Schrei nach üem Zentrumsftlheer. Ter innere Riß im Zentrum. Die große Volksbewegung für die Fürstenenteignung ist eine schwere Belastungsprobe für die Zentrumspartei . Zwischen dem Eerechtigkeitsempfinden und der sozialen Ge- sinnung seiner Anhänger und der dogmatisch und reaktionär bestimmten Haltung der Zentrumsfrattion klafft ein tiefer Riß. Die«Germans a" wertet dies Auseinandergehen als ernstes Zeichen. Sie sucht Rettung in der Beschworung der Tradition, in der Berufung auf die Normen der Kirche, und dort, wo alle Rettung suchen, die sich politisch nicht wetter finden, im Schrei nach dem Führer: „Wenn auch die Grundrichtung des Weges, den da» Zentrum durch die neuen Verhältnisse hindurchgegangen ist, innerhalb der Partei kaum noch umstritten ist, so sind wir doch weit davon entfernt, ein« innerlich geschlossene und von einem Geist beseelt« Partei zu sein. Sie zu schaffen ist Sache einer aktiven und unbestrittenen Führung, die von der Partei unbedingte Gefolgschaft verlangt/ Diese Führung soll die Z e n t r u m s j u g e n d davon abhalten,„in Problematik zu machen. Die große soziale und staatspolitische Problematik im neuen Deutschland macht vor der Zentrumspartei nicht halt. Sie hat jetzt sicht- baren Ausdruck gefunden, und der erträumte Führer der «Germania " wird das Zentrum ebensowenig vor den damit verbundenen inneren Konflikten bewahren, wie der Retter- träum der Deutschnationalen den Siegeszug des republika» nischen Gedankens aufgehalten hat. Ein katholischer Geistlicher für daS Volksbegehren. Kola. 13. März.(Eigener Drahtbericht.) Unser Kölner Partei- blatt, die.Rheinische Zeitung ", die erst am Freitag ein« Zuschrift rebellierender Zentrumswähler bracht«, die mit der Hol- tung der Reichstagsfraktion des Zentrums zum Volksbegehren nicht einverstanden sind, gab am Sonnabend eine weitere Zuschrift eines katholischen Geistlichen wieder, der ebenfalls ent- schieden gegen die Entscheidung der Zentrumsfrattion Stellung nimmt. Er betont, daß es mit dem christlichen Sitten» gesetz unvereinbar sei, wenn man jenen, die haben, auch noch gebe Der ehemalige deutsch « Kaiser, so heißt es in dieser Zuschrift, sei schon heute mehrfacher Millionär, und auch die übrigen ehemaligen Bundesfürsten seien reiche Leute. Die Zuschrift schließt mit einem leidenschaftlichen Appell an die Kölner Zentrumswähler, im Namen von Wahrheit, Freiheit und Recht sich in die Listen für das Volksbegehren ein zu- schreiben._ Der Sischof als Intereffeut. Protektion verpflichtet. München ,.13. März.(Eigener Drahtbericht.) Die Ursache. warum der Bischof von Passau tn verfassungswidriger Weis« (Artikel 117 und 118 der Reichsversassung) gegen das Voltsbegehren Stellung genommen hat, liegt klar auf der Hand, wenn man weiß, daß er als Freiherr von Ow selbst einem reichen Adel»- g e s ch l e ch t angehört irnd für sein« Person über großen Gut»- besitz verfügt. Seit seiner Jugend stand er beim Wittel»- bacher Hof in hoher Gunst, wurde bereit» al« Achtund- zwanzigjähriger hochdotierter Kanonikus in Regensburg und durch die besondere Gunst seiner fürstlichen Freundinnen, der bayerischen Prinzessinnen Maria de la Paz und Maria del Pilar später Weihbischof von Regensburg und schließlich auf den erledigten Bischofsstuhl von Pasiau gebracht. E» ist deshalb begreiflich, daß der Bischof den Wittelsbachern die Treue hält. Protektion»er- pflichtet!_ Zürftenfchlöjser als Volks-Sanatorien. Darum Volksbegehren. llnter den Wirkungen de« Kriege» und der Inflationszeit hat :e Volksgesundheit schwer gelitten. Es gehört zu den vornehmsten ufgaben der Sozialversicherungsträger, ihre ganze Kraft in den . ienst de« Wiederaufbaue» der Volksgesundheit zu setzen. Am guten Willen fehlt es nicht. Es mangelt an Mitteln und Einrichtungen. Da» ist der Grund, weshalb die besten gesetzlichen Bestimmungen nur ein papierne» Dasein fristen. Jetzt ist der Zeitpunkt gekommen, wo da» deutsche Volk selbst durch«ine befreiende Tat die Voraussetzungen dafür schaffen kann, daß e» auch auf diesem Gebiet« vorwärts geht. Das Gesetz über Gesundheitsfürsorge in der Reichsverstcherung vom 28. Juli 1925 erteilt dem Reichsarbeitsminister die Befugnis, Richtlinien für die Zusammenarbeit der Versicherungsträger auf diesem wichttgen Ge- biet herauszugeben. In den letzten Tagen haben darüber im Reichsarbeitsminlsterium Verhandlungen mit den Versicherungsträgern und Fürsorgebehörden stattgesunden. Die Träger der Kranken- und Invalidenversicherung sollen in Arbeit»- zcmeinschaften zusammengeschlosien werden. Aufgabe der Arbeit»- Gemeinschaften ist vor allem die Bekämpfung der großen Lolksseuchen, besonders der Tuberkulose. Später sollen auch roch nach Maßgabe der vorhandenen Mittel andere Aufgaben in llngrifs genommen werden, z.B. Krüppelhilse, Erholungssgrsorge and so weiter. Man sage es sich dreimal vor: nach Maßgabe der vor- handenen Mittel, und man hat den entscheidenden Grund, weshalb so wenig für den Wiederausbau der Volksgesundheit ge- schieht. Sind wirklich keine ausreichenden Mittel vorhanden? Mit Nichten! Sie werden nur nicht dort ge- nommen, wo sie zu haben sind. Kranken- und Invalidenversicherung find stark durch Pflichtleistungen In Anspruch genommen. Die Bei- träge reichen dazu knapp aus. Die Gesundheitssürsorge gehört zu hren freiwilligen Leistungen. E» zeugt von dem starken Verant- oortungsbewußtsein, daß bei beschränkten Mitteln dennoch Vor- bildliches auf diesem Gebiete von ihnen geleistet wurde. Welche Möglichkeiten bieten sich jedoch, wenn man die F ü r st e n s ch l ö s s e r nt den herrlichen Waldungen und Park» tn den Dienst er Gesundheitsfürsorge sür das Volk stellen würde. Ist es nicht ine aufreizende Tatsache, daß keine ausreichenden Mittel für diese jwecke vorhanden sind und die Fürstenschlösser stehen leer da. die errlichen Park» und Wälder bleiben unbenutzt? Tausende von Menschenleben können gerettet werden, wenn die Fürstenschlösier tesem Zweck zugeführt würden. Ohne erhebliche Kosten wä/e das u erreichen. Dmken wir auch daran, daß wir gegenwärtig in Deutschland nur 318 Kinderheilstätten mit zusammen 23 532 Betten für tuber- ulöse und tuberkulosegefährdete Kinder haben. Was will das be- agen gegenüber der gewaltigen Zahl der sürsorgebedürstigm Kinder. Die Fürsten haben da» deutsche Volk ins Verderben gestürzt. Ein ist ein Akt ausgleichender Gerechtigkeit, wenn ihre Schlösser. Park» vvd Tvätt'r zur Vicderm'lmzch'. r.g verwandt melden. Wer mit um das will, säum« nicht länger, sich in die Listen> für das Volksbeaebren einzutragen.
Kopf und /km öer Jeme. Die Vernehmung von Schulz und Klapproth.
Die Tür des Konferenzzimmers springt auf, mit drei dröhnenden Schritten stürmt ein Mann herein, knallt die Hacken zusammen und steht dann vor dem Ausschuß: stämmig, wohlgenährt, breiter Rund- schädel mit schwarzer Haarbürste, grobe, aber nicht uninteMgente Züge. Das ist Oberleutnant a. D. Schulz, Haupt und Seele der Schwarzen Reichswehr, der Mann, auf dessen Wink ein Dutzend Menschen in stillen Kasematten und aus abgelegenen Schießplätzen spurlos verschwanden. Durchaus kein« Offizierserscheinung, nichts Aristokratisches in Gestalt, Sprache oder Bewegungen. Aber doch ein Cnergietypu» besonderer Art, buldoggemnäßig, dabei nicht ohne starke Selbstgefälligkeit. Das Rätsel löst sich bald. Schulz ist ans dem Unter» offizier stände hervorgegangen. Im Kriege wurde er aus dem Schlachtfelde zum Leutnant befördert. Daher das starte Selbstbewußtsein des Mannes, der aus eigener Kraft scheinbar un- überwindliche Standesgrenzen übersprungen hat. Man fühlt den Stolz de» ehemaligen.Spinners", dessen Kommando sich in der Blütezeit der Schwarzen Reichswehr sogar im Range höherstehend« -wirtliche" Offiziere gefügt haben, der formell Adjutant, In Wirt- lichkeit der Vorgesetzte de» Major» Buchrucker gewesen ist. Dabei sind gewisse Voltsinstintte in ihm wach geblieben. Er fühlt instinktmählg. daß die anderen, die.wirtlichen" Offiziere, wenn sie sich ihm auch fügten, Ihn doch nicht als einen der ihren, als gesellschaftlich Gleichberechtigten anerkannten. Mit erhobener Stimme und starker Betonung de» Worte» spricht Schulz von den.Aristo- kraten", die ihn jetzt verraten und an die Gerichte ausgeliefert hätten. Auf die vorgelegten Fragen antwortet Schulz ruhig, ziemlich wortreich, wobei er mtt Dorliebe die Hände zwischen den Schenkeln gegeneinander reibt. Er selbst macht auch einen geriebenen Ein- druck. Sehr bald stellt sich heraus, daß ihm das Unter- suchungsthema durch Zeltungslettüre genau be- könnt M. Er erkennt sofort die Bedeutung scheinbar harmloser Fragen, ist genau im Bilde und wendet alle» an, um seine Hinter- männer zu decken. Insbesondere springt er jederzeit für die deutsch - nationalen Abgeordneten Meyer und Behrens ein. Das einzig Reue, was in dem dreistündigen Derhör bekannt wird, ist der Weg, auf dem Schulz zum Zenttallandarbeiterverbond gekommen Ist. Diese Dinge, wie die Geschichte seine» seltsamen Quartiers im Hause de» Zentrallandarbeiterverbande» trägt Schulz mtt großer
Ruhe vor. bestrebt, auch das Auffälligste mögsichst harmlos er- scheinen zu lassen. Erregt wird er nur. wenn er— programmwidrig— auf da» gegen ihn schwebende Verfahren kommt, wozu er jede Gelegenheit wahrnimmt. Dann dröhnen sein« Sätze, Faust und Absatz schlagen den Takt:.Ich bin von nationaler Seit» verraten worden", so schmettert er dreimal hervor..Zwei Aristokraten und ein Offizier haben mich denun- ziert." Man fühtt hindurch: Nach dem Fchlschlng des Putsche» ilt Schulz für seine Freunde bloß noch der Unterossizier, aus den nach bewährten Mustern möglichst alle Schuld der Herren abgewälzt wird. Bei all dem bleibt doch der Eindruck bestehen, daß dieser zu- gleich naive und raffiniete, brutale und verschlagene Mann, daß diese Mischung von Feldwebel und Offizier auf eine Horde zusammen- gelaufener Landsknechte stärksten Einfluß ausüben konnte. Für dies« heimatlosen, entwurzelten Existenzen konnte ein Schulz schon so etwa» wie eine Autorität bedeuten. Gehört er doch selbst zu den Heimatlosen:.Ich habe sin Krieg meine Eltern verloren und stehe allein." Aber der nachdenkliche Eindruck, den dieses Dort hinierläßt, verfliegt, als nach Schulz der Feldwebel Klapproth herein- gerufen wird. Jenes war der Kopf der Feme , nun kommt sein ausführender Arm, der mit Eisenstange und Revolver die Tode«- urteile vollstreckte. Und dieser Arm nimmt dem Kopf die letzten Sympathien. Das ist rein st e Verbrecherphyslognomie, niedrige Stirn, scheue Augen, die stesschgewordene Brutalität in Gestall eine« baumlangen starken Kerls. Klapproth antwortet nicht. Wöhrend Schulz offensichtlich noch ganz in seinen Plänen und Ideen lebt, den Kampf nicht nur um seinen Kopf, sondern auch um seine Sache führt, Ist Klavproth dumpf, abstoßend, ein- silbig. Auf Fragen brummelt er widerwillig ein kurzes.Das weiß ich nicht" oder.Da» habe ich vergessen". Nach ein paar Sätzen hat er genug, steht auf und erklärt, nichts mehr sagen zu wollen Man läßt Ihn gehen. Wöhrend Schulz mit knallenden Hacken und misitärsschem Gruß abgetreten fft, taumelt Klapproth» ungeschlachte Figur ebenso teil- nahmslos hinaus, wie er gekommen. Aber trotzdem Ist er es, der einen lebendigen Eindruck der Feme und ihres Geistes hinterläßt. Die Morde in den Kasematten, auf den Schießplätzen, haben auf einmal ein Gesicht bekommen, sind aus aktenmößigen Daten für die Ausschußmitglieder erkennbar, plastisch« Ereignisse geworden.
Demokraten für üie Einzeichniing. Gelsenkirchen . 13. März.(Eigener Drohtbericht.) Der Wahlkreis Gelsenkirchen -Hattingen der Deutschen Demokratischen Partei hat nach Kenntnisnahm« des Kompromißentwurf» zur Fürstenabfindung die Ueberzeugung gewonnen, daß er nicht geeignet ist, die Inter essen de» Staates in ausreichendem Maße zu sichern. Er empfiehlt daher seinen Anhängern, das Bolksbegehre» zu unterstützen und sich in die Listen«inzutragen.
Wieüer ein literarischer Justiz stanKal! Ter Oberreichsanwalt gegen Karl Marx , Bruno SchSn» lank und Konsorten. Den jüngsten Leistungen der deutschen Justiz aus dem Gebiete de» suristischen Amotlaufens gegen literarische Erzeugnisse nicht schwarzweißroter Couleur reiht sich würdig da» Borgehen de« Oberreichsanwalt» Ebermayer gegen Bruno Schönlant» Dichtungen an. Der Vertag Lunge Garde" in Berlin hatte unter dem Titel.Werdet Klassenkämpser" ein Buch für Schulentlassen« herausgebracht, das u. a. einig« Zitate aus Schön- lanks bekanntem Sprechchor.Erlösung" enthielt. Diese» Buch ist beschlagnahmt und gegen Herausgeber und Berleger ist mit einer sechsundsechzigseitlgen(1) Anklageschrift ein Hochoerrats verfahren«ingeleitet worden. Neben einigen Zitaten au» Karl Marx wird als besonders inkriminierend von Herrn Eber- mayer betrachtet das Lied des Manne» vom täglichen Brot aus der Schönlankschen.Erlösung". Da, Weihesplel.Erlösung" ist bereit, vor fünf Jahren zum erstenmal erschienen und heute in annähernd fünfzehn- tausend Exemplaren verbreitet. Es ist seit seinem Er- scheinen in allen sozialistischen Buchläden zu haben, das jetzt als Hochoerrat angettagte Lied wurde in Dutzenden von Zettungen al» Prob« Schönlantscher Kunst.abgedruckt: und nun aus einmal be- merkt Herr Ebermayer, daß Hochverrat dabei sei! Es scheint an der Zeit, daß sich auch die Parlamente einmal ernst- host um dies« Ding« kümmern, die das Ansehen der Deutschen als eine« Kulturvolkes tangleren. Vielleicht läßt ihnen die Sorge um die Sicherung de» landesväterlichen Erbes gelegentlich einig« Minuten dafür übrig._____ Die verfckulüung der Lanöwirtstbast. Verhandlungen im ReichShaltsauSschnst. Im weiteren Verlauf der Beratung be» Ernährungsetats im Ausschuß für den Reichshaushalt trat die Genossin Wurm für die Erweiterung des Kontingents für G e f ri erflei l ch ein. Es dürste nicht, wie es die Regierung getan babe, die Einfuhr von 1924 zugrunde gelegt werden, sondern mindestens das Jahr 1925. Be- sonders das besetzte Gebiet brauche eine Erhöhung de» Ein- fuhrkontingents. Wenn betont werde, die Differenz zwischen den Preisen für Gefrierfleisch und denen sür Frischjleisch sei nur noch minimal, so werde vergessen, daß sür den Arbeiterbaushalt «in Preisunterschied von 20 bi, 25 Pf. sehr erheblich lns Gewicht sälll. Da» Kontingent müßte um mindesten» 20 JJroj. erhöht merben. Die Regierung erwiderte, man habe dos Kontingent nicht nach dem Jahre 1925 bemessen, weil vor Inkrafttreten neuer Zoll« Immer eine erhöhte Einfuhr stattzufinden pflegt: man habe deswegen da» geringere Kontingent des Jahre» 1924 zugrunde fl�kgt. Di« Genossin Wurm bezeichnete diese Aufklärung als ganzlich un- zulänglich. Minister Dr. Haslind« wies bei der Beantwortung der an ihn gesiellten Fragen darauf hin. daß die Bestrebungen auf Ratio- nalisierung und i�pisierung der landwirtschaftlichen Moschinen und Geräte von der Regierung auf» eifrigste gefördert würden. Zur Frage der Berusssörderung der Landarbeiter«rtlarte Staatssekretär Hagedorn, daß mit den Organisationen der land - wirtschaftlichen Arbeitnehmer ein Plan aufgestellt werden solle, der die Veranstaltung von Unterrichtskursen umfaßt, m denen die Er- gebnisse der Forschungsarbeit auf dem Gebiete der Landarbeitslchre vorgetragen werden sollen. Die Genossin Vohm-Schuch fragte an. wie es mit der Kinder- speisung stehe. Sie erhielt die Auskunft, daß vom Reich 5 Millionen für diesen Zweck zur Verfügung gestellt seie». öic ichlüiielinäßig bis September an die Länder und Ge- nisinden verteilt sind. Mit diesen 5 Millionen seien etwa 250 000 Kinder gespeist worden. Diese 5 Millionen stellten nur einen Zu-
s ch u ß des Reichs dar. Die eigentliche Last obsiege den Ländern vnd Gemeinden, so daß die Zahl der gespeisten Kinder sehr viel höher sei. Am Schluß der allgemeinen Aussprache gab die Regierung«ine genaue Auskunst über die Verschuldung der Landwirlschast. Es seien 2 Milliarden Personal-, 1 Milliarde Real- und 3 Milliarden Aufwertungskredite, zusammen also 6 Milliarden kredilschnldeu vorhanden. Di« weiteren 2 Milliarden Rentenbankgrundschuld könne man bier nicht einrechnen, weil es eine Rentenschuld sei, die man hoste, in etwa 7 Jahren abgetragen zu haben. Eine große Anzahl von Anträgen, die zur Einzelberatung gestellt wurden und Mehrforderungen enthielten, wurden einem Ausschuß überwiesen. Angenommen wurde eine Entschließung de» Zentrums, die die Regierung ersucht, auf eine Ermäßigung de» Zinsfußes von 714 Proz. auf 5% Proz. hinzuwirken. Ferner wurde eine Refo- lution Müller-Franken und Genossen angenommen, die Reichs- regierung zu ersuchen, mit der größten Beschleunigung die Frage zu prüfen, ob es im Interesse der Versorgung mit Seefischen gelegen ist, den Bau von Fischdampfern mit Gefriereinrichtungen zu fördern und etwa zu leistende Unterstützungen in einem Nachtrags- etat anzufordern. Zum Schluß wurde gegen die Stimmen der Linken ein schon wiederholt im Ausschuß verhandelter Antrag angenommen, in dem der Haushaltsausschuß sich damit einverstanden erklärt, daß das Reich gegenüber dem deutschen Kasi-Syndikat G. m. b. H. und der Supervhosphatindustrie G. m. b. H. eine Ausfallgarantie für Kali- und Phosphorsäurelieferungen, die aus langfristigen Wechselkrcdit erfolgen« bi» zur Höhe von 10 Millionen Reichsmart übernimmt. patriotische Medizin. Lieber sterben lassen, alS nach Italien schicken! Zwar hat die deutsche Regierung den Boykott gegen Italien als einen Unfug auf das entschiedenste abgelehnt, aber was verstehen Luther und S t r e s e m a n n von völki- schen Belangen? Sie sind selber deutschabträglich. Die richtige Politik wird nach wie vor in München gemacht und ist besonders gut aufgehoben bei den Professoren und Doktoren der Medizin. Darum verkündet die„Mllnchener medizinische Wochenschrift": „Wir wollen asso auf dem beschrittenen Wege fortfahren und wiederholen unsere Mahnung: Kollegen, reist nicht nach Italien , schickt keine Kranken nach Italien , taust keine italieni- schm Waren!(Daß auch keine Anzeigen italienischer Firmen in der deutschen Presse mehr erscheinen dürfen, ist selbstverständlich. Auch die Anzeigen In Italien praktizierender deutscher A e rz t e mußten wir leider, dem höheren Zwecke zuliebe, ablehnend" Leider können es sich heute nur die reichen Leute ge- statten, ihre Gesundheit von der Sonne Italiens reparieren zu lassen, aber auch an diesen reichen Patienten handeln die Aerzte pflichtwidrig, wenn sie sich bei der Beratung statt von rein ärztlichen, von politischen Gesichtspunkten leiten lassen. Der Artikel der„Münchener medizinischen Wochen- schrift" ist nur ein neuer Beweis dafür, daß fast immer, wenn Akademiker in der Politik rudelweise auftreten, ein Unglück geschieht._ Dorfsowjetwahlen. In wichtige Körperschaften kommen nur Kommunisten. Moskau . 12. März.(OE.) 57 Proz. aller Dorfsowjets sind bei den noch im Gang befindlichen Neuwahlen nunmehr neugewählt. Unter den neuen Sowjetmitgliedern sind nur 5,3 Proz. Kam» m u n i st e n gegen 5 Proz. im Vorjahr. Dagegen sind in den Gouvernements-Exekutivkomitees, d. h. den höchsten provinziellen Sowsetinstanzen, nicht weniger als 72 Proz. Kommunisten gewöhll (gegen bisher 74 Proz.) und dabei Ist erst ein Fünftel dieser letzt- genannten Sowjet» neu gewählt worden, so daß sich die Prozent- Ziffer der Kommunisten noch erhöhen dürfte.
Prinz windischgräh meldete sich bei der Staatsanwasischaft zum Verhör und erklärte, daß er über die Rolle des Feldbijchofs Zadravces Aussagen machen wolle, woüber er bisher jede Aussag« verweigert hatte. Prinz Windischgräh wurde vor den Oberstaats- anwalt geführt, der ihn einem nichrslundigen Verhör unterzag