Einzelbild herunterladen
 

Str. 123 43. Jahrg. Ausgabe A nr. 62

Bezugsvrets:

Böchentlich 70 Bfennig, monafid B Reichsmart Doraus sablbar. Unter Kreuzband für Deutschland  , Danzig  . Saav und Memelgebiet, Defterreich. Litauen  . Luremburg 4,50 Reichsmart. für das übrige Ausland 5,50 Reichsmart pro Monat.

-

Der Borwärts" mit der Sonntags beilage Boll und Reit mit Gied lung und Kleingarten" sowie ber Beilage Unterhaltung und Biffen und Frauenbeilage Frauenstimme erfcheint wochentäglich zweimal, Sonntags und Montags einmal.

Telegramm- Adresse: .Sozialdemokrat Berlin  

Sonntagsausgabe

F860297

Vorwärts

Berliner Volksblatt

15 Pfennig

Anzeigenpreise:

Die einfpalttee Nonpareille. seile 80 Bfennia. Reflamezeile 5- Reichsmart. Aleine Anzeigen bas fettgedrudte Bort 25 Pfennig ( auläffia awei fettgebrudte Borte). lebes weitere Wort 12 Bfennig. Stellengefuche das erfte Wort 15 Bfennig. tebes weitere Wort 10 Bfennig. Worte über 15 Buch Raben sählen filr awei Borke. Arbeitsmarkt Reile 60 Pfennig. Familienanzeigen für Abonnenten Belle 40 Bfennia.

Anzeigen für die nächste Summer müffen bis 4 Uhr nachmittags im Bauptgeschäft. Berlin   SW 68, Linden. trake 8. abaegeben werden. Geöffnet von Ubr feilb bis 5 Ube nachm.

Zentralorgan der Sozialdemokratifchen Partei Deutschlands  

Redaktion und Verlag: Berlin   SW. 68, Lindenstraße 3 Fernsprecher: Dönhoff 292–297.

Sonntag, den 14. März 1926

Vorwärts- Verlag 6.m. b. H., Berlin   SW. 68, Lindenstr.3

Boftichedtonto: Berlin   37 536

Bankkonto: Bank der Arbeiter, Angestellten und Beamten, Wallftr. 65; Diskonto- Gesellschaft, Depofitenkaffe Lindenstr. 3.

Für internationale Demokratie!

Die Krise des Völkerbundes.

Was interessiert uns heute am meisten in der inneren Politik? Das Boltsbegehren! Und was in der äußeren? Genf  ! Das eine ist ein Problem der nationalen, bas andere ein Problem der internationalen Demokratie.

Die Sozialdemokratie ist für das Volksbegehren. Sie ist für den Bölkerbund. Beide sind für sie Etappen auf einem langen Weg zu dem Ziel, die Welt vom Elend der Ausbeutung und des Krieges zu erlösen.

Im Kampf gegen die Fürsten   schlägt sich Berlin  prachtvoll Man darf hoffen, daß die Zahl der Ein tragungen hier über eine Million steigen wird. Eine

| Und würden die Berträge von Locarno   morgen für nichtig er­tlärt werden, so müßte man übermorgen daran gehen, sie noch einmal abzuschließen.

vom Siegerbund zum echten Bölkerbund, vom weltweiten und Die Krise des Bölterbunds ist eine Krise des Uebergangs weltzerstreuten zum tontinental gegliederten Böllerbund.

Frankreich   und Bolen waren bisher im Böllerbund mit China  , Brasilien   und Uruguay  . Jetzt sollen fie mit Deutsch  land in ihm zusammen fein. Damit fängt die Aera   bes

Heute Sonntag des Volkes!

Berliner  !

-

Beute gilt co! Millionen haben sich im Reiche für das Volksbegehren eingezeichnet, über 800 000 in Berlin  . Noch ist es nicht genug! Es gilt das Recht und die Würde des deutschen  Volkes zu wahren gegen Habgier und Würdelosigkeit der enttbronten deutschen   fürsten. Heute gibt es kein Säumen und Schwanken mehr!- Die Reichshauptstadt muß voran­stehen im Kampf für die Sache des Volkes. Eine Million Eintragungen in Berlin  !

Eintragungszeit von 10 bis 5 thr

Heraus zur Maffen- Einzeichnung!

Million tampfbereiter Gegner der Monarchie in der Reichs| hauptstadt, vielleicht noch mehr. Wer fommt dagegen auf? Das eine steht heute schon fest: Nach diesem Kampf wer­den die Republik   und die Sozialdemokratie fefter stehen denn je!

-

muß man es erst sagen?- stehen

Bölkerbundes für Europa   erst so eigentlich an. Bölkerbundes für Europa   erst so eigentlich an. Aber wie man sieht, ist dieser Anfang mit Schwierigkeiten verbunden. Deutschland   mit Frankreich   und Polen   im Bölferbund, das heißt, daß Deutschland   und seine Nachbarn ihre Konflikte in Zukunft friedlich austragen wollen. Und das ist ja auch der Sinn der Verträge von Locarno  .

Weniger erfreulich Locarno   und Genf  , das heißt: Nie wieder Krieg!" für die Dinge in Genf  . Europa  . Das ist ein erster Schritt auf einem Weg, an dessen Die Sozialdemokratie hat stets für den Eintritt Deutsch  - Ende die Bereinigten Staaten von Europa   stehen: der lands in den Bölferbund gewirkt. Sie stand, als die deutsche Europabund als Glied des Bölkerbundes. Delegation nach Genf   reiste, unmittelbar vor der Erreichung eines ihrer Teilziele. Da brach der leidige Streit um die Ratssige aus.

Deutschland   hat an diesem Streit teine Schulb. Der Standpunkt, den die deutsche Regierung eingenommen hat, war torreft. Ihr war die Einräumung eines ständigen Rats sizes zugesagt worden, sie war bereit, diesen Sig einzunehmen und damit die Berträge von Locarno   in Kraft treten zu laffen. Da tamen die Ansprüche Brasiliens  , Spaniens  , Bolens.

Was tann   Deutschland   dazu sagen? Daß es noch nicht im Völkerbund   ist und sich in einen Streit innerhalb des Böllerbundes nicht einmischen fann, folange es ihm nicht an gehört. Daß also die Aufnahme Deutschlands   der Att ist, der allen anderen voranzugehen hat.

Nichts fann logischer, nichts tann forrefter sein. Nur leider, daß Logik und Korrektheit nicht ohne weiteres durch schlagend sind, wo Gefühle und verworrene innere Situatio­nen der verschiedenen Länder mitspielen. Chamberlain und Briand   haben Bersprechungen gemacht, die sie nicht hätten machen dürfen. Jetzt fißen fie feft. In Polen   find Hoffnungen erwedt worden, die nicht, nicht sofort, nicht voll ständig erfüllt werden können. Chamberlain und Briand  wissen nicht, was sie zu Hause sagen sollen, wenn das Werk von Locarno   zerbricht oder wenn sie es nur durch einen un­gedeckten Rückzug retten tönnen. Dem Grafen Strzynski brohen seine Nationalisten mit dem Aufgefressenwerden, wenn er gar nichts nach Hause bringt.

Qualvoll sucht man eine Lösung. Möge man sie finden! Würde der Bölterbund morgen in Trümmer gehen, so müßte man übermorgen wieder anfangen, ihn aufzubauen.

Eben, weil das Ziel so gewaltig ist, wirkt der fleinliche Hader von Genf   so erbärmlich, ist er ein Triumph für diejenigen in Deutschland   und anderwärts, die ein höhnisches Lächeln auffeßen, wenn sie von dauerndem Frieden reden hören. Das sind die Leute, die von Weltverbesserung" nichts wissen wollen, weil die Welt für sie am besten so ist, wie sie ist. Die Millionen und aber Millionen der arbeitenden Bölker jedoch, die aus Unterdrückung und Ausbeutung mühsam einen Ausweg fuchen und für die der Krieg mit Sieg oder Nieder­lage doch nichts anderes bedeutet als ein unerträgliches Maß von Leiden, diese Millionen sehen es mit aufrichtiger Ent­rüftung, daß die Anfänge einer neuen besseren Ordnung der Dinge in Genf   von elenden diplomatischen Intrigen bebroht werden, und sie werden es begrüßen, wenn der Böller­bund die schwere Krise, in der er sich befindet, übersteht.

Allerdings wird damit das schwierige Problem noch nicht gelöft fein. In jedem Lande verfuchen nationalistische Strömungen, ihre Regierungen in eine Stellung hinein­zutreiben, die sie nicht einnehmen können, ohne zu anderen in Gegensatz zu geraten. Ist dann der Konflikt glücklich da, so wird jeder Regierung zugerufen, fie müsse festbleiben", und sie wird mit allen Schrednissen bedroht, wenn sie nur um Haaresbreite den andern entgegentommt. Ueberall versucht der Nationalismus dem Völkerbund einen Inhalt zu geben, der schließlich das Gefäß sprengen muß. Man denke sich, eines Tages würde ganz Europa   musso­linisiert. Was wäre dann der Völkerbund? Höchstens eine Farce.

Die Zukunft des Bölferbundes und, was uns am nächsten liegt, des Europabundes im Bölkerbund hängt ab von

der Kraft der demokratischen und der sozialistischen   Ideen in Europa   und in der Welt, das heißt in erster Linie von der Stärte der internationalen sozialistischen   Arbeiterbewegung. Republik  , Völkerbund   und Sozialdemokratie gehören zusammen.

Erklärungen Luthers  .

In einer Unteredung mit dem Bertreter der Schweizerischen  Broblem hat ja längst bestanden, ehe Deutschlands   Anmeldung zum Depeschenagentur sagte Reichskanzler Luther u. a.: Das ganze Bölkerbund vorlag. Der Umstand, daß es nicht früher gelöst worden ist, ist ein Beweis dafür, daß es

als Bölkerbundsproblem mit dem Eintritt Deutschlands   über­haupt nichts zu fun

hat. Für Deutschland   tommt in Betracht, daß während der ganzen Berhandlungen mit den Locarnomächten über den Eintritt Deutsch­ lands   niemals auch nur ein einziges Wort darüber ge­sprochen worden ist, daß die Zusammensetzung des Rats vor Deutsch­ lands   Eintritt verändert werden könnte. Die ganze Zustimmung nicht nur der parlamentarischen Körperschaften, sondern auch der deutschen   Boltsmeinung selbst zum Eintritt in den Bölkerbund ist also aufgebaut auf dem Zustand des Rats, wie er jetzt besteht. Das gilt auch für die weitere Entwicklung der deutschen   Gesamtstimmung, die für den Völkerbundsgedanken sehr günstig ist und von mir auf das wärmste begrüßt wird. All das ist geworden und wächst weiter auf der Grundlage, daß wir bei unserem Eintritt in den Rat den Völkerbund so finden würden, wie er vorhanden war und daß alle fünftigen Umgestaltungen, denen wir uns selbstverständlich in feiner Weise widersehen,

nur unter unserer Beteiligung als Ratsmitglied sich vollziehen würden.

Deutschland   hat neben seiner auf eigener Anschauung beru­henden Hinneigung zum Völkerbundsgedanten eine ron den anderen Teilnehmern des Sicherheitspattes gewünschte Bedin­gung erfüllt, indem es seinen Eintritt anmeldete. Gerade dieser Umstand macht es besonders unbegreiflich, daß andere Sicherheits­paktmächte zu der Bedingung des Eintritts in den Völkerbund noch die Forderung einer schon vor dem Eintritt abzugebenden 3u­stimmung zu einer bestimmten Veränderung in der Völkerbunds­organisation noch in legter Stunde hinfügen.

Auf die Frage, ob Luther   von der Erklärung einer solchen Bu ftimmung eine Belastung der allgemeinen politischen Lage Deutschlands   befürchte, antwortete der Kanzler: Diese Be­fürchtungen haben wir in der Tat. Erst wenn wir Ratsmitglied find und Gelegenheit gehabt haben, von innen heraus die Lebens­voraussetzungen des Bölkerbundes zu kennen, fann Deutschland   auf der Grundlage dieser neuen Berantwortung entscheiden, welche Ver­änderungen in der Organisation des Bölkerbundes im Völkerbunds­interesse sind und welche nicht. Würde Deutschland   sich vorher dazu drängen laffen, eine Entscheidung anzunehmen, die unmittelbar

oder mittelbar hischen den verschiedenen Ausgestal­tungsmöglicaveiten wählt, so würde es damit auch außer halb des Bölferoundes seine gesamte Politit in einer Weise fest­legen, die, ganz gleichgültig nach welcher Richtung die Entscheidung geht, den deutschen   Interessen nur nachteilig sein könnte. Deutsch­ land   muß zuerst das Recht und die Pflicht haben, als Völkerbunds­macht zu handeln, bevor es bei einer solchen Entscheidung mitwirkt.

Neue Vorschläge in Genf  .

Briands und Vanderveldes Einigungsbemühungen.

V. Sch. Genf  , 13. März.( Eig. Drahtber.) Der Völkerbundsrat hat wieder einmal drei Stunden lang bei Sir Eric Drummond   ,, Tee getrunken". Ob bei dieser Be­sprechung etwas herausgekommen ist, läßt sich schwer sagen. Immerhin muß man feststellen, daß

die gestern abgebrochenen Verhandlungen wieder

aufgenommen

werden. Nicht allein, daß Chamberlain bei Luther   und Stresemann gefrühstückt hat, sondern vor allem werden sich Stresemann und Briand   treffen, um neue Anregungen zu erörtern, die im Laufe der offiziösen Ratssitzung des Nach­mittags besprochen worden waren. Welcher Art diese neuen Borschläge sind, die von französischer und belgischer Seite als sehr gemäßigt bezeichnet werden, darüber kann man zurzeit nur Bermutungen aussprechen. Einerseits spricht man davon, daß irgendeine Macht, die gegenwärtig einen provisorischen Ratssitz inne hat, auf diesen Siz der= ich ten würde, um Bolen die Möglichkeit zu geben, in den Rat schon jetzt hineingewählt zu werden. Das wäre zwar nicht sehr angenehm für Deutschland  , doch ließe sich dagegen taum etwas einwenden, da die Völkerbundsversammlung