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kreise an die neuen Arbeitsgerichte deutlich herauszuarbeiten, und darauf beruht wohl auch manches Mißoerständ- nfs, das in der öffentlichen Aussprache, namentlich zwischen den Gewerkschaften und anderen interessierten Gruppen, so z. B. den Rechtsanwälten, vorgekommen ist. Die Begründung zu der Reichstagsoorlage deutet die Wandlung in den grund- sätzsichen Anschauungen, die hier gekennzeichnet wurde, zwar an. unterläßt es aber gleichfalls, sie ihrer Bedeutung gemäß in den Bordergrund zu stellen. Nun hat Fl a t o w es in einem Artikel in derSozialen Praxis"(Nr. 15 vom 15. April 1926) unternommen, die Frage der Zulassung oder Ausschließung der Rechts« a n w ä l t e zu den Arbeitsgerichten erster Instanz vom Stand- punkte der Gewerkschaften aus zu untersuchen. Der Entwurf schlleßt die Rechtsanwälte aus, während er Angestellte der wirtschaftlichen Organisationen als Prozeßoertreter zuläßt. und die Gewerkschaften teilen diesen' Standpunkt des Eni» wurfs. Flatow aber hält die Zulassung der Anwälte auch im Interesse der Gewerkschaften für geboten. Zu der von gewerkschaftlicher Seite aufgeworfenen Frage, ob der Charakter des arbeitsrechtlichen Prozesies es zulafle. daß der gleiche Rechtsanwalt heute einen Ärbest» nehmer, morgen einen Arbeitgeber womöglich in der gleichen Frage vertritt, bemerkt Flatow. dos sei gleich- gültig, denn es würde sich bald eine Scheidung vollziehen .wischen den Anwälten, die Arbeitgeber, und anderen, die nur Arbeitnehme? vertreten. Auch Flatow ist der Meinung, daß die arbeitsrechtliche Prozeßvertretung oft keine bloße Frage der rechtlichen Ausbildung ist,..fondern vielfach ewe bestimmte innere Tinstellung zu dem Gegenstände er« fordert, die man ruhig alsweltanschaulich" bezeichnen kann".Meines Trachtens entwürdigt es den Anwaltberuf sogar," fährt er fort,wenn man dem gleichen Anwalt die Fähigkeit zutraut, in ganz grundsätzlichen Fragen, etwa des Organisationsrecht«, mit der gleichen Ueberzeugungstreue heute das Recht des Individuums oder des Arbeitgeber». morgen das der Gewerkschaften entscheidend in den Bordergrund zu rücken." Flatows Anschauungen berühren sich hier mit unseren grundsätzlichen Erwägungen. Da»Recht der Gewerkschaften" wird in der Tat vor den Arbeitsgerichten oftin den Border» grund zu rücken" sein, und daß es ein Recht der Gewerk- fchaften. das die neuen Arbeitsgerichte beschäftigen muh, gibt, während zur Zeit der Gründung der Gewerbe- und Kauf» mannsgerichte und während des größten Teils ihrer Lebens» dauer die Anerkennung eines solchen Rechts abgelehnt wurde das eben wixd der grundsätzliche Unterschied zwischen der alten und der neuen sozialen Gerichtsbarkeit fein. Die Frage, die ich stellen möchte, ist nun. ob es denn überhaupt eine nennenswerte Zahl von Rechtsanwälten gibt, die innerlich bereit wärön, sich die weltanschauliche Einstellung der Gewerkschaften zum Arbeits- recht zu eigen ,u machen? Ich habe keinen Grund, schlechthin er« Gegner der Anwälte zu sein. Es liegt auch keine Deran- laffung vor, daß die Bewerkschaftsfekretäre die Rechtsanwälte. wie viele von diesen glauben, als Konkurrenten fürchten müßten. Aber ich habe als Gewerkschaftssekretär doch auch mchne Erfahrungen mit manchem Rechtsanwalt machen 'itusiatr... "Die den Rechrsav wölken auf der hohen Schule emge» prägte Art zu deitfsn ist dor weltanschaulichen B e» txachtungswaise de» Unternehmertums viel näher verwandt als der geistigen Haltung der Gewerk» Ich ästen, und die Unternehmer stehen mu ihren Anschau» >mgen wiederum vollends auf dem Boden des Arbeitsrechts de ? Bortriegszeit. Derben die Anwälte zu den Arbeitsgerichten erste? Instanz zugelassen, dann«erden sie in der Pro- vüocnmimg sehr bald dominieren, denn die Unter- nehmer werden sich immer eines Anwalts bedienen und dadurch auch den Arbeiter bzw. die Gewerkschaft häufiger, als es ihnen lieb fein dürfte, zwingen, einen Rechtsanwalt hin-

zuzuziehen. So wird dieAnwaltszulassungauf Um» wegen zum Anwaltszwange. Dem Gewerkfchastsfekretär aber, dem Schöpfer der Tarif- vertragsidee und dem Kenner des Werdens und des Sinnes jeder einzelnen Klausel seines Tarifvertrages, ihm ist die weit- anschauliche Stellung der Gewerkschaften zum Arbeitsrecht gleichsam eingeboren und da» ist der entscheidende Grund dafür, daß er das Recht in Anspruch nimmt, das Recht der Gewerkschaften, für da»«r als Organi- fator kämpft, da» er im Kampfe hat schaffen helfen, auch als Prozeßoertreter vor Gericht durchzusetzen. Und wenn nun, um zurückzukommen auf die von anderen Autoren so reichlich ausgeschlachteten hsitorischen Erinnerun» gen, die Rechtsanwälte schon bei den sozialen Sondergerichten älteren Datums ausgeschlossen waren, so liegt für die Gewerk- schaffen erst recht kein Grund vor. nun ihrer Zulassung zu- zustimmen, nachdem im Einverständnis auch mit Flatow klargestellt ist. daß es bei den neuen Arbeilsgerichten, zum wesentlichen Unterschiede von den alten, in erster Linie darauf ankommen wird, dieses Recht der Gewerkschaften zu verfechten. Hier liegt im Gegenteil eine Aufgabe der Gewerk- fchaften vor, der sie sich gar nicht entziehen können.

Veutstbnationale flustvertunysnSte. Tie Laudwirtschaft gegen jede weiter« Aufwertung. DerDemokratische Zeitungsdienst" meldet: Me verlautet, ist der Vorstand de» Deutschen Land» wirschaftsrotes bei der Deutschnotionalen Dolkspartei vor» stellig geworden, und hat auf die Beunruhigung hingewiesen, die entstehen würde, wenn«in Zulosiungiantrag der Sparer sür «in neues Volksbegehren in Sachen der Aufwertung Erfolg hätte. Die Kreditschwierigreiten der Landwirtschaft würden durch dieses Volksbegehren eine erheblich« Steigerung erfahren. Das Ersuchen des Deutschen Landwirtschastsrate» ging deshalb dahin, die Deusichnationale Volkspartei zu oeranlassen, dem Gesetzentwurf der Reichsregierung, wonach die Aufwertungsfrage vom Volksentscheid ausgeschlossen ist. ihre Zustimmung zu geben. Die Vertreter der Landwirtschaft sind nicht die«in» zigen Interessenten, die die Deutfchnationalen gegen jede Aufwertung scharfmachen. Es ist bei der Reichstagsfraktion der Deutfchnationalen gar nicht einmal nötig,«inen besonderen D ruck" auszuüben. Sie bestehen in ihrer überwiegenden Mehrheit aus Leuten, die von keiner Aufwertung irgend etwas wissen wollen. Nicht umsonst ist der Abg. Best, nach» dein er bei den Wahlen sein« Schuldigkeit getan hatte, hin- ansf-kdröngt worden. Luch jetzt wird man wieder dasielde Schauspiel erleben. Im Kampf gegen die Svarer werden die Dcutschnationalen immer an erster Stelle stehen. Ter Sparerbnud beantragt daS«Volksbegehren. Die aus den Kreisen des Sparerbundes mitgeteilt wird, wird dieser bereits in den allernächsten Togen, jedenfalls vor dem 1. Mai, beim Reichsminister de» Innern die Einleitung eines Volksbegehrens über die Aufwertung beantragen. Die Gamm- lung der«twendigen Unterschriften für die Zulassung ist im Sange. Der Zulassunasantrag wird sofort gestellt werden, wenn die Zahl der notwendigen Unterschriften er» reicht ist. Rupprecht Wittelsback als Zeuge. Vernehmung unter Beteiligung Tr. Taengers. München . 83. April. (Eigener Drahtbericht.) Im Dezember hatte im Landtag der sozialdemokratisch« Fraktionsredner«ingehend« Mitteilungen über die politischen Bestrebungen des bayerischen Ex- kronprinzen im Jahr« IVA gemacht und u. a. dabei behauptet, daß Rupprecht Dittelsbach in sener Zeit mit Leuten zusammengearbeitet hat. die ein« Zerschlagung Deutschland » und die Diedererrschtwrg einer vergrößert-m Dittelsbochschen Monarchie de- trieben. Außerdem- stellte er fest, daß Rupprecht am Sedontag IVA mit den beiden deutschnationalen Abg. Helfferich und st e r g t

eine vierstündig« Unterredung gehabt hat. Die Veranlassung.zu dieser Unterredung sollen diese Reichstagsabgeordneten selbst gegeben haben, nachdem sie von den bedenklichen separatistischen Plänen de» Exkronprinzen Kenntnis erhallen hatten. Unser Bremer Partciblatt. dieBremer Volkszeitung" brachte damals einen Bericht über diese Verhandlungen im bayerischen Cond. tag uitd gab auf Grunb einer Mitteilung derFrankfurter Zeitung als Vermittler jener Zusammenkunft der deutschnationalen Ab- geordneten mit Rupprecht den Reichstagsabg. Dr. Gildemeister- Bremen(Vp.) an. Dieser verklagte daraufhin dieBremer Volk». zeitung" und behauptete, er habe mit jenen Unterredungen gar nichts zu tun gehabt. Der Vertreter derBremer Volkszeitung". Rechts. anwoll Saenger , stellte an das Große Schöffengericht in Bremen , vor dem dos O s f izi a l o e r f a h r e n(!) gegen den oerantworl- lichen Redakteur unseres Bremer Parteiblatte, eröffnet worden ist. den Antrag, über die Wahrhell der sämtlichen von derBremer Volkszeitung" aufgestellten Behauptungen RupprechtWittels- bach als Zeugen zu laden. Da» Große Echössengericht in Bremen ordnete daraufhin auch an. daß derZeuge Rupprecht von Wlltelsbach" zunächst in München zu vernehmen sei. Der Sc- weissatz wurde aus Einzelfragen, die an den Zeugen Rupprecht zu richten seien, beschränkt. DI« eidlich« Vernehmung de, bayerischen Exkronprinzen fand imn dieser Tage vor dem Amtsgericht in Berchtesgaden füllt. Räch der eidlichen Aussage des Exkronprinzen und nach Befragung dos Zeugen durch den beim Termin anwesenden Verteidiger derBremer Volkszeitung" dürste es jetzt sehr erklärlich sei«, w a r u m der deutsch . nationale Fraktions sichrer im bayerischen Landtag seine Red« im Dezember 1925 mit einem.ehrfurchtsvollsten Gruß an den Erben unserer bayerischen Krone und an sein königliches staus" ge- schloffen hat. Die Tatsache, daß der bayerisch « Exkronprinz mit preußischen deutschnationalen Abgeordneten am Sedanstage 1920 im Schloß von Tegernsee eine geheim« Aussprach « hatte, wird künftighin nicht mehr bestritten werden können. In diesem Punkte sind heut« schon die seinerzeit von sozialdemokratischer Sell« gemachten Mitteilungen als wahr erwiesen. Im Fortgang deises interessanten Prozesses wird es voraussichtlich möglich sein, durch wettere eidliche Vernehmungen auch noch sehr bemerkenswerte Einzelheiten aus dem politischen Leben und Treiben des bayerischen Exkronprinzen fest- zustellen._____ Sewersüorff. Einleitung eines Tifzipliuarverfahrens. Segen den Landgcrichtsdirettor Bewersdorff und den Landgerichtsrat Schultz« in Magdeburg ist ein Disziplinar- verfahren eröffnet worden, das bereits in da» Stadium der Zeugenvernehmung«ingetreten ist. Genosse O t t o L a n d s° b«rg hat bekanntlich in der republikanischen Zeitschrist JDie Justiz" dem Richter Bewersdorff oorgeworsen, er Hab« einige Monate vor dem Magdeburger Prozeß in polittschen Gesprächen geäußert, die stauptsache sei.daß der Sattlergesell« da oben ver­schwinde". und sich weiterhin über ein Prozeßmanöver gegen den Genossen Scheidemann wie folgt ausgesprochen:.Ich Hab« dem Verteidiger Rothordts famose Tips gegeben, um Scheidemann madig zu machen. Dieser hat leider davon keinen richtigen Gebrauch ge- macht." Ferner hat Genosse Landsberg in der.Justiz' Bewersdorff vorgeworfen, daß er es nicht verschmäht habe, bei der Bewerbung um dett Magdebue�er Direkiovposten die Befürwortung ei.«-«» Sozialdemokraten und noch dazu einer früheren Unabhängigen zu erbitten. Als Zeugen sind in den letzten Tagen der Genosse Lands» berg und der demokratisch« Abgeordnet« Oswald Riedel, der im Landtag Bewersdorff? Aeußerung über den.Sattlergesellen" zum Gegenstand einer Kleinen Anfrag« gemacht hatte, vernommen worden. Londgerichtsdlrektor Bewersdorff wohnte der Bernchmupg bei und betätigte sich trotz seiner augenfälligen Geknicklhell mit Fragen an die Zeugen, die nur ganz lose mit dem Prozeßthema zusammenhingen und von dem Untersuchungsrichter meistens nicht zugelassen wurden.

Die£aft. Pon Richard Rainer.

Ist es eine Schande, einen Koffer zu tragen? Ich mein« natür. lich nicht jene Affenschande, die sich blasierte Lassen au, sozial ge- hobener Sphäre im kaiserlichen Deutschland anzutun wähnten, wenn sie in die peinliche Lag« versetzt waren, ihr Köfferchen selbst zur Bahn zu schlenkern: Karriere. Kredll und Partie standen aus dem Spiel, wenn einem dabei ein einslußicicher Bekannter begegnete. Dtein, ich meine, wenn einer einen Koffer für«inen anderen trägt, gegen Lohn für seine Mühe. Wenn wir uns an die wenden, die diefes Geschäft angeht, Angehörige der ehrsamen Zunft der Djenst- mqnner, so werden sie ob dieser Frage dröhnend auflachen. Nicht diese geht meine Frage an. denn wie kann dos LasteiUrogen sie auch entwürdigen, dem sie freUich nun nicht so leicht eillrinnen können. Aber sie haben sie doch einst in einiger Freiheit, au, Neigung de» Willen», zum wenigsten doch ol» kleinste unter vielen Härten. die da» Leben für sie berellhiell. erwählt. Sie niüssen nun jeden Tag aufe neue ihren Rücken der Last darbieten, aber sie wollten es doch so und nicht anders. Einen aber sah ich so entwürdigt unter der Lost eines ganz gewöhnlichen Koffers, daß es mir in der Kehle würgte, einen aus Unzähligen, die dies und olles zu tun berell find, die ach so gern s« d e Arbcft und jede Last auf sich nehmen wollen, well sie es nun. heute, unbedingt heute noch, müssen. Man darf nicht etwa annehmen, daß ich außergewöhnlich sen- timentol veranlagt sei, weil etwas in mir aufbegehrt«, als ich den Arbellslosen den Koffer tragen sah: vielleicht machen es hier die besonderen Umstände des Falles und die ungewohnte Umgebung. In der kleinen Stadt gehen die Menschen noch nicht so unter in ihrer Klosse, gewahrt das Auge, das unter den tausendfältigen Ein- drücken der großen Stadt sofort normiert, vereinfacht, generalisiert, noch mehr als jene Normgesichter der sozialen Schichten, au» denen nur der Kundige«in« Reih« von Cinzellypen herauslesen kann. Jeder erscheint noch ol» eine einmalige Besonderheit. Auch geht irgendein Vorfall auf der Straße nicht unter im leichtflüssigen Brei de» Berkehrs. sondern hebt sich heraus, wirkt pittoresk wie ein Bilderbogenousschnitt. bleibt dem Gedächtnis noch lang« erhallen mit allen starren Kontrasten, die die lebendige Gruppe barg. Eigentlich sah ich nur einen älteren Arbeitslosen, der nicht obgehärmter. versorgter, stiss verbitterter aussah, als es arbeüslose Väter nun eben sind, und der den Musterkoffer«ine» jungen Gc- schäftsreisenden trug, der wiederum nicht selbstsicherer und selbst- zufriedener aussah, ak, ein« tüchtige Reisekraft nun einmal au». sehen muß. Er trat au« einem Geschäft, in dem er sein« Muster bott« tanzen lassen: der Arbeitslose ergriff mit einer Bewegung. in der«in« mvd« Freude slackert«, den Koffer. So gingen sie neben- einander lpir: der gerissen« Reisend«, dem einige Preis«. Rabatte, Promsionen noch im Kopf« wehten, die Hände sorglos in d«n Taschen de» prachtvollen Ulster», und der abgerissen« Arbeitslos«

nebenher, etwas beschwert im Schrill. Diensteifer in jeder ungelenken Bewegung. Im rasenden Kaleidoskop einer großstädtischen Ge­schäftsstraße hätte niemand die stumme Szene beachtet, die hier zum Tribunal ward. Aus dem holprigen Pflaster, vor Pen Giebelhäusern, zwischen denen die Straßenbahn wie«in« unruhig« Eidechse schwankte, hoben si« sich plötzlich ab inst reliefartjaer Starrheit: jeder in seiner Eigenart, der Abgehärmte. Ergeben«, der müde nach einem winzigen Anteil oerlangt, und der Aufrechte. Satte, der selbst- bewußt das Sein« heischt: und beide in ihrer Beziehung, der Wohl- genährte. Gutgewachsene, der dem Ausgemergellen, Gebeugten die Last aufbürdet. Mit etwas gezwungenen Schritten, der ein« un, natürlich belastet, der ander« unnatürlich frei von der Bürde, so gingen sie dahin: zwei Marionetten der gesellschaftlichen Wider- nntur. Warum trug der Starke nicht die Last für den Schwachen? Aber nicht genug damit, er drückt« ihm auch noch den Lohn in dl« Hand und wälzte damit all« Schuld von sich ab, für den Dienst und. wie er wohl meinen würde, wenn man ihn daraufhin fragt». auch für de» anderen Mißgeschick, an dem dieser tausendmal schwerer zu trogen hatte als an der Bürde. Denn die Not. die morgen wieder anklopfen wird, zwingt ihn täglich aufs neue, sich unter da» Joch eine» Dienste» zu drängen, ehe«In anderer zuvorkommt.

Ein Schauspiel mit doppeltem Ausgang. EineNeuheit" auf dein Gebiet« der dramatischen Dichtung geht in London über die Bühne. Es handell sich um da» StückPrinz Frazil", das über die Bretter des Saooy-Thcaters geht. Die Eigeutün lichkcii des Stückes besteht nämlich darin, daß es in Moll uno in Dur gefpiell worden kann. An den ersten fünf Wochentagen endet da» Stück als Trauer- spiel, an Sonnabenden und Sonntagen dagegen hat es einen besseren Ausgang. Die Theaterkritiker Londons sind in Verlegenhest, da sie nicht wissen, welcher Fassung si« den Vorzug geben sollen. Der Ge- schäftsführer des Savoy-Tbeotere dagegen reibt sich die Hände, denn er hat iestgestelll, paß das Pulüikum. welches dos Stück an den ersten fünf Wochentogen sah. auch dt? Ausführungen an Sonnabenden uyd Sonntagen besucht, gereizt durch die Neugierde, welch«, der..glück. lichere Ausgang" sei. Man sollte da? Publikum an jedem Abend abstimmen lassen. ob es den einen oder den anderen Schluß will. Damit würde man der Forderung nach Aktivierung her Zuschauer genüg« tun. Gefährlich« Bisamratten. Als man 1906 die Bisamratte, das verbreitetste Pelztier Nordamerikas , dessen Fell auch heute noch sehr geschätzt ist. nach dem Kontinent verpilanzte, um dem Massenbedarf an billigem und doch ungefärbtem Pol, werk«ntaegenzukommen wurden dock in Friedenszeiten etwa 7 Millionen Bisamfell« fähr- lich verarbestet, wobei als Hauptarbeitsplatz Markranstädt bei Leipzig zu nennen ist. ahnte man wohl faum, daß von der Do- mäne Dobrisch bei Prag , wo man die imvorfterten Der« an einem großen Teich« aussetzt«, sich eine Tierart über jene Gegend Böhmen » und die angrenzenden Gebiet« Bayerns und Sachsens ausbreiten werde, da» nicht nur«in wüster Räuber von Wassertteren geworden ist. sondern da» alt angrisfslusttger Feind de, Menschen sich«nt- puppt«. Während in Nordamerika die» an Fiußräudarn labend«

Tier, da» höchstens 60 Zentimeter groß wird(die Hälft« dieser Längenangab« bezieht sich aus den Schwanz), als swcu und furchljarn bezeichnet wird, erfährt man setzt beinah« gleichzeitig aus den Gegenden von Regensburg und Passou von drei Fällen, in denen Bisamratten Menschenangefallen hatten und nur nach mühsamem Kampf zu verscheuchen waren. Dleie Angriff« erfolgten nicht etwa in Wohnungen bei schlafenden Menschen, sondem zur Nachtzeit bei Fußgängem und Radfahrern. DI« ein« der Bisam- rotten scheute also uicht einmal dos Licht der Fahrradlampe, während eine andere sich als Uebersallsobsekt einen Gendarm erkor und so recht wenig Respekt vor der hohen Obrigkest bewies. Leider ist dos Pelzwerk dieser europäischen Bisamratten wertlo» und so wird wohl nicht» anderes übrig bleiben, als auf die gründlich« Ausrottung dieses Tieres bedacht zu lein, das man vor zwei Jahrzehnten mit soviel Hoffnung europäisierte. H. R. Ein deutsche, Höhenflugzeug. Die deutsch «.Gesellschaft für ÜSHenslug'offchung" Hai den Bau eine» Höhenflugzeuges für die Erforschung der höheren Luftschichten, der sogenannten Stratosphäre. ausgenommen. In diesem Flugzeug sollen dl« Beobachter in einer geheizten Kammer sich aufhallen, um bei den niedrigen Temperaturen von 50 bis 60 Grad ihr« Beobachtungen ohne körperliche Stra- pazen ausführen zu können. Da dl« ursprünglich gedachte De- Nutzung einer vneumatischen Kammer im Falle eine» Lecks für die Besatzung katastrophal auslaufen wird, so will die Gesellschaft dl« einzelnen Beobachter und Piloten in luftdlcht« Anzüge nach Art der Taucherklsidung einschließen. Di« Gelellschoit hat bereits Schutz- recht« auf diese neuen Erfindungen erworben. Die neue Gagevkonventioa. Der Berband Berliner Bühnen. leiter hat in einer außerordentlichen Mitgliederversammlung zu den (Sagenkonoentionen auf neuer Grundloge beschlassen, daß Gehälter für Ewzeibarsteller in Schauspielen und Operetten, die 180 Mark sür den Tag übersteigen, einer Vereinbarung de» Direktor» mit dem Berband Berliner Bühnenlester unterliegen. .Hamlet " im Frack. Nachdem England im Vorjahre und Wien vor«inigen Tagen vorausgegangen waren, erschien t«tzt tm H a m- b u r g e r Thasia. Theater Shakespeare»«Hamlet* im Kostüm de» 20. Jahrhunderts. Ernst Deutsch spielt« die Titelroll«. Niemand tonn jetzt mehr mst Recht behaupten, daß wir in der Kultur zurück sind. Ellen Key , Znsland sehr ernst. Der Zustand Ellen Key », dl« fett einiger Zeit schwer krank harmederliegt. hat sich, wie aus Stock. Helm b« vi cht et wird, wesentlich verschlechtert. Es stich Gehirnblu» Hungen eingetreten, so daß ihr Befinden zu größter Besorgnis An» laß gibt. . t>i* Au»ft«0»»g schwedisch «»«oft wurde gestern tt» ehemalige» Srna, priuzenpalatS seieellch eiöffnet .Dec Zange Cder» bat beute abend» 8 Ute in der chmgakademie sei» 2. Konzert Zur LuWibrung gelangen Seck« von Bach. Srahtnl, Saarn«. OaSler. Telemann, russ?olk«l:eder und Tenbenzgetinge Miiwirlend: Da» Gch-lb-rt.Qu-rctttt Karte» einschl. Programm und Steuer,«w.