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Japans Nihilismus.

Von unserem japanischen Korrespondenten.

Totis, im März.

Bergleicht man die ostasiatische Kultur mit der westlichen, so füllt auf, daß die erstere negativ, die letztere positiv ist. Die megative Haltung gegenüber der Welt und dem Leben ist nichts anderes als nihilistisch.

Der Buddhismus , der Konfuzianismus und der Taoismus, diele brei Lehren, die großen Einfluß auf die japanische Kultur üben, find ausnahmslos negativ. Dieser Negativismus hat den Japanern viele Jahrhunderte hindurch eine nihilistische Lebensanschauung ein geprägt. Und diese Anschauung ist jetzt im Geistesleben der Japaner so tief verwurzelt, daß man sie als eine Eigenschaft des Volks charakters bezeichnen darf, obwohl die Japaner im Altertum eher ein heiteres Bolt gewesen sind. Die Ahnen der Japaner wohnten auf Südseeinseln, wo die Natur mild ist, und sie waren gewiß heitere Menschen. Aber die japanische Natur ist nicht mild und nicht friedlich. Wie oft fanden Erdbeben in Japan statt, seitdem es eine Geschichte gibt! Allein an großen Katastrophen, die Tausenden das Leben fosteten, kann man mehr als 25 zählen, also durchschnittlich mehr als eine in jedem Jahrhundert, während die Zahl der kleineren lokalen Erderschütterungen nicht zu übersehen ist. Gegen diese elementaren Naturereignisse gibt es feine Borbeugungsmaßregeln. Die von der Südsee eingewanderte japanische Rasse baut ihre Haufer aus Papier und Bambus, und so haben ihre Wohnungen auch feinen Schuß gegen Feuersgefahr. Während der dreihundert Jahre seit der Errichtung des Tokugawa- Schogunats in Edo ( dem jezigen Tokio ) hatte die Stadt etwa 900 große Feuersbrünste, die als Blumen von Edo " bekannt waren, und zum Teil einen solchen Umfang hatten, daß Tokio alle dreißig Jahre völlig umgebaut werden mußte. Das Boll hat aber feine Anstalten getroffen, die Stadt feuerficher zu machen, man fügte sich in sein Schicksal. Der Bau feuerfester Häuser begann erst nach der Katastrophe von 1923. Auch das Klima Japans ist nicht sehr gesund und der Temperatur unterschied zwischen Winter und Sommer sehr groß. Trotzdem haben die japanischen Häuser feine wirksamen Einrichtungen gegen Kälte der Hize. Die Hige kommt durch die Papierwände hinein, und gegen die Kälte gibt es feine Heizung. Der Japaner fügt sidy in diese Mängel feiner Wohnung. Nach Einführung der westlichen Kultur führen die meisten Japaner ein Doppelleben, halb europäisch, halb japanisch. Was für eine Verschwendung und Unbequemlichkeit bringt ein solches Doppelleben mit sich! Jeder flagt darüber, aber jeder fügt sich drein. Diese geduldige Fügsamkeit der Japaner stammt aus der nihilistischen Lebensanschauung.

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Resignation und Berzicht gelten als die höchsten Tugenden der pessimistischen Religionen, wie des Buddhismus und des Taoismus. Selbst in der größten Trauer soll man lächelnd Ruhe bewahren, man foll daran denken, daß alle fichtbaren Dinge nichts find. Die Ruhe der Japaner bei der letzten großen Erdbebenfatastrophe haben viele ausländische Augenzeugen bewundert. Eine solche Ruhe ist Den Japanern möglich, weil sie, bewußt oder unbewußt, Nihilisten find. Die Tatsache der Verbreitung des Harafiri zeigt auch, wie gering man manchmal selbst das Leben schätzt. Das ist auch niht­listisches Denken. In Japan wird Gewicht darauf gelegt, auch das Traurigste mit absichtlich heiterem Lachen zu erzählen, mit einer Art nihilistischem Lachen. Der bekannte Japanfenner Lefcadio Hearn flagte einmal, daß er das Lachen der Japaner nicht verstehe. Wenn zum Beispiel ein zwanzigjähriges Mädchen von dem heute morgen stattgefundenen Tod ihrer Schwester mit lächelndem Gesicht erzählt, so ist das für Japaner nichts Unnatürliches; wenn sie aber dobei weint, ist es ebenfalls nicht unnatürlich.

Oft wird behauptet, daß die Japaner wenig Religiosität besitzen. Tatsächlich hat das japanische Bolt wenig positive Schwärmerei für Religion. In der ganzen japanischen Geschichte ist kein einziger Fall bekannt, wo der Religion wegen Blut vergossen wurde. Die

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Trennung der Schule von der Religion ist in Japan selbstverständlich, und die Moral ist niemals ein Teil der Religion, sondern sie ist selb ständig. Der Buddhismus , die am meisten verbreitete Religion in Japan , lehrt den klaren Nihilismus, wenigstens was die äußere Welt anbelangt. Der Zenismus( eine buddhistische Sekte) und der Taoismus find noch nihilistischer. Diese Lehren verneinen alles, auch die Lehren selbst. Ein befannter Say von Laoise lautet: Es gibt feine Norm, die man als Norm nennen darf." Interessant ist, daß diefer absolut nihilistische Taoismus in China zu einer positiven Religion umgewandelt wurde, während er in Japan im ursprüng­lichen Sinn, also nicht als Religion, sondern als Lebensanschauung erhalten blieb. Auch hierin zeigt sich der Unterschied zwischen In­panern und Chinesen.

Der japanische Kunstgeschmad liegt nicht in der Buntheit, wie man es fich in Europa oft vorstellt. Meines Erachtens ist nur die bunte Seite der japanischen Kunst, weil sie dem europäischen Ge­schmad zusagt, als Bertreterin unserer Kunst in Europa bekannt geworden. Der Geschmack der Japaner ist vielmehr Einfachheit. Es ist erstaunlich, wie verschiedene Arten der japanischen Kunst die Einfachheit hochschäßen: Dichtkunst, Bühnenkunst, Malerei, Schnitze rei, Teeismus, Blumenarrangements usw. Es fehlt hier an Raum, über die Einzelheiten dieser Künfte ausführlich zu sprechen. Im allgemeinen sind die charakteristischen Eigenschaften der japanischen Kunst: Symbolik, Phantastik und Einfachheit. Deutlich tritt der nihilistische Einfluß auch in der Kunst zutage, besonders in deren Einfachheit.

Ein französischer Japantenner hat einmal gesagt: Japaner sind Menschen, die ohne Narkose Operationen aushalten können, aber im täglichen Umgang jede Unhöflichkeit schmerzlich empfinden." Das ist die Selbstbeherrschung und die Empfindlichkeit der Japaner. Die unnatürliche Selbstbeherrschung ist eine Folge der absichtlichen Auf­gabe des eigenen Jch. Mag fommen, was da kommen soll; man muß es aushalten.

Das japanische Rittertum( Bushido) wird oft als eine Eigen­tümlichkeit Japans erwähnt. Es gipfelt in Basallentreue und Kindesliebe und ist durch den starken Einfluß des Nihilismus gefenn­zeichnet. Man verlangt absoluten Gehorsam dem Fürsten und den Eltern gegenüber, und diese ritterliche Auffassung wird durch das moralische Gebot der Selbstaufopferung noch verstärkt, die aus der nihilistischen Lebensauffaffung resultiert. Es ist so befohlen, man darf nicht fragen, warum." Unter diesen Umständen war in Japan der Despotismus in der Politik möglich.

Auf alle Wünsche zu verzichten und alle Ereignisse so aufzu nehmen, wie sie fommen, ist Fatalismus. Der Einfluß der nihi­liftischen Idee im japanischen Boltsleben erzeugt eine Art von Fata lismus. Aber die Japaner find nicht absolute Fatalisten. Bis zu einem gewissen Grade sind sie es, aber wenn die Lage unerträglich wird, bricht die Entrüstung ganz plötzlich aus. Dieser plötzliche Aus­bruch vollzieht sich beim japanischen Volk anders als bei anderen Völkern. Bis zum letzten Moment zeigt man tein Zeichen des Bornes, und ganz unerwartet fommt die Katastrophe. Dieser Zug im japanischen Bolfscharakter wird von Ausländern zuweilen für berechnete Hinterlift gehalten, was er aber nicht ist.

Ein japanischer Diener war feit zehn Jahren bei einer ameris fanischen Familie tätig. Eines Tages zerbrach er eine Schüssel durch Unvorsichtigkeit. Er bat mehrmals um Entschuldigung, aber die Hausfrau verlangte Schadenersay. Als er am folgenden Tage nochmals fonstatierte, daß seine wiederholte Bitte um Entschuldigung nicht erhört wurde, zerschlug er im Zorn blizschnell das ganze Porzellangeschirr, das im Hause vorhanden war. Dann gab er sein in zehn Jahren erspartes Geld als Schadenersaz und ging von dannen. Dieser Fall zeigt einen typischen Fehler des japanischen Bolfscharafters.

Wenn auch der Nihilismus tiefe Wurzeln im Bolfsleben Ja. pans geschlagen hat, so gibt es doch keine politische Bewegung in dieser Richtung, wie sie es im zaristischen Rußland gab. Der japa nische Nihilismus ist nicht so positiv, daß er politische Organisationen erzeugen fönnte; er ist vielmehr philosophisch und religiös.

Die nihilistische Gleichgültigkeit gegen das Leben und seine Ge nüsse und die fatalistische Denkweise der Japaner verhindern die völlige Entwicklung des modernen Individualismus in unserem Lande. Voraussetzung für einen großen Aufschwung der Arbeiter­bewegung ist ein hochentwickelter Individualismus. So lange man in Resignation und Verzicht lebt, kann teine tatkräftige Bewegung für die materielle Verbesserung der Lebensbedingungen der geknech­teten Klasse entstehen. Die japanische Arbeiterbewegung hat daher einen Feind zu bekämpfen, den die der anderen Nationen nicht kennt, den Nihilismus, der erstaunlich tiefe und breite Wurzeln im Volks­leben unseres Landes hat.

Der Nihilismus ist jedoch nur eine Seite des japanischen Geistes­lebens. Eigenschaften unseres Volkes sind vor allem noch Fleiß. übertriebene Reinlichkeit, Anmut, Leidenschaftlichkeit, Nachahmungs talent usw., und manche von diesen widerstreben dem Nihilismus. Bei nächster Gelegenheit werde ich von den anderen Elementen der Geisteskultur unseres Volkes erzählen.

Die Winterfrische der Vogelwelt. Woher tamen die Zugvögel im Frühling?

Auf diese Frage scheint die nächſtliegende Antwort: Afrifa zu sein; Afrika ist indessen ein weiter Begriff. Es sind noch genug Rätsel zu lösen, was den afrikanischen Winteraufenthalt der Zug­vögel betrifft. In jüngster Zeit hat der schwedische Vogelforscher Bengt Berg im Verlauf seiner an Ort und Stelle ausgeführten Beobachtungen sehr aufschlußreiche Feststellungen gemacht. Bor allem hat er beobachtet, daß die Störche nicht, wie so oft angenommen wird, den Winter in Aegypten verbringen, sondern sich viel südlicher in den Gegenden, die der Weiße Nil durchfließt, aufhalten. Den Weißen Nil bezeichnet Berg überhaupt als den vogelreichsten Fluß der Erde, da auch andere Zugvögel in ungeheuren Massen seine Ufer beleben. Ihren Rückweg nach Europa nehmen die Störche ver­mutlich auf ziemlich geradem Wege, indem sie der Krümmung, die der Nil im Berberland und in Nubien macht, ausweichen und dafür geraden Weges über die Wüste ziehen, worauf sie, wenn Aegypten überhaupt überflogen wird, über Unter- Aegypten nach Norden ziehen; als sicher nimmt Berg an, daß der weitaus größere Zug jedoch vom Blauen und Weißen Nil aus nach dem Roten Meer und längs der Küste dann in der Richtung nach Norden fliegt.

Nach den Beobachtungen, die die Beringungsversuche ermög­lichten, haben die meißen Störche sogar verschiedene Flugstraßen auf ihren Zügen. Die Störche, die westlich der Weser ihre Heimat haben, ziehen nämlich über Spanien zurück, während die anderen europäischen Störche aus ihren Winterquartieren im südlichen Afrika über Aegypten , Palästina, Syrien und dann über den Balkan in ihre Heimat ziehen. Millionen von Zugvögeln überfliegen auf der Heimkehr auch die Sahara . Bei den Beobachtungen Bergs zeigte sich übrigens die noch sehr intereffante Tatsache, daß der Nil als Zugstraße für die Vögel gar keine Bedeutung hat. Welche unge­heueren Entfernungen die Vögel zurücklegen müssen, um im Früh jahr wieder ihre Brutorte zu erreichen, läßt sich daran erkennen, daß am Nil auch der Zwergstrandläufer überwintert, der aus der sibirischen Tundra an der Eismeerküste stammt. Dagegen hat man bis heute noch nicht feststellen fönnen, wohin die ungarischen Schwalben im Winter ziehen; denn von den Tausenden von Schwal­ben, die feinerzeit mit Beringung versehen worden waren, hat man nicht ein Eremplar wiedergefunden.

Daß die Vögel auf ihren Zügen von großer Höhe auf das Land unter sich so scharf sehen, beruht vor allem darauf, daß in der Netz­haut ihres Auges gelbrote und rote Farbstoffe enthalten sind, da durch diese Farbstrahlen besonders lange Lichtwellen zustande fommen, die wiederum besser als alle anderen die Dünste der untersten Erdluftschicht zu durchdringen vermögen. Der Forscher Henning, der diese Erscheinung beobachtet hat, sagt hierüber: ,, Diesen Farbfiltern haben es die Vögel zu verdanken, daß sie selbst bei unflarem Wetter, schon wenn sie sich über Italien befinden, die afrikanische Küste sehen können.

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