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zwar feine vorsichtige Politit, aber eine Politik, die deutlich genug zeigt, was die Reichsregierung von den kommenden Monaten wartet. Und diese Auffassung hat nicht nur unfere Regierung, auch Mr. Harriman, dem man einiges wirtschaftliches Berständnis zutrauen darf, hat gerade jezt ausgeführt,
Wir fragen, ob diese Tatsachen dem Reichswirtschaftsministerium| ftellung erbringt bie pom Reichsarbeitsblatt veröffentlichte| Aufschwung der Wirtschaft wieder eingebracht werden wird. Das ist efannt find, ob ihm insbesondere bekannt ist, daß eine offiziöse Stelle die Tatsache der Aktivität im deutsch - spanischen Handel hat ableugnen wollen, und es sich hat gefallen lassen müssen, daß ein großer Industriellen- Berband Eaß für Sah die Unrichtigkeit der offiziösen Erklärung nachwies. Auch hier ergibt sich ein Erport perluft von 16 Millionen Mart in einem Vierteljahr und das bedeutet eine weitere Erwerbslosigkeit für 40 000 Arbeiter.
Die Rechnung geht aber noch weiter. Der Zollfrieg, den wir seit dreiviertel Jahren mit Polen und Danzig führen, hat der Deutschen Wirtschaft sehr schwere Schläge perfegt. Auch hier sehen wir, wie bei Spanien , im 2. Quartal eine attive Handelsbilanz, vom dritten Quartal ab aber als der 3allfrieg seine Wir falls auf Kosten des deutschen Exports. Bam 2. zum 3. Quartal ist der Export an Fertigwaren allein um 43,1 Millionen zurückgegangen, bas bedeutet bei der gleichen Berechnung wie bei Frankreich und Spanien einen Berlust, der einer Arbeitslosigkeit von 80 000 Arbeitern entspricht.
Wir haben also die Tatsache festzustellen, daß durch den hier aufgezeigten Erportrüdgang, der auf das Konto der Handelspolitik der Regierung zu sehen ist, etwa 470 000 Arbeitslose mehr geschaffen wurden.
Diefe Berechnung gewinnt um so mehr an Wahrscheinlichkeit, meil die starte Bermehrung der Arbeitslosen gerade in das dritte und vierte Quartal 1925 fällt. So sieht die Bilanz der Handelspolitit der Regierung aus.
Auch die übrigen Maßnahmen oder Unterlassungen des Reichswirtschaftsministeriums haben wesentlich zur Verschärfung der Wirt fchaftskrise und damit zu der großen Arbeitslosigkeit beigetragen. An. furbelung der Wirtschaft, Rationalisierung und Preisabbau usw. find Schlagworte geworden, hinter denen sich die Bestrebungen auf Her ablegung der Löhne und Behälter der Arbeiter und Angestellten verbergen. Die Regierung bereitet schon seit Monaten einen Gefeß entwurf zum Preisabbau vor. Was ist bisher dabei herausgetommen? Das Sinten des Großhandelsinder ist auf das Sinten des Roggenpreises zurückzuführen, das ist aber nicht das Berdienst der Regierung, sondern die Folge der guten Ernte. Wenn es nach dem Willen der Regierung gegangen wäre, dann hätten wir feine Senkung, sondern eine Steigerung des Groß handelsinder gehabt, denn der 3 med der 3ollpolitif mar doch, den Preis für Getreide zu steigern. So wie die Politit des Preisabbaus bisher betrieben wurde, muß fie unwirt Jam bleiben. Bom Kampf der Bolizei gegen den Kleinhandel ist Teine Wirkung zu erwarten. Will man den Preisabbau mirffam beginnen, dann muß man dort ansehen, wo er am meisten volts wirtschaftlich wirkt und muß fich derjenigen Mittel bedienen, die automatisch eine Senfung des Preisniveaus herbeiführen. Diefe Mittel sind vor allem unsere alten Forderungen auf
Beseitigung der Elfenzölle, Herabjehung der Kohlenpreise und Abschluß von Handelsverträgen,
der uns zwingt zur Preisgabe der überhahen 3ölle, die jetzt die deutsche Produktion belasten und die Preise auf einer übermäßigen Höhe halten. Dazu gehört auch die Forderung einer befileren Kontrolle der Kreditpolitit der Banten . An sich bewirken hohe Zinsen tein hohes Breisniveau. Aber sicher ist, daß der zurzeit von den Banken berechnete 3insfab beträchtlich zu hoch ist und angesichts der trifenhaften Lage der deutschen Wirtschaft verbilligt werden könnte. Auch die Politif der Banten hat die Arbeitslosigteit start vermehrt. Ein Fünftel der jebigen Arbeitslosigkeit tommt, wie im gezeigt habe, auf die Rech nung der deutschen Handelspolitit. Die Arbeitslofigkeit der übrigen pier Fünftel entspricht etwa 10 Brez. der beschäftigten Arbeit nehmerschaft. Diese Zahl muß man sich deshalb vor Augen halten, meil neuerdings zur Beseitigung der Arbeitslosigkeit ein allgemeiner Lohnabbau empfohlen wird. Daß mit einem Lohnabbau die in ländische Nachfrage nach Konsumgütern Dertleinert und damit die rile nech verschärft wird, das fcheinen unsere jogenannten Wirtschaftsführer nicht zu erkennen. Die Arbeitslosigkeit ist doch gerade am stärtfien in den Berufen, die für den unmittelbaren Bedarf des Bolles arbeiten, affo in den konjummittelindustrien. Dieje Industrien sind aber vorwiegend auf den Absatz in Deutsch land felbft angewiesen. Den fchlüffigen Bemeis für meine Dar
Statistit über die Arbeitslosigkeit in den deutschen Fachverbänden. Im Dezember 1925 war die Arbeitslosigkeit, abgesehen von den Bauarbeiten, die in diesem Monat naturgemäß den höchsten Stand an Arbeitslosigkeit hatten, am größten in der Schuhindustrie. Hier maren 33,4 Proz. arbeitslos und 46,9 Proz. Kurzarbeiter, es wurden nicht einmal 20 Proz. der Arbeiter voll beschäftigt. Gerade die Schuhindustrie ist mit ihrem Absatz fast ausschließlich auf Deutschland angewiesen, in der Borfriegszeit betrug der Export von Schuhwaren nie mehr als 5 bis 6 Brez. der Erzeugung. In der Tabatindustrie gab es 25,4 Broz. Arbeitslose und 34,5 Proz. Kurzarbeiter. Im Betleidungsgewerbe zählte man 24,7 Broz. Arbeitslose und 40,8 Kurzarbeiter. Bei den Kurzarbeiter. In den übrigen Berufen lag die Arbeitslosigkeit unter 20 Broz,
3m Interesse der Wirtschaft müffen also die Löhne und Gehälter gefteigert werden, um die Arbeiter und Angestellten fonfumfähiger zu machen.
daß das Jahr 1926 das beste Jahr der deutschen Wirtschaft seit Kriegsende sein werde.
Mag das auch übertrieben fein, so läßt sich doch soviel sagen, daß die Krife im 2bflauen ist. In diesem Augenblick die Löhne abzubauen, würde den Beginn des Aufschwunges nur verlangsamen. Über auch noch andere Gründe sprechen für die Annahme, daß die rbeitstofsfeit Einer dieser Gründe ist die Tatsache, daß die Regierung endlich unferem Verlangen nachgegeben hat und Mittel für die diesjährige Bauperiode zur Verfügung stellen will. Auch bei dieser Gelegenheit muß man sich scharf dagegen wenden, daß die Wohnungsbauabgabe nicht ihren eigentlichen Zweden zugeführt wird. Wird ver Baumarkt angeregt, werden endlich die fehlenden Bohnungen wenig
ganzen Wirtschaft beitragen. Ich beschränke mich auf diese wenigen Ausführungen, verweise aber noch auf die Dentschrift der Spigenverbände der Gemertschaften, die für die Hebung der Wirtschaft sehr beachtenswerte Borschläge macht, und deren Befolgung weit eher zur Gefundung führen wird, als die Borschläge, die von Unternehmerseite an die Regierung gelangen. Wir wissen sehr gut, daß auch durch diese Vorschläge Not und Elend in der arbeitenden Bevölkerung nicht beseitigt, sondern nur gelindert werden tönnen. Die Wirtschaftskrisen find Begleiterscheinungen der privatfapitalistischen Produktionsweise. Diese Wirtschaftskrisen werden erst fapitalistischen Produktionsweise. Diefe Wirtschaftstrijen werden erst dann beseitigt werden, wenn die Wirtschaft nicht mehr dem privaten Profitintereffe, sondern der Deckung des Bedarfs des Volkes dient. ( Debhafter Beifall bei den Sozialdemokraten.)
Abg. Freiherr v. Stauffenberg ( Dnat.) wendet sich gegen die Auffassung, daß die Wirtschaftstrife nur durch die Steigerung des Exports beseitigt werden könne. In erster Linie müsse die Ertragsfähigkeit der deutschen Landwirtschaft gehoben werden. Die Landwirtschaft fönne auf Schutzölle nicht verzichten.
Das ist fürzlich auch von dem Syndifus der deutschen Bekleidungsftens zu einem Teile erstellt, so wird das sicher zur Belebung der verbände anerkannt worden, als er am 9. Februar d. I. erklärte, die Bekleidungsindustrie fönne nie blühen, wenn sie sich auf billige Löhne stüße. Es steht doch im übrigen fest, daß die Konkurrenzunfähigkeit sicher nicht durch die Löhne verursacht ist, denn in den Hauptkonkurrenzländern sind sie viel höher als in Deutschland . Es wird viel von Rationalisierung und von Reinigungskrife gesprochen. Aber mit der Herabsetzung der Löhne und Gehälter fann fein Betrieb rationalisiert, fann die Produktion nicht verbilligt werden. Nicht die produktiven, sondern die unproduttiven Gebälter verte uern heute die Produktionskosten. Ueberall finden wir eine Uebersehung in den leitenden und hoch bezahlten Stellen. Dafür einige Beispiele: Jn 256 Aktiengesellschaften stieg die Belegschaft 1925 um 1,3 Proz, die Zahl der leitenden Personen dagegen um 62 Pro3. Nach einer Unter fuchung der Leipziger.Neuesten Nachrichten" maren 1913 in 10 fächsischen Gesellschaften 20 Direktoren und 50 Aufsichtsratsmitglieder vorhanden, 1926 dagegen 30 Direttoren und 74 Auffichtsratsmitglieder. Der neue chemische Truft hat 40 Generaldirektoren und 43 Direktoren. Das Handbuch der Direktoren ist von 1300 Seiten im Jahre 1913 auf 3000 Seiten im Jahre 1925 angeschwollen. In der Schuhfabrik Birnets- Weffels Betrieb Nürnberg ist die Arbeiter zahl von 2400 auf 660 abgebaut worden und diefe 660 Arbeiter werden nur 35 Stunden die Woche beschäftigt. Die Produktion ist arbeitstäglich von 12 000 auf 1500 Paar gesunken, Aber der ganze faufmännische und technische Verwaltungsapparat ist geblieben. Es find vorhanden: 5 Direttoren, 11 Profuristen, 6 höhere Angestellte neben 153 faufmännischen und 40 technischen Angestellten. Auf je 132 Arbeiter fommit alfo 1 Direttor, auf je 60 Arbeiter ein Broturist, auf 5% Arbeiter ein faufmännischer und auf 14 Arbeiter ein tech nischer Angestellter. Trog verminderter Production also unproduftive Ausgaben, das ist die Ursache für die hohen Preise unferer Brobufte, Das Leipziger Blatt hat meiter festgestellt, daß ein fächsisches Bantinstitut, das heute nur mit einem Drittel feines Borkriegskapitals arbeitet, feine Direffion um 50 Proj., feinen Aufsichtsrat um 100% vergrößert hat. Wenn so gewirtschaftet wird, darf man sich nicht mundern, daß die Gefundung der Wirtschaft so langfame Forts fchritte macht.
Nicht Abbau der Löhne, sondern Abbau des teuren Berwaltungsapparats in Banten und Industrie ist zur Gesundung notwendig. Menn mir unferen Erport steigern wollen, fo dürfen wir teine Schundware fiefern, fondern hochwertige Qualitätsarbeit leiften. Glaubt ein vernünftiger Mensch, glaubt das Reichswirtschafts: ministerium, beß wir bei niedrigeren Löhnen hochwertige Qualitäts: ware liefern fönnen? Statt daß das Wirtschaftsiministerium gerade hierüber auftlärend wirft, sehen wir, daß es wiederholt feinen Ein fluß in der Richtung auf Lohnfentung ausgeübt hat.
Wir behaupten aber auch, daß die Aussichten der deutschen Wirts fchaft gar nicht so ungünstig find, wie es von den Vorfämpfern des Lohnabbaus behauptet wird. Die 3eichen eines Bieber. auffwungs find deutlich genug. Auch die Reichsregierung baut ja ihr Stenerprogramm, wenn ich so lagen darf, auf eine Hauffe- Spekulation auf. Sie rechnet offensichtlich damit, daß der größte Teil des Ausfalls infolge der Steuerermäßigung durch den
Abg. Meyer- Berlin( Dem.) Die Bolitit ber Zuwendung Don Liebesgaben an einzelne Industriezweige und Unternehmungen, die die vorige Regierung betrieben habe, darf nicht fortgelegt werden. Bei der Finanzierung der Exporte dürften die Großen nicht bevorzugt werden. Das Wichtigste sei die Durchführung einer großzügigen Handelspolitit, die aber mit der bis berigen 3ollshuggefeßgebung nicht erreicht werden tönne.
Abg. Dr. Deffaner( 3.). Die wirtliche Wirtschaftsnot entsteht aus der Unrentabilität der Betriebe, in der Landwirtschaft, ebenso wie in der Industrie. Ihre Beseitigung jei ein langwieriger Prozeß. Von einer beginnenden Befferung der Wirtschaft sei bisher noch wenig zu merfen.
Abg. Boenen( Romm.) vermißt in der Rede des Ministers das Eingehen auf die vorliegenden Dentichriften, besonders die des Allgemeinen Deutschen Gemert haftsbundes. Aber im Ausschuß habe er fein Berhältnis zur Sozialdemokratie und zu den Gemertfchaften flargestellt, als er sich für den Gedanten der Arbeitsgemein fchaft aussprach. Die SPD. und UDBG, Führer spielten hierbei eine Doppelrolle,
Abg. n. Raumer( D. Bp.) Eine fünftliche Erhöhung der Löhne ohne Erhöhung der Produktion ist ein untaugliches Mittel zur Be feitigung der Krise. Durch die Berbilligung der Maffenerzeugniffe muß deren Abfagmöglichkeit erweitert werden, Die Bestrebungen auf eine internationale Berständigung der Eisenindustrie müßten gefördert werden. Diese Berständigung würde aber durch die Herablegung des Eisenzolls nur erjohmert merben.
Darauf wird die Beratung des Wirtschaftsetats abgebrochen. Abg. Taubadel( Goz.) berichtet über die Verhandlungen de Ausschusses über den Haushalt des Reichstags.
Der Haushalt des Reichstags wird ohne Aussprache an genommen. Gegen 7% Uhr pertagte sich das Haus auf Sonnabend mittag 12 lhr. Fortsegung der 2. Beratung des Haushalts des Reichspirtschaftsministeriums.
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