Ts wäre verfehlt, wenn man dien jugendlichen Assesior tfufjmann als allein Belasteten ansehen wollte. Der jetzige Landgerichterat und frühere Staatsanwaltschaftsrat Peltzer, der den Minister chösle verhaften ließ, hat zugeben müssen, daß auch er den Knoll als„Bertrauensmann" be> nutzte, und daß er ihm auch Akten ausgehändigt habe. Ueber die A r t dieser Aushändigung hätte der jetzige Richter Peltzer getrost etwas ausführlicher erzählen dürfen, wenn es ihm auf die lautere Wahrheit ankam- Er darf nicht denken, daß alle Menschen ein so schwaches Gedächtnis haben, um die Einzelheiten zu vergessen, die bereits früher festgestellt wurden. Indessen spielen diese Einzelheiten in dem Gesamtbilde nur eine Nebenrolle. Wichtig ist, daß es in der Staatsanwalt- schaft I lange Zeit geradezuskandalös zugegangen ist, daß die zur Wahrung des staatlichen Rechts berufenen Be- amten der Staatsanwaltschaft gemeinsame Sache mit einem Agenten der Völkisch-Deutschnatio- n a l e n, der geschworenen Feinde der Republik , gemacht haben, daß sie dem auf seine Lügen so stolzen Agenten sein„Ehren- wort" glaubten, daß sie duldeten, daß ihre Akten ausgeschrotet wurden zu hetzerischen Skandalmeldungen der Rechtspresse. Das ist der e i n e Skandal. Der andere aber ist, daß die Verantwortlichen für die Mißwirtschaft, die Linde und Peltzer, anstatt in weitem Bogen aus dem Amt zu fliegen, jetzt wieder als Richter auf das deutsche Volk los» gelassen werden und sich nun auf ihre„Unabsetzbarkeit" be» rufen dürfen! Will das preußische Iustizmichsterium denn bis in alle Ewigkeit warten, bis es zu der Erkenntnis kommt, die heilte auch der Blindeste schon gewann, daß es in der republika- nischen Justiz gilt, endlich der völligen Verwahrlosung zu steuern?
Wilhelm Kulemann gestorben. Der Man» der sozialen Dat. In Braunschweig ist der Landgerichtsrat a. D. W i l h e l m Kulemann im Alter von 75 Iahren gestorben. Kulemann war einer der wenigen bürgerlichen Politiker der Vorkriegszeit, der die soziale Frage in chrer Bedeu- tung schon zu einer Zeit studiert und begriffen hatte, als es in Deutschland noch zum guten Ton gehörte, die Arbeiterschaft als etwas Minderwertiges und ihre Organisationsbestrebungen als eine Auflehnung gegen die gottgewollte Autorität zu be- trachten. Ursprünglich in der Nationalliberalen Partei tätig— er war eine Zeitlang auch Reichstagsabgeordneter— wandte Kulemann sich später in freier Forschung hcm Studium der sozialen Frage zu. Ein großes sechsbändiges Werk über die Berufsvereine legt Zeugnis ab von der emsigen Auf» mertsamkeit, die er dem Werden der O r g a n i s a t i o n e n als der Ausdrucksform des neuen gesellschafllichen Zusammenlebens widmete. In den»fahren nach dem Kriege hat er ein .zweibändiges Wert über das Genossenschaftswesen folgen lassen. In der„Gesellschaft für soziale Reform", als Redner und Schriftsteller hat Kulemann«ine fruchtbare Tätigkeit entfaltet. Der Kreis der bürgerlichen Intellektuellen, die der Arbeiter- bewegung nicht nur Interesie, sondern auch Verständnis ent» gegenbrachtcn, war früher sehr klein. Um so anerkennenswerter war der Mut und die Offenheit, mit der Kulemann schon in den Jahren wilhelminischen Machtdünkels die Gleichberechtigung der Arbeiterorganisationen verfocht und gegen die Vorurteile seiner Klasie sich durchsetzte. Als sozialer Schlichter ist er mehr- fach angerufen worden, als es«in amtliches Schlichtungsoer- fahren noch nicht gab. In solchen Lagen hat er eine an- ertennenswerte Unparteilichkeit, verbunden mit tiefer Sach- kenntnis, bewiesen. Nicht Sozialist in�nserem Sinne, aber ein Mann von sozialem Verständnis und von gutem Willen, auch denen den Weg ans Licht zu öffnen, die im Schatten leben mußten. An seiner Bahre senken sich auch unsere Fahnen!
/ltelierpolitit öes Kultusministeriums. Staat und Kunst— es scheint, als solle und könne das niemals zusammen passen! Soviel auch von Minister» über Kunst ge- redet wird. Man erinnert sich noch der Enttäuschung, als e» hieß, der Finonzminister habe den bildenden Künstlern eine halbe Million bewilligt,— als sich dann ober herausstellte, daß nur die Zinsen dieses Kapitals für die Unterstützung der Künstler verwendet werden sollten. Und als dos Unterrichtsgebäude am Kunstgewerbe- museum seinen Kunstzwecken entfremdet und für acht Jahre an den Kahn-Konzern oermietet wurde, da versprach das Kultus- Ministerium, den Künstlern und Meisterschülern der beiden durch diesen Vorgang schwer betroffenen Kunstunterrichieanftolten sollten in diesem Hause Ateliers zurVerfügung gestellt bleiben. Aber, wenn man nun den Schaden besieht— wir reden an dieser Stelle nicht davon, wie schwer sich der Staat über die Leistung-. fähigkeit des Konzerns getäuscht Hot— so gibt es zwar dort etwa 30 Ateliers— zum Teil mit unerträglichem Südlicht. meist ohne Wasser, etwa sechs Stockwerke hoch, ohne daß dem„Künstlerooli* die Benutzung des Aufzugs gestattet wird, ohne Nebenraum. Und sie tosten 70. 80 Mark und mehr! Das Kultusministerium haste„Kleinatelierpreise" versprochen! Und Ateliers in ausreichender Zahl! Statt dessen ist dos gesamte Haus zu Bureauzwecken verbaut worden, die Künstler als Parias werden aus die Benutzung einer Hintertreppe oerwiesen, der Zugang wird abends um 6 Uhr gesperrt, so daß der Verkehr mit dem Publikum sehr schwie- rig ist. Muß das wirtlich so sein? Wir erwarten, daß die Kunstabteilung des Ministeriums die Gelegenheit der jetzigen Verhandlungen mit dem Konzern dazu be- nutzt, die ihm zur Verfügung gestellten überreichlichen Bureouräume einzuschränken und dem jungen Künsllernachwuchs zu helfen. Oder bleibt es dabei, daß diese Abteilung eine unglückliche Hand besonders in den Dingen der bildenden Kunst hat? -/ Der Kampf aus der Sühne. Im Theater wie im Freien beginnt es mächtig zu sommern. Das Lustspiel„Reiner Tisch" des Engländers Frederick L o n s d a l s. das das Kleine Theater auf sein Repertoire gesetzt hat. ist eine gemacht«, aber sehr geschickt gemachte und daher höchst amüsante Angelegenheit. Seinem Lands- mann Oskar Wilde nacheifernd, hat Lonsdale genau wie in seinen „Mrs. Cheneys Ende" her besseren englischen Gesellschaft«ins ver- setzt. Der Frau eines wohlhabenden Schriftstellers bchagt das Leben an der Seite ihres hoch-, nein zu anständigen Gatten nicht mehr. Er ist ihr langweilig und sie versucht sich daher in den gewagten Spielereien de» Flirts mit äußerlich einwandfreien aber seelisch furchtbar angefressenen Männern aus besten Kreisen. Schließlich wird das dem hochanständigen Gatten zu viel und er versucht durch einen G-waltstreich die gefährlich gelockerten Ehebande zu festigen. Er macht reinen Tcjch, Derartige Konflikte and Tänze mit einem
Ausammenhänge der§eme. Tie Ermittelunge» der Polizei. Der„Sozialdemokratische Pressedienst* meldet: Die Nachforschungen der Berliner Kriminalpolizei in der An- gelegenheit der Fememorde der Jahre 1923 und 1924 haben in der letzten Zeit zu gewissen Ergebnissen geführt. Wenn es auch noch nicht möglich ist, im gegenwärtigen Zeitpunkt die Zusammen- hänge zwischen der Schwarzen Reichswehr und ihren Vorläufern im Zeichen des Kapp-Putsches , des Rathenau-Mord» und gewisser Sprengstoffatteniate der Organisation C restlos aufzudecken, so kann doch gesagt werden, daß die Fäden der deutschen„Geheim- bände", die in den stürmischen Jahren der Nachkriegszeit in aller Heimlichkeit geknüpft wurden, sich immer mehr zu entwirren beginnen. Eine besondere Roll« bei den Nachforschungen des Berliner Femedezcrnotes spielt ein gewisser W a r n e ck e, der schon in der Mordaffäre Rathenau eine unrühmliche Rolle gespielt hat. Während Dorneckes Komplicen. Solomon und Niedrig, damals zu je fünf Jahren Zuchthaue verurteilt worden waren, mußte Warnecke freigesprochen werden, da das Gericht annahm, daß er von dem Mordplan nicht unterrichtet gewesen ist. Nach seinem Freispruch hat sich Warnecke im Mai 1922 einige Spreng st offattentate gegen das Gebäude der„Hamburger Volkszeitung" und das Re- oolutionsdenkmal auf dem Ohlsdorser Friedhof geleistet. Da» Straf- verfahren, das deshalb gegen ihn eingeleitet wurde, ist aber niemals zur Durchführung gelangt. Als im Jahr« 1923 d!« Brigade Ehrhardt sich an der bayerisch-chüringischen Grenze zu neuen Heldentoten versammelte, fand sich auch Warneck« mit anderen seiner Brigade- kameraden ein. Von der Berliner Polizei wird er seit Wochen im„Fahndungsblatt" gesucht. Ein anderer Fememörder scheint in dem wogen eine» Frauen- mordes bei Grevesmühlen festgenommenen Mecklenburger Hand- arbeiter Oskar T h o m s e n festgestellt zu sein. Auch er ist in dem „Fahndungsblott" des Berliner Polizeipräsidiums verzeichnet. Die mecklenburgische Polizeibehörde ist bereit» um Uebersendung der Fingerabdrücke von Thomsen ersucht worden. Di« Angaben über sein« angebliche Schweiber Staatsangehörigkeit haben sich unier- dessen als falsch herausgestellt. Thomsen ist in Schleswig-Holstein geboren und gehört seit Jahren dem Kreis de» arbeitsscheuen Ge- sindels der„Schwarzen Reichswehr " an.
Die Zukunft üer öierfteuer. Der Einspruch des Tawes-KommifsarS. Zu dem Einspruch gegen dieHinausschiebungderBier- steuerhöhung, über die wir bereit» berichteten, wird vom WIB. folgendes mitgeteilt: Es ist richtig, daß der Kommissar für die verpsän- beten Einnahmen anläßlich der geplanten Hinousschiebung der Erhöhung der Biersteuer auf Grund von Ziffer 11 Kap. III der Unterlag« I zu Anlage 1 des Londoner Schlußprotokoll» Einspruch gegen die Hinausschiebung der Biersteuererhöhung bis zum 1. Januar 1927 eingelegt hatte. Ueber die grundsätzlich» Frag« der Auslegung dieser Bestimmung entstanden zwischen der Reichs- regierung und dem Kommissar Meinungsoerschieden- heilen, die nach beiderseitiger Uebereinkunst durch den im Lon» doner Protokoll für solche Fälle vorgesehenen Schiedsrichter entschieden werden sollen. Unter der beiderseitigen Boraussetzung, daß diese Entscheidung bis zum 30. Juni 1920 gefällt fein wird, hat der Kommissar seine Zustimmung zu der Hinaueschiebung der Biersteuererhöhung bis zu diesem Zeitpunkt erteilt. Don dem Ausfall der Entscheidung werden die weiteren Ent- schließungen der Reichsregierung abhängen.
Das Urteil im Voltsopferprozeß. 4 Jahre Gefängnis für Dr. Meißner. Dresden , 7. April. (Eigener Drahtbericht.) Im Lolksopfer- Prozeß beantragte der Staatsanwalt am Mittwoch gegen Dr. Meißner wegen fortgesetzter Unterschlagung und Untreue vier Jahr« Gefängnis und fünf Jahr« Ehrverlust: gegen Haupt- mann Löffler wegen Beihilfe zu fortgesetzter Unterschlagung\
Nebenbuhler sieht das Pi/blitum immer gern. Und man muß dem Autor zugestehen, daß er es verstanden hat, in seiner anspruchslosen Komödie die Spannung bis zur letzten Szene zuzuspitzen. Den Clou des Abends biwet ein« von der Frau des Hauses geladen« Abend- gelellschaft, zu der der Mann eine Dirne von der Straße mitbringt und allen Anwesenden schrecklich« Wahrheiten in» Gesicht schleudert. Wie das bei den Engländern nun mal so ist, sisgt die Ehrbarkeit aus der ganzen Linie. Di« Dirne enthüllt ihren überaus echischen Charakter und die geknickte Gattin kehrt reumütig in die Arme ihres Mannes zurück, ohne den Schritt in die Verworfenheit getan zu haben. Das war eine Rolle für die Leopoldins Konstantin! Di« vollendet« Dame von Welt, die bei aller Koketterie ihren Ruf zu wahren weiß, die sich beherrschen kann und in ihrer sormvollende- ten Verzweiflung und V�alücktheit menschliche Tön- findet. Erstaun- lich die wohlobgewogene Leistung des Gatten Johannes R i e m a n n. Man hat gar nicht gewußt, daß er auch in ernsten Szenen lebens- wahr und sympathüch wirken kann. Im Verlauf des Abends er- oberte er sich mit leiner Ueberlegenheit, die durch die kinlchost« Natürlichkeit seines Wesens gewürzt ist, alle Herzen. Der Beifall war sehr herzlich. Dgr. Die Sektion für Dichtkunst be, der Akademi. der Künste. Das Statut der Akademie der Künste hat, insbesondere durch die Er- Weiterung des Senats infolge des Hinzutreiens der neuen Sektion für Dichtkunst, eine Reihe von Abänderungen erfahren. Wie der Amiliche Preußische Pressedienst dem neu hinzugefügten Abschnitt der abgeänderten Fassung des Statuts entnimmt, jetzt sich die Sek- tion für Dichtkunst zusammen aus: 1. drei Dichtern, die von der Genossenschaft der ordentlichen Mitglieder der Akademie, Sek- tion für Dichikuiist, aus ihrer Mitte unter Vorbehalt der Bestätigung des Ministers auf drei Jahre gewählt werden. Wiederwayl ist zu- lässig: 2. zwei Literaturgelehrten, die vom Minister er- nannt werden: 3. dem zweiten ständigen Sekretär der Akademie, und 4. je nach Bedarf aus einem rechtskundigen Mitglied und dem ersten ständigen Sekretär der Akademie.— Zum Ge« schäitslreis der Senoisjeltion für Dichtkunst gehören insbesondere: l. Die Ersiattuna der vom Minister verlangten oder sonst erkor- derlichen die Dichtkunst betreffenden Gutachten; 2. Borschläg« und Anregungen zur Pflege und Förderung des künstlerischen Schrifttums: 3. Ausschreibung von Wettbewerben und Entscheidung über Vergebung von Preisen und Stipendien aus dem Gebiete der Dichtkunst: 4. Vorschläge für Verleihung von A ü«. Zeichnungen und Ehrungen für' Dichter:?. Veranstaltung von Vorträgen aus den, Gebiete der Dichtkunst. Aerztliche Aorlbildungslehrgänge in Leibesübuagea. Wie der Amtlich« Preußische Pressedienst mi, teilt, werden auch in diesem Jahre FortbilbungsleHrgängs für Aerzt« in Leibesübimgen abgehalten, und zwar ei» erster in der Zeit vom 9. bis 21. August an der Deutschen Hochschul« für Leibesübungen in Charlottenburg 9. Deutsches Stadion, und ein zweiter vom 13. bis 23. September an der Preußischen Hochschul« für Leibesübungen in Spandau , Rade- landftr. 59. Die Lehrgänge sind für beamtet« Aerzt«, für Schul. ärzte, sowie für solch« praktischen Aerzt« besummt, die im Turn-, Spiel-, Sport- und Wanderwesen sich bereits bewährt haben Auch solche Polizeiarzte können daran teilnehmen, Per Münster
und Untreue zwei Jahre Gefängnis und drei Jahr« Ehrverlust: gegen den Buchhalter Gründe! wegen Beihilfe zur Unterschlagung und leichter Urkundenfälschung zehn Monate Gefängnis und gegen die Buchhalterin Langguth wegen leichter Urkundensässchung einen Monat Gefängnis. In bezug aus Meißner bedauerte der Staatsanwalt, daß das Gesetz keine. Zuchthausstrafe gestatte. Von der Höchststrafe von fünf Jahren sah er ab, weil Meißner ein Opfer seines krankhaften Ehrgeizes fei. In der Begründung hob der Staatsanwalt hervor, daß wohl selten Gelder, die für die Aermsten der Armen bestimmt waren. in so schamloser Weis« vergeudet wurden. Die Angeklagten gehörten dabei den„besten Gesellschaftstreisen" an, in denen sie »in« führende Roll« spielten. Sie hätten aus rein felbstsüch- tigen Gründen gehandelt, auch die Spenden an die rechts- radikalen Verbände feien nicht au» idealen Gründen ge- geben worden. Insgesamt seien 125 000 Mark veruntreut, von denen 94 000 Mark ungedeckt seien. Dem Bankier Heilmann hätten die Angeklagten bedenkenlos 480 Proz. Zinsen auf Kosten de» Volksopsers für ein Darlehen gewährt.— Der Verteidiger Meißner» suchte die ganze Schuld auf den Angeklagten Löffler ab, zuwälzen, gegen den er eine belastende Anklagerede hielt. Da» Schöffengericht fällte iolgende» Urteil: Syndikus Dr. Meißner vier Jahr« Gefängnis und fünf Jahre Ehrverlust, Ge» schäftsführer Hauptmann a. D. Löffler zwei Jahre Gesänznls und drei Jahre Ehrverlust. Buchhalter und Kassierer Gründet acht Monate Gefängnis und Kontonstin und Privatsekretärin Langguth 70 M. Geldstrafe.
Um üas yebammengefeß. Das Oberoerwaltungsgericht hat durch ein Urteil vom 7. Januar d. I. da» preußische Hebammengesetz insoweit für ungültig erklärt, al» es im Interesse einer gleichmäßigen örtlichen Verteilung der Hebammen Porschriften über die Erteilung und Zurücknahm« von Niederlassungsgenehmigungen enthält. Wie der Amtliche Preußische Pressedienst mitteilt, ersucht der preußische Minister für Volkswohlfahrt die Regierungspräsidenten mit Rücksicht auf diese Entscheidung des Oberverwaltungsgerichts. darauf hinzuwirken, daß Derwaltungsstreitverfohren über die Versagung einer Niederlassungsgenehmigung einstweilen ausgesetzt werden. Hebammen, die eine solche Klage im Ver- waltungsstreitverfahren angestrengt hoben, erleiden hierdurch keine NachteUe, da sie nach§ 40 Abs. 5 des Hebammengesetzes ihren Beruf ohnehin noch bis zum 1. April 1928 ausüben können. Ferner ersucht der Minister, dafür Sorge zu tragen, daß denjenigen Hebammen. die das Vorrecht de»§ 40 Abs. 5 des genannten Gesetze- deshalb nicht genießen, weil st« nach Inkrafttreten de» Hebammengesetzes chren Wohnort gewechselt oder ihren Beruf länger al» ein Jahr hinter- einander nicht ausgeübt haben, die Tätigkeit als Hebamme einst- weilen nicht untersagt wird. Um die simultane Lehrerakaöemie. Eröffnung voraussichtlich erst in einem Jahr. Die drei vom preußischen Landtag geforderten Lehrerakademien auf konfessioneller Grundlage werden in den ersten Tagen des Mai eröffnet werden, dagegen wird die Frankfurter simultane Lehreratademie erst im April 1927 ihre Tätigkeit beginnen können. Di« Verzögerung der Errichtung der Frankfurter Akademie hat ihren Grund darin, daß die durck den Einspruch des Zen, t r u m» entstanden« Rechtsfrage um» die durch den Widerstand- der Stadt Frankfurt komplizierte Finanzfrag« noch nicht gelöst sind Das Zentrum betrachtet die Errichtung der Frank- furter Akademie als eine Verletzung der Reichsverfassung, Das preußische Kultusministerium und mit ihm das Staalsministerium stehen auf dem gegenteiligen Standpunkt. Das Reichsinnen- Ministerium wird die Frage der Verfassungeverletzung nach Ostern entweder durch da» Oberverwaltungsgericht oder durch das Reichs- gencht entscheiden lassen. Sofort nach dieser Entscheidung werden. wie wir hören, die Arbeiten für den Bau der Akademie in Frank- furt a. M. aufgenommen werden. Frankfurt wird sich wohl oder übel dazu bequemen müssen, wie die übrigen Akademiestädte Grund- stück und Gebäude für das Lehrerbildungsinstitut herzugeben.
für Voltswohlfahrt hat sich bereit erklärt, etwa fünfzig auswärtigen preußischen Teilnehmern Beihilfen zu diesem Zweck zu ge- währen. Für Aerztinnen wird in diesem Jahre ein besonderer Lehrgang zusammen mit einem Turn- und Gymnastiklehrgang für Wohlfahrtspflegerinncn an der Preußischen Hochschule für Leibe»« Übungen in Spandau abgehalten. Der endgültige Termin wird noch bekanntgegeben werden. Bewerbungen sind an den Bund Deutscher Aerztinnen in Berlin W. 50, Rankestr. 35, zu richten. Für zwanzig Teilnehmerinnen ist«ine Beihilfe seitens des Ministers für Voltswöhlfohrt bereitgestellt.— Einen weiteren ärztlichen Lehr- gang veranstaltet die Deutsch « Hochschule für Leibes, Übungen vom 17. bis 29. Mai im Deutschen Stadion in Berlin . Auskunft darüber wird durch die genannte Hochschule erteilt. Eine staatliche Beihilfe für die Teilnehmer und Teilnehmerinnen an dieser Deransialtung ist nicht in Aussicht gestellt. Das Evangelium io himmelsschrisk. In den Vereinigten Staaten hat man schon längst alle Mittel der modernen Werbekunst in den Dienst Gottes gestellt, und in England wird ebenfalls immer dring- licher die Verwendung der Reklome für die Zwecke der Kirch« ge- fordert.„Kein Geistlicher ist tüchtig, wenn er nicht zugleich Jour- nalist und Reklamesachmann ist,* schreibt der Reo. W. H. Saturley in einem Londoner Blatt, und er bezeichnet als Vorgänger de» mo- denicn Prediger» auf diesem Wege die Propheten des Alten Testaments, die aus jede Weise ihr« Botschaften unter dem Poll verbreiteten. Neben Zcitungsnn.zeigen, Plakaten. Handzetteln und Werbeschriften sucht man nun in London auch die Lichtreklame kür das Evangelium nutzbar zu machen. Es hat sich«in«„Mission für das Evangelium in Himmeleschrist" gebildet, und diese Gesellschaft hat für 14 Tag« die Lichtreklame in einem der belebtesten Teil« der Weltstadt, am" Piccadilly-Zirku», gemietet, so daß nunmehr in Flammenschrist am Himmel neben den neuesten Anzeigen von Schönheitsmitteln und Zlutomobilreisen jeden Abend ausgewählte Teile der Heiligen Schrift erscheinen. Die ernstesten Kirchenmänner beteiligen sich bei diesem Unternehmen, durch da» man die sündige Menschheit von den Rennbahnen, den Sportplätzen, den Theatern und Kino» in die Gotteshäuser zu locken sucht.
Zisfiev-vlaNae« i» der S ädlychev Oper. Di« Städtische Oper ver- aniialtct am Sonntag, dem II., mitlag« 12 Ubr. eine rulsi'che Matinee unter Milwiikung zweier bekannter Kräsl« de« Mo'kauer Künillertdeater«: Olga G z o iv« k a s a und Wladimir G a i d a r o n>. Die beiden Zkünitler bringen«in« Szene au» dem Roma»„Schuld und Sübne' von Dokioj«w«tt und den zweiten Alt au« Andrejew'«»Da« Leben de« Menschen' zur Aus» säbrung. dazwiichen ein» Reibe ruisiicher Lieder von Glaiunow, KamenSky und anderen rusiijchen Komponiiien— Für die Matinee sind billige Ein- tritt«pretie von SO Pfennig bi« 7 Ml. fellg-!-»». Brun« laut in Bußlaud. Bruno Taut , der ebemalig« Magdeburgs Stadtbaumeister, bekannt durch ttin« farbigen Fassadenauiteiiungen und neuartigen Giedlung»bauten. ttt, einem Ruf der Moskauer Gtadiverivaltung folgend, nach Ru bland abgereist. Geinv-rtrag gllt zunächst für ein gahr. Mo» km, gegen die Kirch«. Nach russiichen Blättermeldungen bat die sowjetruisi'che Synode belchloffen. sämtliche Klöster in Rußland zu ichliaken. well sie nicht«ehr ihrem ursprünglichen Zwecke dienten. Die Mönche sollen gezwungen werden, irgendeinen Lebcnsterus zu ergreisen. Ebenso ioll die lVoafS.qaldedrale in Leningrad tonsitzlert werden, weil nach Anficht der 2- ivietregierung die Kirchenbehörden nicht w der Lage find, dt« Swcheu zu schühen und gegen die Berschleudeumg der Ktrchenschätz« auszutreten.