Farinaccis Rücktritt.
Faschistischer Kurswechsel oder nicht?
Der Rüdtritt Farinaceis vom Generalsekretariat ber
Der Hochstapler beim Kapp- Putsch.
faschistischen Bartel hat, obwohl schon mehrere Tage vorher ange. Trebitsch- Lincolns Memoiren. Sendboten zu beiden Wilhelms in Holland.
fündigt, in ganz Europa lebhaftes Aufsehen erregt, well es doch eigentümlich erscheiner muß, daß gerade der Mann, der seit dem Matteotti - Mord den stärksten Einfluß in der regierenden Partei Italiens ausübte, und dessen brutale Energie zweifellos start dazu beigetragen hat, Muffolini und den Faschismus über die Krise des vergangenen Jahres hinwegzuhelfen, seinen Poſten verläßt. Ueber die Bedeutung dieses Rücktritts gehen die Ansichten und Meldungen start auseinander. Nach den einen soll der Kurs des Faschismus der alte bleiben. Diese Version wird u. a. pom römisen Berichterstatter des Mailänder Avanti" verbreitet, der vor Illusionen warnt und an das Vorhandensein entscheidender Gegensäge innerhalb der faschistischen Partet nicht glaubt. Es heißt übrigens, daß Farinacci nur kurze Zeit an der Spige der faschistischen Bewegung in der Provinz von Cremona , seinem früheren Tätigke'tegebiet, verbleiben soll, daß er aber bald zum Arbeitsminister ernannt werden soll..
Dem gegenübed steht allerdings die Tatsache, daß Farinoccis Nachfolger, Augusto Zurati, bei seinem Amtsantritt erklärt hat, der Faschismus habe nun seine Gegner dermaßen niedergeworfen, daß er sich nunmehr erlauben fönne, in seinem Drucke nachzulaffen. Ob dies nur eine Finte oder ernst gemeint ist, das wird wohl schon die nächste Zukunft lehren. Es ist durchaus denkbar, daß Mussolini Farinacci geopfert hat, weil ihm sowohl aus innerpolitischen wie aus außenpolitischen Gründen die weitere Einhaltung jenes Kurses, der vom bisherigen Generalsekretär fymbolisiert wurde, bedentlich erschien. Durch seinen miß glückten Versuch, den Kardinalsekretär Gasparri durch wilde Angriffe zum Rüdtritt zu zwingen, hatte Farinacci lediglich eine ernste Spannung zwischen Regierung und Batikan hervorgerufen, wobei der Faschismus den fürzeren ziehen mußte. Diese Niederlage Farinaccis hat die Position des Innenministers Federzoni geftärft, der ein Vertrauensmann des Königs ist und eine Gefährdung der Monarchie durch eine leberspannung des faschistischen Bogens befürchtete und abwenden wollte. Feder. zoni hat sich in den letzten Monaten zu einem Gegner Farinaccis entwickelt und er gilt fogar als der matmaßliche Nachfolger Mussolinis, falls dieser aus irgendeinem Grunde verschwinden sollte. Man fann wohl als sicher annehmen, daß Federzoni und damit indirett auch der König dem Rücktritt Farinaccis nicht fernstehen.
Hinzu dürften auch die außenpolitischen Sorgen der faschistischen Bolutif gefommen sein. Nicht nur die machsende Ab. neigung aller europäischen Demokratien gegen den entfesselten Faschismus, sondern vor allem die drohende Gefahr der Ablehnung des italienisch- amerikanischen Schuldenabtommens durch den Washingtoner Senat dürften Mussolini zum Denken veranlaßt haben, obwohl er noch vor drei Tagen behauptete, das Urteil des Auslandes über den Faschismus[ ei ihm gleichgültig. Die Vermutung liegt vielmehr nahe, daß das Verschwinden Farinaccis u. a. auch dem 3wed dienen sollte, dem Auslande eine Milderung des faschistischen Rurses anzufündigen oder zumindest vorzutäuschen.
Auch der Senat wir dfaschisiert. Rom , 1. April. ( Eigener Drahtbericht.) Der große Faschistenrat hat unter dem Vorsitz Mussolinis und nach einem Bericht des Justiz ministers Rocco folgende Reform des Senats beschlossen: 1. Die Zahl der Senatoren bleibt auch weiter unbeschräntt. 2. Es werden zwei Arten von Senatoren geschaffen: neben den wie bisher vom König auf Lebenszeit ernannten solche mit zeit. lichem Mandat; diese werden von den nationalen, d. h. faschistischen Rorporationen vorgeschlagen. 3. Das Mindeſtalter der Senatoren ist das vollendete 40. Lebensjahr. Ihr Mandat läuft nach 9 Jahren ab. 4. Die faschistischen Zwangsgewertschaften schlagen die gleiche Zahl von Senatoren vor, wie die Verbände der Arbeitgeber. Auf diese Weise wird auch aus dem Senat ein völlig will. fähriges Werkzeug des Faschismus gemacht.
Auf Vorschlag Mussolinis beschloß der große Faschistenrat ferner, ein 3entralorgan der Regierung zu schaffen, das die Aufgabe haben soll, an Hand der faschistischen Dottrin und der gemachten Erfahrungen alle Formen der Tätigkeit der Korporationen in Eine flang zu bringen, damit die Macht des fafchistischen Regimes zue nehme". Am Mittwoch nachmittag erstattete Muffolini einen zwel stündigen Bericht über die Außenpolitit. Das neue faschistische Nationaldirektorium wird am 7. April von Mussolini in Anwesenheit der Provinzsekretäre eingefeßt werden.
Das Budapester Blatt Magyarorszag" veröffentlicht gegen. wärtig die Memoiren des weltbekannten och staplers Trebitich Lincoln, der im Kapp- Butsch eine führende Rolle spielte. Er hat schon einige Jahre Zuchthaus hinter sich. Sein Sohn ist vor furzem in England hingerichtet worden.
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Trebitsch schildert in dem ungarischen Blatte ausführlich die politische Rolle, die er während des Kapp- Putsches in Berlin spielte, seine Berhandlungen mit Oberst Bauer und die Mission". die ihn nach Holland , nach Amerongen und Wieringen führte. Wir entnehmen diesen Veröffentlichungen die folgenden Ab. schnitte:
Als Trebitsch- Lincoln im August 1919 aus dem Zuchthaus Parkhurst( England) entlassen wurde, tam er zuerst nach Holland , wo er es fertigbrachte, mit dem Egfaiser Wilhelm in Verbindung zu treten und mit ihm seine politischen Pläne zu besprechen. Dann ging er nach Berlin . Hier lernte er Oberst Bauer tennen und wurde sein Freund. Er unterstützte in allem die Pläne der monarchisten. Da aber gewiffe Kreise zwar bie Errichtung einer Monarchie erstrebten, nicht aber Wilhelms Rückkehr wünschten, wurde Trebitsch- Lincoln von dem Führer der Aktion ausertoren, nach Amerongen zu reisen, um Wilhelm zu bewegen, endgültig auf den Thron zu verzichten. Im November 1919 fuhr er auch tatsächlich nach Holland .
Der Kaiser empfing ihn außerordentlich gnädig- so berichtet Trebitsch- nahm seine Mitteilungen äußerst bant. bar auf, da er die Sache so verstanden hatte, daß nun sein Sohn deutscher Kaiser werden sollte.
Dann fam eine unerwartete Wendung. Mr. Lincoln," sprach der Kaiser, wenn Sie das burchführen. fo winft Ihnen eine große Belohnung." Das Hochstaplerblut regte sich hierauf in Lincoln, man muß Und so fragte er doch solche Gelegenheiten ausnügen, erklärt er. den Kaiser:
,, Majestät, welcher Art soll diese Belohnung sein?" Hierauf erwiderte ihm der Kaiser, sich in der Rolle eines Grandfeigneurs gefallend":
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Mr. Lincoln, gelingt Ihnen diefer Blan, fo bewillige ich Ihnen Million Pfund Sterling Belohnung. ( Großzügig auf Koften anderer ist Wilhelm immer gewesen, Reb. d.„ Borm.") Und Sie fönnen bie größten Auszeichnungen, den größten Rang erhalten."
Nun wurden die Verhandlungen auf den nächsten Tag ver schoben. Am nächsten Bormittag eröffnete aber General Dammers dem Ehrenmann Trebitsch, daß der Kaiser ihn nicht mehr empfangen könne, da seine Umgebung
den Thronverzicht nicht zugeben wolle.
Diese Mission war also gescheitert. Trebitsch tehrte wieber nach Berlin zurüd, wo ihm Oberst Bauer ertlärte: Ich halte es für äußerst wichtig, daß Sie auch den ronpringen fennen. lernen, damit Sie sehen, welch ausgezeichneter Mensd, er ist." Nach kurzer Zeit betam er auch eine Einladung nach Wieringen zu dem Kronprinzen. Einen Vormittag lang ver. handelte er mit diefem, dann lud ihn der Kronprinz zum Abend. elfen ein. Alles war in bester Ordnung, als aus Amerongen eine Depesche fam, in welcher der Er- Raiser dem Kronprinzen verbot, Trebitsch zu empfangen. Der Kronprinz fügte sich auch dem väterlichen Berbot und verhandelte von nun an nur durch die Vermittlung eines feiner Adjutanten mit ihm.
derungsversuche des Gerichtsvorsitzenden hat Nenni betont, daß es die Zweckbestimmung des beschlagnahmten Buches gewesen ist, das faschistische Regime anzuflagen. Nenni sagte:„ Das Verbrechen an Matteotti ist ein Staatsverbrechen; es ist eine Illusion, zu glauben, daß es mit der Berurteilung einiger Helfer bei dem Berbrechen erledigt wäre. Die Berantwortlichteit trifft bas ganze Regime".
Nenni wurde zu sechs Monaten Gefängnis ohne Strafaufschub verurteilt ungeachtet der Amnestie, die zweifellos auf seinen Fall zutrifft.
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Türkische Faschisten. Offiziere überfallen ein Zeitungsgebäude. Konstantinopel , 1. April. ( WTB). Offiziere der Kriegsschule Italiens Konsulate faschistische Propagandaftellen. brangen geſtern in die Räume der Zeitung Salimiet- i Millie ein und zerschlugen die Fensterscheiben, weil das Blatt einen Artikel gebracht hatte, den sie als Befchimpfung ihres verftorbenen Kame raden, des Leutnants Hairi empfanden. Bier Difiziere wurden verhaftet. Sie werden vor bas Kriegsgericht geftelt werden.
Der Brüsseler Peuple", der feit jeher, aber besonders seit den jüngsten Straßenegzeffen der belgischen Faschisten einen rücksichtslofen Kampf gegen den italienischen Faschismus führt, veröffentlicht das Gaffimile eines Rundschreibens der Brüsseler Drts. gruppen der italienischen faschistischen Partei zum fiebenten Jahrestag der Parteigründung.
Der Inhalt des Rundschreibens, bas aus den üblichen grotest. schwulstigen Phrasen besteht, ist gleichgültig. Wichtig ist aber die Tatsache, daß laut Briefkopf die Adresse der Brüsseler Fascis" identisch ist mit der Adresse des italieni. schen Generalfonfulats! Der" Beuple" nimmt an, und zweifellos mit Recht, daß der Unterzeichner des Rundschreibens, ein gemisser Sacco, der sich als„ Sekretär des Faschismus im belgischen Staat" bezeichnet, ein Beamter des Konsulats ist. Er fragt, ob man Mussolini länger gestatten darf, Konsule ins Ausland zu entfenden, um bert die faschistische Propaganda zu leiten?
Wir haben bereits vor Wochen auf ähnliche Erscheinungen in De : tschland hingewiesen, insbesondere auf die Rolle des Majors Ronzetti, der sich auch zum Konful in Leipzig ernennen ließ. Unsere Angaben wurden bisher von feiner Seite widerlegt. Wir baben Grund zur Annahme, daß fie unsere zuständigen Stellen bereits veranlaßt haben, entsprechende Beschlüsse zu fassen.
Die Neugestaltung des Völkerbundsrats.
Ein offigiöser deutscher Kommentar.
Die offiziöse Deutsche diplomatisch- politische Korrefpondenz" tommentiert den Beschluß des Reichskabinetts, an den Kommissionsarbeiten für die Neugestaltung des Bölkerbunds rats teilzunehmen, wie folgt:
An sich handelt es sich bei der deutschen Mitarbeit um die fonfequente Berfolgung der von der deutschen Delegation während der außerordentlichen Bölkerbundstagung des letzten Monats ver tretenen Anschauungen in bezug auf die deutsche Bereitschaft, fich an Reformarbeiten für die Ausgestaltung des Bundes und Rates zu beteiligen. Wenn dabei auch festzustellen ist, daß diese Mitwirkung in anderer Gestaltung erfolgt, als damals vorgesehen war, da Deutschland noch nicht Mitglied des Bundes und des Rates, also diesen gegenüber praktisch und politisch weniger frei ist, als die übrigen an ihrer eigenen Institution mitarbeitenden Teilnehmer, so wird dieser Tatsache bei den Erörterungen in geeigneter Form Rechnung zu tragen sein, an denen sich ein deutscher Bertreter zu beteiligen hätte. Weiter wird zu berücksichtigen sein, daß der von Noch ein Matteotti- Prozeß. der deutschen Delegation angeregte Gedanken derartiger Kom Ein Ankläger der Regierung verurteilt. miffionsberatungen in dem Vorschlag, zu dem jeßt Stellung zu Mailand , 1. April. ( Eigener Drahtbericht.) Der ehemalige nehmen war, eine gewisse Aenderung erfahren hat, die beson por dem Chefredakteur des Avanti", Pietro Renni, war ders in der Zusammensetzung der Kommission zum Ausdruck tommt. hiesigen Gerichtshof wegen eines Buches angeflagt, das er im Denn die deutsche Delegation hatte dabei vornehmlich in bezug auf September 1924 veröffentlicht und in dem er die Ermordung Mat andere, als die Natsmitglieder eine ftärtere Beteiligung ber nicht für teottis behandelt hatte. Im August 1925 wurde das Buch be Ratssige fandidierenden Mächte im Auge. Auch diese Feststellung Schlagnahmt. Obwohl die seinerzeit erlaffene 2 m ne stie auf dieses ist indes nicht geeignet, eine deutsche Mitwirtung in Frage zu stellen Buch zweifellos anzuwenden war, hat der Gerichtshof fie nicht bei einer Arbeit, die trobem im wesentlichen auf angewendet, weil diese Amnestie eben ausschließlich Faschisten unseren eigenen Gebanten beruht, und deren Ab. zugebilligt wird. In der Berhandlung hat Nennt wichtige Aus lehnung Deutschland überdies in einen gewiffen Widerspruch mit führungen gemacht, die den festen Willen der Opposition beträftigen, den Vereinbarungen feßen müßte, die vor Abschluß der Genfer bas Urteil von Chieti nicht als endgültigen Ab. Tagung und im Zusammenhang mit deren belannter Rundgebung fluß der Mordaffäre Matteotti gelten zu laffen. Troß aller Hinzwischen den Locarno - Mächten getroffen wurden. Es scheint in
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Der interessanteste Teil der Memoiren gibt die Schilderung der Borbereitungen zum, Kapp- Puffch.
in denen Trebitsch, wie er rühmend berichtet, eine führende Rolle inne hatte:
Der russische General Bistupiti wurde mit der Organisie rung der russischen Gefangenen in Deutschland betraut, damit sie sich auch an der Gegenrevolution beteiligen. Zugleich wollten sie aber auch mit den Sowjets gemeinsame Sache machen und ermöglichen, daß die Samjets ihr Gebiet bis an die deutsche Grenze erweitern. Sie wollten also die Gegen revolution zu gleicher Zeit mit dem russischen Angriff gegen Polen beginnen.
Da fie aber zu diesem Zwede Geld brauchten- fährt Trebitsch in seinen Erinnerungen fortbeschloffen se, mit Zustimmung der russischen Monarchisten, russische Banknoten druden zu lassen, die dann die russischen Monarchisten, wenn sie einmal zur Macht ge langten, anerkennen wollten.( Ohne Banknotenfälschung geht das Königmachen wahrscheinlich nicht. Red. d. V.) Trebitsch ging im Dezember 1919 nach Budapest , um auch die dortien Monarchisten für ihre 3wede zu gewinnen. Gleich zu Beginn seiner Berhandlungen wurde er aber
von Oberst Bauer schleunigst zurückgerufen.
Die damalige deutsche Regierung hatte inzwischen bie Auf. lösung der Ehrhardt Brigade verordnet, und so beschlossen die Führer der Gegenrevolution, statt, wie ursprünglich beabsichtigt, im Juli 1920 schon einige Monate früher loszuschlagen. Hierzu war natürlich seine( nämlich Trebitsch) Anwesenheit unbedingt erforderlich.
Die Regierung erließ in Deutschland gegen Oberst Bauer und Hauptmann Babft Haftbefehle und so blieb Trebitsch- erklärt er der einzige, der seine Arbeit unbehindert perrichten konnte.
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„ Oberst Bauer hielt sich während dieser Tage"- so rühmt sich Trebitsch- in meiner Wohnung verborgen." Der Tag des Putsches tam. Von nun an wirkt Trebitsch Schilderung tragikomisch. Er berichtet nämlich, wie er
an der Spitze der Truppen in Berlin einsog:
„ Ich stellte mich beim Einzug an die Spize der Truppen und wir nahmen Berlin in Besitz. Die wenigen Leute auf der Straße, die uns mit Fahnen und Musik einziehen sahen, fonnten fich nicht vorstellen, was dies zu bedeuten habe."
Als wir den Pariser Platz durchquerten, hatte ich genug von der Ehre, an der Spitze der Truppen zu marschieren und ging hin. auf in das Hotel Adlon ."
Schließlich schildert Trebitsch noch mit scharfen Worten die Unfähigkeit bes Rapp und seiner Minister, die nichts anderes fonnten, mie schwagen und rauchen, bann berichtet er großtuerisch, wie er sozusagen den Oberbefehl geführt hatte. Der Kapp.Butsch war nach seiner Schilderung die Gegenrevolution" eines internationalen Hochstaplers!
Banknotenfälscher, Hochstapler, entlaffene Suchthäusler, bas maren hier die Hilfstruppen, deren sich die Königsmacher so gerne bedienen. Bald in Deutschland , bald in Ungarn und anderwärts ist es sicher nicht besser um die Monarchisten bestellt.
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diesem Sinne nicht angängig, die von Briand in Genf öffentlich fundgegebene Auffassung, wonach für wesentliche Fragen das Ber hältnis zwischen Deutschland und einzelnen Ratsmächten so zu be handeln sei, als ob Deutschland schon Mitglied des Völkerbundes sei, durch die Ablehnung einer ersten Aufforderung gleichsam zu desavouleren, bie Deutschland in der Tat die Mitwirkung an einer wichtigen Reformarbeit des Völkerbundes selbst zusammen mit Rats- und Bundesmitgliedern sichern soll.
Eine solche Entscheidung fonnte schließlich um so meniger zweifelhaft sein, als die Teilnahme an den Arbeiten der Studien. tommission für die Grundfrage des deutschen Eintritts in den Böller bund selbst natürlich in feiner Weise präjudiziert.
Diese Erklärung flingt wie eine Entschuldigung gegenüber deutschnationalen Angriffen, obwohl der Beschluß des Reichskabinetts nur eine Selbstverständlichkeit war. Oder glaubt jemand, daß Deutschland die Einladung des Bölkerbundsrats, an diesen wichtigen Arbeiten teilzunehmen, ablehnend hätte beantworten können?!
Verträge mit Deutschösterreich. Wechselseitiger Abbau der Ausländer- Schikanen. Zwischen Deutschland und Deutschösterreich sind in der letzten Zeit eine Reihe von Abkommen teils unterzeichnet, teils vorbereitet worden. Der Reichstag wird nach den Osterferien den Vertrag über die Gleichstellung von Deutschen und Desterreichern mit den eigenen Staatsangehörigen des Landes in den Fragen der Erwerbstätigkeit und Freizügigkeit zu ratifizieren haben. Der Vertrag sichert den beiderseitigen Staatsangehörigen zu, baß sie von irgendwelchen Ur beitsbeschränkungen für Ausländer nicht betroffen werden und feine besonderen Anmeldeformalitäten zu erfüllen haben. Ein zwischen Preußen und Desterreich unterzeichnetes b- tommen ist jetzt in Kraft getreten, wonach Rinder der beiden Staaten in gleicher Weise wie Einheimische dem Schulzwang unterworfen find, jedoch in dem Alter schulfrei werden, das in ihrem Heimatsort als Altersgrenze gilt.( Ift in beiden Ländern längst gleich: 14 Jahre. Red.) Das Schulgeld in höheren Schulen soll gleich sein wie für Inländer. Für die bevorstehenden Handelsvertragsverhandlungen ist bereits die Liste der von Desterreich gewünschten Selltarif ermäßigungen fertiggestellt.
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Neuer Chef im Saargebiet.
Saarbrüden, 1. April .( WTB.) Der aus dem Amte geschiedene Präsident Rault hat im Flugzeug das Saargebiet verlassen. Die Zeitungen Frankreichs würdigen feine Regierungstätigkeit als eine Aera der Defpotie, der Korruption und der Unter. drudung jeder natürlichen und staatsbürgerligen Grundrechte. Dem neuen Präsidenten Stephens. Kanada werben zwar nicht Borschußlorbeeren gefpendet, doch wird er bes Bertrauens und der Bereitschaft zur loyalen Mitarbeit versichert unter der Borausfeßung, daß er sich einzig und allein von der vom Bölferbundsrat der Regierungsfommission ausdrüctis auferlegten Pflicht leiten lasse, teine anderen Sorgen und feine anderen Intereffen zu fennen, als die Wohlfahrt der Saar bevölkerung