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Nr. 4Z.�ahrgaag

7. Seilage ües vorwärts

SvttkabenS, 24. �lpril 14 2 S

Durch das schöne Waldgebiet zwischen Biesenthal und Ebers- walde fließt die Schwärze. Etwa zwei Meilen mißt ihr Lauf nur, aber dennoch gehört sie zu den schönsten märkischen Fließen. Mit den Fernzügen der Stettiner Bahn fahren wir bis M e l ch o w sSonntagstarte bis Eberswald « lösen). Vom Bahnhof wandern wir links der Bahn gen Nord. Nach wenigen Schritten haben wir den Wald erreicht. Kurz darauf, am Iagcnstein cc wenden wir uns halblinks ab zum Ouergeftell C. Diesem folgen wir nach links bis zum Stein ce, und wandern nun rechts ab auf schönem Gestell- weg, dem sogenannten Wagner-Gestell, weiter, lieber Berg und Tal führt der weg, wir sind in einem Dünengebiet, das sich im Thorn-Eberswalder Urstromtal hinzieht, und dessen Kuppen sich oft bis zu 20 Metern über die Talsohle erheben. In einem der Talgründe sehen wir eine Anpflanzung von Douglastannen oder Duftfichten, deren Nadeln beim Zerrelben einen apfelsinenartigen Duft ausströmen. An den mittelgroßen Zapfen ragen die Schuppen der Deckblätter weit heraus. Die Douglastanne wurde 1827 in Europa eingeführt und erhielt ihren Namen noch dem schottischen Botaniker Douglas. Zum Samithsee. Wir wandern auf dem Gestellweg weiter. Der Kiefernwald. durch den unser Weg anfangs führte, macht einem Mischwald Platz. in dem die Buchen vorherrschen. Säulenartig ragen die schlanken, silbergrauen Stämme auf. Durch das noch kahle Geäst dringt der Frühlingssonnenschein bis zum Waldboden hinab. Die grüne Herrlichkeit des Sommers liegt dort unten, Nahrung bildend für den Aufbau neuen Lebens. Schauen wir die Buchenzweige genauer an. so finden wir an ihnen langgestreckte, spitze braune Röllchen, kleinen Zigarren ähnlich. In ihnen schlummern die Buchenblätter für den nächsten Sommer. Schon im Herbst werden sie vollständig

Sonntägliche wanöerziele.

Aw Samithsee.

ausgebildet, so daß sie dem Auferstehungsruf des Lenzes sofort zu folgen vermögen. Herbst und Winter sind nicht die Jahreszeiten des Sterbens und des Todes für die Laubbäume: das Leben besteht auch in diesen Zeiten für sie fort, wichtige Umwandlungen der Stoffe gehen in ihnen vor sich, wenn auch einige Teile, die Blätter, die dem Baum im Winter schädlich sein würden, alljährlich im Herbst absteberen und abgeworfen werden. Noch eine Höhe hinab und wir stehen am Ufer des S a m i t h s e e s. Leichter Dunst lagert über der glitzernden Fläche. Wasiervögei schwimmen auf dem See, in den Baumwipfeln läßt der Häher seinen ratschenden Ruf erschallen als Warnung der übrigen Tierwelt vor dem Menschen. Still ver- funken stehen wir vor dem prächtigen Landschaftsbild. Uns kommen die Worte von Curt Grottewitz in den Sinn, die er in seinen Sonntagswanderungen Herrn Tanzmann über die märkischen Seen sagen läßt:Manchen See sah ich auf meinen Wanderungen, den azurblauen Gardasee und den düsteren Ammersee , die lieblichen Teiche Frankreichs und den vornehmen Dierwaldstätterfee. Aber ich kann nicht sagen, daß ich euch nicht weniger liebte, ihr flachen, weißen Seen der Mark, mit eurer unendlichen Sehnsucht und eurem stillen Heimweh, mit euren melancholischen Kiefernwaldufern, deren dunkle Schatten euch einschließen und abschließen von allem Lärm der Well!" Aus dem am Süduser des Samithfees vorüberführenden Weg wandern wir gen Nordost. Zur Linken dehnt sich eine Niede- rung aus: sie ist der bereits verlandete Teil des Samithfees. Bäume und Sträucher beginnen von ihr Besitz zu ergreifen, jedoch ist die ganze ebene Fläche noch hier und da morastig und enthält an besonders tief liegenden Stellen Pfuhle, deren drei bedeutendste der Kleine Samithsee, an dem wir alsbald vorüberkommen, der Mittel- und der Hinterpfuhl sind. Eine hüglig« und bewaldete Zunge der Hochfläche streckt sich halbinselartig in die Niederung und teilt sie in zwei Arme. Zur Schwärze. Nachdem wir etwa dreiviertel Stunden gewandert sind, kommen wir an einen in nordwest-südösllicher Richtung verlaufenden Kreuz- weg(der vierte Kreuzweg) an der Grenze der Jagen 184 und 185. Wir folgen diesem Kreuzweg nach rechts und sind bald am Forsthaus Schwärz« am Schwärzest«. Der Abfluß des See» bildet die Schwärze; sie hat ihr Bett in das Urstromtal eingenagt. Bon der verhältnismäßigen Jugend des Schwärzelaufs zeugt der V-förmige Querschnitt des Tales, den wir auf der Wanderung an mehreren Stellen gut beobachten können. Die Schwärze fließt durch «in schmales Wiesental, das auf beiden Seiten von Wald begleitet wird. Wir wandern zuerst auf dem Nordufer des Schwärzesees, dann am Rand« von Wies« und Wald gen Ost. Der Eisvogel. Die Schwärz« ist eine» jener Gewäsier, an denen der Eisvogel oder Königsfifcher vorkommt. Er ist bemüht, sich den Blicken der Menschen möglichst zu entziehen,«nd wir müsien daher gut Obacht geben, wenn w>r ihn sehen wollen. Gewöhnlich sieht man ihn nur, während er pseilschnell über den Wosierspiegel dahineilt. Ihn beim Belauern feiner Beute, Fisch« und anderes Wasiergetier, anzutreffen, gelingt seltener.(Abbildung.) Prachtvoll gefärbt ist sein Gefieder; wie ein aus tropischen Gebieten in die märkischen Wälder Berirrter mutet er an. Meister Brehm beschreibt die Farbenpracht des Eis- vogels wie folgt:.Oben ist das Gefieder metallisch, unten seidig glänzend: die Federn des Hinterkopses sind zu einer kleinen Holle verlängert. Mit einem anderen europäischen Bogel läßt sich der Sönigsfischer nicht verwechseln. Oberkopf und Hinterhals sind auf grünschwarzem Grund« mit schmalen meergrauen Querbinden ge- zeichnet, Schultern, Flügeldecken und die Außenfahne der braun- schwarzen Schwingen dunkelmeergrün, die Flügeldeckfedern mit rund- llchen, meerblauen Spitzenflecken geziert, die mittleren Teile der Oberseite schön türkisblau, ein Streif über den dunkleren Zügeln und ein Längsfleck am unteren Augenrand sowie die ganze Untersette

und die unteren Schwanz- und Flügeldecken lebhaft zimtrot, Kinn und Kehle gelblichweiß, ein breiter Streif, der sich von der Schnabel- wmzel hinabzieht, die Enden der oberen Brustseitensedern, die seit- lichen Schwanzdecken und die Schwanzfedern endlich dunkelmeer- blau. Der Schnabel ist schwarz, die Wurzel der unteren Hälfte r�t, der kleine Fuß lackrot." Nach Eberswalüe. Wir bleiben im Schwärzetal bis zur nächsten Straßenbrücke. Hier überschreiten wir die Schwärze und wandern nun auf schöner Waldstraße in südöstlicher Richtung über die Stettiner Eisenbahn zur Eberswalder Chaussee. Kurz vor der Ehaussae wandern wir auf dem Gestellweg L links ab gen Ost. Nach Ubberschreiten der Chaussee sehen wir linker Hand einen Bestand von Weymouth»- k i e f e r n. Auch dieser Nadelbaum, Strobe genannt, ist ein fremder Gast im heimischen Walde. Die Weymouthskiefer wurde 1705 durch Lord Weymouth nach Europa gebracht. Sie zeichnet sich aus durch sehr weiche Nadeln, die zu sünfen vereinigt in einer Scheide stehen und durch etwa 12 Zentimeter lange herabhängende Zapfen mit großen Schuppen. Die Rinde dieser Kiefernart ist glatt und grau; sie bildet ebenfalls ein gutes Unterscheidungsmerkmal. Auf dem Gestellweg wandern wir weiter, überfchretten bald eine zweite Chaussee und kommen zum Nonnenfließ, gegenüber dem Geschirr. Wir wenden uns nun links ab nach Spechtshausen. wo wir die Schwärze wieder erreichen, in die hier das Nonnenfließ mündet. In der Nähe der Schwärze kommen wir über Wasserfall und Gesundbrunnen nach E b e r s w a l d e. An der Finowschleuse mündet die Schwärze in den Finowkanal: sie hat ihren kurzen, aber schönen Lauf beendet. Ein Rundgang durch die Stadt bringt uns zum Bahnhof Eberswalde , von dem aus wir die Heimfahrt antreten. Weglänge etwa 21 Kilometer.

Der Eisvogel.

Zamile unker den Zedern. k8s Von Henri Bordeaux. (Berechtigte Uebersetzung von I. Kunde.) Wir durchzogen eine Landschaft, die unbewohnt schien. Nur von Zeit zu Zeit meldete Hundegebell unsere Anwesen- beit. Das konnten umherschweifende Hunde sein. Dann aber kam die Mondsichel uns zu Hilfe und bald gewahrten wir ein am Fuß einer Anhöhe zusammengedrängtes Dorf. Die Fuchsstute hielt vor der weißen Fastade eines viereckigen Hauses. Hier war es. Ich war von Tamile nur durch diese Mauern getrennt. Und bereits prägte sich Butros geübter Blick die OerUichkeit genau ein, um sie am Tage wieder zu erkennen: da setzte sich Talma zu unserem großen Erstaunen wieder in Marsch und stieg weiter bergan. Auf halber Höhe stand sie abermals still und diesmal stieß sie ein freudiges Wiehern aus, welchem ein anderes Gewieher aus dem Innern des Hauses antwortete. Wie befanden uns vor einem großen Landhaus, von dessen Terrassen man Ausblick auf dos Tal haben mußte: Obstgärten mit vielen Vögeln, mit springenden Wassern schlössen sich daran. Welches von beiden ist es?" flüsterte ich Butros zu. ..Das andere: Omar-Bei-el-Husiein hat ohne Zweifel Tamile dort untergebracht. Das bedeutet, daß er sie nach den Bräuchen seiner Religion heiraten will." Diese Jnterpretion beseligte mich, meine heißen Lippen erfrischten sich daran wie an einem Fissorbett. To war Tamile noch unberührt. Wir kamen nicht zu spät. Konnten sie noch befreien. Sie würde noch nicht das Bett des Un- gläubigen teilen. Die Rücksicht, mit der er sie behandelte, ge- mährte uns Aufschub. Wie kannst du das wissen?" drängte ich ihn. Ich mutmaße es. Talma wäre nicht vor dem ersten Hause stehen geblieben, wenn Tadmor, die andere Stute, dort nicht ihre Last abgesetzt hätte. Yomlle ritt Tadmor. und der Bei die weiße Stute." Er antwortete mit einer Sicherheit, welche jeden Zweifel ausschloß. Indessen durften wir nicht länger vor diesem schlummernden Park hatten. Unsere Anwesenheit tonnte bemerkt werden. Die Mondscheibe und das Gestampf unserer Pferde wurden zu Verrätern. Butros fragte leise seinen Diener:

«Elias, bist du nicht schon einmal in das Gebiet von Alka gekommen?" Früher." Wo sind wir hier? Weißt du es? Hinter Btermes. Wir haben rechts ein Dorf, es heißt Haouara, liegen lassen: das war dort, wo die Hunde bellten. Dieser Ort muß Chaar sein, das im Bergland liegt. Hier ist der Fluß." Wieviel Einwohner hat es?" Ich weih es nicht mehr genau. Vielleicht dreihundert." Lauter Muselmannen?" Einige Maroniten waren darunter. Warten Sie: ich habe am Ausgang des Dorfes bei einem alten Mann gewohnt, einem Christen, der Pusef Abdud hieß." Suche ihn wieder auf. Wir folgen dir." Er setzte sich an die Spitze. Salma wollte den Fleck, wo sie hielt, nicht verlassen: sie warf den Kopf zurück und gab Zeichen der Ungeduld. Sie witterte ihren Stall und wollte sich von dem- selben nicht entfernen. Aber Butros wußte Menschen und Tiere zu bändigen. Elias klopfte an die morsche Tür eines Hauses, das abseits von den anderen Gebäuden lag. Er erhielt keine Antwort. Dein Alter ist tot." sagte Butros: da wurde die Tür vorsichtig geöffnet.Gottes Segen mit dir!" beeilte sich Elias auszurufen und uns als Glaubensgenossen zu kennzeichnen. Die Tür wurde vollends geöffnet. Der alte Fcllah wohnte allein. Seine Kinder waren nach den Masakers nach Amerika ausgewandert. Er selbst hatte sich bei seinem Alter gegen die Uebcrsiedelung gesträubt. Nach den Vorschriften der Gastfreundschaft wd er uns in sein Haus, das armselig und unsauber war: aber wir hatten keine Wahl. Wir stellten unsere Pferde in einem ziemlich verwahrlosten Stall ein und streckten uns auf die Decken aus. nachdem wir uns von der Unmöglichkeit überzeugt hatten, auf das Haus, wo Tamile richte, während der Nacht einen Ueberfall zu wagen, auf dos Haus, in dem Damile allein ruhte: aber unter der Obhut starker Mauern, zuverlässiger Riegel und bewaffneter Wachen. Di« verschleiert« Tamile. Am anderen Morgen gab uns der alt« Buses Abdud genauere Auskunft. Das große, von Garten und Obstplan- tagen umgebene Haus war in der Tat Eigentum des Omar- Bei-el-Hussein, dem das ganze Dorf und die Ländereien gehörten: aber er verlebte nur den Frühling und den Sommer da. Sowie der Herbst kam. versieh er da» Gebirge und

siedelte nach seinem Palast in Tripolis über. Er lobt« diesen Omar so übertrieben, daß es mich verletzte: er war der gütigste Herr, trieb den Sport der Falknerei, war mildtätig und prunkliebend, freundlich gegen die Fellahs und tolerant gegen die Christen. In Chrao erfreute er sich, selbst unter den Maroniten, der Popularität: in ganz Afrika rühmte man seine Pferde, Waffen, Kleidung und Ritterlichkeit. Ein ein- ziger Zug charakterisierte ihn: wenn er jagte, vermied er die Felder, um die Ernte der Landleute nicht zu gefährden. Wieviel Frauen sind in seinem Harem?" fragte Butros kurz. Eine einzige, die er vor kurzem, seine Religion ge- stattete es ihm, verstoßen hat." Vor kurzem? Vor einigen Tagen. Aber bevor er Tasmine nach Tripolis zurückschickte, hat er ihre Mttgift durch Geschenke von Schmutz, Seidenstoffe und Teppiche verdoppelt. Es ist ein hochherziger Fürst." Nun, dieser hochherzige Fürst hat meine Schwester Aamile geraubt." Den Alten hätte dieser Raub ohne die Frage der Religion nicht interessiert. ,Aat er sie gewaltsam geraubt, um sie zu seiner Sklavin zu machen?" Mit ihrem Willen oder mit Gewatt, um sie zu heiraten. Die Tochter des Schciks Raschid-el-Hame macht man nicht zu seiner Konkubine." Buttos berichtete von unserer ersten Station vor einem weißen Hause und ermangette nicht, seine Mutmaßungen darüber zu äußern. Nach der Aufklärung, die der Alte gab, waren diese Vermutungen völlig richtig. Dort wohnt Mohammed Bei-el-Aasin. Er ist ein ver- ehrungswürdiger kluger Mann, betagt und der Onkel Omars Eine seiner Frauen. Abla, hat bei Omar Mutterstelle ver- treten. Omar verlor seine Eltern schon als Knabe. Es ist durchaus wahrscheinlich, daß Omar die Absicht hat. Eure Schwester zu heiraten, weil er sie seiner Mutter Abla anoer- traute. Aber dann geschieht es auch mit Einwilligung Ihrer Schwester." Das werden wir bald wissen," erwiderte Butros. Wieviel habt ihr hier Maroniten?" Einige zwanzig und wir leben in Frieden mit den Muselmannen, deren Zahl sich etwa auf 300 beläuft." Das heißt: wir können auf niemand hier zählen?" (Fortsetzung folgt.)