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souverän ift und dieses Verfahren an fich forrett wäre. Es hieß heute, daß nicht weniger als vier Mächte zu einem solchen Opfer bereit wären, nämlich Schweden  , Belgien  , die Tschechoslowatei und Uruguay  . Die legtere Möglichkeit wurde in Verbindung gebracht mit einem länge­ren Besuch, den der Vertreter Uruguays  , Guani, dem deutschen  Außenminister am Nachmittag abgestattet hat. Indessen scheint diese Kombination inzwischen taum noch ernstlich in Frage zu kommen, zumal faum einer der betreffenden Dele­gierten von seiner Regierung zu einem solchen freiwilligen Berzicht ermächtigt worden ist.

Die Enttäuschung der Gegenseite über die ablehnende Ant­wort Deutschlands   am Freitag abend läßt sich folgendermaßen erflären: Chamberlain hatte in der Besprechung der Rhein­pattmächte, die am Bormittag stattfand, auf eine Anregung von Lord Robert Cecil   die Formulierung vorgeschlagen, daß aus ihr das Wort Polen   herausbleiben sollte, ob wohl sie dem Sinne nach selbstverständlich nichts anderes be zweckte, als den Rat sofort um einen provisorischen Sitz für Bolen zu erweitern. Chamberlain wies besonders darauf hin, daß nach dem Wortlaut des Bölterbundsstatuts der Rat gar nicht berechtigt wäre, der Vollversammlung Vorschläge zu machen, um einer bestimmten Macht zu einem Rats­fig zu verhelfen. Hingegen tönne der Rat mit der Begrün­dung, daß durch die Schaffung eines neuen permanenten Sizes für Deutschland   eine gewisse

Verschiebung im Verhältnis der provisorischen zu den permanenten Ratssitzen

eintreten würbe, einen Ausgleich durch die Schaffung eines neuen provisorischen Sizes veranlassen. Die Bollver­fammlung würde nun die betreffende Macht selbst wählen, wobei die Stimmenmehrheit entsprechend dem Böller­bundsstatut entscheiden würde. Es würde einem jeden Bölfer­bumbsstaat freistehen, für den Staat durch geheime Stimmab gabe einzutreten, den er wählen wolle, ob für Ungarn  , Siam oder Polen  , wobei freilich die sogenannten Alliierten feinen Zweifel darüber ließen, daß sie für Polen   stimmen würden.

Luther   und Stresemann schienen durch diesen neuen Vorschlag sehr überrascht und baten um eine furze Unterbrechung der Verhandlung, damit sie sich untereinander besprechen könnten. Sie begaben sich in ein Rebenzimmer, fehrten aber schon nach wenigen Minuten zurüd mit der Er flärung, daß der Vorschlag sehr wichtig sei und von ihnen ein­gehend geprüft werden müßte. Sie würden ihre Antwort spätestens am Sonnabend vormittag übermitteln.

Abend die

Die andere Seite war nun überzeugt, daß sie endlich eine Formel gefunden hätte, die den Aus weg bringen würde. Ausweg Um so stärker war ihre Enttäuschung, als sie noch am gleichen ftritte Ablehnung der deuffchen Delegation erfuhr. Daher der extreme Beffimismus am Freitag abend, daher auch die scharfen Aeußerungen, die auch heute noch von Mund zu Mund getragen und zurzeit in der Bresse   wieder gegeben werden, wie& B. das Wort Banderveldes einem Berichterstatter des Journal de Genève" gegenüber, daß noch am Freitag Deutschland   drei Viertel der Völkerbundsstaaten hinter sich gehabt hätte, jedoch nach Ablehnung des Kom promißvorschlages neum Zehntel der Böfterbundsstaaten mun mehr gegen fich. Das ist zweifellos start fubjettio gefehen und eine Folge der momentanen Erregung. Immerhin ist es zweifelhaft, daß auch diejenigen Unterhändler der Gegenseite, die dem deutschen   Standpunkt im meisten gerecht zu werden versuchen, sehr starte Hoffnungen auf diesen Rompromißoor fchlag gemacht hatten und daher nach der Ablehnung äußerst beprimiert waren.

Diese nachträglichen Einzelheiten über die Entstehung und über den genauen Inhalt des von Deutschland   zurück gewiesenen Rompromißvorschlages find insofern auch heute noch von Bedeutung, als die weiteren Bemühungen eine Rompromißformel zu finden, offenbar fich in der gleichen Richtung bewegen, wie der Borschlag von Freitag mittag.

Freie sozialistische Hochschule.

Profeffor Lederer fiber die Krife im britischen   Weltreich. Im Rahmen der Freien Sozialistischen Hochschule sprach gestern abend Prof.& eberer helbelberg über die Rrife im britischen Weltreide. Die großen Weltreiche, jo führte er aus, tonnten sich niemals auf der Grundlage der Gewalt er halten. Immer mußten fie perfuchen, einen geistigen Zusammen halt mit den Beherrschten zu finden.

Die Geschichte gerade des britischen   Weltreiches zeigt, daß ein Imperium, ein Weltreich, nur bestehen fann, wenn es fich elastisch den im Laufe der Zeit veränderten Febingungen anpaẞt. Und gerade England hat stets eine unendlic: Anpassungsfäbigteit be wiesen. Sein Beltreich entstand aus einer Reihe von Handels­folonien, die fich zu geeinigten politischen Gebieten umwandelten. die für den Abfahmarkt des Mutterlandes von eutung wurden. Früher tonnte England feine Industrieprodukte an diefe Gebiete fenden, heute haben diefe ihre eigene Industrie und fle find mun vor allem für Produktionsmittel, wie Maschinen ufto, aufnahme fähig geworden. Das britische   Weltreich ist das erste auf fapitalifti scher Grundlage. Die Tendenzen, die es beherrschen, find andere wie die der früheren Weltreiche, die im wesentlichen auf der Grundlage des Acerbaues beruhten. Das tapitalistische Wirtschafts instem erzeugt überall den Typ des Unternehmers und den des Broletariers. Die fapitalistische Herrschaft ist ein Bergliederungs­prozeß der Gesellschaft, der die Gesamtheit des Boltes zum Be wußtsein erweckt und Berfegungserscheinungen schafft, wie man fie heute auch am Körper des briffschen Imperiums beobachten fann. In drei Gruppen tann man, abgesehen vom Mutterland, diefes gewaltige Reich einteilen. Zunächst die spezifisch englischen Gebiete wie Kanada   und Australien  , dann Gebiete wie Süd- und Oftafrita mit einer ziemlich ftarten englischen Dberschicht und enblich jene Gebiete, in denen die Engländer nur eine bünne Ober­schicht bilden. Sier tommt vor allem Indien   in Frage. Diese Ent­midiung zeigt sich auch im englischen Sprachgebrauch. Es wird dort nicht mehr vom englischen Empire" gefprochen, sondern von der " Common Wealth of English Nations", und gerade dieser Ausbrud zeigt, wie jehr die Boderung des ganzen Gefüges vorgeschritten ist. Die Dominions haben ihre eigene Regierung, ihre eigenen Barla­mende, ihre eigenen Steuern. In die Beziehung Englands zu feinen Dominien hat fich ein Gattor eingeschlichen, der auf einem Zufall beruht, nämlich die Tatsache, daß Kanada   und Australien   Nachbarn der Bereinigten Staaten von Nordamerika   find. Bei einer triegerischen Berwicklung Englands mit den Bereinigten Staaten wäre Ranada mit seiner langen Landgrenze für England unweigerlich verloren und die legten Borgänge laffen auch unzweifel­haft erscheinen, wohin Auftralien sich in einem solchen Falle wenben würde. So hat denn England auch in der Konferenz in Washington  auf das Uebergewich feiner Flotte verzichtet. England ist ge. milft, die Seeberrschaft mit den Bereinigten Staaten zu teilen. Dann aber ist England jeht zur Gold mährung übergegangen und hat damit auch äußerlich zu erkennen gegeben, daß die Finanzberrigaft in der Welt von der

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Gestern wieder Zunahme!

Freitag

6290

Freitag

7295

Freitag 7557

Prenzlauer Berg  . Sonnabend 8317

Bisher eingezeichnet

86 950

Bisher eingezeichnet

Friedrichshain  .

Sonnabend 9391

Wedding.

Sonnabend 9434

98 176

Bisher eingezeichnet

108 399

Wie sich Berlin   einträgt.

Im Verhältnis zu den Wahlberechtigten. Bezirke über 33%, Proz.

-

Fünf

Am Mittwoch morgen veröffentlichten wir einen Vergleich zwischen der Zahl der am Montag abend Eingetragenen und der Bahl der Wahlberechtigten. Daraus ergab sich als Berliner   Durch Neukölln und Treptow mit 22, 21 und 20 Broz.

schnitt 14,8 Proz.; an der Spige der Bezirke standen Bedding,

Heute bringen wir auf der gleichen Berechnungsgrundlage die Brozentfäge für die Eintragung bis Freitag abend. Daraus ergibt sich ein Berliner   Durchschnitt von 27,2 Proz. Die einzelnen Bezirke hatten folgendes Ergebnis: 28,6 Proz 23,1

9

38,8 Proz.

86,7 86,1

-

Wedding Neukölln  Treptow  Friedrichshain  . 35,5 Prenzlauer Berg   34,1 Kreuzberg  . Lichtenberg  Köpenid Spandau. Reinidendorf. 25,0

Tempelhof  

Berlin Mitte  . Tiergarten

Bantow

Weißenfee.

21,5

·

21,1

.

20,7

Schöneberg  .. 17,4

30,5

30,5

29,1

Steglit

26,9

Charlottenburg  . 15,4 12,4 Wilmersdorf  .. 11,5 Zehlendorf  

.

7,4

"

Am Montag, dem 5. Einzeichnungstage, war fein Bezirk über ein Biertel, waren nur drei Bezirle über ein Fünftel der Ein­tragungsberechtigten gekommen, vier Bezirke hatte das erste Zehntel noch nicht erreicht. Am Freitag, dem 9. Tage, ist nur noch ein Bezirt unter 10 Bro3. geblieben, fünfzehn haben 20 Broz, zehn haben 25 Broz. und fünf Bezirte haben 33% Pro überschritten.

In der Reihenfolge hat sich nur wenig geändert. ebbing führt noch immer. Die Spigengruppe der ersten Brenzlauer Berg überholt. Auch die letten fünf sind die fünf besteht noch aus denselben Bezirken, nur hat Friedrichshain   den gleichen wie am Montag; nur hat Stegli Wilmersdorf auf den gleichen wie am Montag: mur hat Steglitz Wilmersdorf auf den 7. Blab hochgearbeitet.

Demgegenüber ist der deutsche   Standpunkt von Strefe­mann in einem Auffaz für tas Journal de Genève sehr wirt. fam dargelegt worden, ebenso wie in mündlichen Erflärungen, bie er am Abend vor der Presse abgab und die von Luther   in französischer Sprache ergänzt wurden. Die Sicherheit und Schlagfertigkeit, mit der der Reichskanzler gestern französisch die an ihn gestellten Fragen beantwortete, machten sichtbaren Einbrud. Aber auch inhaltlich war seine Argumentation logisch und start. Sie läßt sich auf folgende Formel zusammen­bringen: man mill uns zwingen, in einem Streitzwischen zwei Auffassungen über die Gestaltung und das Wesen bes Bölterbundsrats Stellung zu nehmen, e he wir überhaupt im Bölkerbund sind. Das ist weder unsere Pflicht noch unser Recht. Sind wir einmal im Böllerbund, dann erft werden wir mit gutem Gewissen ein Urteil abgeben können, zu dem mir vorher gar nicht berechtigt sind.

Die Stärke dieser Argumentation wird auch von der Gegenseite anerkannt. Auch wird vielfach offen zugegeben, daß die ursprünglichen Fehler in Paris   und

Bantoon England auf bas ameritanije 3entral institut übergegangen ist. England fügt sich in ein Finanzsystem, in dem Amerita der Führer ist.

Süd- und Ostafrita werden von dem Broblem der Arbeitsver faffung beherrscht. Schon nach dem Burentriege erlebten die Eng. länder die erstaunliche Tatsache, daß die Hottentotten auf der Grund­lage einer Familienverfassung organisiert sind, die sie befähigte, die Arbeit für den Weißen zu verweigern. Die Engländer versuchten, Chinesen und Inder in diefen Gebieten zu verwenden und mußten erleben, daß die Familienverfassung, die auch das Leben diefer Böller beherrscht, ein unüberwindliches Hemmnis für ihre Aftlimatisierung war. Die Chinesen fühlten sich in ihrer neuen Ar­beit zunächst wie in einer Hölle, weil ihnen die Familie fehlte. Sie tennen teine Grenzen in ihrer Wut, wenn fie aus diesem Milieu herausgeriffen sind, und so hat der Kampf zwischen dem Unternehmer und den chinesischen Arbeitern in Südafrika   Formen unglaublichster Brutalität angenommen. Wenn wir diese Bustände auf deutsche  Berhältniffe übertragen wollten, dann hätte der Kampf in Deutsch  land bei einer Bevölkerungsziffer von 60 Millionen etwa mit einer Gesamtzahl von 5000 Morben an Unternehmern, Angestellten und fenftigen führenden Schichten der Bevölferung geendet. So ist auch heute noch die Frage, wie für die afrikanischen Geblete Englands die nötigen Arbeitsfräfte heranzuziehen sind, ungelöst.

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Bonbon begangen wurden. Ebenso fieht man die Schwie rigkeit der Lage der Reichsregierung durchaus ein. Aber auch auf der anderen Seite wachsen von Stunde zu Stunde die Sorgen vor den eigenen innerpolitischen Berwicklungen. Man spricht von einem sicheren Sturz Strzynskis, Chamberlains und sogar Briands, falls sie mit leeren Händen, die Deutschen   aber als Sieger zurückkehren. Der Streit hat sich schließlich auf die einzige Frage zugespitzt: Ratsfit für Polen   im März oder im September? Womit natürlich ein nichtständiger Ratssitz gemeint ist. Auf beiden Seiten fühlt man, daß dies legten Endes eine Nichtigkeit ist im Berhältnis zu der ganzen Locarnopolitik, die dadurch aufs Spiel gesetzt wird und in beiden Lagern hat man unter vernünftigen Menschen, die es bei aller wachsenden Spannung und Erregung doch immer noch gibt, besonders unter den Spigen der Delegationen das Gefühl, daß eine Lösung gefunden werden muß, und zwar sofort. Auf Diens ta gift die Vollversammlung des Völker= bundes einberufen worden. Bis dahin muß alles geregelt oder wird alles gescheitert sein.

Briand   und Stresemann   unter vier Augen, die ganz Hoffentlich hat die heutige Besprechung zwischen geheim vereinbart und am späten Abend im Zimmer des fran zösischen Ministerpräsidenten so diskret veranstaltet wurde, daß taum ein Mensch von ihr Kenntnis hatte, eine Annäherung gebracht.

Auf beiden Seiten herrscht zweifellos die Erkenntnis, daß an diesem Kazendred", um den drastischen Ausdruck zu wiederholen, den ein führender Staatsmann im Gespräch zur Rennzeichnung des eigentlichen Streites gebrauchte, die Friedenspolitik der letzten und der nächsten Jahre nicht scheitern darf. Ebenso wie diese Erkenntnis ist auch auf beiden Seiten der Wille vorhanden, eine Lösung zu finden, und wo ein Wille ist, muß auch ein Weg gefunden werden. Eine Genfer   Demonftration gegen die Reaktion in Europa  

Genf  , 13. März.( Eigener Drahtbericht.) Am Freitagabend fand im größten Genfer Saal eine von der Sozialdemokratischen bung gegen die Reaktion in Europa   statt. Etwa 2000 Menschen waren in dem überfüllten Saal zusammengebrängt.

Als erster gab Genosse A. Brato Italien  , der Chefredak teur des in Paris   erscheinenden Emigrantenblattes Corriere degli Italiano" eine durch Sachlichkeit sich auszeichnende erschöpfende Darstellung der faschistischen Regierungsmaßnahmen. Ihm folgte das Mitglied des französischen   Parteivorstan des Grumbach, dessen humorvolle Ausführungen lebhafte Hei. terkeit erregten, indem er, veranlaßt durch das Berbot der Bethlen. Protestversammlung, die treffende Charakterisierung des ungari fchen Ministerpräsidenten Bethlen und der Frankfälschergeschichte auf den Mars verlegte.

Als Redner der deutschen   Sozialdemokratie verwies Bittor Schiff auf die große Bedeutung des Ereignisses, das sich trog aller Schwierigkeiten vollziehen würde: bes Eintritts Deutsch­ lands   in den Böllerbund. Dies sei der Erfolg der internationalen Sozialdemokratie und eine Niederlage der Rationalisten aller Länder. Die beutsche Sozialbemotratie habe gegen eine breifache Front fämpfen müffen, gegen die deut fchen Nationalisten, gegen die Rommunisten und gegen die Politit des gestürzten Poincaré  . Der Redner schloß mit dem be rühmten Berdammungsurteil, das einst Jaurès   gegen die reaktio nären Kriegstreiber schleuderte: Macht daß ihr verschwin. det und daß Gott   euch verzeihen möge!"( Stürmischer Beifall.)

Nach einem Schlußwort Nicofis wurde eine Resolution angenommen, die sich besonders gegen die Reattion in Italien  , Ungarn   und auf dem Baltan wendet und den Bölkerbund auf­fordert, gegen die friedensfeindliche Tätigkeit des internatio nalen Faschismus Front zu machen, wenn er des Vertrauens der internationalen Arbeiterflasse würdig erscheinen wolle. Die von den hiesigen bürgerlichen Kreisen befürchteten zwischenfälle und Straßenfundgebungen blieben aus.

führung des den indischen Berhältnissen angepaßten Heimspinnens befämpfen zu fönnen, er empfiehlt aber auch die Ablehnung der Don Briten geleiteten Berwaltung. Es fragt sich mun, was an dem Tage nach der erfolgreichen Beendigung eines passiven Wider standes aus Indien   werden würde. Die Tendenz geht bahin Indien   in ein Dominion umzuwandeln, so daß auch die Inder englische Bürger werden. Aber niemand fann sich heute vor ftellen, daß bann z. B. ein Inder als Premierminister in London  : wirten tönnte. Hinzu tommen noch die Probleme des fernen. Oftens, die Tatsache, daß die antitapitalistische Tendenz Rußlands  die öftlichen Bölter in eine politische Linie mit diesem Riefenreich, ftellt. Tiefe Beunruhigung hat die Bölter des Oftens ergriffen.. die aus dem Innern der Familienbande herauswächst und sich gegen die europäische   Verfaffung auflehnt. So zeigt sich wiederum, hier an dem Sentralpuntt des englischen Weltreiches der innere Widerspruch des europäischen   Systems.

Der ferne Dften fühlt dumpf, daß seine Welt gefährdet wird, die Gefährdung erfolgt durch die Industrie, hinter dieſer ſteht Eng land und Amerita, auf der anderen Seite ist eine antikapitalistische Macht, Rußland  . Und daraus ergibt sich die innere geistige Ein stellung der östlichen Bölfer. Weil England die breitefte Reibungs fläche mit der asiatischen Welt hat, darum haben sich die Probleme feines Weltreiches fo zugefpigt. Daraus ergeben sich aber Kon fequenzen für Gefamteuropa, so daß man fagen kann, daß diefe Krise des englischen Imperiums legten Endes nur eine Phase in der piychologischen und politischen Krise ist, der der europäische  Rapitalismus unterliegt. W. M.

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Ehre, wem Ehre gebührt! Der stolze Lipizzaner Schimmel  , ber feinerzeit den öfterreichischen Raifer Karl bei seiner Krönung zum Rönig von Ungarn   auf dem Strömungshügel vor der Kathedrale der Ofener Festung trug, ift jegt ein Opfer der Bietät geworden. Man glaubte dem Pferde, nach dem Tage, an dem es solch stolze Laft getragen hatte, teinerlei profane Arbeit mehr zumuten zu dürfen, es burfte lebiglich jeden Tag im Garten der Budapester Residenz ein wenig fpazieren gehen und wurde im übrigen als ein reines Lugustier gehalten. Die Folge folcher Lebensweise war, daß der Krönungs deren man sich nun entschlossen hat, es von dem zur Bast gewordenen Beben zu erlösen. Ein Tierarzt gab ihm mit 150 Gramm Chloroform die totbringende Injektion. Damit allerdings hat sich die stolze Bei. ftimmung des Pferdes noch nicht erfüllt: es wird ausgeftopft und in ber pruntvollen Ausschmüdung, die es anläßlich der Krönungsfeier trug, im friegsgeschichtlichen Museum ausgestellt werden!

Die Brobleme Indiens   aber find das Sentralproblem des britischen   Weltreiches. In Indien   fino 300 millionen Menschen ver einigt, die nur von 15 000 englischen Berwaltungsbeamten geleitet werden. Indien   ist aber auch das fymbolische Zentrum des Reiches. Es ist die Kolonie, die mit dem englischen Bolt die engsten person lichen und fachlichen Beziehungen hat. Abgesehen von wenigen Kaufleuten hat es teine bodenständige englische   Bevölkerung. Die Herrschaft der wenigen Engländer in diefem Riefenreich ist für uns Deutsche   etwas ganz Eigenartiges. Sie beruhte anfangs auf bem Schreden, den bas Feuerrohr und die sonstigen Machtmittel bes Weißen ben Eingeborenen einjagten. Sie stüßte fich später auf den religiösen Gegensatz zwischen Mohammebaner und Hindu. Nach dem großen Seapon- Aufstand gingen die Engländer daran, in Indien  Schulen zu gründen, in denen sie englisches Wissen lehren wollten. Aber mit der Berbreitung der Bildung wuchsen immer mehr Berchimmel einer regelrechten Herzperfettung anheim fiel, angesichts Jenen heran, die sich die Frage vorlegten, ob Indien   immer durch bie Engländer beherrscht oder auch nur geleltet werden solle. Der englische   Verwaltungsbeamte herrscht in Indien   wie ein leiner Rönig. Wollte man die Zahl bleser Beamten vermehren, so tönnte selbst das reiche Indien   ihren Lebensunterhalt nicht bestreiten. Die unteren Berwaltungsarbeiten aber werben feit langem Don Indiern erledigt. Nun aber ist in Indien   ein neues Problem auf. getreten: Mohammedaner und Hindu beschlossen auf einem Kongreb im Jahre 1916 ihre Streitigkeiten zu beenden. Und im Jahre 1919 wurde eine provisorische Verfassung auf zehn Jahre beschlossen, die eine gewiffe Regelung der indischen Berwaltung vorfah. Der Tag ihres Ablaufes rückt näher heran. Und dann werden die Fragen zu behandeln sein, wie die Macht des indischen Vizekönigs zu ge ftalten ist, ob er gegen den Willen des Parlaments das Budget und die Steuern festiegen fann, wie die Wehrpflicht zu regeln ist u. a. m. Durch Ghandy wurden uralte Instinkte wachgerufen. Er glaubt befanntlich die moderne Industrie durch die Wiederein

Der Verlag Bruno Caffirer, Derfflingerftr. 15, eröffnet heute, mittags 12 Uhr, eine Ausstellung Jugendzeichnungen und Gelegenheitsarbeiten bon Menzel, Holemann, Liebermann, Corinth  , Slevogt  , Stubin, Meid ,. Großmann u. a., in der unter anderem frühe, bisher unbekannte Jugendzeich nungen der genannten Künstler gezeigt werden. Die Ausstellung ist ge öffnet werftäglich von 10-4 Uhr, Sonnabends von 10-1 Uhr. Ein tritt frei.

Vortragsabend Ulf- Amerifa. Am 19., 8 Uhr, hält im 2cffingy Museum.. Schottelius einen Vortrag über die religiösen Ge, fänge der Megilaner, ein Bermächtnis Altamerifas an die Stunft der Gegen­wait Darauf sprechen Agnes Schwabe- Cufig und J. W.   Schottelius Rath dichtungen allmegitanischer Souten im hiftorischen Gewand.