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Mieterschutz oder freie Wohnwirtschaft?

Von Rich Lipinski.

Am 30. Juni läuft das Mieterschutzgesetz ab. Die Reichsregie­rung hat dem Reichstag einen neuen Gesezentwurf vorgelegt, dessen Ziel die Lockerung des Mieterschutzes ist. Namentlich soll die Etellung eines Ersaßraumes für Wohnungen und gewerbliche Räume eingeschränft, die Klagfristen verkürzt werden und die Recht stellung des Vermieters perbessert werden. Dieser Entmurf wurde in vier Sizungen des Wohnungsausschusses beraten, man fam aber in vier Sizungen des Wohnungsausschusses beraten, man fam aber über die allgemeine Aussprache nicht hinaus.

Während die Sozialdemokraten die Erhaltung und die Beseiti gung von Mängeln des Mieterschutzes erstreben und, im Berein mit der Reichsmieterorganisation eine Reihe Verbesserungsanträge ge­stellt haben, laufen Hausbefizer und die Rechtsparteien Sturm gegen das Gesetz, verlangen die Aufhebung des Mieterschutzes, die freie Mietbildung und die Freigabe der Wehnwirtschaft. Den Schuh wollen sie höchstens den Verarmten einräumen und die Wohlfahrts. pflege soll diesen Mietern Geld zur Miete geben, damit der Haus­befizer feinen Schaden erleide.

Die hungerer.

Solin, ber 44- Tage- Sungerer, hat gestern feine., Aut" beendet. Er hat 28 Bfund feines Rörpergewichtes verloren, ist aber sonst gesund seinem Glasfäfig entronnen.

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Die Aufnahme neuer Mitglieder in den Hungerer- Konzern, der sich in Berlin zu bilden drohte, wurde von der Polizei verboten. So hat gottlob die öffentliche Hunger- Kampagne in absehbarer Zeit ihr Ende erreicht. Hauptatfionär Jolly ist glücklich ausgeschieden, im folgt später Daisy und als letzter Wahlmann, der aller dings den Reford leisten und 61 Tage durchhalten will. Er scheint aber auch ziemlich starke Begabung für diesen Beruf" zu besitzen. kürzlich fand feine ärztliche Untersuchung sowie Säuberung seines Appartements( Frankfurter Hof ", Frankfurter Allee 313) statt und er benutzte diese Gelegenheit, sämtliche Anwesenden zu begrüßen, Ansprachen zu halten und einige Tänze zu absolvieren. Das ist immerhin allerhand auf nüchternem Magen! Er macht einen äußerst frischen, lebendigen Eindruck, ist gut gewaschen und rasiert man vom Kollegen Jolly nicht ohne weiteres behaupten fönnte und zeigt nicht das geringste Zeichen von Müdigkeit oder Schwäche. Allerdings befigt er bereits Borbildung", da er früher einmal einen 14tätigen Hungerstreit in Moabit inszenierte. Er stellt die Behauptung auf, daß der Körper bei entsprechender früherer diäter Lebensführung, wie dies bei ihm der Fall sei, unbeschadet längere Zeit ohne Nahrung bleiben könne und will sogar wissen, daß Hungern ein wirksames Mittel gegen Tuberkulose sei. Also wie dem auch sei, Wahlmann ist überaus lebhaft, er arbeitet unausgelegt, Die gewerblichen Räume müßten völlig freigegeben schriftstellert, flappert Schreibmaschine, hält Ansprachen, gibt gesund reerden. Unter allen Umständen müßte der Hauseigentümer Woh- heitliche Ratschläge, verfaßt Autogramme, so daß man sich unwill nung und gewerbliche Räume in seinem Hause erhalten. Eventuell türlich fragt: Wann hungert der Mann eigentlich? Nach seiner Aus­wäre man bereit, sich mit Freigabe großer gewerblicher Räume zu sage verfolgt er ein ideales Ziel, so will er ab nächster Woche einmal bescheiden. wöchentlich einen Erwerbslosen Freitisch einrichten und vom End erlös seiner Tätigkeit ein Kinderheim gründen. Wenn dem so ist, gebührt ihm hochachtung. Schließlich hungert man meist für eigene Rechnung und Gefahr!

Die Mietbildung foll wieder nach fapitalistischen Grundsätzen erfolgen und das alte Mietrecht wieder hergestellt werden, eventuell will man sich mit längeren Kündigungsfristen abfinden. Die Haus befizer glauben damit die Mittel für den Bau von Wohnungen zu erhalten und daß die Wohnungsnot dadurch verringert werde, weil nach Freigabe der Mietbildung die Inhaber großer Wohnungen fich in fleinere Wohnungen zusammendrängen würden.

Bom sozialen und volkswirtschaftlichen Standpunkt aus schil. derte der sozialdemokratische Ausschußvertreter die heutige Lage:

Es fehlen dringend über eine Million Wohnungen, und zwar Kleinwohnungen. Diefe Rot fann weder durch die freie Wirtschaft, noch durch das Zusammenrüden behoben werden. Durch Leer­steliung großer Wohnungen werden feine fleinen Wohnungen ge­schaffen, weil die ganze Anlage großer Wohnungen sich zur Ber­Icgung in fleine Wohnungen nicht eignet.

Durch den fapitalistischen Wohnungsbau mird die Wohnungsnot nicht gemilbert. Dazu fehlt das Geld. Es fehlt billiges, langfrifti ges Leihfapital für Hypothefen, selbst bie Regierungsvertreter haben zugegeben, daß aus Spartapital jährlich höchstens 300 Millionen Mart Hypothefen erlangt werden könnten. Zum Bau von jährlich 200 000 Wohnungen werden aber mindestens 2 Milliarden gebraucht. Daß aber der Hausbefizer aus der Friedensmiete bauen werde, ist nicht anzunehmen, denn der Hausbesitz hat auch vor dem Kriege nicht gebaut. Die Hypothefengläubiger und Sparer würden aber auch keine Friedenszinsen und Anerkennung ihrer alten Forderungen erhalten. Wenn nur das entwertete Kapital mit 4 Proz. verzinst werden würde, ist ein Zinsaufkommen von zirka 6 Milliarden Mart notwendig, fast soviel, als Reich, Länder und Gemeinden für ihren Jahresbedarf aufbringen. Aus der Volkswirtschaft fann ein jo hoher Betrag nicht geschöpft werden. Den einzigen Vorteil würden die Hausbefizer haben, die sich jährlich auf Kosten der Allgemeinheit mit 2 bis 3 Milliarden Mark bereichern würden. Außerdem würde eine starke Steigerung über die Friedensmiete eintreten und damit würde die Wohnungsnot zur Unerträglichkeit gesteigert werden.

Das Finanzausgleichsgesetz geht von der Voraussetzung aus, duß das eigene und fremde Kapital tm Grundtefig auf 23 nom Hundert abgewertet worden jet. Troßdem nimmt der Hausbefizer eine Sonderstellung gegenüber allen Berarmten ein, da ih 60 Proz: der Friedensmiete zuerkannt wurden und sein Haus auf diesen Wert gesteigert worden ist.

Die Freigabe der merblichen derttemberg ist Räume hat in einzelnen Ländern, zu einem Mietwucher geführt. In Württemberg ift die Miete für gewerbliche Räume auf 250 Broz. der Friedensmiete gestiegen. In Bremen und Hamburg , wo der Schuß für gewerbliche Räume gelodert worden ist, erheben die Inhaber der Räume gegen diese Regelung die schwersten Bedenken. Beispiele aus Berlin be weisen, daß mit diesen Räumen Wucher getrieben wird. Selbst der Leipziger Anmaltverein befürchtet Ausmieten und Zerstörung der wirtschaftlichen Existenz seiner Mitglieder bei Aufhebung des Schuzes für gewerbliche Räume.

Der Hausbesig ist durch Papiermart und Inflation von zirfa 56 Milliarden Mart Hypothekenlasten befreit worden, der Land­befiz um etwa 16 Milliarden Mark. Hieße man dies volkswirt schaftlich, dann darf man nicht alte an neue Mieten angleichen, sondern muß umgekehrt die verhältnismäßigen menigen neuen Woh nungen an die Mieten der Altwohnungen anpassen. Das ist durch. aus möglich, wenn der Wohnungsbau gemeinschaftlich durchgeführt wird. Die Stadt Leipzig gibt 15 Prez. der Baufumme aus Stamm­vermögen, bedt den Rest aus der Mietsteuer, amortifiert die ganze Bausumme mit 2 Proz. und tommt so mit den anderen Bermal­tungsaufwendungen für eine Dreizimmer- Wohnung auf eine Miete von 390 M. Sie paßt dadurch die neuen Mieten den Mieten der Altwohnungen an. Die Stadt verschenkt nichts, gewinnt neue Mittel für Erhaltung und Neubau und erhält in 50 bis 60 Jahren eine Crhöhung des Stammvermögens durch schuldenfreie Häuser und er höht obendrein ihre Kreditfähigkeit. Darum fann man nicht zur Aufgabe der gebundenen Wirtschaft fommen, sondern nur zum Aus. bau des Mieterschutzes.

Der Ausschuß beschloß, die Regierungsvorlage für die Einzelberatung als Grundlage zu nehmen und bekannte sich dadurch im Prinzip für die Erhaltung der ge bundenen Wohnwirtschaft Das Steuertompromiß, das die Erhöhung der Mieten auf Friedenshöhe bis auf den 1. April 1927 hinausgeschoben hat, hat den Hausbefizern einen derben Strich durch ihre Rechnung gemacht.

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Trotz allem aber hat folche öffentliche Schaustellung einer Qual ( mag fie nun stärker oder schwächer empfunden werden) etwas unfagbar Niederdrückendes. Unmillfürlich denkt man hierbei an die sogenannten ,, Kriegszitterer" oder andere Bresthaftige, die ihre Bunden vor aller Welt Augen bloßlegten in dem Glauben, damit besondere Wirkung und materielle Erfolge zu erzielen. Wir alle schlemmen heute nicht und müssen uns viele Wünsche nerfagen, denn wie oft reicht es nicht mal zum Allernovendigsten! Aber die Kraft follten wir haben, ims mitleidlojen, neugierigen Gaffer zu Der­schließen!

Aushebung einer Lasterhöhle in Berlin . Kofainschnupfer und Leute mit gewiffen Neigungen.

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Eine Wirtschaft in Westen Groß- Berlins erhielt wiederholt Be­such von der Kriminalpolizei, weil ihr Verfehr und ihr Publikum Verdacht erregte. Zu den Gästen gehörten Leute, die wegen ge= misser Neigungen und auch als Kotainschnupfer be­fannt waren. Der Wirt entschloß sich vor einiger Zeit, weil ihm die Beobachtungen der Beamten nicht gefielen, das Lokal zu der pachten und ein neues in der Marthin- Luther- Straße aufzumachen. Dorthin nahm er auch nicht nur sein ganzes Bersonal, sondern auch seine ganze Staminfundschaft mit. Der Bächter hatte das Nach fehen. Ihm bleibt nichts anderes übrig, als seinen Betrieb zu schließen.

In dem neuen Botal mar der Betrieb um fo reger. Es mar bald wieder das Dorado der Koffer" und der Leute mit den ge miffen Neigungen. Die Kriminalpolizei tam aber balb hinter den Blagwechsel. Eine Ueberraschung war aber durch eine besondere Berlehrung erschwert. Der Pförtner, der zum neuen Lofal auch eine neue Uniform erhalten hatte, brauchte mir auf einen hinter der Tür angebrachten Snopf zu drüden, dann mußten Birt, Geschäfts­führer, Kellner, Gäſte und auch her Toilettenmann, bak Gefahr daß drohte, und im Augenblid verigmanden alle Rausch gifte. Endlich gelang es aber doch, Sutritt zu befommen, bevor der Björtner Klingeln tonnte. Die Beamten überraschten gegen 100 Gäste, Männer, Jünglinge und junge Mädchen aus allen Gesellschaftstreifen, darunter auch bekannte Kofainhändler, die zum Teil schon erhebliche Strafen verbüßt haben, zum Teil aber mit Bewährungsfrist nerurteilt worden sind. Sie hatte ihren ver botenen Handel alsbald wieder aufgenommen. Die Durchsuchung der Gäste und des Personals förderte erhebliche Mengen Kokain zutage. Auch die Kellner und Angestellten handelten mit dem Rauschgift. In den Räumen des Toilettenmannes, der von nichts missen wollte, fand man zunächst nur fosmetische Mittel. Bei einer gründlichen Durchsuchung entdeckte man aber endlich an einem versteckten Bläßchen eine Schachtel, die nur noch zu einem Drittel gefüllt mar. Der Toilettenmann erhielt sie jeden Tag poll geliefert. Unter den Gästen befanden sich mehrere, die schon gesucht wurden. Diese wurden dem Untersuchungsrichter vorgeführt. 80 Personen, die sich nicht genügend ausweisen fonnten, wurden mit Lastautos nach dem Polizeipräsidium gebracht.

Monatsfarten für die Straßenbahn.

Die Hauptausgabestelle für Straßenbahn monatstarten, Schülermonatsfarten und Berechtigungsscheine für Jugendliche, Leipziger Platz 14, ist am 3. April( Dfter fonnabend) von 8-4 Uhr geöffnet, am 30. und 31. März, fomie am 1. April von 86 11 hr. Außerdem werden Karten ausgegeben: in der 3meigstelle am Rollendorfplay ( Hochbahnrampe) am ersten und legten Werktage im Monat von 8-6 1hr, und auf den Betriebsbahnhöfen Lichter felde, Hindenburgbamın 67/70, Spandau , Pichelsdorfer Straße 35 und Charlottenburg , Spandauer Straße 22, am ersten, ameiten, vorlegten und legten Berktage im Monat pon 86 Uhr, ferner im Geschäft von Linnert, Ropenid, Schloß. ftraße 21, während der Geschäftsstunden. 28 ertmarten find erhältlich vom drittlegten Werktage jeden Monats ab für den fol. genden Monat bei den Kartenausgabestellen zu den vorbezeich neten Zeiten und auf sämtlichen Betriebsbahnhöfen merttäglich 8-4 Uhr am ersten, zweiten, vorletzten und legten Werktage im Geschäftsstellen der Firma A. Wertheim G. m. b. 5. und der Firma A. Jandorf 1. Co., im Kaufhaus des Westens, im Warenhaus 5. Joseph u. Co., Neukölln, Berliner Straße 51/55, im Waren haus Wilhelm Stein, N., Chausseestraße 70/71, in den Geschäften von Sternberg, Spandau , Breite Straße 21/23, Boife, Ma hI s. dorf Süd, Köpenicker Allee 121, Schilsfn, Friedrichs­ hagen , Geestraße 109 und Helbig, Teltow , Berliner Straße 8. Die Märzmonatsfarten haben nur bis einschließlich 1. April Gültigkeit.

fpricht. Daß die Bevölkerung über das fchändliche Verbrechen empört ift und von der Mörderorganisation", mie der Tag" den Werf verein des Bode nennt, nichts wissen will, ist wohl selbstverständlich.

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Die böse Else.

Auch ein Filmroman.

gutem" und vor allem nicht unvermögendem Hause aus, die sich mit Wie eine echte Zille- Type sah die Else 2, eine Tochter aus ihren beiden Freunden, Herbert U. und Willi 2., vor dem Schöffen= gericht Charlottenburg wegen einer bösen Einbruchsgeschichte zu verantworten hatte. In einem Tanzlokal hatte das leichtsinnige 20jährige Mädchen den 11. fennengelernt und sich in den erit 17jährigen Jüngling verliebt. Diefe Liebe führte schnell zu einer milden Ehe, denn Elfe verließ das Haus ihres Stiefvaters und lebte mit 11. bet einem seiner Freunde zusammen.

Die Eltern der beiden spürten das Pärchen aber auf und Else wurde in die Wohnung des Stiefvaters zurückgeholt, der sie unter sorgsamer Bewachung dem Einfluß des Liebhabers zu ent ziehen suchte. Obmohl sie stets in der Wohnung eingesperrt blieb, mußte sie Rat. Als sie wieder einmal abends allein zu Hause war, während die übrigen Familienmitglieder ein Theater besuchten, warf fie beiden Freunden 1. und 2., die auf der Straße vor dem Hause warteten, einen 3ettel herunter, daß sie heraufkommen sollten. Sie hatte sich von ihrer jüngsten Schwester einen Wohnungsschlüssel besorgt und ließ die beiden ein. Zunächst wurde aus dem väter­lichen Weinporrat ein fleines Gelage veranstaltet. Else äußerte zu ihrem Freund, daß sie an einem der nächsten Tage auf ein Gut gebracht werden sollte. Dann mußt du türmen", war jetzt fein Rat. Der Plan fand auch Anklang, und das Kleeblatt beschloß, gemeinsam nach Hamburg zu reisen. Die Reiseausstattung wurde schnell beschafft. Mit Hilfe eines Beiles öffnete man einen Schrank, eignete sich Schmud, und Werija ch en an, außerdem Wäsche und Kleider. Die beiden Freunde statteten sich an Ort und Stelle mit dem Belz, dem Smoking und einem guten Anzug tes Stiefvaters aus. In Hamburg verwandelte sich der Begleiter des Paares in einen Baron Tieh, während das Pärchen fid) schleunigst Visitenkarten drucken ließ, auf denen sie sich als Film- fchauspielerehepaar 3ander vom Ufa Palast am 300" bezeichneten. Merkwürdigerweise fiel dieser Unsinn den Hamburger Gastwirten, bei denen sie zu effen pflegten und später auf Kredit lebten, nicht auf. Insbesondere imponierte den Ham burgern, daß der Herr Baron Tieg" ihnen ihren Kinderwagen höchstpersönlich in die Wohnung hinauftrug. Baron Tieg" mollte allerdings weniger imponieren, als die Dertlichkeit fennenlernen. Eines Tages eignete er fich heimlich die Schlüssel zur Privatwohnung on, und die drei räumten dort gründlich auf. Nur menige Tage fonnten sie sich ihrer Beute erfreuen, denn sie wurden gefaßt, bevor fie noch größere Mengen von den gestohlenen Sachen ins Pfand­haus bringen fonnten. Bor Gericht zeigten sich die beiden jungen Burschen wenig als Kavaliere, denn sie suchten die Hauptschuld auf Elfe zu schieben, die sie als die Regisseurin ihres Film­romanes bezeichneten. Das Schöffengericht hielt alle drei für gleichschuldig und verurteilte sie zu einem Jahr Gefängnis.

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Die Praktiken eines Krankenkassenschwindlers. Der Schwager des Verstorbenen.

Auf den raffinierten Trid eines Schwindlers wurde eine hies fige Krantentasse vor einigen Tagen dadurch aufmerksam, daž sich ein Mitglied zum Bezug von Krankengeld meldete, das in den Büchern der Kasse seit November v. 3. als verstorben gelöscht Die sofort von der Kriminalpolizei angestellten Nachforschun gen ergaben folgendes:

war.

Seit fast einem halben Jahre verschafft sich ein noch unbe fannier Mann von irgendeinem Standesamt in Groß- Berlin die Sterbeurfunde eines furz zuvor Berstorbenen. Dieje Urfunden werden ohne Vorlegung eines Ausweises ausgestellt. Der Angabe des Schwindlers, er sei der Schwager des Verstorbenen. wirde immer Glauben gefchenft. Mit Hilfe des Abreßbuches fuchte der Gauner sich einen noch lebenden Mann, z. B. einen Müller, her aus, und erfährt durch sehr geschickte Nachforschungen alles, was fe seine 3wede missenswert ist. In mehreren Fällen haben ihm die völlig ahnungslosen Ehefrauen jede gewünschte Aus funft erteilt. Die genauen Angaben der Fran über Geburtstag. Ort und Berwandtschaft notierte er eifrig und vergaß auch nie, zu fragen, bei welcher Kranten oder Sterbetasse der Mann Mitglied sei.

Mit diesen Kenntnissen ausgerüstet, stellte er felbst gefälschte Rechnungen her über die Kosten, die mit einem Todesfall verknüpft find, z. B. Sargrechnungen, Beerdigungskosten, Krankenhausaufent­holt, geht mit den Rechnungen zu der Kranfenfasse und läßt sich die Summe im Durchschnitt 300 bis 400 m.- auf Grund der Mit gliedschaft des Verstorbenen, für dessen Schmager er sich ausgibt, auszahlen. Dem gerissenen Burschen kann das Handwerk nur dann gelegt werden, wenn bei der Einforderung einer Urkunde auf den Standesämtern eine Legitimation verlangt wird.

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Erwer slosenfürsorge oder Versicherung? Ueber dieses Thema sprach in der Bezirksarbeitsge. meinschaft der öffentlichen und freien Wohl fahrtspflege" im Schöneberger Rathaus Frau Oberregierungs­rat Ehlert. Die Rednerin zeigte die Mängel der heutigen Er merbslojen fürsorge, bei der immer von der Bedürftig. feit ausgegangen wird. Unter allen Umständen muß bei der fommenden Versicherung diese Frage ausgeschaltet werden. Die Gesezentmürfe bestimmen zwar, daß jeder einen Beitrag zu dieser Ermerbslosenversicherung zu leisten hat, daß aber bei der Inanspruchnahme auch wieder erst geprüft merden soll, ob Bebürftig­feit vorliegt. Durch diese Form werden die Familien auseinander­geriffen, denn menn ein Familienmitglied noch verdient, geht der Arbeitsloje. leer, aus. Die ganze Bersicherung ist überhaupt zu off­beitgebern und Arbeitnehmern, die einzelnen Gebiete genauer zu be ftimmen. Ob dabei viel heraustommen wird, muß man bei der Rückständigkeit gemisier Arbeitgeberfreise bezweifeln. Sehr beachtet muß die berufliche Umbildung werden. Es werden heute überall Kurse eingerichtet, um überlastete Berufe zu entlasten. So find Kurse eingerichtet, in denen Künstler reflametechnisch, besonders für Schaufensterdekorationen, ausgebildet werden. Bei der Ber­werkschaften verlangt haben, eingeführt werden. Vielleicht läßt sich das auch noch bei der gegenwärtig noch in Kraft befindlichen Er.. werbslosenfürsorge einrichten. Bei Not standsarbeiten muß mehr als bisher die Hergabe von Kleidung für die berufs­In der Diskussion mäßige Ausstattung ausgebaut werden. wurde die Frage der Bedürftigkeit scharf fritisiert, fie muß unbedingt fallen.

Bratianus Nachfolger: General Averescu. et monat von 8-6 Uhr und bis auf weiteres in allen ficherung muß das Syſtem der Staffelung, sowie es die Ge­

Der Hohenzollern - König gegen den Volkswillen. Bufarest, 30. März.( WTB.) Der König hat den General Averescu mit der Bildung der neuen Regierung betraut.

Die demokratische Opposition ist es gewesen, die den Rücktritt Bratianus erzwungen hat. Indem jedoch der König den General Averescu, den nur geringe Unterschiede von dem bisherigen Difta­tor trennen, mit seiner Nachfolge betrauen mill, fetzt er sich in Widerspruch mit dem Willen des rumänischen Boltes und treibt da. mit ein für seine Dynastie um so gefährlicheres Spiel, als das Prestige des Königshauses seit der erzwungenen Abdankung des Kronprinzen Karol obendrein start erschüttert ist.

Schwarzweißrote Totschlagsadvokaten.

Das schlechte Gewissen der nationalistischen Hezpresse tommt in einem Artikel des Hugenbergschen Tag" vom Dienstag früh beredt Für Behebung der Arbeitslosigkeit im Baugewerbe. Die zum Ausdruck, der sich unter der lleberschrift ,, Die machtloje Bolizei" Sozialdemokratische raftion des preußischen des preußischen mit dem Totschlag des Portiers Bode an dem Genossen Ulrich, Landtags verweist in einer Kleinen Anfrage darauf, daß trok in Oberschöneweide , beschäftigt. Lange genug hat es gedauert, bis die des Einſegens der besseren Frühjahrsmitterung die Arbeitslosigkeit schwarzweißroten Hezer die Sprache wiedergefunden haben. Selbst im Baugewerbe in fast unvermindertem Maße anhalte. Das Staats- aus der Darstellung des Tag" geht flar hervor, daß Babe den ministerium wird gefragt, ob es bereit sei, mährend der noch immer schmächlichen Ulrich auf der Treppe in eindeutiger Absicht an. großen Arbeitslosigkeit im Baugewerbe die Staatsbauten durch ner- gere mpelt hat. Selbstverständlich spricht Hugenbergs Artifel mehrte Einstellung von Bauarbeitern zu fördern und darauf hinzufchreiber von unglaublichen Entstellungen des Bormärts". Die wirten, daß die Innenausbauarbeiten, B. die in den Berliner Oberschönemeider Bevölkerung meiß es am besten, daß unsere Dar Museen porgefehenen, ungejäumt ihren Fortgang nehmen, ftellung des rechtsraditalen- Attentats durchaus den Tatsachen ente

Bermißt wird seit 14 Tagen die 16 Jahre alte Schneiderin Erna Kapte, die bei ihren Eltern in der Alexanderstr. 28 mohnte. Sie ging am 12. März aus der elterlichen Wohnung weg und fehrte ohne ersichtlichen Grund, nicht zurüd. Man vermutet, daß fie zu unlauteren Zweden verborgen gehalten wird oder per unglückt, vielleicht auch einem Berbrechen zum Opfer gefallen ist. Mitteilungen über den Verbleib des Mädchens, an die Vermißten­zentrale im Polizeipräsidium.

Der französische Kursus für Arbeitslose in der Sprachschule für Broletarier des Genoffen Dr. Bedmann fällt am Donnerstag vor Ostern aus. Bieberbeginn der Stunden am 8. April, nachmittags

3.30 Uhr.

Die Geschäftszimmer der Polizeiämter und der Abteilungen des Bolizeipräsidiums, mit Ausnahme der Hauptgeschäftsstelle, bleiben am ersten Osterfeiertag für das Publikum geschloffen.