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Str. 147+43. Jahrgang
Krüger
statt annehmen.
2. Beilage des Vorwärts
Verschenkle Kinder
Das Recht des Adoptivkindes.
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fie werden auch Adoptivvermittlungen ausgeführt, und in gewiffen Städten gibt es zu diesem Zweck sogenannte Adoptivzentralen. 3hr fegensreiches Walten ist längst in weiten Kreisen befannt, und manches arme Geschöpf, das sonst kaum geduldet durchs Leben hätte gehen dürfen, dankt es solcher Adoptivvermittlung, wenn es heut ein glückliches, von Elternliebe betreutes Kind. Es wäre auch sehr gut, wenn von Zeit zu Zeit die Adresse der Zentrale durch die Bresse mitgeteilt und dadurch in Erinnerung gebracht würde. Das für artige Mitteilungen und Adressen auszuschneiden und für vorsoziale Fragen interessierte Bublifum täte überhaupt gut, sich dertommende Anfragen aufzuheben.
Die Adoptionszentrale.
Cijentlich is so'n fleines Stind erst schön, wenn's tot is" ift eins der tragischsten Zille- Borte, die dieser gütige und missende Mensch auf die Fräuleins- Kinder" geprägt hat. Noch viel zu häufig bedeutet das uneheliche Kind Schande, Not und Sorge, und das Elend, das der kleine, unerwünschte Erdenbürger schafft, unterdrückt oft die in den meisten Frauen schlummernde Sehnsucht nach Mütterlichkeit. Einmal bricht sie trotzdem durch. Daß bisweilen erst der Die Adoptionszentrale der Stadt Berlin , die sich im Zentrum der Tod des Kindes fie ermeden kann, ist eine der bittersten Anklagen Stadt, im Gebäude des Landesjugendamts Boststraße 16, befindet, weiß viel Erfreuliches über solche Fälle zu berichten. Adoptiveltern gegen unsere Gesellschaftsordnung. Solange ist das uneheliche Kindenden Briefe und Bilder ein, die vom Wohlergehen ihres" Sohnes meistens nur eine Last, die das Dasein der Mutter unerträglich oder ihrer Tochter fünden. Pausbäckige, gesunde und geliebte beschwert. Oft will und muß fie es ihrer Umgebung verheimlichen, und Kinder lachen da aus Photographien, mit denen die Wände behängt oder ihrer Tochter fünden. Pausbädige, gesunde und geliebte selbst wenn der Bater durch Alimentenzahlung ihr die wirtschaftliche sind, und feitenlange Berichte voll Dankbarkeit und Stolz erzählen Sorge. dafür abgenommen hat, lebt sie dann unter unablässiger von der Aufgewecktheit des Buben oder Mädels und von der großen, Furcht, daß ihr Fehltritt" bekannt werden könnte. Daher löst gar großen Zärtlichkeit, die das Kind für die Eltern und die Eltern für manche Mutter das Band, das sie an ihr Kind fnüpft, entledigt sich das Kind hegen. Oft scheint es fogar, daß Adoptiveltern off noch mit den Sorgen und Pflichten aber auch der Rechte. Sie überläßt viel verliebter in ihre Kinder find als leibliche Eltern. Dabei ist es es fremden Leuten, die ihm ihren Namen geben und es an Kindes- ganz unwesentlich, aus welchen sozialen Schichten die Briefe stammen. Unter den Adoptiveltern sind alle Gesellschaftskreise vertreten. Auch die Kinder entstammen den verschiedensten Ständen, find aber fast ausnahmslos unehelich geboren. Häufig fommen zwar Leute zur Adoptivzentrale und bitten um eine Bollmaise. Doch sind Das adoptierte Kind triff vollkommen an die Stelle eines leib- Bollwaisen so wenig vorhanden im Pfleglingsbestand der Stadt lichen Kindes. Mit dem Namen der Adoptiveltern, auf den alle Berlin gibt es höchstens zehn Prozent Berlin gibt es höchstens zehn Prozent daß solche Adoptivfinder 1rfunden des Kindes dann umgeschrieben werden, geben ihm diese taum in Frage kommen. Auch zur Adoption gemeldete Halbwaisen gile bürgerlichen Rechte, die ein eigenes Kind hätte, einschließlich des find feltene Ausnahmen. Bisweilen geschieht es zwar, daß ein Erbrechtes. Das adoptierte Kind braucht es also unter Umständen Mann, dem die Frau starb, seine Kinder an Adoptiveltern geben nie zu erfahren, daß es mit seinen Eltern nicht blutsverwandt ist, will; Bitmen dagegen trennen sich so gut wie nie von ihren Kindern. und auch von ihm ist damit die Schande" genommen, unehelich Die zukünftigen Adoptiveltern sehen dann gewöhnlich auch rasch ein, geboren zu sein. Die Erwägungen oder die Hoffnung, daß eine daß ein unehelich geborenes Kind ihnen genau so viel Freude bedauernde Trennung für beide Teile das beste sei, veranlassen daher reiten fann wie eine Waise, und daß es in diesem wie jenem Falle manche junge Mutter zu diesem Schritt. Früher traf man häufig ein gutes Bert bedeutet, sich der Kleinen anzunehmen. Ein anderes in den Tageszeitungen auf furze Anzeigen, in denen ein Kind Hindernis ist schwerer zu beseitigen: die Adoptiveltern wünschen fich ,, diskreter Geburt" an Kindesstatt angeboten oder gesucht wurde, fast alle Mädchen. Das mag im ersten Augenblick befremdlich ermeist gegen eine einmalige, mehr oder weniger hohe Abfindungsscheinen, zumal im allgemeinen Eltern als Erstgeborenen meist einen fumme. Freilich hatten jene, die sich dafür zur Annahme eines Jungen erhoffen. Doch ist die Erklärung ziemlich naheliegend. Wenn Kindes bereit erklärten, meist weniger Sehnsucht danach, ein Kind das junge Ehepaar sich einen Stammhalter ersehnt, so entspricht das als eine größere Geldsumme ihr eigen nennen zu dürfen, und die fast immer den Wünschen des Mannes. Adoptionen aber, selbst fleinen Erdenbürger gerieten so nicht immer in die edelsten Hände. wenn die vorschriftsmäßige Altersgrenze der Chegatten nicht abHeut find nur die wenigsten Mütter imstande, eine größere Summe gewartet, sondern schon vorher durch ärztliche Bescheinigung der dafür auszubringen, und auch die Väter können gewöhnlich weit Nachweis erbracht wird, daß leibliche Kinder nicht zu erwarten sind, eher die monatlichen Alimente als eine einmalige beträchtliche tommen fast immer erst nach jahrelang bestehender Ehe zustande. Zahlung leisten. So sind Anzeigen dieser Art jetzt glücklicherweise Dann hat sich aber häufig der Mann dem Gedanken an ein Kind nahezu ganz ausgestorben, und die geringe Zeitungsvermittlung, die schon entfremdet, und die Adoption erfolgt auf Wunsch der Frau, es auf diesem Gebiet überhaupt noch gibt, wird von amtlichen die das Verlangen trägt, einem Kinde Mutter sein zu dürfen. GeStellen, namentlich von den Jugendämtern scharf überwacht. Durch wöhnlich glaubt sie dann, in einer Tochter stärkere Befriedigung zu
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Onkel Moses.
Roman von Schalom Usch.
Charlies Popularität bei den Landsleuten von Kusmin
ohne daß ein Resultat zu sehen war, besto stärter begannen begann allmählich zu erblassen. Je länger ter Streit dauerte, die Landsleute von Kusmin , wie einstmals ihre Vorfahren in der Wüste, gegen Charlie zu„ murren":
Was wird das Ende sein? Alte Leute lassen sich von einem Burschen führen; wir sehen gut aus!"
Inzwischen war Sam auch nicht untätig. Er berief einen Familienrat ein, ließ den Better Manes holen, welcher befannt lich Demofrat war, und den Polizeikommissar, mit dem Manes auf gutem Fuß ſtant, und pflog mit ihnen Rats. Die nächsten Berwandten wurden zusammenberufen und heimlich zu den Landsleuten in ihre Wohnungen geschickt. Zuerst ging man zu den Bekannten aus der Heimat, denen der Onkel die meisten Bohltaten ermiesen hatte, und führte mit ihnen ein Gespräch: Was verspricht euch der Charlie? Wird er für euch eine Werkstatt eröffnen? Nun, wir wollen ja sehen. Warum zeigt er nicht seine Kunst? Warum läßt er euch hungern, wenn er euch von der Arbeit weggeschleppt hat? Warum gibt er euch feine Gelegenheit, etwas zu verdienen? Er hat zu essen, er hat sein Gehalt bei der Gewerkschaft. Warum streift er nicht? Er streift nicht, und euch befiehlt er zu streifen."
Die letzten Worte überzeugten. Es dauerte nicht lange, da war es Sam zusammen mit seinem Better Manes gelungen, da war es Sam zusammen mit seinem Better Manes gelungen, einen Teil der Landsleute zur Wiederaufnahme der Arbeit zu bewegen. Nicht der Hunger unt nicht die Not hatten den Sieg Davongetragen, fondern nur der Umstand, daß Kusmin nicht müßig gehen konnte, nicht gewohnt war, nichts zu tun zu haben, und nach der Werkstätte Sehnsucht hatte.
Als Charlie am nächsten Morgen in die Chewra Schulchan Aruch Ansche- Kusmin fam, traf er dort einen Haufen Frauen der Streifenden Bandsleute. Kaum faben sie ihn, so stürzten fie auf ihn los, und Chane Rosa, die Frau des Botengängers Schlojmele, begann als Wortführerin aller:
Ich bitte dich, wer hat dich gebeten, daß du dich unser annimmst? Wenn du etwas mit dem Onkel haft megen einer Heirat, megen eines Mädels, das er dir weggeschnappt hat, dann müssen wir darunter leiden und mitsamt unsern Kindern Hungers Sterben? Wieviel hast du dafür bekommen?" Wofür?"
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,, Aber, ich habe habe doch keinen Anlaß zu streifen, ich arbeite doch bei niemandem. Ich arbeite doch für mich selbst. Bei wem soll ich streifen?" fragte Charlie lachend.
Sonntag, 28. März 1926
finden, da fie auch hoffen tam, daß die Tochter länger bei ihr bleibt, als ein Sohn. Auch die Eitelkeit mag nebenher mitsprechen, da ein Mädchen sich mehr und leichter, auch bei beschränkten Mitteln, anpujen läßt als ein Knabe. So kommt es, daß, obgleich Angebot und Nachfrage nach den Kindern fich ungefähr die Wage halten, statt einige tausend Adoptionen nur 200 bis 300 im Jahre zustande tommen. Hier ist ein wunder Punkt, der noch der Heilung bedarf. Macht es wirklich soviel aus, ob das vielleicht erst wenige Monate alte Geschöpfchen ein Bub oder ein Mädel ist? In furzer Zeit werden die Eltern eins so lieb wie das andere gewonnen haben. Wer also hier wirklich ein gutes Werf tun will, sollte sich nicht von vorherein hinter törichten Wünschen verschanzen. Noch über etwas anderes führt die Adoptivstelle Klage: daß Frauen, die fich ein Kind wünschen, sich nicht selten davon vorher ein Bild in allen Einzelheiten ausmalen und sich dann einbilden, daß das Urbild davon nicht nur eriſtiert, sondern auch geradezu auf sie wartet. Häufig liegen doch aber bei den unehelichen Kindern gerade die Berhältnisse so ungünstig, daß die arme Mutter, die bereits vor der Geburt schwere Entbehrungen litt, ein schwächliches, förperlich zurüc gebliebenes Kind in die Welt setzte. Ist es da nicht die schönste Aufgabe, diese bedauernswerten Kleinen zu starten, gefunden Menschen zu erziehen? Tatsächlich sind es aber fast nur Aerzte und Aerztinnen , die von vorherein und ohne daß die Adoptioſtelle überhaupt zuzureden braucht, bereit sind, solchen Kindern ihren Namen zu geben. Der Weg zur Adoption.
Fragebogen über seine Berson ausfüllen. Dann wird in distreter Wer ein Kind anzunehmen wünscht, muß einen genauen Weise ermittelt, ob etwa wirtschaftliche, fittliche oder gesundheitliche Bedenken gegen eine Adoptionserlaubnis sprechen. Der Amisvormund des Kindes schließt sodann am fünftigen Wohnort des Mündels mit deffen Wahleltern den Annahmevertrag, nachdem er die Verhältnisse im neuen Elternhaus nochmals selbst angesehen hat. Aber auch die Adoptiveltern oder die Adoptivmutter denn és kommt natürlich auch vor, daß alleinstehende Frauen Kinder adoptieren leitenden Arzt einer Säuglingsfürsorgestelle ausgefüllt, belehrt über adoptieren müffen einige Gewähr für das adoptierte Kind haben. Ein umfassender ärztlicher Fragebogen, von dem Stadtarzt oder dem leitenden Arzt einer Säuglingsfürsorgestelle ausgefüllt, belehrt über den Gesundheitszustand jedes zur Adoption vorgeschlagenen Kindes, macht auf bestehende Uebel aufmerksam, weist darauf hin, was in gesundheitlicher Hinsicht für das Kind besonders beachtet werden muß, und gibt bekannt, an welchen wichtigen Krankheiten der Bater oder die Mutter des Kindes litten. Der Arzt darf indessen der Pflegefrau gegenüber nichts von dem Plan einer Adoption verlauten laffen, da gewerbsmäßige Pflegefrauen dann bisweilen eine ungünstige Gesundheitsauskunft geben, um die beabsichtigte Adoption zu vereiteln und so das Kind zu behalten. Allerdings nimmt man Kinder, die in einer Pflegestelle beständig geworden sind, von dort auch nicht gern zweds Adoption fort. Rechtzeitig erfährt hier die Pflegemutter von dem Plan, und man richtet die Frage an sie, ob sie gewillt sei, das Kind eventuell selbst zu adoptieren oder, falls das unmöglich ist, es unentgeltlich in Pflege zu behalten. Kinder werden im allgemeinen erst im Alter von mindestens zwei Jahren adoptiert, da dann erst über geistige und förperliche Entwicklungsmöglichkeiten einigermaßen ausreichend geurteilt werden kann. Immerhin gibt es auch zahlreiche Fälle, in denen Adoptiveltern ein jüngeres Kind wählten. Stets aber geht der eigentlichen Adoption eine mehrmonatige Probezeit voran, in der sich zeigen soll, ob die fünftigen Eltern und das Kind sich aneinander gewöhnen können.
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Nicht unerörtert bleiben bei Adoptionsverhandlungen die Fragen der Religion oder der Weltanschauung. Verhältnismäßig einfach ist die Sache dort, wo die uneheliche Mutter ihr Kind noch in feine Kirchengemeinde-durch Taufe oder entsprechende Aufnahmehandlung eingereiht hat. Wenn hier die Mutter erklärt, daß ihr auf diesem Gebiet die Stellungnahme der künftigen Adoptiveltern gleich sei, wozu sie nach§ 3 des Gesezes über religiöse Erziehung vom 15. Juli 1921, Reichsgefeßblatt Seite 939, berechtigt ist, so fönnen tonfeffionelle Schwierigkeiten nicht entstehen. Aber selbst wenn das Kind bereits in irgendeine religiöse Gemeinschaft auf
alle sofort ruhig und hörten zu, was Reb Aaron zu sagen hatte.
,, Es ist genau so, wie beim Auszuge der Juden aus „ Da hörst du's, er selber streift nicht, uns läßt er streifen." Aegypten ," begann Reb Aaron mit dem Predigtsingsang, in Wozu redet ihr eigentlich mit ihm? Wer ist er denn welchem er an jedem Sabbat seine Predigt über den Midrasch wir alten Leute laffen uns von so einem Rozbuben, von soba hat er fie, so steht es in der heiligen Thora geschrieben, überhaupt, daß er es wagt, dem Onkel entgegenzutreten? Und hielt, als unser Lehrer Moses die Juden aus Mizraim herausführte," Reb Aaron begann sich hin und her zu wiegen, einem Jungen verführen!"
,, Rommt, Juden, tommt. Wir müssen dem Onkel die Hände füssen, wenn er uns überhaupt zurücknimmt. Hat man fo etwas schon gehört?"
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Damit wollten die Landsleute von Kusmin die Chewra verlassen.. Charlie stand mitten in einer fremden Welt er wußte nicht, was er ihnen antworten sollte. Wohl versuchte er, vom Ausharren zu sprechen, von befferem Leben, von gerechter Ordnung, doch die Juden hörten ihm nicht zu und lachten hinter seinem Rücken. Eine Frau rief ihm zu:
,, Du sorge nur erst für dich, damit du nicht mit vertretenen Abfäßen herumläufft und mit einem abgeriebenen Hintern, dann fannst du die Welt versorgen. So sehen die Leute aus, die mich versorgen wollen...
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Charlie war verzweifelt. Seit er in der Arbeiter Moses' Werkstätte au organisieren, die Werkstätte, in organisation tätig war, es sein Ehrgeiz, Onkel welcher sein Bater, seine Verwandten und alle feine Landsleute Sklaven waren. Er hielt es für ſeine Pflicht, im Interesse Ameritas, im Interesse der Arbeiterbewegung, gerade als Sohn seines Vaters, Onkel Moses' Werkstätte zu organisieren. Und mit einem Male mußte er sehen, wie die ganze Arbeit zunichte wurde. Er versuchte, alle seine Redner fünfte spielen zu lassen, feine Ideen und leberzeugungen ins Treffen zu führen, und sprach zu Kusmin über die große Ber: brüderung, der es sich anschloß, indem es der Gemeinschaft der arbeitenden Welt beitrat. Doch Kusmin sah ihn spöttisch und mitleidig an. Es überließ ihm die Berbrüderung, denn es hatte Angst um sein Stückchen Brot.
In diesem Augenblick erhob sich Reb Aaron Schachliner. Reb Aaron Schachliner war ein Jugendfreund von Charlies Bater in der Heimat gewesen. Beide hatten demselben chassidischen Stübel angehört, und als Charlies Bater heimfuhr, um zu sterben, hatte Reb Aaron seine Stelle in der Rusminer Landsmannschaft übernommen. Er predigte jeben Sabbat in der Chemra Schulchan- Aruch Ansche- Rusmin, lernte am Sabbatabend mit den Juben Midrasch und las ihnen am Simchathorafest den Midrasch vom Tode Mosis vor. Reb Aaron Schachliner war unter den Rusminer Lands Leuten eine Art Dajan , und die Kusminer Landsleute, die ihn Warum streifst du nicht bei ber Gewertschaft? Warum als gelehrten Mann und frommen Juden noch aus der Heimat tannten, hatten vor ihm Achtung. Deshalb wurden
Damit du fie, die alten Narren, perführst." Nein, frag ihn lieber, warum er nicht streift? Uns befiehlt er zu streiten. Warum streift er nicht?" schrie eine andere aus der Schar.
Wo soll ich streiten?"
at bu uns ftreifen?
in die Wüste geführt. Und wie sie in die Wüste gekommen sind, nach dem Uebergang über das Rote Meer und nach allen andern großen Wundern, da haben die Juden begonnen zu gelüften nach den Fleischtöpfen von Aegypten . Und sie haben begonnen zu murren wider unseren Lehrer Moses und haben gefagt: Laßt uns Aelteste einsetzen und nach Mizraim zurüdfehren. Und so ist es auch hier. Es hat Mühe und Plage getostet, bis wir endlich vom Ontel, dem Pharao, weg sind und von seinem Sklavenaufseher Sam, welcher über uns die Sklavenpeitsche schwingt wie es damals war mit den Juden in Mizraim. Und Charlie geht hin und arbeitet für uns eine Bereinigung aus, die ein Schuß sein soll, eine Einheit aller, daß man uns nicht mehr so schwer arbeiten lasse, wie es der Bursche Sam, ausgelöscht werde sein Name, uns befiehlt, so schwer, daß es taum zu ertragen ist; und jetzt steht uns bald die Erlösung bevor, nur ein wenig müssen wir noch das und der Sklavenfchaft Leid des Hungers ertragen, statt des Leides der Erniedrigung da habt ihr Sehnsucht nach den Fleischtöpfen und sagt: Laffet uns Welteste über uns setzen und zum Onkel zurückkehren. Dort in Mizraim aber hat dies nur der Abschaum des Böbels gesagt, und hier sagt ihr es alle. Aber ich sage euch, wie es der Midrasch über die Juden in Mizraim sagt: Ihr alle werdet sterben in der Wüste wie der Abschaum des Böbels und werdet nicht das Glück haben, in das Land" zu kommen, denn ihr seid wie der fanaitische Sklave, der da sagt: Ich liebe meinen Herrn...
Sie schämten sich, einander in die Augen zu sehen. Mit Schred fiel über Kusmin , und Scham ergriff die Juden. einem Male war in ihnen die alte Beharrlichkeit des jüdischen Bolles erwacht, die sich stets gezeigt hatte, wenn es sich um etwas Ernstes handelte. Mit einem Male war die Angst um das Stüdchen Brot verschwunden, fort war die Alltäglich teit des Zweckes, welches in ihrem Hirn und an ihrem Herzen genagt hatte. Die Landsleute von Rusmin fanden plötzlich einen ganz andern Sinn in dem Kampf gegen Ontel Moses; das war nicht nur ein Kampf um ein Stückchen Brot und einen Löffel Suppe, sondern um Berftlavung oder Freiheit. Und die alte Rampfesluft für Ernftes und hohes erwachte in dem jüdischen Blut der Landsleute von Kusmin . Schlojmele der Botengängen rief aus:
Juden, mit mir! Rommt, wir wollen die Landsleute aus der Werkstätte vertreiben; wenn nicht gearbeitet wird, darf feiner arbeiten" ( Fortfegung folgt.)