Freitag
19. März 1926
Unterhaltung und Wissen
Die wichtigsten Leute in der Welt.
Hinter jedem Manne steht der Knabe, der ihn schuf. Hinter der Frau steht das Mädchen, das sie war.
Die allerwichtigsten Leute in der Welt sind die Knaben und Mädchen in den Zehnerjahren.
Sie sind es, die alle großen Fragen des Lebens entscheiden. Welches sind diese großen Fragen? Sie betreffen nicht den Preis tarif, Geldangelegenheiten oder Bürgermeister und Präsidentenpahlen. Das find oberflächliche Dinge. Die großen Fragen find: Belchen Beruf wirst du ergreifen? Welches Mädchen wirst du heiraten? Was wirst du mit deinen Idealen tun? Was mit deinem Geschlechtstrieb? Was wird die Philosophie deines Lebens fein- wirst du sinnlich, materialistisch, selbstsüchtig oder nächstenliebend sein? Wirst du das Recht lieben, die Schönheit? Ueber all diese Fragen entscheiden die Jahre unter zwanzig.
Hast du über die seltsame Tatsache nachgedacht, daß das Glück dieser Welt in den Händen der Knaben und Mädchen ruht?
Der Knabe ist es, der das Geschäft oder den Beruf ergreift, dem der Mann nachher zu folgen hat. Das Mädchen ist es, das den Gatten wählt, mit dem die Frau ein ganzes Leben verbringen muß. Und es ist das Kind, das die Religion bestimmt, der der Er. wachsene bis zum Tode angehören muß, wenn er sich nicht einen Abtrünnigen nennen will.
Wenn der vierzigjährige Mann die politische Richtung, für die er sich als zwanzigjähriger entschied, verläßt, wird er als Ueberläufer betrachtet.
Wenn wir bedenken, daß die gewichtigsten, bedeutendsten und verhängnisvollsten Beschlüsse von Kindern gefaßt werden, dann ist es unterhaltend, zu beobachten, wie bedeutend Erwachsene tun, die in wenigen Jahren außer Dienst gesetzt werden und nun in Klubseffeln in Erinnerungen schwelgen, beim Kamin rauchen, sich im Greifen- Asnl sonnen oder es gar so weit bringen, überhaupt nichts mehr zu tun.
Fast alles, was der Mensch nach seinem einundzwanzigsten Jahre tut, besteht im Bersuche, zu verwirklichen, was er vor diesem Alter geplant hat.
Cafars gesamte Eroberungen, Websters Beredsamkeit, Glad.
stones Staatsfunft und Thorwaldsens Werte waren nur Auswirkung
dessen, was sie jeder in ihrer Jugend als Vision geschaut hatten.
Kein Mensch hat je eine große Idee gehabt, deren Spur nicht Und wir behandeln junge Leute, als ob fie und alles, was fie fagen und tun und fühlen, belanglos wäre. Wir sehen das Alter zwischen zehn und zwanzig als eine Art Zwischenspiel des Lebens an. Ihre Kindheit gehörte uns, ihre Mannheit gehört ihnen die Junglingsjahre zählen nichts.
bis auf feine Jugend zurückzuführen wäre.
Doch was der Knabe in der Zeit des erwachenden Geschlechts. bewußtseins erlebt und was da in ihm vorgeht es ist von größerer Wichtigkeit als alles, was nacher geschieht oder vorher war.
-
Du mußt feine falschen Schlüſſe ziehen, du brauchst dein Kind nicht abzuschließen oder mit dem Löffel zu füttern, du brauchst ihm auch nicht die Freiheit zu nehmen, um es vor dem Schmerz zu bewahren. Du sollst nur eingeden? sein, daß Knaben und Mädchen gerade in den Schnerjahren mehr Liebe und Kamerabschaft und Unteilnahme und Aufmerksamkeit bedürfen, als fie deren je bedurften
und später betürfen werden.
-
Die Jugend hält den unvergleichlichen Schah in Händen, den mir übrigen verloren haben den über allen Preis erhabenen. begeisternden Schatz die Zukunft. ( Uebertragung von Mag Hayet.)
-
Von der Kanonenkugel
Bis zur Gardinenpredigt.
Die Arbeiter eroberten am 18. mars 1848 Berlin , während die
Bürgerwehr dem einziehenden Seere allein ben paffiven Biber fland" und eine Fülle beißender Bike über den alten Brangel ent
gegenzufegen mußte.
-
Fr. Mehring.
Es war am 19. März 1848. Die Barritaben Berlins waren bis auf die an der Neuen Königstraße durch das Militär genommen worden, doch das Militär räumte Berlin . Friedrich Wilhelm IV. hatte endlich eingesehen, daß er es nicht mit einer Rotte von Böse wichtern", wie er noch in seiner Proflamation vom Morgen aus gesprochen hatte, sondern mit dem revolutionären Bolf zu tun hatte. Es war zwedlos, mit glatten Worten, mit blanten Lügen die RepoIution beschwören zu wollen. Das Bolt verlachte die Proflamation An meine lieben Berliner". In dem Hause hinter der Barritade am Röllnischen Rathaus war eine Kanonenkugel steden geblieben. Da flebte ein findiger Kopf die Ueberschrift der Brotlamation barüber, bie Unterschrift darunter an. So hatte der wohlaffettionierte König" am Tage zuvor zum Bolte gesprochen diese Sprache war ihm vertraut. Dann fam der Zug mit den Leichen vor das Schloß, das Berlangen nach Volksbewaffnung. Schon abends flebten die Blatate an den Eden: Es wird eine Bürgerbewaffnung organifiert. Das war die Geburtsstunde der Bürgerwehr, und der erste Schritt zur Entrechtung des revolutionären Proletariats. Denn staunend hatte tie Bourgeoisie auf der Barrikade den neuen Rämpfer tennen gelernt; die nie meister werden fonnten, Gesellen, Arbeiter hatten auf den Barrikaden gestanden, die„ Bogtländer und die Rehberger waren mit einem Male Kampfgenoffen. Zuerst freilich recht mißtrauisch betrachtete; fonnte man den Leuten trauen? Würden fie nicht die Gelegenheit des Kampfes benutzen und die Bürgerhäufer plündern? Aber erleichtert durfte man bald feststellen: Diese zer lumpten Broteten waren von einer unglaublichen, geradezu unkauf männischen Chrlichkeit. Sie gaben ihr Blut und sie verlangten nichts dafür als Freiheit; da fonnte man auch großmütig fein und noch ein paar gute Worte draufgeben. Im Proletarierlied" wurden fie angefeiert: Die Profetarier sind auch Sieger( 90 Proz
"
00
72
Beilage
des Vorwärts
PARIS
Be Eva
00000
LONDON GENF
bombinator
das Taler belieben jelen, zurüdgeben würden. Aber das half
daß die fgl. Leihhäuser alle Pfänder, die mit teiner höheren Summe nicht viel. Noch war das Bolt von seiner Ehrlichkeit durchaus nicht überzeugt. Ein als Extrablatt verbreiteter Artikel der„ Mannheimer Abendzeitung" warnte:„ Er hat gelogen, er lügt, und er wird lügen!" und erklärte:„ Mann von Berlin , wir kennen dich und darum wollen wir dich nicht!" Noch hatten in den Straßenplataten die radikalen Elemente die Oberhand. Die Beitungshalle" verlangte den Kampf zwischen Demokratie und Soldateska bis zur Bernichtung der legteren. Aber mit der Einberufung des Landtags änderte sich das Bild. Jetzt ging es nicht mehr um die Revolution, sondern nur noch Deutschen Rechenerempel" bewiesen, 449 Müßiggänger unterhält um ihre nächste Frucht, die Konstitution. Zwar wurde noch im das deutsche Volt zu seinem Nationalvergnügen!", zwar versuchte das Schloffer, Sporer, Büchen - und Windenmachergewerf durch gemeinschaftliche Arbeitsübernahme ökonomische Konsequenzen zu ziehen die Mehrzahl der Blatate aber wendet sich nur noch gegen den Wahlgefeßentwurf des vereinigten Landtags, gegen das indirekte Wahlrecht, die Heraufsetzung der Mündigkeit für die ftügung.( Der Magistrat von Berlin gab den Barritadentämpfern, ahl auf 24 Jahre, den Verlust des Wahlrechts durch Armenunter die verwundet waren, Armemunterſtügung!)
-
P
27
Hier pflückte die Bürgerwehr noch Lorbeeren. Die Teilnahme
die
an der Ehrung der Märzgefallenen am 4. Juni aber wurde ben Bezirken der Bürgerwehr verboten, mur als Privatleute durften einzelne der Bürgerwehr daran teilnehmen". Ein Bezirk mit 20 Wehrmännern protestierie durch Teilnahme und in einem Plakat andern 20 000 fügten sich. Und in der Bürgerwehrzeitung verhöhnte Maurerpolier Klud" die Arbeiter, die mit dieser Entwicklung nicht einverstanden waren und immer noch Volksbewaffnung verlangten: Pofito, id feze den Fall... nu jagen wieder manche, Kinderfens, Ihr mißt uffpassen, sonst nehmen sie uns wieder unsere Freiheit! Sone Dummheeten! Berjeszt Ihr denn, det wir jetzt den Landtag baben. Wat brauchen wir uns denn den Kopp zu verdreh'n! Un Waffen wollt Ihr. Herrjees, wat habt Ihr'n denn davon, wenn Ihr nachts uff Wache mißt! Seid fleißich bei Eure Arbeet! So trieb die Bürgerwehr ihrem unrühmlichen Untergang zu; und als am 10. November die Truppen Wrangels in Berlin einrückten, hatte sie ihnen nichts entgegenzulegen, cls„ palliven Widerstand". Widerstand. Wat heeßt eijentlich paffiner Biderstand?" fragte ber, Klabberabatsch" und befam die Antwort: Passiver Widerstand mit schäßenswertem Temperament in tadellosem Berlinisch gehaltene heeßt attive Feigheit. Und an allen Straßenbrunnen flebte bie Gardinenpredigt der Madame Bullrichen an ihren Jatten Ludewig: Bürgerwehreten, fieste, wie du bist?" Laaß man das Jewehr stehen, Ludewig! Haste mir verstanden? Du sollst den Kuhfuß stehen laaßen! Milfte mir noch weißmachen, daß du Corage haft? Loof, loof, du jammerft mir.
-
Noch einmal schien es, als wolle das Volk sich aufraffen. 3um 20. April rief das Berliner Boltswahlkomitee zu einer großen, ge meinschaftlichen Demonstration aller Slubs und aller Gemerte auf. Als aber der Berein sämtlicher Maschinenarbeiter begeistert zustimmte und dann fortfuhr:„ Bürger, Wehrmänner Haben je dir nich versprochen, daß fe teene Milletär nich in Berlins ! Wir fühlen fehr wohl, wie drückend euch in euren ander. Berlin rinbringen wollen, ohne dir zu fragen? Ja? Na fiehfte! weiten bürgerlichen Berhältnissen der jetzige Wachtdienst ist, wir Haben Sie dir bei dies legte Milletär jefragt? Ne! Na also! Haben fühlen dies und tragen euch daher unseren Beistand an. Bebt uns se also nich ihr Versprechen gebrochen, haben fe nich gelogen, haben Waffen, und wir wollen mit euch gemeinsam zur Aufrechterhaltung Se dir nich beleidigt? Stille follite find! Und wat haft bu jebahn? der Ordnung und Ruhe wirfen Da überlief die Bürger eine Du alle Nachtmüße bist mit dein'n Kuhfuß hingeschlampst und haft Gänsehaut. Der Magistrat warnte sofort die Gewerke, sich dem det Milletär noch injeholt! Du willst een Mann find? Fuj, schäme Aufzuge anzuschließen, da derselbe die öffentliche Ruhe und Ordnung dir de Dogen aus' n Kopp! Du brauchst jar mich zu Bette zu store, Polizeipräsident v. Minutoli erklärte die Demonstration für tommen! So'n Mann oder jar feener! Id habe ja ooch gefeßlich unzulässig und warnte die Einwohnerschaft, fich zu benischt jejent Milletär Aber mir ärgert man, daß se Euch da feiligen. Die gesamte Bürgerwehr wurde aufgeboten, das Militär brum bedrüfen, was se Euch versprochen haben un daß Ihr sonne in den Kasernen bereitgehalten. Alle Gutgesinnten, so war das Schlafmizen feld un nehmt des so hin! Des frepiert mir, fiehfte! Blafat unterschrieben, heulten auf: Das ist Aufruhr! Das sind Na, des find 24 000 Mannesbilder mit Jemehre un Fahnen un Und die Demonstration wurde von nicht nur billige Wünsche!" Mufite un ornfliche Offiziere mit weiße Federpuschels un laaßen den Einberufern, dem Bolkswohlkomitee, abgefagt, weil ihnen mit fich von sonen Mastrat Na, nu schlaf, Lude! Ne, du bist Waffengewalt entgegengetreten werden solle". doch een närrscher Beter! Willst du dir voch nie nich mehr von fonen Maftrat wat iefallen lassen? Jewiß nich? Na, denn sollste poch Jatte sind! Ju'n Nacht!"
-
An diesem 20. April stand das Geschic, das die Bourgeoisie der Revolution von 1848 bereitete, zum ersten Male tlar vor den Augen der Maffe. Die Bürgerwehr war zur Polizeitruppe geworden. Das Proletariat war von der Bewaffnung ausgeschlossen, felb. ständiger Erwerb eine der Aufnahmebedingungen. Von jest an ging es rapide abwärts. Schon am 30. März waren auf eigenen Wunsch der Bürgerwehr 2 Regimenter, Infanterie und Kavallerie, und einige Bataillone wieder eingerückt, denn der Wachtdienst, der ewige nächt. liche Alarm, mit dem General Aschoff die Bürgerwehr zielbewußt zermürbte, hatten ihr Wert getan. Aber lieber Soldaten nach Berlin , als Proletarier in die Bürgerwehr!- Diese Haltung der Bourgeoisie ermutigte nun die Reaktion weiter jeßt durfte man magen, den jezt durfte man wagen, den Brinzen von Preußen, ben Kartätschenprinzen", zurückzurufen. und man tat es. Noch einmal fam eine große Demonstration gegen feine Rüdberufung zustande; das Einberufungsolatat schloß mit den Worten: Alle diejenigen, denen das Recht, Waffen zu tragen, aufteht, werden ersucht, in gefchloffenen Zügen zur Sicherung der Ordnung zu erscheinen."-Aber sofort war der Bürgerwehr tomamndant zur Stelle. Er bewies, daß nach Paragraph soundio einer Berordnung eine bewaffnete Bersammlung ungefeßlich fel, und alle Majore der Bürgerwehr erflärten, sie seien zwar durchaus gegen die Rüdberufung des Brinzen, aber sie würden allen Ber suchen, auf die Entschließungen der Regierung mit bewcffneter Hand einzuwirken, energisch entgegentreten Die Versammlung fand also als unbewaffnete Demonstration statt, aber sie erreichte doch, daß die Rückkehr des Prinzen aufgeschoben wurde. Die Bürgermehr fämpfte nicht mehr geoen die Reaktion, nur noch gegen die Kaken mufifer, die jetzt in Mode gekommen waren. Die Kazenmufiter verteidigten sich: Alles hat sich geändert. Außer seiner Liebhaberei für Weißbier und Kohlrabi hat der Berliner Bürger alle feine früheren Neigungen aufgegeben. Er hält sich nicht mehr in festen Wohnplähen auf, sondern führt ein Nomadenleben in Wachtstuben auf Schießplägen, treibt bei Tage Straßenbrunnenleftüre und acht Aber nun war es genug; genug Unruhe, genug von der Revo des Nachts Patrouillen. Sonst hatte er, wie jeder Mensch. zwei tution. Und am 21. März fchon flebten an den Eden die Aufrufe Füße, ießt hat er drei, darunter einen Ruhfuß: fonft ließ er feine bes aus prominenten Bürgern bestehenden Bestattungskomitees. Frau Staat machen, jest macht er selbst Parade; fonft dachte er sich Ein Friedhof," so schlugen sie vor, umfaffe die Leichen der Gefehr wenig, jekt dünft er sich sehr viel. Seine friedliche Natur hat fallenen, und ein Trauerzug. Bürger und Soldaten Arm in Arm, fich geändert, jezt denkt er an Gefecht und Krieg, an Schlachten und Die fei thr Geleite." Das war aber doch etwas zu früh! Drei Tage Blutwurst, und sein Herz trochtet nach Heldentaten. nach dem Kampf und schon wollte man das Militär zurückholen! Bürger schlagen selbst um Mitternacht herzzerreißende Wirbel auf Die Plakate wurden abgerissen und in den Rinnstein geworfen. Man ihren Trommeln, uns aber, die wir ein Naturrecht auf unsere mußte noch warten! Am Abend ließ der König bekanntmachen, Rehlen haben, wollen fie diefelben abschneiden!"
-
der Gefallenen waren Broleten)
Ruft Ehre fie als Freiheitstrieger.
-
Mir hungern, durften, schmachten, frieren,
Doch achten wir das Eigentum,
An Bürgergut darf feiner rühren, Die Ehrlichkeit ist unser Ruhm."
-
-
www
Das war der Epilog der Bürgermehrherrlichkeit. Am 11. No. vember wurde die Bürgerwehr aufgelöst, am Tage darauf der Belagerungszustand perhängt. R. Ewald.
Die Entdeckung des Urflugvogels. Die Auffindung des Urvogels Archaeopteryr in den Jurafalten von Solnhofen im Jahre 1861 hat großes Aufsehen erregt, weil man darin eine Bestätigung des Darwinismus fand. Das foftbare Stüd, das in den Kalt eingebettet war, fam ins Britische Museum zu London . Aber ein zweites Erem. plar wurde für das Berliner Museum für Naturkunde gerettet. Bei ber Unvollfommenheit der damaligen Bräparierungsmethoden wagte man sich aber nicht an eine sehr umfangreiche Freilegung der felt. famen Tiere. Man begnügte sich damit, festzustellen, daß der Archae opterng in seinem Bou zwar viele Merkmale von Kriechtieren hat, aber doch ein echter Bogel ist und daher das Bindeglied zwischen Reptilien und Bögeln darstellt. Eine spätere vergleichende Unterfuchung der beiden Exemplare führte zu einer Einordnung der beiden Stüde , die sich schon durch ihre Größe unterscheiden, in zwei Arten, und man unterschied nun den A. Siemfii in Berlin und den 2. lithographica in Lendon. Nun ist aber in neuester Zeit eine Neupräparation des Londoner Eremplars angeregt worden, und es ergaben sich so wichtige Unterschiede, daß man nicht nur von zwei perfchiedenen Arten, sondern pon zwei verschiedenen Gattungen des Urvogels sprechen muß. Nach einem Bericht von Dr. Tilly Edinger, ber in der Umschau" wiedergegeben wird, gelang es, die beiden Schambeine freizulegen, und es zeigte sich, daß das Becken des Londoner Urvogels fich von dem des Berliner beträchtlich unter schieb. Aber nicht nur das Becken, sondern auch die Schultergürtel zeigen große Abweichungen, und es stellte sich heraus, daß die Gegen. fäglichkeit eine so tiefgreifende ist, wie sie fenft nur bei den durchaus verschiedenen großen Bogelgruppen der Laufvögel und Flugvögel ist. Die Unterschiebe an Hand- und Fußmurzel sowie in der Schwanz wirbelzahl führten zu demselben Ergebnis, und so hat man in dem Berliner Eremplar den Urflugvogel entdeckt, während das Londoner Etüd den 2hnherrn aller Laufvögel darstellt. Bei dem Berliner Urvogel war bie Flugfähigkeit sehr viel besser ausgebildet, während der Londoner jedenfalls ein sehr ungefchickter Flieger gewesen sein muß. Aus diesem Grunde hat man der neuentdeckten Gattung, die in dem Berliner Exemplar verförpert ist, auch einen neuen Namen gegeben und diesen Urflugvogel als Archaeornis bezeichnet.