Leleidkgung und Provokation unverkennbar. Nach so viel Grobheiten an die Adresse des Völkerbundes und seine Leiter ist es eigentlich erstaunlich, daß Tschitscherin in einer Schlußwendung den Generalsekretär des Völkerbundes seiner„vor- züglichen Hochachtung" versichern zu müssen glaubt. Das ist bei einem so echten revolutionären Diplomaten wie Tschitscherin eine geradezu bedenkliche Konzession an die kleinbürgerlichen Umgangsformen der nichtsowjetiftischen West.' Tschitscherin? Argumentation läßt sich etwa folgender- maßen gliedern: l. Wir haben eine Differenz mit der Schweiz . 2. Die Schweiz ist im Unrecht und will es nur övpro- zentlg einsehen. 3. Genf liegt in der Schweiz . 4. Solange uns die Schweiz nicht Ivvprozentig Genugtuung verschaffen wird, gehen wir nicht nach Gens. 5. Da die Abrüstungskonferenz dennoch nach Genf ein- berufen wird, werden wir nicht daran teUnehmen. 6. Und da ihr wußtet, daß wir die Schweiz zur Kapitulation vor uns zwingen wollten, ist es eine Gemeinheit von euch, daß ihr uns, dem schwachen Rußland , nicht geholfen habt, die mächtige Schweiz auf die Knie zu zwingen. 7. Demnach ist bewiesen, daß ihr uns gar nicht dort haben wolltet. 8. Ja. ihr habt absichtlich Genf gewählt, um uns von der Abrüstungskonferenz auszuschließen. 9. Ueberhaupt: Ihr wolltet gar nicht abrüsten, fondern ihr brauchtet nur einen Vorwand, um die Konferenz zum Scheitern zu bringen. Und deshalb haltet ihr an Genf fest. � 10. Die Einzigen, die abrüsten wollen, sind wir, die Sowjetrussen. Das werden wir euch in allen Städten der Welt beweisen, nur nicht in Genf . 1!. Denn Genf liegt nicht nur in der Schweiz , sondern ist außerdem der Sitz des Völkerbundes. 12. Und wir sind grundsätzliche Gegner des Völkerbundes. Es war eine reine Gefälligkeit von uns, daß wir das Nansensche Hilfswerk des Völkerbundes für unsere hungemden Wolgakinder in Anspruch nahmen, im übrigen seid ihr alle Schurken. 13. Nur wir sind anständige Leute, treiben keine Geheim- diplomatie, sind friedfertig, abrüstungsbereit, ehrlich, auf» richtig und die Welt wird erst herrlich sein, wenn sie aus lauter Tschitscherins, Sinowjews, Tfcherschinstls und Krylen- kos besteht. 14. Sie, Herr Generalsekretär , sprechen im Namen einer Organisation von Heuchlern und Banditen: genehmigen Sie den Ausdruck meiner vorzüglichen Hochachtung. Auf diese Beweisführung ließe sich verschiedenes erwidern. Da dies aus l»nlaß der Ostern, ontagsrede Tschitscherins hier bereits geschehen ist, können wir es uns ersparen und begnügen uns mit der Feststellung: Wenn morgen die Regierungen Englands und der Der- einigten Staaten eine englifch-amerikanifch- russische Konferenz nach Genf einberufen würden mit der Tagesordnung: Restlose Wiederaufnahme der diplomatischen Beziehungen Sowjet- rußlands und Gewährung eines Kredits von einer Milliarde Dollar an Sowjetruß- länd nebst Stützungsaktion für den wanken- Zen Tfcherwonetz, ach, wie schnell würde eine io.ms:trussische Delegation mst Herrn Tschitscherin an der Spitze, begleitet von einem Heer von technischen Mitarbeitern zum baldigsten Termin dorthin fahren. Und was wäre dann die Schweiz für ein herrliches Land und Genf für ein Paradies! Veeodiguvg de» Stadrafcnffreif» In Humänien. Di« rumZnisch- dälkniben Studenten erklärten nach Einvernebmen mit dem Innen- minister den Studentenstreik flir beendet. Die Vorlesungen an den Universitäten werden am 12. Npril wieder ausgenommen werden.— Der aktive Pogromist Tuza ist alt» UmverfitätSpiofessor wieder eingesetzt!
Umgestaltung üer öerufskammern. Dringende Forderung der Gewerkschaften. Die gtu.erkschaftlichen Spitzenorganisa- t i o n e n haben am 9. April an den Reichskanzler, an das Reichswirtschaflsministerium, das Reichsarbeitsministerium das Reichsministerium für Ernährung und Landwirtschast und an die Regierungen der Länder eine Eingabe gerichtet, in der sie nochmals dringend die Forderung erheben, be- schleunigt die Umgestaltung der ösfentlich-recht- lichen Berufskammern, d. h. der Industrie- und Handelskammern, der Landwirlschaftskammern und der Handwerks- und Gewerbekammern vorzunehmen. Die Leit- sätze des Berfassungsausschusses des vorläufigen Reichswirt- schaitsrals, die seinerzeit von Arbeitgeber- und Arbeitnehmer- Vertretern gemeinsam anerkannt wurden, sollen bei dieser Umgestaltung entsprechende Berücksichtigung finden. Die Spitzenorganiiationen geben ferner nochmals ihrem Bedauern Ausdruck, daß der vorliegende Entwun eines Mantel- und eines Ausführungsgefetzes betr. den e n d- Jültigen Reichswirtschaftsrat den im Artikel 65 der Reichsoerfasiung vorgesehenen Unterbau des Reichs- wirtschaftsrats, der gleichzeitig mit dem endgültigen Reichs- wirtschaftsrat verwirklicht werden sollte, nicht vorsieht. Es ist nach ihrer Ueberzeugung untragbar, den Oberbau der öffent- lich-rechtlichen Wirtschaftsvertretungen zu bilden, ohne gleich- zeitig auch den Unterbau, d. h. die Umaestaltung der öffentlich- rechtlichen Berufskammern und die Einrichtung der Bezirks- wirtschaftsräte diirchiulühren. Gerade im Hinblick auf die unverantwortlich a r h e i t e r- feindlichen Forderungen, welche die Industrie- und Handelskammern des rheinisch-westfälischen und des südwest- fälischen Industriebezirks auf ihrer Tagung in Esten im Namen der deutschen Wirtschaft zu erheben stch anmaßten, fordern die Gewerksckrniten mit aller Entschiedenheit aus Gründen des Staatswohls, der Wirtschaftsför- derung und des so�alen Friedens, daß die Berufsorganisa- tionen und Persönlichkeiten der Arbeitn-hmerbewegung durch die Beteiligung an den öffentlich-rechtlichen Berufskammern der deutschen Wirtschaft als mitwirkende und mit- verantwortliche Faktoren herangezogen werden.
Zürstenkompromift unü volksbeaekren. Eine neue Formulierung.-Vor dem Endkampfim Reichstag Am Mittwoch vormittag um 11 Uhr tritt der Reichswahl- a u s s ch u ß zur Feststellung des endgültigen amtlichen Ergebnisses über das Volksbegehren zusammen. Di« Sitzung, die nur von kurzer Dausr sein wird, dürfte mit der Bestätigung des bisherigen vorläufigen Ergebnisses als endgültiges amtliches Wahlrefultat enden. Das Reichsministerium des Innern wird dann den Gesetz. entwurf über die entschädigungslole Enteignung dem Reichs- k a b i n e t t umgehend vorlegen und ilnn wird entsprechend den gesetzlichen Vorschriften nichts anderes übrig blechen, als den EM- wurf dem Reichstag zur Beratung einzureichen. Es ist anzunehmen, daß der dem Volksbegehren zugrunde ge- legte Entwurf auf entschädigungslos« Enteignung das Reichs» kabinett bereits am kommenden Dienstag gleichzeitig mit dem ab- geänderten Kompromihentwurf der Regierung». Parteien beschästigen wird. Sie haben am Dienstag in Gegenwart de» Reichsimrenminstters und mehrerer Vertreter des Reichssustiz- Ministers ihre Beratungen über die inzwischen fertiggestellte neue Formulierung des im Rechtsausschuß bisher beratenen Kam- promißentwurfes abgeschlossen. Diele neu« Formulierung des Reichsjustizmlnisters gibt dem Entwurf eine juristische Fassung und berückstchtigt— wie es heißt— vor allem die zulegt aufgetretenen Bedenken de» preußischen Finanzministers. Sie soll außerdem wesentlich mehr als bisher den Forderungen der Länder gerecht wsrden. Dem Rechtsausschuß de» Reichstags wird die neue Fastung des Kompromißontwurses am kommenden Dienstag bei der
Wiederaufnahme der Beratungen vorgelegt werden. Di« Regte« rungspartsien hosten, daß es möglich ist, die Beratungen dieses Ausschusses mit dem Abschluß der Osterpaus« des Reichstags zu be. enden, so daß kurz nach dem ZLiederzusamnientritt des Plenums der Kompromißgesetzentwurf gemeinsam mit dem Cnt- wurs aus entschädigungslose Enteignung an das Plenum überwiesen werden kann. Söln. 13. April. (MTB.) Der P rovinzialausschuß der rheinischen Zentrumspartei tagte heute hier in der Bürgergesellschaft. Nach der Entgegennahm« eines Berichts des Landgerichtsdireklors Dr. Echetter zur Fürstenabfindung nahm der Ausschuß unter Billigung des Beschlusses des Reichsparteiausschusses folgende Entschließung mit großer Mehrheit an:.Der Provinzialausjchuß der chemischen Zeiurumspartei hat durch einen Bericht des Abgeordneten Scheuer von dem Stande der VerHand- langen wegen der gesetzlichen Auseinandersetzung über die Fürsten - vermögen Kenntnis genommen. Der Ausschuß schließt sich der Eni- scheidung des Reischparteiausschusses vom 28. März 1926 durchaus an und richtet an die Reichstagssraktion des Zentrums den drin- genden Appell, bei der bevorstehenden geschlichen Regelung der Forderung nach weitgehendster Berücksichtigung der allgemeinen Voltsverarmung mehr als bisher Rechnung zu trogen." Deutschnationaler Konflikt? Wie der Reichsdienst der deutschen Press« meldet, sollen sich zwischen dem deutschnationalen Abgeordneten vonderSchulen- bürg und anderen Kreisen seiner Fraktion gewisse Echwie- rigkeiten ergeben haben. Es wird berichtet, daß der genannte Abgeordnete insbesondere mit der Haltung der Fraktion in verschie- denen wirtschaftlichen Fragen nicht einverstanden sei. Herr von der Schulenburg stütz? sich dabei in erster Linie auf die Haltung des Mecklenburgischen Landbundes, der. wie es heißt, so- gar mit direkter Opposition gegen die deutschnatio- nake Fraktion drehen soll. Di« Mecklenburger sind msbe. sondere mit dem Eintreten der Deutschnatwnalen Partei für die landwirtschaftlichen Interessen in der bisherigen Form unzufrieden und der Londbund soll fordern, daß die D-utschnationale Parte, positive Arbeit zur Behebung der Rot der Landwirtschaft unter- nehme.__ Preußens Kultusetat. Der Hauptausschuß des Landtag « setzte die Etatsberatung gestern bei der geistlichen Verwaltung fort. Genost« Kleinspehn befürwortete Abstriche, da die größten Ruier im Streite um das Heil der evangelischen Kirch«, die G r o ß g r u n d- b e s i tz« r, sich wie um die allgemeinen so auch u m d i e K i r ch e n- steuern herumdrücken. Skandalös leien die Falle M ü n ch m e y e r. Vogel und Döring. Der Vertreter der Staatsregierung erklärte dem gegenüber, daß kein Grund zum Eingreifen vorgelegen habe. Die„kaiserliche Familie" bilde mit ihrem Anhang einen„beschränkten Kreis", für den Hofprediger Vogel in einem nlchtöstentlichen Gottesdienst gesprochen babe. Berichterstatter Abg. Graue(Dem.) stellt fest, daß Preußen von allen Ländern Deutschlands , sa von allen Ländern der Erde, das meiste Geld für die Kirchen luisglbt._ Bei der Abstimmung bewilligen die bürgerlichen Parteien gegen die Stimmen der Sozialdemokraten und Koinnwnisten für die Bücherei der evangelischen Prediaerleminare 69099 Mark und für die der kocholischen Dildungsonstatten 29 999 Mark, obgleich der Flnanzwiniiter das Ersuchen gestellt hat, 23 Millionen am Gesamtetot des K u lt u s h a u s h a lt s zu streichen. Beim Etat für die Volksschulen werden für die Jung- lehrer und für die SchulgÄdsrag« zwei Unterausschüsse «mgeletzt. Genosse Dohk setzt sich sür die weltliche Schicke ein. Er wünscht ferner, daß die gesetzlichen Bestimmungen, die nur leidenden Kindern den Besuch privater Volksschulen gestatten, streng durchgeführt werden. Wenn für Psarrerbesaldung 19 Millio- nen mehr in den Etat eingestellt werden, müßte die für Schüler» bibltotheken vorgesehene Summe verdoppelt werden. Der Grundsatz, daß in Städten mit höheren Schicke« kerne Aufbau- schulen errichtet werden dürfen, sei unhaltbar.
Der Teufel im Hmterwalö. 3» bayerischen Hinterwaid« geht der Teufel um! Für all« frommen Gemüter ist es«in Rätsel. Der DerstaiÄ steht ihnen still. Es muß auch wahrlich mit semer Großmutter zugegangen sein, daß der Langbcschweifte durch das Gehege von Wallfahrts- kirchen. Pfanchöfen, Marterln und anderen Schildwachen der Tugend in die Sittlichkeitsgesilde von Ordnungszell einbrechen konnte. Oder sollte es vielleicht gar geschehen sein, als Freiherr von Ow, der Passauer Bischof, zu viel Sinnen und Trachten auf die Rettung der Fürstenmillwnen verwandte und dabei die Tugend- wacht ganz außer acht ließ, so daß der f f f Bös« sich für dl« Ränke gegen die Fürstenenteignung rächen konnte, die ja nach bischöflicher Verlautbarung Teufels wert ist? Wie es auch gekommen sein mag— e» ist fürchtertich! In einem kleinen Dorfe nahe bei Regensburg , der allerchristlichsten Hoch, zählt« man nicht weniger als 18 junge Mädchen im Abter von 16 bis 18 Iahren, die der Teufel so stach, daß sie heut« in anderen Umständen oder gar schon Mutter sind. Auch in Regensburg selber wurden unlängst Schüler und Schülerinnen der christlichen Kon- fsfstonsfchule festgestellt, die dem Teufel der Verführung erlegen waren. Das Allerschauerlichste aber geschah in dem nicht weniger christlichen Bamberg . Dort fuhr der Teufel in acht, bis vierzehn- sährig« höher« Tochter de, Instituts der hochwürdigen Englischen Fräulein, was zur Folge hatte, daß die christlich erzogenen höheren Kindlein einen sechzehnjährigen Schlasserlehrling dazu verleiteten. ihnen allerlei„Liebesdienste zu erweisen, gegen deren Weder- gäbe die Feder stch sträubt. Der Teufel mußte natürlich ausgetrieben werden! Soll es ober genügen, daß in Bamberg der Proletenbengel von einem Schlosserlehrling ins Arbeitshaus wandern mußte, oder daß in Rsgensburg dl«„gute" Press« den Bannfluch wider die marxistisch. republikanische Sittenverseuchung schleuderte? Rein! Ein gewoltl- ger Teufelsbeschwörer mußt« ausstehen, der einen heiligen Kreuz- zug wider die Unsittlichteit aller Art eröstnete. Ein Peter von Amien» wider die Sünde de» Fleisches und der Lust erstand. Zwar heißt er nur Ignaz Pöllinger und versieht das für dl« Weltgeschichte belanglose Amt eines Direktor» des städtischen Mädchenlyzeum» m Regensdurg, aber sein Streitermut gegen die Unsittllchkest keunt keine Hemmung und kein pädagogische» Hindernis. Zuerst grub er sein« Streitax, gegen den beabsichtigte» Biologieunberricht an den Lyzeen au». Dieser Unterricht wurde von ihm in einem Gutachten al»„das weiblich« Schamgefühl verletzend" abgetan: mögen die weiblichen Kinderchen von 17 bis 18 Iahren sich» weiterhin mit der Wissenschaft vom Ktapperstorch genügen lassen! Dann wurde«in vom Münchener Konservatorium hervorragend empfohlener Be» werbe? um den Posten«ine» Gesang- und Musiklehrer» am Regen»- bneger Lyzeum kn, che» tat der Entscheid««, Htm die Besetzung
der Stelle deshalb abgelehnt, well der Bewerber als männliches Individuum gegebenenfalls in die Lag« hätte kommen können, die Kehlköpfe der Schülerinnen zwecks Prüfung der Stimmittel zu b«> sichten, so etwas jedoch die Sittlichkeit zu gefährden geeignet fein soll! Zum dritten und vierten trat dieser Sittlichteitsapostel in Aktion, als bei der Besetzung von zwei weiteren Lehrstellen am Lyzeum ein Philologe der Ablehnung verfiel, well er Junggeselle ist, und ein« Turnlehrerin, well sie— einen Bubikops und modisch« Kleidung trägt! Sicher hat Ignatius Pölling«? au, Regensburg noch lang« nicht seine letzte Heldentat vollbracht, und bei dein absoluten Re- giment der alleinseligmachenden Bayerischen Dolkspartei werden ihm noch manch« unverwelklich« Lorbeeren winken, wenn ihm auch der Teufel darauf etwas pfeifen wird. Eustachius Knödeltopf.
Hoethes weg zum üeutscheu Menschen. „Prometheus und Epimetheu», Goethes Weg zum deutschen Menschen", war da» Thema eines Vortrag», dessen ersten Teil Rud. Meyer in der Urania hiell.„Die Gegenwart stimmt selten zum Gegemvärligen", machte der Redner zum Sinnspruch des von seinen Zeitgenossen im Innersten unverstandenen Dichters, der einmal sogt«, sein einziger Trost sei, daß ihm mit jedem Jahre neue Leser geboren würden. Meyer glaubte seststellen zu müssen, daß diese goethischen Menschen bis heute nicht oder kaum existierten. Pro- metheus, die wirtschaftliche und politisch« Unternehmernatur, gedeiht leit hundersüpfundzwonzig Iahren etwa aus dem Boden des eng- tischen Maschmenzeitalter». Epimethens. der deutsche Träumer, der um Einsicht ringt in die Bestimmung der Menschheit, der wissen will, was die Welt im Innersten zusammenhält, ist fast ausgestorben. Der goethische Mensch, die Einheit aus beiden, blieb ungestaltet.— Es tag ein Fehler darin, daß Meyer nicht scharf genug schied zwischen dem Dichter und dem Phllosophen einerseits und dem Menschen Goethe andererseits, und dadurch ein schiefes Bild schuf. Denn der mitteleuropäische Mensch, den Meyer für den Urstoff zum goethischen hält, hat ooch nicht nur die Ausgabe, die Welt zu sich in Beziehung zu setzen, sie l c b e n d i g zu erfassen und in den Dingen die Seele, die sie zum Kunstwerk formt, zu sehen, sonder» erst recht die um- gekehrte, seine Stellung zur Welt zu finden. Erst wenn das erste zum anderen oerhilft, ist es imstande, aus dem vollkommenen Künstler die vollkommenen Menschen zu schassen. Goethe blieb zum Test beim ersten stehen, konnte im tiefsten Innern nie das Stückchen Geheimrat. Minister, Arlstokrat. das er lein Lebelang war, aus- merzen, konnte daher zum lebendigste» Zettgeschehen nte auch wirklich lebendige Fühlung gewinnen oder gar handelnd eingreifen, weil er sich selber nie al» Volk, als Teil des Ganzen empfand. Dies« kritische Einstellung vermißt« man beim Redner, der gewissermaßen zeillos sprach, der sich als Typ des„deutschen Träumers" entpuppte. Denn das Maschinenzeitalter ist sür uns der Weg zum Menschentum. Erst au» Konkretem kann da» Abstrakt« entstehen, wenn e» nicht höchsten»«in halber Begrifs bleiben soll. Gerade für Meyer» .gnltteleurvpäischen Menschen", sür de« deutscheu Träumer, war da»
Herüberschlagen in da» ander« Extrem des Promethiden wichtig. eine Rettung aus seelischer Strukturlosigkell, die uns gerade schon in wesentlichen Schichten gründlich genug gepackt Halle. Dann war es auch unverständlich, wie Meyer in einem populären Vortrag mit Goethes Farbenlehre so völlig einseitig operieren und sür die rein naturwissenschaftliche Deutung des Spektrums nur mit dem Zitat „schlechte Dichtung" aufwarten konnte. Daß die physiologisch« Deutung Goethes heute gewürdigt werden kann, ist aber erst eine Folg« der reinen Naturwissenschaft. Frellich wird dies« Weishell wohl kaum einer der Hörer aus dem Vortrage mitgenommen haben, der„goethesche" Menschen zu schassen schwerlich imstande war. _ Tes. Eine Oper Stegfried Wagner, lm Rundfunk. Wozu der Lärm? Es lohnte sich der Mühe wahrhaftig nicht. Siegfried Wagner hat seinem großen Bater beim Komponieren zwar über die Schulter geguckt, ober ein Opernkomponist ist er davon nicht geworden und daß er sein kleines lyrisches Talent in dramatische Anslrengungen hineinsteigert, niacht weder dos Talent noch die Anstrengungen den Hörern schmackhafter. Dazu ist die Fabel der Oper.Schwarz» s ch w a n« n r e i h". die auf der Sendebühn« zur Ausführung kam, so charakterlos wie die Musik. Es soll eine Art Gretchentragödie sein. Der drille Teil spielt logar ebenfalls im Kerker und schließt mit dem obligaten„Gerellet", das hier durch ein Kreuz, das sich auf dem Schellerhaufen erhebt, symbolisiert wird. Das sehen die Rundfunkhörer zwar nicht, obgleich es im Textbuch außerdem noch von Lilien umgeben ist, ober da, schadet schließlich nicht viel. Sonst ereignete sich noch allerlei in diesem Sendespiel, in dem die Per- sonen so schöne symbolische Namen wie.Liebhold" und„Hulda" führen. Aus nicht ganz erkennbaren Motiven wird ein« Handschrift gefälscht, ein vermutlich umgebrachtes Kind wird in millernächtiger Stunde Im Walde gesucht, kurz es geht sehr romantisch und ebenso unverständlich zu. lind um die verworrenen Zusammenhänge nur einigermaßen auseinander zu hallen, sind fortgesetzt Erläuterungen nötig, die van dem Ansager eingeschaltet wurden. Ein Wagner- Orchester vollführte dazu die Musik und weckte auch sonst bisweilen freundliche Erinnerungen, und bewährte Sänger und Sängerinnen, vielleicht von diesen Erinnerungen getragen, verschwendeten ihre Kräfte an eine verlorene Sache. S.— z. Die Katerle Ktatthiesen. Bellevuektr. 14, zeigt im Anschluß an tbr« Daumier-AuSuellune eine Reibe von Werken iianzölilcher Maler, darunter Bilder von Corot . Courbet, Sielen. Mar!, Casfott. CZzanne, Manet , Monet , Rcnon. Tauinier. Rodin . ToiUoiiie-Lautrec, Gauguin , van Gogh , DegaZ, Deratn. Bissano. Picasso und Uirillo. Vertagung«e, taten, otivvolea Loagreffe» sür moralische Crzlehuna. Wie au» Rom gemeldet wird, ift der internationale Kongreß lür moralisch« Erziebuna bis aut weiteres vertagt worden. Ein sünsiavseudjSbriz«» Hockergrab. Au! dem Wege Plömnitz-Baolberge stieß man beim Tietpstöoen aus»in oorgeichichtliches Grab, das der Kreis, lonserooior Götz« aus Kothen als 5000 jäbrrge« Hockergrab erkannte. Neben leinem sehr gut erbaltenen Gerchp« enlbielt es Nrnenreste und ein Messer. ««»drriwag»er JeuerbejlaUung. Wie au» dem Aadrcsbecichie de« dimicheu Vereins tat Keuerbeiiattung beroorgeht, ist auch in Dänemark dte Zobl der Anhänger der Feuerbestattung in tletem Wachsem begriffe». Di« bn oersloflenen Jahre w Kopenhagen ffattgefundenen 939 deichen. Verbrennungen umsasse» 13 Pro» alter Zodessälle tu diesem Zeitraum.