Einzelbild herunterladen
 
  

Kutister Prozeß wieder vertagt. Die abenteuerliche Laufbahn von Strieter und Holzmann. Zum heutigen zweiten Berhandlungstage des Autister- Prozesses war der Andrang des Publikums wieder unvermindert start. In dem Befinden des Hauptangeklagten Iman Kutister hat sich nichts geändert. R.-A. Dr. Halpert gab zunächst als Verteidiger Holz­manns eine längere Darstellung über die Gründe, die seinen Man danten feinerzeit zum Verlassen Deutschlands veranlaßt hätten.

Der Borsigende befragte dann Kutister, wie er mit feinem Mitangeklagten Strieter befannt und wie die Staatsbant in den Kauf des Hanauer Lagers hineingezogen worden sei. Kutister schilderte, daß Strieter schon mehrere Monate mit der Staatsbant gearbeitet und in gutem Ruf geftanden habe. Eines Lages fei Strieter gefemmen und habe ihn, Kutister, erzählt, daß er ein großes Lager faufen fönne, und daß von einer Feuerversiche. rung für diesen Zwed bereits 30 000 Dollar ihm zur Verfügung ge ftellt worden feien. Strieter verlangte nun, daß die Staatsbant die Ausfallversicherung übernehmen solle. Kutister habe sich bei der Feuerversicherung erfundigt und dort gehört, daß das Hanauer Lager, das Strieter an der Hand hatte, einen effettiven Wert von einer halben Million Mart befize. Daraufhin sei Strieter zunächst einmal ein Darlehn in Höhe von 30 000 Dollar und dann ein zweites von 200 000 M. zur Verfügung gestellt worden.

Einige Tage später jei Stricter gefommen und habe Kutister eine Anzahl Lagerfcheine borgelegt, aus denen hervorgegangen fei, deß allein der Wert des in Hanau lagernden Erfens, wenn man die Schrottpreise zugrunde legte, ein viel höherer gewesen sei, als man ursprünglich angenommen habe. Zur Abfindung der augenblid. lichen Befizer habe Strieter no 27 000 Pfund Sterling verlangt. Strieter habe dafür der Steinbant außer den üblichen Zinsen auch einen Geminnanteil in Höhe ven 8000 Pfund zugesichert. Ich bin daraufhin," so erllärte Autister, zur Staatsbant ge gangen und habe mit Dr. Rühe das Geschäft besprochen. Auch er hielt es für gut, und wir famen überein, ein metages gefchäft zu machen, d. h. der Reingewinn follte an beide Parteien Au gleichen Teilen gehen. Strieter hat uns daraufhin fünf Wechsel

Eine Woche für die Gesundheit.

Deutschlands und Desterreichs in nicht zu langer Zeit möglich zu machen sei. Um 1 1hr wurden die Sänger im Reichs­ tagsgebäude durd) ten Reichspräsidenten begrüßt. Abends findet bereits das Ronzert in der Musikhochschule statt, und morgen begeben sich die Wiener nach Hamburg , von dort nach Bremen , Hannover , Leipzig , München und Nürnberg .

Erweiterung des Vich- und Schlachthofes.

Für eine zufünftige Erweiterung des Bieh. und Schlachthofes soll nach den Beschlüffen der Grundeigentumsdeputation, der Bich und Schlachthofdeputation und des Magistrats das von der Landsberger Allee , der Roederstraße, der Wolf. gangstraße und der Ringbohn begrenzte Gelände von etwa 52% Heftar Größe schon jest erworben werden. Der Magiftrat hält die Erweiterung für nötig, weil der Seuchenhof vom Biehhof getrennt werden muß und die Bahn großen Biehsendungen schon jetzt jehr fühlbaren Ueberlastung bes Bahnhofs 3entralpichhof" abzuhelfen. Der Kauf­preis für das Gelände foll 3 600 000 m. betragen. Der Magistrat erfucht die Stadtverordneten um Zustimmung.

Bom 18. bis 25. April d. J. findet die Reichsgefund. heitswoche statt. Die erste Beranstaltung der deutschen medie zinischen und hygienischen Industrie im Ausstellungsgelände der Stadt Berlin am Kaiserdamm, die im Frühjahr 1925 in Gemein fchaft mit dem Berliner Meffeamt stattfand, verursachte ein fo gewaltiges Interesse der Bevölkerung, daß die in erster Linie be­teiligten Kreise, Gesundheitsbehörden, Aerzte und Hygieniker, vor­mit der idlugen, die neugeschaffene Reichsgesundheitswoche ngienemeffe und Ausstellung zusammenzulegen. Dieser Borschlag fand die Genehmigung des zuständigen Reichsausschusses für hygienische Voitsbelehrung. Es lourde beschlossen, ein 3u Jammenwirken des Deutschen Reiches , der Stadtgemeinde Berlin und der Industrie durch eine zeitlich und möglichst räumliche Zusammen legung der Veranstaltungen in die Wege zu leiten". Demgemäß hat das Messeamt der Stadt Berlin für diesen Beitraum eine große Hygienemesse vorbereitet, und, ähnlich der im vorigen Jahre veranlagen verbreitert und vergrößert werden müssen, um der bef anstalteten Ausstellung Das moderne Krankenhaus", auch in diesem Jahre eine volkstümliche Ausstellung belehrenden Charakters in den oberen Räumen des Hauses der Funfindustrie am Raiserdamm ins Auge gefaßt. Es werden in jedem Be Birte entsprechend der Organisation des Hauptgefundheitsamtes, brei Stammvorträge gehalten: 1. Schuß dem Neugeborenen; 2. Schuß dem Kinde im Elternhause und in der Schule; 3. Schuß dem Berufs. tätigen. Für die Ausstellung sind folgende Hauptgruppen mit ent­sprechenden Ausschüssen vorgesehen: Fortpflanzung: Aufzucht; Arbeit; Erholung: Krüppeltum: Tuberkulose ; Geschlechtsfrankheiten; Alfohol und sonstige Genußgifte. Die Abteilung Aufzucht" ist in zwei Unterausschüsse geteilt: 1. Fürsorge für Gäuglinge und Kleinkinder bis zum sechsten Lebensjahre; 2. Fürsorge für Schulkinder bis zum 14. und Schulentlaffene bis zum 18. Lebensjahre. In den in Rojen zu 6 mal 6 Metern und einem Borraum eingeteilten Räumen sollen nicht nur alle modernen Hilfsmittel für gesundheits. gemäße Lebensweise, Betreuung franker, schwächlicher oder anormaler Rinder demonstriert werden, sondern es werden auch praktische Vorführungen ftattfinden, Ausrüstung der Schul. finder, Schullesehallen, Bollstänze, orthopädisches Turnen, Schul anerkannten Bedeutung einer gefunden Mundhöhle und gesunder 3ähne für die allgemeine Gefundheit, eine Schulzahntlinit mit Einheitsinventar und vollständiger Ausrüstung vorgeführt werden. Auch ein Theaterſtüd fommt zur Aufführung, welches die Bedeutung der Bahnhygiene veranschaulichen soll, das von Schul­Bedeutung der Bahnhygiene veranschaulichen soll, das von Schul­findern gespielt wird.

Jhren 75. Geburtstag begeht heute, den 14. April, die Genossin Rosa Anirid, die bis zum heutigen Tage regen Anteil am Barteileben nimmt und bei feiner Barteiarbeit in ber zweiten Ab­feilung fehlt. Es gibt teine Beranstaltung des Kreises Mitte, in ber die Genoffin Antrid nicht zu finden wäre. Ihr gilt heute unser Glüdwunsch.

über je 5000 fund und einen über 8000 Pfund gegeben, was unjes speisung usw. Ferner wird, entsprechend der heute wissenschaftlich atmet, geht es wie ein mächtiger Kraftstrom durch den Saal) bis

ren Verdienst bei der Sache bedeutete."

Dann tam Kutister auf die sogenannten Grobe Wechsel zu sprechen, für deren Hingabe an die Staatsbant er folgende Dar: ftellung gab: Strieter tam zu mir und wollte seine Wechsel prolon giert haben. Ich hätte ihm ja eigentlich nie einen Pfennig dafür gegeben, aber auf seine dringenden Borstellungen habe ich sie dann prolongiert, aber aus formellen Gründen auch noch Wechsel mit weiteren Unterschriften verlangt." Mit dem Wechsel ging Kutister zu Dr. Rühe von der Staatsbant, um ihm mitzuteilen, daß der Strieter die Prolongation seiner Wechsel wünsche. Bei der Staats. banf fagte dann Dr. Hellwig, erst müsse einmal die alte Ge. schichte aus der Welt geschafft und abgerechnet wer den, womit ich mich einverstanden erflärte. Die Pfundwechsel wurden von meinem Konto genommen und ich ging mit dem neuen Wechsel in die Lombardabteilung zu Blodow. Eigentlich habe ich noch mehr gegeben, als notwendig war."

"

Borf.: Dr. Rühe foll doch gar nicht damit einverstanden ge­wesen sein, daß Sie die alten Pfundwechsel herausnahmen und dafür die neuen Wechsel, nämlich die Grobe- Wechsel, hineingaben. Sind Sie nicht heimlich zu Blodom gegangen und haben ihn zu diesem Umtausch bestimmt? Rutisfer( erregt): Ich will Herrn Dr. Rühe nichts Schlechtes nachlagen. Aber ich werde dech solche Sachen nicht machen mit einem Beamten, phne Bissen seines Borgesezten. Wozu, Herr Borsigender, sollte ich solche Schiebung machen, wo ist hier bie Logit? Hätte ich einen solchen Vorschlag gemacht, dann würde Blobom bas auch nie getan haben. Ich tam versichern, daß die Sache sich so abgespielt hat.

Bor: Mußten Sie, daß Strieter 10 000 m. für Herstellung der Grobe- Wechsel gegeben hat und daß sich in diese Summe auch die Herren Bronsti und Tovbini geteilt haben? Autister: Aber feine Spur. Bors: Woher tannten Sie Toubini? Rutisfer: Der eine Tovbini war wohl Direktor bei Strieter und dadurch fing das ganze Unglüd an. Als Holzmann mir mit feinen Plänen fam, stellte er mir Lovbini vor. Borf.: Hier handelt es sich wohl haupt fächlich um Simon Tovbini, ber ebenso wie Bronsti, im Ausland ist. Dann gibt es noch einen Boris Tovbini. Kutister: Strieter war ein solcher Optimist, daß er jedem Berbrecher traute und dadurch auch völlig ruiniert worden ist.

Hierauf wurde der Angeflagte Strieter vernommen. Er schilderte seinen Lebenslauf und befundete, daß er in Genua den Raufmannsberuf erlernt und mit 16 Jahren Mitinhaber einer Schiffsmallerfirma in Kairo war. Er beherrscht die türkische und arabische Sprache, in Addis Abeba habe er mit 20 Jahren ein Roh gummi- Exportgeschäft betrieben und machte meite Reisen in das Innere Afritas, mo er mit den Eingeborenen Tauschgeschäfte tätigte. Noch heute befizt er bei Addis Abeba 64 000 Hettar Gummiwald. Er fei auch nach Japan , China und Amerika gefahren, mo er Ge­schäfte gemacht habe. Borf.: Es ist erstaunlich, daß ein junger Mann fo große Geschäftstenntnisse befigt, um folche Weltgeschäfte zu machen. Angefl: Dort im Süden herrscht auch noch Treu und Glauben. Dort ist die Versumpfung der Kulturstaaten noch nicht vorgedrungen. R... Wygodzinski: Mir hat Herr Strie. ter von seinen Reisen nach China und Japan nichts erzählt. Bers: Fluntern Sie nicht ein bißchen, Angeklagter? Angefl: Ich ftehe fittlich zu hoch, um zu fügen. Bors. Immerhin ist es erstaunlich, baß fold Universalgenie, wie Sie eines find, mit 14 Jahren ins Ausland geht und in einem Alter, wo die anderen noth findlich spielen, Inhaber von Schiffsmaklerfirmen ist.

Die Verhandlung mußte hier auf eine Viertelstunde unter brochen werden, da Kutister von einem Schwächeanfall betroffen

wurde,

Es folgte die weitere Bernehmung Stricters, dann die Bernehmung Holzmanns über ihre Person.

Als der Angeflagte Kutister einen neuen Schwächeanfall erlitt, wurde die Berhandlung auf Freitag, 9% 11hr, vertagt.

Vortrag im Spritweber- Prozeß.

Ueber das Steich& monopolgeses.

Rady Eröffnung der heutigen Sigung durch Landgerichtsdirettor Dr. Schulz stellte bie Berteidigung ben Antrag, von Monopolamt fämtliche Erfolgberichte, die Kriminalkommissar Peters vom Jahre 1921 bis in die neueste Beit fortlaufend monatlich eingereicht hat, einzu fordern und zum Gegenstand der Verhandlung zu machen. Diele Berichte seien von Wichtigkeit, weil die großen Erfolge des An getlagten Berters dem widersprechen, was ihm hier zur Laft geleat wird. R.-A. Dr. Brandt erklärte als Bertreter der Nebenfläger, daß als wahr unterstellt werden könne, daß Beters eine überaus erfolgreiche Tätigkeit entwickelt habe.

Sodann gab Oberzallinipettor Breus nom Hauptzoll amt in Charlottenburg dem Schöffengericht eine Einführung in die Bestimmungen bes Reichsmonopolgefeges.

Nervosität an der Börse.

Genau so pie im inter bie Freigabeangelegenheit zum guten Teil unbegründet die Börse angeregt hatte, läßt sich jetzt die Börse durch die verschiedenen Nachrichten über die Beratung des Freigabe gefeges negatin beeinflussen. Die Stimmung an der heutigen Börse mar ausgesprochen nervös, abschon weder Ausland noch Provinz nennenswert vertauften. Die Abschläge bei den verschiebenen Frei­gabewerten betrugen vorübergehend 10 Brez. Die Leichtigkeit des Geldmarkies blieb eindrudslos. Montanattien gaben bis 3 Bros. nach, Raliaftien bis 2 Bros., chemische und Elektrowerte teilweise bis 5 Broz. Auch andere Industrieattien durchweg matt.

Wafferfluten auf dem Kottbuffer Damm.

Ein Hauptrohr von einer Dampframme getroffen. Ein Wasserrohrbruch von gewaltigem Ausmaß feßte in der letzten Nacht einen großen Teil des Rottbusser Damms zwischen Hermannplatz und Böchstraße völlig unter Baffer. Gegen 3 1hr morgens waren Arbeiter der Firma Siemens damit be schäftigt, mit der großen Dampframme Eisenträger in das Erdreich zu rammen. Blöglich gab das Erdreich nach und im hohen Bogen schoß ein riesiger Wafferstrahl auf die Straße. Der Eisen. träger hatte das Hauptwasserrohr getroffen und das umfangreiche und starke Rohr zertrümmert. Der Rottbusser Damm war wenige Minuten später derart überschwemmt, daß das Wasser 30 bis 40 Zentimeter hoch stand. Die Feuerwehr wurde sofort alarmiert; fie war aber zunächst machtlos, da die Schieber, die ein b stellen des Hauptrohres ermöglicht hätten, nicht aufzufinden

waren.

Es wurden sofort die Wafferwerte benachrichtigt, die mehrere Arbeiter mit Bauzeichnungen an die Bruchstelle entsandten. Jeft gelang es, durch Abstellen der Hauptschieber ein meiteres Ausströmen des Wassers zu verhindern. Größerer Schaden ist dadurch erwachsen, daß sich die riesigen Baffermengen in einem wahren Sturzbach in die Baugrube Nord- Südbahn ergoijen und der biele ftreden Bie uns weise unter Waffer fetten. mitgeteilt wird, ift das Abfließen des Wassers in die Baugrube insofern noch als glücklicher Umstand anzusprechen, als sonst vielleicht die ungeheuren Waffermengen alle Keller- und Barterreräume des Rottbujjer Damms überflutet hätten. Durch den Rohrbruch ist eine ganze An­zahl von Häusern in Mitleidenschaft gezogen, die nun während des heutigen Tages ohne Wasser sind. An der Ausbesserung des Rohres wird bereits gearbeitet, jo daß voraussichtlich die Waffertalamität im Laufe der heutigen Nacht behoben sein wird. Selbst die Feuer wehr hat einen derartigen Rohrbruch, der beinahe eine ganze Stunde die Waffermassen auf die Straße schleuderte, seit erdenklichen Seiten nicht erlebt.

Ein Mord mit Ueberlegung? Aufklärung in der Neuköllner Liebestragödie.

Zu der Tragödie in Neukölln , über die wir berichteten, erfahren mir weiter: Der Monteur Baul Wartenberg wurde noch im Laufe der Nacht auf dem Bolizeiamt Teutölln eingehend verhört. Er lebte sechs Jahre lang mit der Mutter der Berta Ct. in wilder Che und beging zu gleicher Zeit, wie er zugibt, mit dem Mädchen, als deren Pflegevater er galt, unzüchtige Handlungen. Das Mädchen war dieser Dinge schon lange überbrüffig. Nach dem Tode der Mutter mußte Wartenberg die Wohnung perlessen und zog nach der Schloßstraße 68 zu Charlottenburg . Das Mädchen blieb in der Richardstraße wohnen, fand Stellung in einem Gemüsegeschäft und verlobte sich mit einem jungen Manne, dem sie auch die Handlungs­meije Wartenbergs nicht verschmiegen hatte. Wartenberg war sehr erbost darüber, daß seine Pflegefochter fich von ihm abgewandt hatte, und versuchte seit einiger Zeit wiederholt eine Aussprache und Biederannäherung. Als er sie nicht erhielt, schrieb er dem Mäbchen mehrere Drohbriefe und fündigte ihr an, daß sie alle Kon­jequenzen zu tragen haben werde. Das Mädchen übergab diese Briefe ihrem Vormund, der daraufhin Anzeige erstattete. Gestern abend will Bartenberg nicht die Absicht gehabt haben, das Mädchen zu erschießen. Wie er jagt, habe er bie Waffe nur mitgenommen, um ihr einen Dentzetiel" zu erteilen. unterliegt aber woh! taum einem Zweifel, daß er sie aus Eifersucht und aus Furcht ver Strafe mit Borbebacht getötet hat.

Paul- Singer- Straße.

Die zuerst von unferen Genoffen in der Bezirksversammlung Friebrichshain angeregte Imbenennung der in Berlin - Dit ge legenen Straße Brüner Beg" in Paul Singer. Straße" ist mun endlich gesichert. Nachdem die Angelegenheit den vorgeschriebenen Instanzenweg voll burchlaufen hat, ist jetzt mit Einwilligung des preußischen Staatsministeriums vom Berliner Bolizeipräsidenten verfügt worden, daß der Grüne Weg" in Baul- Singer- Straße" umbenannt wird. Unser Genoffe Baul Singer stand an der Spizze der fleinen Gruppe von Sozialdemo fraten, die im Januar 1884 als die ersten Vertreter der Partei in das Berliner Rathaus einzogen, und er hat dann ein paar Jahr­zehnte hindurch einen starten Einfluß auf die Entwicklung der Berliner Gemeindeverwaltung ausgeübt. Der Grüne Beg, die fünftige Baul- Singer- Straße, liegt in bem alten Reichstagswahlkreis Berlin IV, den Genoffe Singer lange Zeit vertreten hat.

"

Unfunft des Wiener Lehrerchors Heute vormittag furz vor 11 Uhr traf der Wiener Lehrerchor auf seiner Deutschlandreise mit bem Dresdener Schnellzug auf dem Anhalter Bahnhof ein. Der Chor wurde auf dem Bahnfieig von Bertretern der österreichischen Gesandtschaft und von Bertretern österreichischer Bereine empfangen. An Ausgang in der Mödernstraße ftanden die Abgeordneten des Berliner Sängerbundes mit ihren Fahnen. Reftor Runge- Copenid, der Präsident des Berliner Sängerbundes, hielt die Begrüßungs ensprache. Er betonte, baß dieser Besuch der Biener Sänger darauf hinweisen soll, daß beide Länder eine ungerirennliche Einheit bilden, und gab der Hoffnung Ausdrud, daß ein 3ufammenschluß

Gelangsgemeinschaft Roseberry d'Argulo. Die theoretischen Anlagen, mit denen Roseberry d'Arguto das Chortonzert vor dem Hauptausschuß des Preußischen Landtages in der Musikhochschule eröffnete, find vielleicht für einen Teil der Hörer sehr aufschlußreich, scheinen aber doch recht geeignet, den Ernst, mit bem der Gesangsmeister arbeitet, herabzustimmen. Denn mas die Gemeinschaft prattisch leiftet, hat eine Rechtfertigung nicht nötig, ift Mufit von der Zelle, bem lebendigen Atem( wenn ber ganze Chor sum Rörper, gebaut aus Klang und ergriffen vom Atem. Der Chor ist gebildet aus ganz ungefchulten, aber von d'Arguto intenfioft ent­midelten Stimmfräften. Singen ist ihm alles, er selbst ein Straft­zentrum, das Freude ausstrahlt. Fast möchte man fagen, die Arbeiter und Kinder, die den Kern des Chors bilden, müßten aufhören zu leben, wenn man ihnen den Gesang nähme. Besonders erfreuen die Sologefänge der 10jährigen und die von Wort und Gebanten freien, abfoluten Gefänge, die erst durch Roseberrys neue Methode des Gemeinschaftsunterrichts möglich werden.

Bezirksamt Treptow . Beranhaffung für die erwerbslejen Jugendlichen Das Jugendamt des Bezirksamts Iteptom veranstaltet in der Woche vont 11. bis 17. April 1926 für die erwerbslolen Jugendlichen folgende Unter­haltungsstunden: heute, Mittwoch; 14 April Jugendheim Johannisthal, Arbeiterdichtung", Bortrag mit Regitationen; 14. April Jugendheim Treptow. Experimentalvorirag Das elektrische Haus"( Oberingenieur Rettig); 16. April Jugendheim Oberschöneweibe, Bom Detektioromen und von phantastischer Dichtung", Bortrag mit Regitationen.

Jm Kinderhaus findet wieder Unterricht in Säuglingspflege mit praktischen Nebungen statt. Meldungen schriftlich oder mündlich fin Bureau des Kinderhauses, Blumenftr. 97.

Der Weiterflug der Norge ".

Amundsens Luftschiff Korge" ist, wie aus London gemeldet wird, um 11.40 Uhr nachts vom: 31ughafen Pulham nach Dslo abgefahren. Die Wefferberichte find ausgezeichnet. Man er­wartet, daß die Fahrt nach Oslo 10 bis 12 Stunden dauern wird und daß diejes Ziel inzwischen erreicht worden ist. Aftenposten" gegenüber erklärt Amundsen, Staatsminister Cytte habe ihn beauftragt, während des Polfluges en toedies Land zu annettieren.

Nach Meldungen verschiedener Berliner Morgenblätter ist mit der Möglichkeit gerechnet worden, daß das Zuftschiff Norge " feinen Beg langs der deutschen arbiee: und Oftice: füfte fortfest und in dem pommerschen Flughafen Seddin bei Stolp eine 3 wifcheniandung vornimmt. Wie die Ill. hier­zu von unterrichteter Seite erfährt, ist bereits vor einiger Zeit die deutsche Regierung um die Genehmigung zum Ueberfliegen deutschen Gebietes gebeten worden. Die deutfage Regierung hat, ba bas Luft­für Luftfahrzeuge entspricht, die Genehmigung für diesen Einzelfall schiff Rorge" den Deutschland auferlegten Begriffsbestimmungen erteilt. Sollte eine Zwischenlandung in Deutschland vorgenommen merden, so hat die deutsche Regierung um redytzeitige Milteilung ge­beten, um die notwendigen Maßnahmen für eine Landungshilfe er= greifen zu fönnen. Da bisher eine derartige Mitteilung nicht ergangen ist, wird mit einer Swischenlandung der Marge" in Bommern nicht gerechnet. Wie fich die S. Korrespondenz aus Stolpi. B. melden läßt, ift durch Bermittlung des Oberpräsidiums in Stettin ferner das Rommands des Reiterregiments Nr. 5 in Stolp ersucht worden, Landungsmannschaften in Stärte nom 150 Mann für alle Fälle bereit zu halten. Bisher liegen jedoch feinerlei Nach­richten über ein etwaiges Eintreffen des Luftschiffes vor.

Als zwölftes Dpfer der Heidenauer Explosionstatastrophe ser starb gestern im Johanniter- Aranfenhaus der Arbeiter Behner aus Birna.

Sport.

Die, 6 Tage" am Kaiserdomm. Heute abend 11 Uhr Schluß.

Nur noch wenige Stunden, und die lange Reise, die die Fahrer auf dem Dval am Raiserdamm zurüdgelegt haben, hat ihr Ende er reicht. Biel hätte nicht gefehlt, so wäre dem Rennen ein vorzeitiges Ende beschieden gewesen, aus Gründen, die wir im heutigen Morgen­blatt mitgeteilt haben. Ein fleiner Brämiensturm, ber nach der geftrigen Zehmuhrwertung einjente, forgte für lebhafte Rampfes momente. Im übrigen aber wurde die legte Raht in ruhiger Art Durchfahren.

es,

Die Zweiuhrnachtwertung

brachte folgende Ergebnisse: 1. Spurt: 1. Binba voz Sergent, Junge und Beedman. 2. Spurt: 1. Eaton vor Gottfried, Louet und Frederick. 3. Spurt: 1. Beedman vor Junge, Roch und Debaets. 4. Spurt: 1. 2ongardt vor Eaton, Hürtgen und Hahn. Der Mannschaft Longardt Behrenbt gelingt bei diesem Spurt eine Runde zurüczu­geminnen! 5. Spurt: 1. Seedman ror Sergent, Junge und Lorenz. 6. Spurt: 1. Hahn vor Louet, Frederic und Longardt. 7. Spurt: 1. Beedman vor Binda, Standaert und Rod). 8. Spurt: 1. Eaton vor Gottfried, Hahn und Hürtgent. 9. purt: 1. Beedman nor Junge, Borenz und Rach. 10, Spurt: 1. 2ouet vor Linari, Gottfried und Miethe. Rach diesen Ergebnissen fonnten sich in diefer Bertung in erster Linie Ge= bie Amerikaner Beedman- Eaton auszeichnen. mannen fie doch von den zehn Spurts nicht weniger als fees.

Der Stand des Rennens ist jetzt folgender: 1. Sergent Bouet 294 Buntte, Cine Runde zurüd: 2. Beedman­Eaton 247, 8. Gottfried- Junge 222, 4 Frederid- Lorenz 118, 5. Roch Miethe 47 Bunfte. 3mei Runden zurüd: 6. Stanbaert Sahn 111, 7. Binari- Binda 107, 8. Debaets Hürtgen 84 Bunfte. Drei Rundenzurüd: 9. Longardt Behrendt 84 Bunfte.

Sis um 6 1hr früh find insgesamt 3306,390 Rid meter bebedt. Die heutige fegte Stunde( 145.) von 10 bis 11 Uhr bringt anbauernde Spurts. Und zwar erhält der erste 25, der zweite 15, der dritte 10 und der vierie 5 Buntie angerechnet.