Monarchischer Kotau. Tie bayerische Regierung betreibt Fürstenagitation. In Bayern betreibt die Staatsregierung die Agitation für die Fürsten gegen das Volksbegehren. Sie hat eine Kundgebung erlassen, in der es heißt: „Wer den Standpunkt der Reichsregierung und der bayerischen Staatsregierung teilt und demgemäh das Volksbegehren ablehnen will, kann sich in den Listen nicht einzeichnen. Im übrigen bedauert die bayerische Staatsregierung leb- Haft, daß die Welbung für das Voltsbegehren zu Angriffen auf das Haus Wittelsbach benutzt worden ist, dessen V e r- dien st e um Bayerns Land und Volt unbestreitbar fest- stehen.� Die bayrische Staatsregierung stellt sich schützend vor die Wittelsbacher , deren Verdienste aus Bayerns Land und Volk zugunsten des Volks enteignet werden sollen. Wann wird diese Regierung den Majestätsbeleidigungsparagraphen zum Schutze Rupprechts wieder einführen?
Das Neichswirtschastsminifterkum. Seine Aufgaben und fein Umfang. Das Reichswirtschaftsministerium nimmt eine Sonderstellung unter allen Ministerien ein. Mit einer eigentlichen Verwallungs- tätigkeit ist es wenig oder gar nicht befaßt. Seine Hauptaufgabe soll sein, das Wirtschaftsleben in all seinen Phasen zu beobachten und zu erforschen, auf Grund der ermittelten Ergebnisse einen ein- heitlichen großen Wirtschaftsplan aufzustellen und durch Förderung hier durch Zurückschneiden dort die tausendfachen Energien der Wirtschaft in diesen Plan einzugliedern. Zu solchen Aufgaben bedarf es eines Stabes erfahrener Männer, aber keines großen Beamten- Heeres. Das Ministerium selbst beschäftigt denn auch nur 169 Be- amte, 31 beamtete Hilfskräfte und 76 Angestellte. Im ganzen unterstehen dem Ministerium 1989 Beamte und Angestellte. Mit dieser Beamten- und Angestelltenzahl und seinen Ausgaben von rund 18 Millionen Mark gehört das Wirtschaftsministerium zu den kleineren Ministerien. Von den 1989 Beamten und Angestellten entfallen allein auf das dem Ministerium unterstellte„Slalistische Reichsamt" 1404 Be» amte und Angestellte. Gegen 192S haben die Kosten des Ministeriums sich um fast 4 Millionen erhöht. Auch diese Steigerung fällt sowohl bei den fortlaufenden wie bei den einmaligen Ausgaben fast ganz auf das Statistische Reichsamt. Diese Erhöhung der Ausgaben beim Stati- stischen Reichsamt erklärt sich aus der Vergrößerung seines Auf- gabenkreises. Es sollen erweitert werden die Bevölkerungs- st a t i st i k, die H a n d c l s st a t i st i k, die Seeschiffahrtsstatistik und die„Monatlichen Nachweise über den auswärtigen Handel Deutschlands ". Neu ausgenommen sollen werden die Veröffent- lichungen über den seewärtigen Güterverkehr, die Reichs- und Landesfinanz stati st ik, die Gemeindefinanzstatistik, die Ein- kommen- und Körperschaftssteuerstatistik. In den vorjährigen Der- Handlungen des Ausschusses waren ferner von den verschiedensten Seiten dringende Wünsche auf Ausbau der Produktions- st a t i st i t und der Auslandsstatistik sowie der Einführung der Konjunktur st ati st ik geäußert worden. Ausgaben für solche Veröffentlichungen sowie Beiträge an Institute, die solche Themen wissenschaftlich bearbeiten(z. B. das Institut für Konjunktur- farschung u. a.) sind in hohem Maße produktive Ausgaben. Die Arbeiten des Statistischen Reichsamts erfreuen sich zum Teil großer Anerkennung, daß die Mehransorderungen für dieses Amt sicherlich allgemeine Zustimmung finden werden. Dem Wirtschaftsministerium sind ferner angegliedert das „Reichsaufsichtsamt für Privatoersicherung" und das„R e i ch s w i r t s ch a f t s g e r i ch t". Das Reichswirtschaftsgericht beschäftigt zurzeit 65 Beamte und 191 Angestellte und Arbeiter. Seine Ausgaben betragen rund 787 999 M. gegen 662 999 M. in 1925. Seine Einnahmen aus den erhobenen Gebühren 159 999 M. Aus den Mitteln des Reichswirt- schnftsgerichtes werden auch die Ausgaben des aus Grund der Der- ordnung gegen Mißbrauch wirtschaftlicher Machtstellungen vom 2. November 1923 gebildeten Kartellgerichts bestritten. — Schließlich untersteht dem Wirtschaftsministerium noch das „Reichskommissariat für die Kohlenverteilung".
Preußens Zorftverwaltung. TerHauptausschusi beschließt Einsetzung eines besonderen Ausschusses. Der Hauptausschuß des Landtages beschäftigte sich mit der Beratung des Forstetats. Nach der ausführlichen Berichterstattung des Abg. Peters(Soz.) polemisierte der älbg, v. Treskow(Dtfchn.) gegen die zu hohen Unkosten der Verwaltung und verlangte be- deutende Streichungen. Genosse wende führte dagegen aus, daß die Sparsamkeitsmaßnahmen des Finanzmiyisters bei diesem Etat nicht angebracht seien, da unsere Wälder durch Forleulenfraß und Raubbau großen Schaden erlitten haben. Was heute hier gespart würde, erfordere in späteren Iahren doppelte und dreifache Auf- Wendungen. Desgleichen wandte er sich energisch dagegen, daß Ver- waltungskosten aufgespart würden durch Herabsetzung der Löhne. Hier würde stärkste Gegnerschaft unserer Partei einsetzen. Er besür- wartete das Heranziehen von begabten Volksschülern zur Förster- lausbahn und wandte sich dann gegen den Boykott der Forstver- waltung gegenüber der Firma Himmelsbach, durch den Hunderte von Arbeitern entlassen würden und der zur Folge gehabt hätte, daß die Eisenbahnverwaltung gezwungen sei, Schwellen aus dem Ausland zu kaufen. Desgleichen wendet er sich gegen das von deutschnatio- naler Seite vorgetragene Einfuhrverbot von Rund- und Schnitt- hölzern, das große Preissteigerungen, und da die Absatzmöglichkeiten fehlen, weitere Entlassung von Arbeitern zur Folge haben würde. Der Landwirtschafts mini st er erklärte, daß die Ein- nahmen 25 Proz. niedriger sein dürsten als im Etat angesetzt. 7 Proz. Volksschüler seien zur Forstbeamtenlaus. bahn bis dahin zugelassen, und man begrüße die Anmeldung begabter Volksschüler für diese Lauf- bahn. Genossin Oeslreicher bedauerte, daß trotz der anerkennens- werten Bemühungen der Zentralinstanz die nachgeordneten Re- gierungen und Oberförstereien Ostpreußens den Betriebsräten immer' wieder den gesetzlichen Schutz versagten und Schwierigkeiten machen, die tarifoertraglichen Bestimmungen zu erfüllen. Der Antrag, der einen besonderen Ausschuß einsetzt und die wirtschaftlichen Verhältnisse der Beamten und Waldarbeiter und die Organisation der Forstverwallung beraten soll, wurde entgegen des Einspruchs des Ministers angenommen. Syrische kämpfe. Nach den Meldungen, die in Paris aus Syrien vorliegen, sollen die Verluste der Aufständischen in dem Kampfe am vergangenen Sonnabend sehr beträchtlich gewesen sein. Die Zahl der Toten foll 156, die der Verwundeten 193 betragen. Unter den Verwundeten befindet sich angeblich auch der Führer der Ausständischen. Sultan Attrofch, der von einer Fliegerbombe ge- troffen worden sei. Zbn Saud anerkaynt. Die britische, die französische und die Sowjetregierung haben den Wahabllensullan Jbn Saud als König pou Hedfchas und Sultan von Nedjed anerkannt. �
Die Aufsichtsperson�. Wer In ländlichen Bezirken sich zu dem Lokal begicbt, In dem die Einzeichnungen zum Volksbegehren stattfinden, findet zu- weilen den„Streikposten" der Deutschnotionalen, der friedlich seine kurze Pfeife rauchend, auf dem nicht vorhandenen Bürgersteig der ländlichen Dorfstraße auf- und abwandert. Spärlich ist ja in solchem Klein-Schafskopfhausen die Zahl derer, die gegen den Stachel zu löcken wagen: das Gebot des gnädigen Herrn oder des Inspektors hält die Mehrzahl der in abhängiger Stellung Befindlichen von der Bekundung der eigenen Meinung zurück.„Ja, das waren noch schöne Zeiten," so philosophieren die trunkfesten Mannen des Land- bundes,„als man dem Kroppzeug einfach den Zettel in die Hand drückte oder gar kommandierte, wem sie in der öffentlichen Wahl die Stimme zu gebm hätten." Heute geht ihr Bestreben danach, die„räudigen Schafe" kennen zu lernen, die mit dem„Raubzeug" lieläugeln. Die Presse, die ja seit 1918 ihre Spezialität, mit den Mitteln des Terrors und der Denunziation zu arbeiten, aufs höchste ausgebildet hat, gibt in vorsichtiger Weife die Belehrung, wie man dem Gesetze ein Schnippchen schlagen kann— von Bedenken, daß die öffentliche Moral darunter leiden könne, kann ja bei ihr keine Rede sein. Die politische Erziehung des Teils unserer Genossen, die in solchen agrarischen Brennpunkten ihren Wohnsitz haben, gibt die Gewähr, daß solchen Sabotage- und Spitzelversuchen auf gesetz- mäßigem Wege entgegengetreten wird— für die Entlarvung so manches Dorfgewaltigen ist das Ereignis des Volksbegehrens von Bedeutung, daß auch unter denen, die politisch sich von den potrio- tischen und mittelstandsfreundlich klingenden Phrasen der Rechts- Parteien haben einfangen lassen, sich viele finden, die dem Volks- begehren ihre Sympathie zuwenden, ist wiederholt bemerkt worden — die Erfahrungen, die sie mit der Erfüllung jener Versprechungen gemacht haben, sind nicht vergessen. Daß die„Aussichtspersonen" da einen schweren Stand haben, liegt auf der Hand. Sind es freiwillige Helfer, fo tritt das meist kameradschaftliche Gefühl, das sie mit dein zu Belehrenden verbindet, hindernd in den Weg— und sind es bezahlte Subjekte, so weiß man nie, ob ihre in Geld umgesetzte Begeisterung auch bei dem Erscheinen eines echten Bauern Stand hält. Bielleicht ist gar unter ihnen einer, der am letzten Tage seiner „Aufklärungs- und Beaufsichtigungsmission" selbst den Weg in das Einzeichnungslokal findet. Bei solchem Miniaturumfall kann er sich ja aus die Mammutumfälle seines Brotgebers berufen. Dolksbegehrev— volksiatereffe. Das Volksbegehren läuft weiter. Läuft weiter, als ob es schon die selbstverständlichste Sache der Welt wäre. Wer sich noch niemals mit Politik beschäftigt Hat, ist diesmal dafür interessiert. Jeder sllhlt, daß die Ansprüche der Fürsten nicht nur den Interessen des Volkes, sondern auch den eigenen und persönlichsten Empfindungen von Recht und Gerechtigkeit ins Gesicht schlagen. Wie allgemein dieses Gefühl ist, wird deutlich spürbar beim Gang durch die Straßen der Stadt: überall ist die Frechheit der Fürsten Tagesgespräch, überall die Mahnung, ihr durch Beteiligung am Volksbegehren ent- gegenzutreten, Selbstverständlichkeit. In den Cinzeichnungs- lokalen, in denen sich die Beamten allmählich schon recht gut eingearbeitet haben und sich notgedrungenermaßen auch dort willig zeigen, wo das Herz teils aus Dummheit und teils aus Bürger- tradition ein wenig noch den Fürsten schlägt, findet das in regem Betrieb seinen Niederschlag am deutlichsten. Auch von den Lokalen, vor denen Plakatträger stehen, wo aber auch durch das gesprochene Wort stark agitatorisch gewirkt wird, ist ebenfalls deutlich zu erkennen, daß Volksbegehren Volksinteresse ist. Oft fand in diesen Tagen diese Tatsache dramatische Steigerung. So, als einmal im Norden ein von innen essektvoll beleuchteter Laternenpfosten mit dem Schild„H i er müßten die Fürsten ausgehängt werden" fpazicrengetragen wurde. So, als einmal der Versuch gemacht wurde, eines der amtlichen Plakate von den Säulen abzureißen— der üble Reißer wäre bald verprügelt worden. S o sicherlich noch oft bis zum 17. März, der ein Siegestag sein soll in dem heiligen Kriege, den diesmal das Volk für das Volk führt. Aus Lichterfelde wird uns geschrieben: Es hat den An- schein, als ob man die Stimmabgabe zum Volksbegehren in Groß- Lichterfelde , einem ausgesprochen rechts orientierten Bezirk, a b- sichtlich erschwert. Während zu sämtlichen Wahlen stets Wahllokale in den einzelnen Bezirken bereitstanden, müssen beifpiels- weise wir Anwohner des Botanischen Gartens unter großem Zeitverlust auf das schwer erreichbare Lichterfelder Rat- ha u s, um dort unsere Eintragung zu bewirken. Stunde Entfernung. Diele, die tagsüber von früh bis spät arbeiten müssen, find damit außerstande gesetzt, ihre Stimme abzugeben. Sollte es in anderen Bezirken ähnlich aussehen? Gegen die Fürstenabfindung! In einer Riesenversammlung in der„R e"u e n W e l t", Hasen- Heide, die durch die Neuköllner Liedertafel stimmungsvoll mit dem Gesang:„Empor zum Licht" eingeleitet wurde, sprach gestern abend der Landtagspräsident Genosse Bartels. Anknüpfend an die un- geheure Wirtschaftskrise mit ihrem Millionenheer von Arbeitslosen und Kurzarbeitern und den durch die Inflation zahlreich gebrochenen Existenzen zeigte der Redner, wie die Fürsten in solcher Elendszeit die Frechheit aufbringen, dem verarmten Volke Milliarden obzu- knöpfen. Mit beißender Satyre, oft von stürmischen Zurufen und Beifallsstürmen unterbrochen, schilderte er den Verkauf von Landes- kindern und die Mätressenwirtschaft der Fürsten . Was unter Bis- marck nach 1866«ine Selbstverständlichkeit war, die Enteignung der damaligen kleinen Könige und Herzöge, soll heute auf einmal Un- recht sein? Ein Sturm der Entrüstung ging durch den Riesensaal, als der Redner die Forderungen der Hohenzollern zerpflückte. Die Abfindung kann nicht auf rechtlichem Wege gelöst werden, denn darin hat gerade Preußen schlechte Ersahrungen gemacht. Alle Prozesse sind zugunsten der Hohenzollern entschieden worden und der Staat mußte noch etwa zwei Millionen Gerichtskosten zahlen. Selbst das jetzt Im Reichstag zusammengebraute Kompromiß kann nicht zum Ziele führen. Unter stürmischem Beifall schloß der Redner mit der Aufsorderung, aller Sabotage der Rechtsparteien zum Trotz nun erst recht für das Volksbegehren einzutreten. Nach einem Schlußwort des Landtagsabg. Genossen Harnisch und dem gemeinsamen Gesang der Internationale" wurde die ein- drucksvolle Feier geschlossen. Ter zweite Trianon-Film-Prozeh. Vor der zweiten Großen Strafkmnmer des Landgerichts I stand heute die B�rufungsverchandlung in dem großen Trianonfilm-Heim- statten G. in. b. H.-Prozcß unter Vorsitz von Landgerichtsrat Böttcher an. Es handelt sich, wie erinnerlich, dabei um den Viermillionenkredit den die aus städtischen Mitteln ge- speiste Wohnstätten G. m. b. H. an die inzwischen in Konkurs geraten« Trianonfilmgesellschaft gegeben hatte. Das Schöffengericht hatte sämtlich« Angeklagte von der Anklage des Be- truges und der Untreue freigesprochen. Gegen dieses Urteil war von der Staatsanwaltschaft Berufung eingelegt worden, und die neue Anklage richtete sich wiederum gegen Regierungsrat Bretschneider, R e g i e r u n g s r o t Wenzel. Geh. Regierungsrat Glaß, den kaufmännischen Direktor Busch sämtlich von der Gruppe der Wohnstätten G. m. b. H., sowie gegen die Kausleute David Schratter» Ignaz S ch r a t t e r und Ingenieur Otto von der Trianonfilmgesellschaft. Zur Verhandlung waren sünf Sachverständige erschienen und man rechnete wiederum mit einer Verhandlungsdauer von vielen Wochen. Beim Aufruf stellte sich jedoch heraus, daß die Brüder David und Ignaz Schratter ausgeblieben waren. Staatsanwattschaftsrat Duden, der zusammen mit Stdatsanwaltschaftsrat Dr. Berliner die
i Anklage vertritt, erklärte, daß er ohne die Angeklagten Schratte? nicht verhandeln könne. Rechtsanwalt Dr. Sack' erklärte, daß David Schratter in Paris , wo er sich aus geschäftlichen Gründen aufhalte, schwer an einem Gallensteinleiden erkrankt sei. Es sei ihm auch ein ärztliches Attest aus Paris bereits zugesagt worden, das er nachträglich dem Gericht einreichen werde. Die Erkrankung sei so bedenklich, daß Ignaz Schratter vor wenigen Tagen zu seinem Bruder habe fahren müssen. Rechtsanwalt Dr. E i s e n st ä d t wandte sich gegen die Vertagung, während sich Rechtsanwalt Dr Walter Heyn für die Vertagung erklärte. Nach längerer Beratung kam dos Gericht zu dem Beschluß, den Antrag der Staatsanwaltschaft auf Vertagung zu entsprechen, da es zur Aufklärung der Sachs driirgend notwendig sei, daß David Schrotter persönlich an der Der- hanlung teilnehme. Damit schloß die Verhandlung.
Der ausgehöhlte Kochherd. Ein ungewöhnliches versteck. Zur Verbüßung einer Gefängnisstrafe wurde seit längerer Zeit cm lunger Mann namens Erich Burr von der Kriminalpolizei gesucht. Di- Beamten der Fahndungsinspektion ermittelten endlich, daß eipe Freundin in der Weserstraße ihm Unterschlupf gewährte. Sie machten dort auch wiederholt einen Desuch, aber Burr war nicht zu finden. Das war kein Wunder, denn er hatte sich in der Be- hausung z w e i V e r st e ck e zurechtgemacht, auf die so leicht niemand kommen konnte. In eine Wand hatte er ein 1,79 Meter hohes, ziemlich tiefes und entsprechend breites Loch gestemmt, in dem er be- quem stehen konnte. Sobald Gefahr drohte, steckte ihn die Freundin dort hinein und schob einen großen Schrank davor, so daß nichts zu sehen war. Aber das genügte Burr noch nicht. Weil die Beamten doch einmal Verdacht schöpfen tonnten, so höhlte er in der Küche den ganzen Kochherd bis zum Äratofen aus. War er nun gerade in der Küche, wenn es klopfte, so kroch er in diese Höhle hin- ein, und die Freundin bedeckte die Eiscnringe mit Töpfen, Kannen und was sie sonst gerade zur Hand hatte. Gestern kamen die Bcam- ten wieder einmal, nachdem sie sich überzeugt hatten, daß Burr jetzt da sein müsse. Als sie ihn wieder nicht antrafen, gingen sie sehr gründlich zu Werke. Sie rückten alle Einrichtungsstücks von der Stelle und fanden nun auch das Loch in der Wand. Aber Burr war nicht darin. Die ungewöhnliche Art des Verstecks machte die Beamten vollends mißtrauisch. Sie suchten nun auch die Küche in allen Einzelheiten ab, entdeckten ihren„Kunden" endlich im Koch- Herd, holten ihn heraus und brachten ihn nach dem Polizeipräsidium.
Untergrunöbahnhof Dircksenstraße. veränderte Linienführung der ALS-Schnellbahn. Der Ausschuß des Magistrats und der Stadtverordnetenver- sammlung, der über die Durchführung des Baues der AEG- Schnellbahn zu befinden hat, beschloß in seiner gestrigen Sitzung «ine Aenderung der Linienführung dieser neuen Schnellbahn. Bisher sollte diese Linie von Norden kommend unter der Zentralmarkthalle in die Neue Friedrichstraße einbiegen, in der bekanntlich das Tunnelstück von der Grunerstraße bis zur Spree mit dem projektierten Bahnhof Stralauer Straße im Rohbau bereits fertiggestellt ist. Es war geplant, in der Nähe der Königstraße einen weiteren Bahnhof anzulegen und von diesem einen Lerbin- dungsgang zum Untergrundbahnhof Alexanderplag zu bauen. Dieses Proiekt hat man jetzt so abgeändert, daß die von Norden kommende Linie in die Dircksen st ratze einbiegt, hier am Fernbahn- h o f 21 l exanderplatz eine Station erhält, und daß dann die Linie unter der Stadtbahn und dem Warenhaus Wertheim weiter- läuft zur Gruner st raße Ecke Neue Friedrich st raße, wo sie unter dem Tunnel der allen Untergrundbahnstrecke hindurch zum Bahnhof Stralauer Straße in der Neuen Friedrich- straße geleitet wird. Dadurch wird die am Alexanderplatz gelegene Station der AEG.-Schnellbahn dem alten Untergrundbahnhos be- deutend näher gerückt. Außerdem kann man den neuen Bahnhof an dieser Stelle so ausbauen, daß er später auch die Anschlüsse nach dem Osten aufnehmen kann.
Polizei und Kommunisten. Zu ernsteren Zusammenstößen kommunistischer Demonstranten mit Schupobeamten kain es gestern abend, gegen 9 Uhr im Bezirk Friedrichshain am Petersburger Platz. Ein etwa 499 Mann starker Zug des kommunistischen Iungsturms bewegte sich durch die Straßen, als einige Teilnehmer am Petersburger Platz Feuerwerks- körper abbrannten. Die beglellenden Polizeibeamten schritten hier- gegen ein und nahmen den 18 Jahre alten Tischler Fritz S a b o t h a aus der Eckardstraße und den 23 Jahre alten Expedienten Heinrich Gabelein fest. Hierauf wurden die Be- amten von der Menge bedrängt. Der Polizeiwachtmeister Becker wurde bei dem entstehenden Handgemenge am Kopf schwer verletzt und mußte in das Staatskrankenhaus übergeführt werden. Der Täter, ein Fleischer W. Duwe aus der Wolzig « Strohe, zusammen mit den beiden obengenannten Verhafteten wurden nach dem Polizeipräsidium gebracht. Ein größeres Aufgebot zerstreute gegen XlO Uhr die Menge._ Freiligrath -Morgenfeier des Reichsbanners! Sm Sonntag. 14. März, vorm. 11'/, Uhr, veranstaltet da« Reichs- banner Schwarz-Rot-Gold. Gau Berlin-Brandenburg, im Teutschen Theater ein« Freiligrath-Morgenfeier. Nach Rezitationen von Elisabeth Bergner , Rosa Valetti und Lllfred Beierle wird .Bennigsen» Erlebnis" von E. von Kehserling zur Darstellung gelangen. Ihre Mitwirkung haben zugesagt: Hedwig Mangel, Maria Paudler . Käte Burgher. Paul Henkels , Leo Reuß , Jaro Fürth , Alfred veierle, Martin Wolkgang. Tie Regie hat Paul Henkel« übernommen. Karten sind im Gaubureau des Reichsbanners, Sebastianstr. 37/38, erhältlich.
Die zweit« Reichskonseren; des Arbeiler-Badioklubs. Am Schluß der Sonnadendtagung, über die wir bereits in unserer Sonn- tagnummer berichteten, referierte Hosfmann-Schmargendorf über die Arbeiter- Radio-Internationale. Arbeiter-Radio- Vereinigungen sind im Laus« des Jahres in Rußland , Holland , in der Schweiz und in der Tschechoslowakei entstanden. In den eng- tischen und romanischen Sprachgebieten sind dagegen erst geringe Fortschritte zu verzeichnen. Nach langer Debatte wurde die Der- legung des Internationalen Arbeitsausschusses nach Wien beschlossen. Als deutschen Vertreter für diesen Aus- schuß wurde Hosfmcmit-Schmargendors gewählt. Die Gründung einer großen Wrbeiter-Funkzeitung steht bevor. Der Vorsitzend« des Deutschen Zlrbeiter-Radio-Klubs schloß die Tagung mit einem Appell, den nationalen und internationalen Koinps um das Recht am Rundfunk geschloss« und mit Nochdruck zu führen. lieber„die prallische Arbeit der Zageudwohllahrk» pflege ln Berlin - ist «HS, der Feder de» Genossen Stadtrot Dr. Friedländer em beachtenswerter Beitrag in der loeben erschienenen M ä r» n u m m « r der monallich er- scheinenden Zestschrist„Kommunale Blätter", berauSgegeben vom Bezirksverband Berlin der SPD. , enlbalten. Auch diese Nummer gibt Ausschluß über die Tätigkeit der Sozialdemokratie aus den verschiedensten Gebieten der Kommunalpolitik. In einem weiteren Artikel:„Um die Berliner VerkehrSeinbeit" gibt Gen. Gtadtveroidneter Reuter Aufschlub über die Stellung der Sozialdemolratie zu den brennenden Berliner VerkebrSproblenteii. Am Schlug der Zeitjchrist folgen Berichte aus der Berliner Stadlveroidneicnsraklion der SPD. und Milteilungen über WobnungSbau und WohiuingSwirsschast. Die„Kommunalen B l ä t l e r" eihalien alle Funtlionäre und rommunolpolilisch läligen Mitglieder deS Bezirlsverbandc»«erlin der SPD. durch die Organisation zu- gestellt..Alle sonftigeu Jnlcressenten löiwen dieselben durch die Post beziehen.