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Nr. 151 43. Jahrgang

2. Beilage des Vorwärts

Der Riesentrust in Kohle und Eisen.

Die Vereinigte Stahlwerke A.-G.

Am 1. April tritt der Montantrust an der Ruhr in Funktion. bau nebst den Nebenbetrieben und die Roheisen- und Stahlgewinnung. Damit haben die langwährenden Verhandlungen zu einem greifbaren Resultat geführt. Die Vereinigte Stahlwerte Aktien gesellschaft bildet den äußeren Rahmen des Trusts. Der offi­zielle Sit dieser Gesellschaft ist Düsseldorf  , während die Zechen­betriebe in Essen   ihren Sitz erhalten. In dem größten Gebäude Düsseldorfs  , dem ehemaligen Stumm- Haus, unmittelbar neben dem Stahlhof, dem Siz des Stahlwerkverbandes und der meisten übrigen Verbände der Schwereisenindustrie, gelegen, wird die neue Gesellschaft einziehen. So wie das wolfenfraßermäßig gebaute Geschäftshaus des Stahltrusts alle übrigen Gebäude seiner Umgebung weit über­ragt, so marschiert auch die Vereinigte Stahlwerke A.-G. an der Spize aller deutschen Aktiengesellschaften. Das Aktienkapital foll 800 Millionen Mart betragen, dazu treten die 120 Millionen Mart betragenden Genußscheine. Nimmt man den gesetzlichen Reservefonds nur mit 10 Proz. des Aktien­tapitals an, so beträgt das offene Eigenkapital des Trusts 1000 000 000 Mart. Damit wird der Farbstoff­trust an Kapitalfraft um beinahe 300 Millionen Mart überflügelt. Als

Gründer des Trusts

Der gemischte Betrieb, d. h. die Vereinigung von Kohlen­zechen und Hüttenwerfen, wird im Stahltrust restlos verwirklicht. Die rationelle Produktionsgestaltung eines per­einigten Unternehmungsfompleres von Kohlenwerten, Hochöfen, Stahl- und Walzwerken ist der Zweck des Trusts. Wir sind über­zeugt, unsere Erzeugung wesentlich zu verbilligen, wenn wir sie der artig auf alle uns in der Gemeinschaft zur Verfügung stehenden Werke verteilen und gliedern können, daß jedes Erzeugnis an möglichst wenigen und an den technisch und faufmännisch richtigen Stellen hergestellt wird." So ließ sich der leitende Direktor des Phönix, Dr. Fahrenhorst, über das Rationalisierungsprogramm des Stahltrusts vernehmen. Er fügte hinzu: Dazu werden wesent­liche Frachtersparnisse kommen, wenn von der Hauptstelle aus der gesamte Rohstoff- und Halbzeugverkehr zwischen den beteiligten Wer­fen auf das erreichbare Frachtminimum abgestellt wird. Die techni­schen Vorprüfungen haben bereits ergeben, daß unsere Erwartungen hinsichtlich der Möglichkeit einer Zusammenlegung und Vereinfachung Die vertikale der Betriebe sich durchaus erfüllen werden." Richtung der Produktion wird im Trust bis zur Fertig= fabrikation und bis zur Maschinenfabrikation( Thyssen, Deutsch­Luremburger) und zur Eisenkonstruktion aufrecht erhalten.

Die Stellung des Siemens- Konzerns.

=

Mittwoch, 31. März 1926

inwieweit die Verbindung mit den holländischen Finanzgruppen auf den Stahltrust übergeht. Große Teile der Phönigaftien sind in diesen Händen, so daß im Aufsichtsrat des Stahltrusts wahrscheinlich auch Holländer sizen werden. Von den Unternehmungen der Thyssen­Werke verbleiben nur wenige im Besize der Familie. Es ist natur­gemäß, daß der Trust mit fast allen Konzernen des Ruhrgebiets Be­rührungspunkte hat. Neben der Zusammenarbeit in den Syndikaten usw. bestehen nach wie vor gemeinsame Beteiligungen an Erzgruben, Dolomitwerken, Sandgruben, usw.

Noch nicht geflärt ist das zufünftige Verhältnis des Trusts zu der Desterreichischen Alpine Montan A.-G., deren Attienmehrheit sich bekanntlich im Besize der Rhein- Elbe- Union be­findet. Das gleiche gilt von den Böhler- Stahlwerten, an deren Holdinggesellschaft in Zürich   die gleiche Gruppe über 22 Proz. der Aktien verfügt. Hierüber sowie über andere Beteiligungen der Muttergesellschaften werden hoffentlich die nächsten Wochen Auf­flärung bringen.- Ueber

die Berteilung des Aktienkapitals war schon oben die Rede. Folgende Zusammenstellung dürfte die Uebersicht erleichtern:

Das Aktienkapital des Trusts in Höhe von 800 Millionen Mark verteilt sich folgendermaßen( die Berteilung der Genußscheine steht noch nicht ganz feft):

Broz. des Höhe der Attientapit. Rapitalsumme Rhein- Elbe- Union 39,5 316,0 Min. M. Hiervon Deutsch  - Luxembg. 15,1 120,8 Gelsenkirchen  . 15,1 120,8 Bochumer Verein  

"

Phönig Thyssen Rheinstahl

v. d. Zyven- Wissen

Anteil an den Genußscheinen

36 Mill. M.

11

9,3

74,4

23,65

189,2

15

26,0

208,0

8,5

68,0

7

2,35

18,8

100 800,0 Mill. M.

Mill. M.

Es bedarf keiner Begründung, daß der Trust infolge seiner Größe in den Syndikaten der Montanindustrie eine außer­

Rbein- Elbe- Union Phönig- Gruppe Thyssen Rheinstahl

Rohlensyndikat

Berkauf

Verbrauch 15 365 200 4 909 500

Rohstahlgemeinschaft

Rohstahl Halbzeug 1 659 672 350 000 1 659 672 24.000 100 000 104 000 578.000

5 511 000

2 675 000

5 073 300

2 723 000

1 659 672

987 840

treten bekanntlich auf: Die Rhein- Elbe- Union( als Dachgesellschaft der Gelsenkirchener Bergwerks- A.- G., der Deutsch- Luxemburger Bergwerfs- und Hütten- A.- G. und des Bochumer Vereins für Berg­Das Verhältnis, wie es sich mit der Rhein- Elbe- Union und dem bau und Gußstahlfabrikation), die Thyssen- Gruppe, die Gruppe Phönig A.-G. für Bergbau und Hüttenbetrieb Konzern Siemens Schuckert durch die Siemens- Rhein­und die Rheinische Stahlwerte Aktiengesellschaft. Die Elbe Union gebildet hatte, erfährt eine wesentliche Veränderung. Aktien der Vereinigten Stahlwerke Aktiengesellschaft werden In den Generalversammlungen der Rhein- Elbe- Union und der von den Gründungsgesellschaften übernommen. Und zwar be- Siemens u. Halske A.-G., die zu gleicher Zeit stattfanden, hat man es tommt die Rhein- Elbe- Union 39,5 Proz., Thyssen 26 Pro3., an gegenseitigen Liebeserklärungen nicht fehlen lassen. Aber etwas die Phönig- Gruppe 26 Proz.( 23,65 Broz. der Phönir und Genaues tonnte man waher aus den allen gewöhnliche Macht befizt. Der Anteil ist folgender: v. Siemens noch von der anderen Seite erfahren. Soviel jedoch 2,35 Broz. v. d. Zypen- Wissen) und die Rheinische Stahlwerke 8,5 Proz. Die von den Gründergesellschaften in den Trust einge- fonnte man entnehmen, daß die seit 1920 bestehende und bis zum brachten Werke, Unternehmungen und Beteiligungen sind mit der Jahre 2000 geltende Interessengemeinschaft schon nach sechs Jahren Attienübergabe abgegolten. Ueberschüssige Werte und Materialien ihr Ende finden wird. Ein gewisses Freundschaftsverhält sollen bar bezahlt werden. Die Stammgesellschaften bleiben bestehen, nis wird auch in Zukunft aufrecht erhalten werden, aber engere fie sinken zu fast reinen Holdinggesellschaften herab, die Bindungen oder gar die Poolung der Gewinne werden ohne weiteres die ihnen übergebenen Attienpakete und die übrigen Effekten im Be- fallen. Die Siemens- Rhein- Elbe- Schuckert- Union als Muster der fiz halten. Der Ruhrtrust wird somit zu etwas ganz Neuartigem Vertikalkonzerne gehört somit der Vergangenheit an. unter den großen Gesellschaften. Denn die so viel gerühmte ,, demo­fratische Kontrolle der Aktionäre wäre ganz ausgeschaltet, da freie Aktionäre erst in zweiter Linie in Erscheinung treten. Den Trust­leitern ist eine unbeschränkte Kommandogewalt über große Teile der deutschen Volkswirtschaft eingeräumt. Wenn die Aktionärversammlun­gen bei den großen Montangesellschaften schon bisher wenig zu be­deuten hatten, sondern lediglich als juristische Fassade galten, so werden die Generalversammlungen der Aktionäre des Stahltruſts vollends zur Farce. Der horizontale Aufbau des Trusts.

Der Aufbau des Trusts geht in horizontaler Rich tung vor sich. Maßgebend ist in allererster Linie der Kohlenberg

25 949 500 10 307 500 5.966 856

Nationale und internationale Macht des Trusts.

Was wird aus den weiteren Verbindungen? Bon der Gesamtbeteiligung des Kohlensyndi­Die Abteilungen und Hauptproduktionsstätten des Trusts haben fats in Höhe von rund 160 Millionen Tonnen kontrolliert der Trust 22,6 Proz. Die Gesamtbeteiligung der Roh stahlgemein­wir auf nebenstehendem Schaubild festzuhalten versucht. Die im Be- schaft beträgt 14,7 Millionen Tonnen, wovon der Trust rund fizze der Stammgesellschaften bleibenden Produktionswerte sind vor 45 Pro3. fontrolliert. In Halbzeug produziert der Trust allem bei Rheinstahl von Bedeutung. Infolge der hier be­67. Proz. der gesamten Erzeugung. Die Macht des Trustes in den stehenden Interessengemeinschaft mit der IG. Farbenindustrie A.-G.  verbleiben die Kohlenzechen im Besize von Rheinstahl  . Die Zechen­gruppe Monopol- und die damit zusammenhängenden unverrigten Felder bleiben bei Gelsenkirchen  . Deutsch- Luxemburger dürfte wenig Produktionswerte behalten, sondern Holdinggesellschaft werden. Das felbe ist beim Phönig der Fall. Hier ist die Frage noch ungeklärt,

Vereinigte Stahlwerke Akt.- Ges.

ihre

Abteilungen und Hauptproduktionsstätten

Rheinelbe- Union 39,5%

Thyssen- Werke 26%

Gelsenkirchener Bergwerks- A.- G. 15,1%

Gewerksch. Friedrich Thyssen

August- Thyssen- Hütte

Gewerkschaft Hamborn

Gewerkschaft Lohberg

Gewerkschaft Rhein

Gewerkschaft Nordlicht

Gewerkschaft Lippermulde

Walzwerk Dinslaken

Mülheimer Stahl- u. Walzwerk A.-G. für Hüttenbetrieb

Hochofenwerke

Gußzentrale

Eisengießerei Thyssen& Co. A.-G. Maschinenfabriken Erz- und Steingruben Handelsgesellschaften

Bergwerks- Abteilung.:

Zechenbetriebe

Kokereien

Nebenprodukte Abteilung Schalke  : Hochofenwerke Gießereien

Ziegeleiwerke Zementfabriken Abteilung Düsseldorf: Röhrenwerke Walzwerke

Abteilung Hüsten: Hochöfen

Siemens- Martin- Oefen Blechwalzwerke Bruchhausen und Soest  

Deutsch  - Lux.

B. u. H. A.-G. 15,1%

Rheinische Stahl­werke

Kohlenzechen

Kokereien

Ziegeleien

Eisenst in ruben Dortmunder Union Werk Rote Erde Kettenfabrik Schlieper Friedrich- Wilh.- Hütte Werk Mülheim Meggener Walzwerk Abteilg. Weber, Brandb. Nordseewerk Emden Abteilung Knipping W.- Heinrichs- Werk

Wagner, Dortmund  Werk Horst Zement- Kalk- Werke

8,5%

Hüttenwerk Meiderich Hüttenwerk Duisburg Röhrenwerke in Hilden  , Benrath   u. Immigrath Wurag, Hohenlimburg

Metallwebereien Erzgruben

Bochumer Verein  9,3%

Steinkohlenzechen Hochofen  -, Stahl- und Walzwerke

Kaffee

nur

Phönix Akt.- Ges.

23,65%

Steinkohlenzechen

Kokereien

Nebenbetriebe

Hochofenwerke

Stahlwerke

Walzwerke

Röhrenwerke

Drahtwerke

Preß- und Hammerwerke Erz- und Kalkgruben

v. d. Zypen 2,35%

Stahl- und Walzwerke Köln­Deutz Wissen und Aue

deutschen Produktionskartellen ist sehr start. Sein Wille wird, wenn

es hart auf hart geht, der maßgebende sein. Gelingt mun die Berbilligung der Produktion in dem Maße wie man sie erhofft, und tommt in der Syndizierung keine Aenderung zustande, dann kommt diese Verbilligung nicht den Berarbeitungswerten zugute, sondern es entsteht eine hohe Differenzialrente für den Trust.

Die bevorstehende internationale Kartellierung in der Eisen- und Stahlindustrie wird hinfort auf deutscher Seite einen gewaltigen Partner vorfinden. Denn es dürfte flar sein, daß als Wortführer der deutschen Werke die Leiter des Stahltrusts auftreten. Erst durch die internationale Bindung dürfte sich die Riefen­macht der Vereinigten Stahlwerte A.-G. voll entfalten.

Ein gewaltiger Machtfaktor wird in diesen Tagen aus dem Boden gestampft. Wehe der Fertigindustrie, wenn sie nicht entsprechende Maßnahmen trifft, um sich dieser Macht erwehren zu fönnen. Und wehe der Arbeiterschaft, die sich der Tragweite der Machtver­stärkung nicht bewußt ist. Das Rad der Zeit geht unbarmherzig über sie hinweg. Nicht zuletzt hat die Staatsgewalt alle Ursache auf­merksam zu sein, damit nicht diese Riefenmächte des privaten Kapitals der politischen Erefutive über den Kopf wachsen. Wenn je, dann ist jetzt höchste Aufmerksamkeit am Blaze.

Paul Ufermann.

Der Arbeitsmarkt im Reiche.

Nach den Berichten der Landesarbeitsämter für die vierte März woche hat sich die allgemeine Lage noch nicht gebessert. Zwar hat die Nachfrage in der Landwirtschaft reger eingefeßt, so daß eine gewisse Entlastung in landwirtschaftlichen Be zirken fühlbar wird; doch hinderte vielfach das Frostwetter noch eine der Jahreszeit entsprechende Bermittlung. Nur lagsam und unzu­reichend belebt sich der Baumarkt. Die Besserung des Arbeitsmarttes auf Grund von Vermittlungen in den Saisongewerben wird fast völlig aufgehoben durch eine nach wie vor sehr schlechte Lage im Steinkohlenbergbau und den ungünstigen Stand in der Maschinen, Legtil, Leder- und Papierindu­strie. Starke Fluktuation in der Maschinenindustrie scheint aller­dings einen beginnenden zunächst kurzfristigen Bedarf anzuzeigen. Schwankend ist die Lage in der chemischen sowie Nahrungs- und Genußmittelindustrie, im Holz, Bekleidungs- und Verkehrsgewerbe.

Extrafein Hochfein Exquisit Spezial

1/4 Pfund

Pfg.

4 Pfund 85 Pfg. 14 Pfund 1,05 Mk. 14 Pfund 1,15 MR.

Reichelt

147 Geschäfte