*
misten und den beiderseitigen Regierungen entwickelt. Nicht nur traf man sich wiederholt in Ungarn , u. a. in Saroar, wo das bayerische Königshaus einen ausgedehnten Besitz hat, sondern es kamen auch ziemlich häufig bayerische Abgesandte nach Budapest , so der Chef der bayerischen Separatisten, Prof. Fuchs, der Kabinettschef Rupprechts, Graf Soden und sein Vertrauensmann Dr. P i t t i n g e r. Zu den schon genannten ungarischen Verbindungsleuten kam Graf T e l e k i. Das große Endziel war, ja ist auch heute noch: die Sprengung der kleinen Entente und eine Schwächung, wenn nicht gar eine Sprengung des Völker- bundes. Als Folge davon ober eine Neugruppierung der europäischen Mächte, wobei die eine Gruppe unter Führung Italiens die mehr oder weniger faschistischen Mächte um- fassen soll. Die Sonderziele aber sind: Ein ungarischer Einfall in die Tschechoslowakei und ein gleichzeitiger deutscher Einfall in Polen . Natürlich sollen diese Einfälle von sogenannten „unverantwortlichen Elementen", d. h. von den Banden der Geheimorganisationen, durchgeführt werden. Der ungarische Einfall sollte gegen die verwundbarste Seite der Tschecho- slowakei gerichtet sein, nämlich gegen ihr ollsröstlichstes Gebiet Karpathorußland. Während aber der Einfall in die Tschechoslowakei mit Wissen und Zustimmung Bethlens vor- bereitet wurde und wird, haben Luther und S t r e s e- mann gewiß keineKenntnis von diesen Plänen. Man rhantasiert, daß wenn der Einfall in Polen einmal zur Tat- fache geworden, die deutsche Reichsregierung dieser„patrio- tischen" Unternehmung, picht werde in den Rücken fallen können, sondern sie notgedrungen werde unterstützen müssen. Zu gleicher Zeit sollte dann auch die Protlamationder Monarchie in Bayern erfolgen. Einen dicken Strich durch diese Rechnungen bedeutet« natürlich der Abschluß des L o c a r n o- Vertrages mit dem Beitritt Deutschlands zum Völkerbund. Darum war es auch das Hauptbestreben aller dieser Vcr- schwörer gegen die Ruhe und den Frieden Europas , wenigstens einen A u f s ch u b für den Eintritt Deutschlands in den Völker- bund zu erreichen. Das ist gelungen, und nun wird es ver- ständlich, warum Italien auf dem Wege über Spanien Brasilien ermunterte, Einspruch zu erheben. Inzwischen wurde eine Vereinbarung zwischen Bratianu und Bethlen getroffen, wonach Dethlen die Ungarn in Siebenbürgen und den einstigen ungarischen Gebieten dazu veranlaßt hat, bei den rumänischen Gemeinde» tvahlen für die Regierung zu stimmen. Bratianu versprach als Gegendienst, Bethlen gegenüber B e n c s ch in der Frank- affäre zu unterstützen. Tatsächlich haben auch in ganz Ru- mänien die Ungarn — mit Ausnahme der Sozialisten und Radikalen— für die Regierung gestimmt und Bratianu hat nach Möglichkeit das Vorgehen der kleinen Entente gegen Bethlen ach g e st u m p f t. Graf T e l e k i war im Januar d. I. in München und Verlin und hat dort nicht nur mit dem inzwischen verstorbenen Schulze verkehrt, sondern auch mit Graf Soden Be- roumgen gepflogen, sowie unter Zuziehung eines Herrn n. U n st r u t h mit L u d e n d o r f f. Kurz darauf kam Graf Soden in Begleitung Pittingers nach Budapest . Diese Be- ratungen galten hauptsächlich der Frage, wie die Frank- fälsch ungen in München zu vertuschen seien. Gleich- zeitig wurden aber auch die politischen Beziehungen zu? Sprache gebracht, und hierzu auä) Gesandter v. K a n y a aus Berlin nach Budavest beordert. Hier also sehen wir neben der„romantischen' Derschwörerarbeit schon die«große Po- litik" an der Arbeit. Es handelte sich neben der 2er- tuschung der Frankfälschung auch darum, die Verbindungen zu verschiedenen deutschen Persönlichkeiten neu zu gestalten. Bis zu seiner Verhaftung war der Hauptvermittler zu Luden- dorff upd Seeckt der Prinz Windischgrätz gewesen. Nun galt es, einen neuen Mann zu gewinnen, was um so schwie- riger war, weil seit dem Auftauchen der Frankaffäre General v. Seeckt äußerst verschlossen war, zumal gegenüber allen
Ungarn . Ferner mußte man auch den Grafen Tele kl er- setzen, der als weiterer Vermittler unmöglich geworden ist. Bis es wieder möglich sein wird, st ä n d i g e ungarische Vermitller zu benützen, bleibt die Vermittlung wichtigerer Angelegenheiten in den Händen des Herrn v. K a n y a, dessen Aufenthalt in Berlin als ungarischer Gesandter allerdings nicht mehr zu lange währen dürfte, da, wenn einmal die Daren der französischen Untersuchung in Sachen der Frank- fälschung ans Tageslicht kommen, dies nicht nur für Herrn o. K a n y a. sondern auch für andere ungarische Größen höchst unangenehm sein wird.
Demokratie unö Kommunismus. Die prinzipielle Kapitulation. In seiner Festrede auf Wilhelm Liebknecht hat Genosse Stampfer den Ruf der Kommunisten nach dem Volks- entscheid„eine prinzipielle Kavitulation. eine Waisenstreckung vor den Grundsätzen der sozialdemokratischen Politik" genannt. Da die Kommunisten jetzt selbst nicht mehr an die Gewalt, son- dem an das Urteil des Volks im Sinne der Verfassung von Weimar appellierten, sei der Streit darüber, auf welche Weise das Proletariat die politische Macht erobem solle, p r o k- tisch erledigt, und es bleibe nur noch das Problem, wie man mit den Mitteln der Demokratie den Sieg des Sozialis- mus herbeiführen könne. Zu diesen Gedankengängen äußert sich jetzt die„Rote Fahne". Sie kann natürlich die Wahrheit nicht ohne weiteres zugeben, dämm versucht sie es mit folgenden Ausreden: Um was handelt es sich in Wahrheit? Es gehört zum ABT de» soziallstischen tic-mpfe», zur Verbesserung der posilion der Ar- beiler alle dazu gcelgaeteu Mittel, darunter auch die der Demokratie. -anzuwenden. Da« haben wir Kommunisten, wie wir e» in der Vergangenheit getan haben, auch beim Volksbegehren gegen die Fürsten getan und werden es weiter im Kampf um die Verwirklichung des Volteentscheids tun.... Doch im Unterschied von Stampfer, derinderDemokrati« da« Allheilmittel sieht, sie tlasienmäßig nicht begreift und der darum zur Arbeitsgemeinschaft, zur Aoalitionspolitil, zur Abstumpfung aller Klafsengegensätze in der Demokratie, statt zu ihrer Verschärfung auch mittels der Demokratie mit dem Ziele ihrer Aufhebung durch die Diktatur des Proletariats kommt, haben wir Kommunisten den Arbeltern gerade beim Volksbegehren und beim Volksentscheid gegen die Fürsten die Grenzen der Stampfer« Demokratie aufzuzeigen. Sind sie nicht handgreiflich, diese Grenzen? Sind e« nicht Grenzen der Demokratie, wenn in den großagrarischen Bezirken ungestraft der Terror wüten konnte, sind es nicht Grenzen der Demokratie, wenn heute das regierend« Zen- t r u m, mit der Stampfer-Pariei in eineiig Reichsbanner Bereinigt, Vorschläge macht, um den Volksentscheid nicht nur zum Scheitern zu bringen, sondern zu verhindern trotz der lZ„z Millionen Stimmen. die sich für ihn ausgesprochen haben. Glaubt Stampfer im Ernst, daß, wenn... der Volksentscheid siegt, daß damit schon die Fürsten enteignet sind? Oder ist er wirklich der naiven Auffasiung, daß nicht noch die schärfsten außerparlamentarischen Kämpfe, in denen die Arbeiterklasse alle ihre Macht einsetze» muß. durch- gefochten werden müssen, bis die Enteignung Wirklichkeit wird? lim diel« Grenzen der Demokratie, darum, sie der Arbeiterschaft begreiflich zu machen, damit sie beizeiten um den Volksentscheid auch den Kampf um seine Verwirklichung organisieren >, handelt e» sich. Man wird in diesen Ausführungen auch beim besten Willen nicht die Spur einer Widerlegung finden können. Denn der Terror auf dem Lande ist nichts Demokratisches, sondern etwas höchst Antidemokratisches, und der Kampf gegen ihn ist ein Kampf nicht gegen die Demokratie, sondern f ü r die Demokratie. Und daß dieser Kampf für die Demo- kratie nicht aussichtslos ist, haben die 12 H Millionen ö f f e n t- l i ch für das Volksbegehren abgegebenen Stimmen gezeigt. Versuche, den Volksentscheid oder die Ausführung eines durch ihn zustande gekommenen Gesetzes zu verhin-
dern, sind wiederum nichts Demokratisches, sondern etwas sehr Undemokratisches. und der Kamps gegen sie ist ein Kampf nicht gegen die Demokratie, sondern sürdieDemokratio und für die Anwendung der Verfassung von Weimar. Die Sozialdemokratie will dw Verfassung schützen, ihre Anwendung sichern und Vorteile für die Arbeiter herausholen, indem sie van Fall zu Fall Koalitionen mit der bürgerlichen Milte schließt, während die KPD . die Deutschnationalen im Kampf gegen jede Regierung, die von der Sozialdemokratie irgendwie beeinflußt ist, unrerstützt. Dir meinen, daß die KPD . damit nur den Feinden der Arbeiterbewegung nützt 6: selber ist anderer Meinung. Aber mit der Frage der e m o k r a t i e hat dieser Streit nicht das mindeste zu tun. Denn man kann Gegner der Koalitionspolitit und dabei doch grundsätzlich ein demokratischer Sozialist, ein Sozial- demokrat sein. �„ Es bleibt das Zugeständnis, daß zur Verbesserung der Lage der Arbeiter„alle dazu geeigneten Mittel, a u ch d i e der Demokratie", anzuwenden sind. Also liefert die Demokratie geeignete Mittel zur Verbesserung der Lage der Arbeiter. Wer das anerkennt, der muß darauf ver- zichten, die Demokratie gewaltsam zerstören zu wollen. �„ Es gibt neben der Demokratie Mittel zur Besserung, die mit ihr wohl vereinbar sind: das sind die Gewerkschaften und die Eenvsienschasten. Aber es ist ein B e r b r« ch e n, den Ar- beitern zu sagen, daß die demokratische Verfassung für sie etwas Gleichgültiges wäre oder gar etwas Feindliches, das sie mit Gewalt zerschlagen müßten. Das hoben die Kommunisten jahrelang landauf, landein gepredigt. Wenn heute die«Rote Fahne" das nicht mehr wahr haben will, sondern in der Demokratie geeignete Mittel zur Verbesserung der Lage der Arbeiter erkennt, so erkennt sie dasalsrichtigan. waswirjahrelanggegensie vertreten haben und wofür wir von ihr aufs mahn- sinnigste beschimpft wurden. Das eben war es, was Stampfer die prinzipielle Aapitu» lation der Kommunisten zerrannt hat. Diese prinzipielle Kapitulation wird durch die Ausführungen der„Roten Fahne" nur noch vollständiger gemacht. Reichsrat unö Zinanzausgleich. AuSgleichgesetz und., Mummfonds« beanstandet. Der Reichs rat hat am Mittwoch gegen den vom Reichstag angenommenen Gesetzentwurf über Acnderung des Finanzaus- gleich» zwischen Reich. Länder und Gemeinden Einspruch erhoben. Der Gesetzentwurf geht aus die Initiative der sozialdemokratischen Reichsragsfrattion zurück. Es Handell sich dabei nur um die Frage, wie Hypotheken auf Wohnungsgrund- st ü ck e, die mit öffentlichen Zuschüssen gebaitt worden sind, auf- ge wert et werden. Im Widerspruch mit dem Reichsgesetz hat nämlich Württemberg die Aufwertung zu hoch festgesetzt. Mit der Regelung des allgemeinen Finanzausgleichs hat dieser Gesetzentwurf nichts zu tun. Der Reichsrat hat ferner den Etat für 1326 nach den Beschlüssen des Reichstags gutgeheißen, dabei aber gegen die Einfügung des sogenannten„Mumm-Fonds' Einspruch erhoben. Dieser „Mumm-Fonds" sollt« im Betrage von einer Million zur Verteilung an die Zentralinstanzcn der evangelischen und k a t h o l> f ch e n Kirch« und der jüdischen Religionsgemein. schaften gelangen. Die letzter« hatte man augenscheinlich mir hinein- genommen, um den Schein der»Parität" zu wahren! Der.Ein- spruch des Retchsrats gegen diese An Verwendung von Reichsgeldern erfolgt« mll 39 gegen 29 Stimmen. Dabei waren die Stimmen Preußens und Bayerns , während ein größerer Teil der preußischen Provinzvertreter— Deutschnationale und Zentrumsleute— gegen die Stimmen der Regierung abgegeben wurde. Die Regierungen, die sich gegen die Hergabe von Reichsmitteln an Kircheiigcsellschasten wandten, gingen von dem Standpunkt aus, daß es nicht Sache de» Reiches, sondern bestenfalls Sache der Länder sei. kirchliche Einrichtungen zu unterstützen.
Narzissen. von Josef Maria Frank . Sonne, glänzend«, warm« Sonne flirrt über den Asphall. In den Zeitungen steht, daß Frühling ist. Die Mädchen tragen hellere Fähnchen und haben sich rosigere Farben ausgelegt: em alter Herr stolziert schnaufend schon ohne Mantel, und im nackten Baum über dem Bürgersteig schlägt ein Fink seinen ersten Doppellriller in Autogehup, Fahrradklingeln, Zeitungsschrei, Omnibusrattern und behördlich« Verkehrsregelung. Goldglänzend wie die Sonnentupfen leuchten vom Straßenrand Narzissen, in Drahtgcstellen aufgereiht in Blumenständen, aus denen es schnattert:»Die ersten Frie— hling»- grie— ß«— det Bund fünf Iroschenl" Und die Mädchen äugen verliebt zu den gelben Narzissen und träumen von Frühling. Wann- see, Liebe und Sommer... Es ist Frühling! Merkwürdig! Man stutzt, stößt sich an, lächelt diskret und laut. An der Autobushaltestelle steht eine srühlingswarme. bunte Ver- kehrsstockung, ein entzückendes Mädel! Millen in einem Sonnen- tupfen, goldig ummall: in zarten, beigefarbenen Schuhchen, in sandgrauen Seidenstrümpfchen, im zattltla Strickmantel, darüber«in rosiges Köpfchen mit blondem Bubihaar. Da» Mädel wanrt, in die Frühlingssonne schnuppernd, den Hut in der Hand, auf ihren Autobus. Und vor ihr steht—«in Kontrast, der den Verkehr stocken läßt:«in« merkwürdige Gestalt,«in Großstadtstromer in zer- fetztem Rock, mit geschwärztem Papierkragen ohne Krawatte, mit zusammengebundenen Hosen, mit offenherzigen, vorsintslullichen Elb- kahnstiefeln, mit einer flachen Schnapsflasche in der rechten Rock- tasche: steht da. angegraute Bartstoppeln im wüsten, staunenden Ge- sicht. und lächelt dos Mädel an. als fei es ein Märchen aus 1991 Nacht! Das Mädel wird schon verlegen: iu.iner mehr Passanten bleiben stehen. Da plötzlich gibt sich der Stromer einen Ruck. über sein wüstes Gesicht huscht ein sonniger Schimmer: er zieht mit einer Hidalgoverbeugung seinen verstaubten, schäbigen Hut und— wendet sich an die Passanten, ein Murmeln aus den lächelnden. bettelnden Lippen sprudelnd. Die Ueberrumpelung war zu Plötz- lich— er hac Erfolg, und bevor man flieht, hat er schon feine fünf- zig Pfennig zusammen. Und nun kommt dos Ueberraschende— er springt zu einem Blumenstand, drückt der erstaunten Blumenfrau sein Geld in die Hand und nimmt sich einen Narzissenstrauß, einen gelbleuchtenden, und— eilt zurück zu dem Mädel. Der Stromer will ihr mit einer hilflos schüchternen Verbeugung, flehendes Lächeln im Gesicht, die Narzissen in die Hand drücken, unsagbar rührend und unsagbar komisch.— So erschütternd komisch, daß rings eine laute Lache aufschlug, daß das kleine, entzückende Mädel hilflos da- stand und nach ihrem Autobus aussah, daß schließlich selbst der Schupomann herbeieilte. Er überblickte die Situation— rauh packte er den Stromer am Kragen, verbat ihm die Belästigung einer frem- den Dame und drohte mit»Wache", Da rollte ein Autobus heran;
das Mädel sprang— jetzt schien es nicht mehr so rosig und lieb— eiligst auf, und da fielen dem Stromer die Rarzisien aus der Hand und sackte sein verwitterter Körper zusammen zu einem hilflosen Klumpen, den«In plötzliches Zittern durchzuckt«. Drüben brüllte der Verkehr und rief den Schupomann— er ließ den Stromer lo» und schrie ihm zu, sich seiner Wege zu trollen. Der Stromer, vor dem zertreten und schmutzig die Narzissen auf dem Bürgersteig lagen, blickte scheu auf,«in arme» Lächeln im wüsten Gesicht, sah sich um, blickte zu den Narzissen, ließ sie liegen und— schwankte davon... Ein armer Narr war cun' Frühling irre geworden!
vie Mieze voa Pankow am Kurfürstenöamm. Abgestorben ist Georg Hirschfelds Komödie»Mieze u n d M a r i a" sThealer am Kurfürstendamm ), obwohl Otto Brahnr. Urvater und Prophet de» Naturalismus, das heute beinahe ein Vierteljahrhundert alle Stück sehr liebte. Aber heut- verblaßt doch da» meiste von dieser Theaterjugend, dl« einstmals stark blendete. Entsetzlich zu sagen, daß zwischen den ehemaligen Matadoren des Naturalismus und der Eourths-Mohler von heute kein allzu großer Unterschied zu spüren ist. Weder in der Gesinnung noch in der Form. Sprechen wir zunächst von der Form. DI» Komödie schlottert förmlich vor Suezehrung, soweit der szenisihe Einsall in Betracht kommt. Die Kontraste wirken kindisch. Drei Akte in der Luxus- villa de» Dr. Wendelin Weisach. der heute«in Snob genannt wird. Der Name soll Symbol sein. Der Snob stilisiert sein Hau» bald in Gotik, bald im griechischen Stil Kommt Sybille, die Frau de« Snob», so leuchte,«in rote» Licht auf. Meldet sich Adele, das Hansmädchen, so leuchtet«, grünlich. Solch« Zeichen find die Charakterisierungskünste des Dramatiker». Der legt« Akt, der in Pankow die Bombe zum Platzen bringt, spielt in der Arbeiter- wohnung. wo sieben Jähre» proletarisch gröhlen. Die älteste von den Kindern heißt Mieze. Als Mieze in die Snoboillo einzieht. wird sie Maria umgetauft. Wiederum die so äußerlich plätschernd« Eharakterisierungsmethode. Wendelin hat einmal der nachherigen Frau Berta Hempel den Hos gemacht. Mi«« blieb Übrig aus diesen Beziehungen. Darum ging Berta schleunigst zum Tischlermeister Hempel. der sie auch heiraters und der kleinen Miez« noch sechs andere Sprößlinge nachfolgen ließ. Kein Wunder, daß bei Hempcls in Pankow Schmalhans häufiger Gast ist. Frau Hempel weiß sich keinen anderen 5iat, als daß sie Mieze zu Wendelin hiuausschickt. Nun will Wendelin die Mieze zur Maria erziehen. Die Sache geht nicht, obwohl Wendelins Ehegespons. aus bester Pfarrersfamlli«. sich auch noch einmischt, und dazu noch der Mirsiklehrer und der Lehrer>n Französisch und der Doktor, der eine Kapazität auf dem Gebiet der Kinderpsychologie ist. Und so weiter. Kurz, Mieze kneift au» der Billa au», wieder zurück nach Pankow Der Snob und sein Freund, der Gras, hinter Mieze her. Rieseuradau und Abrechnung der dicken Frau Berta Hempel und ihrem Tischler- ineister. Mieze wird nicht Maria und bleibt bei Hempels.. So'ort bückt sie sich, um Feuer im Ofen zu machen. Erst geht es nicht, dann jubell sie auf:„Es brennt!" Das ist wieder symbolisch gemeint. Denn Herr Lindigkeit, der bei dem Snob als Sekretär geschunden
und in seinem Künstlerschwung geknickt wurde, hat schon längst sein Herz an Mieze verschenkt. Mieze und Herr Lindigkeit wissen wohl, was es bedeutet, wenn es brennt. Lorhang und Schluß. Ach. dies« Vernietung der Dinge geht höchst primllw vor sich. Der Dramatiker glaubt sogar, er sei fabelhast gesinnungstüchtig, well er die Proletarier gegen die Snobs siegen läßt. Aber die Proletarier werden ihres Bundesgenossen nicht recht froh, well er sie doch so schief sieht. Es geht sowohl bei den noblen Leuten wie bei den anderen gar nicht so geschwollen oder dreckig zu. wie der Dra« matiker sich da» ausmalt. Der Formmangel wird bei ihm zum Ge- stnnungsmangcl. und die schwache Gesinnung oerschuldet wiederum die mißgeborene Form. Kurz, die Ausgrabung verschafite nur dem Geschichtsforscher. aber nicht dem lebendigen Theater einen Nutzen. Trotzdem werde festgestelll, daß die Mieze durch die Virtuosität der Frau Blandine Cbinger gerettet wurde. Man erinnert sich der Kabarettsängerin:»Und dann wackl' ick mit de Beene—, ein rührendes Kabarettmädcken, deftig, Zilletyp. zum Totlachen und gleichzeitig wirklich am Gewissen des Snobs herumzerrend. Blau- dine Ebinger sieht so etwa» famos. Nun soll sie die Pointen im Stücke bringen. Sie ist besser aus dem Brettl al» auf dem soliden Bühnenbrett._ Map H o ch d o r f.
Die Magdeburger Theaterausstellung verschoben? Die die »Magdeburger Tageszeitung" erfahren haben will, Ist die Deutsch « Theaterausitelluna Magdeburaauf das Jahr 1927 verschoben worden, weil e» sich im Laus« der letzten Wochen herausgestellt hat. daß die bau« lichen Veränderungen der Ausstellungshallen bis zum Beginn der Ausstellung nicht mehr im Sinne de» Gesamtplane» fertiggestellt werden können. Di« Geschäftsstelle der Theoterausstellung erklärt jedoch, daß endgültige Beschlüsse von den zuständigen Stellen noch nicht gefaßt sind. Richtig ist, daß die tünstlerifch« Ferttgstellung der Jnnenräume bis zum 5- Juni ausgeschlossen erscheint. Die 2fu> stellungsgesellschast prüft jedoch, ob die tünstlerilche Gestaltung bei einer Verschiebung um sechs bis acht Wochen sich ermöglichen läßt. verkauf englischer Strasanssallen. Im Lauf« der letzten zwanzig Jahre kannten tn England infolge der abnehmenden Kriminalität einig« Strafanstollen geschlossen werden, und da sell dem Weltkriege die Sträflingszellen leer und leerer zu stehen begannen und die Umwandlung der Strafanstalten in Asyl« für Obdachlos« Infolge der geringen brittschen Obdachlosigkeit auch nicht mehr notwendig ist, werden setzt in England nach einer Melduna der..Inncs" vier Strafanstalten zum öffentlichen Verkauf angeboten, ohne daß sich bisher«in Käufer gemeldet hätte. Wie sehr die englische Krimi- nalität abnimmt, sollen nachstehend« Zahlen dartun: während im Jahre 1914 in England noch 21 560 Menschen wkgcn schwerer Delikte bestraft wurden, waren es im Jahre 1925 nur 13 841. Die Zahl der weaen geringer Delikte«erurteilten betrug im Jahre 1914 92 149 Personen, im vergangenen Jahre wurden bloß 20 032 Menschen aus diesem Grunde bestraft.
.Onkel Mo'e»" aal der vüliu». Fm RalHaklatLeater wird neq in der ersten«drilbältt« eine Dramaiisienma de»»Onkel Mo>e»-»oa «chalom Asch herausgebracht werden mir Direktor Max S a«ft t» d« Titelrolle.