Fememorde und Justizbehörden.
Eine Erklärung des Ministerpräsidenten Braun.
Die bekannte Rede des Ministerpräsidenten Braun auf dem Reichsbannertage in Hamburg , in der er sich aud mit dem legten Fememordprozeß befaßte, hatte eine Anfrage der Fraktion der Deutschen Boltspartei im Landtage zur Folge gehabt, in der der Ministerpräsident nach dem Wortlaut seiner Hamburger Ausführungen und nach den Gründen gefragt wurde, aus denen heraus er gesagt habe, daß einzelne Organe der Rechtspflege in der Fememordsache ihre Schuldigkeit nicht getan hätten. Ministerpräsident Braun beantwortet nunmehr, dem Amtlichen Breußischen Breffedienst zufolge, die Kleine Anfrage mie folgt:
Ich habe auf dem Bundestag des Reichsbanners Schwarz- Rot Gold am 21. Februar d. 3. in Hamburg in meiner Rede gesagt, daß das Reichsbanner den lebenden Schuhwall um den stolzen Bau der deutschen Republik bilde und sodann wörtlich meiter aus geführt:
Wie lebensnotwendig dieser Schutzwall, fein weiterer Ausbau und feine innere Kräftigung ist, haben die vergangenen Jahre zur Genüge bewiesen und beweisen auch wieder die Tatsachen, die über das abscheuliche Treibender Fememord- und anderer sogenannter vaterländischer Organi fationen neuerdings befannt geworden sind und den Ab fcheu aller Gefifteten ausgelöst haben.
Leider stellen sich einzelne Organe der Rechtspflege in völliger Berkennung ihres hohen Berufes schühend vor diese Feinde der Republik und verhindern es, entgegen dem Staatsintereffe, daß dieser verbrecherischen Elemente und vornehmlich ihrer Hinter
mit dem hellen Licht der Oeffentlichkeit in das dunkle Treiben
männer hineingeleuchtet wird.
Zum Glüd gibt die republikanische Berfaffung die Möglichkeit, auf parlamentarischem Wege die Schleier zu zerreißen, in die diese Justizorgane, sehr zum Schaden für das Ansehen der Justiz, bemüht sind, das Treiben gewiffer nationalistischer Elemente einzuhüllen."
Borstehende Ausführungen gründen sich auf folgende Tat: sachen: In dem am 1. und 2. Februar 1926 vor dem Schwurgericht des Landgerichts III Berlin durchgeführten Fememord prozeß gegen Schirrmann und Genossen( Fall Bannier) mendete sich der Vorsitzende des Gerichts einige Tage vor der Berhandlung an das Justizministerium mit dem Ersuchen, durch Rüdfrage beim Auswärtigen Ami festzustellen, ob das Staatsintereffe den Ausschluß der Deffentlichkeit bei der Berhandlung erheische. In. einer daraufhin unter dem Vorsitz des Herrn Reichskanzlers stattge= habten Besprechung der beteiligten Reichsminister und Staatsminister wurde festgestellt, daß das Staatswohl den Ausschluß der Deffentlichkeit nicht erforderte, daß vielmehr die Reichsregierung ebenso wie die Staatsregierung eine Verhandlung in voller Deffentlichkeit wünsche. Nur eine Bertagung dieser Berhandlung um einige Wochen aus einem besonderen Grunde wurde als erwünscht bezeichnet.
aber nur die Werkzeuge und nicht die intellektuellen Urheber und Begünstiger dieser Berbrechen festgestellt und zur Aburteilung gebracht werden, wird es nicht gelingen, diese Fememordsache, die eine Schande für Deutschland ist, wirksam zu bekämpfen."
Teil schon die Borarbeiten zur Soulgründung in An griff genommen. So hat der schwarzweißrote Minister Marquardt, durch die Auslieferung fämtlicher Braunschweiger Schulen an die Kirche eine Bewegung aus dem Boden stampfen helfen, vor der heute die ganze Reaktion einen gewaltigen Schreck bekommen hat.
Auch ein deutscher Fürst!
Rupprecht gegen die armen Leute. München , 11. März.( Eigener Drahibericht.) Nach einer Mite
entsprechen dem Urteil aller politischen Kreise, soweit sie nicht Die Ausführungen des Ministerpräsidenten von Preußen ein Interesse daran haben, die Spuren der Fememörder und ihrer Hintermänner zu vermischen. Sie stüßen sich auf Tatsachen. Es mar notwendig, daß einmal von verantwort licher Stelle auf diese unhaltbaren Zustände hingewiesen wurde.. Wenn sich die Justiz als solche dadurch angegriffen fühlt, jo teilung der parteiamtlichen Pressestelle des Bayerischen Bauern ist es ihre eigene Schuld. Sie hat es bisher versäumt, bundes herrscht in verschiedenen Gegenden der Oberpfalz , wa Richter, die ihre einseitig politische Einstellung aus den Zeiten der ehemalige Kronprinz Rupprecht umfangreiche, ihm durch. der Monarchie in den Gerichtssaal bringen, non fich abden Staatsvertrag als Privateigentum zuerfannte Baldungen be zuschütteln. Das muß auf die Dauer zu Konflikten zwischen fit, außerordentliche Erregung darüber, daß die Forst beamten Staatsgewalt und den Organen der Rechtsprechung führen, Rupprechts gegen die arme Bevölkerung mit größter Bruta wenn die Staatsgewalt fich nicht die Anmaßung von Justizität und Rücksichtslosigkeit vorgehen. Es handelt sich organen gefallen lassen will, einen Staat im Staate zu bilden. um jene armen Leute, die durch Holzsammeln und Beeren. pflüden im Walde ihren färglichen Berdienst zu erhöhen suchen. Solange diese Wälder staatliches Eigentum waren, wurde gegen die Leute das größte Entgegenkommen geübt, heute, unter dem Waldbefizer Rupprecht, werden sie nicht nur aus den Wäldern ge jagt, fondern schwerer Bestrafung zugeführt.
Nicolais Hirngespinste.
Peinliche Fragen eines Eingeweihten.
Die Mitteilungen, die Genosse Philipp Scheidemann über die große Butschorganisation in Deutschland unter Führung des Kriegsobersten Nicolai peröffentlicht hat, geben diesem Nicolai jetzt Veranlassung, reichlich spät, in einer Erflärung, die in den nationali stischen Blättern veröffentlicht wird, sowohl Scheidemanns Behaup tungen wie die Andeutungen Arnold Rechbergs und des Jungdeutschen Führers Marauhn als„ hirngespinste“ zu bezeichnen. Dieser Versuch, sich um die Dinge herumzudrücken, ruft Ma rauhn wieder auf den Plan. Im Jungdeutschen", dem Organ des Jungdeutschen Ordens, sagt Marauhn, daß Nicolai eine besondere Rolle in der Brobolichemisierungsaftion Spiele. Im Anschluß daran stellt er an Nicolai folgende Fragen:
„ Will Herr Nicolai bestreiten, daß nach seinen Angaben er lange Zeit auf dem Standpunkt gestanden habe, Lenin müsse die Rolle Napoleons übernehmen? Will Herr Nicolai bestreiten, daß er den Transport der Bolichemistenführer durch Deutschland während des Krieges felbft als fein Wert bezeichnet hat? Will Herr Nicolai bestreiten, daß er unter Hinweis auf die " große russische Armee" von dem kommenden Krieg mit Frankreich gesprochen und seine Ansicht geäußert hat, daß dieser sich an der Elbe abspielen werde? Will er ferner bestreiten, daß er daran arbeite, seine Bertrauensmänner= organisation zur Störung der französischen Etappe zwischen Rhein und Elbe porzubereiten? Bar Herr Nicolai im vergangenen Monat in der Türkei und in Angora, mo bekanntlich türkisch- sowjetrussische Verhandlungen stattfanden? Bar er dort als Privatmann?"
Im Anschluß daran erklärt Arnold Rechberg an derselben Stelle, er habe sich davon überzeugen müssen, daß Nicolai schon vor Jahresfrist ein Zusammengehen Deutschlands mit Somjetrußland zum Kriege gegen die Westmachte propagiert hat. Man darf gespannt sein, welche Ausrede Nicolai und die Seinen auf diese präjis geftellten Fragen und Behauptungen erfinden werden.
Diese Auffassung ist dem Vorsitzenden des Gerichts übermittelt und vom Staatsanwalt in der Verhandlung auch vertreten worden. Gleichwohl hat das Gericht entgegen der von ihm selbst eingeholten Stellungnahme der obersten Regierungsstellen die Deffentlichkeit ausgefchloffen und dadurch verhindert, daß das Treiben gewiffer republiffeindlicher Kreise, das zu den zur Aburtelung stehenden abfcheulichen Mordtaten geführt hat, in voller Oeffentlichkeit flargelegt. wurde. Da die Reichsregierung und die Staatsregierung, mie. Dem den Staatsmohl für vereinbar erachtete, ist mir unerfindlich Gericht bekannt war, diese völlige Klarstellung wünschte und sie mit melche Gründe das Gericht veranlaßt haben, entgegen dem Gutachten ber obersten Regierungsstellen die Deffentlichkeit auszuschließen. Jedenfalls hat seine Entscheidung zu der Auffassung Anlaß gegeben. daß es sich schüßend vor jene oben erwähnten Kreise stellt und verhinderte, daß mit dem hellen Licht der Deffentlichkeit das dunkle Treiben dieser staatsfeindlichen Elemente beleuchtet wurde. Das hat wohl auch dahin geführt, daß in der Ber- Schulen zu Ostern 1926 zu rechnen. Ein weiteres Anwachsen handlung nicht alles geschah, um die Fäden, die von den Mördern zu ihren Hintermännern gingen, hinreichend bloszulegen, wodurch diefe eigentlichen Urheber der Mordtaten frei ausgingen. Solange
Vater Plettke.
Bon Kurt Red.
Bater Plettfe redt den Hals, gudt über die Zeitung weg, schiebt die Schüssel mit den dampfenden Erbsen beiseite und horcht gespannt:
..Du Mutter, id gloobe, da spielt eener uff' n Sof. Zum Donnermetter, Jörn, feid doch mal' n Dogenblick ruhig! Da jegt redet eener! Mach mal schnell det Fenster uff!"
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Mutter läuft zum Fenster, rüttelt und schüttelt, doch umsonst; Küchenfenster sind immer verquollen. Da greift Vater Plettke selbst ein und mit vereinten Kräften gelingt es, das widerspenstige Fenster zu öffnen, und flar und mächtig schallt's aus vielen Kehlen herauf: den Fürsten !!"
Watt," sagt Bater Plettte, de Fürsten ? Die hab'n matt von de Fürsten jejagt, det muß ick hör'n! Justav, bring mir mal de Stiebel! In de Zeitung steht doch reen jarnischt von de Fürsten . Det sage ich dir aber, Mutter, von'n nächsten Monat an wird der Borwärts" bestellt! Zum Deibel mit dein Burschtblatt und de Dämlichen Jeschichten! Der„ Borwärts" hat noch Jeschichten, und die tannste lejen! Id will mir jedenfalls von det saubere Fürstenpad nich det Fell über die Ohren zieh'n lassen!!"
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Mutter Plettfe ist sprachlos. War das ihr Mann? In ihrer Langjährigen Ehe hatte sie jedenfalls solchen Wortschwall noch nicht non ihm gehört.
,, Aber, Emil, de Erbsen werd'n doch kali," wirft fie zaghaft ein; aber Bater Plettte knallt schon die Tür ins Schloß.
Drei Häuser weiter hört er ein Hornsignal. Da sind se drinn," sagt er sich, und mun fann Vater Plettke das vorhin Bersäumte nachholen. Zehn stattliche Burschen in Reichsbannerkleidung stehen in Reih und Glied und laut schallend hört er den Einzelsprecher: Arbeitslose, Rentner,
hungern!!"
Kriegsbeschädigte
und
Witwen
Folgen des Stahlhelmregimes. Gründung weltlicher Schulen in Braunschweig . Braunschweig , 12. März.( Eigener Drahtbericht.) Einen über für die weltliche Edjule gebracht. Bis zum behördlich festgefeßten raschend großen Erfolg hat in der Stadt Braunschweig die Arbeit Meldetermin find annähernd 1950 Kinder zur weitlichen Schule angemeldet worden, obwohl allerlei bureaukratijdje Erschmernisse bereitet wurden. Eine größere Zahl von Anmeldungen wurde auch zurückgewiesen, weil neben der Unterschrift des Baters die chenfalls verlangte Unterschrift der Mutter gefehlt hat. Es iſt also mit der Errichtung von drei vollen weltlichen der Kinderzahl ist sicher. In mehreren Kreisstädten des Freistaates Braunschweig und in einigen Industriegemeinden hat der weltliche Elternbund ebenfalls starte Wurzeln geschlagen und zum
dem Rebenhause läuft auch hinterdrein. Sie möchte von dem Führer gerne hören, wie fie die Einzeichnung bewerkstelligen tann. Drei Söhne hat ihr der Krieg geraubt. Brachtburschen, wie jene dort in der schmucken Kleidung! Welcher Fürst hat während des Bölkermordens drei Söhne ja nur einen verloren?
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Die Mitläufer mehren sich von Haus zu Haus, und die Freude am Erfolg gibt den Rufern neue Kraft.
Schon werden die ersten Häuser geschlossen, und plötzlich, als der Trupp einen Hof verlassen will, findet er das Haustor verschlossen. Eingesperrt! Schallendes Gelächter! Künstlerpech oder...? Vater Blettke poltert los. Bom Lärm angelodt kommt der Hausmart die Treppe wieder herunter geschlürft.
,, Nanu, fo viele Menschen, wo fommen Sie denn her? Ich habe gar nichts davon gemertt."
Schallendes Gelächter!
Einer von jenen, leider noch allzupielen, die nichts merken oder merken wollen. Nichts von dem Raubzug der Fürsten , nichts von dem Sturm der Entrüstung des schaffenden Volkes.
Draußen auf der Straße formieren sich die Heroldsrufer zum 3uge. Heimwärts geht es, und truzig und fest aus allerdings recht rauh gewordenen Kehlen schallt das Lied:
,, Mit uns zieht die neue Zeit!"
Bater Plettte fieht dem Zuge nach, lange nach. Eins meiß er bestimmt: Morgen geht er zur Einzeichnung, und heute Abend hat er soviel Schwungkraft erhalten, daß er nicht nur seine Frau mitnimumt, sondern auch in seinem Treppenhaus Tür für Tür anklopfen und die Nachbarn zum Einzeichnungslokal„ schleppen" wird. Und der Vorwärts" wird bestellt! Dabei bleibt's!
"
Die verkappte Zensur.
Ende Februar hat München wieder einmal den seinem Ruf als Kunststadt so sehr zuträglichen Theatersfandal gehabt. Eine Nein! Nein! Nein!" tönt es gebieterisch aus zehn Männer- Handvoll Leute hatte eine Aufführung des Zuckmayerschen Luft. Spiels Der fröhliche Weinberg" in den Münchener Kammerspieler tehlen, daß die Wände hallen. besucht, um im Verlauf der Vorstellung fitilicher Entrüftung anheimzufallen. In gutes Deutsch übersetzt heißt das: während der Aufführung wurde unter Regie des sittlich Empfindsamsten tüchtig gelärmt
Drum Bürger auf zum Kampf!!
Barole sei: Den Fürsten feinen Pfennig!!!" Da fann sich Bater Plettte nicht mehr halten.
Bravo , Jungens," ruft er, und aus allen Fenstern ertönen Bravorufe und Händeklatschen. Nich dran zu denken!" Bon ums jemiß nich!"
Dann fordert der. Einzelsprecher laut und vernehmlich zum Eintragen in die Liste des Boltsbegehrens auf und gibt das Ein. zeichnungslokal betannt.
Weiter geht es von Hof zu Hof und Bater Blettte läßt Erbsen, Erbfen fein und marschiert immer luftig mit. Die Bajchfrau aus
Seine besondere Eigenart erhält der Münchener Theatersfandal durch das Berhalten der Münchener Polizei Denn die Folge jener wohlorganisierten Ruhestörung war, daß bie Polizei die Schuld an der Ruheftörung bei der Direktion der Münchener Kammerspiele fuchte, die sie dadurch bestrafte, daß sie die weitere Aufführung des
Studes berbot.
Die Münchener Polizei hat dadurch eine Pflichtauffassung ber hundet, bie die tollsten Kuriositäten auf dem Gebiet polizeilicher Maßnahmen für die Zufunft ermarten läßt. Denn nichts hindert
Prinzen auf der Penne.
Ein Beitrag zur Not der Fürften. größten Teil von Berliner Zentralbureaus mit Nachrichten- versorgt Durch die sogenannte unpartetische Provinzpreffe, die zum wird, geht die folgende furiose Notiz:
Das Altenburger Evangelische Gemeindeblatt" ver. öffentlicht einen Bericht der Herberge zur Heimat. Es heißt darin: Für die Rot der Zeit ist Lennzeichnend, daß die Herberge zur Heimat jetzt auch häufig von stellungsuchenden Akademikern, In genieuren und Kaufleuten besucht wird. Selbst Angehörige des Adels haben fie aufgesucht, fogar zwei Bringen find in den letzten Jahren unter ihren Gästen gemejen.
Wenn Brinzen auf der Benne erscheinen, haben sie sicher ihren besonderen 3med dabei. Daß fie als Nacht gäste im Herbergs. raum logiert hätten, glaubt natürlich fein Mensch, es sei denn, daß die Prinzen zwei Menschen namens. Prinz seien.
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Bahrscheinlich aber wird, die traurig schöne Meldung von der Not der Zeit" nur lanciert, um zu zeigen, wie hundsmäßig schlecht. es den Fürsten und ihren Söhnen geht und um daher die Wähler Dom Volksbegehren fernzuhalten. Es gibt aber sehr viele Leute, die der Meinung sind, es würde den Brinzen" wirklich nichts schaden, wenn sie wie andere Sterbliche sich ihr Brot ehrlich erwerben würden, selbst auf die Gefahr hin, gelegentlich als Arbeitslose auf die Walze zu gehen und in der Benne übernachten zu müssen.
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12000 Landwirte und Winzer demonstrieren. Mainz , 11. März.( WTB.) Etma 12000 2andwirte, Winzer und Weinhändler veranstalteten gestern hier eine nahmen eine Ent Steuerprotest tundgebung und schließung an, in der u. a. gefordert werden: Menderung der Steuer gefeßgebung, Beseitigung der Wein- und Schaumweinsteuer, eine Zollpolitif, die eine Ernährung des deutschen Boltes mit deutschen eines Griftenzminimums für den Sandwirt, Umgestaltung der fazialen Erzeugniffen ermöglicht, baldige Biederherstellung der Realkredite, weitestgehende Vereinfachung der Steuergesetzgebung, Festlegung Fürsorge und Umgestaltung des Reichswirtschaftsrats in ein dem Reichstage gleichgeartetes Wirtschaftsparlament.
Nach der Kundgebung zogen die Teilnehmer in langen Demonſtrationszügen unter Borantragen schwarzer Fahnen ab.
Lesung den sozialdemokratischen Antrag an, in dem das medlenbur Der Landtag von Medlenburg- Schmerin nahm in zweiter gische Staatsministerium um eine Prüfung darüber ersucht wird, ob und gegebenenfalls welche finanziellen Ersparnisse von einem Anschluß medlenburgs an Preußen zu erwarten seien.
nach diesem Meisterstüc obrigkeitlicher Ruhestiftung daran, eine Straße für den allgemeinen Berfehr zu sperren, menn Betrunkene auf ihr gelärmt haben. Oder ein Denkmal zu entfernen, meil vor ihm eine Menschenmenge, der es nicht gefällt, mit Geräusch demonstriert hat.
Bezeichnend für die Münchener Verhältnisse ist in diesem Zufammenhang, daß der Sondervorstellung des zurechtgemachten Zud manerschen Stüdes, der dann die Aufhebung des Berbotes folgte, neben Bertretern der Polizei auch Bertreter der Studentenschaft ( gleichwie als Neben- Zensurinstanzen) beiwohnten. Daß diese Studentenvertreter nach der Aufführung erflärten, den Protest gegen das Stüd ohne Kenntnis des Stüdes auf eine Demunziation hin unterzeichnet zu haben, ist zur Beurteilung der Frage, wie sittliche Entrüstung zustande kommt, außerordentlich lehrreich.
Artikel 118 der Reichsverfassung bestimmt:„ Eine Sensur findet nicht statt." In München findet amar feine Zensur statt, aber radauluſtige Elemente haben es in der Hand, die Wirkungen der abgeschafften 3enjur, fobald es ihnen Spaß macht, auf Kunst und Künstler loszulassen. Sie brauchen im Theater, wie man sieht, bloßz fittlichen Lärm zu schlagen und die Polizei sorgt dann dafür, daß der Anlaß der Ruhestärung, das Theater natürlich, gefchlojjen wird. Wenn anders siehe Kammerspiele! das Theater es nicht porzieht, die Herren Ruhestörer freundlichst zur Genehmigung und Verbesserung seiner Stücke zu sich zu bitten.
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Die Zensur wird also nicht mehr von der Polizei, sondern von den Standalmachern ausgeübt.
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Theater des Westens: Prinzessin Husch". Dies ist wohl die blaffeste und geschmackloseste Limonade, die seit vielen Jahren auf dem Operettentisch serviert wurde. Die Frau Rat Goethe als Operettenmutter, Königin Luise und Mann als tanzendes Paar, politische Staatsaktion mitten im Erntefest- es ist Zeit, daß man sich von diesen unwahrhaftigkeiten, die nachgerade Unanständigkeiten werden, energisch abwendet. Nicht damit abfinden, sondern verdammen, nicht zart die Augen zudrücken, sondern schreien: dies ist der Untergang, ins Fahrwasser des Kitsches. August Neithardt schrieb diesen Schmarren mit dem rührselig verlogenen zweiten Att ohne Sinn für operettenhafte Laune und Technik. Mit dem ersten Aft ist das ganze Stück schon zu Ende. O märe es dabei geblieben! Leon Jessel erfand menig zur Handlung hinzu, mas nach eigen gewachsener Musif aussieht. In dieser Prinzessin Husch" feterte das Diel gefälligere Schwarzwaldmädel", Jeffels erstes Kind, seinen Triumph. Die beiden Margit Souchy und Kühne, suchten zu beleben, was tot war. Lisa Gorte, die Frau Rat war lieb und sanft, Karl Fisher saftig in seiner Romif. Die beiden Helden aber verfüßlichten ihre Rollen noch um 100 Pro3. Das Publikum Schloß fich, getreu feiner Operettentradition, mit Beifall der Claque an
k. s.
Jn der Boltsbühne findet Sonntag, abends 7 Uhr, die 50 Aufführung von Hamlet " mit Karl Submig has in her zitaolle ftatt.
Der Deutsche Basififtifche Studentenbund läßt am Sonnabend, nachm 5 Uhr im Seifing- Museum, Brüberstr. 13, unter dem Ettel Das andere rantreig aus Berten nan Baltaire, Bousseau, Rolland und junges grifer lejen Eintritt frei,