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2. Beilage zum Vorwärts" Berliner Volksblatt.

Mr. 161.

Sonnabend, den 13. Juli 1895.

Pfandbriefe und Staatspapiere. Papiere nennt man eine Konverſion.

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12. Jahrg.

sich ein anderer Abnehmer. Diese Zinsherabsehung marktgängiger gesagt wurde, H. bekäme 50 M. monatlich als Angestellter in seinem Betriebe, und da ferner H. auf Verlangen Die 3 prozentigen Staatspapiere sind nun auf 100 pCt. ge- des Herrn seine Invalidenkarte und sein Kassenbuch im Einen vortrefflichen Beitrag zur Kennzeichnung unserer stiegen, d. h. der landesübliche Binsfuß ist bis auf diesen Betrag Bureau desselben abgeben mußte, hielt sich der Heizer für fest Agrarier und unserer Regierung bietet in jüngster Zeit die Frage gefallen. Der bei weitem größte Theil der Pfandbriefe ist zu engagirt. Als er jedoch die Arbeit antreten wollte, wurde ihm der Konversion der wichtigsten sog. Anlagewerthe: der Staats- 3/2 pet. ausgegeben worden und etwa 200 Millionen zu vom ersten Heizer des Herrn Franz aufgegeben, am 30. papiere und Pfandbriefe. Das Verhalten jener Beiden zu dieser 4 pet. Noch viel ungünstiger für den Schuldner steht der Zins wiederzukommen. Er kam wieder, mit dem Antritt der Stellung Frage ist so bezeichnend, daß es wohl angebracht erscheint, sab bei den Staatspapieren. Das Reich hat 780 Millionen Mark war es aber immer noch nichts. Er wurde überhaupt nicht ein unsere Leser davon zu unterrichten, wenn auch die meisten der mit 3/2 pCt. und 450 Millionen Mark mit 4 pCt., Preußen gar gestellt, weshalb er auf Lohnentschädigung für den halben felben an den Papieren selbst fein aktuelles Interesse haben 1920 Millionen Mark mit 31/2 pCt. und 3590 Millionen Mart mit Monat gegen Frank flagte. Vorstehender Sachverhalt wurde im werden und sie wahrscheinlich nur dem Namen nach kennen. 4 pCt. zu verzinsen. Das ist ein ganz ungeheures Geschent an die Laufe der Verhandlung festgestellt, während die gegentheiligen Be Staatspapiere find die Schuldverschreibungen, die ein Staat Gläubiger, das in keiner Weise flichhaltig motivirt werden kann. hauptungen der Parteien bezüglich der Frage strittig blieben, ob dem hier also in erster Linie das Reich und Preußen bei Auf­Man sollte nun meinen, daß die Schuldner schleunigst daran Kläger gesagt sei, er könne vorläufig noch nicht anfangen, oder, nahme einer Schuld ausgiebt und zu einem bestimmten, gehen werden, die Gelegenheit zu ergreifen, um die hohen Bins er fönne nicht eingestellt werden. Der Beklagte wurde zur Zahlung dem jeweiligen landesüblichen Binsfuße entsprechenden Satze ver- fäße abzuschütteln. Aber es kommt anders. Es ist höchst er der beanspruchten 25 m. verurtheilt. Assessor Leo begründete zinst. Pfandbriefe sind in gleicher Weise Schuldverschreibungen göhlich, das Verhalten der Regierung und der Agrarier, das das Urtheil folgendermaßen: Nach dem Ergebniß der Beweis­erhebung sei kein Zweifel, daß ein festes Engagement vorgelegen. der Hypotheken Banken und namentlich der Landschaften". vollkommen identisch ist, in dieser Frage zu beobachten. Diese Landschaften sind genossenschaftliche Kreditinstitute der Beide erklären sich gegen eine Konversion der Staats- Dieses sei in der Aeußerung: in der Aeußerung: Sie bekommen 50 m. monatlich" und in der Abnahme der Papiere zu sehen. größeren Grundbefizer einer Provinz, die den Zweck haben, ihren papiere und für eine Konversion der Pfandbriefe. Mitgliedern hypothefarischen Kredit zu verschaffen. Die Sicherheit Die Konversion der Pfandbriefe hat bereits im großen Maßstabe Unerheblich wäre demgegenüber, ob thatsächlich dem Kläger für die von der Landschaft ausgegebenen Pfandbriefe ruht in erster begonnen und wird auch, namentlich, da die Regierung ihr ein für allemal gefagt sei, er könne die Stellung über­Linie in den Hypotheken, die die Landschaften auf den beliehenen freundlich gegenüber steht und ihr jeglichen Vorschub Teiftet, haupt nicht antreten, oder ob nur gesagt wurde, er könne vor­Grundstücken stehen haben und in zweiter Linie in einer gewissen voraussichtlich ganz allgemein mit Erfolg durchgeführt werden. Läufig nicht eingestellt werden. Kläger habe eben aus seinent Haftpflicht der Genossenschafter. Sie liegt im ganz speziellen Interesse der Agrarier. Denn je Engagement das Recht herleiten können, sofort gegen Bezahlung Staatspapiere und Pfandbriefe bilden den Haupttheil der geringer der Binfuß ist, den die Landschaften für ihre Pfand- beschäftigt oder schadlos gehalten zu werden. Da er nun, wie sicheren Papiere, und da sie deshalb am geeignetsten sind, um briefe bezahlen, durch die sie sich Geld verschaffen, desto geringer als festgestellt angesehen werde, nach dem Engagement durch Gelder, mit denen man nicht spekuliren will, anzulegen, so werden kann auch der Zinsfuß sein, den sie für ihre Hypotheken Frank 14 Tage verdienstlos war, müßte letterer ihm die fragliche fie auch Anlagewerthe genannt. von den größeren Grundbesitzern erheben. Die kleinen Besitzer, Entschädigung gewähren. Der Zinsfuß, zu dem diese Papiere zu verschiedenen Zeiten fommen hier nicht in betracht, da sie von den Landschaften Neichs- Versicherungsamt. Die Frage, ob der sächsische ausgegeben worden sind, ist ein verschiedener. Wir haben statutarisch ausgeschlossen sind. jett 4, 31/2 und 3- prozentige Papiere beider Gattungen. Gegen die Konversion der Pfandbriefe ist nun an sich Forstfiskus oder die Fuhrwerke- Berufsgenossenschaft verpflichtet war, dem Arbeiter Baumgärtel eine Unfallrente zu gewähren, Bestimmend auf die Binsfestsetzung eines Papiers ist der gar nichts einzuwenden, denn man kann es, wie gesagt, hatte das Rekursgericht in einer Prozeßfache desselben gegen die landesübliche Zinsfuß, der nicht feststeht, sondern je nach den niemandem verdenken, wenn er nicht mehr Zinsen zahlen will, hatte das Rekursgericht in einer Prozeßfache desselben gegen die Fuhrwerks- Berufsgenossenschaft zu entscheiden. B. hatte einen wirthschaftlichen Verhältnissen schwankt und das Ergebniß einer als er muß. Das, was die Agrarier und die Regierung viel Fuhrwerks- Berufsgenossenschaft zu entscheiden. B. hatte einen Sem Bäckerei- und Fuhrwerksbesitzer Schönfelder gewordenen Menge von Einwirkungen ist, deren weitere Bergliederung hier mehr in trefflicher Weise kennzeichnet, und was man ihnen sehr Austrag, vom Fiskus gekaufte Klöße abzufahren, mit zu weit führen würde. Jedenfalls ist es Thatsache, daß dieser wohl verdenken muß, ist ihr entgegengesettes Verhalten in der 110ch einigen Arbeitern auszuführen. Der Käufer und landesübliche Binsfuß mit der weiteren Entwicklung des Konversion der Staatspapiere. Auftraggeber Schönfelder's, ein Fabrikant, wollte die Kapitalismus die Tendenz hat zu finken und in den letzten bei einer Konversion auf 3 pCt. würde Preußen und das Reich waren dieselben von einem Abhange, der an einem allgemeinen Diese würde dem Staate, also der Gesammtheit Nutzen bringen; Klößer nach Rothkirchen geschafft haben. Abzuholen Wird nun ein sicheres Papier über sagen wir 100 Mark auf etwa 50 Millionen Mark an jährlichen Zinsen ersparen! Das Kommunikationswege liegt. Bevor es auf den Wagen geladen den Markt gebracht und zu einem Binsfaye angeboten, der dem ist eine ungeheuere Summe, mit der sich noch manches Bataillon werden konnte, mußte das Holz den Abhang hinabgeschleift Landesüblichen Zinsfuße entspricht, so wird der Anbietende für und manches Kriegsschiff schaffen ließe. werden. Hierbei kam nun Baumgärtel in der Weise zu Schaden, dieses Papier 100 Mark erhalten. Der Geschäftsmann sagt dann: Führen wir kurz die hauptsächlichsten Gründe an, welche daß das dazu verwandte Pferd den Abhang herabfollerte, dann Der Kurs des Papieres ist 100 pCt. oder es steht al pari. Wird gegen die Konverfion der Staatspapiere vorgebracht wurden! wieder auf die Füße fam, sofort aber von neuem hinstürzte und dieses Papier zu einem höheren als dem landesüblichen Zinsfuße Man könne nicht wissen, ob das Sinken des Binsfußes ein end- B. unter sich begrub. Beim letzten Fall befand sich das Pferd angeboten, so wird der Anbietende mehr als 100 m. erhalten giltiges und nicht etwa blos ein vorübergehendes sei; man auf dem Wege. Die Fuhrwerks- Berufsgenossenschaft wies den und das Papier steht über pari. Bleibt der angebotene Zinsfuß dürfe die Wittwen und Waisen nicht schädigen, die ihr kleines Rentenanspruch des B. ab, ebenso deren Schiedsgericht, dieses dagegen hinter dem landesüblichen zurück, so erhält der Vermögen in sicheren Papieren angelegt hätten; auch die Ein- mit der Begründung, es sei nicht zweifelhaft, daß der Sturz des Anbietende für das Papier weniger als 100 m. und das Papier nahmen vieler öffentlichen Anstalten würden zurückgehen u. s, w. Pferdes seine Ursache in der Verwendung auf dem Waldabhange steht unter pari. Es giebt keinen unter all den Gründen, der nicht mit hatte. Allerdings sei der zweite Sturz auf der Straße erfolgt, Nun ist es ganz erklärlich, daß kein Schuldner, und auch mindestens dem gleichen Gewicht gegen die Konversion der jedoch im direkten Anschluß an den ersten vom Abhange, der zur Der wahre Grund für die ver= der Staat als Schuldner nicht mehr Zinsen zahlen will, als er Pfandbriefe spräche. Forstwirthschaft gehöre. Die Genossenschaft berief sich mit diesen muß, d. h. also in diesem Falle, als der landesübliche Binsfuß schiedene Behandlung der beiden Papiere ist deshalb der Ausführungen auf das vom Reichs- Versicherungsamt aufgestellte beträgt, und kein Gläubiger hat auch nach heutigen kapitalisti- daß die Konversion der Pfandbriefe Großgrund­schen Grundsäßen ein moralisches Recht, einen höheren Bins- befizern Vortheil bringt, daß die Konversion der Staats- Prinzip, daß der Forstfiskus bezw. die land- und Forstwirthschaft. liche Berufsgenossenschaft alle Betriebsunfälle zu entschädigen habe, genuß für sein ausgeliehenes Kapital zu verlangen. papiere dagegen, die im dringenden öffentlichen Interesse liegt, die sich im Bezirk des Waldes ereignen, insofern kein praktikabler Wenn der landesübliche Binsfuß in einem gewissen Beitraume ihren Sonderinteressen nicht dient, ja sie in gewissem Umfange Weg vorhanden war, deffen Benutzung sie hätte ver­gesunken ist, so wird der sichere Schuldner deshalb zu seinem schädigt; denn man wird wohl in der Annahme nicht fehl gehen, hindern oder doch nicht als den Gefahren des Waldes entspringend Gläubiger gehen und ihm sagen: Von jetzt ab zahle ich dir nicht daß die Herren Großgrundbesitzer im allgemeinen auch ein wohl erscheinen lassen tönnen. Der Kläger hatte inzwischen auch beim mehr den alten hohen Binsfuß, sondern einen niedrigeren. Willigt assortirtes Lager von Werthpapieren in ihren feuer- und diebes- Forsifiskus seinen Anspruch geltend gemacht und gegen dessen der Gläubiger ein, so ist die Binsherabsehung vollzogen. Willigt sicheren Geldschränken oder bei ihren Bankiers aufbewahren ablehnenden Bescheid Berufung eingelegt, ohne damit Erfolg zu fann er sein Kapital zurücknehmen; und eine Binsherabsehung recht unangenehm empfinden würden. haben. Das Schiedsgericht für den Betrieb der königlich sächsischen dem Schuldner wird es dann leicht gelingen, von anderer Seite Es ist also hier wie überall: Agrarier ist Trumpf! Die Staatsforst- Verwaltung hielt für festgestellt, daß der erste Sturz das gleiche Kapital zu einem niedrigeren Binsfuße zu erhalten, Interessen der Agrarier stehen überall beſtimmend in erster des Pferdes nicht auf einem Abhange erfolgte, der Staatseigenthum ist, während es dem Gläubiger nicht gelingen wird, sein Kapital Linie. Und die Regierung, die berufen ist, das Gesammtinteresse sondern auf einer Böschung, die zur Straße gehört. Der Rekurs zum alten Zinsfuße ebenso sicher anderswo unterzubringen. gegenüber allen Sonderinteressen zu vertreten, sie steht dabei und des Klägers gegen das Urtheil des Schiedsgerichts der Fuhrwerks läßt sich schieben.

er nicht ein,

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so

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In ganz gleicher Weise vollzieht sich die Zinsherabsetzung beim Staat und bei anderen Körperschaften, die ihre Schuld in marktgängigen Papieren verbrieft haben. Auch hier kündigt der Schuldner an, daß er von einem gewiffen Zeitpunkt ab einen niedrigeren den landesüblichen Zinsfuß zahlen wird. Geht der Gläubiger darauf ein, so kann er sein altes Werth­papier, das den hohen Zinsfuß verspricht, gegen ein ebenso großes neues umtauschen, das den niedrigeren Binsfuß in Ansatz bringt. Geht er nicht darauf ein, so wird ihm die Schuld ge­fündigt, sein Papier wird durch Rückgabe des entsprechenden Kapitals eingelöst, und für das entsprechende neue Papier findet

Was ist ein russisches

Strafbataillon?

den

Gerichts- Beitung.

Gewerbegericht.

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Berufsgenossenschaft war erfolgreich. Dieselbe wurde verurtheilt, ihn zu entschädigen. Das Gericht nahm an, daß sich der Unfall nicht im forstwirthschaftlichen Betriebe ereignete, sondern auf dem Kommunikationswege. Die Böschung sei thatsächlich ein künst. liches Hinderniß, das dem Zwecke der Kommunikation diente, nicht dem Interesse der Forstwirthschaft.

An einem sehr flaren Wintertage schickte der Mühlenbesitzer und Landwirth Wiekmann den landwirthschaftlichen Tagesarbeiter Selt nach einem der Mühle ziemlich entlegenen Dorf, mit dem Auftrage, vom dortigen Schneider einen Mantel abzuholen. Self nahm auch den Mantel in Empfang, doch sollte der Rück­

Burow ist Chef des Bataillons feit 1889. Vor ihm, unter Oberst Politikow wurden die Soldaten einfach wie Arrestanten behandelt, so daß sie eine größere Unabhängigkeit in ihrem Thun und Treiben genossen. Militärische Uebuugen gab es da gar feine, somit gab es auch weniger Veranlassung zu Bestrafungen. Die Gutmüthigkeit des Obersten Politikow mißfiel der Regierung und sie ernannte Burow. Dieser begann seine Thätigkeit, wie es sich für einen echten Krieger fin de siècle siemt. Die in den Bellen Gingesperrten ließ er tagelang ohne Licht bleiben, so daß sehr bald viele verrückt wurden. In seinem ersten Dienstjahre ließ er täglich einen und manche Tage mehrere Gefangene züchtigen. Die Leute wurden gewöhnlich auf dem Hofe offen vor aller Augen gezüchtigt, so daß seine Frau das Geschrei der Soldaten nicht aushielt,

Dem Theaterdirektor Frank stellte sich am 29. Mai der Heizer Huwe vor, welcher erfahren hatte, daß F. einen Mann feines Berufes zur Bedienung des elektrischen Lichtes für die Abendstunden zu engagiren denke. Da in der Unterredung, welche das eventuelle Engagement betraf, seitens des Direktors hat, wird im Militärgericht in derselben Weise abgeurtheilt, wie Aber das alles ginge noch, wenn die russische Regierung ein Verbrecher, der keinen Soldatenrock trägt; ein Krieger nicht wahre Bestien als Chefs solcher Anstalten hingestellt und jedoch, der seinen Posten verlassen, einem Offizier ungebührlich ihnen das Züchtigungsrecht nicht in die Hände gegeben hätte. geantwortet, dessen Befehl nicht erfüllt hat der mit einem Und solche Bestien werden mit Absicht von der Regierung da In dem nächstens in Berlin in russischer Sprache erscheinen- Wort auf die eine oder andere Weise den Tschin, d. h. den Rang angestellt, weil es in den gesaminten Kodex des modernen den Werke unter dem Titel: Leben und Tod von Erdokim seiner Vorgesetzten mißachtet hat wird in ein Disziplinar Militärstaates hineinpaßt. Droschin", das mit einem Vorwort des Grafen Leo Tolstoi bataillon geschickt, wo er dem gleichzeitigen Einwirken von un- Der gegenwärtige Chef des Woroneschen Strafbataillons ist der gegen den Krieg als den Mord des Nächsten versehen und unter unterbrochenen militärischen Uebungen, allen möglichen Oberst Alexis Burow. Das ist ein Mann von großem Wuchs, mit Leitung dieses großen russischen Dichters herausgegeben ist, be- ftrengen Maßnahmen, Drohungen und grausamen Strafen rothem, vollem Gesicht, mit schneeweißem Schnurrbart und Kopf­findet sich ein Kapitel, das den oben angegebenen Titel führt ausgesetzt wird. Zwei drei Jahre solchen Lebens haar. Er hat dichte zusammengezogene Augenbrauen, seine und das so interessant ist, daß wir uns nicht versagen fönnen, gelten als genügend, um den Willen eines nicht unterwürfigen Augen schauen grausam drein. Er ist ein fluger, erbarmungs­mit dem Inhalt desselben, als charakteristischem Beitrag zur Ge- Soldaten zu brechen und ihn vollständig disziplinirt, d. h. ein loser Vollzieher der Gesetze, ein selbständiger Charakter, ein Herr, schichte des modernen Militär staates auch den deutschen vollständig blindes Werkzeug in den Händen eines jeden über ihn der die Gesellschaft wenig aufsucht, weil sie ihm nicht genug Leser bekannt zu machen. stehenden Vorgesetzten, dessen Befehle er ohne jede Widerrede und konservativ ist. Einige Worte über Droschin felber. Erdokim blindlings erfüllt, zu machen. Das, was in den Regimentern Nititytsch Droschin, Sohn einfacher Bauersleute aus allen Soldaten geschieht, vollzieht sich in den Strafbataillonen dem Kurst'schen Gouvernement, war russischer Dorfschullehrer in verstärktem Maße an wenigen, die auf irgend welche Weise und in seinen jungen Jahren eifriger Anhänger der sozialistischen sich selbständig zeigten. Weltanschauung. Durch die Schriften Tolstoi's einerseits und Disziplinar- oder Strafbataillone existiren in Rußland in andererseits infolge des russischen Nationalcharakters, der zum Bobruisk, Cherson , Ekaterinodar und Woronesch . Der Schrecken Mystizismus hinneigt, wurde er durch und durch Mystiker, ge- aller Verurtheilten ist das letztere. Es liegt im Vorort von leitet von dem Standpunkte: Kämpfe nicht gegen das böse, Woronesch - Pridatscha und besteht aus zwei Flügeln: einem für sondern so lange man Dich nicht zwingt, felber etwas böses zu das Bataillon und einem für die Offiziere. Der Bataillonsflügel thun, unterwirf Dich und mucke nicht auf." Als er sich im ist von einer hohen Gefängnißmauer umgeben und enthält die Jahre 1891 zum Militärdienst stellen mußte, weigerte er sich Kaserne des Bataillons, Zimmer für die Wache, eine Kirche, ein Soldat zu werden und ein Gewehr in die Hand zu nehmen, da Lazareth und ein Badehaus. Die Kasernen sind wie Gefängniß­alle Menschen doch Brüder und das Schießen gegen seinen räume erbaut, mit Fenstergittern und Thürriegeln. Nächsten und die Gewalt, seiner Meinung nach, die größte Außerdem befindet sich in der Mitte des Hofes ein be- vom Offiziersflügel herüberfam und ihrem Manne zurief: Was Sünde sei. In gleicher Weise weigerte er sich, den Eid der sonderes Gebäude eine Art Kriegsgefängniß wo die thuft Du hier, Verfluchter? Du marterst mich ja!" Dann pflegte Treue und des Gehorsams zu leisten. 35 Bellen für solche Soldaten liegen, die im Bataillon sich er ihr zu sagen:" Fort von hier, Here! Sonst bekommst Du Die Folge dieser Weigerung war, daß man den Mann zu- irgend wie vergangen haben und zu Einzelhaft verurtheilt noch Deine Tracht Prügel!" nächst in eine einzelne Belle in Charkow einsperrte und dann, werden. Burow ließ seine eigenen Söhne züchtigen einen peitschten als er noch immer standhaft blieb, nach dem Strafbataillon in Jede Belle ist fünf große Schritte breit und lang, der Boden die Soldaten, die zwei anderen züchtigte er selber. Während Woronesch brachte, wo er 15 Monate hindurch durch Kälte, ist asphaltirt, das Fenster mit einem Gitter versehen. Zum des Peitschens hielten die Gefangenen fie feft. Seine von mit Abscheu Hunger und tagelanges Ginsperren in dunkle Kammern schwind- Schlafen ist eine Schlafbank aufgestellt, die an Schlingen so an eigenen Söhne sprachen ihm. Einer süchtig wurde und bald darauf, im Januar 1894, an einer der Wand befestigt wird, daß sie in die Höhe gezogen an die ist ihm auch weggelaufen, und fonnte bis zur Lungenentzündung im Woronescher Gefängniß verstarb. Die Wand gelehnt und in solcher Lage durch einen Hafen gestützt Stunde nicht gefunden werden, der andere wurde wegen nächste und einzige Ursache des Todes dieses heldenmüthigen werden kann. Jeden Morgen werden die Schlafbänke in die Rauferei auf drei Jahre nach dem Strafbataillon geschickt. Mannes aus dem Volke war die grausame Behandlung im Straf- Höhe gezogen, damit die Eingesperrten tagsüber diefelben nicht bataillon zu Woronesch . benutzen können. Um zu zeigen, daß der Aufenthalt in einem solchen Straf- Die gesammte freie Zeitd. h. die Zeit, wo die Soldaten bataillon nichts weiter ist, als ein Stück mittelalterlicher Inqui- nicht schlafen, werden sie beschäftigt: mit dem Einüben des sition, wo unschuldige Leute langsam zu Tode gemartert werden, Militärfoder und mit gymnastischen und militärischen Uebungen. was ein russisches Das innere Leben eines Strafbataillons ist dasselbe, wie in mag an dieser Stelle erzählt werden, Disziplinar oder Strafbataillon ist. Strafbataillone sind in allen übrigen militärischen Einrichtungen, d. h. derselbe Betrug Rußland im Jahre 1878 eingeführt worden, um Soldaten, die und dieselbe Bedrohung der Soldaten, die sie zu Thieren teine anderen Verbrechen, als Vergehen gegen die Dis- machen, dieselben Offiziere, die jeder menschlichen Eigenschaften ziplin und den Militärkoder begangen haben, zur baar geworden sind, dieselbe Sklaverei und Rohheit der Sitten, Raison zu bringen. Ein Soldat, der gestohlen oder gemordet dieselben Lafter alles nur im verstärkten Maße.

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Außer Burow besteht die Obrigkeit des Bataillons aus feinem Gehilfen, einer Reihe Kompagniechefs, Feldwebels und Unteroffizieren. Die Feldwebel spielen die Hauptrolle in der Kompagnie. Wie sich die Kompagniechefs der Kompagnie gegens über benehmen, hängt völlig von ihnen ab.

Die Eingesperrten sind nie ohne Aufsicht. Auf 500 Ein­gesperrte tommen gegen 60 Aufseher aus Unteroffizieren, die stets bewaffnet sind.

Was die Strafen für Vergehen, die im Bataillon be gangen sind, betrifft, so zerfallen sie in zwei Kategorien: in die Einzelhaft( Karzer) und in Ruthen .