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gung erschüttert habe, sehe er sich genötigt,

Daß dies ebenso wie jedes Rüffeln an dem System des natio-| höhnung des Angeklagten das Bertrauen der Verteidi nalen Lohnabkommens für die Bergarbeiter völlig unannehm bar ist, liegt auf der Hand. Die Bergarbeiter wünschen also zunächst erst einmal zu wissen, was von ihnen gefordert wird. Das ist der Sinn der gegenwärtigen Verhandlungen.

Es ist verständlich, daß inzwischen die Diskussion der möglichen Lösungen für die gegenwärtige Krise im Vorder­grund steht. Dabei spielt insbesondere eine Andeutung Baldwins über eine Berlängerung der Staatssubvention eine bedeutende Rolle. Man hält es in gewissen Kreisen nicht für ausgeschlossen, daß im Falle völlig ergebnisloser Ber­handlungen die Regierung die Differenz zwischen den jezigen und den auf Grund des Kohlen= berichtes festzusehenden Löhnen übernehmen wird. Es liegt jedoch auf der Hand, daß eine solche Fort­führung der Subsidien unter einem anderen Namen im aus gesprochenen Gegensatz zu den Feststellungen des Berichtes stünde und nur dann von der Regierung im Parlament und vor der Deffentlichkeit vertreten werden kann, falls unter dem Schutz dieser Subsidien die Umstellung des Bergbaues un­mittelbar in Angriff genommen wird. Aber auch dann müßte mittelbar in Angriff genommen wird. Aber auch dann müßte Baldwin mit stärksten Widerständen, besonders im eigenen Lager, rechnen, wo man den völligen Zusammenbruch der mit großer Reflame angekündigten staatlichen Sparpolitik mit einem von Tag zu Tag steigenden Mißbehagen verfolgt.

Der Skandal des Asmusprozesses. Ter Generalstaatsanwalt gibt Asmus recht- aber Asmus wird angeklagt. Chemnik, 12. April. ( Eigener Drahtbericht.) Das Verlesen der Aften im Asmus- Prozeß wird heute ausgefegt, um erst die eigent lichen Reb enanflagepunkte zu verhandeln, da die Beugenvernehmung am Dienstag und Mittwoch stattfinden muß. Als erster Antiagepunkt wurde der Fall des Redakteurs Schutte in Freiberg verhandelt, der in einer heiteren Glosse angeblich die Reichswehr und ihre Führer beleidigt haben jolite. Aus der Verhandlung ergab sich, daß Asmus ein beantragtes Straf verfahren abgelehnt und entsprechend begründet hatte. Auf die Be schwerde der Reichswehr bei der Generalstaatsanwaltschaft ftellte sich der Generalstaatsanwalt auf den Standpunkt desjeßigen Angeklagten und ließ durch diesen dem Reichs­mehrkommando mitteilen, daß von einer weiteren Berfolgung Ab­stand genommen würde. General Müller gab sich damit aber nicht zufrieden und wandte sich an das Reichswehr­ministeriun, das seinerseits mit dem Justizminister in Berbindung trat.

Die Justizbehörde erteilte dann entgegen dem Auftrag der Generalstaatsanwaltschaft den Befehl zur Anklageerhebung. In dem anhängig gemachten Verfahren wurde Schutte zu 50 Mil­liarden Geldstrafe( 5 Goldpfennig) verurteilt. Die Gebühren betrugen cber6140 Milliarden und die Bublikation in einer Tageszeitung

10 500 Milliarden.

In einem zweiten alle hatte Asmus ein Verfahren gegen drei Arbeiter eingestellt. Die Angeschuldigten waren in Tharant be­auftragt, für den ruhigen Verlauf des 1. Mai 1923 zu sorgen. Da in Sachfen der 1. Mai gejeglicher Feiertag ist und das Läuten der Glocken demgemäß zu geschehen hat, erflärten sie dem Glöckner, cls er trozdem wie werftags läuten wollte, daß er dies nicht tun dürfte. Sie hinderten ihn aber nicht, die Kirche zu betreten und die Uhr aufzuziehen. Auch taten sie nichts, mas irgendwie auf eine ge­walttätige Handlung schließen ließ. Asmus mies daraufhin, weil es der erste Feiertag war und die Arbeiter in ihrem Recht waren, wenn sie auf Einhaltung des üblichen Läutens bedacht waren. Er zog auch das bekannte Hintemann- Urteil heran, wonach die Ange. flagten infolge der Verlegung ihres Empfindens zu ihrem Handeln Berechtigt" gewesen seien.

einen ausgedehnten Beweisantrag zu stellen. Er beantrage, die Register aus den Jahren 1922, 1923 und 1924 herbeizuziehen, joweit sie die Tätigkeit des heutigen Angeklagten betreffen. Erst so würde man ein Gesamtbild seiner Arbeit haben. Ueber den Beweisantrag entscheidet das Gericht heute nachmittag oder morgen. Die Berhandlung geht weiter.

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Zusammenstöße.

Der große Kutisker- Prozeß.

Jwan Kutister zweimal zusammengebrochen.

Der Rahmen, in dem sich heute ver dem Großen Schöffen gericht Berlin- Mitte der Beginn des Kutisker- Prozesses vollzog. entsprach in jeglicher Hinsicht dem eines großen Tages in Moabit : Starfer Andrang des Publikums, an langen Tischreihen die An getlagten, fünfzehn Anwälte, sieben Sachverständige, sowie Vertreter des Preußischen Finanzministeriums, drei Staats anwälte als Anflagevertreter und eine große Anzahl Don Preffevertretern. Nur die Zeugenbänte stehen heute leer, da die ersten der bisher insgesamt geladenen achtzig Zeugen erft in einigen Tagen nach Abschluß der Bernehmung der Angeklagten erscheinen werden.

Hitler in Thüringen . Hakenkreuzler- Provokationen. Altenburg i. Th. , 12. April. ( Eigener Drahtbericht.) Trok Warnung der Staatspolizei dürfte Hitler am Sonntag nachmittag Von den elf Angeklagten, gegen die fich die Anklage auf Anordnung des thüringischen Innenministers Dr. Sattler in wegen Betruges zum Schaden der Staatsbant, Urkundenfälschung, Altenburg sprechen. Die Kommunisten hatten zu einer Gegenver Stelle, da einer, der Kaufmann Isidor Stern, ins Ausland ge sowie wegen Beihilfe zu diesen Delikten richtet, sind nur zehn zur ammlung aufgerufen, während unsere Bartei sowie die Reichs- flüchtet ist. Zunächst wurde als einziger in haft befindlicher An­bleiben. Es fam aber trotzdem nachmittags verschiedentlich zu 3u- vor furzem aus Belgien ausgeliefert ist, und den noch ein bannerleitung empfohlen hatten, von der Versammlung fernzu geklagter Michael Holzmann vorgeführt, der bekanntlich erst fammenstößen. Die Landespolizei mie die Stadtpolizei waren in Aftion, mehrere Ausschreitungen wurden durch ihr tatkräftiges erwartet. weiterer Prozeß wegen Bestechung des Regierungsrats Bartels Eingreifen verhindert. Verhaftet wurden einige Hafen. Iwan Kutister, ein fleiner, freuzler, die sich im allgemeinen durchweg recht provozierend benahmen. In den Abendstunden wurde es in der Stadt wieder ruhig.

Gegen kommunistische Zerstörung. Kommunistische Niederlage im Konsumverein Weißenfels .

Weißenfels , 12. April. ( Eigener Drahtbericht.) Die Bertreter wahlen im Bezirkskonsumverein Weißenfels- Naumburg, melche gestern stattfanden, endeten mit einem Siege der Genossen schaftlichen Aufbaulist e". Auf diese entfielen 1136 Stim men, während die kommunistische Liste Arbeiterfonfumverein" 1110 Stimmen erhielt. Wenn auch die Mehrheit eine geringe ist, ist doch zu beachten, daß sich der Aufsichtsrat bisher aus 11 Kommu nisten und 2 Sozialdemokraten zusammensetzte. Erst so ist die tommunistische Niederlage in voller Größe zu verstehen.

Wilhelm III. redet zu den Arabern. Muffolini über das Schicksal, das Jtalien nach Afrika

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treibt."

Mussolini zu Pferde an die arabische Bevölkerung folgende Rede: Tripolis , 12. April. ( Stefani.) Nach der Truppenschau hielt ,, llnfer erlauchter, erhabener und mächtiger Souverän, König Viktor Emanuel, den der Allmächtige schüße und segne und den das ganze Bolt aufrichtig liebt, geruhte, mich in dies endgültig italienische Land zu schicken. Ich weiß, daß ihr den Geseken meines erlauchten Herrn und Königs gehorsam seid. So sei es heute, morgen und alle Zeit. Benn ihr dem erlauchten Souverän Italiens Gehorsam leistet, werdet ihr den Schuß seiner gerechten Ge fe te genießen. Seine Majestät der König und die italienische Re­gierung, an deren Spitze zu stehen ich die Ehre habe, wünschen, daß dieses Land, in dem die unsterblichen Spuren Roms so zahlreich sind, in Zukunft reich, blühend und glücklich sei. Der Gott des Friedens und des Sieges schütze euch!

Dann hielt Mussolini an die italienischen Faschisten von Tripolis eine Rede: ,, Eure begeisterte Begrüßung erinnert mich an die herr. lichen leidenschaftlichen Bersammlungen in unferem Mutterlande. Ich sage euch aufrichtigen Dank. Ihr veriretet hier Italien , das der Faschismus sterbend fand und das er täglich blühender und mächtiger macht. Meine Reise darf nicht als eine einfache Verwaltungshandlung angesehen werden. Ich faffe sie auf als das, was sie auch in Wirklichkeit ist, als eine Bestäti gung der Kraft des italienischen Bolfes, nicht als eine Be­fundung der Macht des Volkes, das seine Herkunft von Rom ableitet und das den siegreichen unsterblichen Fascio Roms an die Küften des afrikanischen Meeres trägt; es ist das Schid. fal, melches uns zu diesem Lande treibt. Niemand fann das Schicksal aufhalten, und besonders fann niemand un­

Der beamtete Beisitzer, Amtsgerichtsrat Hempel, versuchte mit Mühe und Spigfindigkeit, Widersprüche zu konstruieren. Auf eine höhnische Bemerkung sprang Dr. Levi auf und pro testierte erregt gegen die Berhöhnung des Ange­lagten. Dr. Asmus stände hier als freier Mann und er hätte ein Recht darauf, so behandelt zu werden. Bis jetzt habe die Ver­teidigung geglaubt, daß das gesamte Gericht die Tätigkeit des An­geklagten und die forgfam ausgewählten 15 von vielleicht 2000 Fällen richtig zu würdigen verstehe. Nachdem aber die Art der Fragestellung des Beisitzers und die von ihm beliebte Berseren unerschütterlichen Willen brechen."

Italien in Charlottenburg .

Puccini hat in der Städtischen Oper zunächst noch feine Pflege. So ist es Pflicht gegenüber dem Bublifum, daß man den Barbier von Sevilla " ins Repertoire aufnimmt. Damit verpflanzt man zwar noch nicht italienische Luft nach Charlottenburg . Aber ein guter Anfang ist gemacht, und die Freude der Hörer gibt der Leitung und den Spielern recht. Noch ist zwar die große Synthese zwischen Spiel und Gesang, Bühne und Orchester, deutschem Kapell meister und italienischen Noten nicht vollendet. Noch ist Regie von außen her mehr spürbar als autochthone Luft, Wit im fleinen, Spaß im Detail mehr als die al- fresco- Romit. Aber das wird alles. Der Keim ist in fruchtbaren Beden gesenkt, und das Blühen beginnt. Das Stammenſemble hält sich tapfer und frisch zusammen. Der einzige Gaft, der schwerfällige Tenor des Almaviva, fällt aus dem Rahmen dieser soliden, frohen Zusammenarbeit, und schon eine zweite Aufführung dürfte den Kontakt zwischen Orchester und Sängern auch tis ins fleinste hinein bringen. Das Tempo Italiens meldet sich. -Dieser Rossinische Bartier ist neben oder nach dem Figaro Mozarts und vor dem Bagdader Barbier die vollendetste Buffooper aller Zeiten. In 13 Tagen geschrieben, hat er alle Zeichen des italienischen Bolfstemperaments, alle Laune, Wißigkeit, Grazie eines aus musikalischer Phantasie leicht aufschwingenden, tändelnden Spiels. Diese vom Gesang herkommenden, auf Figuren, Bointen, onmutige Form, nie aber auf dramatische Gestaltung hinsteuernden Szenen haben tatsächlich durch Rossini jahrelang Schubert und Beethoven in Bien vergeffen gemacht. Roffinis geniale Leistung und Entschuldigung war es, daß die leppigkeit seiner melodischen Erfindung, das Blühende seiner Singsprache, das Graziöse seines einförmigen Rhythmus' alle Bedenken gegen Indramatit totschlug. Gegen den Koloß Wagner wird sich ein Barbier" behaupten, solange Wiz, Geist, Schelmerei, Ausgelassenheit und naiver Realismus im Opernstil Daseinsrecht hat. Nur getrieben von der Luft zur gefälligen Wirfung verstieß Rossini gewiß gegen Forderungen strenger Charak teristit, vermischte pathetischen und burlesken Stil, verriet im Schema seiner Arien, in der instrumentalen Verwendung der Stimmen nicht immer Geschmack, Innerlichkeit, Wahrheit. Was tut's? Wir nehmen den Zeittribut hin, weil Gold in unseren Sinnen bleibt. Das Lachen, die Froheit, die Genußfreude suchen fein anderes Ziel als die künstlerische Unterhaltung, die in solcher Vollendung wie im " Barbier" kaum mehr geboren wurde.

Dieses Lachen, noch zu wenig sublimiert, aber doch deutlich und eindringlich, flog von Partitur zu Sänger, vom Sänger zum Hörer. Ein deutsches Lachen, ein Wiener Lächeln, eine Berliner Lache, eine bittere, eine gezwungene, eine offene und eine leibhaftige Freude alles war da. Wird ein gemeinschaftlicher Grundnenner gefunden, so wird die große Einheit des Werfs gewahrt sein. Unschwer, fich für die unbeschwerte Koloratur der lieblichen Lotte Schöne zu ent­scheiden, auch wenn sie sich in der großen Arie der Rosine an die fahwierigen Baffagen noch zu vorsichtig herantaftet. Graziös, fast zu elegant, der Barbier Gutmanns. Die Bubitopfschneider Sevillas find weder Kurschneider, noch füssen fie den Damen die Hand. Also ein bißchen weniger Ariftofrat, mehr voltstümlich! Mufitalisch, in Luftigkeit und Gelenfigfeit, Sprachtechnik und Tem perament blieb er auch der urbansten Stritit nichts schuldig.

Kandi und Baumann wirften schon förperlich luftig. Müller und Schulze aus seligen Lustspielzeiten. Die dicke Premierenunter­streichung diefer föstlichen Altväterwige machte glüdlich vor der zu starken Parodie( die der Musik gefährlich werden fam) halt. Dem Dirigenten 3 weig wurde vor dem zweiten Art eine kleine Sonder ovation gebracht.

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R. G.

Die Russische Matinee in der Städtischen Oper, die unter Mit­wirkung der ehemaligen Schauspieler des Moskauer Rünstler Theaters, Olga Gzowitaja und Wladimir Gaidarow , stattfand, ließ das zahlreiche Bublifum den eigenartigen Hauch des russischen Lebens verspüren. Das erste Stüd eine Szene aus dem Roman Dostojewstys Schuld und Sühne" fonnte aller. tings feinen tiefen Widerhall im Bublifum finden, Frau Gzow­ffajas innig durchleuchtetes Spiel verriet hie und da eine elegante Frau, die menig geeignet ist, die schüchterne, etwas ungeschickte Sonja darzustellen. Die wirkliche Ursache des etwas fühlen Ber. haltens des Publikums lag aber nicht im Spiel, sondern in der Gestaltung des aufgerollten Problems, dessen egozentrische, mora­lische Konzeption den Nachkriegsmenschen fremb bleibt. Die von Frau Gzowitaja, zum Teil unter Mufitbegleitung, vorgetragenen Gedichte wurden dagegen mit stürmischem Beifall aufgenommen. Das echte Talent der Schauspielerin fam besonders im Berfischen Teppichverkäufer" zum Ausdruck. Selbst ohne die einzelnen Worte zu verstehen, sah der Zuhörer den von Hof zu Hof irrenden armen Teufel, der in der fremden, falten Stadt von seiner Braut im fernen Teheran träumt. Das Schönste und Erfolgreichste der Veranstaltung war eine Szene aus dem Drama Leonid Andrejews Der Mensch". Das alle Schranken der Not durchbrechende Siegesgefühl der Jugend und des Talents im Spiele Gaidarows, des Menschen", und das helle, heitere Wesen seiner Frau( Gzcwstaja), machten die fleine Szene zu einem Triumph der Jugend und der Liebe. Szenen und Gedichten wurden furze einleitende Worte in deutscher Sprache vorausgeschickt. W. Sch.

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Allen

Das Cand der tausend Seen". Jm Urania Theater in der Taubenstraße sprach Freiherr Dr. Eric v. Born über Finnland , seine Entwicklung und Stellung im europäischen Völkerleben, feine fulturelle Bedeutung und seine wirtschaftlichen Grundlagen. Finnland lag immer an der Grenze der beiden großen europäischen Machtbezirke: Schweden und Rußland , und bei den friegerischen Auseinandersegungen der beiden Staaten medfelte es oft die Oberherrschaft. Immer gelang es dem Lande aber, eine relative Selbständigkeit zu bewahren; selbst unter Rußland hatte es in den letzten Jahren eigene Währung, eigene Gerichtsbarkeit und besondere Militärprivilegien. Endlich nach der russischen Revolution wurde Finnland ein autonomer Staat, das hoch fultivierte Bauern­volt gab sich die republikanische Staatsform. Die allgemeine Ansicht, daß Finnland gewissermaßen außerhalb der europäischen Zivilisation liege, ist falsch. Die Finnen, schwermütig und doch leidenschaftlich, find in vielem fortgeschrittener als andere europäische Bölfer, charakteristisch ist für sie die scharfe Ausprägung des genossenschaftlichen Gedankens, die große Verbreitung von Genossenschafts- und Bolts­hochschulen. Die Sprache, verwandt mit dem Ungarischen, einem anderen Sprachgebiet angehörend als dem indogermanischen, hindert vielfach die Betanntschaft mit dem hochentwidelten finnischen Schrift

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blaffer, ganz verfallen aussehender Mann, betrat den Gerichtssaal am Arme seiner Frau und geleitet von seinem Hausarzt Dr. Cassel. Neben ihm nahmen seine beiden Söhne, Mag und Alexander Autister, fomie die übrigen Angeklagten, Direttor Blau, Proturist Blei, Direttor Grieger, Kaufmann Friz Grobe, Michael Holzmann und Henri Daniel Blak, und zwar alle vor der eigentlichen Antlagebant. Vor ihnen sizen ant langen Tischen die Verteidiger, auf der anderen Seite die medizi nischen Sachverständigen, Professor Citron als Vertreter des Ges heimrats Krauß von der Charité, Profeffor Seelert u. a. m., ferner die Bücherfachverständigen. Die Anfiage wird vers treten von Staatsanwaltschaftsrat Dr. Polzin, Dr. Hölz und Dr. Ziegel.

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Berhandlung und nahm zunächst die Bereidigung der Schöffen vor. Gegen 10 Uhr eröffnete Amtsgerichtsrat Dr. Ahlsdorf die Bei der langen Dauer des Prozesses man rechnet Dor läufig mit vier Monaten find zwei Ersagschöffen ,, da­runter eine Schöffin, vorgesehen. Das Verfahren gegen Stern be­antragte Staatsanwaltschaftsrat Dr. Polzin abzutrennen und die von ihm gestellte Sicherheit von 5000 Mark für verfallen zu erklären.

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Als Rechtsanwalt Dr. Fuchs hierauf namens der Verteidigung Kutisters sich die Ablehnung des Bücherjachverständigen Lachmann im Hinblick auf schwere sachliche Mängel feines Gutachtens vor­behielt, erlitt Jwan Kutisfer plöhlich den ersten Schwächeanfall. Sein neben ihm sigender Hausarzt und der Professor Citron feinem Stuhl haben und beinahe tragend zur Zeugenbank bringen, bemühten sich um ihn. Zwei Justizwachtmeister mußten ihn von wo ihm Wasser gereicht wurde.

Dieser Zwischenfall führte zu längeren Erörterungen zwischen dem Gericht, den medizinischen Sachverständigen und der Berteidi­gung über die Frage der Verhandlungsfähigkeit des Hauptangeklagten. Rechtsanwalt Dr. Nübell betonte, daß der Haus­arzt den Blutdrud Kutisters nicht mehr habe messen fönnen, weil er über 280 gestiegen sei, so daß ein Aderlaß notwendig war. Auf den Hinweis des Vorsitzenden, daß nach dem Gutachten des Geheim­rats Krauß eine absolute Verhandlungsunfähigkeit nicht vorläge, und daß zunächst abgewartet merde nmüßte, wie Kutister die Ber­handlung ertrage, erklärten auch die Sachverständigen, daß zunächst einmal am besten mit der Verhandlung begonnen werden könne, mobei allerdings größte Schonung notwendig fel.

Auskunft darüber verlangte, ob eine unmittelbare Lebensgefahr für Als Rechtsanwalt Bahn im Intereffe der übrigen Angeklagten Kutister und damit die Möglichkeit eines plöglichen Prozeßendes bestehe, betonte Professor Citron, daß die Gefahr eines Schlag anfalles mit zweifelhaftem Ausgang bei dem Hauptangeklagten immer gegeben sei, ohne Rücksicht auf eine etwaige Berhandlung. Das Borliegen einer verminderten geistigen Zurechnungsfähigteit murde von Professor Seelert auf Grund der bisherigen Unter­suchungen verneint.

Nach längerem Hin und her hatte sich Kutisfer fomeit erheit, daß, er, wieder von zwei Beamten geleitet, auf einem Stuhl vor dein Gerichtstisch Blah nehmen konnte. Von den neben ihm fizenden Aerzten wurden Kutister sodann Medikamente gereicht, nach deren Einnahme sich sein Befinden wieder etwas besserte.

tum, mit dem reichen Schatz an Boltssagen und-mythen, in denen der Geift der Landschaft lebt, einer Landschaft, malerisch und rauh, hauptsächlich aus Wald und Seen bestehend, das ganze Land eine Moräne, auf der zur Eiszeit ein ungeheurer Gletscher lagerte. Immer mehr ist man zur Industrialisierung der Wasserträfte gefchritten, zur Elektrisierung des Landes. Holz und Holzfabritate sind neben mirt­schaftlichen Erzeugnissen die Haupterportartikel Finnlands . In Licht­fors, Abo, Zentren europäischer Kultur, und Aufnahmen von den bildern zeigte Freifrau Hilda von Born die Städte Wiborg, Helsing­unübersehbaren Wäldern und Seen.

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Polifif im Schneuztuch. Die Sorge um einen schwungvollen Leitartikel mag manchmal in den Hugenberg- Redaktionen groß fein. Irgend was muß man seinen Lesern doch erzählen. Diesmal hat die Montagausgabe des" Berliner Lokal- Anzeigers" sozusagen ein schwarzrotgoldenes Schnupftuch gerettet. Herr Friedrich Hufsong fand es, hob es auf, und wie er es von rechts nach links und von links nach rechts wendete, mar seinem Geiste auch schon ein richtiger, ausgewachsener Leitariifel entsproffen, über ein, man denke, schwarz­gewürdigte Schnupftuch, das, um es genauer zu beschreiben, ein rotgoldenes Taschentuch. Irgend jemand foll für dieses eingehend weißes Leinen- oder Baumwolltuch mit einer schwarzrotgoldenen Ede fein soll, den Gebrauchsmusterschuß nachgesucht haben, müssen zu unserer Beschämung gestehen, daß wir erst durch den tiefschürfenden Artikel Herrn Hussongs von der Existenz dieses Tertil­fabritates erfuhren. Aber da Herr Hussong so gern Schneuzartikel schreibt, sind wir menschenfreundlich gern bereit, ihm weiteres Ma­terial dafür zur Verfügung zu stellen. Oder erinnert er sich vielleicht felber jener bedeutsamen Heldenbeschautücher, deren meist redit schlechter Stoff durch zahllose Bildnisse. hoher und höchster Herren veredelt" worden war, Bildnisse, die meist als Mittelpunkt IHN im Heldenausrüstung zeigten? Vielleicht weiß dann auch Herr Hussong, Schmuck des Adlerhelms oder zumindest seines Filius in ähnlicher oh der Spruch, der lateinisch als Inschrift auf dem unentbehrlichen Adlerorden jener Porträtbilder prangte, auch in Deutsch auf besagten Schnupftüchern zu lesen war: Jedem das Seine!" für einen auf­tlärenden Leitartikel wären wir dankbar.

Schauspieler- Borffellung. Am 16., nadjmittags 3 Uhr, findet im Staats. theater am Gendarmenmarkt eine Borstellung von Herodes und ariamne statt. Karten im Bureau des Bezirksverbandes der Genossenschaft, Keithstr. 11, Zimmer 10.

Im Lefejaal der Staatlichen Kunstbibliothet werden seit dem 10. April Handgeschriebene Bücher des Bbantajus Verlages" ausgesteat. Die Ausstellung ist werktäglich von 9-9 Uhr bei freiem Eintritt geöffnet. Eine Führung durch das Kronprinzen- Palais beginnt Dr. Adolf Behne am 15. April, 10 115r.

Im Leffingmuseum findet Donnerstag, 8 Uhr, ein Rabindranath Tagore Abend statt. Das Bostamt"( Spielleitung Jacques Burg), Gedichte( Hedw. Gette), Gefänge( Marg. Bergh Eteingräber), Bioline( Therese Peplow. Schubert). Am Flügel: Prof. Springer.

der Hand von Experimenten und Lichtbildern Physiler Wilhelm Baud Ueber Bildfunt, Jeenphotographie, elektrisches Jernsehen" foricht an Sonnabenb, ben 17., und Montag, den 19. April, 8 Uhr abends, im Höra faal des Museums für Meerestunde, Georgenstr. 34-36