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eine neue, dem Volfe günstigere Lösung der Fürstenausein­andersetzung möglich wäre. Für das ganze übrige Deutsch­ land   wäre das Gefeß voraussichtlich völlig bedeutungslos und infolgedessen ein Schlag ins Wasser.

Wie die Dinge aber jetzt liegen, nachdem der glän­zende Erfolg des Boltsbegehrens dahin geführt hat, daß sogar in den bürgerlichen Parteien mit der Möglich­teit gerechnet werden muß, daß 20 Millionen Stimmberechtigte für den Gesetzentwurf des Volksbegehrens stimmen, müssen die Kompromißparteien nun schon sehr grundlegende Beränderungen ihres Borschlages vornehmen, wenn das Kompromiß für die Sozialdemokratische Partei   annehm­bar sein soll. Es sieht fast so aus, als ob die bürgerlichen Mittel­parteien sich um die Quadratur des Zirkels bemühen. Die einzige befriedigende und klare Entscheidung fann nur die entschädigungslose Enteignung der Fürsten  

aussprechen.

Der schimpfende Gemeindevorsteher. Alle Unterzeichner des Volksbegehrens find Spizbuben. Eine recht sonderbare Auffaffung von seinen Amtspflichten scheint der Gemeindevorsteher Richter in Mahlow( Kreis Teltow) zu haben. Richter, der politisch eine Stüße der Deutsch  nationalen und des Landbundes ist, ist über den Ausgang des Bolksbegehrens verärgert und läßt dies die Unterzeichner bei jeder Gelegenheit erfahren. Dies mußte auch der Kohlenhändler Ruß in Mahlow   über sich ergehen lassen. R., dessen erwerbsloser Sohn teine Unterstügung befommt, weil der Bater ein eigenes Geschäft führt, versuchte, vom Gemeindevorsteher Richter eine Bescheinigung darüber zu erhalten, daß das Geschäft nicht soviel einbringt, um den Sohn mit ernähren zu können. Es sollte dadurch die Berechtigung zum Bezuge der Erwerbslosenunterstügung erlangt werden. Als R. mit diesem Ersuchen zum Gemeindevorsteher fam, erhielt er folgende Antwort: So, zur Unterzeichnung von Unter­stügungsanträgen bin ich gut." Der Gemeindevorsteher verwies jogleich auf das Boltsbegehren und bezeichnete alle Einzeichner als Spizbuben". Dieser Borgang löste bei Ruß berechtigte Empörung aus, zumal ihm die Auskunft im Amts­bureau in Gegenwart des Personals gegeben worden ist.

Unsere Parteifreunde interpellierten in der Gemeindevertreter­figung ihren Gemeindevorsteher über dieses Vorkommnis, und Richter gab unumwunden zu, diesen Ausspruch getan zu haben, ja, er glaubte ihn noch beträftigen zu müssen, indem er sagte, die Hohenzollern   wären im 13. Jahr hundert mit Bermögen ins Land gekommen, hätten durch ihre große Sparsamkeit ihr Vermögen vergrößert, und es sei Diebstahl, ihnen das rechtmäßig Erworbene fortzunehmen. Auf den Hinweis unferer Genoffen, er tönne noch nicht ohne weiteres 12% Millionen Wähler als Spizbuben" bezeichnen, meinte er, diese 12% Millionen feien eine von den Linkspartelen und ihrer Presse verheizte Masse. Auf den Vorhalt, daß sich unter diesen 12% Millionen sicher auch eine bedeutende Anzahl Deutschnationale befinden werden, ant mortete er, diefe wüßten nicht, warum fie ihre Unterschrift gegeben hätten. Auf die weitere Frage, wie er feinen Ausspruch mit feinem Amt vereinbaren will, erklärte er, daß das Gefagte feine persönliche Meinung sei und mit seiner Amtstätigkeit nichts zu tun habe.

Michael gegen Kutisker.

Der Prozeß Kutister.

Zu Beginn der heutigen Verhandlung teilte der Vorsitzende, Amtsgerichtsrat Ahlsdorf  , mit, daß der Banfier Jakob Michael  durch Rechtsanwalt Dr. Alsberg den Antrag gestellt habe, zu diesem Verfahren als Nebentläger zugelassen zu werden, da er sich durch Aeußerungen Kutisters in seiner Ehre gekränkt fühle. Der Borsitzende bemerkte hierzu, daß nach seiner Rechtsauffassung dieser Antrag vollfommen abwegig jet. Mit Rücksicht auf den schlechten Gesundheitszustand Kutisters bat der Vorsitzende die Ver­teidigung, hierzu nur furz Stellung zu nehmen, da Autister gestern während des ganzen Tages Bettruhe halten mußte, und da fein Zustand sich so verschlimmert hat, daß es fraglich erschien, ob man heute überhaupt die Verhandlung eröffnen fönnte. Rechtsanwalt Dr. Pindar gab dann zu dem Antrage Michaels folgende Erklä

rung ab:

2nwälte derartige Anträge zu stellen, um sich weiß zu waschen und ,, Es ist sehr leicht, vom sicheren Port aus durch ausgezeichnete Anwälte derartige Anträge zu stellen, um sich weiß zu waschen und fich ins richtige Licht zu rücken, wenn man sich auf einer Erholungs­reise in Tirol oder Paris   oder sonst irgendwo befindet. Um allen derartigen Anträgen jedoch die Spize abzubrechen, stelle ich meinerseits den Antrag, den angeblich in Paris  weilenden Herrn Jakob Mihael als Entlastungs­Angeklagten Rutisfer in Sachen des Hanauer Lagers einen un­zeugen zu laden. Herr Michael hat durch sein Vorgehen dem geheuren finanziellen Schaden zugefügt, und als Entlastungszeuge wird Herr Michael unter Eid bekunden müssen, daß Kutister in diefer Angelegenheit die volle Wahrheit gefagt hat. Ich bitte jedoch die Staatsanwaltschaft, zunächst Ermittlungen anzustellen, wo denn dieser Herr Michael fich überhaupt aufhält. Bekanntlich wurde er eine Zeitlang im Polizeipräsidium festgehalten, schüttelte dann den heimatlichen Staub von den Schuhen und hat sich angeblich nach Baris zur Erholung begeben."

Das Gericht beschloß, über diesen Antrag des Rechtsanwalts Dr. Bindar später zu beraten. Es wurde dann die zmeite Gruppe aus der Anklage, nämlich die Grieger- Wechsel, besprochen, die die Staatsbant von Kutister erhalten hat. Der Angeklagte Stauf mann Grieger gründete 1916 in Tempelhof   die Mechanische Treib­riemenweberei mit einer Tochtergesellschaft, der Westdeutschen Treib­riemenfabrik in Bremen  . 1923 geriei das Unternehmen in Schmie rigkeiten, und Grieger verlangte von der Steinbant einen Kredit von 35000 Mart, den er auch erhielt. Damals waren Tages 3insen von 15 Broz. allgemein üblich, so daß nach zwei Monaten die Schuld Griegers Kutister gegenüber auf 280 000 Mart, abermals vier Wochen später auf eine Million Martan­gewachsen war. Außerdem hatte Grieger bei Kutister noch per fönliche Schulden in Höhe von 300 000 Mart. Später faufte Ru tisfer das ganze Unternehmen.

riemenfabrit im einzelnen vorgelegt und erörtert. Der Borsigende Dann wurden die verschiedenen Wechsel der mechanischen Treib­stellte fest, daß die Wechsel vom Februar und März in einer Ge­famthöhe von 1% Millionen Mart größtenteils bezahlt worden feien, daß dann aber später, nachdem die Fabrik in den Besitz der Stein­bant übergegangen war, weitere Wechsel über dret Mil­lionen art ausgestellt, protestiert und schließlich nicht be 3a hit morden seien.

haben sie mich mit Papiermart beloftet, und ich mußte dafür täglich hohe Zinsen zahlen. Die Rentenmartbeträge haben sie mir auf Girokonto gutgeschrieben, ohne daß sie verzinst wurden. Das waren Millionen Rentenmart. Ich bin dann zu Geheimrat Rühe ge­gangen und habe ihn gefragt, wie ein folches Institut so grobe Fehler begehen könne. Er wollte das nicht glauben, aber ließ sich schließlich den betreffenden Beamten kommen, und da stellte sich heraus, daß es tatsächlich so war, wie ich es gesagt hatte. Nach diesen Worten wurde der Angeklagte von einer neuen Schwäche befallen, so daß der neben ihm fiende Arzt von der Charité seine Verhandlungsunfähigkeit für heute konstatieren mußte. Infolgedeffen brach Amtsgerichtsrat Ahlsdorf   die Sigung ab und 10 Uhr, da man durch späteren Verhandlungsbeginn eine größere vertagte die Berhandlung auf morgen, Sonnabend, vormittag Frische bei dem Angeklagten Kutister zu erzielen hofft.

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Mussolini Federzoni Farinacci. Die Hintergründe der Kaltstellung Farinaccis. Gegens In der Frankfurter Volksstimme" veröffentlicht der frühere seitige Erpressungsversuche. sozialdemokratische Abgeordnete Francesco Ciccotti inter­effante Einzelheiten über die Hintergründe der Kaltstellung Farinaccis:

feinen Willen aufzuzwingen, weil es ihm während des Farinacci glaubte fich allmächtig und imstande, selbst Mussolini  matteotti   Brozelles gelungen war,

fich der Dokumente zu bemächtigen, die die direkte Verantwort lichkeit des Duce für diesen Mord ebenso wie für andere Ber­brechen beweisen.

Und er glaubte, den Duce in jedem Augenblid erpreffen zu tönnen. Aber die gleichen Dotumente sind im Besitz einer anderen Person, die geschichter ist als Farinacci: nämlich des gegen wärtigen Innenministers Federzoni. Federzoni besitzt jedoch noch ein anderes Doffier, das Farinacci felbst betrifft: es handelt sich um einige Briefe, aus denen hervorgeht, daß

Farinacci   ungefähr eine halbe Million Cire von den Leitern der Banca di Sconto und der Firma Anfaldo für den von ihm in den letzten Monaten heftig geführten Feldzug gegen die Banca Commerciale und ihren Direktor Toelih empfangen hat. Wenn Farinacci sich mit diesen Operationen begnügt hätte, hätte man ihn in Ruhe gelassen, denn alle führenden Persönlich­teiten des Faschismus der Duce in erster Linie stecken mit ähnlichen unmoralischen Mitteln Reichtümer ein. Aber Farinacci dem Ministerium des Innern zu vertreiben und selbst seinen stiftete ein Romplott gegen Feberzoni an, um ihn aus Blatz einzunehmen; und er bedrohte indirekt Mussolini  , wenn der ihm nicht bei seinem Komplott helfen würde.

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Als Federzoni davon hörte, hielt er Musso. lini die gleichen Waffen unter die Nase: die der belini Erpressung- worin er erfahrener und geschickter als Farinacci ift. räumen müssen, und Mussolini  , erichredt von der Möglich Bedroht von einem schweren Standal, hat Farinacci das Feld teit, Federzoni könnte über das Matteotti- Berbrechen pfeifen", hat sich entschlossen, Farinacci dem Federzoni zu opfern.

fionen Mark vorgelegt, die schließlich nicht bezahlt worden sind. Dann wurden die letzten Wechsel in Höhe von insgesamt 3 Mit Kutisfer erklärte hierzu, daß diese hohe Summe dadurch heraus gekommen sei, daß die Binsen, Protestfoften usw. immer mehr an gewachsen seien. Schließlich sei auch noch die Sache mit Michael dazu gekommen, und dann die Ametageschäfte.( Mit einem schwachen Lächeln:) Wären die Ametageschäfte gut gewesen, die ich mit der Staatsbant gemacht hatte, dann hätten die Herren dort sicherlich ge sagt: Stutister ist ein sehr tüchtiger Mann", so aber haben sie mich immer weiter belastet.

Diese Haltung des Gemeindevorstehers wird zweifelhaft nicht nereinzelt dastehen, denn die Tatsache, daß in den rein ländlichen furge Baufe eintreten. Der Vorsigende ließ darauf, da Kutister sehr erschöpft war, eine Gebieten Terror und Sabotage das Ergebnis des Boltsbegehrens herabgemindert haben, fann durch Dugende von Fällen belegte chief fortgesetzt. Im Laufe dieser Berhandlung fam es zu Nach der Bause wurde die Berhandlung über die Grieger werden. Dem Landrat v. 2 ch en bad empfehlen wir, fich biefen einer erregten Szene. Der Angetlagte Rutister protestierte Gemeindevorsteher einmal etwas genauer anzusehen. in der heftigsten Form dagegen, daß die Staatsanwaltschaft immer mur einzelne Briefe aus der Korrespondenz herausnehme, ohne die Gesamtheit der Korrespondenz vorzulegen. Nachdem der Borjigende Kutister beruhigt hatte, führte Kutister noch folgendes aus:

Das Wettrüsten in der Luft. Das amerikanische   Repräsen. tantenhaus hat gestern mit 97 gegen 39 Stimmen das neue Luft­bauprogramm der Marine gutgeheißen, das innerhalb 5 Jahren den Bau von 2200 Flugzeugen und von 2 Luftschiffen vorsieht. Deren Umfang soll dreimal größer sein als der der Shenandoah".

Als Mensch hätte Staatsanwalt Hölz doch auch die anderen Briefe berücksichtigen fönnen. Millionenwechsel hat ja die Staats­bank von mir in Händen gehabt. Aber wie ist es in diesem großen Institut auch zugegangen. Monate und Monate

Dieser Hintergrund ist fürzlich in Rom   durch Flugblätter enthüllt worden, die erst spät von der Polizei beschlagnahmt wurden. Aber in Rom   wissen auch die Journalisten, daß Drud und Berteilung der Enthüllungen von einem Setretär Federzonis ausgegangen find, der gleichzeitig Redakteur ber Tribuna", des persönlichen Organs des Innenminifters, ist Das Flugblatt trug mit großen Buchstaben die folgende Weberichrift

Der Reiniger Farinacci gereinigt! Federsoni ist es gelungen, ihn hochgehen zu laffen, weil er ihn in zwölf Stunden ins G:- fängnis bringen und in vierundzwanzig Stunden Muffolini

felbst zur Flucht ins Ausland zwingen tann." Ich halte es für lehrreich, Ihre Leser über den Hintergrund des Sturzes von Farinacci   zu unterrichten, weil die einfache Erzählung diefer Episode, demjenigen, der sie noch nicht hat, eine Idee von der Moral der Tyrannen Italiens   und von der unend­lichen Schande unferer Anechtschaft geben fann.

Das Saxophon schreibt sich mit X unit ummißverſtändlich mit. Es repräsentiert, meinte ich stolz und fapitatifilichen Staates. Sie hat zwar dafür anteilig mit ihren

Von Walther Appelt.

Es gibt im Menschenleben... Augenblicke, ich weiß schon. Aber davon soll hier nicht die Rede sein. Sondern von Ent­täuschungen, von denen niemand bestreiten wird, daß es auch sie im Menschenleben gibt.

Die Enttäuschungen werden eingeteilt in solche ersten, zweiten und dritten Grades. Die Enttäuschungen ersten Grades find die, über die wir uns sofort hinwegfeßen, also 3. B. eine davongelaufene Braut. Beim zweiten Grad dauert es immerhin einige Tage, bis wir unser Gleichgewicht wieder haben. Beispiel: wenn die der unseren benachbarte Lotterienummer einen Hauptgewinn gemacht hat. Die Enttäuschungen dritten Grades aber find die, über die wir niemals ganz hinwegzufommen vermögen.

Eine solche mußte ich erleben.

Das Sachsophon dagegen teilt jedem seine und seiner Klänge Her­froh, in der ganzen Welt nicht nur sich selbst, sondern auch uns

andere alle miteinander...

Und nun schreibt es sich mit x!

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Jeder Landsmann wird verstehen und die anderen mögen es zu ahnen versuchen!, wie allzu richtig es ist, was oben über die drei Grade von Enttäuschungen, besonders über den dritten, gefagt

wurde.

Aufschwung des Frauenstudiums.

In den zwanzig Jahren feit 1905, das als das eigentliche Ge­burtsjahr des akademischen Frauenstudiums an deutschen   Universi­täten bezeichnet werden muß, ist die Zahl der studierenden Frauen von Jahr zu Jahr gewachsen. Sie stieg von 150 im Jahre 1905 auf rund 4000 zu Beginn des Weltkrieges. Ihren bisherigen Höchst stand erreichte fie im Inflationsjahre 1923, wo sie im Sommer femefter 8590 Studentinnen auswies. In den folgenden Jahren ging fie etwas zurück, entsprechend dem Absinken der Zahl männ­licher Studierender, um jetzt wieder langsam anzufteigen. Zurzeit find 7250 Frauen als Studierende an deutschen Uni­haupt akademischen Borlesungen besuchende Frauen einbegriffen sind. Ihre Zahl ist natürlich erheblich größer, fann aber nicht genau angegeben werden. Bei den genannten Ziffern sind nur die Frauen gezählt, die fich als Bollstudierende immatrikulieren ließen, um einem atademischen Brotstudium zu obliegen.

Das Saxophon schreibt sich mit x, Und nicht, wie ich gedacht hatte, mit chs. Ich habe nicht allzuviel Beziehungen zu Jazz und Shimmy, also auch nicht zu den Instrumenten, mit denen man die dazu erfcr- versitäten eingeschrieben, in welche Ziffer natürlich nicht alle über derliche Musik vom 3aune bricht. Aber ich wußte, daß dazu u. a. ein merkwürdig geformtes Blasinstrument gehört, das in gemäßigten Dimensionen an eine Knafterpfeife erinnert, in größeren wie ein verfilbertes Wasserklosett aussieht. Und als ich seinen Ramen hörte, lam für mich nur die eine einzige Schreibart Sachsophon" in Frage.

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| teiligung der proletarischen Bevölkerung im Bildungswesen des Steuerleistungen aufzukommen, aber im wesentlichen profitiert da­von wiederum nur der Nachwuchs der bürgerlichen Schichten. Hier Wandel zu schaffen, wird das Hauptbemühen sozialistischer Kultur­arbeit sein müssen.

Bon den linken Leuten. Am fünften Abend der linken Leute" in der Sezession sprach zum erstenmal in diesem Rahmen ans Bauer, der ehemalige Herausgeber des Drachen" in Leipzig  . Er las eine fleine Novelle Die letzten Rutscher", dann einige Slizzen, u. a. Die Schwielen" und" Tante Lisbeth", Stizzen, die sich am Schluß troß ihrer ironischen Haltung zu antlägerischem Bathos Bürgertums anprangern, das Haften an der Oberfläche der Dinge, den kritiklesen Glauben an die berauschende Phrase. Aber Bauer steigern, die die Dummheit, Gedankenarmut und Berbohrtheit des nimmt den Dingen die Schwere, er fchreit feine Wut nicht hinaus, er vermeidet die demagogische Gefte, er ist Florettfechter, Publizist, elegant und sicher in der Handhabung seiner Waffe, er überschreit sich nie, nur am Schluß hält er eine Fermate, fingt jeine Stretta. Anders Karl Kraus  , der Herausgeber der Fackel", dessen Mono­log des Nörglers aus der Weltenwende" Pauline Nardi Sprach. Ein prophetisches Pathos lebt in ihm, hinter dem Publizisten die Anklagen eines Amos oder Jeremias waren. Alttestamentarisch fteht der Lyrifer großen Stiles; tämpferische Lyrit, lyrisch, wie auch wirkt dieser Monolog des Nörglers aus dem Menschheitsdrama in der ständigen Bartierung eines einzigen Gedankens, in der Fülle der Bilder und Bergleiche, die alle um dasselbe Zentrum freisen: Abrechnung mit den Menschen, die den Krieg wollten, Abrechnung mit der Dummheit, die ewig ist. Pauline Nardi spricht mit dunkel fallend, zu ſehr auf Moll gestimmt, ehne die Kraft des Ausdrucks, die ermüdende monotonie die diese Dichtung fordert. Daneben die anderen, die man von den vorigen Abenden fennt: Weinert, Hiller und Walter Mehring  , der feine entzückenden Abenteuer des Walt Merin liest. F.S.

Mühelos reimte ich mir zusammen: das, was der sächsische schiebenen Disziplinen auf die Frauen. Während Philosophie, Ge. gefättigter Stimme, manchmal den Saz wie ein musikalisches Rezi­

Dialekt unter den Weltsprachen, das ist das Sachsophon unter den Musikinstrumenten. Jeder diesem Instrumente entlodie Ton, dachte ich weiter, ist eine Paraphrase, eine mufitgewordene Apotheose unferes herrlichen heimischen Idioms. Und vollends eine Tonfolge die muß geradezu eine Bahnfahrt im überfüllten Abteil 4. Klajje zwischen Geithain   und Burgstädt   ersehen. Das Sachsophon, dachte ich, hat seinen Namen daher, daß es imstande ist, die liebliche sächsische Sprache, ja die ganze neuerdings berühmt gewordene fächsische Mentalität auf fnappste, zwingendste Formel zu bringen. lind ganz für mich im stillen fügte ich diesem lokalpatriotisch- offiziellen Gedanken noch einen sozusagen inoffiziellen hinzu: es ist fein Wunder, daß die Bewegungen der Jazz- Tanzenden so verzweifelt und hilfeflehend find. Das Sachsophen und seine Geithain  - Burg­ städter   Töne sind dafür durchaus als mildernde, alles erklärende Umstände anzusehen,

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Aber stolz war ich doch. Nicht darauf, daß wir Sachsen   einmal bei einer modernen und allgemein als modern anerkannten Sache namhaft" beteiligt waren. Denn das waren wir schon immer es wußte's bloß niemand. Bem war oder ist z. B. bekannt, daß der Maler Bechstein aus Zwickau  , der Borer Samson- Körner   ebendaher, der Wanderprediger guftaf nagel, soviel ich weiß, aus Lommahsch, der Schreiber dieser Zeilen aus Dschaß stammt? Den allerwenigften!

Interessant ist der Wandel in der Anziehungskraft der ver­schichte und Sprachwissenschaften gegen 1914 nur eine Steigerung um etwa 30 Broz. aufzuweisen haben, desgleichen die Medizin, fönnen die staatswissenschaftlichen und volkswirtschaftlichen Fächer mit einem Wachstum von rund 650 Proz. gegen 1914 aufwarten: gegen damals 189 eingeschriebene weibliche Studierende stehen icht 1242.

In dieser Ziffer kommt natürlich der politische Umschwung gegen 1914 zum Ausdrud, der den Frauen die politische und( in der Phrase) auch foziale Gleichberechtigung brachte, momit ihnen Berufe

o jei als Sturiosum erwähnt, daß jetzt 54 Frauen Theologie eröffnet wurden, die ihnen früher durchaus verschlossen blieben. So studieren( 53 evangelische, 1 tatholische) gegen 16 der evangelischen Fakultät vor dem Kriege!

Jezt wie früher weisen die Großstadt- Universitäten den größten Anteil an der Gesamtzahl der weiblichen Studierenden auf. An der Spize steht Berlin  , dem im weiten Abstande München  , Köln  , Breslau  , Münster   und Leipzig   folgen.

des weiblichen Geschlechtes an den akademischen Berufen ist, für So erfreulich in fultureller Hinsicht auch die stärkere Beteiligung Hoffnung. Wie überhaupt nur ein fnappes Prozent der Gesamtzahl die proletarischen Frauen bleibt sie vorläufig mehr als je unerfüllte aller Studierenden aus proletarischen Schichten fommt, fo find an diesem Prozent die Frauen in verschwindender Anzahl beteiligt. Diefe Tatsachen beweisen mehr als alles andere die ungeheure Benach.

Direkter Zug Calais- Kairo. Wie der Jerufalemer Bericht­erftatter der Londoner Morning Post" zu melden weiß, beschäftigt man sich in Syrien   und Palästina eifrig mit der Ausarbeitung eines großzügigen Eisenbahnprojefts, das gestatten würde, einen von Ca­leiten. Die Vorbereitungsarbeiten für die große Linie, die über lais abgehenden Zug in ununterbrochener Fahrt nach Kairo   zu Mailand  , Konstantinopel  , Skutari, Beirut   und Haiffa führen soll, find schon ziemlich weit vorgeschritten, so daß man mit einer Ber­wirklichung des Projektes in nicht allzuferner Zukunft rechnen darf.

Der Männerchor Einigleit", Berlin- Mitte, beranſtaltet am Sonnabend im Saalbau Friedrichshain, 8 Uhr, zur Feter feines 50- jährigen Bestehens ein Festkonzert, in dem zahlreiche andere Chöre mitwirken.

Eine Nachtvorstellung der Bühnengenossenschaft findet im Capitol am Schildkraut Film Seine Söhne". Kapellmeister Schmidt- Gentner dirigiert. Montag, abends 11, Uhr. statt. Zur Aufführung fommt der letzte Nurolf

von Hermann Stiengl über Das 150 jabrige iener Burg Vorträge. Der für Montag im Reichstagsgebäude   angesezte Vortrag theater muß wegen Erfrantung des Bortragenben ausfallen.