Prozeß Kußmann- Knoll.
( Fortsetzung von der ersten Seite.)
Bors: Wie steht es nun damit, daß Sie in zwölf weiteren Fällen Mitteilungen aus den Aften erhalten haben? Anget I.: Auch das habe ich lediglich behauptet, um daran
nachweifen zu fönnen, daß ich bei meinen Bernehmungen die Unwahrheit gesagt habe,
benn ich habe stets Puntte angegeben, die ich von der Staatsanwaltschaft gewußt haben wollte, während in Wirklichkeit diese Punkte der Staatsanwaltschaft von mir mitgeteilt worden sind. Es handelt sich da um den Fall des Oberregierungsrates Müller, der die Merkurbant revidieren sollte und furz hinterher mit hohem Gehalt in die Merkurbank eingetreten ist, ferner um den Fall der Reichschauffeure und um die Rosenthal- Bar.
Oberstaatsanwalt Tezlav: Wie sind sie mit Herrn Kußmann zusammengekommen?
Angefl.: Durch einen Zufall. Ich lernte Kußmann 1920 fennen. Da wir beide zwar vaterlandsliebend, aber parteipolitisch neutral sind, famen wir uns schnell näher. Dann war ich Zeuge im Rahardt Prozeß und sagte in dessen Verlauf schon Kußmann, daß dies nur die kleinste Korruptionsaffäre sei, daß bald andere fommen würden. Als dann der Fall Kutisker ins Rollen fam, mußte ich, daß Barmat folgen würde, und nach Barmat hätten noch andere fommen müssen, die auch, wie ich Ihnen schon sagen fann, noch folgen werden. Als nun der politische Gegen brud gegen das Barmatdezernat einsetzte,
habe ich die Abegg- Briefe veröffentlicht, und Kußmann bat mich daraufhin, fein Dezernat zu unterstützen.
Das habe ich auch getan und die Zusicherung, daß ich die Kenntnisse der mir dort gewordenen Mitteilungen politisch nicht ausmuken würde habe ich gehalten.
Oberstaatsanwalt Teglav: Der Angeklagte hat aber einen Teil der Preffe mit Barmat- Artikeln versehen. So hat uns v. Sodenffern von der„ Deutschen Zeitung" mitgeteilt, daß er den größten Teil des Materials gegen Barmat aus dem Bureau Knoll erhalten habe.
Angefl: Das tann nicht stimmen, denn ich habe nur dreimal dorthin Artikel gegeben, um die Tätigkeit eines vorlauten Gewährsmannes lahmzulegen; einmal einen Artikel im Falle Höfle, auf Grund dessen er demissionierte, einen zweiten Artikel über die Merkurbant, und einen dritten über eine andere Angelegenheit. Sodann wurde
-
der Angeklagte Kußmann
bernommen, der etwa folgendes ausführte: Ich bin nicht freiwillig zur Staatsanwaltschaft gegangen, sondern dahin versezt worden. Gleich zu Anfang belam ich einen großen Sonderauftrag, ich glaube Rahardt, mit schwierigen wirtschaftlichen Aufgaben. Ich erkannte bald, daß ich die Sache nicht bewältigen fönnte, wenn ich mir nicht besondere Kenntnisse dazu aneignete. Ich habe dann Buchhaltung gelernt und mich wirtschaftlich so weit gebildet, daß ich jetzt felbft wirtschaftliche Leitartikel für die größten 3ei tungen Deutschlands zu schreiben in der Lage bin. So sehr ich die Kriminalpolizei schäße, so erkannte ich doch, daß sie nicht für alle Aufgaben verwendet werden könne, und so fam es, daß ich selbständig handelte, daß ich selbst Untersuchungen und Verhaftungen vornahm. Ich habe jelbst nachgedacht, ob meine Tätigkeit zulässig sei, und bei der Prüfung dieser Frage stieß ich auf einen Artikel aus dem Jahre 1854(!), nad bem es den Untersuchungsbeamten zur Aufgabe gemacht wird, sich zur Aufklärung aller Mittel zu bedienen, die ihm irgendwie geeignet erscheinen. Eine Abänderung dieser Verfügung ist bisher nicht erfolgt. Wenn ich Rahardt, Morvilius und den anderen Schiebern auf der Spur mar, so mußte ich selbst die Schleichwege fennen, die diese Leute gingen. Ich habe mir einen Stamm von Leuten herausgebildet, auf die ich mich verlassen konnte und zu denen ich nicht viel zu reden brauchte. Ich befam den Fall Kutister- Barmat auf eine ganz eigenartige Weife. Ich ging in der fraglichen Zeit mit dem Gedanken um, Richter zu werden, und begab mich deshalb in das Ministerium. Auch hatte ich die Absicht, in den Privatdienst zu treten. Am zweiten Tage meines Urlaubs bekam ich dann plöglich die ftritte Anweisung, die Unzuträglichkeiten bei der Preußischen Staatsbank persönlich zu prüfen, und zwar ohne Hinzuziehung des Untersuchungsrichters.(!!) Ich sagte, daß ich dann freie und haben müßte und es wurde mir gesagt, daß die Kosten teine Rolle spielen sollten.
Ich ging dann zur Staatsbant und sperrte den Kufisker und alles, was um ihn herum war, ein. Damit war meine Aufgebe erledigt,
und später habe ich mich gar nicht mehr um den Fall gekümmert. Dann hörte ich von vertrauenswürdiger Seite, daß der Kutister nur ein ganz fleiner Kerl sei, daß der Hauptschuldige aber Barmat mar. Ich prüfte auch hier und sah die großen Unterdedungen und die Herausnahme wertvoller Attien. Eines Tages jehte ich alle Buchhalter und Gruppenführer in einem großen Saal vor ihr Buch hin, schloß die Türen und fagte: Hier kommt teiner raus, bis ich flar jehe, und wenn wir bis morgen früh um 10 Uhr hier sizzen follen. Ich kann jagen, daß ich die Seele der ganzen BarmatIntersuchung gewesen bin. Es stand für mich fest, daß ein großer Betrug und Untreue zuungunsten der Staatsbank verübt worden jeien. Ich sah aber, daß noch aus einer anderen Quelle, nämlich der Girozentrale, Gelder flossen. Ich habe dann Hoefle vernommen, und schon nach einer Stunde der Bernehmung mar mir flar, daß hier der größte Berbrecher stand, den die Kriminalgeschichte fennt. Ich sagte mir gleich, dieser Mensch hat mehrere Jahre Zuchthaus zu erwarten. Dann kam eines Tages
mein alter Freund zu mir, 1192 von dem ich wußte, daß er tiefen Einblick in die Korruptionszustände hat. Knoll hat nämlich einen eigenartigen Blid für Su fammenhänge. Er brachte mir eine große Anzahl von Briefen, aus denen hervorging, daß Ministerialdirektor Abegg vom Ministerium des Innern angeordnet hatte, daß die Barmats an der Grenze nicht durchsucht werden sollten. Aus einem anderen Brief ging hervor, daß die Barmats auf persönlichen Wunsch von Ebert vom Pazvisum befreit sein sollten, obwohl sie in ihrem ganzen Leben mit der holländischen Gesandtschaft nichts zu tun gehabt hatten. Ich ging mit bem Brief zu Oberstaatsanwalt Linde, der eine Beschlagnahme der Briefe anriet. Ich sagte darauf: Das ist nicht nötig, die Briefe betomme ich auch so. Borf.: Auf diese Art sind Sie also mit Knoll zusammengekommen. Wie kam es nun, daß
fen übergeben. Es häffe doch dann jedes Affensfüd, wenn nicht fofort, aber doch hinterher an den Kammergerichtspräsidenten eingereicht werden müssen. Eine Abwicklung gibt es doch überhaupt gar nicht.
Kußmann: Es war fein Tadel gegen mich vorgebracht worden, sondern die Angelegenheit sollte nur in eine weniger umtämpfte Atmosphäre gebracht werden. Ich glaube jogar, ich habe gesagt, daß noch eine Vernehmung in Holland gemacht werden sollte.
Im übrigen erklärt der Angeklagte Kußmann, daß er feine Ahnung gehabt habe, daß sich Knoll eine Abschrift von dem Protokoll gemacht hatte. Knoll habe sein Ehrenwort gegeben, daß er die Sache vertraulich behandeln werde. Auf Befragen des Vorsitzenden gab der Angeklagte Knoll zu, daß er eine Abschrift von dem Protokoll gemacht habe, daß er aber die eigentliche Abschrift Staatsanwalt Caspari wieder zurück: gegeben habe. Er, der Angeklagte, sei nicht als Vertrauens. mann bei der Polizei angestellt gewesen, sondern er habe lediglich in einem ganz zwangslosen Verhältnis im Interesse der Sache für die Staatsanwaltschaft und auch später für Staatsan. waltschaftsrat Belger gearbeitet.
Der Angeklagte Rußmann erklärte auf weitere Fragen, daß er Knoll fein Material gegeben habe. Er trage aber die Ver. antwortung für die Angelegenheit bezüglich des Isaak Proto. tolls. Oberstaatsanwalt Tezlav: Ich bitte, Herrn Kußmann
Kommunale Konferenz
Freitag, den 9. April, abends 7 Uhr, im Stadtverordnetensitzungsjaal des Berliner Rathauses, Königstr. Borfrag: - Der diesjährige
Dis
„ Berliner Finanz- und Steuerpolitit. Haushaltsplan." Referent: Stadtverordneter Dr. Richard Lohmann. fuffion. Zur Teilnahme find berechtigt: Die SPD. - Stadtund Bezirksverordneten, die Magiftrats- und Bezirksamtsmifglieder fowie alle anderweitig auf fommunalem Gebiete tätigen Mitglieder der Partei. Parteimitgliedsbuch ist Ausweis.
zu fragen, warum er in der Voruntersuchung gesagt hat, daß er teine Abschrift von dem Protokoll gehabt hat. Angeklagter Kuß
mann:
Ich habe nicht die volle Wahrheit gesagt, aber ich habe mich immer so nahe an der Wahrheit herumgedrückt, wie ich konnte, und zwar deshalb, weil mein ganzes Ziel war, zu verhindern, daß etwas in die Deffentlichkeit und besonders zur Kenntnis des Untersuchungsausschusses fam, bevor die Untersuchung gegen Barmat nicht ganz abgeschlossen war. Für mich stand alles auf dem Spiel. Ich war davon überzeugt, daß in Deutschland eine furchtbare Korruptionswirtschaft herrschte. Ich hatte die Hand an der Gurgel der Korruption, dafür, daß sie mir fortge. schlagen wurde, fann ich nicht.
U
Rechtsanwalt Lütgebrune Göttingen: Ich bitte, noch Herrn Assessor Kußmann zu fragen, ob er nicht vor dem Unter. fuchungsausschuß vollkommen offen dargelegt hat, welches Berhältnis zwischen ihm und Knoll besteht. Kußmann: Na, ganz offen ja nicht, aber jeder, der hören wollte, mußte mich verstehen. Herr Kuttner wollte mich allerdings nicht verstehen, wohl aber die juristisch gebildeten Leute, die Fachleute. Ich bin auch bei der falschen Darstellung geblieben, weil mir Oberstaatsanwalt Tehlav gejagt hat, daß triminell gegen mich nichts in Frage fomme, sondern daß er mich disziplinarisch zu ver nehmen habe. Ich sagte ihm damals noch: Ich bin doch Richter, und Sie sind nicht mein Disziplinarvorgesetzter. Oberstaatsanwalt. Te lav sagte aber, daß er besonders den Auftrag dazu habe.
Oberstaatsanwalt Teglav: Ich beachtete damals, daß es hauptsächlich auf Beste chungen antomme. Es wurden doch auch Fragen bezüglich des Erwerbs der Yacht Schwalbe" gestellt. Kuß mann: Dann habe ich Herrn Oberstaatsanwalt Tezlav falsch ver. standen.
Die persönliche Vernehmung der Angeklagten war hiermit be. endet und es wurde dann in die 3eugenvernehmung eingetreten.
Ein Drusenführer gefallen. Emir Hamed Atrasch, einer der Führer der aufständischen Drusen, ist in einem Kampfe bei Manrabe gefallen.
Michael Kohlhaas, der Förster.
Der Förster Jeczawiß steht auf der Straße. Stämmig, in grüner Förstertracht, zwischen schreienden Zeitungshändlern und feilschenden Straßenjuden verkauft er da ein Blatt, vier Seiten im 3eitungsformat, engbedruckt, sein" Blatt, seine" Sache. Leute umdrängen ihn, reden mit ihm und untereinander, niemand bleibt gleichgültig, niemand unintereffiert. Sie sind bewegt, faft aufgeregt, die um den Förster Jeczawiß herum.
Eine Alt- Berliner Poffe im Rundfunk.
Ein reich gewordener Bäckermeister will höher hinaus, er heiratet eine Adlige, wird selbst in den erblichen Adel versetzt, besinnt sich aber im legten Augenblick auf sein besseres Selbst und wendet der Aktienspekulation den Rücken. Seine adlige Schwiegermutter wirft er aus dem Hause und wird wieder Bäcker. Ehrliche Arbeit" nennt H. Wilfen dieses Berliner Volfsstück aus den Gründerjahren. Hinter- und Borderhaus stehen sich hier noch nicht gegenüber, dieses Problem ahnte man damals faum. Adel und Bürgertum sind die Gegenpole, der eine leer und verrottet der andere selbstbewußt, arbeitsam und kraftvoll. Leichte Sentimentalität, die aber niemals zu Rührseligkeit wird, Big, Situationskomit umrahmen die Handlung, dazu prachtvolle Typen wie das Hausmädchen Lotte, der Obergeselle Kalau und der Bäckermeister Wohlgemuth, der das damalige Bürgertum in seiner ganzen kraftvollen Selbstbewußtheit verförpert. Daß am Ende des vierten Bildes eine Parodie auf den„ Troubadour" eingelegt wird, ist selbstverständlich. Alle Lokalpossen gefielen sich damals in der Persiflage auf beliebte Opern. Die llebertragung der Bosse im Rundfunk war ausgezeichnet, die Darsteller Kurt Goriß, Georg Paeschke, Lucie, Euler und Josefine Klein verhalfen dem Stüd zu großer Wirkung.
Feuer in einer Cumpenfortieranffalt. Ein gefährlicher Brand brach heute morgen furz vor 7 Uhr in einer Lumpenfortieranstalt in der Koppenstr. 78 aus. Als die Feuerwehr eintra, stand der Trockenraum, in dem sich große Lumpenvorräte befanden, bereits in hellen Flammen. Unter Leitung des Baurats Foth wurde mit mehreren Rohren gegen das Feuer vorgegangen. Nach etwa zweteinhalbstündiger angestrengter Tätigkeit gelang es, das Feuer niederzufämpfen. Der große Raum ist völlig ausgebrannt. Die Entftehungsurfache fonnte bisher noch nicht festgestellt werden.
Ein schwerer Autounfall ereignete fich furz nach 2 Uhr nachts auf der Köpenider Landstraße an der Kreuzung Eichbuschweg. Eine Kraftdroschke prallte gegen eine angeblich unbeleuchtete Straßenbaustelle und überschlug sich. Der Wagen wurde zertrümmert. Der Führer Paul Rebatt aus der Wißmannſtr. 29 zog sich einen schweren Oberschenkelbruch zu. Von den drei Fahrgästen, die im Innern des Wagens saßen, wurde die Artistin Henny Thal und ein Fräulein Liesbeth Binsig, beide aus der Wißmannstraße, durch Glassplitter an den Händen und am Kopf verlegt. Ihr Begleiter, ein Kaufmann P. O hike aus der WillibaldAleris- Str. 27 fam wie durch ein Wunder ohne Verlegungen davon. Den Verunglückten wurde auf der nächsten Rettungsstelle die erste Hilfe zuteil.
Kunftlehrgänge für Lehrer und Lehrerinnen höherer Lehranstalten finden vom 8. bis 14. April dieses Jahres statt. Den Teilnehmern wird Gelegenheit gegeben, in Führungen durch die Museen und durch Vorträge einen Kursus über deutsche Kunst des Mittelalters oder einen archäologischen Kursus zu absolvieren. Zu den Vorträgen, die im Hörsaal der Staatlichen Kunstbibliothek stattfinden, hat auch das Publikum Zutritt. Preis für 5 Vorträge 7 M., für alle 10 Borträge 13 M. Die Teilnahme der Lehrer an solchen Beranstaltungen ist erfahrungsgemäß groß; zu bedauern ist, daß die Landesfinanzen zurzeit nicht einen Zuschuß für die nicht in Berlin wirkenden Lehrkräfte leisten können. Hoffentlich hat eine nahe Zukunft Geld für solche Kulturaufgaben übrig.
Schweres Explosionsunglück bei Dresden . 7 Personen tot, 20 verletzt.
Ein Explosionsunglüd ereignete sich heute früh 9 Uhr in der Zellulosefabrik von Hoesch u. Co. in Heidenau . Dort explodierte der Rochteffel, wobei sieben Personen ihren Tod fanden und zwanzig Personen schwer netlegt murden. Man befürchtet, daß unter den Trümmern sich noch mehr Tote befinden. Das Sesselhaus ist vollständig eingestürzt. Nähere Einzelheiten fehlen noch.
Eine neue große Verkehrsstraße in Westdeutschland.
Für den Bau einer neuen großen Verkehrsstraße im südöstlichen Teil des Kreises Rees werden von dem Landesplanungsverband in Düsseldorf , dem sich vor kurzem auch die Kreise Kleve und Rees angeschlossen haben, Bermessungsarbeiten vergenommen. Die neue Straße wird, soweit sich bis jetzt übersehen läßt, mitten aus dem Industriegebiet, etwa von Essen kommend, durch die öftliche Spize des ehemaligen Truppenübungsplages Friedrichsfeld und dann westlich an Schermbeck vorbeiführen, wo sie die alte Heerstraße Wesel - Halter- Münster schneidet, um wieder geradeswegs durch den Kreis Rees auf Emmerich- Holland zuzusteuern. Die Straße dürfte hauptsächlich auf den Autoverkehr zugeschnitten sein und wird Wesel voraussichtlich nicht berühren.
Unterschlagungen beim Bund der Auslandsdeutschen. Auf der Generalversammlung des Bundes der Auslandsdeutschen( Landesverband Nordwestdeutschland) machte der Syndikus die überraschende
Mitteilung, daß sich der Geschäftsführer Gerwen wegen Unterschlagung von Vereinsvermögen in Höhe von 6000 Mark und von Entschädigungsgeldern im bisher festgestellten Betrage von 3600 Mart in Untersuchungshaft befindet. Germen war schon
jahrelang Geschäftsführer des Bundes und genoß großes Bertrauen. Unter den Geschädigten befinden sich arme Auslandsdeutsche, so eine Witme mit 12 Kindern, der Germen eine Summe von 500 Mark
unterschlug.
Glück im Unglüd. Ganz außergewöhnliches Glück hatte ein Maschinenmeister, der in einer Fabrik in der Nähe von Eger beschäftigt ist. Der Mann ging fürzlich nachts auf den Schienen der Bahnstrecke und überhörte das Herannahen eines Zuges, wurde von der Maschine erfaßt und zwischen die Gleise geschleudert. Man fand ihn in bewußtlosem Zustande. Als er nach seiner Einlieferung ins Krankenhaus untersucht wurde, stellte sich heraus, daß seine Verlegung ganz geringfügiger Natur waren. Der Zug war über ihn hinweggerollt, ohne ihn zu verlegen.
Das Rotorschiff auf großer Fahrt. Das Rotorschiff BadenBaden, die frühere Budau, das unter Führung von Kapitän Callfen eine Reise nach Nordamerika auszuführen beabsichtigt, hat am Abend des ersten Osterfeiertages den Hamburger Hafen verlassen und ist seetvärts gegangen.
Aus
der Saale bei Jena wurde die Leiche des Bädermeisters Malder, ber vor einem Monat seine Frau und seine drei Kinder ermordet
Der Förster Jeczamiz verkauft an der Ecke unten jür zwanzig Pfennig die Geschichte seines Elends. Bermutlich wird es nicht riel Menschen geben, die das ganze Blatt zu Ende lejen; zwölf Zeitungsspalten sind engbedruckt mit einer fast findlich genauen, übertrieben eingehenden Darstellung einer weder in rein sensatio neller, noch in speziell friminalistischer oder psychologischer. Be ziehung sonderlich fesselnden Diebstahlsaffäre, die damit endete, daß der Förster Jeczawitz von der Försterei Tiedmannsdorf in Ost preußen vor der Braunsberger Straffammer zu zweiundeinhalb Jahren Gefängnis verurteilt wurde, während man den Hehler nicht anklagte und die drei Diebe der heimlich nächtens geschlagenen sechzehn Fichtenstämme frei laufen ließ. Das jedenfalls erzählt lang und breit Jeczamiz, der gleichzeitig seine völlige Inschuld am Diebstahl nicht nur beteuert, fendern auch auf zwölf riefenlangen Beitungsspalten, für die am Schluß des Blattes Anna, seine Frau, rührend in ihrer Mitkämpferkraft, verantwortlich zeichnet, ziemlich glaubwürdig beweist. Wenn Jeczamiz schreibt: Dreißig Monate habe ich gegessen und rufe hiermit in alle Welt hinaus„ Ich bin unschuldig verurteilt!" dann hat das nicht mir den Klang einer mehr tönenden als wirksamen Pathetit, sondern durch Fülle und Schwere des diesen Worten folgenden Sachmaterials den Anschein der sahrheit. Aus irgendwelchen formaljuristischen Gründen ist es dem Förster Jeczawiß, der seines Amtes natürlich längst enthoben ist, nicht möglich, das Biederaufnahmeverfahren durchzusetzen. Gegen Ende seiner Abhandlung heißt es: Also ehe die Richter zugeben, daß sie sich getäuscht haben, lassen sie lieber einen Beamten nehmen. Zur mit Frau und fünf Kindern elendiglich zugrunde gehen. 30 Monate habe ich nun im Gefängnis zugebracht, feelisch und Lörperlich zusammengebrochen bin ich entlassen worden, meine Frau hat ebenso gelitten wie ich. Diese traurigen zweiundeinhalb Jahre unferes Lebens fann uns niemand ersetzen, ich habe viel gelitten; unschuldig im Gefängnis fizen, ist das Furchtbarste, was es geben fann."
Knoll unbefugterweise in den Besitz des Ifaac- Protokolls gekommen ift? Angefl: Knoll wies mich auf die holländische Adresse Isaacs hin und ich fuhr nach Holland . Dort hatte ich unter den größten Schwierigkeiten Isaac durch Ganz vernehmen laffen. 3wei Tage später, als ich die Bernehmungen auf ihre Stichhaltigkeit hin prüfen wollte, wurde ich zurückgerufen. Ich sollte aber eigentlich zwei Tage später wieder hinfahren. Es wurde jedoch nichts daraus. Abwicklung der Bernehmungen wollte ich dann einen Bertrauensmann nochmals nach Holland schicken. Aus Sicherheitsgründen hatten wir Abschriften von den Hauptaften machen lassen, die Staatsanwalt Cafpari in feinem Safes auf bewahrte. Ich schickte Knoll zu Caspari, wo er sich das Barmat Brotokoll geben lassen sollte, um über die Angelegenheit im Bilde zu sein.
-
Das also sind ein paar Worte aus der Kundgebung des Försters Jeczawiß, der sein Unglück blattweise auf der Straße verfauft, einesteils natürlich um des Geldes willen, das ihn vorm Hungern schüzen soll, andernteils aber um Mitstreiter zu sammeln im Kampfe gegen das Unrecht, das ihm, dem neuen neuen Michael
Oberstaatsanwalt Ieglan: It Herrn Kußmann nicht bekannt, daß er gar nicht mehr befugt war, die Ermittlungen vornehmen zu lassen? Angefl. Kußmann: Oberstaatsanwalt Linde hatte mir nur gesagt, daß die Ermittlungen beendet seien. Ich glaubte aber, daß wir sie noch abwickeln müßten. Staatsanwalt: Am 29. Juni wurden die Aften dem Kammergerichtspräsiden- Rohlhas, widerfuhr.
hatte, gelandet.
Explosionsunglüd bei Longwy . Bei Longwy wurden am Dienstag bei der Explosion eines Hochofens zwei Arbeiter getötet und ein dritter schwer verletzt.
Die Nordpolfahrt Amundsens . Nach einer Meldung aus Rom wird Amundsens Luftschiff Norge", wenn die Wetterverhältnisse sich nicht ändern, am fommenden Donnerstag die Fahrt nach Nor wegen antreten. An der Nordpolfahrt werden sechs Italiener, ein Ruffe, ein Amerikaner, ein Finnländer und sieben Norweger teil
Aufstieg der„ Los Angeles "( 3. R. 3). Das amerikanische Luftschiff„ Los Angeles " wird am fommenden Sonnabend seinen ersten Flug nach der Zerstörung des Luftschiffes" Shenandoah" unternehmen.
Ein türkischer Dampfer untergegangen. Der türkische Dampfer Resch ut" ist auf der Fahrt nach dem Piräus im Schwarzen Meer untergegangen. Fünf Mann der Besayung sind ertrunken.
Groß- Berliner Parteinachrichten.
33. Abt. Heute Mittwoch, den 7., 7%, Uhr, Funktionärsigung bei Lojat, Benme straße 8. Sämtliche Bezirisführer und Betriebsvertrauensleute müssen erscheinen