Vegrifssjurisprudenz an die Auslegung des Arbeitsrechts her« angehen. Das letztere ist der tiefste Gruild, weshalb die Arbeitgeberorganisationen die vollständige Eingliederung der Arbeitsgerichte in die ordentlichen Gerichte fordern. Aus den vorgenannten Gründen ist aber auch die Jnsti- tution der Gewerbe- und Kaufmannsgerichte aus natürlichen Gründen nicht mehr in der Lage, die neuzeitlichen Aufgabe einer Fortbildung des Arbeitsredsts durch eine soziale Recht- sprechung zu lösen. Die großen Rechtsprobleme des kollek- tiven Arbeitsrechts werden schon wegen der Größe des Streit- objekts von den ordentlichen Gerichten entschieden. Diese Ent- scheidung vollzieht sich gegenwärtig jedoch noch unter Aus- schluß des Laienelements. Der Gesetzentwurf sieht als Arbeitsgerichtsbehörden einen dreigliedrigen Instanzenzug vor: 1. die Arbeitsgerichte, 2. die Landesarbeitsgerichte, 3. das Reichsarbeitsgericht. Die Arbeitsgerichte sollen als selbständige Gerichte durch die Landesjustizverwaltung im Einvernehmen mit der obersten Landesbehörde für die Sozialverwaltung regelmäßig für den Bezirk eines Amtsgerichts errichtet werden. Die Landes- orbeitsgcrichte werden bei den Landgerichten errichtet, das Rcichsarbeitsgericht bei dem Reichsgericht. Diese Arbeits- gerichtsbehörden-sind mit rechtsgelehrten Richtern zu besetzen. In den Uebergangsvorschriften ist vorgesehen, daß die hauptamtlichen Vorsitzenden von Gewerbe- und Äaufmannsgerichten als hauptamlliche Vorsitzende von Arbeitsgerichten übernommen werden können. Die Besetzung der Arbeitsgerichte soll in der Form erfolgen, daß bei den Arbeitsgerichten und Landesarbeitsgerichten neben dem l ichterlichen Borsitzenden je ein Beisitzer der Arbeit- nehmer und Arbeitgeber mitwirkt, beim Reichs- orbeitsgericht ein Ecnatspräsident als Vorsitzender, zwei Reichsgerichtsräten als richterliche Beisitzer und je ein Beisitzer der Arbeitnehmer und Arbeitgeber. Diese Bestimmungen des Entwurfes bedürfen einer grundlegenden Aenderung. Der Gesetzentwurf sieht zwar die Arbeitsgerichte als selbständige Gerichte vor: das sind sie jedoch nur auf dem Papier. Die starke Anlehnung an die ordentliche Gerichtsbarkeit wird praktisch zu einer Angliederung der Arbeitsgerichte an die ordentlichen Gerichte führen. Das Gutachten des Reichswirtschaftsrats schlägt deshalb mit Recht vor, von der Organisation der bestehenden Gewerbe- und Kaufmannsgerichte auszugehen. Die Errichtung der Landes- arbeitsgerichte als Berufungsinstanz muß ebenfalls von den Bedürfnissen der Arbeitsrechtsprechung ausgehen. Eine Einschaltung aller Landgerichte würde zu einer zu starken Dezentralisation führen und damit verhindern, daß eine Konzentration des Rechtsstoffes erfolgt, die jedoch für die Fortbildung des Arbeitsrechts unent- b e h r l i ch i st. Es wird Aufgabe des Reichstages sein, in der Organisation der Arbeitsgerichte die notwendigen Aende- rungen zu beschließen. Das Gutachten des Reichswirtschafts- rats hat auch das im Gesetzentwurf vorgesehene Richter- Monopol erheblich eingeschränkt: es wird auch hier Aufgabe des Reichstages fein, die Bahn in noch stärkerem Umfange für den berufenen Mittler in Arbeitsrechtsstreitigkeiten frei- zumachen. Der Reichstag sollte auch dem Vorschlage des Reichswirtschaftsrates folgen, die Zahl der Beisitzer bei den Arbeitsgerichten und Landarbeitsgerichten auf zwei und bei dem Reichsarbeitsgericht auf drei zu erhöhen. Die Zuständigkeit der Arbeitsgerichtsbehörden ist aus- zudehnen, auf alle Streitigkeiten, die sich aus der kollek- tiven Regelung der Arbeitsverhältnisse ergeben, auf die Streitigkeiten aus Erfindungen sowie die Streitigkeiten der zur Schiffsbesatzung gehörenden Personen. Das Gutachten' des Reichswirtschaftsrats sieht auch diese Erweiterung vor, es fordert auch die Einbeziehung der Festsetzung von Strafen aus Arbeitsschutzvergehen. Es wäre sehr zu begrüßen, wenn eine noch weitergehende Einbeziehung des Arbeitsstrafrechts erfolgen würde, soweit es sich ins- besondere um Sozialbußen handelt.
„Los! ksn tutte." (Städtische Oper.) Als nach dem ersten Akt der Vorhang rauschte, tat das der Bei- fall nicht in gleichem Maße. Nickst, daß es an Hervorrufen fehlte; aber die große Begeisterung stell!« sich nicht ein, und wie als«in Acquioolent begrüßte man zu Beginn des zweiten Aktes Bruno Walter , den geistigen Dater dieser Aufführung, besonders herzlich. Das alles hat feine Gründe. Sie liegen im Wesen des Werks. „C o 8 i f a n t u 1 1 e" ist keine Komödie, die durch ihren Inhalt fesselt. Daß die Treue der Frau der Männertreue in keiner Weise überlegen sei, daß die Einsamkeit und Trennung konventionelle Brautgefühle abtötet und Empfindungen für andere frei macht— der Textdichter da Ponte hat das an einem Doppelbeispiel gezeigt und erwiesen. Aber er tat mehr als das und mehr als die groben Konturen der Szenen erraten lassen: er oerlachte und parodierte eine aristokratische Gesellschaft, er blamierte eine Zelt, die, vor der Re° volution, so starr und heuchlerisch zwischen der Moral Hachgestellter und Niedriggeborener zu unterscheiden wagte. Diese Komödie ist ein satirischer Hieb auf die Lästerlichket der Menschen, die nach außen so betulich sind und im gefährlichen Augenblick doch weder Trieb noch Neigung hemmen können. In den Kabinelten der zwei vor- nehmen Damen sind plötzlich Uniformen ihrer Liebhaber auszutreiben. Wie kommen sie wohl an die geheiligte Stätte? Bor dem Notar unterschreiben die Schwestern Heiratskontratte. Heiraten sie zum Schluß jede ihren Bräutigam oder dessen Freund? Verfängliche, nicht ganz durchsichtige Situation. Da Ponte hat Witz genug, das alles vergessen zu machen. Aber zuweilen tanzt sein Humor bis an die Grenze des Ernstes, und man weiß nicht mehr, ob selbst der Schmerz der Handelnden echt oder gemacht ist. Wissen sie alle, daß sie nur spielen? Weiß es einer vom anderen? Taucht nickst aus allem Lachen immer wieder ein Stückchen Tragik hervor? Und will nicht gar Mozarts Musik im Gesang dem wahren Gesühl, in der Be- gleitung und im Rezitativ aber dem Schein alles Fühlens. der Groteske das Wort reden? Ist das Ganze nur ein Ulk, ein Ober- flächenspiel oder ist durch die feinsten Lichter einer göttlichen Musik jedem Moment eine menschliche Bedeutung unterlegt? Das wird nicht so schnell offenbar, und sicher nicht dem, der das Wert zum ersten Male hört. Darum bleibt„Cosi fan tutte* eine Freude nur für die Wenigen. Darum rauscht der Beifall nicht auf. Man muß sich entscheiden: Komödie der Menschen oder Puppenspiel, Lustigkeit mit dem Hintergrund beschwerter Seelen, verantwortungsvoller Herzen oder Leichtsinn und Kichern.„So machen es alle"— das ist die Lehre. Und zwischen 1790 und 1926 dürste sich diese Weisheit nicht gewandelt habe». Mozart ist hier nicht der große Arienjänger, nicht der Musik- dramatiker des„Don Juan", nicht der urfrohe Meister des Buffo- Stil« aus dem„Figaro ", Er ist die« alles nicht und doch von allem
Der Gesetzentwurf verleiht den wirtschaftlichen Per- einigungen die Parteifähigkeit. Das ist zu begrüßen, weil damit auch den Arbeitnehmerorganisationen die Per- folgung von Rechtsansprüchen insbesondere aus Tarifverträgen ermöglicht wird. Der Gedanke der Selbstverwaltung findet im Regierung?- entwurf nur eine bescheidene Berücksichtigung. Das Gut- achten des Reichswirtschaftsrats macht dazu erhebliche Der- besserungsvorschläge. Der Ausbau der Selbstverwaltung und des Mitbestimmungsrechtes der Arbeitneh- m e r ist unentbehrlich bei der Berufung der Beisitzer, der Bestellung der Vorsitzenden, der Errichtung besonderer Kam- mern, der Ueberwachung der Geschäftsführung. Hier müssen ausreichende Garantien geschaffen werden, damit die A r b e i t- nehmer das nötige Vertrauen gewinnen können. Der Reichstag steht vor einer weittragenden sozial- politischen Entscheidung. Seine Aufgabe muß darin bestehen. die Selbständigkeit der Arbeitsgerichte auszubauen und die notwendige ir sozialen Garantien zu schaffen, damit in der Arbeitsrechtsprechung der verfassungs- mäßig versprochene besondere Schutz der Arbeits- kraft lebendige Wirklichkeit werden kann.
Die Pension üer Putschisten. Eine politische Farce vor Gericht. Korrespondenz BS. meldet: Bor der 2ö. Zivilkammer des Landgerichts I wurde am Mittwoch zum zweitenmal derZivilprozeß des Generals v. L ü t t w! tz und des Majors Bischofs, der militärischen Führer des Kapp-Putsche«. gegen dos Reichswehrministerium verhandelt. Die beiden ehemaligen Offiziere verlangen bekanntlich Zahlung des Vierteljahr s-Gnaden- geHalls unter Aufwertung von 50 Proz. des damaligen Goldwertes. In der Verhandlung machte der Vertreter des Reichswehr - Ministeriums, Rechtsanwalt Dr. Z e n ck e, den Einwand der Arglist gegen die beiden Kläger geltend. Er wandle sich dabei gegen das sittenwidrige verhalten, das darin liege, daß die beiden Offiziere für einen Zeitravm, in dem sie gegen das Deutsche Reich ein Hochverrate. risches Unternehmen ansführten, die Zahlung ihrer Bezüge bcan- spruchlen. An diesem Standpunkt könne auch die inzwischen er- folgte Amnestierung der Teilnehmer am Kapp-Putsch nichts ändern. Unmöglich könne einem Dienstherrn zugemutet werden, Vienstver- pflichlelen Gehalt für Dienste zu zahlen, mit denen sie die Waffen gegen ihn selbst erhoben hätten. Außerdem sei zusoige der er- wetterten Abgeltungsverordnung vom 24. Oktober 1923 der Rechtsweg ausgeschlossen, well alle Ansprüche gegen das Reich, die gelegentlich der polltischen Umwälzungen der Nachkriegs- zeit entstanden waren, den ordentlichen Gerichten entzogen und im besonderen Berfahven einer Sonderspruchbehörde zu» gewiesen seien. Auf Antrag Dr. Zenckes beschloß das Gericht, den Prozeß ein st weilen auszusetzen und das Reichs» f i n a n z m i n i st c r i u m zur Entscheidung darüber zu ersuchen, ob die Abgeltungsverordnung auf diesen Fall anwendbar sei. Der Prozeß ist die klägliche Farce zweier Revolutions- macher, die wissen, daß sie dem Staat auf der Nase herum- ranzen können, weil die Justiz versagt. Wenn der Vertreter der Reichswehr die Klage der Putschisten als sittenwidrig bezeichnet, so wird dem jeder zustimmen müssen, dem nicht der Wille zur Objektivität oder die Fähig» kost fehlt, Moral und Amorak zu unterscheiden. Indem das Gericht die Klage als solche überhaupt zuläßt, bekennt es sich zu einer verwerflichen Sache. Es schädigt das An- sehen des Rechts und die Autorität des Staates ebenso sehr, wie es die rechtsradikalen Putschisten aufmuntert, sich in ihrem Kampf gegen die Republik skrupellos jeder Mittel zu bedienen. Allerdings hätte es zu diesem blamablen Prozeß gar nicht kommen können, wenn den Putschisten vom Schlage der Lütt- witz, Bischoff und Ehrhardt seit der Amnestie nicht ihre Pensionsbezüge ausbezahlt würden. Es ist ein un- möglicher Zustand, daß Offiziere, die die Waffen gegen den
etwas. Die Hand, die himmlischste, weltfernste aller Komponisten- Hände, Ist noch leichter, schwebender geworden. Jw Rezitativ, im lachenden Dur, im filigranhaft zarten Quintett, im Sprechton, Im Nachfühlen lieblicher, kecker, zaubervoller Stimmungen, im köstlichen Voltigieren mit den Blasinstrumenten. Ein Buch wäre zu schreiben. Diese Musik muß«in wissender, ein überlegen schauender, in das Weltgeheimnis versunkener, lächelnder Erei» geschrieben haben. Mozart war 33 Jahre alt, al» er diese pseudotragische, so erquickend lachende ewige Melodie schrieb. Glücklich, wer sie als Ganzes er- faßt, wer ihre Einfalt und Größe zugleich in sich ausnimmt. In einer auf feinsten Kammerstil gesetzten, witzigen Inszenie- rung des Münchencr Geis, der keinen Zug der Musik außer acht läßt, vor Rokokoräumen aus der feinen Malstube Emil P r e e t o- r i u s', der aus der Symmetrie der Oper die gleichen Effekte für Dekoration und Kostüme erhascht, im verkleinerten Rahmen der Bühne spielt sich alles ab. Gegen die Größe eines Hauses, in der manches lels Gehauchte verschwindet. Die eine Schwester: Grete S t ü ck g o l d, mozartisch singend, edel in Ton und Spiel. Die O l z e w s k a ein wenig zu dunkel und heroisch. Wo war die Betten- darf? Und wenn es erlaubt ist, zu fragen: soll Lotte Schöne die I o o g ü n ausstechen? Die Joogün sagt bedenklich oft ab. Sollten die Gründe nicht— schöne sein? Lotte war als lustiger Raisonneur entzückend. B u r g w i n k e l, G u t t m a n n, Zador belebten«in Ensemble, das auf den zartesten Woge» des Orchesters auf Stim- nuing hielt. Und der Cembalist, der Dirigent Walter? Cosi fan tutte ? Nein, so machen es nicht alle. Er wollte da« Feinste, dos Leichteste, das Duftigste, da» Klingendste.„Und wie er wollt', so könnt' er's. Das merkt' ich ganz besonders." Kurt Singer . Geheimnisse der Tierserle. In der Urania sprach Fried- rich von Lucanus über„Die Geheimnisse der Tierjeele". Die Zeiten, in denen man nach Descartes das Tier als seelenlose Mechanik auffaßte, sind vorüber. Vielleicht ist man dann in den entgegen- gesetzten Fehler verfallen und hat die Seele des Tieres zu stark vermenschlicht. Die Möglichkeit, der Wahrheit nahezukommen. liegt in der Mitte. Das Tier liefert in seinen Bauten manchmal Proben einer Intelligenz, die erstaunt. Die Biber verfügen über eine Kenntnis der Wasserbautechnik, die der Mensch erst nach langem Studium der Physik erlangt, die Nester vieler Bogel zeigen einen stark ausgeprägten, konstruktiven Sinn, und das Arbeits- und Ge° sellschaftöleben der Bienen, Ameisen und Termiten weist eine hoch entwickelte Kultur auf. Liegen hier nun Leistungen des Intellekt« vor? Es ist nicht anzunehmen, daß die Tiere durch begriffliche» Denken, durch logische Schlußfolgerungen zu diesen Resultaten ge» kommen sind, vielmehr handelt es sich hier um angeborene Trieb«, denen das Tier automatisch folgt. Die Uebertragung der Milieu- und Erziehungstheorie auf das Gebiet des tierischen Seelenlebens ist falsch. Das Tier ahmt dem Beispiel der Eltern nicht nach, wie manche Tierpsychologen behaupten, im Gegenteil, es entfaltet seine Fähigkeiten genau so exakt, wenn es in der Gefangenschaft aufge- wachsen ist und niemal« vorher mit Tieren seiner Art zusammen-
Staat erhoben haben, vom Staat irgendwelche Bezüge erhalten- Sie haben den Trennungsstrich zwischen sich und dem Staat selbst gezogen. Wie man unter dem alten Regime in Fällen verfuhr, in denen man Meuterei auch nur befürchtete, haben die Fälle Reichpietsch und Köbis gezeigt. Wenn der „neue" Geist in der Reichswehr darin besteht, daß man Offiziere, die gegen den Staat konspiriert und gekämpft haben, wieder in ihre Gerechtsame einsetzt, dann kann man sich allerdings nicht wundern, daß Herrn Geßlers Erziehungs- Methoden so glänzende Erfolge haben. Erstaunlich bleibt nur, daß keine Reichsstelle den Mut findet, den Kampf gegen das Unrecht aufzunehmen._ Des Hochstaplers Rache. Karl Erdmann meldet sich. Es ist noch erinnerlich, wie im Zusammenhang mit den Korruptlousversuchen der Arbettgeberoerbände herausstellte, daß Karl Erdmann. Zehlendorf . damals noch zur Sozialdemokra- tischen Partei gehörig, längere Zeit als Agent der Unternehmer- verbände tätig gewesen war und für diese Tätigkeit große Summen, insgesamt etwa 196 000 M.. In seine Tasche gewirtschaftet hatte. Durch eine Erklärung des Herrn v. Bors ig wurde Erdmann gezwungen, zuzugeben, daß er tatsächlich und im vollen Bewußtsein der Tragweite seiner Handlungen Gelder von Arbeitgebern genommen hatte, um Broschüren herstellen und durch die Arbeit- geberoereinlgung verbreiten zu lassen, die in einer nicht jedem ohne wetteres erkennbaren Weise den Wünschen der Arbeitgeber Rech- nung trugen. Genannt wurden dabei insbesondere die Schriften des Firnverlages, der seil mehr als anderthalb Jahren in dem Verlag der Neuen Gesellschaft Berlin -Hessenwinkel aufgegangen ist. Als Erdmann demaskiert war, bequemte er sich endlich dazu, aus der Partei auezutreten und drohte mit Enthüllungen. Dadurch enthüllte er sich selbst für jeden objektiv Urteilenden ohne Unterschied der Parteistellung als ein politischer Hostapler. Es gibt aber noch ein Iournaliftentum, das nicht davor zurück- schreckt, derartige politische Hochstapelei für ihre eigenen parteilpoli- tischen Zwecke zu gebrauchen. Die„Tägliche Rundschau bringt große Auszüge aus einer Berteidigungsschrift Erdmanns und benützt sie zu Angriffen auf die Sozialdemokratische Partei . Die Partei wird natürlich alle Angaben nachprüfen, die Erdmann macht. Was aber von der„Täglichen Rundschau" bisher vorgetragen wurde, gibt nicht einmal zu einer derartigen Nachprüfung Anlaß. Die Vorgänge, auf die sich die Veröffentlichungen der„Täglichen Rundschau" bezichen, reichen zurück in die Jahre 1919/20. Damals war Erdmann Parteigenosse und über seine Stellung zu industriellen Unternehmern oderderenOrganisationen war nichts Positives bekannt. Wenn Erdmann Parteigenossen als Referenten für fein« Vorträge oder zur Mitarbeit In seiner Gesellschaft in Anspruch nahm— deren Ziele übrigens damals zu irgendwelchen Beanstandungen gleich- falls keinen Anlaß gaben,— so ist dagegen natürlich ebensowenig zu sagen, als wenn sich Mitglieder der Deutschen Volkspartei zu Bor - trägen in unpolttischen oder überparteilichen Bereinigungen her- geben. Daß ein Mitglied der Partei feine Markenbeiträge und außerdem auch noch freiwillige Beiträge leistet, kann man ihm auch nicht verwahren. Bezeichnend ist aber doch, daß Erdmann jetzt zugibt, er habe schon 1920«ine Quittung de« Parteivorstandes Photographie- ren lassen, um sie später in polttisch-erpresserischer Absicht ge- brauchen zu können. Unwahr sind Erdmanns Angaben, unser Re- daktion«mttgli«ld S aternus' sei durch sein« Bermittlung in die Redaktion eingetreten, ohne damals Parteimitglied gewesen zu sein. Erdmann hatte mtt dieser Einstellung nicht das Geringste zu tun, und Genosse Saternu« war auch damals schon Parteimitglled. Man könnt« es nicht verstehen, daß ein Blatt, das noch einen Ruf zu verlieren hat. sich zum Mittler derart schäbiger Machen- schaften hergibt, wüßte man nicht, daß die Erdmann-Broschüre noch einen zweiten Zweck verfolgt, nämlich die Entlastung der verant- wortlichen Leiter der Arbeitgeberpropaganda. Der abgedankte Herr v. Z e n g« n. der am schwersten durch diese Korruptionsversuche belastet wird, hat sich selbst zur Deutschen Bolkspartei bekannt, der auch Herr Dr. M c i ß i n g e r angehört. Diese beiden Herrm sollen jetzt gedeckt werden.
gekommen ist. Diese Gnmdtriebe werden immer in der dazu passenden Situation automatisch ausgelöst. Aber neben diesen Trieben, die dem Tier angeboren sind, entfaltet es Intelligenz auch im menschlichen Sinne, zeigt Proben guten Intellekts. Allerdings findet man diese fast ausschließlich in den Ordnungen der höheren Tiere, besonders bei den Menschenaffen, beim Schimpansen und Urang- Utang. Man hat Beispiele, die klar ergeben, daß Schimpansen und Urang-Utongs tatsächlich logische Schlüsse ziehen. Doch steht das Denken weit unter der Sphäre des Gefühls- und Cmpfindungs- lebens bei den Tieren,«ine Behauptung, die die höchste Wahrschein- lichkeit erhält, wenn man das Gehirn des Menschen mtt dem selbst hoch organisierter Säuger wie dem der Menschenaffen vergleicht. Lokalisiert man heute die Denkfunktionen in die Großhirnrinde, dann sieht man sofort, daß diese bei den Tieren nicht stark entwickell sein können, da das Großhirn nur klein ist. Das Bild der Tierseele bietet sich vielleicht so dar: Angeborene Reaktionsfähigkeiten bilden die Grundlage, diese reagieren völlig automatisch auf gegebene Situationen und darüber wölbt sich ein individuelles Empfintzungs- und Gefühlsleben und zeigen sich Ansätze eines Intellekts. Doch immer wieder muß man sich hüten, das Seelenleben des Tieres zu vermenschlichen, es menschlichen Wertungen zu unterwerfen.— t. (frühllngssrüste. Der kalendarische Frühlingsbeginn hat weiten Teilen Mittcleurooas, besonders dem westlichen und nördlichen Deutschland zwar schönes und sonniges Wetter, aber zugleich einen empflndlichen Tempcraturrückgang gebracht. Die Frostgrenze ist noch einmal weit nach Süden und Westen vorgestoßen und umfaßt neben dem größten Teil Frankreichs auch noch einen Strich von Südengland , wie ja überhaupt die Kälterückfälle des Frühlings dem südlichen Teil der britischen Inseln nicht selten die niedrigsten Tem- veraturen des ganzen Jahres bringen In Deutschland haben sich die überall aufgetretenen Nachtfröste bisher nicht allzu scharf aus- gewirkt: immerhin sind an der Nordseeküste sowis in Suddeutsch- land überall 2 bis 3 Grad Kälte, im norddeutschen Binnenland viel- sach 4 Grad unter Null vorgekommen: in Dresden und Königsberg wurden 6 Grad Kälte registriert. Die Tagestemperaturen erreickten nur an wenigen Orten 5 Grad Wärme und überschritten den Ge- frierpunkt selbst mittags und trotz Hellem Sonnenschein im Schatten meist um nicht mehr als 2 bis 8 Grad. Dieser Vorstoß der Polar- front nach Süden bildet in der gegenwärtigen Jahreszeit keineswegs etwa eine Besonderheit, sondern ist eine säst alljährlich sich wieder- holende Erscheinung, der größer« Bedeutung Namentlich in diesem Jahre schon deshalb nicht zukommt, weil noch der vorangegangenen milden Temperatur der Kontinent sowohl wie die umgebenden Meeresteile schon so beträchlich erwärmt sind, daß die jetzt zu uns gelangend« Kaltlust sich auf ihrem Weg nach Mitteleuropa bereits erheblich«rwärntt hat. Auch da» Fehlen einer Schneedecke verhindert die erneute starke Wiedcrabkühlung des Festlandes. Die Tempe- roturen tagsüber aber werden wttder höher emporsteigen, da das aus der Polarreaio» stamiucnd« Hochdruckgebiet, aus dem zurzeit die LuftzusUhr erfolgt, die Tendenz zu südlicherer Verlagerung zeigt.