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Sonntag

18. April 1926

Aus der Film- Welt

Die Filme der Woche.

Nanette macht alles." ( Ufa  - Theater am Kurfürstendamm  .)

Nein, Mady Christians   macht alles. Ihr zuliebe ist dieser Film gearbeitet und sie verbürgt den Erfolg. Und das mit Recht, benn sie ist das luftigste, reizendfte, erfindungsreichste, zu allen Streichen und Tollheiten aufgelegte Rammerfäßchen, das man sich denken kann. Sie erseht ihre Herrin, die auf Wintersport verreifen muß, und auch wenn sie zu Hause bliebe, für ihren Mann feine Zeit hat; ja mehr als das, sie übernimmt die Rolle, die diese von Rechts megen spielen müßte. Der Mann, ein Leichtfuß, der auf seine Frau feinen Einfluß hat und der Skiave ihrer Millionen und mondänen Gelüfte ist, verspielt sein Geld, vernachläffigt seinen Dienst. Aber Nanette weiß alles wieder einzurenten, sie versteht die Kleider ihrer Herrin zu tragen und dem gestrengen Generaldirektor so zu impo­nieren, daß er die Kündigung ihres Herrn zurücknimmt und Stamm­gaft in dessen Hause wird. Sie beschwichtigt den Gläubiger, der sich spernstreichs in sie verliebt, ja fie erzieht ihren Herrn zur Pünktlich feit und häuslichkeit. Wenn ihre Kollegin, die dicke Köchin, sie nicht bei ihrer Herrin denunziert hätte, wer weiß, was daraus geworden wäre. Bisher ist Nanette auch in der verfänglichen Situation brav geblieben, aber auf dem Ball, auf den sie mit ihrem Herrn geht, entmideft fie eine solche Ausgelassenheit. daß nur die Zurückkunft ihrer Herrin die Situation retten und Nanette wieder in die pflicht bewußte Hausangestellte verwandeln kann. Natürlich bekommt fie zum Dank den braven Anstreicher, der ihr durch alle Fährnisse hin­burch treu geblieben ist. Ihre Herrin aber muß sich von ihr sagen laffen, was für einen guten Mann sie hat, wenn man ihn nur richtig zu behandeln weiß. Um Mady Christians   Gelegenheit zum starfen Spiel zu geben, werden der Rolle Züge beigelegt, die faum die psychologische Probe bestehen. Ein Mädchen dieser Art wird sich im Salon nicht so ungeschickt benehmen, noch sich auf dem Ball zu solchen Extravaganzen fortreißen lassen. Ja, wollte man mit Klaffen psychologie feminen, so müßte man sagen, daß die Dienerin der Herrin weit überlegen ist und ihren Platz verdient.( Aber die an dere hat ja die Millionen.) Es bleibt also bei einem hübschen Spiel, aus dem keine Konsequenzen gezogen werden. Trotzdem hat Karl Boese ein wirklich luftiges, unterhaltendes und pointenreiches Luftspiel geschaffen. Mady Christians   bezaubert mit ihrem Maje rümpfen, ihrem ausdrucksvollen Augenspiel, ihrem Mündchenziehen, ihrer Stofetterie wie ihrer Hochnäfigkeit, ihrer Feinheit wie ihrer Ausgelaffenheit. Georg Alexander  , das Objekt ihrer Erziehung, ein Bechvogel auf allen Gebieten, rüat daneben in zweite Reihe. Recht gut sind die Nebenrollen besetzt: Siegfried Arno   charakteri fiert den Spieler und Damenfreund, der von Nanettes Bräutigam, dem waderen Friz Rempers, fnod cut gebort wird, vortrefflich, und Vivian Gibson   gestaltet die mondäne Frau sehr markant. D.

.Die Fahrt ins Abenteuer." ( Ufa- Palast am 300.)

Ein

In diesem Film gibt es eigentlich nichts, was nicht bereits in einem Lustspiel abgewandelt worden ist. Alles ist leicht, unproble matisch und kultiviert das Ganze, Gesellschaftsfomödie und Aben­teurerfilm, mit Einfällen, Situationen, aber mit einer Handlung, die faum für die sechs Afte ausreicht. Dehnungen fommen vor, Wiederholungen, Aufnahmen von der Riviera sind um ihrer selbst willen gemacht worden. Nach einem bilbhaft wirkenden, tempera­mentvollen Auftakt beginnt das Schleppen der Handlung. Schüchterner junger Mann findet nicht den Mut zum Antrag, auf Anraten seiner Schwester reist er der Geliebten, die mit ihrer Mutter eine Rivierareise macht, nach. Er gerät in unangenehme Situationen, aus denen ihn seine Schwester, die ihm gefolgt ist, endlich befreit. Zwei Brautpaare umarmen fich am Schluß in Großaufnahme. Die Möglichkeiten des Filmlustspiels scheinen beinahe erschöpft zu sein. Allmählich haben sich bestimmte Typen herausfristallisiert, die heute bis zum legten abgewandelt worden sind. Robert Liebmann  , der Bearbeiter des Braunschen Manuffripts, hat für die Kombi­nation von Abenteurer- und Gesellschaftskomödie in seinem Film Das schöne Abenteuer" einen Typ geschaffen, der im Mann ohne Namen" und in Ellen- Richter- Filmen bereits angedeutet war und nachher unzählige Bariationen erlebte, heute aber zu einem Schema erstarrt ist. Ueberragende Darstellerpersönlichkeiten können es be leben und durchbrechen. Hier fehlen diese. Man hält Niveau und täuscht damit über die Weitschweifigkeit der Handlung nicht hinweg. Der Regisseur Mar Mad vermeidet Unterstreichungen, gibt eher Andeutungen als lleberbetonungen. Eine telephonische Liebes­

"

Mundfalten stilisiert. Selbst Ossi Os malda bleibt manchmal blaß, Agnes Esterhazy   begnügt sich damit, hübsch auszusehen, doch Willi Fritsch   gibt dem schüchternen Liebhaber ausgeprägte Physiognomie. Es ist hier mit der schauspielerischen Leistung wie mit der Anlage des ganzen Films: fast alle Darsteller werden in Situationen gestellt, die sie vollkommen gestalten, es fehlt aber der Zusammenschluß. Die Schuld liegt am Manuskript. Vielleicht wäre es an der Zeit, einen neuen Lustspieltyp zu schaffen. F. S.

Des Menschen Zähne und ihre Pflege." für 3 ahnpflege in den Schulen einen Film herstellen, der im Unter diesem Titel ließ das Deutsche Zentralfomitee Kaiserin- Friedrich- Haus seine Uraufführung erlebte. Das Manuskript schrieben Dr. Konrad Cohn und Dr., Jean Kientopf, medizinisch­wissenschaftliche Mitarbeiter standen ihnen zur Seite. Der Film er. füllt den Zweck, der Schuljugend vor Augen zu führen, daß die Sahnpflege ein wichtiger Teil der Gesundheitspflege ist. Ueberdies ift er bestrebt, feinerseits mit zum glücklichen und erfprießlichen Ver­lauf der Reichsgesundheitswoche beizutragen. Der Film ist fa gehalten, daß er sich sowohl tertlich wie bildlich direkt an die Schul­jugend wendet. So wird eindrucksvoll darauf hingewiesen, daß man im frühesten Stadium die Erkrankung von Zähnen behandeln laffen muß, wie und wann die Zähne zu puzen find usw. Durch die klare, leicht faßbare Anschaulichkeit der Trickzeichnungen wird das Wachs­tum der Zähne veranschaulicht. Ferner wird man über die Bestand teile des einzelnen Zahnes und die Nützlichkeit des langjamen Rauens und die Schädlichkeit des Schlingens unterrichtet. Es wird auch nicht verabsäumt, die Herstellung einer guten Zahnpasta, der feine scharfkantigen Bestandteile. wie z. B. Bimsstein, beigefügt werden dürfen, vorzuführen. Auch werden Tiergebisse gezeigt, die an und für sich ja sehr interessant sind, dem Kinde aber mohl nicht viel fagen, weil die erläuternden Trickzeichnungen fehlen. Warum fe­doch bekommt man feinen plombierten Zahn, leine Krone und fein Erfahgebiß zu sehen? Daß die Einwirkungen von Krankheiten auf die Zähne verschwiegen werden, vermist man gleichfalls, wenn man auch den Einwand machen kann, es soll hier nur von der Pflege der Zähne erzählt werden.

* Frauen der Leidenschaft." ( Primuspalast.)

-g.

Von diesem Film wäre nicht allzuviel zu reden, wenn die Film. zenfur nicht für ihn eine gewisse Reflame gemacht hätte. In der unteren Instanz wurde er gänzlich verboten, und erst die Oberprüf ftelle gab ihn frei, nachdem Leopold und Cléo de Mérode  , die im ersten Teil des Films auftreten, ihrer Namen beraubt waren. Mit Hilfe einer etwas romantischen Rahmenhandlung, in der auf eine wenig durchsichtige Weise durch Handlesekunst Schicksale gedeutet merden, wird warnend der Finger erhoben vor den Leidenschaften, die in dem Zwischenspiel gestaltet sind. Zuerst das Schicksal der fleinen Tänzerin, die von einem Fürsten  ( Leopold von Belgien  ) aus ihrem bescheidenen Kreise herausgerissen wird und zur fürstlichen Brimadonna und Mätresse avanciert. Zu spät erfährt sie, daß sie für ihre Karriere zuviel preisgegeben hat, denn ihr erster Liebhaber, deffentwegen sie mit dem König bricht, verläßt sie doch und das " arme Kind" ist darauf angewiesen, aus ihrer Berühmtheit auf Gaft­spielen Kapital zu schlagen. Fern Andra   ist die Tänzerin, aber fie vermag die junge Tänzerin nicht glaubwürdig zu gestalten und entspricht in ihrem Aeußeren auch keineswegs dem bekannten Typus der Cléo de Mérode  . Ledebour gibt den Fürsten   höchft lebendig und charakteristisch. Das zweite Bild der Leidenschaft rollt die Brinzessin Chimay auf, die amerikanische   Milliardärstochter, die mit dem Zigeunerprimas Rigo durchging, um Erfaz für ihre langweilige Ehe zu finden. Auch diese Leidenschaft endet tragisch. Nachdem

Flora- Lichtspiele

Landsberger Allee 40-41 Ecke Petersburger Straße Heute und morgen

Fünf- Uhr- Tee in der Ackerstraße

mit Reinhold Schunzel  

Der Mann ohne Schlaf( Der Schlafwagen­

kontrolleur

mit Harry Liedtke  Ab Dienstag:

C. Aldini   in Der Kampf gegen Berlin

Milton Gills,.Krock ou

esc

erflärung aus zwei benachbarten Zeilen in demselben Hauſe iſt nicht Merkur  - Palast Sichtspiele Frankenburg

neu, gewinnt aber Gesicht, wenn Adolphe Engers  ' betuliche Ge­schäftigkeit der Figur Leben gibt. Wigig, wenn ein gefährlicher Sprung mit der Zeitlupe aufgenommen wird, aber Automobilver folgungen mit Hindernissen an der Riviera sind heute doch schon zu fehr bekannt. Der Film zerfällt in einzelne Bilder und Situationen, die prägnant herausgemeißelt sind, geradezu Kabinettstücke der Film­regie bedeuten, dazwischen jedoch gibt es tote Stellen. Ein Schrift­steller, der aus der Reise einen Roman fabriziert, wirft schlimm, entstammt irgendeinem Kleinmädchenroman, besonders noch, wenn ihm Warwick Ward   nur auf den Lebemann mit den ironischen

Palisadenstr. 26, a d.Strausb. Str. Heute und morgen:

,, Die Försterchristel"

und das lustige Beiprogramm!

Ab Dienstag:

Harry Piel  :

..Das Abenteuer im liachiexpreß"

Große Frankfur er Straße 74 Heute und morgen:

,, Die Försterchristel"

Jackie Coogan   in

Beilage des Vorwärts

Rigo in einem Leben voll Saus und Braus das Geld seiner Ges liebten verschwendet hat, kehrt sie in Not und Elend ins Elternhaus zurück. Aber sie findet verschlossene Türen, die sterbende Mutter will sie nicht sehen, und sie bricht in einer falten Wintersnacht an einem Laternenpfahl zusammen. Agnes Esterhazy   hat die richtige Mischung von Abenteuerin und Aristokratie, um dieser Rolle Reiz und Anziehung zu geben. Auch Theodor Loos   fand sich mit dem Rigo, besser als man erwarten fonnte, ab. Denn von Haus aus liegt ihm diefe Rolle wenig. Rolf Randolf   ist für die Regie verantwortlich. er folgt dem breiten Publikumsgeschmack und müht fich nicht sonderlich darum, aus den ausgefahrenen Gleisen heraus­3ufommen.

Prinzessin Trulala."

( Alhambra, Kurfürstendamm  .)

-

T.

Endlich ist einmal eine nette Harmlosigkeit mit Schmiß und echt filmischen Reizen herausgebracht worden. Bon vier Brinzessinnen, die in echt jugendlicher Ünbekümmertheit durchs Leben tollen, foll plötzlich und unerwartet eine heiraten. Natürlich will feine und das Kleeblatt trudelt um den unbekannten prinzlichen Bräutigam. Brinzessin Trulala wirft zwölf. Sie reist mit ihrer Schwester, der Brinzeffin Hopfaffa, befehlsgemäß aufs Jagdschloß. Der Bräutigam verkleidet sich als Jäger, die beiden Mädel ziehen sich als Kellne rinnen an. Und der Schluß? Prinz und Prinzessin finden sich in echter Liebe, und Hopsassa bekommt auch noch einen Mann ab, fie wird die Schmiegermutter ihrer Schwester. Das alles ist Sturm schrieb das Manuskript so sprühend lebendig und voll von gutem Wizz erzählt, daß die Zuschauer in die vergnüglichste Laune gerieten und dieser Film selbst zur lleberwindung sommerlicher Kino- Unfuft beitragen wird. Die fünstlerische Oberleitung unterstand Richard Eichberg  . Es ist doch etwas Köstliches, wenn man derort vor­züglich wie dieser in Bildern sehen fann. Erich Schönfelders Regie ist feinsinnig und Willy Hameisters Photographie ist es auch. Die Hauptrolle spielte Lilian Harvey   mit dem ganzen Reiz ihrer Jugend und ihrer anmutigen Gelentigkeit. Dina Gralla  und Harry Halm   waren als Schwester und Bräutigam sehr fym­pathisch. Hans Sturm holte sich als berber Wirt einen beachtens. werten Erfolg und Hans Juntermann war wiederum unend­lich fomisch als stets in Ehrfurcht ersterbender, hösisch verbildeter. vollendeter Trottel.

Die kleine Konaille." ( Tauenhienpalaft.)

e. b.

Das Filmabkommen der Ulfa   mit den Amerikanern versprach uns das Beste der amerikanischen Produktion zu bieten. Dieser Film, der schon eine Reihe von Jahren alt ist, gehört aber sicher nicht dazu. Nach der in Amerika   beliebten Formel der Schwarzweiß­psychologie sind wieder einmal Tugend und Lafter gar zu schematisch gezeichnet; natürlich wird zum Schluß die Tugend glänzend belohnt. Wenn die Darstellerinnen der beiden weiblichen Rollen nicht jede in ihrer Art so vortrefflich wären, würde dieses Spiel gar bald er­müden, obwohl der Regisseur Millard Webb mit allerhand Fein­heiten arbeitet. Marie Prevost   ist in der Tat ein Teufelsterl, der sich einen Spaß daraus macht, sich souverän über alle Konven­tionen hinwegzusetzen, den Männern mit ihren füßen Augen die Köpfe zu verwirren, um ihnen eine Naje zu drehen. Sie macht die Figur mit ihren pikanten Launen und Trieben glaubwürdig. Die weniger schöne, zurückhaltende, treue, vornehme Gegenspielerin wird durch Helene Chadwick ebenso wirksam verförpert. Zwischen beiden Frauen steht der nette, gute, etwas blöde Mann, der erst gründlich hereinfallen muß, bis er die wahre Liebe zu schäzen weiß, der Typ, den Monte Blue  ( offenbar frisch nach dem amerika­mischen Leben) gestaltet. Das übliche vornehme Milieu mit dem üblichen Getue und die gar zu spießerlichen Sentimentalitäten ziehen nicht mehr. Durchschnittsfilme veralten schnell.

Ein Mädel von Klasse." ( Marmorhaus.)

T.

Dieses Mädel ist Corinne Griffith  , die im Rufe großer Schönheit steht. Mit solchem Ruf ist es fiets eine heifle Sache; die cinen veranlaßt er zu einer sehr fritischen Nachprüfung, bei den cnderen schwört er ein Borurteil herauf. Wie dem auch sei, Corinne Griffith   ist auf jeden Fall eine famese Bertreterin dieses Mädels, das bei aller selbstbewußten Rofetterie jeder Zudringlichkeit der Männer auszuweichen versteht, das durch's Leben flirtet, hin und wieder schwindelt und sich tatsächlich einen Millionär ergattert hätte, wenn ihr Herz nicht den Mechaniker verlangt haben würde. So siegen Liebe und Moral, denn es handelt sich um ein amerikanisches Filmmanuskript, dem selbst die vorzügliche deutsche Bearbeitung die Naivität nicht ganz nehmen fann. Der Regisseur Alfred Santell  stellte alles auf den Rhythmus der Persönlichkeit der Corinne Griffith   ein. Der Photograph tat das gleiche, und da sie eine gute Schauspielerin ist und knappste Mittel wählt, fam sie zu einer Typen gut herausgearbeitet, so besonders der Bater, ein Pantoffel­held, der troß seiner Nachgiebigfeit etwas Scharfes und raubvogel. artig Gespanntes in seinem Gesicht hat, weil er andauernd auf einen guten Radioempfang wartet. e. b.

Jackie, der Lumpensammler Leistung von größter Bedeutung. Alle anderen Rollen waren als

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