Einzelbild herunterladen
 

Orasilien- Deutschlanü- völterbunü. ES bleibt beim Beto. Rio de Zaneico. 23. März.(Reuter.) Den Zlusjühruiigen eines englischen Unterhausmitglieds, wonach die chaltung Brasiliens in Genf von Mussolini beeinslußt war, wird vom Auhen- minister entschieden widersprochen. Der Außenminister erklärte. daß für den Widerstand Brasiliens , das für die Sache der amerika - nischen Länder eintrete, kein Land verantwortlich zu machen sei. Solange es in der Macht Brasiliens stehen werde, werde es nicht zulassen, daß eine weitere europäische Macht in den Völkerbundsrat als ständiges Mitglied eintrete, solange ein südamerikanisches Land nicht in gleicher Weise darin vertreten sei. * Mit dieser Erklärung legt sich Brasilien darauf fest, sein Veto gegen den ständigen Ratssitz Deutschlands solange aufrechtzuerhalten, wie es Mirglied des Rates ist und selbst keinen ständigen Sitz erhält: das heißt mindestens bis zum Ende dieses Jahres, wo der nicht- ständige Ratssitz abläuft und Brasilien aus dein Rate ausscheidet, falls es nicht im September wiedergewählt wird. Brasilien setzt mit seiner Erklärung nur die Politik fort, die es mit der Not« vom 1. Dezember 1324 an Deutschland begonnen hatte. Diese Note, deren Wortlaut nunmehr auch offiziös in Berlin ver- öffentlicht wird, sprach sich in bewußter Doppeldeutigkeit prinzipiell für einen deutschen Ratssig aus, ohne das Versprechen zu enthalten. auf das Veto gegen den deutschen Ratssitz zu verzichten. Die deutsch - Regierung glaubte, wie sie in einem Kommentar zu dieser Veröffent- lichung mitteilt, auf diese Zweideutigkeit nicht eingehen zu brauchen, .weil der Rat nur wenige Wochen später einstimmig den Wunsch ausdrückte, Deutschland »an seinen Arbeiten beteiligt zu sehen". Wenn nun jedoch Brasilien es für richtig hält, mit den Rezepten übelster Vorkriegsdiploinatie seinen Einspruch gegen den ständigen deutschen Rotssitz aufrechtzuerhalten, so ist das eine Tatsache, mit der die deutsche auswärtige Politik rechnen muß, statt über ihr Be< stehen einfach Hinwegzugleiten. Sie hat deshalb aus ganz realpoli- tischen Erwägungen die Pflicht, sich an den Arbeiten der Studien- kommission über die Ratszusammensetzung zu beteiligen. Spanien zufriedengesteNt. Madrid , 23. März.(WTB.) Der offiziösen Mitteilung über die gestrige Ministerratssitzung zufolge hat der A u ß e n- mini st er Bonguas erklärt, die chandelsvertragsver- Handlungen mit Deutschland hätten eine g ü n st i g e Wendung genommen. Der Minister erwähnte außerdem die Erklärungen Strese- manns im Reichstag, die er als für Spanien sehr befriedigend bezeichnete, da sie einen Beweis für die In Deutschland zugunsten Spaniens eingetretene Reaktion und für die Aufrichtigkeit der vom Reichskanzler in Genf abgegebenen Versprechungen bildeten.

die Schulüigen am Genfer Fiasko. Das Urteil des BrüsselerPeuple ". Das Zentralorgan der belgischen Sozialdemokratie,L e Peuple, dessen Urteil dadurch an Wert gewinnt, daß es naturgemäß dem Außenminister, Genossen Danderoelde, sehr nahesteht, schreibt über die Schuld am Genfer Mißerfolg, daß es absurd und unehrlich wäre. Deutschland anzuklagen, wie es die nationalistisch« Presse oer suche. Keine noch so weitgehenden deutschen Zugeständnisse hätten den Miß- erfolg verhindern können, den andere Mächte bewußt her» beigeführt hatten. Der Artikel fährt fort: Di« in(Jens versammelten Staatelenker haben sich als unfähig erwiesen, eine einfache und beschränkte Aufgabe zu erfüllen: Deutsch- land im Völkerbund mit permanentem Ratesitz aufzunehmen. Der Geist von Locarno ist verächtlich über Bord geworfen worden. Der Ehrgeiz, die Rivalitäten zwischen den Mächten und die Erpressung das sind die Genfer Argumente gewesen. Wer sind die Schuldigen? Die Schuld ti ägt nicht Deutsch- land, das für sein Teil den Bertrag von Locarno genau erfüllt hat. Es trögt sie nicht Schweden , das ein bewundernswertes Bei- spiel sowohl von seiner Treue zu den besten Grundsätzen des Völker- bundes wie auch von nationaler Selbstverleugnung gegeben hat. Der Schuldige ist auch nicht D a n d e r v« l d«, der sich bis zur letzten Minute verausgabt hat, um die unheilvollen Folgen von Fehlern zu vermeiden, die andere begangen hatten. Der Schuldige ist vielmehr z u n ä ch st B r i a n d. der sich durch den nationalistisch«!, Teil seiner Öffentlichen Meinung hat bewegen lassen, den falschen Weg der polnischen Forderung einzuschlagen. Der Schuldige ist C h a m b e r- lain, der insgeheim Versprechungen an Polen und Spanien ge> macht hat, ohne sich um die öffentliche Meinung seines eigenen Landes zu kümmern. Der Schuldige ist Mussolini , der sichtlich die grotesk« zerstörende Rolle unterstützt hat, die Brasilien spielte, und dessen offiziöse Presse ihre Freud« kaum verbergen kann, daß Deutschlands Eintritt in den Völkerbund vertagt und daß dem Geist von Locarno ein schwerer Schlag oersetzt wurde. Der Aufsatz geht dann auf den Fall Brasilien näher ein und stellt fest, daß dieses Land, das einen permanenten Ratssitzmit demselben Recht wie die vier großen Brenn- punkte der europäischen Zivilisation" fordert, eine Bevölkerung von 30 Millionen Menschen zählt, darunter nur 12 Millionen Weiße und 18 Millionen Farbige verschiedener Gattungen. Die Zahl der Analphabeten betrage 80 bis 80 Proz. Umbau üer Staatsoper. Berhandlungen im Landtag. Der Preußische Landtag befaßte sich heute zu Beginn der Sitzung mit der Frage desUmbauesderBerlincrStaats- o p e r. Im Etat des Finanzministeriums sind für den Um- und Erweiterungsbau des staatlichen Opernhauses Mittel vorgesehen. Wie der Berichterstatter. Avg. W i e m e r(D. Vp.) bemerkte, sind für den Umbau bereits im vorigen Jahre eine Million bereitgestellt worden. Damals hat man einen Ueberblick über die Baupläne verlangt. Die Pläne sind jetzt vom Staatsministerium vorgelegt worden. Sie sehen einen aus Verkehrs- und feuerpolizeilichen Gründen not- wendigen Erweiterungsbau um 6 Meter nach Osten und Westen vor. Abg. Otto Aleier-Berlin geht auf die vom Zentrum vorae- brachten ästhetischen Bedenken gegen den geplanten Umbau näher «in. Der von dem Zentrumsabgeordneten Schwerin? empfohlene Plan, den Umbau einseitig nach Osten um 12 Meter vorzunehmen, sei eine-ästhetische Unmöglichkeit. Eine solche einseitige Erweiterung brächte eine wirkliche Berschandeluna des Opernhauses. Schließlich ober sei, so wichtig die architektonischen Gesichtspunkte sein mögen, die Tatsache entscheidend, daß das staatliche Opernhaus so rasch wie möglich umgebaut werden muß, weil in der Spielzeit täglich Hunderte von Menschen in Lebensgefahr sind. Kommt es einmal zu einer Katastrophe, dann trägt der Landtag eine schwer« Verantwortung für die Hinauszögerung des Umbaues. Aus diesem Grunde lehne» wir den Zentrumsantrog auf nochmalige Prüfung der Baufrage ab und fordern die Bewilligung der nolwendigen Mittel, um so rasch als möglich den Umbau der Staatsoper in Sang zu bringen,

Tragoöien. Mord und Selbstmord in der Kraftdroschke. Ein aufregender Vorfall spielte sich gestern abend gegen 12 Uhr am Nollendorfplatz unmittelbar vor dem Nollendorftheater ab. Hier hielt eine Kraftdroschke, aus derem Innern plötzlich mehrere Schüsse ertönten. Der entsetzte Kraftdroschkenführer, dem auch gleich ein paar patrouillierende Schupobeamte zur Hilfe kamen, fanden im Innern des Wagens eine Frau und einen Mann erschossen auf. Es handelte sich um den 23 Jahre alten Studenten der Medizin John Goodrich, aus Monroe in New-Hampshire (USA .), der in der Charitöstraße 3 ein möbliertes Zimmer innehat. Seine Begleiterin war die 20 Jahre alte Tänzerin Alice P f i tz n e r aus der Apostel-Paulus-Straße 13/14. Er hatte zuerst auf seine Be- gleiterin geschossen und sich dann selbst einen Kopfschuß beigebracht. Die Schwerverletzten wurden nach dem St.-Norbert-Krankenhaus transportiert, wo Goodrich kurz nach seiner Einlieferung starb. Auch Fräulein P. ist nach einigen Stunden ihren Verletzungen erlegen. Der Grund zu der unseligen Tat ist nicht bekannt. ff Ein unaufgeklärter Todesfall beschäftigt die Mordkommission der Kriminalpolizei. In dem Hause Lottumstraße 3 war ein Haus- Mädchen Agnes Krause bei einem 78 Jahre alten Herrn seit längerer Zeit angestellt. Als der alte Herr gestern abend kurz nach 10 Uhr von einem Ausgang zurückkehrte, nahm er einen starken Gasgeruch wahr, der aus der Küche kam. Hier fand er dann

kreie Sozialistische Hochschule Sonnabend, 27. März, 7>/z Uhr abends, im Sitzungssaal des ehern. Herrenhauses, Leipziger Str. 3, Vortrag des Genossen Prof. Dr. G. R a d b r u c h Kiel : Verbreclien und Strafe in sozlallstisclier Auffassung Eintrittskarten zum Preise von SO Pf. sind zu haben an der Abend­kasse sowie im Bureau des Bezirksausschusses, Lindenstr. 3. II. Hof 2 Tr., Zimmer 8, in der Vorwärts-Buchhandlung, Lindenstr. 2, im Zigarren- gesenäft Mörsch, Engeluter 24/23, im Tabakvenrieb GEQ, Inselstr. 6, eim Verband der graphischen Hilfsarbeiter, Rittersir. 1 und in den Vorwärts'-.Speditionen.

sein Hausmädchen unter sehr seltsamen Umständen tot auf. Das Mädchen saß, vollständig angekleidet, mit Hut, Mantel und Hand- schuhen, in sich zusammengesunken, auf dem Tische. Seine Handtasche war ihm entfallen und lag auf dem Fußboden Der alte Herr be- nachrichtigte das Gaswerk und auch die Feuerwehr. Diese madsie noch Wiederbelebungsversuche, die jedoch ersoglos blieben. Es wurde sestgestellt, daß der.f, a h n des Gaskochers offen stand und der Schlauch abgerissen war. Unter dem Tische fand man Blut- spuren, die zum Teil abgewischt zu sein schienen. Diese verdächtigen Umstände gaben Beranlassung, auch die Mordkommission zu benach- ridstigen, die alsbald erschien. Die Leiche wurde zur genauen Fest- stellung der Todesursache beschlagnahmt und nach dem Schauhause gebracht. Aeußerliche Verletzungen waren bei der Besichtigung nicht zu finden, wohl aber typische Merkmale einer Gasvergiftung. Das Mädchen ist wahrscheinlich kurz vor seinem Tode von einem Ausgang zurückgekehrt, hat sich vielleicht in einem Ohnmachtsanfall auf den Tisch gesetzt und dabei den Gasschlauch abgerisien. Merkwürdig ist nur, daß auch der Hahn offen war. Zur wetteren Aufklärung kommt es zunächst besonders darauf an, festzustellen, wo das Mädchen gestern nachmittag und abends gewesen ist. Mitteilungen nehmen die Kriminalkommissare Johannes Müller und Dr. Braschwitz im Polizeipräsidium entgegen. Die Obduktion wird wohl auch dar. über Klarheit bringen, woher das unter dem Tisch gefundene Blut stammt. Ob für die noch ungeklärten Borgange auch estie zweite Person in Betracht kommt, läßt sich nach dem bisherigen Stande der Ermittlungen noch nicht sagen. Ein taubstummer Mörder. Am 13. März erschien in Colmar aus dem Polizeirevier ein Taubstummer und versuchte teilweise durch Zeichen, teilweise durch Niederschrift auf einem Stück Papiür verständlich zu machen, daß er seine Stiefmutter getötet habe, von der er be- ständige Mißhandlungen zu erleiden hatte. Der Taubstumme bat, ihn so schnell wie möglich in ein Gefängnis zu bringen. Ueber das Verbrechen selbst erzählte er, daß er sein Leid einem anderen Taub- stummen geklagt habe. Dieser habe ihm den Rat erteilt, die Sties- mutier zu töten. Als er nun am fraglichen Morgen eine Ohrfeige erhielt, holte er sich ein Beil und tötete die Stiefmutter. Die Nach- forfchungen bestätigten die Richtigkeit der Selbstbezichtigung.

Die Wasserschäden iu Niederschönhauseu. Zu gestern abend hatte der.Fiaus- und Grundbesitzerverein Niederschönhausen " nach dem Restaurant Schloß Schön- hausen eine öffefttlich« Versammlung einberufen, in der von dem Vorsitzenden des Vereins ein Vortrag über dieWasserschäden in Niederschönhausen und die btchördlichen Maßnahmen zu ihrer Be- kämpfung" gehalten wurde. Bereits im Jahre 1322 haben sich in den Häusern feuchte Stellen gezeigt. Im Jahre 1923 wurde in ver- schiedenen Kellern ein Wasserstand in der Höhe von zehn Zenti- meiern festgestellt Seit dem Herbst 1323 haben sich nun die Wasser- schaden geradezu katastrophal gestaltet. Es gibt keine Straße mehr, in der nicht mindestens ein Haus ist, das Wasser in den Kellern hall Stellenweise steht das Master bis zu einem Meter hoch. Die Bewohner können nichts mehr im Keller aufbewahren, und nach den Untersuchungen, die der Verein vorgenommen hat» ist mit einem noch weiteren Steigen des Grundwassers zu rechnen. Es kann kein Zweifel darüber bestehen, daß die Wasscrtatastropbe auf die Still- legung der Wasserwerke Niederschönhausen und Rosenthal zurück- zuführen ist. Die Behörden wären schon vor zwei Jahren auf die drohenden Gefahren aufmerksam gemacht worden, aber sie haben den Vorstellungen keine Bedeutung beigelegt, und die Maßnahmen, die jetzt getroffen worden sind, müssen als unzureichnend bezeichnet werden. Der Derein schlägt den Bau von elektrischen Pumpen vor. die das Wasser aus tiefen Brunnen in Zuleitunasröhren befördern. die in die Pank« enden. Oberbaurat S e e g e r stellte es in Abrede. daß de Wasserkatastrophe auf die Stillegung der Wasserwerke zu- rückzusühren sei. Es wiederhole sich hier das. was vor einiger Zeit in Hohenneuendorf geschehen sei, wo das Grundwasser bis in die Wohnungen stieg. Es wird in diesem Jahre noch der Bau eines Kanals durchgeführt, der vom See Niederschönhausen auer durch Niederschönhausen geht und in die Pank« endet. Der Kanal, von dem Zuleitungsröhrcn nach allen Ortsteilen abzweigen, die das Grundwasser aufnehmen, kommt zwei Meter tiefer zu liegen als der tiefste Keller. Dieses Projekt sei auch in anderen Stadt- teilen mit Erfolg angewandt worden Diese an sich sachlichen Aus- führungen wurden durch die polem'�m Ausfälle des Leiters der Versammlung gegen die gesetzliche Festlegung der Miete in ihrer Wirkung nur entkräftet._ Dienst am Volk." Wir berichteten im Herbst v. I., daß das ärztliche Ehrengericht in Magdeburg «inen allen Augenarzt zu 300 M. Geldstrafe wegen standesunwürdiger Reklame und unlauteren Wettbewerbs" ver- urteilt habe, weil er einem ihm benachbarten Schulrettor im Sommer 1923 einen Brief des Inhalts geschrieben hatte, daß er angesichts der Not der Zeit eine poliklinische Sprechstunde für jedermann ein- gerichtet habe. Jetzt hat der ärztliche Ehrengerichtshof die Berufung gegen dies Urteil verworfen und damtt aufs neue bewiesen, wie reaktionäre Tugendwächter über Recht und Humanität denken. Die geheime Standesordnung, die jede Ankündigung unentgelllicher Tätig- reit verbietet, nennen sieDienst am Volke",

Tumult bei öen �nationalen" Fuüen. Ein sellsames Grüppchen, das mehr oder weniger ausdringlich schwarzweißrot lackiert ist und sich»Verband nationaldeutscher Juden " nennt, veranstglleto am Mittwoch abend im Logenhaus in der Joachims- thaler Straße eine Kundgebung, über die aus bestimmten Gründen einige Worte zu verlieren sind. Vorstandsmitglied der Vereinigung ist der politische Redakteur desLokal-Anzeigers", Herr Dr. Siegsried Brcslauer. Das Verbändchen ist übrigens völlig isoliert und wird sowohl von dem antizionistischen»Zentraloerein deutscher Staatsbürger jüdisdfen Glaubens" als auch von der zionisti - schen Gruppe auss entschiedenste abgelehnt. Interessieren tut uns allein die Tatsache, daß der Redner, ein Dr. P e y s e r, seine Aus- führungen mit versteckten Angriffen auf bestimmte republika- nische Persönlichkeiten würzen zu müssen glaubte. In der Dis- kussion sprach neben andere» ein überaus provokatorisch austreten- des minderjähriges Hitkrmännchen, dem die antisemitischen Mit- glieder des kutiosen Verbandes lebhaftesten Beifall spendeten. Als das anwesende Vorstandsmitglied des Gaues Berlin-Brandenburg des Reichsbanners, Genosse Schneider, anfragte, wie sich der Ver- band zur republikanischen Staatsform stelle, erhob sicy beim Vor- stand ein bezeichnendes Gelächter. Es entstand ein minutenlanger Tumult, in de>n sich dieKundgebung" unter Hochrufen der empörten Besucher auf die Republik auflöste.

Eine bunte Tierschntztaguug. DerBund der Tierfreunde Deutschlands " und die Vereinigung Mensch und Hund" waren die Einberufer des zweiten Berliner Tierschutztages. Er fand in den Kammersälen in der Tellower Straß« statt. Da Vorträge allein nicht ziehen, hatte man ein buntes Programm zusammengestellt. So bot man Militär-Streichkonzert, die Rezitationen eines Hofschauspielers und Licdervorträge der Opern- ilnd Konzcrtsängorin Frau Henny Linkenbach-Hildebrand. Alle Redner traten warmherzig für die Tiere ein, standen über­zeugt zu ihrer Sache, rannten mit ihren Vorträgen aber doch wohl offene Türen ein, da sie vor lauter Tierfreunden sprachen. Der Chefredakteur Heinrich Zimmermann führte aus, daß echter Tier- sckzutz eine Weltanschauungsfrage ist. Der Redner bekämpfte die Ansicht vieler, die etwa wie folgt formuliert wird:Der Mensch ist der Herr, das Tier ist der Sklave." Nack) seiner Ansicht ist dos Tier um des Tieres wegen da, weil es ein Eigenwesen ist, vor dem Menschen gelebt hat, also vor dem Menschen Daseinsberechti­gung besaß. Es gälle jetzt, diese Ideen in ein System zu bringen. Oberstadttierarzt a. D. Dr. Klingner forderte für Berlin einen Hundefriedhof und ein Tierheim, das er sich offenbar als Hunde- bewahranstalf vorstellt. Major a. O. P. Buhle-Stettin sprach von der Wichtigkeif des Pferdes im Wirtschaftsleben. Roch heute ar- betten in Deutschland zwei Millionen Pferde in der Landwirtschaft und nach der Behauptung des Redners, die er nicht weiter be- gründete, hat das Zugpferd den Motor geschlagen.(? Die Red.) Das Pferd aber ist entrechtet, wer sich einen Motor anschafft, muß einen Fahrschein haben, ein Pferd jedoch kann sich jeder halten. Das ganze war eine bunte, gutbürgerlich abgestimmte Angelegenheit.

Doch noch Sechstagerennen am Kaiserdamm?' Das 15. Berliner Sechstagerennen soll nunmehr definitiv vom 8. bis 14. April d. I. in der neuen AutoHalle am Kaiser- dämm stattsinden. Es schweben mit den namhaftesten Fahrern des In- und Auslandes über deren Beteiligung Verhandlungen, die in den nächsten Tagen zum Abschluß kommen werden. Mit dem Transport der 300 Tonnen schweren Eisenkonstruktion und deren Aufstellung ist begonnen worden. In Tag- und Nachtarbeit wird die Anlage bis Ostern fertiggestellt. An beiden Osterfeiertagen finden abends Fliegerrennen statt, und zwar am Ostersonntag nebst anderen Rennen ein großer internationaler Weger-Lierkampf und ein längeres Einzelfahren über eine Stunde. Der Ostermontag bringt ein internationales Z-Stunden-Mannschastsfahren.

Die Dame ahne fjunget. Ale die Besucher kamen, wurde gerade das letzt« Siegel an Daisys Hungerturm(im Ielfenkeller Chaussee- straßc) gelegt, im Beisein von juristischen Kapazitäten. Das Fräu- lein mit den Hungerabsichten sieht schon jetzt starkvortrainiert" aus. Auch ihre Biographie enthält wenig Erfreuliches. Bis zum Kriege war sie Artistin im Zirkus Sarrasani, sie ist Witwe und lebt in den denkbar trauripsten Verhällnissen. Vom Erlös ihrer derzeitigenkünstlerischen" Tätigkeit will sie sich eine bürgerliche Existenz gründen! Als mir beim Anblick des dürftigen Körperchens einige Bedenken aufstiegen, meinte einer:Nee, nee, die hölts aus! Sie hats schon öfter probiert. Ihr Nachbar, Kollege Jolly, hat beretts 40 Tage abgehungert. Man sieht es ihm an." Trotzdem meinte einer:Der, der hat nock) allerhand' Fett ins Ienick!" Man könne eben nie allen recht machen. Heimlich hungern scheint hall doch schöner!

Schweres Grubenunglück auf Zeche Gberhaufen. Sieben Bergarbeiter gelötet. Auf der Zech« Oberhausen I/II der Gute Hosfnungshülle ereignete sich heute morgen ein schweres Unglück, indem bei der regelmäßigen Seilfahrt gegen 5 Uhr 20 Min. der mtt 35 Per- Ionen besetzte niedergehende Korb im Schachtsumpf aufstieß. Von den darin befindlichen Bergleuten haben wahrscheinlich sechs bis sieben den Tod gefunden. Die übrigen wurden teils schwer, teils leicht verletzt. Die Bergungsarbettcn sind noch im Gange. Größeres Unglück wurde dadurch verhütet, daß der aufwärtsgehende Korb unbesetzt war. Der Korb wurde gegen die Seilscheibe gezogen, wobei das Zwischengeschirr riß. Die Untersuchung über die Ursache des Unglücks wurde von den Bergbehörden eingeleitet.

Ein Todesurleil. Das Koblenzer Schwurgericht verurteilte nach zweitägiger Verhandlung den Schuhmad,er Heinrich Hermann aus Meisenheim wegen Mordes und vorsätzlicher Brandstiftung zum Tode und 8 Jahren Zuchthaus und die E h e f r a u Hermann wegen Beihilfe zum Morde und zur Brandstiftung zu einer Gesamtstrafe von 6JahrenZucht haus. Hermann hatte seinen Bruder erschlagen, die Leiche sodann in die Nähe des Zimmerofens geschleppt, dort Holz und Brikells zusammengetragen, den Toten mit Petroleum Übergossen und angezündet, um die Tat zu verwischen. Seine Ehefrau hatte ihm bei der Ausführung der Tat geholfen. Große Unlerschlagungen im Sleueraml in Venedig . Der L e i t e r des Steueramtes Venedig ist vor einiger Zell entflohen. Die seither gepflogenen Erhebungen haben ergeben, daß er Unter- schlogungen im Betrage von 20 Millionen Lire verübt hat. Er hat die Summen größtenteils im Spiele in Monte Carlo und im Lotto verloren. Schneefall in 3 lallen. Aus Genua wird gemeldet, daß in der Umgebung der Stadt auf den Bergen wiederum dichter Schnee gr- fallen ist.___

Hroß-6erliner parteinachrichten. 106.»bt. Zohannfschal. Am Freitag, den A. Mär,, beteiligen sich sämtliche i>e noffen an ber Einäscherung des fflenoflen Wilhelm Ulrich. Ädmarich Od« schöneVeide. Raihenau Platz, nachmittags 4% Uhr. Für Nachzügler itochatittngS B Uhr am Rahnhof Raumschulenweg. 107.«St.«It.cBlienicfe. Die Genossen nehmen an der Beisetzimgsfeier de«<Ss - nassen Wilhelm Ulrich am Freitag, den 26. März, teil Treffpunkt nachmittags 4'/. Uhr OberschSneweide, Rathenaublatz.

FugenüveranNaltungen. SozlaUsfische Arbeit rrjugend Berlin ,«erbebezirk Mbggefsc« nah vbersoree. Die Abteilungen nehmen geschlaffen an der Beftatiungsseier de« Genossen Ulrich am Freilag. 26. März. teii. Treffbuntt 7.5 Uhr Oderichäneweibl. R-ihenaupl-tz. Di« Abteilung Baumschulemveg und Treptow und Nachzügler treffen sich um d Uhr Bahnhos Baumschulenweg.