse des Personals, sondern auch der Berkehr sicherheit eine dringende Notwendigkeit.

Buchbinder und Krise.

Am Donnerstag fand im Gewerkschaftshause die General versammlung der Berliner Buchbindereiarbeiter statt. Der Bevollmächtigte Imhof gab den Geschäftsbericht. Während zu Anfang 1925 die Berhältnisse vielversprechend waren, trai im Herbst eine Wendung ein. Kurzarbeit feste ein, die Zahl der Arbeitslosen stieg von Tag zu Tag durch Betriebs stillegungen.

Die Krise hat sich in der Buchbinderbranch e, in ber Luruspapierbranche und vor allem in der Karton. branche außerordentlich bemerkbar gemacht. Es fonnten Beweise dafür erbracht werden, daß die Unternehmer durch Kurzarbeit, Still­legungen und Entlassungen die Löhne herabzudrücken fuchen Wenn es auch der tatkräftigen Arbeit der Organisation gelungen is dem Ansturm der Unternehmer einen Damm entgegenzustellen, f macht sich doch allgemein ein

Mangel an Betriebsräten fühlbar. Während die Frauenagitation reiche Früchte ge­tragen hat, muß in der Jugendfrage noch weit mehr geleistet