Januar 1926 in folgendem Ausmaße: In der Kohlenindustrie unt 0,5 Broz, in der Metallindustrie um 11,4 Proz., in der Textil industrie um 8,9 Proz., im graphischen Gewerbe um 1,6 Proz.

Diesem Rückgang der Reallöhne entspricht die Steigerung der Lebenshaltungskosten.

Die Moskauer Handels- und Industrie- Zeitung" vom 18. März bringt Angaben über. die Preise der Lebensmittel und einer Reihe anderer Waren, die für die Beurteilung der Kaufkraft des Geldes vom Standpunkte des Arbeiterhaushaltes von Bedeutung sind. Bir bringen hier diese Zahlen, die für den 15. März in Mostau gelten, umgerechnet in deutsche Währung 1 Rubel= 2,16 M.) und deutsche Meßeinheiten:

Roggenmehl Weizenmehl Hirse Stattoffeln

Weißlobl

19

Rote Rüben

Zwiebeln

Rindfleisch 1. Sorte

Butter

Zentner 16 M. 48,0 Pf.

Zentner 10 32,0

Pfund

191111111118

"

36

08,0

"

"

Pfund

24,6

"

2P

15,3

"

18,7

"

25,1

"

84,2

"

11,0

"

Gier.

Stüd

13,8

"

Sonnenblumenől

Pfund

70,0

"

19

Heringe, einfache

67,8

"

Ruder, Raffinade

84,5

"

Salz.

13,2

"

"

Stiefel, einfache.

Rattun

Paar 38 Meter

1

34,0 10,0 "

10

"

B

05,0

"

20

19 76,0

"

"

"

14,5 03,2

"

"

"

Leinen

Tuch.

Betroleum.

Streichhölzer.

"

Pfund Schacht.

1

Selbst unter den Lebensmitteln sind die meisten in Moskau bedeutend teurer als in den Staaten Mittel- und Westeuropas ; die einzige wesentliche Ausnahme bildet das Fleisch, das in Moskau bedeutend billiger ist. Dies bildet aber bei weitem feinen genügen­den Ausgleich für die hohen Preise der meisten anderen Lebens­mittel, so daß der Stand der Lebensmittelpreise überhaupt, als ganzes genommen, wesentlich höher erscheint als in den meisten selbst Ländern Europas . Die Kauffraft des Geldes in Moskau gemessen an den Preisen der Lebensmittel ist also in Moskau geringer als z. B. in Deutschland ; und erst recht gilt es, wenn man die Kaufkraft des Geldes nicht nur nach den Preisen der Lebens­mittel, sondern auch nach denen anderer Waren beurteilt.

-

-

Daß die Lebensmittelpreise allgemein in Moskau höher als im Auslande sind, wurde por kurzem auch von dem Leiter des Moskauer Bureaus für Arbeitsstatistif, Th. Markussohn, feſtgeſtelit. Er hat die Kaufkraft des Geldes in Moskau mit der in einer Reihe ausländischer Großstädte verglichen und ist zum Ergebnis gekommen, daß ein Romplex von Lebensmitteln, nach dem das Genfer Inter­nationale Arbeitsamt die internationale Breisstatistik aufstellt, in Mosfau teurer ist als in irgendeiner anderen europäischen Groß­stadt. Folgende Tabelle mag das erläutern:

Die Berechnungen Markussohns beziehen sich auf den 1. Oktober 1924, jeitdem hat sich die Lage eher verschlechtert als verbessert; es genügt, darauf hinzuweisen, daß der Lebenshaltungsinder in Moskau am 1. Oftober 1924 die Höhe von 191,9 erreichte( Statistika Truda" 1925 Nr. 11 und 12, S. 13), am 15. März 1926 jedoch 216,2 betrug ( Handels- und Industrie- Zeitung" vom 18. März 1926).

Der Betriebsrat bei Jaudorf.

Bom Zentralverband der Angestellten wird uns geschrieben: In wohl feinem anderen Großbetriebe des Berliner Einzel­handels machen die Angestellten so schlechte Erfahrungen mit ihrem Betriebsrat wie bei Jandorf. Die Gründe sind leicht zu finden. Man entfinne sich nur des mißlungenen Streits und der darauf folgenden Bedrückung der Angestellten. Für einen neuen Betriebsrat fanden sich nur solche Angestellten, die des Wohlwollens der Firma sicher waren. Ob die in Angestelltenkreisen aufgestellte Behauptung richtig ist, daß bei der Zusammensetzung des Betriebs­rates die Firmenleitung nicht ganz unbeteiligt war, fönnen wir nicht beurteilen. Allerdings gibt zu beobachtende Praris des An­gestelltenrates derartigen Berdächtigungen stets neue Nahrung. Hier­für folgendes Beispiel:

Unter der famojen Begründung zu wenig Losung" zu bringen, wird eine über sechs Jahre im Hause tätige Verkäuferin gekündigt. Mit Recht erblickt sie in ihrer Kündigung eine unbillige Härte und erhebt beim Angestelltenrat Einspruch. Dieser, vertreten durch seinen Vorsitzenden, den Herrn Schlimme aus der Belle Alliance- Straße, läßt überhaupt nichts von sich hören und erklärt schließlich der Kollegin, die telephonisch bei ihm anfragt, auf Grund der ihm von der Firma gegebenen Auskunft in der Kündigung feine unbillige Härte sehen zu können.( Obwohl Hunderte an Alter und Betriebsjahren jüngere Personen beschäftigt werden, die auch keine höheren Losungen aufweisen!) Als die Kollegin fragt, marum Herr Schlimme sich lediglich bei der Firma, also nur einseitig orientiere, macht der Herr Betriebsrat faule Ausreden und verbittet sich eine solche Frage!

Aehnliche Fälle tönnten noch mehr angeführt werden. Damit aber die Unzufriedenheit in den einzelnen Betrieben nicht zu groß wird, bedient man sich des probaten Mittels, gefündigte Ange­stellte für den letzten Monat ihrer Tätigkeit zur Disposition zu stellen. Bei diesem Betriebsrat fann man sich das ja leisten!

Ein Kommentar zu solcher Art Interessenvertretung"( messen?) erübrigt sich. Wann endlich werden die Jandorf­Angestellten aufwachen?

Erfahrungen mit dem Achtstundentag.

( JAB.) Die Erörterungen über die Bedeutung und Aus­wirkungen des Achtstundentages werden in allen Ländern lebhaft fortgesetzt. An die Stelle theoretischer Erwägungen treten, dabei immer mehr auf genauen Angaben fußende Unter­suchungen. Soweit solche überhaupt zurzeit allgemein verfügbar find, dürften sie in der großen Erhebung des Internationalen Ar beitsamtes erfaßt sein, aus der Professor Milhaud , Genf , im Aprilheft der Internationalen Rundschau der Arbeit“ über„ die Ergebnisse der Einführung des Achtstunden­tages" ausführlich berichtet. Insbesondere werden darin die Wechselwirkungen von Arbeitszeit und technischem Fortschritt be­handelt. Seine mit reichhaltigen Belegen gestüßte Darstellung wird 1,55 Dollar gewiß von Freunden und Gegnern der fürzeren Arbeitszeit be­achtet werden müssen.

Koffen der Lebensmittel für einen Erwachsenen für eine Woche. ( In amerikanischen Dollars umgerechnet.) 1,24 Dollar 1,10

Prag Mailand Paris

Brüssel

ien

Lissabon

Oslo

Berlin

1,42.

Rom Amsterdam London

.

•

1,59

.

1,45

Madrid

1,69 1,78

1,17

Ottawa ( Kanada )

1,85

1,47

Stocholm

1,89

1,50

Philadelphia

2,31

1,50

Mostau

etwa 2,

( Siehe Th. Markussohn„ Die Arbeit im Moskauer Gouverne ment 1923/24", Mostau 1925, herausgegeben vom Moskauer Ge­wertschaftsrat, S. 24.)

Der amtliche Wortlaut der Beschlüsse der 7. Jahrestagung der Internationalen Arbeitskonferenz liegt jetzt ebenfalls vor. Es handelt sich dabei besonders um Uebereinkommensentwürfe und Borschläge auf dem Gebiete der Unfallentschädigung, der Berufs frankheiten und der Nachtarbeit in Bäckereien. Die Internationale Rundschau der Arbeit fanu durch fede Buchhandlung, wie auch bei der Post bestellt werden( Einzelheft 1 M., Jahresbezugspreis 10 M.). Probehefte versendet das Internationale Arbeitsamt, Amt Berlin , Berlin NW. 40, Scharnhorststraße 35.

Was in Deutschland nicht vorkommt.

Aus Holländisch Indien wird uns geschrieben: Ein Haager Ingenieur, der bei der Rhein- Elbe- Union in Indien in Stellung war und ohne ausreichenden Grund entlassen wurde, reichte gegen die Firma Klage ein und veranlaßte die Beschlag­nahme der lagernden Waren. Die Rhein- Elbe- Union erhob gegen diese Beschlagnahme bei dem zuständigen Gerichtshof ohne Erfolg Beschwerde. Sie wurde abgewiesen.

In diesem Falle fann man auch sagen: Indien geht Deutsch­ land voran! Was würde ein deutscher Gerichtshof in dem gleichen Falle getan haben?

Es handelte fich allerdings für das Gericht in Holländisch­Indien um eine ausländische Firma, noch dazu um eine Doch selbst einer ausländischen Unternehmerfirma deutsche. gegenüber hätte man sich in Deutschland wohl faum zu einer solchen Maßnahme entschlossen, um einen Angestellten auf alle Fälle sicherzustellen.

Russische Lohnperspektiven.

Sie find recht bescheiden.

Mostau, 5. April( OE.) Der Oberste Gewerkschaftsrat des Sowjetbundes befaßt sich gegenwärtig mit der Frage des Abschlusses neuer Tarifverträge, da die bisherigen Verträge im April außer Kraft treten. Als Hauptaufgabe der Gewerkschaften wird die Er­haltung des zurzeit erreichten realen Lohnniveaus( bekanntlich kaum die Hälfte der Vorkriegslöhne) bezeichnet. An eine allgemeine Lohn­erhöhung sei angesichts der gegenwärtigen wirtschaftlichen In einigen Wirtschafts­Schwierigkeiten nicht zu denken. zweigen, wie beispielsweise im Eisenbahnwesen und im Kohlenberg­bau, wo die Löhne sehr stark hinter dem Vorkriegsstande zurück­geblieben sind, wird eine gewisse Lohnsteigerung durchzuführen sein, und zwar um etwa 5 bis 10 Proz. Das Schwergewicht müsse jedoch auf die Erhöhung des realen Arbeitslohnes gelegt werden, die nur durch eine Preissenkungsaktion erreicht werden könnte.

Berantwortlich für Politik: Richard Bernstein; Wirtschaft: Artur Saternus; Gewerkschaftsbewegung: J. Steiner; Feuilleton : Dr. John Schikowski; Lokales und Sonstiges: Frik Karstadt : Anzeigen: Th. Glode: sämtlich in Berlin . Berlag: Borwärts- Berlaa G. m. b. S., Berlin . Drud: Borwärts- Buchdruckerei

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