Sonnabend
24. April 1926
Unterhaltung und Wissen
Till Ulenspeegel ist wieder da.
Bon May Dortu.
Wie's tracht, die Erde spie ihn zum zweiten Male aus! Wen denn? Den Till, den Ulenspeegel!
Getzten Weihnachten hatte man ihn unter Schnee und Eis ja chon einmal in Deutschland gesehen, es war ihm aber damals bei 30 Grad Kälte zu unheimlich geworden; im Eulengebirge hatte ber Till sich einen Bären eingefangen, und dann war er auf dem Bären gen Ratzeburg geritten, seinen Kohlrabi trug er damals unter dem Arme, erst warf der Till dann zu Mölln feinen Kohlrabi ins Grab, und dann warf er sich selbst hinterdrein. Die Grabesplatte ver. meldete: Hier ruht Deutschlands größter Narr, gestorben 1413 und 1925.
Und nun is er wieder da, der Till!
Ja, der Till, unser lieber Freund, der Ulenspeegel! Dort sehen ir ihn im Parte liegen. Auf dem grünen, grünen Grafe liegt er, Auer einem weißrosig blühenden Magnolienbaume. Bir fragen, #marum liegst du denn unter den Blumen? Antwort: Daß ir feine Kürbisse auf den Kopf fallen, Blumentüffe find angenehmer als Hohltopftüffe. Bravo , Till!
Der Till[ pringt auf, feine rotgoldene Narrentappe zieht er über den kahlen Schädel, ein Bein ist schwarz, ein Bein ist rot, sein Leibchen ist' n Primeltelch. Till? Sein Antlig wie' ne Sonne, auf das sich aus Versehen mal der Mond mit seinem großen fledigen Bopo drauffeßte.
Till schüttelt sein Haupt, wie das tlingelt: Bimmeldidumm! Was machst du denn, Till? Ich mache Reflame für mich. Ei Till, Pas ist aber doch nicht schön, wenn du so für dich läutest. Nä, aber Dunnerteil, was läutet denn da über der Stadt? Der Kirchturm. Run, wenn die Kirche ihre Gloden schüttelt, dann darf der Till seine Gloden auch schütteln.
Und der Till brach sich vom Lenzbaume einen Zweig mit meißrofigen Magnolienblüten ab, und dann ging er in die Stadt: in die Gladt, die fich Sixtehude nannte.
Till ging ins Haus der Klugen. Die Klugen schauten auf Tills Magnolien, und sie frugen: Till, was bringst du uns denn da Schönes? Ich bringe nig, ich will was holen, fagte der Till, gebt mir eure Weisheit. Und die Klugen nahmen einen großen Suppenlöffel, damit schöpften fie aus der Terrine der Weisheit, und Till riß seine Schellentappe vom Ropfe: Bitte, die Weisheit hierherinne! Und Till bedeckte sich wieder mit fener Schellenkappe, auf dem fahlen Schädel trug er nun die Weisheit.
Und mit seiner Weisheit ging der Till zu Markte, dort setzte cr sich auf den Brunnenrand. Und der Till begann, weise Sprüche zu beten. Da famen über den Marktplatz her drei Würdige. Unehört! flüsterten die Dreie unter dem braunen Handschuh. Und der Würdigfte unter den drei Würdigen sprach: Herr Eulenspiegel, Die Weisheit bringt man nicht auf den Markt. Gut, sagte Til dann tragt ihr sie vom Markte fort, wir wollen tauschen. Und Till tauschte mit den Dreien seine Weisheit um Würde. Die Würde war ' n doppelter Ellenstab, den steckten die Dreie dem Herrn Eulenspiegel inter den Kittel, und Till ging. Auf der Straße aber lag eine Kirsche,' ne schöne rote Kirsche, Till wollte sich beugen, doch siehe, der Bürdestock im Rüden hielt ihn ferzengerade. Ueber den Markt
Das war die britte Bestattung des Kollegen Till Ulenspeegel, das war der Austlang seiner letzten Erscheinung.
Rumpp! Die Grabesplatte springt mit schweren Steinfüßen auf die Gruft, wir lesen: Hier ruht Deutschlands größter Narr. Gestorben um 1413 und 1925 und Anno Nymial." Am Grabe des Till aber weint die sonnige Muse, die Euterpe, das schöne schlanke Mädchen, ihr Kirschenmund haucht: Der hier war ein Dichter! Der verdichtete das närrische Leben zu närrischem Worte! Er ging den Klugen über die Köpfe!
Und Diderle und Bohnenstange beschwuren die Borte der Euterpe.
Beilage des Vorwärts
vor der Revolution das Henferamt gewiffen Familien burch die Tyrannei der Gesetze aufgezwungen worden und erblich gewesen sei, so auch den Samsons . Aber heute," fährt der Revolutionär entrüftet fort, da es in Frankreich feine Sklaven mehr gibt, da die Menschen frei geboren werden, da die Gesellschaft nicht mehr das Recht hat, einen Menschen zum Henferamt zu verdunmen, da es Samsons freier Wille ist, wenn er sein fürchterliches Geschäft nicht aufgibt: menn er heute aus freier Wahl, bloß um zu leben, fort fährt, Menschen zu hängen, zu rädern und zu verbrennen, wenn er heute bloß um fündiges Geld alle natürlichen Gefühle in sich erstickt, welcher Unterschied ist dann zwischen dem Abscheu, den mir seine Gegenwart einflößt, und dem vor dem Meuchelmörder, der einen Reisenden abwürgt?... Wer wollte nicht lieber hundertmal sterben, als dein Gewerbe treiben? Was willst du, soll ich von
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Deutschnationale pleite in Mecklenburg . bir denken, bu schmutzige Seele, der du bein teuffisches Amt
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All unire Kraft ist nun vertan, Schweiß dringt uns aus den Poren. Der Bauer hebt zu streifen an, Da sind wir bald verloren. Die Neuwahl macht Pein! Es tam Brandenstein Jujamt Schwarzweißrof Gar schwer in die Not Und hat sich arg blamoren!
famen zwei Gänse, die Kirsche! hei, und schon verschwand die rote Revolutionär
Arsche in einem gelben Gänseschnabel Da griff der Till unter den Kittel, und über dem Knie zerschlug er seine Würde: Das wäre doch, rief er zornig, ich sollte weniger sein als die Gänse?!
Till ging in die Sängergaffe, ins Haus der Dichter, die faßen in einem Kreise, der ftrahlte als Boetenlicht von der Dede herab, die Dichter fonnten sich in ihrem eigenen Lichte. Till griff dem Till griff dem einen Dichter in die Brusttasche, er drehte ihm den eitlen Herzwirbel um, und siehe, das Licht erlosch, die Dichter faßen im Dunkeln. Da hielt der Till seinen Schellenhut über den Dichterfreis, und die Dichter faßen wieder im Hellen. Unterm flingenden Schellenlicht! Ein Hausknecht aber marf den Till Eulenspiegel dreifantig zum Fenster des Sängerhaufes hinaus.
Da lag nun der Till auf der Straße, flagend und ächzend, breit wie ein Pfannetuchen, der Sturz war tief gegangen.
Des Weges fam ein Gerechter. Hilf mir, du Gerechter, schrie der Till. Der Gerechte aber frug: Wer bist du? Ich bin Deutsch . lands größter Narr! Schweigend ging der Gerechte seines Weges. Da tam zu später Nachtſtunde eine Hure beim flagenden Till norüber. Die barmte sich des platten Pfannefuchens, sie hob den Till auf, fie trug ihn in ihr Haus, fie musch ihm auf ihrem Bette die Bunden, mit Liebe bügelte fie ihn wieder auf. Ein neuer Till ging frühmorgens aus dem Haufe der Hure, die hieß Maria Magba
Lenta. Als aber die Stadt den Till aus dem Haufe der Hure tommen jah, dà rief die Stadt Sixtehude: Ei, so seht doch diesen Narren, er tommt aus dem Haufe der Berworfenen.
Dem Till ward diese Stadt leid. Er ging vor die Stadt, wo die Wiesen grünen und die Gänse weiden. Und am Wiesengrün ftand ein spizes weißes Zirtuszelt. Der Zirtus hatte auch' ne Menagerie. Aber Trauer war in der Zirkusmenagerie, gestern war Reg gestorben, Rex der Löme, der Oberlöwe des spizen weißen Wiesen zirfus. Till fing an zu brüllen. Hoho! sagte der Manager des Zirkus, da hätten wir ja' ne neue Löwenstimme, und man handelte mit dem Till. Um drei Sigtehuber Dufaten wollte der Till für eine Woche lang den Löwen spielen. Und der Till schlüpfte in das Fell des Löwen . Und am Abend brüllte der Till aus seiner Haut, daß ganz Sirtehude wadelte. Da tam viel Bolt zum Zirkus, jeder wollte den stimmgewaltigen Löwen hören, und alle Welt sagte: Ja, man merkt es an seiner Stimme, der Leu ist König der Wüste. Narren führen oft eine gewaltige Sprache!
Dem Till aber wurden seine Streiche über, er ward wieder alt, müde ward er, und der Löwe Till enspeegel brannte nachts vom Birkus durch. Er lief in die Stadt, direkt vors Rathaus. Da schlüpfte der Till aus der Lämenhaut heraus, die Haut hing er dem Bürgermeister von Sixtehude über die Rathaustüre. Nun möge der Herr Bürgermeister mal König der Tiere sein!
Tills Zeit war um: Er machte einen gewaltigen Sprung, dann ſtand er an seinem Grabe zu Mölln , zu Mölln in Holstein. Till wollte wieder schlafen. Da tam ein schönes Mädchen ans Grab tes Till, die hatte ein sonniges Antlig, fie war die unsterbliche Anmut, eine Tochter des Königs Musarion, das schöne Mädchen war eine Prinzeffin Mufe, fie bieß Euterpe. Und das Mädchen trug Rosen, rote und schwarze und goldene Rosen, diese Rosen warf bas schöne schlanke Mädchen ms Brab bes Till. Lachend sprang ber Till Ulenspeegel den Rosen nach, diesmal lag er richtig, den Kopf auf den Schultern, und dann auf Rosen gebettet!
STEINERT.
freiwillig behältst und nun, auf ein Ehrbarkeitspatent geftüßt, noch gar Achtung und Rücksichten verlangst? Und wie mir, so geht's dem Bolte. Mit dem Finger deutet's auf den Henter; und hättest du hundert Patente, du bleibst doch ein Ungeheuer. Ein Mensch, der, wie du, um Geldes willen dem Abscheu und der allgemeinen Verwünschung Hohn bietet, ein freiwilliger Henter, entehrt unsere Nation, und mir dürfen ein solches Scheufal nicht länger unter uns dulden. Zieh' fort von uns, zu den Barbaren, wo man deine verfluchte Arbeit tauft, und wo deine Infamie Geld gilt!" Im Gerichtsverfahren wurde Camille Desmoulins freigesprochen. Jedoch knapp drei Jahre danach hatte derselbe Henter Samson die fluchwürdige Genugtuung, auch diesen edlen Freiheitstämpfer zu guillotinieren.
Auch im neuen Deutschland walten noch immer Scharfrichter ihres schaurigen Amtes. Die Forderung der Revolutionäre auf Abschaffung der Todesstrafe hat sich nicht durchfeßen lassen, obwohl es für die sogenannte Sühne einer Bluttat durch eine andere überhaupt teine Rechtfertigung geben tann. Die Abschreckungstheorie wird durch die Tatsachen widerlegt. Und die Hinrichtung eines einzigen Unschuldigen follte wahrhaftig genügen, um diese Barbarei aus einem modernen Rechtsstaate endlich zu verbannen. Auf die Kosten, die etwa durch die lebenslängliche Zuchthausstrafe der jetzt Hinzurichtenden entstehen, fommt es in einem Lande, in dem noch viele Fürsten schmaroßen, wirklich nicht an; ganz abgesehen davon, daß der Kostenpunft in Frage der Gerechtigkeit und Moral überhaupt nicht in Betracht kommen darf.
Augendiagnose oder Kurpfuscherei?
Schon vor über einem Jahrhundert tauchte die Hypothese auf. daß das menschliche Auge sämtliche Krankheiten des Organismus angeige. Man baute auf dieser Grundlage eine ganz eigenartig formulierte Augendiagnose" auf, die eine Zeitlang fogar eine ganze Reihe ernsthafter Anhänger fand. Die Medizin der neunziger Jahre verwarf diese Theorie dann gänzlich, und so wurde sie, wie dies immer in solchen Fällen geschieht, Gemeingut der Laienärzte und 66 Kurpfuscher. Erst in den allerlegten Jahren beschäftigte sich die akademische Medizin neuerdings mit diesem zweifellos hochinter effanten Thema, fam aber neuerlich mur zu negativen Resultaten.
Es erhebt sich nun die Frage: Ist denn mit der Irisdiagnose wirklich gar nichts anzufangen oder ist vielleicht doch etwas daran"? So fragt in der Umschau" der Augenspezialist Dr. Frese. Der von den Augendiagnostikern der Schulmedizin gemachte Vorwurf, daß fie die Irisdiagnose verwerfe, ohne sie nachgeprüft zu haben, ist
Revolutionär und Scharfrichter. unbegründet; zahlreiche Untersuchungen haben ein völlig negatives
Bon Dr. Rudolf Lautenbach.
Revolutionäre find den jeweiligen ugnießern einer ihnen vor. teilhaften Staats- und Gesellschaftsordnung stets recht halsensmerte Erscheinungen, auf die sie mit besonderer Borliebe von jeher den Ausdruck Bluthunde angewandt haben; dagegen wollen fie auf den Scharfrichter, der in ihrem Auftrage Menschenblut vergießt, nimmermehr verzichten, und er gilt ihnen als ehrbare Stüße ihres Staates.
Im Hinblick auf solche Widersprüche ist es nicht ohne Interesse und Reiz, zu erfahren, wie einer jener größten und edelsten Revolutionäre, den ein urteilslojes Spießbürgertum gleichwohl zu den Bluthunden“ und„ Schredensmännern" rechnet, über den Scharfrichter gedacht und empfunden hat, Camille Desmoulins . Dieser von reinstem Idealismus getriebene, begeisterte und fühne Berfechter der Menschenrechte war von dem Scharfrichter Sam- fon gerichtlich belangt, weil er ihn öffentlich Henter" genannt hatte.
Auf die Anklage wegen Ehrenfräntung ermiderte der Repo lutionär dem Scharfrichter in seinem Journal: Du bist undankbar gegen mich, Samjon. Ich tonnte glauben, das eigene Bewußtsein der Berworfenheit deines Handwerks würde bir verbieten, die Augen zu einem ehrlichen Mann zu erheben. Du bist mir Dant schuldig, daß ich dich in dem Prospett meiner Zeitung den Reprä sentanten der ausübenden Gewalt nannte.... Zum Dank dafür eine gerichtliche Herausforderung, abgefaßt in den fchamlofeften Ausdrücken! Ich werde mich nicht so tief erniedrigen und mich mit Samfon messen; aber weil du ein so zartfühlender Henker bist, von so feinem Ehrgefühl, will ich bir doch zeigen, was du von deinem Handwert eigentlich zu halten haft.
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Desmoulins tommt dann in
feiner Berteidigung auf ein Erlebnis seines Baters zurüd, der in amtlicher Eigenschaft einer Hinrichtung beiwohnen mußte, bei welcher die Delinquenten bereits aufs Rad geschnallt waren, als der schamloje Henker 200 Franken Zulage für die Exekution forderte. Um die Todesangst der Unglücklichen nicht zu verlängern, ließ der Bater Desmoulins den Henfer nicht einsperren, wie es sein Recht gewesen wäre, sondern er ließ den verlangten Mehrbetrag auszahlen, den wäre, sondern er ließ den verlangten Mehrbetrag auszahlen, den er hinterher auch aus der eigenen Tasche erfekte, um einen Prozeß gegen den erpresserischen Scharfrichter zu vermeiden. Ich habe feine 1000 Taler zu verlieren," fährt Camille Desmoulins dann fort, um einem Prozeß auszuweichen, den mir der Henter an den Hals wirft. Sch fann es dem Henfer nicht mehren, wenn er mich vor Gericht laden will; aber ich habe das stolze Bewußtsein, daß ein Mein Samson und seine Anstifter mich nicht besudein können. Leben können mir die Schurfen nehmen, aber meine Ehre nicht." Mach kurzem Hinweis auf seine Berdienste um die Sache der Freiheit sagt Desmoulins über den eigentlichen Vorwurf:„ Die Katzen nenne ich Kahen, und Samson einen Henter. Wenn das ein Bergehen ist, so muß er alle Schriftsteller, alle Zeitungsschreiber, alle Bürger, jedes Bolt, ja, die gefeßgebende Bersammlung selbst anflagen... Will Samson das Wort Henter aus der Sprache aus merzen? Was gewinnt er babei, wenn man ihn Scharfrichter nennt? Es dauert teine brei Tage, dann ist die neue Bezeichnung ebenso infam wie die alte, denn ein Wort ist nicht ehrenrührig, sondern das, was es ausbrüdt. Geh' in dich, Samfen, und fühle die ganze e- meinheit deines Gemerbes!" Desmoulins erklärt ferner, daß
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Ergebnis gehabt, und weshalb foll man eine Methode", die bei jedem Bersuch versagte, immer wieder nachprüfen? Warum zeigen die Augendiagnostifer nicht an Kranten mit unbezweifelbaren Diagnosen( Berlust von Arm oder Bein, operierten Magenkrebsen, meren Lungentuberkulosen usw.) ihre Kunft? Aufforderungen Dazu werden faft stets abgelehnt. Kürzlich nun erbot sich der„ berühmte Irisdiologe" Kläfer in Aalen( Württemberg) im Anschluß an einen Vortrag über Augendiagnose, im Krankenhaus vor Laienzeugen Diagnosen zu stellen. Die Kranten wurden ihm hinter einem Schirm gezeigt, der nur einen Ausschnitt für die Augen freiließ; die Diagnosen maren zu 100 Prozent falsch, so daß nach acht folchen Versuchen von beiden Seiten auf weitere Vorführung verzichtet wurde.
Aber selbst angenommen, man tönnte an der Regenbogenhaut erkennen, die Leber ist frant" oder„ das Gehirn ist frant", so wäre man doch noch genau so flug wie vorher, da die Leber, das Gehirn usw. von verschiedensten Krankheiten befallen werden können, die alle auch ganz verschiedener Behandlung bedürfen. Zu praktischen Beweisen ihrer Kunst find also die Augendiagnostifer nicht zu bewegen, um so mehr laffen sie es sich angelegen sein, mit theoretischen Borträgen Anhänger zu werben. Aber auch all die theoretischen Beweise für ihre Lehre fönnen nur ganz uneingemeihte beeinflussen. So fagen fie zum Beispiel: Die Neugeborenen Regenbogenhaut fei immer tief stahlblau bis grauschwarz und zeige wenig oder gar feine Grübchen und Bälkchen( Relief); deshalb müsse die Regen
bogenhaut eines von Krankheiten unberührten Menschen blau sein und dürfe feine Grübchen aufweisen; die Grübchen seien Zeichen von Krankheiten und entstünden durch umschriebenen Schmund von Regenbogenhautgewebe. Das ist eine ganz verlehrte Annahme: die eigentümliche Farbe der Neugeborenen- Gris tommt daburch zustande, daß das vordere Blatt der Jris, das eigentliche Irisgewebe Iris stroma", noch so dünn ist, daß es das daruntergelegene schwarze Bigmentblatt start durchschimmern läßt Ferner weisen die Augen diagnostiker darauf hin, daß die Verschiedenheit in Färbung und Zeichnung der menschlichen 3ris so groß sei, daß man sagen tönne, es gäbe nicht zmei gleiche Regenbogenhäute auf der Welt. Wie solle man sich das erflären, da nichts in der Natur Zufall, sondern alles Gefeß sei? Weil es nicht zwei Menschen mit völlig gleichem Zustand der Organe gäbe, darum gebe es auch nicht zwei gleiche Regenbogenhäute.
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Als weitere Beweise" ihrer Lehre bringen die Augen diagnostiker gern volkstümliche Redensarten( des Auges Blaue be deutet Treue",„ das Auge ist der Seele Spiegel" usw.), Dichter morte, philofophische Aussprüche usm. Es sei eine allgemein be fannte Tatsache, daß es lustige und traurige" Augen, Fieber augen" usw. gäbe. Kein Mensch wird leugnen, daß das Auge in gemiffem Sinne in der Lage ist, seelisch und auch förperlich tranthafte Zustände( Fieberaugen) zu verraten, und fein erfahrener Arzt wird dieje Sprache der Augen für seine Beurteilung eines Krankheitszustandes unbeachtet lassen. Trotzdem aber ist es nachgewiesen, daß der Augapfel selbst in seinem Aussehen durch teinen Körper- oder Seelenzustand verändert werden kann. sondern daß die erwähnte Sprache der Augen lediglich durch die das Auge umgebende mimische Muskulatur, seine größere oder fleinere Bupille, größere Lebhaftigkeit der Augenbewegungen usw, zustande tommt. Böllig widerfinnig und rein aus der Luft gegriffen bleibt die Lehre von der Einteilung der Regenbogenhaut in Reaktions felber für die einzelnen Organe, ein Hirngespinst unfritischer Bhantaften, das mit Wissenschaft auch nicht das geringste zu tun hat und das bei jeder ernsten Nachprüfung vollkommen verfagte. Noch tein Mensch hat je mit dieser Methode" eine auch nur annähernd zuverlässige Diagnose geftellt, dagegen hat diese Methode schon unendlich viele Menschen Gesundheit und Leben gefoftet.