Kein deutsch - französischer Streit mehr!
Paris , 15. März. Der Genfer Berichterstatter der Havasagentur berichtet heute abend: Der französische Ministerpräsident Briand habe heute abend mit augenscheinlicher Befriedigung antündigen können, daß die französisch- deutsche Seite der Genfer arise als fo gut wie geregelt betrachtet werden könne. Wegen der Berteilung der durch die Berzichte un dens und Beneschs freiwerdenden Sihe feien die Meinungen noch geteilt. Jedenfalls sei die Atmosphäre von Genf feit heute viel flarer geworden, nur sei der geffrigen Krije im Verlaufe des heutigen Tages eine krise der inneren Organisation des Bölkerbundsrats gefolgt, da im Verlaufe des heutigen Tages der brasilianische Vertreter die Kandidatur feines Landes aufs neue aufgestellt habe. Bis heute abend seien die Bemühungen des Rats, den brasilianischen Vertreter umzustimmen, nicht von Erfolg gekrönt gewefen. Alle Hoffnung dürfe jedoch nicht aufgegeben werden. Eine Anzahl südamerikanischer Delegationen, darunter Columbien , Uruguay , Venezuela , Paraguay , San Salvador , Guate mala , Nicaragua , Domingo hätten befchloffen, ihren Einfluß dahin auszuüben, daß die Demarche Mello Francos nicht den Bemühungen des Bölferbundsrats zuwiderlaufe.
Der polnisch- litauische Grenzkonflikt beigelegt. Genf , 15. März.( WTB.) In der heutigen öffentlichen Rats fizung teilte Scialoja, der sich in seiner Eigenschaft als Präsident des Bölkerbundsrats während der letzten drei Monate mit dem polnisch
Berliner Zentrum für Einzeichnung.
Der Beschluß der Delegiertenversammlung. Aus Zentrumstreifen wird uns mitgeteilt:
Die Germania " fucht in ihrer Sonntagsausgabe den Eindruck des Beschlusses des Berliner Zentrums für das Boltsbegehren abzuschwächen. Sie behauptet, der Beschluß sei nicht von einer Delegiertenversammlung, sondern von einer allgemeinen Bersammlung gefaßt worden, in der schließlich die jüngeren Parteifreunde den Ausschlag in der schließlich die jüngeren Parteifreunde den Ausschlag gegeben hätten.
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die diese Forderungen unterstützen. Denn bas iegt erzielte Aufgebot umfaßt ja nur einen Teil der Boltsmassen, die fich gegen die Fürstenforderungen auflehnten. Andere Teile setzen ihre Hoffnung auf den Reichstag , der es in der Hand hat, auf Grund der Vereinbarungen der Parteien der Mitte eine befriedigende Lö fung rechtzeitig zu schaffen. Sollte sich diese Erwartung nicht er füllen, so wird die Strömung für die entschädigungslose Enteignung, der sich heute noch weite Voltskreise aus Prinzip und in dent Wunsch nach einer wirklich gerechten Lösung widersetzen, alle Bes benten hinwegschwemmen. Die Flut ist offenfundig im Steigen."
Die Meinungsfreiheit der Beamten. Eine grundsätzliche Stellungnahme des preußischen Innenministers.
Nach diesem einmütigen Beschluß suchte die Parteileitung ihn zu entkräften durch die Behauptung, es handele sich nicht des Katholischen Gesellenvereins daran teilgenommen hat um eine Delegiertenversammlung, weil eine Anzahl Mitglieder die Versammlung fand bekanntlich im Gesellenhause statt. Der Beschluß der Delegierten entspricht der Stimmung litauischen Grenzfonflikt zu befaffen hatte, mit, daß dieser Grenz breitester Bentrumsfreise für das Boltsbegehren. Die Partei zwischenfall eine befriedigende Lösung gefunden habe, so daß es nicht notwendig sei, daß sich der Rat selbst noch mit diefer leitung foll nichts vortäuschen, und die Germania " nicht der Golg, den Assessor bei seinem Amtsantritt in einer Art und glauben, daß sie diese Stimmung für das Boltsbegehren unterdrüden fönne. Die Delegierten haben einmütig für das Boltsbegehren entschieden.
Angelegenheit beschäftige.
Einigkeit der Arbeitsminister.
Ueber die Verhandlungsmodalitäten. London , 15. März.( Eigener Drahtbericht.) Nach Beendigung der offiziellen Eröffnung der Konferenz der Arbeitsminister berieten die vier Arbeitsminister und der schlossenen Türen über die weitere Tagesordnung. Auf Grund Stellvertreter des italienischen Arbeitsministers hinter ver der in der öffentlichen Sigung vom britischen Arbeitsminister der in der öffentlichen Sigung vom britischen Arbeitsminister gemachten Vorschläge wurde Einigkeit darüber erzielt, daß diese Konferenz nicht bindende Vereinbarun gen abzuschließen hat, sondern daß es sich zunächst nur darum handelt, festzustellen, wie die verschiedenen Länder zur Washingtoner Konvention stehen und weiter darum, Mißverständnisse zu beseitigen, die ver schieden auslegbaren Bestimmungen zu präzisieren und eine Annäherung zum 3wed balbiger allgemei ner Ratifizierung des Washingtoner Abkommens zu erreichen. Man war sich insbesondere darüber vollkommen einig, daß es sich nicht darum handeln könne, an Stelle der Ronvention einen neuen Tegt oder neue Bereinbarungen zu setzen. Einmütigkeit wurde auch erzielt über die Anregung, daß nach erfolgter Ratifizierung der Washingtoner Konvention das internationale Arbeitsamt und der Haager Schiedsgerichtshof bei strittigen Fragen der Auslegung der Ronvention das Schiedsrichteramt ausüben sollen. Die Minister traten hierauf in eine Beratung des Washingtoner Artikels 1 ein und einigten sich darüber, daß dieser Artitel auch auf Eisenbahnen und fleine wert. stätten Anwendung haben müsse.
Die Atmosphäre, in der die Minister zusammentraten, wird sowohl von deutscher wie von alliierter Seite ausge zeichnet genannt, und es wird als besonders erfreulich her Dorgehoben, daß die Schwierigkeiten in Genf feinerlei nach teilige Rüdwirtungen auf diese Londoner Berhandlungen
haben.
( Siehe auch 4. Seite.)
Der Verband der Preußischen Landgemeinden ist felbftver. ftändlich ein neutraler" Spißenverband und nicht ein ,, nationaler", wie es infolge eines Drudfehlers in Nr. 111 d. I. hieß.
Kohlen.
Bon Johannes Berthold.
Cine in der Nähe von London aufgefundene Rablenaber wurde ben Erwerbslofen für den Abbau freigegeben. Bu einem Bilde in Bolt und Reit".
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Ich zitiere die Beilen, die das Bild in der Beilage erklärten, deshalb, weil sie daran erinnern, daß die Schäße der Erde Gut der Algemeinheit sind, zugleich weckte auch das Bild Erinnerungen, die wert sind, daß man ihrer heute denft.
Ich fand im Felde, in Roubaig, einer Borstadt von Lille , als mir nach dem Rückzug an der Somme im strömenden Regen dort an tamen, Quartier bei einer Madame mit zwei Kindern. Mit einem Kameraden teilte ich ein fleines Gemach, in dem sich wohl ein Ofen, aber gar nichts Brennbares mehr vorfand. Unsere Madame ließ uns in der Küche mit ihren legten Briketts den Ofen heizen, an dem fie tagsüber mit ihren Kindern falt gesessen hatte. Sie opferte für uns die letzten Kohlen, damit wir unsere durchnäßten Sachen trocknen und unsere durchfrorenen Glieder erwärmen fonnten.
Es war eine französische Mutter, und uns, denen diese mütter liche Liebe wohltat, war es ein quälender Gedanke, anderntags die Mutter mit ihren beiden Kindern wieder im falten Zimmer sizzen zu sehen. Für sie aber gab es feine Hoffnung, Kohlen zu bekommen. Da reifte in uns ein Entschluß. In einer Nacht lief ich mit meinem Kameraden auf den Bahnhof von Lille . Wir frochen auf dem Bauche auf dem Gleife entlang und suchten ben Kohlenplay, wo die Lokomotiven ihre Ladung aufnahmen.
Bald erreichten wir auch die großen, schwarzen Halden, vor denen zwei Posten patrouillierten. Doch nicht umsonst hatte man uns Deckung nehmen gelehrt. Wir entgingen den spähenden Blicken der Posten; der strömende Regen und die pechschwarze Nacht er. leichterten uns noch, verborgen zu bleiben. Wir stedten jeber in einen Sad sechs der großen Briketts, die für die Lokomotive bestimmt find gerade so viel, als wir schmigend vor Angst und triefend vor Nässe mit uns zu schleppen vermochten. Beim Morgengrauen erreich ten wir mit unserer Bast wieder Roubaix , unser Quartier. Und unsere Madame, die sorgenvoll nach uns immer wieder Ausschau gehalten, fonnte mun mehrere Tage mit ihren einen Kindern die Wohltat eines warmen 3immers haben.
Abenteuerlich mutet dieses fleine Erlebnis an, und abenteuerlich und gefahrvoll war es, was wir mehrmals wagten, um im Ruhe. quartier" etmas Brennbares in den Ofen steden zu tönnen. Der deutsche Pressewald wird aber davon nicht aufrauschen, und hätte uns die Kugel eines patrouillierenden Boften erreicht, unser Tod hätte tein Aufsehen hervorgerufen, teine Klage wäre laut geworden. Anders bei einem Fürstensproß. Fast einer Sage gleich wurde da in den deutschen Zeitungen erzählt, daß ein Prinz während der Inflation sämtliches Personal entlassen mußte, und daß besagter Brinz höchsteigenhändig seinen Ofen heizen mußte. Das war
Diese Darstellung ist objektiv unrichtig. Es handelte sich um die fleine Delegiertenversammlung, die von dem Wahlkreisvorsitzenden einberufen war. Die Mehrheit, die tie Resolution gegen das Boltsbegehren ablehnte und die Resolution für das Boltsbegehren annahm, war so gewaltig, daß man von einem ein müiigen Beschluß sprechen fann. Es ist völlig haltlos, zu sagen, daß die Jugend den Aus Landtags wurde ausgeführt, daß ein aus dem Rheinland ſtam. In einer fleinen Anfrage der Zentrumsfraktion des Preußischen schlag gegeben habe. Einmütig sprachen sich die Deleandtags wurde ausgeführt, daß ein aus dem Rheinland ſtam. render katholischer Regierungsaffeffor, der an ein gierten ergraute alte Arbeiter, Handwerker, Angehörige Landratsamt im Osten verfegt wurde, bei seiner Meldung von dem des Mittelstandes für das Boltsbegehren aus. deutsch nationalen Landrat nach seiner religiösen Be tätigung in einer durchaus ungehörigen Form gefragt worden sei. u. a. sollte dem Asseffor der Eintritt in die Regierungstischgesellschaft nur gestattet werden, wenn er sich verpflichte, seine religiöse und politische Gesinnung nicht zu äußern. Wie der Amtliche Preußische Pressedienst der Antwort des preußischen Innenministers entnimmt, entspricht es den Tatsachen, baß der Landrat des Kreises Königsberg - Land, Freiherr von Beise nach seiner Religionsausübung, wie seiner poli. tischen Gesinnung und Betätigung ausgefragt hat, die als trantenb angesehen werden muß. Nach Renntnis des Borfalles wurde durch einen besonders entsandten Kommissar eine Prü. fung vorgenommen; der Landrat versicherte, eine Verlegung des Affeffors in seinen religiösen und politischen Empfindungen habe ihm fern gelegen. Obwohl der Assessor sofort die Abgabe jeglicher Er. flärung über einen Verzicht auf frete Meinungsäußerung ablehnte, fetzte sich der Landrat für seine Aufnahme in die Regierungstischgelaß seine ernst este Mißbilligung ausgesprochen. Der Resellschaft ein. Dem Landrat hat der Minister durch besonderen Ergierungsaffeffor wurde auf eigenen Wunsch wieder nach dem Westen in eine ihm zusagende Stelle versezt. Grundsäglich bemerkt der Minister zum Schluß folgendes:
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empreffe.
Entsetzen der Fürstenpresse.
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Sie verschweigen die Einzeichnungsziffern! In den Reihen der monarchistischen Parteien und ihrer Bresse herrscht Schrecken und Berlegenheit. Sie sind still geworben. Man entthronten Fürsten hänge und im Herzen monarchisch sei. Die hört nichts mehr von den Phrasen, daß das deutsche Bolt an seinen " Tägliche Rund chau", die, vor wenigen Tagen noch höhnend Tägliche Rund chau", die, vor wenigen Tagen noch höhnend eine Stimme der Bergisch Märkischen 3eitung" ab. druckte, es sei noch gar nicht ausgemacht, daß 4 Millionen Stimmen für das Boltsbegehren zusammenkommen würden, schwieg sich gestern abend aus. Sie wagte es nicht, ihren Lesern die Zahl der Einzeich nungen in Berlin und den Stand des Boltsbegehrens im Reiche mitzuteilen. Mit ihr schwiegen die Kreuzzeitung und die " Deutsche Tageszeitung". der Lokal Anzeiger" und der„ Iag". Der Schrecken ist ihnen in die Glieder gefahren. Nur die" Deutsche Zeitung" nimmt Notiz vom Stand des Volks begehrens, allerdings in folgenden Ausführungen, denen man die tödliche Verlegenheit anmerit:
Nach Meldungen solcher Blätter, die die Massenseele" gegen die Fürsten aufheben, sollen die Unterschriften für das Volksbegehren in Berlin eine million überschritten haben, im Reiche 7 oder 8 Millionen betragen. 3war sind diese Angaben nur " Schäßungen" solcher Leute, denen an möglichst hohen Zahlen liegt. Immerhin muß man damit rechnen, daß die nötigen 4 millionen Einzeichnungen aufgebracht find."
Sie haben Grund zum Entsetzen. Die illusionären Hoffnungen der deutschen Monarchisten sind dahin. Em Bolt, von dem 8 mil der deutschen Monarchisten sind dahin. Em Volt, von dem 8 Millionen durch ihre öffentliche Namensunterschrift die Enteignung der entthronten Fürsten fordert, ist republikanisch durch und durch. Ber an eine Restauration des Monarchismus in einem solchen Bolte glaubt, ber ist politisch nicht mehr ernst zu nehmen.
Die Flut ist im Steigen!
Die„ Bossische Zeitung", bie das bisherige Ergebnis des Boltsbegehrens mitteilt und würdigt, schreibt: „ Das bedeutet eine überwältigende Rundgebung gegen die Fürstenforderungen und gegen die Gruppen,
natürlich der schrecklichste der Schreden. Die bürgerliche Presse flagte es in allen Landen, den Spießer regte es auf, und das Baterland, bas teure? Für solche lächerliche Dinge hatte es ein Ohr! Der Handgriff eines ehemaligen Fürstensprosses ward zu einer unglaublichen Angelegenheit gestempelt, indessen ein ganzes Bolt unter der verfehlten Politit faiserlicher und königlicher Hoheiten jahrzehntelang seuszen muß.
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Was war die Tat einer französischen Mutter, die mitten im Kriege freiwillig deutschen Soldaten ihre legte brennbare Habe überließ, im Vergleich zu dieser fürstlichen Bravourleistung?!
Jakob- Waffermann- Abend.
Die Kunft dieses Erzählers, dem der Verband Deutscher Erzähler einen Abend widmete, hält die Mitte zwischen psychologischem Realismus und altfräntisch verschnörkeltem Barodstil Er liebt es, tragische Begebenheiten mit allerhand wunderlichem Auf. puß zu umgeben. Wo er sachlich und realistisch darstellt, gerät er oft in einen Chroniſtenton, der an die Feierlichkeit des alten Testa ments erinnert. In der ersten von ihm selbst gelesenen Novelle: Adam Urbas" schildert er das Unglüd, das ein mißratener Sohn über seinen Vater, den legten Sprossen eines alten Bauern geschlechts, gebracht hat. Der Bater bezichtigt sich selbst des Mordes an dem Sohn, während im Verlauf der Untersuchung sich heraus stellt, daß der Sohn sich umgebracht hat. Backend ist die verzehrende Sehnsucht des Bauern nach einem Leibeserben dargestellt, deren Erfüllung erst im sechzehnten Jahr seiner Ehe wurde. Auch die Verzweiflung über die mißratene Frucht wird tief und farbenreich geschildert. Aber der Erzähler wird allzusehr von seiner eigenen Kunst fortgerissen, die Bilder sprengen in ihrer Fülle den Rahmen, übersteigerten Ton an. die einfache Rede im Munde des Bauern nimmt einen prophetenhaft
Jene Ueberfättigung mit Farben, die der Kunst Wassermanns zu eigen ist, tritt noch mehr in der zweiten von Theodor Boos nur bruchstücksweise gelesenen Novelle Sturreganz hervor. Sie spielt am Hof eines jener fleinen füddeutschen Duodezfürsten, die ihren schlechten Finanzen durch den Verkauf von Untertanen cufzuhelfen wußten. Im Mittelpunkt steht ein Spaßmacher, der fich gleichzeitig als Philosoph entpuppt und über Deutschland prophetische Weisheiten verkündet. Hier zeigt sich das Absonderliche und Berschnörkelte in Figuren und Begebenheiten, wie es in vielen Romanen des Dichters zu finden ist. So vortrefflich der Stil im einzelnen, so ist das ganze Atelierkunst und läßt den warmen Strom des Bebendigen vrmiffen. Die Verwandtschaft mit der Münchener Malerei der Hengeler, Stuck, Erler ist unverkennbar. Ueber allem liegt ein drückender Himmel, der von der Sonne des Humors nur selten erhellt wird. Dennoch muß die Meisterschaft der Sprache bankbar anerkannt werden, die auch über oftmals belanglose Dinge den Glanz einer besonderen Festlichkeit zu breiten weiß. In der schwülen Treibhausluft dieser Dichtung gedeihen einzelne prächtige Blüten, deren erotische Farbe und Gestalt das Auge feffelt. Die zahlreichen Anhänger Wassermanns, die den Blenarjaal bes Reichs. tags füllten, dankten dem Dichter, besonders nach der ersten Er zählung, mit reichem Beifall. Paul Gutmann.
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,, Das Staatsministerium ist durchaus entschlossen, teinerlet ungehörige Behandlung von Beamten durch Beamte wegen ihrer religiösen Ueberzeugung, ihrer Ver. faffungstreue und ihrer im Rahmen der verfassungsmäßigen Rechte sich haltenden politischen Meinungsäußerung und Betätigung zu dulden, und wird gegen Berstöße dieser Art, insbesondere auch durch Berlegung der dem Beamten inner- und außerhalb des Dienstes obliegenden Pflicht der Kollegialität die ihm zur Berfügung stehenden Maßnahmen zu ergreifen wissen."
Ermittlungsverfahren wegen Untreue.
Gegen den Leiter des Kellnerkonzerns. Detmold , 15. März.( WTB.) Der Untersuchungsrichter beim Landgericht I Elberfeld hat gegen den industriellen Geheim rat Walter Rellner, der feinen Wohnfig in Schlangen in Lippe hat, ein Ermittlungsverfahren wegen Untreue eingeleitet. In der Wohnung Kellners wurde eine Haussuchung vor. genommen, bei der einige Bücher und Aften beschlagnahmt wurden, und aus den Geschäftsräumen der Lippeschen Werke, die zum ehemaligen Rellner Ronzern gehören, wurden einige Dokumente mit Beschlag belegt. Ueber die Ursache wird von der Behörde Stillschweigen beobachtet.
Englisch - konfervaflver Wahlerfolg. Der durch das Ausscheiden des Liberalen Hal Fisher freigewordene Siz der englischen Univer fitäten wurde von den Konservativen gewonnen. Der Konser pative Sir Alfred Hopkinson wurde mit 2345 Stimmen gewählt, während sein liberaler Gegenfandidat 2000 Stimmen erhielt.
Ein Roman gegen die Sozialdemokratie. Erich Mühfam dem zu Ehren am Sonntag im" Theater in der Königgräger Straße von der Weltbühne" eine Feier veranstaltet wurde, fündigte dort einen Roman gegen die Mehrheitssczialisten an Er hat thu in der Haft, in die ihn der Zusammenbruch der Münchener Räterepublit führte, begonnen und will darin unter dem Titel„ Ein Sohn des Bolles" die Geschichte eines typischen Sozialdemokraten geben. Als eine Art Seitenstück und Kehrseite zu Mehrings Geschichte der Sozialdemokratie. Mühsam gab auch Proben aus dem Manuskript: Das Bild einer niederdeutschen Kleinstadt während des 70er Krieges mit breitem Humor und entwelcher Satire hingesetzt. Man denkt an Reuter( es wird auch plattdeutsch gesprochen), aber dann kommen die ersten Liebeserlebnisse des fünftigen sozialdemokratischen Führers und die Sache wird saftiger und mühsamer. Nach diesen Proben zu rechnen wird der ehemalige Edelanarchist, später Kabarettist und ( wenn Emil Lind, sein Leichenredner", wie Erich ihn ernstscherzend nannte, recht hat) jezige Verehrer von Lenin leider nicht der rechte Rommentator Mehrings werden. Die Sozialdemokratie fann eine starte Satire vertragen. Aber Erich Mühsam dürfte über die Burleste nicht hinaustommen. Und so ist es für ihn vielleicht gut, daß ihn seine Tätigkeit für die politischen Gefangenen abhält, sein Unterfangen zu beenden.
Tutanchamon foll seine Ruhe finden. Nachdem die Gelehrten alles Wissenswerte über das Grab Tutanchamons erfahren haben, hat, wie jetzt aus Kairo telegraphiert wird, die Antiquitätenabteilung im ägyptischen Ministerium angeordnet, die Mumie des Pharas in einer ber kleineren Grabkammern endgültig beizusetzen. Nachdem dies geschehen sein wird, soll die Kammer versiegelt und am Eingang ein Blatat angebracht werden, das anfündigen soll, daß die Kammer nichts weiter als die Leiche Tutanchamons enthalte, daß sich das gesamte archäologische Material im Museum zu Kairo befindet, und daß sich Archäologen, die fünftig zu Studienzmeden hierher tommen, dort alle gewünschten Auskünfte verschaffen können. Man will damit bewirken, daß der Pharao endlich vor der Neugierde der Gelehrten und Unbefugten Ruhe findet und in seinem letzten Schlaf nicht mehr gestört wird.
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Spielplanänderung. Infolae einer blöglichen Erkrankuna Marie ho guns wird in der Städtischen Oper Freitag ftatt der„ Entführung Tichais fowitys Pique Dame ", am Sonnabend statt Pique Dame " Don Pas quale" gegeben. In der Staatsoper gebt bei ber am 22. b. R. unter der Leitung Leo Rienzi" das Bert in der Blechs stattfindenden Neueinstudierung des endgültigen Fassung in Szene. Leo Slezat wird Mittwoch als„ Otello"
zum legtenmal auftreten.
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Gedent eler zum 50. Todestage Freifigraths. Am Freiligrath Denkmal am Rolandbogen fand Freitag aus Anlaß des 50. Todestares des Freiheitsdichters Freiligrath eine Feier statt, an der auch der 78jährige Sohn dea Dichters teilnahm.
im Staatstheater am Gendarmenmarti am Donnerstag, den 18. März, ist Der Beginn der Schauspieler- Nachtvorstellung von Duell am Lido" auf 11.30 festgelegt.
Die Boltsbühne bereitet att Dftern Goethes Fauft vor, mit Heinrich George
in her Litetrolle, Alexander Granach , als Mephisto, Franziska Stina als Greichen. Regie: Friz Holl, Bühnenarchitektur 2. E. Pilarz.