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nationalen Minderheiten, geschieht nichts! In eindring­lichen Worten mahnte er die Tschechen, den Weg zur Verständi gung zu beschreiten, der gerade durch die Verschärfung der nationalen Gegenfäße dringend notwendig geworden ist.

Wir sind ja nun in bezug auf die Beamtenschaft der Republit, insbesondere aber bei der höheren Beamtenschaft, schließlich aller. hand gewöhnt. Hier aber muß man doch ernstlich fragen, ob Gürich wirklich, als jei nichts geschehen, wieder seine Diese Rede verfehlte auch ihre Wirkung auf die tschechischen einflußreiche Stelle im preußischen Ministerium für Sozialdemokraten nicht. Tschechische Barlamentarier sprachen Wissenschaft, Kunst und Volksbildung, und zwar ausgerechnet in der dem Genossen Czech ihre Anerkennung aus, ein Berwaltung des Boltsschulwesens einnehmen fann, Führer der tschechischen Sozialdemokratie nachdem er durch seinen Schulgeseßentwurf aller Welt aufs deut bezeichnete diese Rede geradezu als eine Tat und als Waglichste gezeigt hat, welche Stellung er zu all den Fragen einnimmt, nis! Hoffen wir also, daß die tschechische sozialdemokratische die ihm hier täglich zur Bearbeitung und Mitentscheidung vorgelegt Bartei doch bald dazu gelangen möge, zum Verständigungs- werden? Kann das Ministerium Becker und im weiteren Sinne antrage ihrer deutschen Genossen in zustimmen dem die preußische Staatsregierung ihn wirklich ertragen als Mitarbeiter Sinne Stellung zu nehmen und lassen wir uns diese Hoffnung, einer Schulpolitik, wie sie die Republik erfordert? Ein Mann von die wir gerade auch im Interesse des tschechischen Volkes dem Geifte Gürichs, der an Enge und Weltfremdheit nicht mehr und seiner Beziehungen zu dem umgebenden und fast fultur- überboten werden fann, fann für die preußische Voltsbildung un gleichen deutschen Volke hegen, nicht dadurch irre machen, daß möglich Ersprießliches leisten. die tschechische Parteipresse einstweilen noch eine Wandlung zum Besseren nicht erkennen läßt.

This is Bumindest nicht an eine ſo einflußreiche Stelle, wie er fie vor der Exkronprinzens Leiden.

Was er in Holland auszustehen hatte. Sofern ihr Tränen habt, bereitet euch, fie jego zu vergießen! Die Hamburger Nachrichten" laffen sich von Dirk van der Gracht erzählen, was der arme Erfronprinz auf seiner Reise nach Wieringen zu erbulben hatte:

General Onnen, der Chef des Internierungsdienstes, der für die Internierung des Kronprinzen die Verantwortung trägt, findet taum Anlaß, den Kronprinzen anders au behandeln als andere Jnternierte.. Die Reise von Roermond nach Wieringen muß schrecklich ge­wefen ein. Man fuhr nicht einmal in einem reservierten Kupee. Die Reise geht über Amfterdam. Der Bresse wird mitgeteilt, wann der Kronprinz dort eintreffen wird, und mit welchem Buae er weiterfährt. Am Amsterdamer Zentralbahnhof drängen fich niederländische und ausländische Journalisten. Man versucht nach vorn zu fommen, unverschämt wird der Kronprinz angeredet. Zwei weibliche Journalisten nehmen im Rupee des Kronprinzen Platz:" Guten Morgen, Herr Hohenzollern , wie geht es Ihnen? Ist die Reise angenehm gewesen? Sie sehen ein bißchen blaß aus; hoffentlich wird Ihnen die Kur hier aut tun. Eine tronprinzliche Zigarette besänftigt fie etwas. Bald Und diesem edlen Dulber, der in einem nichtreservierten Abteil fahren mußte, well foeben ein großer Krieg mit Millionen Toten und Verstümmelten verloren gegangen war, will das verruchte deutsche Volk für ausgestandene Leiden nicht einmal ein paar lumpige Hundert Millionen Mark bewilligen!

fährt der Zug ab.

Kehrt Gürich zurück?

Als überzeugter Monarchist und unversöhnlicher Gegner der Republik gehört dieser Gürich nicht mehr in den Dienst der Republit. Uebersiedlung ins Schiele- Ministerium einnahm. Wenn er nicht bie nötige Selbsterkenntnis befigt, daraus von selbst die Folgerungen zu ziehen, werden es die dem Staate verantwortlichen Stellen tun müssen.

Der Postetat.

Beamte.

einnahmen find insgesamt auf 1841,5 tonen veranschlagt. mil Die Persönlichen Roften werden in 1926 insgesamt 1080 lionen, oder 56,7 Broz. der Betriebsausgaben ausmachen. Das Per­fonal des Ministeriums selbst beläuft sich zurzeit auf 545 planmäßige Die Haupteinnahmeposten des Etats find die folgenden: Es wurden vereinnahmt an Gebühren für die Bost beförderung 962 Millionen( 88 Millionen mehr als 1925). Aus dem Post sched­pertehr 53 Millionen( 9 Millionen weniger als 1925). Aus der Telegraphie 99 Millionen( 9 Millionen mehr als in 1925). Aus dem Fernsprechwefen 664 Millionen( 1,9 Millionen mehr als in 1925). Aus dem Funkwesen 38 Millionen( 4 Millionen mehr als 1925). Aus vermischten Einnahmen( Veräußerungen, Mieten, Bachten usw.) 26 Millionen( 6 Millionen mehr als 1925). Die besonderen Kosten der einzelnen Betriebszweige betragen: bei der Bo ft für den Betrieb 177 Millionen, für Anlagen 30 Millionen, beim Bosti che dverkehr für den Betrieb 231 000 Mart, für Anlagen 1992 000 Mart, bei der Telegraphie für den Betrieb 32 Millionen, für die Anlagen 4% Millionen, beim Fernsprech wefen für den Betrieb 74 Millionen, für Anlagen 278% Millionen, beim Funkwesen für den Betrieb 26½ Millionen, für Anlagen 4 Millionen.

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Die Aussprache über den Voranschlag und die Angaben des Ministers fand in einer Nachtsizung statt, während die Abstim­mungen in der Sizung vom Sonnabend früh vorgenommen wurden. Mit den 20 Millionen, die die Deutsche Reichspost nach dem Etat aus ihrem Ueberschuß an die Reichstaffe abführen wollte, war feine Partei zufrieden. Es lagen Anträge vor, die diese Summe von 20 Millionen auf 100, auf 75 und 70 Millionen erhöhen wollten. Boraussichtliche Betriebsergebnisse für 1926. Angenommen wurde die Erhöhung um 50 millionen auf 70 Millionen. Angenommen wurden ferner zwei so. Seit die Reichspostverwaltung vor zwei Jahren in eine felbe aialdemokratische Entschließungen, von denen die ständige Gesellschaft unter der Firma: Deutsche Reichspoft umge eine verlangt, daß bei einer Neuregelung der Fernsprechgebühren wandelt worden ist, erscheint ihr Etat im Reichshaushalt nur noch eine Belastung der Wenigsprecher zugunsten einer Entlastung der mit zwei Bosten. In den Ausgaben mit dem Gehalt des Ministers, Bielsprecher vermieden wird. Die andere fordert die Regierung auf, auf der Einnahmeseite mit dem mutmaßlichen Reinüberschuß, der mit der preußischen Regierung in Berhandlungen über die Zufüh auf Grund des Reichspoftfinanzgefeges vom 18. März 1924 an die rung von Druckaufträgen an die Reichsdruckerei einzutreten. Mit Reichstaffe abzuführen ist. Für 1926 find als Reinüberschuß diesen Abstimmungen war zugleich die Beratung des Hauptetats 20 millionen Mart veranschlagt. Die Festlegung aller für 1926 rechtzeitig vor Beginn des neuen Etatsjahres abgeschlossen, anderen Etatspofitionen ist nicht mehr Sache des Reichstages, sondern des Verwaltungsrats der Deutschen Reichspoft. bei allen anderen Etats, an das Gehalt des Ministers an und sie Die allgemeine Aussprache über die Boftverwaltung fnüpfte, wie Aufruf der französischen Sozialdemokratie. wurde eingeleitet durch eine ausführliche Rede des Ministers Stingl, In Bereitschaft zur Regierungsübernahme. in der er einen Gesamtüberblick über die Verkehrs- und Wirtschafts­Paris, 20. März.( Eigener Drahtbericht.) Die Sozia lage der Reichspost gab. In feinem Jahre bisher habe bie Abelistische Partei Frankreichs veröffentlicht einen Aufruf an hängigkeit der Postwirtschaft von der allgemeinen Wirtschaft sich in ihre Wähler, in dem sie die politische Lage darlegt und insbesondere ber allgemeinen Wirtschaft habe sich auch die Lage der Reichspoft wortlich zu machen feien für die geringen Ergebnisse, die fo startem Maße gezeigt, wie 1925. Mit der zunehmenden Krisis fich gegenüber dem Borwurf verteidigt, daß die Sozialisten verant ungünstiger gestaltet. Der Postbeförderungsdienst auf auf politischem Gebiete felt den Wahlen vom 11. Mai 1924 erzielt Eisenbahnen und gewöhnlicher Straße wurde, soweit wie möglich, worden sind. Der Aufruf schildert die politische Entwicklung seit auf politischem Gebiete felt den Wahlen vom 11. Mai 1924 erzielt verbessert. Besondere Aufmerksamkeit wurde der Entwicklung des Posttraftwagenpertehrs zugewendet. Gegenwärtig be­den letzten Wahlen und erflärt, daß die Regierungen, die dem Mi­stehen im Ueberlandverkehr mehr als 1200 Linien. Die Zahl der nisterium Herriot gefolgt sind, sich immer weiter von der Erfüllung Kraftomnibusse und der sonstigen Bersonenwagen beträgt über 2700. des Bolts willens, wie er im Wahlergebnis zum Ausdruck Der Flugpostdienst foll weiter ausgebaut werben, besonders gekommen ist, entfernt haben. der Nachtflugverkehr. Die Zahl der Postiche ctunden ist von 121 000 im Jahre 1914 auf 857 000 im Jahre 1925 gestiegen, hat sich also versiebenfacht. Der Telegraphen vertehr entwickelte sich auch im abgelaufenen Wirtschaftsjahr nur sehr langsam. Eine be fondere Rolle spielte hierbei die zunehmende Konkurrenz des Fern erniprechwesen befindet sich weiter in einer Aufwärts. Sprechers. Burzeit arbeitet die Telegraphie mit Unterbilang. Das entwicklung. Der Zugang an Hauptanschlüssen ist fortdauernd fehr start. Troß größter Anstrengungen find zurzeit noch rund 29 000 An träge auf Einrichtung von Neuanschlüssen rückständig. Ende Januar belief sich die Gesamtzahl der Sprechstellen auf über 2% Millionen. Gegen das Vorjahr bedeutet das eine Zunahme um etwa 11 Broz. 3ahl der Rundfuntteilnehmer hat im Dezember bereits 19 Sender in Betrieb. Was das Personalwesen betrifft, fo die erste Million überschritten. Es find zurzeit waren am 31. Januar 1926 befchäftigt 251 307 Beamte im Haupt amt, sowie 41 829 außerhalb des Beamtenverhältnisses stehende, in dauernd erforderlichen Dienstposten tätige Personen, darunter 31 187 Arbeiter im Telegraphenbetrieb. Ferner waren an dem ge. nannten Stichtag 28 121 Berfonen als Bertreter für Krante und Be urlaubte sowie als Aushilfen beschäftigt. Die Finanzlage der Reichspoft ist nach Ansicht des Ministers zurzeit eine recht gespannte. Ob es möglich sein wird, das Jahr 1925 ohne Fehlbetrag abzu. schließen, erscheint ungewiß. Die Aufstellung des Etats für 1926 erfolgte mit größter Vorsicht und Zurückhaltung. Die Betriebs.

Eine Frage an die preußische Regierung. Man schreibt uns: Als der deutschnationale Abgeordnete Schiele das Reichs minifterium des Innern übernahm, war es eine seiner ersten Maß­nahmen, den Leiter der Kulturabteilung in seinem Minifterium, Elaatsfefretär Heinrich Schulz, faltzustellen und an dessen Stelle das reaktionärste von allen Mitgliedern der preu. Bischen Unterrichtsverwaltung, Geheimrat Gürich, an feine Stelle zu sehen. Ihm wurden die Geschicke der Kultur­abteilung anvertraut! Mit welchem Erfolge er sie betreut hat, zeigt der von ihm ausgearbeitete Reichs- Schulgefegentwurf. Das untwefen entwidelt sich in rasch aufsteigender Linie. Die Gewiß war es ein Referentenentwurf", und ganz gewiß entsprach er auch der Gesinnung seines Verfassers. Aber der Referent und Berater eines Ministers wird niemals einen Entwurf ausarbeiten, der den Absichten seines Chefs schnurstracks zuwiderläuft. Insofern war der Entwurf Bürich" auch zugleich ein Entwurf Schiele" und umgekehrt.

Schiele ist aus dem Reichsministerium des Innern geschieden, und auch Gürich wird die Stätte seiner ruhmreichen Taten am Königsplatz demnächst verlassen und, wie man hört, den Schauplatz Königsplatz demnächst verlaffen und, wie man hört, den Schauplatz feiner Tätigkeit wieder in das Haus Unter den Linden 4, in das preußische Kultusministerium, zurüdverlegen.

Kleines Theater.

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feit. Allmählich erft wurden die Feinde dieses gemäßigten Bazi. fiftendramas an den richtigen Sinn herangeführt. Dann sagte man sogar Prophetisches enthielten.

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Es wird dann an die Mitarbeit der sozialistischen Kammer­fraftion bei der Ausarbeitung der letzten gemeinsamen Finanz­vorschläge des Linksfartells erinnert, deren Durchführung durch den Abfall des rechten Flügels des Kartells bei der Abstimmung ruf, eine ftabile demokratische Regierung zu bilden, würden, wie in unmöglich gemacht worden sei. Alle Versuche, versichert der Auf­ber Bergangenheit, so auch in der Zukunft, die Unterstützung der ficht, daß eine energische Aktion zur Wiederherstellung der Sozialisten finden. Die Sozialistische Partei sei allerdings der An­Staatsfinanzen und zur Sanierung der Währung unternommen werden müsse. Die Sozialisten erklären schließlich dem Lande, daß fie bereit seien, die Regierungsverantwortung zu übernehmen, in der Ueberzeugung, daß eine Regierung, die entschlossen sei, die Spe­bereiten, die Unterstützung der gesamten Nation finden werde. fulation zu bekämpfen, und den Steuerhinterziehungen ein Ende zu

Die holländische Gesandtschaft beim Bafikan ist durch Kammer­befchluß mit 48 gegen 41 Stimmen aufgehoben worden.

Der Methodistenbischof Bast wurde am Freitag vom Repen hagener Schwurgericht wegen Betrugs zu 3 Monaten Gefängnis verurteilt. Der Staatsanwalt zog nach den Verhandlungen die drei erften der 9 Anklagepunkte wieder zurüd. Gegen die sechs übrigen Puntte der Antlage tann Berufung nur gegen Strafmaß erfolgen.

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Das Grabmal des unbekannten Soldaten von Paul Raynal. allerdings, daß These und Tendenz bes Dramas viel Gewinnendes noch Stücke ohne fünstlerische Bedeutung einstudieren wollen. Bon

Der fleine Mann ist Bazifist, auch in Frankreich . Er verspürt und hat vor allem verspürt, wie der Krieg ihm Gesundheit, Liebes­glück und Haus zerstörte. Aber die Romantit des Mittelstandes, die fich noch immer an Kriegsvergangenheit und Kriegszutunft erfreut, ist schwerer auszurotten. Opferbereitschaft, aus Instinkt und durch Erziehung gefpernt, jederlei Berbeugung vor überliefertem Helden tum, mag es auch aufgepluftert sein, mag es auch im entscheidenden Augenblid verjagen, das ist der gefährliche Geisteszustand des Bür gers, wenn er heute zitternd und erregt überdenkt, wie die Welt eben im Blute fchwamm und wie sie sehr bald wieder von dieser morden den Sintflut bedeckt werden könnte. Es hatten in Frankreich Bar buffe, Jouve, Martiné u. a. leicht, den Pazifismus des schlichten Boltes mit ihren Gedichten zu schüren und zu preisen. Rolland und Baul Raynal, die den reinen, den todesbereiten Pazifismus im Staatsbürger von Stand und Klaffe erwecken und vertlären möchten, find gezwungen, eine feineswegs sehr durchsichtige Seele zu mitro. fopieren; denn die pazifistisch geäderte und geräderte Seele ist groß­artig in ihrem Mute. Sie will in Einklang brngen die glühende Baterlandsliebe mit der noch heftigeren, ganz unterirdischen Liebe, die an Mann und Weib zehrt

Paul Raynal dramatisiert: Mann und Weib um 1916. Sie ungeheuer sehnsüchtig danach, daß Er von der Champagne heim­tehrt, um Sie, feine zwanzigjährige Braut, zum Weibe zu machen. Und als er fich die Stunden des Urlaubs erobert, weil Er fie durch bas Bersprechen einer folossalen, wahrscheinlich seinen Tod besiegeln den Heldentat erfauft, bricht das Urgefühl zwischen Mann und Frau durch. Es zeigt sich, daß die Geduld der Sinne und Seelen nicht zum äußersten überspannt werden darf. Schon scheint es, als wenn das Schicksal die Liebenden so weit auseinanderreißen will, daß sie nicht mehr zueinander finden werden und das Schicksal ist der Krieg, der allmächtige Krieg, der stärker ist als jedes andere Schicksal. Der Fall fempliziert sich. Der Bater des jungen Soldaten pofaunt Tiraden auf die Kriegsherrlichkeit. Beinahe scheint es, als wenn allein recht behalten, die vom Krieg mur gestreiften Heimtrieger, die es magen, die hilflosen Jünglinge in den Tod zu heben. Dod) der Mann, der mitten in der Todesgefahr gestanden hat, darf diefes Heimkriegerheldentum untergraben. Der vergreifte Mann und die junge unerfahrene Frau werden durch den wirklichen Helden zum Bazifismus befehrt.

Und er

Paul Raynal, der franzöfifche Dichter, begnügte sich nicht mit tiefer legten pazifischen Wendung. Der Friedensfreund hat nichts von seiner Opferbereitschaft eingebüßt. Er zieht wieder in die Schlacht, wenn er sein Belehrungswert vollendet hat. lämpft, und er stirbt vielleicht. Er ist ein unbekannter Soldat unter den Millionen, die Friedensfreunde waren und trozdem ihr Leben für den Krieg herschenkten. Als man vor zwei Jahren in Paris dieses pazifistische Schauspiel, das Hedwig v. Gerlach mit An­dacht vor dem unpathetischen französischen Wort verdeutschte, in der Comédie Francaise aufführte, witterten die Pariser zunächst eine Aufforderung zum unbedingten Pazifismus. Man warf dem Dichter Dor, er wolle Frankreich moralisch entwaffnen. Man hörte nicht die große patriotische Willenskraft zum Einfaz der eigenen Persönlich

Gott sei Dant, heute sind wir schon etwas abgefühlt, in Frant reich nicht minder als in Deutschland . Mit Wehmut betrachten wir alle Gräber, unter denen die unbekannten Soldaten schlummern. Die Bäter und die Mütter, die Gattinnen und die Bräute, die die toten Männer beweinen, haben bie Tränen getrocknet. Alle wollen vergessen. Sie wollen zum mindesten nicht ihre innige Trauer nur auf Lippen und Kleidern herumtragen. Bir sehen in diesem Bazi­fiftendrama des Franzosen ein Manifest der schönsten Menschlichkeit. Wir hätten gern gesehen, daß die beiden sprechenden Menschen dieser bewegten Zwiesprache zwischen Mann und Frau, daß Günther hadant und Sybille Binder mehr aus dem Inneren geschöpft hätten. Man hatte den Eindrud, daß die Geschid lichkeit nicht ausreicht, wenn ein Drama der sehr bedeutenden Inner. lichkeit abgehandelt wird. Max Hochdorf .

Ein luftiger Abend für Anspruchsloje. 3m Schiller Theater feierte die Boise mit Gesang pris Boris von ilten, Justinus und Michaelis, die vor faft einem halben Jahrhundert das Licht der Rampe erblickt hat, eine fröhliche Auferstehung. Der alte Possenstoff, nach dieser Zeit nach allen Rich tungen umbergewälzt und von geschickten Theatermachern aus. geminat, tit, man sollte es nicht für möglich halten, heute immer noch nicht tot. Der Stoff nämlich: der fühne Seitensprung gebuchter Broonzler in den Strudel der Großstadt, die große Sehnsucht des Bantoffelhelden nach der Berführung. Natürlich geht auch in Syriz- Boriz der fein eingefädelte Schwindelplan der Großstadt lüfternen schief. Sie werden verpfiffen, aber alles wendet sich zum Guten, und zum Schluß ist man so weit wie vorher: bie Frauen halten ihre Männer fest am Gängelband, und es bleibt in ihnen die Sucht, fich feste auszuleben, das große Sehnen nach dem Laster. Die alte Bosse ist von dem Textdichter Arthur Rebner und dem Mufitanten Hugo Hirsch so geschicht bearbeitet, daß man nicht weiß, was zum alten Bestand gehört und was neu ist. Damit hat der Regisseur Emil Rameau das Kunststüd fertiggebracht, aktuelle Späße zu verzapfen und damit das gemütliche Lokaltolorit der Alt- Berliner Bühne aufzufrischen. Die Hauptfäulen des Abends sind der Bäcker Rug des Jafob Liebte und der Stadttämmerer Liezow des Leopold von Ledebour. Von Ledebour , ein leichtsinniger, draufgängerischer Schwerenöter, dem das Tanzbein loder in der Hofe hängt, Liedtke der griesgrämige vertniffene Ty eines Pantoffelhelden, der überall eine große Lippe ristiert, wo seine Frau nicht dabei ist. Eine Spießerunterhaltung der beiden, in der von Ledebour dem Tiebtte eine tomplizierte Geschichte verzweifelt auseinandersetzen will, was an der Halsstarrigkeit Tiedtkes fläglich scheitert, ist zum Schreien fomisch. Die berühmte Hofenrolle des Gefundaner Phülede hat in Maria Baubler eine herz­erfrischende Bertreterin gefunden. Knadfrisch und immer lustig springt sie über die Bühne, eine Qual für ihren Partner Tiedtke, der in grimmigem Schweiß seine Tanznummern ein und zweimal mit ihr wiederholen muß. Mathilde Suffin, Lucie Engelte, GIpira Bach, Ernst Keppler und Otto Mannstedt hatten ebenfalls Anteil an dem überaus herzlichen Beifall, den das

beglückte Publikum spendete. So liebevoll die poffe vorbereitet ist, erhebt sich doch die bange Frage, wie lange die Staatsthealer dem Genre Alt- Berliner Bossen", Jm weißen Röß'1"," Charleys Tante" haben wir nun eigentlich genug gesehen. Die Staatstheater haben( im Bertrauen gesagt) eine kulturelle Aufgabe, gewissermaßen, Dgr.

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Schauspielerdelegationen bei der Tagung der Bühnengenossenschaft Berneinung des Theaters. Zur selben Stunde, in der die Schauspielerdelegationen bei der Tagung der Bühnengenossenschaft um ihre Lebens möglich feit tämpften, bestritt im Schubert­fa al Professor J. Eichenwald vom Russischen Wissenschaftlichen Institut zu Berlin dem Theater überhaupt sein Recht auf afein. Die Ausführungen des Redners fonnten in ihrer Ston­fequenz jeden bestechen, der überfah, daß sie auf einer falschen Bor ausfegung beruhten: das Theater" und so allgemein sprach E. immer ist ein Begriff, den es in der Pragis nicht gibt. Das moderne Theater, der moderne Regisseur ist vom Worte und Dom rein Boetischen nicht in so startem Maße abhängig, wie E. es mit dem Fanatismus eines Don Quichotte wahr haben wollte. E. tritt für die dramatische Dichtung in Buchform ein und behauptet, daß jede Aufführung gleichsam eine Sünde wider den Geift wäre. Darauf ist zu antworten, daß ein Drama fast stets für die Bühne geschrieben wird; wenn es sich dort nicht zu halten vermag, dann muß das doch nicht notwendig gegen das Theater sprechen. Es fell auch schlechte Stücke geben. So ist bei E. auch die Leistung des Schauspielers selbst etwas Sekundäres, das nicht in die Tiefen der Blychologie bringt. Auch hier scheint mir das Kind mit dem Bade ausgeschüttet au sein: mag der Durchschnitt nur barstellen", der große Darsteller vertörpert, lebt, lebt mit und- reißt mit. Aber gerade die Mitlebensfähigkeit der Maffen und die Freude der Maffen am Spiel ist E. verdächtig; Kunst ist nach feiner Ansicht nur das Museumsstille, das Feierernste, das im stillen Rämmerlein" zu Genießende. Theater aber sei nicht Kunst und nicht Realität, sondern nur entstelltes Leben und eine Beleidi gung allen äftetischen und natürlich- religiösen Gefühls. Das ist eine Formulierung, die als Meinung eines flugen, unsinnlichen Philo­fophen interessant ist, die aber der Sinnenwelt des Theaters und des Bublifums in feiner Beise gerecht wird. Aufgabe ist es vielmehr in dieser Krisenzeit des Theaters, das einmal von einem Dichter Auf­geschriebene nicht wie früher aufgeschrieben" zu spielen, sondern lebensecht im Sinne heutiger, unfeierlicher Lebensauffassung.

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ergo.

Erstaufführungen der Woche. Monf. Staatsoper: Riengi." Dierst. Deutfches 2h. Mord." Balballa bräulein Eulen­piegel. Mittm Stabt. Oper: Coft fan tutti." Frelt. Staats. aner bamm: Maborough sieht in den Krieg." beater: Herodes und Mariamne ." Mont. b. am Schiff

Urania- Borfräge. Mont.( 5), Dienst., Mittwo.( 5, 7): Die Schweiz Donnerst.( 9), Kreit., Sommab., Gonnt.( 7): Der Bilderer". bas Paradies Europas ". Mont.( 5, 9), Dienst., Mittw. Mont.( 7), Dienst.( 5, 7), Mittw.( 5), Donnerst.( 5,7), Freit.( 5, 9): Das Blumenmunber". Sonnab., Sonnt.( 5, 9): ans Schom burg!, spricht persönlich über seinen Afrika - Großfilm, Mensch unb Lier im Urwald". mitto.( 7): Die Geheimnisse der Tierfeele.