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Nr. 131 45. Jahrgang

7. Seilage ües vorwärts

5rettag,lH.MarzlH2H

Unternehmerknisse zur plünöerung öes Staötsäckels. Die Berliner Stadtverordnetenversammlung sah gestern zu Gericht über eine Unternehmergruppe, aus deren gemein» schädliches Treiben den Magistrat eine Anfrage der sozial» demokratischen Fraktion hinwies. Was unser Genosse Cze minski über Ringbildung von Unternehmern bei städtischen Lieferungen vortrug, war den bürgerlichen Parteien so unbequem, daß sie es am liebsten als unglaubhaft zurückgewiesen hätten. Aber die Beweise waren zu handgreiflich und überdies stellte Oberbürgermeister Büß in einer kurzen Antwort fest, daß es da nichts zu bestreiten gab. Czeminskis Be- msrkung. daß es�stch hier um einen.organisierten Raubzug gegen die Stadt Berlin " handle, rief ein paar bürgerliche Verteidiger der Unternehmer auf den Plan. Daß bei der Sache ein Syndikus der Schlosserinnung die Führung gehabt hatte. mußte man zugeben, doch die Innung selber wolle keine Ring- bildungen, versicherten sie. Unser Redner verlangte, daß der Magi» strat die Angelegenheit dem Gericht übergibt. Der Oberbürgermeister schwieg hierzu. Eine Debatte über den Streik von Rot» ftandsarbeitern in den Rehbergen knüpfte sich an «ine Anfrage der Demokraten und einen Antrag der Kommunisten. Welchen Standpunkt die sozialdemokratische Fraktion zu diesen be» dauerlichen Vorkommnissen einnimmt, legte Genosse Blaschzick dar. Ein Antrag der sozialdemokratischen Fraktion, der den Entlassenen auf Wunsch zur Wiedereinstellung verhelfen will, fand eine Mehrheit. Hiermit fiel der kommunistische Antrag. der ihnen nur die karge Erwerbslosenunterstützung bringen wollte. -- Das Stadtamt für Leibesübungen wurde nach einer dritten Beratung so beschlossen, wie die Kommunisten Arm in Arm mit den rechtestehend-n Partein e» wünschten. » »5 abgehaltene Sitzung der Stadtverordneten verwies Zunächst die Vorlaa« wegen der Finanzierung der AEG.» Schnellbahn ohne Debatte an den Haushaltsausschuß. Genosse Ezemlnski begründete dann die Anfrage unserer Fraktion wegen der Rlngbildung von Firmen bei öffentlichen Ausschreibungen. Eine Anzahl Berliner Schlossersirmen ist aufgefordert worden. Preisangebote für die Ausführung von Schlosser- °rb«iten am Bau der F l. t sch gr ha n d I u n g abzu» gedeii. Die Angebote schwankten zwischen 225 000 und 367 000 Mark. if.J?.' v0 it,*m aJ M* Fraktion hat nun In Erfahrung gebracht, daß die Schlosserfirmen vom S y n d i k u» der Berliner ."erimiung zu einer Sitzung geladen wurden, in der zwischen den teilnehmenden Firmen folgendes ausgemacht wurde: chss- Js10 Blume aus Charlottenburg sollte ein Angebot von «W 000 Mark abgeben, alle anderen dagegen ein so h o h« s An- gebot, daß ste für eine Zuteilung nicht in Frage kamen. .le ausfallenden Firmen sollten dann durch Geldzuwendun- gen der Firma Blum« entschädigt werden. Die Schlosserei mit dem niedrigsten Angebot ging aber auf diesen sauberen Plan nicht ein, fondern wandte sich an die Oeffentlichkeit. So wurde aus diesem Raubzug gegen den Stadtsäckel nichts. Die Stadt habe allerdings sofort die Ausschreibung nichiiq gemacht, schloß Genosse Czemlnski. und eine öffentliche Sud» Mission ausgeschrieben, bei der die Firma Blume«in um 60000 Mark niedriger«, Angebot abgab als beim erstenmal, trotzdem müsse der Magistrat ober gefroat m«rd«n, was er zur Verhinderung sslchex und ähnlicher Raubzüge auf die Taschen der Steuerzahler zu tgn gedenke. Der Magistrat sollt« auch die Frage prüfen, ob die ganze Angtlegenheit nicht«in« Anzeig« wegen Betrüge« rechtfertige. Der Oberbürgermeister erNärt«, daß die Firma Blume in Zukunft von allen Stadtlieferungen aus» geschloffen wird. Stadtverordneter Colosser sWirtsch.) forderte in der kommenden Zeit eine allgemein« Submission für städtische Arbeiten, damit auch die ehrlichen Handwerksmeister teilnehmen konnten. Rokh(KPD .) fragte, ob denn der famose Herr Syndikus von der Schlosserinnung davongejagt worden fei? Nach längerer Aussprach« brachte dann Genosse Ezeminski eine Anzahl Einzelheiten au» dem Ringbildungsskandal der Schlosserinnung zur Sprache. Die ganze Aktion ist von dem heute noch im Amte befindlichen Syndikus der Innung ins Werk gesetzt und im Auftrage diese» offiziellen Vertreters der Schlossereien durchgeführt

worden. Einem Firmenvertreter, der die bewußte Sitzung früher verlassen mußte, wurde vom Syndikus durch Rohrpostbrief mitgeteilt, welche Preise sie in ihrem Angebot einzusetzen habe.(Hört, hört! links.) Den Firmen war auch ausgegeben worden, Teilaufträge, die sie etwa doch noch erhalten sollten, an die hauptaussührende Firma abzugeben. Dafür sollten dann die Firmen entschädigt werden. Das ganze System ist so himmelschreiend, daß der Magistrat Anzeige bei der Staatsanwalt- schaft erstatten muß.(Lebhaste Bravorufe.) Herrn Tischlermeister Paeth(Dnatl.), der dasehrsame Handwerk" gegen dieAnwürfe" der Vorredner glaubte in Schutz nehmen zu müssen, sagte Genosse E z e m i n s k i einige unangenehme Wahrheiten. Der Magistrat äußerte sich nicht mehr zu der Angelegenheit. Die Versammlung wandte sich dann der Beratung einer Anfrage der Demokraten wegen des Streikes der Ztolstandsarbeiler la den Rehbergen zu. Mit der Anfrage ist noch ein Antrag der Kommunisten ver- bunden, der den Magistrat ersucht, die Entlassungsscheine der wegen des Streiks entlassenen Arbeiter so zu ändern, daß ste wieder Erwerbslosenunterstützung erhalten können. Noch einer Begründung durch Vertreter der betrefsenden Fraktionen wie» Stadtrat Ge° nosse Brühl die von dem Kommunisten Witzle gegen Bezirks­bürgermeister Genossen Leid und seine Stadträte erhobenen An- würfe auf das entschiedenste zurück. Der Redner verlas dann einen umfangreichen Bericht des Bezirksamt«, Wedding zu der Sache. Der Magistrat billigt die Haltung de» Bezirksamt» und wird auch in Zukunft die Bestrebungen de» Bezirksamte, zur Arbeitsbeschaffung für Erwerbslose unterstützen. AI » Redner der sozialdemokratischen Fraktion stellte sich Genosse Vlaschzik hinter die Erklärung de» Bezirksamtes Weddina, das die berechtigten Wünsche der Notstandsarbeiter erfüllt habe. In einem Zusatzantrag sorderte unsere Fraktion, daß dl« sich meldenden entlassenen Not- standsarbeiter wieder eingestellt werden und daß der Eni- lassungsgrund aus den Papieren gestrichen wird. Dieser Antrag wurde mit großer Mehrheit angenommen. Bei der dritten Beratung der Vorlage zur Errichtung«ine» Stadtamt» für Leibesübungen, die deshalb notwendig geworden war. weil dl« K o m m u n i ss e n in der Gefolgschaft der Rechten des Hauses in der vorigen Sitzung für eine dritte Lesung gestimmt haben, obwohl das Stadtamt bereits mit der Linksmehrheit beschlossen war, vertrat Genosse Lohmann noch einmal den Stand- punkt unserer Fraktion. Unsere Voraussage, daß allerlei Abänderungsanträge von den bürgerlichen Parteien eingereicht wer- den würden, hat sich insofern als richtig erwiesen, als u. a.«in Antrag vorliegt, der auch die bürgerlichen Sportorgan i- s a t l o n e n in die Verwaltung des Stadtamts einbeziehen will. In der Abstimmung wurde mit den Stimmen der Rechten und der Kommunisten das Stadtamt für Leibesübungen so beschlossen, wie es nach den ursprünglichen Ausschußbcschlüssen sein sollte. Die Kommunisten liehen dabei auitz ihren eigenen, be- reits angenommenen Antrag sollen, der den Arbeitersport- lern eine Vertretung im Stadtamt sicherte. Di« Kommunisten haben also in treuer Gemeinschaft mit den Deutsch - nationalen und sonstigen bürgerlichen Sport» freunden alle grundsätzlichen Erwägungen unserer Fraktion und die daraus resultierenden Anträge(Herauslassung der Turnhallen und der Badegelegenheiten aller Art aus dem Bereich des Stadtamts) in den Wind geschlagen und haben alle» in der Hand eines noch nicht vorhandenen Stadtamtsleiters vereinigt. Die Festsetzung der M ü l l g e b ü h r e n für das Rechnungsjahr 1026 wurde nach den Beschlüssen des Ausschusses angenommen. Mit der Erledigung einer Reihe kleinerer Anträge und Dorlagen schloß die Sitzung.

Vorgehen bel Schulschließungen. Zwischen dem Hauptgesundheits- amt und dem Polizeipräsidenten ist eine Vereinbarung ge« troffen worden, die ein einheitliches Vorgehen bei Schul- und Klassenschlicßungen ermöglichen soll. Schließungen ganzer Schulen sollen danach erfolgen, nachdem der zuständige Kreis- arzt ein besonderes Gutachten abgegeben hat. Die Schließung einzelner Schulklassen dagegen erfolgt auch weiterhin »bei Gefahr im Verzuge", wie dies meistens der Fgll ist, wenn in einer Schulklasse zahlreiche plötzliche Fälle von Scharlach . Masern, Diphtherie. Ziegenpeter usw. auftreten auf Grund eines Gutachtens des zuständigen Schularztes.

der pilgerzug zu üen Mäezkämpfern. In den Nachmlttagsstunden fetzte ein wahrer Pilgerzug nach dem Friedhof der Märzgefallenen ein. Der Andrang war so groß, und nur mit Mühe gelang es den zahlreichen Besuchern, sich einen Weg durch die Gräberreihen zu bahnen. Wie ein Hauch des Friedens lag der goldene Schein der Frühllngssonne über den Zweigen. Treulich hielten an den kranzgeschmückten Gräbern Reichsbanner- kameraden die Ehrenwacht, lind unaufhörlich erschienen Kranzdepu­tationen, die Männer und Frauen, die aus den Betrieben kamen, gingen stumm an den Gräbern der Freiheitskämpfer vorüber. .Unseren unvergeßlichen Vorkämpfern" hieß eine Kranzinschrift, die eine Deputation der Belegschaft der städtischen Elektrizt- t ä t« w e r k e niederlegte. Der Kranz der Belegschaft der Berg- mann-Werke in Rosenthal trug die Freiligrathsche Inschrift: .0 steht gerüstet, seid bereit, O schasset, daß die Erde. Darin wir ruhen strack und steif. Ganz eine freie werde!" Der Zentralverband der Zimmerer Deutschlands , die Belegschaft der Firma L o e w e A.-G., Huttenstraße, die EAW., die Arbeiter. schaft der Deutschen Bauhütte, Soziale Bauge- f e l l f ch a st m. b. H. und die vielen anderen alle kamen, um den toten Kämpfem zu danken, immer wieder zu danken in stummer Bewunderung und Verehrung.. Ein prachtvoller Kranz wurde von den Hondelshllfsarbeitern und Handwerkern der Firma H. G e r s o n niedergelegt. Eine riesige rote Schleife trug einige Worte Gerhard Hauptmanns au» seinem SchauspielDie Weber": An die Ausbeuter! Ihr Schurken all, ihr Satansbruk, Ihr höllischen Kujone, Ihr sreßt der Armen Hab und Gut Und Fluch wird Euch zum Lohne. Ihr seid die Quellen aller Kraft, Die hier den Armen drücket. Ihr seid's, die ihr das trocken Brot noch von dem Munde rücket. Als die Dunkelheit bereits hereinbrach und sich die ersten Schal- ten der Nacht herniedersenkten, herrschte noch inuner der gleiche große Andrang wie während der übrigen Tagesstunden. MSrzgefalleaenfeler des Reichsbanners. Zu einer ernsten würdigen Gedenkstund« für die Märzgefallenen hatte der Reichsuanner einige seiner Kameradschaften in den gestrige» Abendstunden im Friedrichshain versammelt. Durch den dunklen Friedrichshoin wiesen lange Fackelrethen der spalierbildenden Käme- raden den Weg zum Friedhof. In den Mittagsstunden hatte der Gau an den Gräbern einen Kranz niedergelegt. Vor den Toren standen lange Reihen von Fahnen Ehrenwache. Bon dumpfem Wirbel des Tambourkorp» begleitet, marschierten die Reihen der Kameraden vorüber. Die Fahnen senkten sich. Die Republikaner ehrten die für ihre Idee gefallenen Bortämpfer. Den Blick hin zu den Gräbern zogen die alten und jungen Kämpfer der Schutztruppe der Republik vorüber. Hinter ihnen in dichten Reihen Arbeiter mit ihren Frauen. Schlicht und einfach, der Toten würdig. Ein Er- inner»,«in Kräftesommeln für den Kampf von heute und morgen�

Vor neue« Aerztetampfe«? Man schreib't uns aus Aerztekreisen: Die Ambulatorien des Berliner Kassenver» bandes sind ein wesentlicher Bestandteil der sachgemäßen ärztlicheu Dersoroung der Groß-Berliner Bevölkerung geworden und mau dürste deshalb annehmen, daß alle Kreise, denen eine gute ärztliche Versorgung der minderbemittelten Bevölkerung am Herzen liegt, also ganz besonders der Aerzteschaft, die.berufene Hüterin der deutschen Boltsgesundheit". über diese Entwicklung besonders erfreut sei. Jeder vernünftige Mensch findet sich mit Tatfachen, die einen Fortschritt bedeuten, auch wenn sie nicht seinen kleinen egoistischen i Interessen dienen, schon um ihres dauernden Wertes willen ab. Diese ! Vernunft muß man leider bei den Führern der großen� Berliner Aerzteschaft vermissen, denn sonst könnte nicht Herr Dr. S ch e y e r in der Sitzung der Croh-Berliner Vertragsgemeinschaft am 4. Fe- bruar 1926 erklären:.Die Aktion gegen die BKV.-(B e r- liner Kassenoerein) und Ambulatorienärzte wirb in oerschärstemMaßefortgesetzt, man habe nur seinerzeit ou« taktischen Gründen eine Art von zeitweiligem Burgfrleden ein- treten lassen. Bei diesen edlen Menschenfreunden kann es uns ober auch nicht wundernehmen, daß sie nicht davor zurückschrecken, ihre»

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Gnkel Moses . Roman von Schalom Asch .

»Also du Nebst den Onkel nickt? Wie. Mascha? Ich bin zu ait für dich, was? Ich pass« dir nicht, Mascha?" Der Onkel lachte, brachte damit auch Mascha zum Lachen, und das ganze Gespräch verlief im Sande. .Oh. Onkel, oh. old man, spricht nicht so. I lik«<»i. you are my old good nncle. Ich werde immer mit dir zusammen fein, ich werde mit dir in dem neuen Hause wohnen. welches du«ingerichtet hast I like it you doar old nncle." Der Onkel rief den Kellner und zahlte. Im Hinausgehen fragte er Mascha: Willst du mit mir gehen?" Wohin du willst, Onkel." Er winkt« ein Auto herbei und hieß es nach Haarlem West fahren. .Ich will dir die neuen Möbel zeigen, der Tapezierer hat sie bereits fertiggestellt. Alles ist fertig, ich möchte, daß du es dir ansiehst." Mascha wurde traurig und schwieg. Plötzlich begann sie c'cd.'r: Onkel, warum antwortest du mir nicht?" ..Was?" Auf das. was ich dir gesagt habe." Was, was?" Glaubst du nicht, daß es besser für mich wöre. wenn du mein Onkel bleibst, my»kood.«ood uncle, und ich deine Tochter als daß wir heiraten?" Es ist recht, Mascha. Schweig«, schweige!" Auf dem ganzen Wege nach Haarlem sprachen sie nicht mehr. 14. Das blaue Zimmer. Der Onkel führte Mascha in das Haus, welches er als Wohnung für die Zeit nach der Hochzeit bestimmt hatte. Di« Villa war vollständig eingerichtet, die Möbel rochen noch nach Lack, die Vorhange waren bereits befestigt, und die ganze Villa wartete auf die Bewohner. Der Onkel drehte dag Licht in allen Zimmern an. und die geschliffenen Gläser, die Basen. die Hunde und Katzen aus Porzellan, von denen olle Zimmer voll waren, begannen zu glitzern. Der Onkel führte Mascha von einem Zimmer ins andere. Die Zimmer waren prunk- voll nach dem Geschmack eines Mannes möbliert, der sich etwas

leisten konnte, vollgepfropft mit Möbeln und mit sehr vielen Kleinigkeiten. DerParlour" sah aus wie ein Geschäft mit elektrischen Lampen und Porzellanhundcn. Der Onkel über» raschte Mascha mit immer neuen Lichteffekten. Bald starrte eine Katze mit gelbleuchtenden Augen, bald begann eine Traube auf einem Schrank zu leuchten, bald blitzte in einem anderen Glasgegenstande ein Licht auf. Es war offenbar, daß der Onkel sehr viel Aufmerksamkeit auf die Einrichtung der Zimmer verwendet und in sie seine Liebe und seine Phantasie hinein- gelegt hatte. Doch die stärksten Spuren seiner Aufmerksamkeit trug das Schlafzimmer. Es war mit der Zärtlichkeit eines gewöhnlichen Menschen eingerichtet. Das ganze Zimmer war blau, die Wände waren mit billigen Landschasten, Wäldern. Flüssen mit badenden Frauen, tanzenden Feen bemalt und die Decke als sternbesäter Nachthimmel. Ein großer, blauer, französischer Teppich bedeckte das ganze Zimmer. Das Bett stand auf einem Piedestal und war mit einem blauseidenen Baldachin überdacht. Nur die Beleuchtung hielt sich nicht an den Stil des ganzen Zimmers. Sie war auch hier wie imParlour" verschiedenfarbig, rot. blau und gelb. und zerstörte die Farbenharmonie des Zimmers. Der Onkel drückte auf einen Knopf: ein elektrisches Pianola, welches im nächsten Zimmer stand und durch eine Leitung mit dem Schlaf» zimmer verbunden war, spielte gedämpft einen billigen Walzer. Der Onkel weilte lange im Schlafzimmer und musterte sehr aufmerksam das Bett mit allen seinen Einzelheiten. Mascha wurde rot: ihr Herz begann zu klopfen. Sie hatte nur einen Wunsch: so schnell wie möglich das Zimmer zu verlassen. Das Zimmer mit dem Bett auf einem Piedestal brachte ihr etwas in Erinnerung und rief in ihr Angst, heiße, bebende Angst hervor dieselbe Angst, wie sie einen zum Tode Ver- urteilten befallen mag. dem das Schafott gezeigt wird, auf dem fein Todesurteil vollstreckt werden soll. Und doch zog es sie mit geheimnisvoller Macht an, das Bett anzuschauen. Das Zimmer kam ihr irgendwie längst bekannt vor. als hätte sie es einmal schon im Traume gesehen, und sie fühlte eine ge- wisse familiäre Vertrautheit mit dem Zimmer und mit dem Bett, wie ein Schwerkranker mit dem Tode. Sie erschrak vor dem Gedanken und versuchte, das Zimmer zu verlassen. Doch der Onkel blieb auf dem Bettrand sitzen und rief sie zurück: Wohin läufst du, Mascha? Bleibe hier. Wie gefällt es dir, nun?" Oh. gut." antwortete Mascha, indem sie zur Seite blickte. Schön, was?" Der Onkel lachte und drückte auf einen Knopf an der Wand; das ganze Zimmer wurde von blaurotem

Licht erfüllt, welches die blauen Farben gelb machte; in dem ganzen Räume herrschte aus einmal ein unterirdischer Schein, Alles war geheimnisvoll verwandelt, die Möbel, die Farbe der Wände, und der Onkel faß wie ein fettes gelbes Tier auf dem Bett... Doch dieser Lichteffekt dauerte nicht lange. Der Onkel drückte auf einen anderen Knopf, und das Zimmer war von blauem Licht, dann von weißem Licht erfüllt. Der Onkel liebte Lichteffekte und hatte im Schlafzimmer die verschiedenartigsten Lichtkombinationen eingerläzteb. Geheimnisvoll spielte das elektrische Pianola im nächsten Zimmer einen billigen Walzer... Nun, was sagst du dazu, Mascha?" Oh. schön!" Aber, was nützt das alles, da du mich nur als den xood old nncle liebst, nicht anders als den xood old uncle. Sa hast du es doch gesagt. Mascha?" ?lea«v, sprich nicht so. Onkel, ich mag es nicht, daß du so sprichst." Listen, Mascha" der Onkel wurde plötzlich ernst. ich muß mit dir offen sprechen. Du bist kein Kind mehr, du weißt, was ich mein«. Dein xood old nncle will ich nicht sein, ich habe keine Lust dazu; ich will es nicht." Sttimm senkt« Mascha den Kops. Well, es ist mir recht, daß es jetzt klar geworden ist und nicht erst später" fuhr der Onkel fort.jetzt wird es wenigstens keine Unannehmlichkeiten geben. Die Villa kann ich ja vermieten oder etwas anderes damit ansangen." Dist du böse auf mich, Onkel?" fragte Mascha. Böse? Warum soll ich böse sein? Wegen des Geldes, das du mich gekostet halt? Ach, meine Landslsut« kosten mich ohnedies viel Geld. Nein, ich bin nicht böse, und ich bin nicht gut. Hast du vielleicht schon jemanden, willst du ihn heiraten? Dann schicke den Vater zu mir. Was ich für alle meine Lands- leute tue, das werde ich auch für dich tun. Und ich wünsche dir Glück, Mascha. Wenn der junge Mann etwas taugt, so soll er zu mir kommen, vielleicht kann ich etwas für ihn tun." Mascha erhob ihre großen Augen zum Onkel. Sie war an ihn gewöhnt, wie ein Kind an seinen Vater., und die Sprache, die er jetzt führte, hatte sie noch nie von ihm gehört. Sie be« kam Furcht vor ihm. Doch sie war gewöhnt an ihn. und daher ging sie auf ihn zu und schmiegte sich an ihn wie ein Kind an einen Erwachsenen, vor dem es Furcht hat. .______>-'(Fortsetzung folgt.!'