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Nr. 189 43. Jahrgang

2. Beilage des Vorwärts it. 23. Apell 1926

Die Exportkreditversicherung.in

Ein Reichsschadenfonds von 10 Millionen.

Steigerung des Exports, Ausweitung des Industrieabfazes im Ausland zur Behebung der Abjatnot im Inland ist die große Barole aller Länder, die von der Weltwirtschaftsfrise im Gefolge des Krieges besonders betroffen sind. Zu diesen Ländern gehört in hervor ragendem Maße Deutschland  . Die Reichsregierung ist seit langem der Meinung gewesen, daß eines der Mittel, den Export zu er­weitern, in der Berringerung des Risitos liegt, das mit dem Aus­landsgeschäft und insbesondere mit der Anknüpfung neuer Aus­landsbeziehungen verbunden ist. Sie hat durch den Abschluß mehrerer Versicherungsverträge und durch das Opfer eines Schadenfonds von 10 Millionen ihre Ansicht nunmehr in die Tat umgesetzt. Man darf anerkennen, daß die Methode, das Risiko beim Exportieren und beim Auffuchen neuer Märkte durch eine Versicherungsorganisation zu Sammeln und zu verteilen, eine rationellere Methode der Export­förderung darstellt als das Schutzzollsystem, mit dem Exportförderung wenn überhaupt, so nur auf Roften des Inlandabsatzes möglich ist.

Die Organifafion der Exportkreditversicherung. Die Grundzüge der Organisation find einfach. Der Exporteur wird mit der Rechnungssumme seiner Warenverfäufe ins Ausland gegen einen Verlust aus diesen Verkäufen versichert. In Frage tommen mir Warenverläufe, und zwar gegen Wechsel und gegen Dofumente, mit denen ein Pfandrecht auf das schwimmende Gut verknüpft ist. Die Bersicherung ist ein Privat geschäft zwischen dem Exporteur und den Bersicherungsgesellschaften( Hermes Kredit versicherungsbant A.-G. Berlin   und Frankfurter Allgemeine   Ver­ficherungs- 2.- G.), die ihrerseits bei zwei Rückversicherungsgefell. Schaften weiterversichert sind. Die Versicherung deckt nur einen Teil des Ausfalls. Um die spekulative Ausnutzung der Orga­nisation zu verhindern, geht von vornherein ein Drittel des Rech­mungsbetrags und des Schadens zu Lasten des Exporteurs. Ber­ficherung und Schadenhaftung lautet infolgebeffen nur auf 66, Prozent des Rechnungsbetrags. Der Schadenfall tritt ein durch die Uneinbringheit der Forderung. Ist diese durch einfache Zahlungs­unfähigteit verursacht, jo tragen Berficherungsgesellschaft und Reich den Schaden je zur Hälfte. Ist sie ein Ratastrophenfall( Re­volution, Erdbeben, Krieg oder Zahlungsverbot durch Regierungen Moratorium), so trägt das Reich den eintretenden Schaden( auch hier nur für zwei Drittel) gang. Dieser Schadensleistung des Reiches dient der einmalig zur Verfügung gestellte Fonds von 10 Mil­lionen Mart. Die Antragsstellung der Exporteure erfolgt bei den Versicherungsgesellschaften, die jeden Fall einzeln bearbeiten und ihn zur Entscheidung einem Ausschuß zuleiten, in dem neben einem Regierungsvertreter je ein Vertreter der Erst- und der Rückversiche rungsgesellschaften und zwei Exporteure fizen. Außerdem besteht eine größere Kommission aus Bertretern der Regierung, der Ver­sicherer und der Banken. Ist die Versicherung abgeschlossen, so erhält der Versicherte einen De dungsschein, der ihm die Mobilisierung von Krediten bei seiner Bank zur Durchführung des Geschäfts er­leichtern foll. In diesem Deckungsschein tritt der Versicherte seine Rechte an die Versicherungsgesellschaft, an die Bank zur Kreditfiche rung ab. Die Prämie beträgt im Durchschnitt 2 Broz. von zwei

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Auslandskredite für die mittlere Industrie.

Eine englisch  - deutsche Trustgesellschaft.

Wie wir hören, sind Verhandlungen über die Gründung einer englisch  - deutschen   Trustgesellschaft dem Abschluß nahe, die die Zu fuhr von Auslandskapital für die deutsche Industrie zum 3wed hat. Die Gesellschaft wird zunächst mit einem kapital von 1 mil

lion Pfund Sterling   ausgestattet, von dem die Hälfte an

ein deutsches Konsortium geht, das aus der Reichskreditgesellschaft, der Preußischen Staatsbant( Seehandlung), der Deutschen Bant, der Berliner Handelsgesellschaft und der Mitteldeutschen Kreditbank   be­steht. Die andere Hälfte wird von einer führenden englischen   Bant gruppe gezeichnet, die dem Bankhaus Helbert, Wagg u. Co., London  , nahefteht. Dem Verwaltungsrat werden von deutscher Seite angehören der Präsident der Seehandlung, S. Ritscher   von der Reichskreditgesellschaft, Dr. Millington- Hermann von der Deutschen Bank und Dr. Jeidels von der Handelsgesellschaft. Auf deutscher Seite wird die Geschäftsführung in der Hand von Dr. Dalberg liegen. Es ist die Bildung eines Kredittomitees vorgesehen, dessen Zusammenfegung nach endgültigem Abschluß der Verhand­lungen erfolgen wird.

Wir haben Grund anzunehmen, daß die Initiative zu dieser Gründung von den öffentlichen Bantinstituten des deutschen  Konsortiums ausgegangen ist und daß der Zweck der Gründung in der Kapitalbeschaffung für die mittlere 3ndustrie liegt, deren Kreditposition nach wie vor trostlos genannt werden muß. Die besten und leistungsfähigsten Werte sind vielfach in ihrer Entwicklung und an der Ausnugung ihrer Leistungsfähigkeit gehemmt, weil einerseits die unvermindert fortdauernde Vertrauenstrise und die noch immer fehr hohe Binslaft für offene Kredite die Kapitalbeschaffung im Inland hindert und andererseits die Geringfügigkeit des Kapital­bedarfs im Einzelfall den Zutritt zum ausländischen Kapitalmarkt verschließt. Es kommt hinzu, daß bisher die großen Privatbanken für die Organisation ausreichender Kapitalzufuhr für die mittlere Industrie vollständig versagt haben. Man muß die Gründung der englisch  - deutschen   Trustgesellschaft um so mehr begrüßen, als man fich über den vorübergehenden Charakter der Wieder­belebung des inneren Kapitalmarktes nicht täuschen darf und die Zu fuhr von Auslandskapital auf Dauer doch der einzige Weg nach­drücklicher und ausreichender Kapitalversorgung Deutschlands   bleiben wird.

Auch noch aus einem anderen Grunde ist die Neugründung zu begrüßen. Die relative Niedrigkeit des Reichsbant. distontsages, so sehr sie vom Standpunkt der Verbilligung des Barenumschlags gutgeheißen werden mag, ist für die aus ländische Kapitalbeschaffung eine Gefahr. Sie hemmt in schärffter Weise den Zuftrom besonders amerikanischer Kapitalien, weil sich für diese der Kapitalerport nach Deutschland   nicht mehr lohnt. Wenn durch die Initiative der Reichskreditgesellschaft und der Seehandlung die Kapitalschleuse wenigstens von England her wieder geöffnet würde, so wäre das ein Erfolg, der sich auch für die Erleichterung der Wirtschaftskrise bald fühlbar machen dürfte.

GANZ BERLIN  

SPRICHT VON DER

Drittel der Gesamtforderung für einen Drei bis Biermonats wechsel. Für jedes weitere angefangene Bierteljahr wird eine Zu­fagprämie von 1 Broz. erhoben. Je nach der Größe des Rifttos hat der Ausschuß die Freiheit, den versicherten Betrag über oder unter zwei Drittel der Forderung festzusetzen.

Bolkswirtschaftliche Bedeutung.

Der neugeschaffenen Exportkreditversicherung ift eine gewiffe Bedeutung nicht abzusprechen. Für den Exporteur tann sie Geschäfte möglich machen, die er unter Umständen nicht ristieren würde. Damit ist unter Umständen auch eine Erweiterung des Exports überhaupt möglich. Im Inland tann sie ein Mittel sein, die Vertrauenstrije zwischen Banten   und Kundschaft abzubauen, weil den Banken das Risiko der Kreditgewährung weitgehend abgenommen wird. Diese Vorteile der Versicherung haben aber, wenigstens soweit der Export erweitert werden soll, ficher ihr Ende dann, wenn auch die Konkurrenten Deutschlands   auf dem Weltmarkt die Exporttredit­versicherung durchführen werden. Das dürfte mit Bestimmtheit zu erwarten sein, da sie in der ganzen Welt als Mittel der Export. förderung diskutiert wird. Faßt man diese Tatsache ins Auge, so erhält die Versicherung den Tharafter einer Subvention der Export industrie auf Kosten der Allgemeinheit; denn der Zehnmillionenfonds fließt aus Steuermitteln. Wie alle Subventionen erscheint dann die Versicherung als ein fünftliches, night organisches Mittel zur Steigerung der Konkurrenzfähigkeit auf dem Weltmarkt; denn die Produktionstosten der deutschen   Exportindustrie werden nicht gejenft. Im Gegenteil, die zu zahlenden Prämien wirten verteuernb. Unter diesen Umständen muß man sich davor hüten, die Exportkredit versicherung als Rrijenlösungsmittel zu überschäßen. Als solches hat sie nicht nur geringe, fondern auch nur vorübergebende Bedeutung. So groß die Bedeutung des Exports für Deutschland   ist, gemessen an der Größe des Inlandsablazes ift der Auslandsabja vor allem der Export überschuß, auf deffen Steigerung es für die Krisenlöfung anfäme, sehr gering. Das große Mittel für die Exportsteigerung, die dauernde Stärkung der Konkurrensfähig. teit der deutschen   Industrie auf organischem Wege, ist die Stärfung des Inlandsablages. Wächst der Inlandstonfum, jo inten mit dem steigenden Absah die Kosten. Damit steigt auch Deutschlands  Ronkurrenzfähigkeit im Ausland. Räme die Exportkreditversicherung zu einer fyftematischen Stärtung des Inlandsmarttes hinzu, fo fönnte sie wirksamer sein.

1400 Freitag,

ein Fleischonffum von 49 Kilogramm( 1924: 42,6, 1913: 52,3). Die Dedung des Bedarfs aus heimischer Erzeugung hat im zweiten Halbjahr 1925 nachgelaffen, so daß die äußerste Leistung sa fähigteit der heimischen Biehzucht zunächst er reicht scheint. Die geringere Produktion von Gefrierfleisch in Berbindung mit den stark gestiegenen Biehpreisen in den Gefrier­fleisch produzierenden Ländern haben auch zur Steigerung der Gefrierfleischpreise geführt, die um 55 bis 60 Broz. hinter denen für Frischfleisch zurückblieben. Die Bilanz schließt bei einem Aftien­tapital von 1207 500 m. mit einem Berlust von 344 136 m., der im wesentlichen auf die Abstoßung von Effekten und Beteiligungen zurückzuführen ist. Auf eine Anregung von Aktionären, die Gesell­schaft als unrentabel zu liquidieren, wurde von der Verwaltung erklärt, daß die Erwägung der Liquidierung zurückgestellt sei. Die Gesellschaft arbeite, nachdem eine Konzentration durch Abstoßung aller unrentablen Beteiligungen eingetreten fei, wie der Ausweis über die ersten drei Monate des laufenden Geschäftsjahres zeige,

rentabel.

Dorläufig felne Freigabe des deuffchen Elgentums in Amerita Wie übereinstimmend aus New Yorf gemeldet wird, ist mindestens für die jetzige Kongreßtagung mit der Rückgabe des beschlagnahmten deutschen   Eigentums in den Bereinigten Staaten nicht mehr zu rechnen. Amtliche Kreise erklärten, die deutsche Deffentlichkeit tue gut daran, sich darüber teiner Hoffnung mehr hinzugeben. Damit entfällt für die Börsenspekulation in Deutschland   eines der wichtigsten Stimmungsmomente, mit dem sie im Lauf der letzten Monate die Börse und den Kapitalmarkt in Atem gehalten hat. Die Schiffahrts­werte, die am heftigsten von den Freigabeerwartungen beeinflußt worden sind, haben einen großen Teil ihrer Kursgewinne bereits eingebüßt

Zur Cage des Plandbriefmarktes tellte die Berwaltung der Ge­meinschaftsgruppe Deutscher   Hypothekenbanken auf der General. versammlung der beteiligten Institute mit: Der Pfandbrief. umlauf hat sich in den ersten drei Monaten des Jahres ganz bedeutend vergrößert und zum Teil bereits die Hälfte des gefanten Pfandbriefumlaufs des vergangenen Jahres erreicht, jo daß sich die Umfäge bei einzelnen Instituten in diesem Jahre verdoppeln werden. Störende Rückflüsse von Pfandbriefen haben sich bisher nicht bemerkbar gemacht. Die Hypothekenbanten tönnten mit den Pfandbriefen ein größeres Geschäft machen, wenn die Pfandbriefe so billig wie die Kommunalobligationen wären, Die Pfandbriefe dürften jedoch nicht im Kurse herabgesezt werden, weil dadurch den Darlehnsnehmern der langfristige Strebit ver

teuert würde.

Soziale Wünsche im Landtag.

Beratung des Wohlfahrts- und Gestütsetate.

Staatlich, gemeinwirtschaftlich an der ganzen Einrichtung mur der Zehnmillionenfonds, das heißt, die Lasten der Ein Der Landtag fegte gestern nach einer unwürdigen Rabaulsene ber richtung Immerhin aber, wenn sie etwas nüßt, so ist sie eine Rommunisten die Einzelberatung des Wohlfahrtsetats fort An der Debatte nahmen unsere Genossen einen überaus lebhaften billige und rationelle Form der Exportförderung. Die Prämien find Anteil. Genojfin Oestreicher bringt statistische Angaben über die hoch; viele Exporteure werden sich abschreden lassen. Die Be. Ichäfte mit Rußland   werden vorläufig ausgefchloffen fein, fordert Einwirkungen auf die Reichsregierung bezüglich der Schaf elenden Zustände der Landarbeiterwohnungen und weil die Bersicherungsgesellschaften überhaupt jede Schabenshaftuna fung menschenwürdiger Werkwohnungen. Außerdem wünschen die in Rußland   ablehnen. Die Versicherung tritt fofort in Attion: Sozialdemokraten, daß den Grundschullehrern für den Wohnungs die zwischen dem Reich und den Gesellschaften abgeschloffenen Berbau die gleichen Bergünstigungen gewährt werden wie den anderen K- t. träge laufen zunächst bis zum 31. Dezember 1927. Für die Erwerbsloseninteressen setzte sich nochmals Genoffe Chriffange ein. Genoffin. Ege legte Berwahrung ein en die mangelnden Schußbestimmungen für Sebammen. Genosse Paehel forderte schleunigen Ausbau des Hygienischen Institute in

Der Arbeitsmarkt in der dritten Aprilwoche.

Nach den Berichten der Landesarbeitsämter für die Woche vom 12. bis 18. April ist die Zahl der Erwerbslosen   zwar zurückgegangen, doch macht sich eine fühlbare Entlastung nur in land. lichen Bezirten geltend. Die Nachfrage der Landwirtschaft ist allerdings zurückhaltender als in früheren Jahren. Zur Deckung des Bedarfs der Landwirtschaft wurden zahlreiche Transporte städtischer Arbeitsloser aufs Land übergeführt. Im Baugewerbe und in den anderen Außenberufen entspricht die Belebung nicht den Erwartungen. In fast allen anderen Industrien ist die Lage ungünstig geblieben oder hat sich noch verschlechtert, so befonders im Ruhrbergbau, im Hüttenwesen und in der Metall. Ruhrbergbau, im Hüttenwesen und in der Metall. industrie. Besonders ungünstig berichten Berlin  , Westfalen  , Rheinprovinz  , Hessen- Nassau  , Sachsen  , Thüringen  , Pfalz  , wo die Arbeitslosigkeit vielfach noch zunahm. Am 15. erfolgten wieder erhebliche Entlassungen im Ruhrbergbau, ebenso in Nieder­Schliesen( Waldenburg  ). Der Braunkohlen- und Kalibergbau neigte schlesien  ( Waldenburg). Der Brauntohlen- und Kalibergbau neigte

Japan   und die Weltwirtschaftskonferenz. Wie wir hören, wird die japanische Delegation auf der Genfer  Weltwirtschaftskonferenz, die in den nächsten Tagen beginnen soll, unter anderem die folgenden Programmpunkte vertreten:

1. Abänderung der Berbote hinsichtlich der Teilnahme von Ausländern an der Küstenschiffahrt;

2. Herabsetzung von Ein- und Ausfuhrzöllen;

3. Abschaffung oder Milderung der Belchränkungen des Durchfuhrhandels;

4. Freiheit des Riederlaffungsrechtes und Freizügigkeit inner­halb der Weltwirtschaft. Dieser letzte Programmpunkt bezieht sich naturgemäß auf die Frage der japanischen Siedlung in Australien   und Amerika  . Nach einer Meldung der Times" sollen zwischen Japan   und Italien   Vereinbarungen hinsichtlich dieser Brogrammpunkte und ihrer Vertretung getroffen worden sein. Bekanntlich ist auch die italienische Auswanderung nach den Bereinigten Staaten Amerika   durch deren Einwanderungsgefeßgebung aufs schärffte be­schränkt worden.

DON

Die Handelsgesellschaft Fleischerverband A.-G., deren Aftien fich in den Händen von Fleischerorganisationen und einzelnen Fleischern befinden, beschäftigt sich in der Hauptsache mit dem Gefrier fleischhandel. Sie hat, wie in der Generalversammlung mit­geteilt wurde, das größte Gefrierfleischkontingent in Deutschland  . Ueber die Fleischpersorgung Deutschlands   finden wir im Geschäftsbericht folgende interessanten Angaben: Sowohl der Viehauftrieb als auch die Schlachtungen sind heute größer als die von 1913. Eine Ausnahme macht der Marktverkehr in Schweinen. 1925 wurden aus den inländischen Beständen Millionen Doppel gentner Fleisch mehr gewonnen als 1924, 3% Millionen Doppel. zentner weniger als 1913, im ganzen 20,77 Millionen Doppel­zentner. Auf den Kopf der Bevöl'erung entfiel im Jahre 1925

HYGIENE

-AUSSTELLUNG UND- MESSE IM

Beamten.

Landsberg   a. d. Barthe. Die Genoffen Haefe- Wiesbaden und Ruhl­

Dortmund verlangen besseren Bauarbeiterfchub und wenden sich gegen die gebäffige Einstellung der Bauunternehiner, insbesondere gegen die von den Facharbeitern erstrebten Arbeiter tcntrolleure. Genoffe Leid beschäftigt sich noch einmal mit der Frage der Wohnungs- und Mieteinigungsämter. Die Wohnungsämter hätten schon vor Infrafttreten der 3wangswirt­fchaft bestanden und würden auch nach Aufhebung der Zwangs wirtschaft weiter bestehen müffen, allerdings mit anderen Aufgaben, nämlich mit der Durchführung der Wohnungston. trolle usw. Die Sozialdemotraten würden alles daranjezen, daß auch der geringe Mieterschuß, der heute beſteht und beffen Pflege mit eine Aufgabe der Mieteinigungsämter ift, nicht be. feitigt wird. Das Städtbaugese sei zu begrüßen, dürfte hörden durchgeführt werden, zu deren Fachkenntnis man größeres aber nicht von der Baupolizei, sondern müßte von anderen Be­Bertrauen haben fönne. Genoffin Wohlgemuth trug besondere Wünsche der Fürsorgeerziehungsanftolten vor. Genoffe Brauder betonte die Leistungen der Kranfenfaffen.

Bon Regierungsfeite wird erflärt, daß über die Er. weiterung des Bauarbeiterschubes feit Jahren verhandelt werde, ohne daß man bisher zu einem pofitiven Ergebnis gefommen wäre. Es sei noch nicht gelungen, eine Einigung mit der Reichsregierung herbeizuführen. Das Reich wolle viel. fach nicht soweit gehen wie die Länder.

Damit ist die Beratung des Wohlfahrtshaushalts beendet. Das Haus geht über zur

zweiten Beratung des Gestütshaushaltes.

Der Ausschuß schlägt eine Reihe von Sparmaßnahmen bor  , spricht sich für Berücksichtigung von Wünschen der Gestütswärter ouf Heimatsurlaub und Besserung der Dienstwohnungsverhältnisse aus und fordert einen ausreichenden Schußzoll gegen Pferdeeinfuhr sowie Kündigung des Handelsabkommens mit Belgien   fowie richtige Einstufung der Pferde in die einzelnen Wert tlaffen durch die Zollämter. Der Zinsfuß für Darlehen an Pferde­züchtereien und Hengsthaltungsgenossenschaften soll gesenkt werden.

Abg. Peters- Hochdonn( Soz.) verlangt, daß der Minister Steiger auf die Angriffe eingeht, die in der Deffentlichkeit gegen ihn und bie Gestütsverwaltung erhoben worden find. Er fragt, was dus Ministerium, die Landwirtschaftskammer ujr. getan haben, um ihre Umstellung auf die Mechanisierung vorzubereiten. Man tönne nicht hohe Schußzölle auf Pferde legen, denn schließlich müßten doch auch die Industrieprodukte untergebracht werden.

Nachdem sich Vertreter verschiedener Parteien geäußert hatten, legte Minister Steiger dar, daß von den 12,4 milliarden, die die gesamte deutsche Viehzucht an Wert repräsentiert, 3,3 milliarden allein auf die Pferde entfallen und daß diese Pferdehaltung zu rund 80 Prozent auf die bäuerlichen Betriebe entfalle. Die Möglichkeit der Mechanisierung und Motorisierung der Landwirtschaft sei viel begrenzter als man annehme, das sei von Fachleuten anerkannt und zeige die Bedeutung des Pferdes für die 3ufunft. Die deutsche Pferdezucht müsse durch Zölle geschützt werden, weil das Ausland billiger auf diesem Gebiete arbeiten

fönne.

Damit war der Geftütshaushalt erledigt. Um 7 Uhr vertagt fich der Landtag auf Freitag 12 Uhr: Domänenetat.

FUNKHAUS

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Vom 2.- 6. Mai findet die REICHS- GASTWIRTS- MESSE statt/ Veranstalter: Deutscher   Gastwirts- Verband E.V. u. Berliner   Messe- Amt