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me.hoden.

Bertuschungs­

gierungsentwurf über die fünftige Arbeitslosenversicherung hat Der Volksopfer- Prozeß. in diesem Falle bereits ben prinzipiell richtigen Weg einge Die Gelder des Nationalen Slubs".- schlagen. Diese Regelung fann auch sehr leicht in die gegen­märtige Erwerbslosenfürsorge übernommen werden. Es ist nur erforderlich, den Einheitslohn der untersten Lohnklasse und den Prozentsaz für die Errechnung der Arbeitslosenunter­stüßung fo feftzufeßen, daß ein ausreichender Mindest betrag an Unterstützung gewährleistet wird. Auch wird es notwendig sein, über den Regierungsentwurf hinaus höhere Lohntlassen vorzusehen. Zu diesem Grundbetrage an Arbeits­fofenunterstügung, der für die Ledigen gilt, treten dann die Familienzuschläge.

Eine folche Regelung würde einen Rechtszustand schaffen, der im Einklang mit der Beitragspflicht steht. Aus der Bei tragspflicht ergibt sich auch das Recht auf Arbeitslosenunter­ftügung. Deshalb müssen die Vorschriften über das Borliegen einer Bedürftigkeit als Voraussetzung für den Unterstüßungs­anspruch beseitigt werden. In der gleichen Richtung liegt die Forderung nach einem gesicherten Rechtszuge. Im Gegensatz zu dem augenblicklichen Zustande muß der Beitragszahler die Möglichkeit haben, wenn ihm nach seiner Auffassung die Unterstützung zu unrecht verweigert wird, in einem geregelten Rechtsverfahren, wie mir es ganz allein in der Sozialversiche rung fennen, fein Recht zu suchen.

Die gegenwärtigen Unterſtüßungsfäße und die Ein führung der Kurzarbeiterfürsorge sind bis zum 1. Mai be fristet. Es ist beabsichtigt, diese Frist zu verlängern. Damit darf es jedoch nicht sein Bewenden haben. Es wird höchste Beit, auf weitere Sicht einen Rechtszustand zu schaffen, der den Arbeitslosen ausreichenden materiellen Schuß gewährt.

Wilhelm Liebknechts Duldsamfeit.

Ein Zeugnis von Ludwig Quidde .

In der Bossischen 3tg." schreibt Professor Ludwig Quidde : Im Frühjahr 1896 stellte Konrad Haußmann mich im Reichstag Liebknecht vor. Er hatte damals gerade die Gefängnis­ftrafe verbüßt, zu der er wegen seiner Rede bei Eröffnung des Bres lauer Parteitags verurteilt war. Ich hieß ihn in der Freiheit will. kommen, er aber unterbrach mich mit der Bemerkung, er set froh,

Dresden , 1. April. ( Eigener Drahtbericht.) Im Volksopfer Prozeß wurden am Donnerstag führende Mitglieder des Natio­nalen Slubs" pernommen. Der Borsigende, Oberregierungs. rat von find, gab zu, daß in diesem feudalen Klub viel mehr ausgegeben als eingenommen wurde. Den Fehlbetrag fchoß Meißner aus seinen Mitteln", d. h. von dem Geld des Bolts opieres zu. Der Zeuge bezifferte diese Zuwendung an den Klub auf 19 000 bis 20 000 Mart, der Staatsanwalt stellte einen Su schuß von 27 000 marf fest.

Der Geschäftsführer des Nationalen Klubs, Rorpetten tapitän von Abendroth, hat seinerzeit, als die Bec fehlungen Meißners bekannt wurden, diesem zugesagt, daß einz gerichtliche Verfolgung unterbleiben soll, wenn er ten Schaden ersetzt. Das ist allerdings nie der Fall gewefen. Diefer 3euge wußte weiter zu berichten, daß Meißner auch sehr starten politischen Ehrgeiz hatte und den often des Innenministers erftrebte. Tatsächlich stand er an ziemlich aussichtsreicher Stelle auf der Bandtagsliste der Bolkspartei.

Im Verlauf der Bernehmung behauptet Meißner, ihm fet von führenden Persönlichkeiten in Berlin die Möglichkeit augesichert worden, völlig straffrei aus Sachsen fortzukommen. Betretenes Schweigen löfte die Mitteilung Meißners aus, daß er bei der letzten Reichstagswahl zugunsten des Dr. Schneider von der Kandidatur für die Deutsche Volkspartei in Dftfachsen zurüdge. treten sei.

Schließlich wurde noch mitgeteilt, daß der Nationale Klub von den Geldern, die ihm durch Meißner aus dem Boltsopfer zu. gefloffen sind, nichts zurüdbezahlt hat. Ein anderer Zeuge erzählt, daß Meißner zwar Shahmeister der Deutschen Boltspartei mar, aber mit der Raffe nichts zu tun hatte. Jeuge Wolf ffeffte feft, der Stahlhelm habe gewrht, daß das Geld, das er durch Meißner erhielt, aus dem Bolksopfer stammte.

Die Meineidsmethode.

Die thüringische Justiz arbeitet weiter. Weimar , 1. April. ( Eigener Drabtbericht.) Die thüringife Justia bat gegen den Oberstaatsanwalt Dr. Frieber 8, ber wegen feines Verbaltens in den letzten politischen Prozessen zur wegen feines Berbaltens in den legten politifchen Prozessen zur Dispofition geftellt wurde, ein Meineidsverfahren ein­geleitet. Dr. Frieders fell in dem Presiebeleibungsprozeß gegen unfer Jenaer Parteiorgan am 4. Februar d8. Js. Angaben gemacht

Ueberfteigerung der Breise schüßt, wird Dem Reichsverband der Deutschen Industrie u. a. als Entwicklung zur Sozialisierung" be­zeichnet.

Man wird die Ausführungen des Reichsverbandes besser ver stehen, wenn man weiß, daß seine Darlegungen auf die Initiative des Verbandes zur Wahrung der Interessen der chemischen Industrie, des Zentralverbandes der deutschen elektrotechnischen Industrie, des Reichsverbandes der deutschen optischen Industrie. der Bereinigung deutscher Verbandsmittelhersteller und des Berbandes der deutschen Dentalfabriken zurückgehen. In der Hauptsache soll die Denkschrift die Deffentlichkeit und vor allem die Regierung gegen die Krankenkassen und ihre Geschäftsführung mobil machen. Es handelt sich also hier um nichts anderes als um einen Schritt zugunsten der Preis. politit dieser Berbände.

Die Stahlhelmer provozieren.

Zusammenstöße in Köln .

Köln , 1. April. ( Eigener Drahtbericht.) Am Mittwoch abend tam es in Köln zu einem Zusammenstoß zwischen dem Stahlhelm" und Anhängern der Linksparteien. Auf dem Rückmarsch vom Bismarddenfmal, wo die Stahlheimer einen Kranz niedergelegt hatten, benahmen sie sich unglaublich herausfordernd gegen Anders­denkende, die sich jedoch mit Entschiedenheit gegen das Treiben dieser Burschen wandten. Hierbei entstand ein Krawall, der längere Zeit anbauerte und mehrmals die Polizei zum Eingreifen zwang.

Die Hakenkreuzpleite.

Auch in Deutschböhmen.

Anläßlich der Pleite des Deutschschriftenhauses" und des Hafenkreuzverlags" in Hellerau - Dresden hat der verantwortliche Beiter Bruno Tanzmann es für notwendig gefunden, feinen Gläubigern ein Bild vom Niedergang der völkischen Bewegung in Deutschland zu entwerfen, um seine Schuldlosigkeit an dem unrühm­lichen Ende des seinerzeit mit gewaltigem Lärmaufwand ins Leben gerufenen hatenfreuglerischen Unternehmens zu beweisen. In der Schrift Tanzmanns wird mitgeteilt, daß der Verlag in furzer Zeit außer seiner Inlandskundschaft auch die Abnehmer seiner Publifa­tionen im Ausland, d. h. vor allem in den Sudetengebieten der Tschechoslowakei und in Deutschösterreich verloren und daß ins besondere der Hatenkreuz- Zeitweiser"( Kalender) ein unvorherge. lehenes Fiasto erlitten habe.

daß er mich treffe; denn er habe den Wunsch gehabt, mir zu schrei­ben wegen einer in der Leipziger Bolkszeitung" erschienenen Mün­chener Korrespondenz, die eine von mir in München gehaltene Rede geradezu dem Staatsanwalt denunziere; er sei empört darüber, daß dergleichen in der Partei möglich sei, und habe wenigstens nach Kräften dafür gesorgt, daß die Rorrespondenz nicht weiter abgebrudt haben, bie von den Aussagen der Weimarer Staatsanwaltschaft in den deutschen Gebieten der Tschechoslowakei in großer Aufmachung

werde.

Ich meinte, der schlimme Wortlaut ertläre sich wohl nicht durch die Abficht zu denunzieren, sondern durch den Aerger über meine Münchener Versammlungstätigkeit; das sei doch oft so, daß die sich nächst stehenden Parteien am gehäffigsten gegenein­ander seien, da sie die erbittertsten Konkurrenten auf den gleichen Jagdgründen feien. Darauf Liebknecht:

" Das ist wahr. Was habe ich nicht für eine Mühe, meinen jungen Leuten im Borwärts", denen nicht wohl ist, wenn sie nicht täglich Eugen Richter zum Frühstück verspeisen, begreiflich zu machen, daß wir trog aller Gegnerschaft schließlich im Reichstag in neun 3ehnteln aller Fragen zufammengehen müffen" Mir war es fehr interessant, Liebknecht, der doch der Führer der Intransigenten in der Partei war, fo sprechen zu hören. Als ich Pfingsten 1913, bei der Zusammenkunft der deutschen und französ fifchen Barlamentarier in Bern , Karl 2lebtnecht tennen lernte, erzählte ich ihm dieses Gespräch. Er stimmte ein: diese Duldsam. Peit fei charakteristisch für seinen Vater, der gerade nach dieser Richtung hin fe oft verkannt werde."

Sein Schnarchen Im Parlament. Bei ber Beratung ber engli, fchen Regierungsvorlage über Eriparniemaßnahmen erliärte der berichterstattende Ausichußvorsitzende unter großer Seiterfeit den oppofitionellen Arbeiterparteilern im Unterbaus, bie Ronierbativen

abweichen.

Reichsverband gegen Krankenkassen.

Die Preise sollen hochgehalten werden. Der Reichsverband der Deutschen Industrie hat seine schon vor längerer Zeit angekündigte Attion gegen die deutschen Krantenfassen durch eine am Donnerstag ver. öffentlichte umfangreiche Denkschrift eingeleitet. Der Stoß richtet fich insbesondere gegen die Bolitit des Hauptoerbandes ber beutschen Krantenfassen, bie Eigenwirtschaftsbetriebe in organi schem Aufbau und unter Ausnutzung allseitiger Erfahrung, ins. befondere auf den Gebieten der Arzneiversorgung und der Ambula toriumsbehandlung, zur ökonomischen Gestaltung der gesamten Strantentassenwirtschaft zu fördern. Was bei einem Privatbetrieb Tugend ist, wird gegenüber den deutschen Krantenfaffen in der Dentschrift des Reichsverbandes als eine Schädigung deutscher In buftriezweige, als Erstarrung der Technik und man höre und ftaune als eine Gefahr für unfere gange Sozialversicherung be. zeichnet. Die Dentfchrift verweist darauf, daß der Verband ein großes Beamtenheer und eigene Druckereien unterhält, die Staffen mit Schreibmaterial und Papier, mit Gemüse und Obsttonserven, Be­rufskleidung für Aerzte, Schwestern und Krantenpflegepersonal und Krantenkleidung beliefert. Diese ble den

-

Hierzu schreibt man uns aus Deutschböhmen:

Die Gründung des Deutschschriftenhauses" war seinerzeit auch

publiziert worden, und die den Hakenkreuzlern nahestehende Presse verband diese Ankündigung mit Ausfällen gegen die volksfremden" Berlage, von deren verderblichem Einfluß auf das völkische Empfin den" der Sudetendeutschen sie faselte und die sie in Acht und Bann tat. Aber die völkischen Belange" im judetendeutschen Gebiete hatten inzwischen nicht nur durch das Hitlersche Fiasto einen gewaltigen Stoß erhalten; die zerfeßende Tätigkeit einzelner Hakenkreuzführer trug wesentlich dazu bei, daß die deutschvölkische Bewegung in der Tschechoslowakei stark verlor, denn viele Deutsche in Böhmen , Mähren und Schlesien , die bisher auf das Hafenkreuzprogramm eingeschworen waren, fehrten sich mit Etel von der Hafenkreuzlerei ab. Bei dieser Sachlage hatten die Agenten des Hellerauer Berlages tein leichtes Spiel in Sudetendeutschland, um so mehr, als sich die natio nale Betätigung der deutschböhmischen Hafenfreuzler auf Stamm tifchigungen beschränkte. Ein paar fleine Häuflein Unentwegter sind übrig geblieben von der Masse, die einst heilrufend hinter ihrem Führer Lodgman hermarschierte, der gleichfalls sich mit Abscheu abgewendet hat und Mitarbeiter einer- zionistischen Zeitung geworden ist. Das Sudetendeutschtum, auf das der Hellerauer Hatenfreuzverlag es start abgesehen hatte, hat Tanzmann und feine Hintermänner enttäuscht; die Hatenfreuzfahnen find hierzulande spärlich geworden, und der Bedarf an ,, völkischer Literatur" ift fo sehr zurüdgegangen, daß schon die paar deutschnationalen Blättchen in einem Gewande zu erscheinen gezwungen sind, das fast so schäbig

hätten das Recht, auf den Bänken zu schlafen, vorausgelegt, bab maffen zugute fommt und die Krantentassen vor Bewucherung und ist wie der Charakter einzelner bölfischer" Führer.

dies mit würdigem Schweigen geschehe".

Die Faust.

Bon Heinrich Cerich.

An einem schönen Frühlingsmorgen zogen aus allen Herbergen und Pennen Heidelbergs die Handwerksburschen. Für die Sehens. mürdigkeiten der Stadt hatten die wenigisten Interesse. Nach dem langen Winter voll Hunger und Nässe strebten sie den Fabrikstädten zu, um bei der beginnenden Baujaison rechtzeitig an einen Arbeits. plag zu fommen.

Die aufbrechende Sonne hätte eigentlich ihre Gemüter mit Freude erfüllen müssen, aber wie es schon so trifft, es war, als wären alle unzufriedenen und Aufsässigen von den Strahlen der Sonne ins Rochen geraten.

Selbst der Herbergsvater, der sonst voll Gelaffenheit die bunte Schar der Verstoßenen und Berfemten mit milder Ruhe betrachtete, bonnerte nach dem Morgensegen eine gepfefferte Straf- und Bußrede gegen die Allzulauten. So stritten sich denn in den Trupps die einzelnen noch herum, als sie schon auf der Landstraße waren.

Nun gingen sie zum Fechten auseinander, diese über den Berg. jene in das Seitental, und gegen Mittag trafen sie wieder in einem fchönen Städtchen zusammen. Sie hatten untereinander die ge­fochtenen Eßwaren ausgetauscht. Die Megger Burst gegen Brot ber Bäder, die Befizer von ein paar Bettelpfennigen diese gegen Freffalien. Da tamen fie an einem großen Neubau vorbei. Die Maurer und Handlanger standen auf der Straße, während der Bolter unb ber Bauherr sich in dem großen, offenen Ladenfenster stritten.

Als der Polier die Kunden ankommen fah, ging er ihnen entgegen

und bot Arbeit an.

Die Bauarbeiter aber riefen ihnen zu: Er sucht Streifbrecher!" Aber der Anführer der Handwerksburschen störte sich nicht daran. Er verhandelte wegen Lohn und Arbeitszeit, wegen Quartier und Borschuß, machte alle Bedingungen bis aufs bas fleinfte aus, während die Streifenden die Fäuste ballten und bereit waren, sich auf die Streitbrecher zu stürzen.

Es entstand über die Straße weg ein lauter Streit. Aber der Bolier, feiner Sache gewiß, rief mit lauter Stimme die Abmachungen über die Straße, daß die Streitenden es hören sollten. Mit höhnischer Beste reichte er dem Handwerksburschensprecher nun die Hand zum Einschlag der Beträftigung. Der Kunde griff die Hand, schüttelte fie mächtig und der Polier sah in den Augen des Bagabunden ein grelles Aufleuchten, wollte ihm die Hand entziehen, da schlug der Runde mit der Linken dem Bolier ins Gesicht, haute in ausbrechen. ber But mit der Fauft auf Auge und Nase. Als das Blut heraus sprang, da geschah das Mertwürdige; bie Streifenden ergriffen die Bartei ihres Poliers, der doch eigentlich ihr Feind war. Es entstanb eine Schlägerei, bie Handwerksburschen hieben mit ihren Eichen Inüppeln, die Maurer schlugen mit Batten und Steinen, bis der Bauherr mit den herbeigeellten Nachbarn die Streitenden trennte.

Sie wuschen sich an der Bütte das Blut aus den Gesichtern und der fanatische Handwerksbursche betam die But, als er den Bolier mieder fah: Der Kerl gehöre totgeschlagen, er verhöhne die armén Stunden und verführe sie zu Streifbrechern, um sie nach ein paar Tagen wieder auf die Straße zu werfen, und die Maurer gehören totgeschlagen, weil sie ihrem Feind gegen ihre leibhaftigen Freunde beiständen, das ganze Hessenpad gehöre totgeschlagen, denn es sei auf der Welt zu nichts nüße als zu Knechtspad. Sie hätten sich von ihrem früheren Landesherrn als Soldaten verkaufen laffen gegen bares Geld, aus lauter Gemüt und jeẞt verrieten sie die einzige Religion. Er redete sich von neuem in die Wut hinein und nun hatte er sich den Bauherrn gegriffen, ihn mit einem Ziegelstein tot­zuschlagen. Da aber padten ihn die Handwerksburschen und rissen ihn fort. Da sie noch stritten, fam der junge Kaplan des Dorfes gegangen und fragte nach der Ursache des Streites.

Er hörte sich die Geschichte an und verwies dem Bauherrn wie auch dem Bolier die unchriftliche Gesinnung, wegen Gelb und Lohn fachen zur Gewalt zu greifen und einen Armen gegen den anderen auszuspielen. Mit großer Handbewegung mies er auf das Kreuz, das unfern am Wege stand und sagte den Parteien, sie sollten selbst entscheiden, wie Jefus, der auch menschlich dem Armen und Elenden nahe stand, über den Streit urteile.

Der Kaplan und die Dorfleute standen verblüfft, die Handwerks burschen faßten sich in den Arm und zogen davon. Der Anführer aber stimmte im Marschieren ein Lied an, das die biedern Dörfler pielleicht noch nie, der Kaplan in Ludwigshafen vielleicht oft gehört hatte. Es flang in den hellen Nachmittag wie eine Fanfare!

Unser neuer Roman, deffen Beröffentlichung in dieser Nummer beginnt, behandelt feine psychologischen oder sozialen Probleme. Er gibt eine einfache Liebesgeschichte in einem interessanten egotischen

Milieu.

Sudermann im Theater in der Klosterstraße. Allmählich scheint Sudermann der Hausbichter des Theaters in ber Klosterstraße zu werden. Nach der Ehre" erlebt man jezt bort Die Raschoffs", die wie dramatisierte Courths Mahler mirten, mit reichlich unmotiviertem Ende gut, alles gut". Dirne bleibt Dirne, und die anständigen Menschen bleiben bei ihrer Frau und in der Erwartung, endlich geadelt zu werden. Troz mancher guten Anlage der Gestalten alles verpakt und verzeichnet. Aber über Sudermann braucht man heut nicht mehr zu diskutieren. Ver. wunderlich ist es nur, daß das Theater in der Klosterstraße, das sich jetzt so tapfer durchbeißt und dabei sein fleines Ensemble nett und verheißungsvoll entwickelt, solchen Ungeschmad in der Wahl feiner Stüde befundet. Seht uns anderes vor und wir wollen Marie Neu uns eurer gern freuen, du, Geheimratswally tirchen, Robert Müller, Elisabeth Bechtel Erich Hank und Martha Marie Nemes feien nicht vergelfen. Über Robert Müller, der auch für die Regie verantwortlich zeichnet, darf tünftig Da trat der Handwerkshurfche näher an das Kreuz, stand lange wenistens die elementarsten Bühnenmeisheiten dabei nicht vernach davor und betrachtete es. Der Kaplan 30g seine Pfarrkinber nachlässigen und die Schauspieler einen halben Att lang in die Bühne Statt ins Publikum sprechen lassen!

Er, der Kaplan, sei in Ludwigshafen Seelsorger gewesen, er wüßte, wie es um die Seelen der Armen und Verzweifelten stünde, und er verdamme nicht die Sünder, wie es sein Meister auch nicht getan hätte. Im Gegenteil, gerade die Legten würden die Ersten sein! Das paffe auch auf die heutige Zeit.

fich und als sie alle unter dem Kreuz versammelt waren, da ſagte der Handwerksbursche:" Seht, meine Kameraden, der da an dem Kreuz für die Gerechtigkeit gestorben ist, der Gott der Erniedrigten und Stlaven, der in einem Stall geboren wurde, dessen Vater ein Simmermann war, ist heute der Herr der Welt! Aber seht näher zu: Das Bild dieses Gottmenschen hat an diesem Kreuz gehangen, all bie hundert Jahre, aber es war den Kaffern gleichgültig, sie ließen in Regen und Sonnenbrand den Leib des Herrn verfaulen und ver­tommen, das er wie Dred und Zunder herunterfiel. Seht, der Gott und der Mensch, die hat die Natur hinweggespült, nur das Kreuz, das Kreuz, das ist geblieben. Und schaut noch näher zu: Nur eine Fauft, die hängt noch am Nagel, die rechte Fauft, geballt, als höhne sie dem gesprochenen Wort: Kindlein, liebet einander. Das ist die Fauft, die Käufer und Bertäufer aus dem Tempel trieb mit der | Beitiche und diese Faust stieß die Tische der Geldwechsler um! Die Faust, meine Brüber, nicht der Kopf und nicht das Herz! Die Fauft! Und es ist an der Zeit, mit der Fauft die Lehre von der Gerechtig teit zu vertünden! Ihr Tedesurteil spricht die Fauft, das Tobes urteil dieser Gesellschaft, die den Gott und den Menschen verfaulen ließ. Laßt uns gehen, wir, die Berbrecher von heute, werden die Chriften von morgen sein! Die Leßten werden die Ersten sein!"

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Ie s.

Die fludentische Internationale. Der Hauptausschuß der Deutschen Studentenschaft wird sich auf einer Konferenz in Stuttgart in ben Tagen vom 11. bis 14. April mit der internationalen Studenten­bewegung beschäftigen und zugleich ein gemeinfame Sigung mit dem Egefufiofomitee der Confédération internationale des Etudiants" zweds Besprechung der Aufnahme der Deutschen Studentenschaft in bie Confédération" abhalten. Borausgehen wird vom 7. bis 10. April in Genf eine von der Völkerbundskommission für intellet­tuelle Zusammenarbeit einberufene Tagung.nilicher internationaler ftudentischer Organisationen.

Staatsoper. Die Besucher der Barfifal Borftellungen werden darauf aufmertiam gemacht, daß bas Borfpiel obne Unterbrechung in den ersten Att übergeht und während des Vorspiels die Eingangstüren zum Zuschauer. raum geschloffen bleiben.

Säte- Rollwig- Ausstellung. Die Arbeiterkunstausstellung, Petersburger Es handelt sich um eine Straße 39, mirb wieber am 8. April eröffnet. Berlaufsausstellung, bei der auch Minderbem ttelte Belegen beit baben, zu ausnahmsweise billigen Breifen Sto II mis- Driginale zu erwerben. Gleichzeitig merden auch Bildwerte von Arbeiterkünftlern gezeigt. Erwerbstätige Männer und Frauen, ganz gleich, welcher bartei bolitischen Einstellung, die noch auszustellen wünschen, müssen ihre Arbeiten umgehend einfenden an das Bureau ber Arbeiter funftausstellung, Berlin O 34, Rochhannstr. 10, I, geöffnet täglich von 1-8 Uhr.