Um zweiten Osterfeiertag fand in einem Seltenfchiff der Kirche zu Heinen Runftwerfen geftattet. Urafte bemalte Straußeneier gibt cine finomatographische Borstellung statt.
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Die Eintrittskarten waren für vier Soldi in einem Tabafslaben vor der Kirche zu haben. Ein Priester öffnete. In einem fahlen Raume waren Bänke aufgestellt, hinter denen auf einem erhöhten Bodium der priesterliche Operateur stand. Männer und Frauen faßen getrennt wie bei einer Andacht. Die kleinen rauchenden Betroleumlampen wurden herabgeschraubt, und ein Priester begann vor der erhellten Leinemand feine Predigt. Die schönen italienischen Superlative mit ihren einschmeichelnden flangvollen Endungen regneten durch den Raum.
Und während wir ruhig auf der hölzernen Ban? faßen, die im Rüden etwas unbequem war, sahen wir das ganze Leben der heiligen Jungfrau in buntbemalten Bildern an uns vorüberziehen. Das Landhaus in Donremin in der Champagne, in dem sie geboren murde, den Erzengel Michael und die heilige Katharina und Marga reta . Den Ritter Baudricourt in flirrender Rüstung und das belagerte Orleans mit Bollwerfen und Ballisaden. Die Jungfrau in mehendem Helmbusch und mit der weißen Fahne, ihre Gefangen nahne in Compiègne , ihre Verbrennung auf dem Schelterhaufen und zuletzt ihre Heiligfprechung in der Petersfirche in Rom ; denn Johanna von Orleans ist die jüngste unter den Bencbeiten der römischen Kirche und erst im Jahre 1909 heilig gesprochen worden. Dazu schwirrten die Erzengel und Teufel ständig in der Bust umher!
Als wir wieder hinaustraten, stand die Nacht flar und voll Sternen über dem See. Aus den Gärten stieg Blütenduft. Die Gloden läuteten noch immer. Mitunter schwiegen fie eine Weile, dann fließen sie von neuem an wie kleine störrische Ziegen, die fich zanfen.
Symbolisches und Kurioses vom Ei.
Bon Franz Stüber,
Tun liegen fie wieder, zu wahren Bergen gehäuft, lodend und einladend in den Schaufenstern: die Ostereier in allen Größen und Farben, angefangen von den teuren aus allen möglichen Süßigkeiten tomponierten Lederbisien bis zum bescheidenen buntgefärbten Hühnerei, das noch immer zu den Ofterfreuden und Ostersymbolen gehört wie vor Jahrhunderten, wenn alt und jung hinauszog, um auf frühlingsgrünen Wiesen luftige Eierspiele zu veranstalten, die in einen frühlichen Reigen um den, der die meisten Eier gewonnen hatte, ausflangen.
taucht seine öfterliche Bedeutung allerdings erit verhältnismäßig spät In der Geschichte und dem Sagenkult, der sich an das Ei heftet, auf. Jahrtausende, bevor die Welt den Osterglauben ohnte, war das Ei den Menschen schon ein Symbol, dem die Bölfer eine ganz eigene Deutung gaben. Bei den Germanen galt das frisch gelegte Ei als Sinnbild reiner, entfühnender Kräfte, und der Gebante an dieses Sinnbild war es wohl auch, der den Brauch schuf, den Toten Gier mit in die Gräber zu legen. Den alten Chinesen war das Ei das Frühlingssymbol, mit dem sie sich zu ihren Frühlingsfesten beschenkten und das sie zu diesem Zmed tunstvoll und bunt bemalten. an alter Berjerreich glaubte man, bie ganze Welt fat aus zwei Etern entstanden: aus einem guten und einem schlechten, bie beide eines Tages zerbrachen, worauf aus dem Gemisch von Gut und Böfe, Welt und Menschen hervorgingen. Diesen Borstellungen verwandt, jedoch poetischer ist der Glaube, den die alten 3nder an das Ei tnüpften, das Bellei", aus dem die Welt guyft in grauer Borzeit entstanden sein sollte. Denn es bestand, wie sie in ihren Legenden erzählen, zur einen Hälfte aus Gold und zur anderen aus Silber und aus Gold und Silber bildeten fich Himmel und Erde.
Die alten Bölfer, befonders die Römer, betrachteten das Ei auch als die reinite aller Speisen und begannen ihre Mahlzeiten gern mit allerlei Ciergerichten. Bei den Ifraeliten dagegen galt das Berzehren von Eiern als Zeichen tiefer Trauer um einen Ber storbenent, denn ihnen war das Ei das Sinnbild neuerwachenben Lebens, und damit besaß das Eieressen die Bedeutung, daß der Tote undergeffen bleiben würde. Auch die einst berühmte Gierfrone", jene große, fehr tunstvoll aus ausgeblasenen Eiern hergestellte Krone der byzantinischen Kaiserin Irene, befaß vielleicht symbolische Be deutung, um jo mehr, als das Ei mit der Zeit auch in der chriftlichen Formenwelt eine große Rolle spielte und bisweilen sogar als Simm bild des aus dem Grabe erstandenen Erlösers betrachtet wurde. Bielleicht sollte die Krone die Unsterblichkeit versinnbildlichen. Das Ei hat man fogar in einigen gefeßlichen Bestimmungen des alt= deutschen Rechtes als eine Art Schiedsrichter bestellt. Ließ fich zum Beispiel nicht genau feststellen, wo eine Gerichtsgrenze im Lande endete, so schrieb das Gefeß eine ganz eigenartige Formel vor. Da, wo man die Grenze vermutete, mußte nämlich der Beamte ein Ei nieberlegen. Lief es nun von selbst weiter, so wurde dort, mo es schließlich liegen blieb, die Grenze bestimmt und bezeichnet. Manchmal mußte der Bauer auch seinen Bachtzins in Eiern be zahlen und zwar oft in der Form, daß er für jedes Biertel Landes 7% Eter zu geben hatte. Das Halbieren des achten Eies wurde indes nicht ihm felbst überlassen, sondern amtlich" vorgenommen, indem der Schultheiß des Dorfes das Ei auf die Türschwelle des Hauses legte und man mit einem geschichten hieb in zwei Hälften spaltete. Die Hälfte, die innerhalb der Lürschwelle zu fiegen fam, gehörte bann dem Bauer, während die andere nach außen liegende Eihälfte dem Bächter gehörte.
Während in den meisten Ländern das Ei ein geschäßtes und allgemein beliebtes Effen darstellt, gibt es merkwürdigerweise auch Bölker, denen ein frisches Ei oder überhaupt ein Ei ein Greul ist, vor dem fie Efel empfinden. Zu diesen Eiverächtern gehören beispielsweise einige Regerstamme Oft und Westafritas, die sich, ebenso wie die Araber, mit Abscheu abwenden, wenn sie sehen, daß ein Europäer ein Ei verzehrt. Ist aber ein Ei bereits bewohnt" obervoll Fleisch", wie sie es nennen, so gilt das Ei auch für ihren Geschmad als Leckerbissen. Aehnliche Geschmacks richtungen findet man auch bei den Chinesen, bei denen aller dings nicht das bebrütete, sondern bas in Fäulnis übergegangene El als Delikatesse verzehrt wird, das man erst dann schäßt, wenn das Eiweiß fohlschwarz und der Dotter dunkelgrün gefärbt ist. Auch bei den Eingeborenen der Insel Celebes erhält ein Gi erst den richtigen Gefchmadswert, wenn es bereits schön schwarz durch die Schale schimmert. Ueber den Geschmack läßt sich aber befanntlich nicht streiten, und so war er denn wohl auch zu verstehen, wenn, wie Hasterlik erzählt, die Mitglieder einer englischen Gefandtschaft sehr lange Gefichter zogen, als ihnen der Kaiser von Annam als Feft. gefchent" zwei Schüsseln voller Eier überreichen ließ, deren jedes ein junges, bereits geflügeltes Hühnchen enthielt.
Sind nun folche Eierfuriositäten nicht nach jedermanns Ge. Ichmad, so werden bagegen Straußeneier von vielen Tropen retfenden fehr gefchäßt, idhon beshalb, weil fie im wahrsten Sinne bes Bortes viel ausgeben: en einziges Straußenei bat den Inhalt Don 24 bis 28 Hühnereiern Biffmann erzählt, daß ein Straußenei für ihn als reichliche Nahrung für einen ganzen Tag ausreichte. Der Urvater unferes Bogels Strauß, der längst ausgestorbene Riefenstrauß. Epiornis, der einst auf Madagastar lebte unb bis zu vier Meter hoch wurde, produzierte freilich noch ganz andere Riefeneier. Man fand in den legten Jahren Eier dieses gewaltigen Bogels, noch ganz gut erhalten, und diese Eier waren rund sechsmal so groß wie jene des afrikanischen Straußes. Legte man neben ein solches Ei ein Ei des südamerikanischen Kolibris, fo gäbe das ficher einen brofligen Anblid, denn 12 000 Kolibrieler würde man brauchen, um ein Epiornisei mit ihnen zu füllen. In ähnlicher Weise, wie wir unsere Hühnereier mit allerlei Aufpuz versehen und fie bemalen, hat man auch die Straußeneier in ihrer Heimat oft
es im Museum der Künste in Detroit , wo besonders ein mit Koransprüchen bedectes Straußenei zu bewundern ist. Das Gegenstüd hierzu ist ein Meisterwerf der Kleinfunft der Japaner: auf das von Natur bläuliche Ei eines Emu, des australischen Straußes, ift mit minutiöser Zierlichkeit eine abwechselungsreiche Landschaft nebst einer weiblichen Figur auf Kameenart wunderbar herausgeschnigt. Einer ganz besonderen Eierfuriosität soll aber noch gedacht werden, nämlich der beft i dten Eier, die vor einiger Zeit in Paris ausgestellt wurden Um die Eier zu beftiden, mußten zuerst Tausende von feinsten Löchern in die Eierfchalen gestochen werden; dann erst wurden mit zarten Seidenfäden fleine Landschaften und andere Motive auf die Schalen gestickt. Es war eine Arbeit, die für ein einsiges El mehr als ein Jahr beanspruchte, rährend das Ergebnis faum schön zu nennen ist.
Die alten Osterspiele.
Bon August Aldringer.
Im 10. Jahrhundert tauchte in der firchlichen Paffionsfeier ein Brauch auf, den man bis dahin nicht gefannt hatte, der aber dem Bolt fehr gefiel. Bet der Berlesung des 16. Kapitels aus dem Evangelium des Apostels Martus wurden Rede und Gegenrede des Engels und der das hellige Grab besuchenden Frauen von ver [ chiedenen Bersonen gesprochen oder auch in Wechselgefängen vorge tragen. Schon diefe allereinfachste Form der Darstellung machte nun auf die Gläubigen so tiefen Eindruck, daß man sie bald zu andere Personen und Szenen mit einbezogen, und schließlich ging erweitern strebte. So wurden nach und nach neue Rollen geschaffen, man dazu über, die Sprecher in Kostümen auftreten zu lassen. Die verschiedenen Szenen, die man dem ursprünglichen Wechselspiel angefügt hatte, brachten jo eine lebhaftere Note in die Darstellung. Man ließ die Apostel, die herbeitamen, um das Wunder der Auferstehung mit eigenen Augen sehen, in einem richtigen Wettlauf das heilige Grab erreichen; sodann folgte eine wirkungsvolle Darstellung der Erscheinung Chrifti vor Maria Magdalena , wieder in Form der Wechselrede, und damit war nun das deutsche firchliche Drama entstanden und mit ihm auch das weltliche; denn nunmehr traten bet den Aufführungen der firchlichen Ofterspiele auch weltliche Dinge hervor.
alten Sing- und Spielterte, als man in ihnen auch den Humor zu Es war allerdings teine sehr geschmackvolle Bereicherung der Bort kommen ließ, allein es paßte in die Zeit, da das Bolk in der Kirche beim Ostergottesdienst seine„ Ostermarlein" hören wollte, die so lustig sein mußten, daß man darüber in helles Lachen ausbrach. So lag es nur im Geschmack der Zeit, daß nun auch in das
auftreten ließ, der den drei Frauen seine Waren aufzuschwäßen zuerst einmal einen handelnden und feilschenden Salbenträmer versuchte und natürlich als spaßhafte Figur zu mirten hatte. Gleichzeitig führte man noch eine bedeutsame Aenderung ein: alle heiteren Auftritte wurden im Gegensatz zu den bisher immer in lateinischer Sprache gesprochenen und gesungenen ernsteren Szenen in deut. fcher Sprache vorgeführt. Nun verstand dis Volk auch, was es hörte und fah, und wußte, worüber es lachte. Ueber den ursprünglichen Rahmen der einfachen firchlichen Liturgie war das Spiel damit freilich längst hinausgewachsen.
Die allgemeine Freude an dem luftigen Salbenkrämer forderte balb neue Erweiterungen des Spieles, so daß der Krämer eines Tages, von einem Knecht begleitet, auftrat, der sich als ans. wur ft" vorstellte und mit allerhand derbem Biz aufwartete. Auch diese Reuerung gefiel über alles Ermarten. Es gefellte sich den handelnden Personen daher endlich auch noch die Frau des Krämers, ein famisch- bojes Weib, hinzu, eine Xanthippe, deren Auftreten allein schon stürmisches Gelächter hervorrief. Was nun aber allmählich aus dem alten frommen und naiven Ofterspiel ge worden war, das paßte nicht mehr in das Gotteshaus. Man ließ die firchlichen Spiele schließlich nicht mehr in der Kirche selbst, sondern auf dem Platz vor der Kirche oder auf dem Marktplatz stattfinden. Diese Einrichtung brachte auch wieder mancherlei Beränderungen mit sich, vor allem die sehr wichtige Neuerung, daß von nun an überhaupt nur mehr in deutscher Sprache gespielt wurde, und daß an Stelle der Priester, die bisher die handelnden Personen dargestellt hatten, auch Laten mitwirften. Vor allem entstand aber jezt die eigentliche Bühne, anfangs nur ein recht einfaches Holzgerüst, doch war immerhin schon eine Art Szenerie angedeutet. Wo Play war, errichtete man fogar eine ganze Anzahl von Bühnen, deren jede eine heilige oder biblische Stätte vorstellte, Himmel oder Hölle, wie überhaupt alle die Drte, an denen jeweils die dargestellten Szenen stattfanden.
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Diese leßten und wichtigsten Beränderungen und lebergänge vom einstigen Wechselgesang zum dramatisch bewegten Bolfsftüd vollzogen fich im Laufe des 12. und 13. Jahrhunderts. Aus dem 12. Jahrhundert hat sich ein Bassionsspiel erhalten es ist das älteste, das sich nachweisen läßt das jedoch zur Hälfte in lateinischer Sprache abgefaßt ist und damit noch die ältere Form des Ofterspiels vorstellt. Das aus dem 13. Jahrhundert stammende Spiel von den zehn Plugen und zehn torichten Jungfrauen fennzeichnet dagegen auf das charakteristischste die Art des damaligen Ofterspieles und ist dadurch wirklich zu einem der wertvollsten Kulturdokumente altdeutscher Dramatik geworden. Der Inhalt des Spieles war besonders auf eine dramatisch bewegte Wirkung hin aufgebaut, und diese Wirtung muß überaus start gewesen sein. Auf den Thüringer Landgrafen Friedrich den Frei digen"( d. b. Tapferen), der es im Jahre 1321 in Eisenach von Dominikanermönchen aufführen jah, machte es wenigstens einen so tiefen und nachhaltenden Eindruck, daß ihn während der Aufführung der Schlag traf und er in eine Gemütsfrankheit perfiel. Der Brauch, zum Osterfest öffentliche Spiele abzuhalten, bürgerte sich immer mehr ein, und es entstand daher in den nächsten zwei Jahrhunderten eine Anzahl neuer, und zwar nun mehr auch dichterisch wertvoller Osterspiele. Diese Spiele zeigten in Sprache und Handlung gleichzeitig auch eine gewisse Bodenbe ständigkeit, so daß sie in der Regel mur in ganz begrenzten Gegen ben aufgeführt wurden. Erhalten haben sich von ihnen aber mur menige, und hervorzuheben find deshalb auch nur die Spiele von Trier , Innsbrud, Bien, sowie das dichterisch am höchften zu be wertende Redentiner Osterfpiel, das aus dem 15. Jahr. hundert stammt. Zum Teil in urwüchsigem, derbem Plattbeutsch geschrieben, bringt es eine bunte Fülle reizvoller Szenen, auch manches Komische dazwischen, doch mitten darin wieder Szenen von rührend frommer Poesie in geradezu flaffisch schönen und ergreifenden Worten vorgeführt. Im zweiten Teil des Spieles, dem Düvelspeel", spielt Luzifer die Hauptrolle, der" Düvel", der, verzweifelt dar über, daß Jesus die Seelen aus der Hölle befreit, nun seine Teufel ausfendet, damit sie alle Gauner, die sie in Lübeck und Wismar finden, ihm bringen. Schließlich zieht er aber doch den fürzeren, denn das Wort des Priesters:
Dat wet it gewiß,
Dat Gott dem Düvel ower is,-
leuchtet auch ihm etn.
Neben den Ofterspielen oder an ihrer Stelle wurden bisweilen auch die Marientlagen vorgeführt, tie aber weniger volts. tümlich geworden sind, weil sie immer nur die eine Szene dar. stellen, wie Maria und die Frauen am Grabe des Erlösers flagten und meinten. Zum Schluß mag noch eines Osterspiels gedacht werden, das auch heute noch alljährlich aufgeführt wird; war nicht bei uns, sondern auf der Insel Hiwa oa im Stillen Ozean , wo das durch Missionare eingeführte Spiel von den Eingeborenen selbst dargestellt wird und wobei es so echt zugeht, daß Judas immer von einem richtigen Berbrecher gespielt wird, und Jesus , wenn er die Ausfäßigen heilt, stets Personen, die wirklich am Aussay ertranft find, vorgeführt werden.
Die Jüngstdeutschen.
( Ju Michael Georg Conrads 80. Geburtstag.)
Michael Georg Conrad wird am 5. April achtzig Jahre alt.
Wissen in Deutschland noch viele von ihm, den einſt Liliencron als den„ ritterlichen Hutten der literarischen Revolution" belang? Dem jungen Geschlecht, das heute literarisch revoltiert, ist er jedenfalls ein Fremder. Es ist ganz still geworden um den alten Haudegen. der vor einem halben Jahrhundert soviel Kampflärm erregt hat. auf den Kriegsschauplägen Berliner , Münchener , Leipziger Cafés, wo dichtende und kritisierende Jünglinge für oder wider ein Etwas. das sie als Naturalismus bezeichneten, vom Leder zogen. Jünaft deutsche" nannten sich die Umstürzler, und sie waren der Meinuna. daß Paul Lindau , Hugo Lubliner , Rudolf Baumbach , Gustav von Mofer, Julius Wolff zu Unrecht Honorare und Tantiemen bezogen. die eigentlich Karl Bleibtreu , Konrad Alberti und einigen wahren und wirklichen Dichtern zufämen. Auch Schiller , dessen Büfte noch immer auf Papas Bücherschrank stand, ärgerte fie. Man glaubte nicht mehr an die Jungfrau von Orleans und hatte ihren Verfasser als idealistischen Schönfärber und verlogenen Phrasendrescher entLarot.
Das führende Kampforgan dieser Jünglinge war feit 1885 die Leipziger Zeitschrift„ Die Gesellschaft", begründet und rediglert pon Michael Georg Conrad . Dieser hatte menige Jahre vorher seinen Wohnfih von Paris nach München verlegt, brachte aus Frankreich die Kunde von einer neuen literarischen Strömung, als deren Führer man Zola verehrte, und zählte dann in München zu ber erflusiven Tafelrunde, die sich um den damals am Jarstrand ahmer der beiden Großen stellten sich alsbald in Menge ein und wohnenden Henrik Ibsen sammeln durfte. Zola und Ibsen wurden die ersten Ideale der jüngstdeutschen Naturalisten; deutsche Nachfanden in der Gesellschaft" willkommene Aufnahme. Daneben aber hatte der belebende Zug, der durch das deutsche Geistesleben jener Tage wehte, auch echte poetische Kräfte zum Leben erweckt, und diese wurden ebenfalls mit Begeisterung empfangen. So fam es. daß in Conrads Zeitschrift neben zahllosen Dußendnamen, die heute mit Recht vergessen sind, die Erstlingsarbeiten von Gerhart Haupt mann , Richard Dehmel , Otto Erich Hartleben , Mar Halbe erschienen. Das schönste Berdienst Conrads war aber die Einführung Lilien. crons in die Deffentlichkeit. Diesen größten deutschen Lyriker der Gegenwart Jahre hindurch gegenüber der Borniertheit des literarischen deutschen Spießer und Kritifaftertums verteidigt zu haben, ift eine Ruhmestat. die man Michael Georg nicht vergessen darf. Die anderen Großen, die in der Gesellschaft" debütiert hatten. mechselten bald in ein anderes Lager über. In Berlin mar 1889 die rele Bühne" gegründet worden, ein Theaterverein, der die Erftlingswerke Hauptmanns und Hartlebens auf die Bretter brachte und in feinem literarischen, von Otto Brahm sehr geschickt redigierten
Bühne" befehdeten sich anfangs eine Weile, dann fiel der Sieg ben Organ die neuen künstlerischen Tendenzen mit größerer Klarheit und wirksameren Mitteln verfocht. Gesellschaft" und Freie Georg Conrad mußte das Schicksal aller frühen Vorläufer und Berlinern zu. Um die Jüngstdeutschen ward es still und Michael Begbahner teilen: Er erfuhr den Undant derer, die auf dem Boden ernteten, den er urbar gemacht hatte. Und schließlich wuchs, in unferen Tagen. ein neues Geschlecht heran, das die Ideale des Naturalismus überhaupt ablehnte und neuen Ufern zusteuerte. So gehört der heute Achtzigjährige einem bereits abgeschloffenen Kapitel der Literaturentwidlung an. Er fann den jetzt Lebenden und Schaffenden nichts mehr bedeuten. Sein historisches Berdienst aber bleibt bestehen, und in der Geschichte des Naturalismus mird der und felbftlojen kämpfers fortleben. Name Michael Georg Conrads als der eines ehrlichen, aufrechten John Schifomsti.
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Der Schrel des Balmefels in der Kirche. Nach der Legende be gab sich der Efel, auf dem Chriftus einst geritten war, als er in Berona, lebte Jerufalem einzog, nach dem Tode des Erlösers nach dort noch eine Zeitlang, und nach seinem Tode sollen sogar seine Gebeine in einem Kloster aufbewahrt worden sein. Von Verona sollen daher auch die firchlichen„ Efelsfefte" ausgegangen sein, die im Mittelalter viel begangen wurden. Sie bestanden gewöhnlich darin, daß man einen schön geschmückten Efel in feierlicher Brozession in die Kirche führte, mp zunächst alles vor dem Tiere die Anie beugte. Dann rief zuerst der Priester und dann das Bolk dreimal laut:-ah!", worauf der Esel wieder hinausgeführt murde.
Eine Stadt, die der Wald verschlungen hat. Mitten in den riesigen Wäldern von Giam liegen, zwischen Baum- und anderem Bilanzenwuchs begraben, die leberrefte der Zivilisation der Chmer, der längst ausgestorbenen Urbevölkerung Hinterindiens. Das fiame. fiche archäologische Institut hat vor einiger Reit fyftematische Aus grabungen im Waldgebiet begonnen. Zunächst ging man baran, die Ruinen von Lopburi auszugraben, einer Stadt, in der vor sieben. hundert Jahren die religiöse Kunst der Chmer in höchster Blüte stand. Der Haupttempel ist bereits freigelegt. Der französische Be gleiter der Erpedition schreibt: Das Bild, das sich uns entrollt, ist in feiner Einsamkeit und Größe erschütternd. Am Rande des Gehölzes baut sich vor dem staunenden Blick ein großer Tempel auf, der in früheren Zeiten von unzähligen Bilgern befucht worden ist. Heute zeigt sich nur noch eine weitgehende Lichtung, in der die Trümmer des verfallenen Tempels in der üppig wuchernden Begetation be graben liegen. Noch halten amel riesige Buddhas aus Stein in der üblichen fizenden Stellung Bache über die verfunkene Herrlichkeit. Sie fißen und schauen auf die weite Lichtung hinaus, als erwarten sie die Gläubigen, die niemals bisher zurückkehren werden. Man hat die Bäume, die in dichter Bahl stehen, bereits zu fällen be gonnen, und in ihrem Innern große Schäße gefunden, buddhistische Bilder in Gold, Silber und Bronze, die durch das Wachsen der Bäume allmählich eingeschlossen und den Blicken entzogen wurden. Nicht weit von der Lichtung entfernt steht ein anderer Tempel, der beffer erhalten ist, weil steinerne Elefanten die Mauern gestützt und vor dem Angriff des eindringenden Pflanzenwuchses geschützt haben. Ueberall verstreut sieht man Berge von Steinen und Ziegeln, unter denen eine Menge Bronzestüde, verstümmelte Götterbilder, Waffen, offene Hände mit ausgestreckten Fingern hervorragen. ringere Unbill als der Wald, der die Ruinen verschlungen hat, haben die Eingeborenen angerichtet. Wie fo viele andere herrliche Bau. denkmäler der Bergangenheit wurde auch der Tempel von Lopburt als Steinbruch verwendet, der den Eingeborenen Baumaterial für ihre Hütten liefern mußte. Man darf der Beiterarbeit der flamefchen Expedition mit großen Hoffnungen entgegensehen; eröffnet fich doch hier die Aussicht, Einblick in die Zivilisation der Chmer zu gewinnen.
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Nicht ge
Der Tagameter der alten Römer. Es gibt nichts Neues unter der Sonne, und selbst das ist nicht mehr neu! Den alten Römern war wie in den Berichten der römischen Archäologischen Gefellschaft mitgeteilt wird ber Tarameter nicht unbekannt. Im zehnten Buch der Architektur von Lucius Vitruvius Pollio, einem Architekten, der zur Zeit der Kaiser Augustus und Tiberius lebte, wird die„ rheda" beschrieben: es mar bies ein römischer Rellewagenz mit einem aus zwei seitlichen Zahnrädern bestehenden Mechanismus, ber jede Umdrehung der Wagenräder registrierte, so daß zuleẞt das Gesamtmaß der zurückgelegten Strede abgelesen werden fonnte. Ten schönen Römerinnen, die in ihrer reich ausgestatteten rheda" mehr lagen als faßen, machte es großen Spaß, die zurückgelegte Etrecke genau zu messen. Im übrigen gab es im alten Rom auch schon eine umfangreiche Straßen- und Verkehrsordnung. Der Bagenrerfehr besonders war bestimmten Vorschriften unterworfen, und die Zahl der Wagen war durch Gesetz festgefeßt und ziemlich beschränkt. Die im Jahre 45 v. Chr. erlassene Leg Julia municipalis" verbot im Interesse des öffentlichen Verkehrs für die Zeit von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang jeglichen Güterund Lebensmitteltransport mit Bagen; man tonnte also nur während der Nacht mit solchen Waren durch die Straßen fahren,