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Das Gemeindebestimmungsrecht. Verhandlungen im Reichshaushaltsausschuß. Unter starter Beteiligung von Abgeordneten, aber schwacher Anwesenheit von Regierungsvertretern begannen am Dienstag vor­mittag im Reichshaushaltsausschuß die Verhandlungen über die zur Frage des Gemeindebestimmungsrechtes( GBR.) geftellten Anträge. Die Debatte wurde eröffnet durch den

Genossen Sollmann,

der zunächst durch Berlesung von Zitaten die maßlosen Uebertrei bungen der Gegner des GBR. schilderte. Man wolle die Bevölkerung glauben machen, daß das GBR. dem kleinen Mann sein Gläschen Bier und feine Pfeife rauben werde und daß die Einführung des GBR. die Trockenlegung Deutschlands   bedeute.

Genoffe Sollmann wies darauf hin, daß in dem dem Reichs tag 1923 unterbreiteten Entwurf eines Santstättengejeges das GBN, zum ersten Male in Deutschland   genauer umschrieben worden ist. Der Bater dieses Gesezentwurfes sei der derzeitige volksparteile Minister Dr. Beder Hessen, und es sei do geradezu ein Wahnjinn, anzunehmen. daß derselbe Dr. Beder, der sich noch in der legten Zeit als einer der eifrigsten Freunde der Binger   betätigt habe, mit seinem Gefeßentwurf Deutschland   habe troden legen wollen. Der Bederiche Entwurf fei im Reichsrat genehmigt worden, nicht einmal das trint frohe Banern habe dagegen gestimmt. Auch im Reichswirtschaftsrat feien feine Bedenten gegen den

Entwurf erhoben worden.

Jezt, nach dreijähriger Agitation des interessierten Ra pitals, werde mit einem Male das GBR. als etwas Fürchterliches hingestellt.

Er müffe den schärfften Widerspruch dagegen erheben, daß das GBR. und die Trodenlegung Deutschlands   als ein- und das­felbe hingestellt würden.

Das GBR. fönne auf die verschiedensten Arten ausgestaltet werden. Eine Umschreibung dieses Rechtes, wie er es fich dente, ließ Ge­reffe Sollmann verteilen. Sein Vorschlag schließt zum Beispiel eine Trodenlegung aus. So falsch es sei, wenn man vom Wahl. recht spreche, darunter nur ein System zu verstehen, so falsch sei es auch, das GBR. und die Trockenlegung gleichzufeßen. lleber die Zunahme des Alfoholismus führte Genosse Sollmann längere Zahrenreihen an. Hier seien nur folgende erwähnt:

Es fam Bier auf den Kopf der Bevölkerung: 1913 103 Liter, 1920 34 Liter, 1924 61 Liter, 1925 74 Liter. Die Bortriegs­höhe wird also bald wieder erreicht sein. Der Schnapsverbrauch bezifferte fich 1913/14 auf 2,6 Liter, 1918/19 0,2, 1923/24 0,6, 1924/25 0,9 Liter. Dabei ist zu berüff­fichtigen, daß viele Millionen Liter Schnaps von der Statistit nicht erfaßt werden( Spritweber, Schwarzbrenner, Schmuggel usw.). In Stettin  , in der Altstadt, tamen auf 2152 Wohnungen 11 Bäcker, 6 Fleischer, 3 Milchgeschäfte und 100 Wirtschaften. In einem anderen Stadtteil auf 2266 Wohnungen 10 Bäder, 6 Fleischer, 3 Mild geschäfte und 54 Wirtschaften. In Berlin   waren trog der vielen vorhandenen Schanfwirtschaften im Jahre 1925 noch 372 Fälle von Bewilligung neuer Rongeffionen."

Genosse Sollmann verlangte von der Regierung zunächst einmal die Borlage eines Entwurfs eines Gemeindebestimmungsrechts. Wie dieser Entwurf dann im einzelnen auszugestalten fei, wäre Sache des Parlaments. Diejenigen, die es dahin treiben, daß der erste gefeßgeberische Entwurf zu einem Gemeindebestimmungsrecht im Reime erstickt werde, würden damit eine Verantwortung über. nehmen, die sie nicht tragen tönnen.

Er legte einen von ihm stammenden Entwurf über die ange. regten Fragen vor, der wie folgt lautet:

Auf Berlangen von einem Fünftel der zur Gemeindewahl be. rechtigten Mitglieder einer Gemeinde, in der mehr als eine Schant stätte porhanden ist, oder eines Gemeindebezirts, in dem mehr als eine Schantstätte vorhanden ist, ist in der Gemeinde oder in dem Gemeindebezirk darüber abzustimmen, ob in der Gemeinde oder in dem Gemeindebezirk

1. für neu zu errichtenbe Gaft- und Schankwirtschaften die Er­laubnis, geistige Getränke auszuschenfen, erteilt werden darf oder nicht:

2. die Erlaubnis, geistige Getränke auszuschänken, im Falle des Besizwechsels erneuert werden darf oder nicht, solange mehr als eine Schantstätte auf 300 Gemeindemitglieder in der Gemeinde oder in dem Gemeindebezirt entfällt;

3. das Ausschänken und Berabfolgen von Branntwein a) nur im Kleinhandel oder b) nur in Gaft und Schankwirtschaften oder c) in Gaft- und Schantwirtschaften und im Kleinhandel verboten werden soll.

4. die Polizeistunde weiteren Einschränkungen als den behörd lich angeordneten unterworfen werden soll." Für die Deutschnationalen gab Abg. Schulz- Bromberg eine furze Erflärung ab, daß seine Freunde Maßnahmen gegen den Mißbrauch des Altoholismus und Maßnahmen für Aenderung des Renzeffianswesens besonders bei Schnapswirtschaften- ein ein mütig unterſtüßen würden, daß dagegen eine Mehrheit feiner Frattion ber Ansicht sei, das GBR. würde nicht zu einer Eindämmung des Altoholismus führen, sondern nur unauf­hörlichen Streit in die Gemeinden hineintragen.

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Für das GBR, sprach der deutschnationale Abg. Dr. Mumm, der fich insbesondere gegen die leidenschaftliche und würdelose Art wandte, mit der die Gegner des GBR. ihren Kampf führen. Sein Frattionsgenosse Budjuhn sprach fich ebenso energisch gegen das BBR. aus und betonte vor allem, daß das reiche und mit allen Hilfsquellen versehene Amerita bei einem Alkoholverbot wohl eine Umstellung der Betriebe vornehmen fonnte, daß derartiges aber in Deutschland   unmöglich sei.

Der Zentrumsabgeordnete André wies darauf hin, daß der Konsum altoholischer Getränke in Arbeiterkreisen durch die gewerk schaftliche Aufklärungsarbeit schon start zurüdgegangen fei und immer weiter zurüdgehe. Man solle es bei dieser Aufklärungsarbeit belaffen und nicht zu Zwangsmaßnahmen greifen, die das Gegenteil von dem Gewünschten herbeiführen würden. Zu bedenken sei auch, daß das Gemeindebestimmungsrecht, einmal für das Schantstätten wefen eingeführt, auch auf andere Gebiete übergreifen würde und daß man damit jede geordnete Berwaltung zerschlage.

Auswärtiger Ausschuß.

Umfangreiche Tagesordnung.

Einheitsschule.

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Die große Konditorei im Zentrum ist sehr besucht. An einem Tisch, dicht am Eingang, unterhalten sich zwei Damen äußerst leb­haft, auf einem Stuhl ihnen gegenüber hodt ein fleiner, junger mann, mit blühenden, roten Backen, der in der Schlagsahne herum­mantfcht und sich bereits das Geficht mit Schokoladentorte beschmiert hat. 3a, er wird in diesem Monat sechs Jahre," sagt stolz die jüngere Dame. Wir haben nur Freude mit ihm, so ein gutes, braves Kind!" Der Kleine ist von seinem Stuhl heruntergerutscht und sieht strahlend seine Mutter an, mit seinen Händchen umfaßt er ihr Kleid und läßt deutliche Spuren von Schlagsahne zurück. Wie füß." staunt die andere Dame. Er ist sehr gut erzogen. Gott  sei Dant, daß wir in Dahlem   draußen wohnen. Mein Mann will nicht, daß er mit anderen Kindern oft zusammenkommt, er fann von ihnen nur Schlechtes lernen. Wir haben desweger auch einen älteren, finderlosen Portier angestellt. Wissen Sie, gnädige Frau, diese Proletarierkinder find schrecklich. Günterchen soll sie überhaupt nicht fennen lernen." Man vertieft sich in die Schlechtigkeiten der augenblicklichen Zustände. Beide Damen schwärmen von der Ver­gangenheit und sind von Klassenstolz geschwellt. Günterchen hat sich inzwischen mit Schokolade begossen und lenkt deshalb die Auf­merksamkeit der beiden Damen wieder auf sich. Die Mutter ver­sucht, böse zu werden, doch Günters glückliches Lachen zerstört biefes Unternehmen. Aber er muß doch in die Schule gehen!" setzt die andere Dame von neuem ein. Nein, wir lassen ihn durch einen Privatlehrer erziehen." Fragender Blid. Ach. das ist ganz einfach, wir haben einen befreundeten, hier sehr befannten Arzt, und der hat es durchgefeßt, daß Günterchen befreit wurde. So ein zartes, schwächliches Kindchen. Zärtlich streichelt sie ihren in Gesundheit blühenden Sprößling. Niemals hätte mein Mann zu­gegeben, daß Günter die Einheitsschule besucht. Was fann er denn da lernen? Alle unsere Bemühungen wären zerstört. Wir wollen unseren Sohn in altem Geist erziehen. Und dann die anderen Kinder ohne Kinderstube, mit schlechten Manieren, sie würden den lieben Kerl vollständig verderben." Günterchen ist während dieser Unterhaltung damit beschäftigt mit dem Zeigefinger das Innere seiner Nase zu erforschen.

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Der Spritweber- Prozeß.

Ich bin nun einmal Inspeffor und stelle meine Bedingungen. In der geftrigen Gerichtsverhandlung ging es teilweise sehr an geregt zu. Biel   Mühe bereitete den Parteien und dem Vorsitzenden der Zeuge Philipp, der ja bekanntlich zuerst, wie er von sich behauptete, auf Peters' Zureden eine G. m. b. H. zweds Berwertung billig gelieferten Sprits ins Leben zu rujen beabsichtigte, hinterher aber, als aus dem Unternehmen nichts wurde, neben verschiedenen Für seine Dienste bei der Aufdeckung der Schieberaffäre Peters­anderen Darlehen auch ein solches von 5000 m. Don Peters verlangte. Weber erhielt er von der Monopolverwaltung 5600 Mart Be­lohnung.

Die Berteidigung zweifelt seine Gloubwürdigkeit an. Sie be­hauptet, daß Philipp das Monopolamt aus eigennügigen Gründen falsch unterrichtet habe. Er sei es auch gewesen, der durch einen Artikel in einem Montagstlatt den Stein ins Rollen gebracht hat. Um feine Aussage zu erschüttern, werden eine Reihe von Beweisanträgen gestellt, u. a. auch der, Philipps Militäraften her­beizuschaffen, aus denen Geistestrantheit zu ersehen sei. Rechtsanwalt Dr. Jaffé erflärte daß er den Beweis erbringen wolle, daß die Finanzämter große Summen an die übelsten Personen verschwende, und daß dort ein System herrsche, wie man es früher mur im dunfelsten Rußland   fannte. Der Vorsitzende wies diese Borwürfe zurüd, worauf der Berteidiger die Ladung des Reichsfinanzministers Reinhold als Sachverständigen beantragte. Regierungsrat Klodow berichtete über Bhilipps Besuch im Reichsmonopolamt. Er wollte durchaus den Präsidenten Stein topff unter vier Augen sprechen, da, wie er fagte, er gegen jeden Beamten des Monopolamtes den Verdacht der Bestechung habe. Da aber Philipp wenig vertrauenerweckend schien und gegen ihn auch ein Verfahren wegen Monopolsteuerhinterziehung schwebte, wurde ihm diese Unterredung nicht gewährt. Interessant gestaltete sich auch die Erörterung der Spritbezüge und Sprit verkäufe des Simte Konzerns. Kriminalkommiffar Peters war es, der auf die Bitte feines Regimentsfameraden Pfund Simte mit dem Oberzollsekretär Reinide zusammenführte, gegen den übrigens auch ein Verfahren schwebt. Dieser erklärte, daß er an Spritbezügen beteiligt sein wolle, falls der Bericht über den Konzern günstig wäre. Andere Firmen täten das Gleiche. Peters soll dagegen eingewandt haben, daß sich das nicht immer so machen ließe, es wäre doch besser, gleich einen bestimmten Geld betrag zu bewilligen. So hatte Simte vor dem Untersuchungs richter ausgefagt. Jetzt bestreitet er diesen Ausspruch Peters. Jedenfalls hat Reinide, der zuerst 80 Pf. pro Liter haben wollte, fich schließlich mit 20 Bf. zufrieden gegeben. Peters sollte prozentual beteiligt werden. Er gibt auch selbst zu, daß er zwar nur im Scherz dazwischen gerufen habe:" Machen Sie es doch mit 20 Pf. pro Liter!" Eine Beteiligung seinerseits bestritt Peters. Gleich Simte nahm auch der Zeuge, Kaufmann am madh er, seine Beters belastenden Aussagen zurüd. In der Boruntersuchung hatte er behauptet, daß Beters bei der Berabredung über Beteiligung Reinides an den Spritlieferungen dabei gewesen sei. Jezt bestritt er dies, gab aber zu, gehört zu haben, daß Beters am Simte- Konzern mit Attien beteiligt gewesen sei. Auf die Frage des Vorsitzenden, ob ihm auch mitgeteilt worden sei, daß auch andere Bersonen mitbeteiligt werden follten, verweigerte der Angeklagte die Aussage, da es ein anderes Strafverfahren beim Landgericht II betrifft, in dem er selbst nicht angetlagt ist. Interessant war auch die Aeußerung Reinides, die er bei seinem Zusammentreffen mit Simte gemacht haben soll. Als dieser ihn darauf aufmerksam machte, daß er ja pflichtgemäß einen wahrheitsgetreuen Bericht zu erstatten hätte, meinte er: Ich bin nun einmal der Inspektor vom Hauptzollamt Bantow und stelle die Bedingungen, wie ich will." Die Fortseßung der Berhandlung findet heute morgen um 9 Uhr statt.

" Adam" und" Eva" am Flakensee.

Ein verhinderter Selbstmord.

Im Auswärtigen Ausschuß des Reichtags wurde unter Vorsitz des Abg. Hergt( Dnat.) zunächst die Beratung über die deutschmittag im Balde zwischen Ertner und Woltersdorf   am Flakensee. Ein paradiesisches Pärchen sahen Spaziergänger gestern nach russischen Bertragsverhandlungen zu Ende geführt. Sie machten einen Landjäger darauf aufmerksam, und dieser tam Die Erörterung diente in der Hauptsache der Erläuterung von Spezialfragen juristischer und politischer Natur, die sich aus dem gerade noch zur rechten Zeit, um das Paar vor dem beabsichtigten deutsch  - russischen Vertrag ergeben, und zu denen Reichsaußenminifter Selbstmord zu bewahren. Dr. Stresemann mehrfach das Wort ergriff.

Es folgte eine Aussprache über die Fragen, die mit der Böl. terbunbsrats Studientommiffion in Zusammen hang stehen. Ein weitere Gigung des Auswärtigen Ausschusses, die sich mit der fünftigen Entwicklung dieser Materie befaffen soll, blieb vorbehalten.

Nunmehr wandte sich der Ausschuß dem dritten Bunft seiner Tagesordnung, der Entwaffnungsfrage, zu. Die Sigung

dauert noch an.

Neue Unruhen in Kalfutta. Die Zusammenstöße zwischen Hindus und Mohammedanern wiederholten sich. Fünf Mohammedaner und ein Hindu wurden erstochen. Zwei Personen, die bei den gestrigen Zusammenstößen verwundet worden waren, sind heute gestorben. Alle Läden des indischen Geschäftsviertels find geschlossen. 58 Per fonen, meist Mohammedaner, wurden verhaftet.

Bei der Polizei war unterdessen die Anzeige eingelaufen, daß eine Frau Gertrud. aus der Türkenstraße in Berlin   N. vermißt werde. Es ergab sich, daß die" Eva" diese Frau F. war. unterhielt feit längerer Zeit hinter dem Rücken ihres Mannes ein Liebesverhältnis mit einem Ronditor Hans B. aus der Hardenberg. ftraße zu Charlottenburg  , der ebenfalls verheiratet und Bater meh­rerer Kinder ist. Die Berliebten, die feine Aussicht hatten, sich dauernd angehören zu können, beschlossen, gemeinsam aus dem Leben zu scheiden und zu diesem 3wed in den Flateniee zu gehen. Am Sonntag verließen sie heimlich ihre Wohnungen, trafen fich_in Berlin   und fuhren nach Ertner hinaus. Erst gestern beschlossen sie, ihren Plan auszuführen. Um sich Mut anzutrinten, nahmen fie eine Flasche Liför in den Wald mit. Während sie sie langsam leerten, enttleideten fie fich am Ufer. Um nun auch wirklich bet ihrem Vorjah zu bleiben, wollten sie jede Brücke hinter sich ab­brechen" und warfen deshalb ihre ganze Kleidung ins Wasser, auf dem fie unter dem Winde bald abtrieb. So

mar alles vorbereitet, als im letzten Augenblick der Landjäger den Blan doch noch durchkreuzte. Die beiden Lebensmüden wurden in notdürftigen Hüllen, die man rasch herbeiholte, nach Ertner gebracht und in Schuzhaft genommen. Sie mußten im Gewahrsam warten, bis von Berlin   her andere Kleidung eintraf. Inzwischen war auch B. von seiner Frau der Polizei als vermißt gemeldet worden.

Schweres Bauunglück in der Georgenkirchstraße. Bier Arbeiter schwer verletzt.

Heute vormittag gegen 10 Uhr ereignete sich im Hause arbeiten ausgeführt werden, ein Mauereinsturz, bei dem vier Arbeiter unter den Trümmern begraben wurden.

Georgentir& straße 31, in deffen vierten Stockwert Bau­

In dem genannten Hause befinden sich die Kunsteiswerte Don Lindberg u. Co., die auf dem Dache Bauarbeiten aus­führen lassen. Aus bisher noch ungeflärter Ursache stürzte plötzlich bie 12 meter lange und 3 Meter hohe Brandmauer ein und begrub vier Bauarbeiter, die sich nicht rechtzeitig in Sicher­heit bringen fonnten, unter sich. Die Feuerwehr wurde sofort alar­miert, die die Bergung der Verschütteten vornahm und vier Ver­legte nach der naheliegenden Rettungsstelle in der Landsberger Straße schaffte. Die Verunglückten erhielten hier erfte Hilfe. Die Namen der Verlegten sind: Bauarbeiter Otto Bergens, Keibel= ftraße 10( Kopf- und Armverlegungen); Maurer Franz Brüd­ner, Greifswalder Str. 49( Arm, Bein- und Kopfverletzungen); Maurer   Hermann Ullrich  , Maternftr. 1( Kopf-, Oberschenkel- und Rippenverlegungen); Maurer   Martin Leppin, Wilhelmshavener Straße 8( Hüft-, Arm- und Fußverlegungen). Die Ursachen des Einsturzes find bisher noch nicht geklärt. Eine Untersuchungs­fommission weilt zurzeit an der Unglücksstelle.

Die Stadt Berlin   auf der Anklagebank. 2,50 Mart Strafe beantragt.

Oberbürgermeister Böß und Stadtrat Bege waren heute wiederum vor Gericht zitiert, um sich als Angeflagte zu verant worten. Die strafbare Handlung, die den beiden Angeklagten als Mitglieder des Berliner   Magistrats zur Baft gelegt wurde, betraf immer noch ein Vergehen gegen das Postgesetz. Das Schöffengericht hatte einen Freispruch gefällt, nachdem der Staatsanwalt gegen jeden der beiden Angeklagten 3 Mart Geldstrafe beantragt hatte. Die Oberpostdirektion Berlin   hat sich jedoch mit dem Urteil nicht begnügt und diese große Affäre", die zu der Anhäufung eines riesigen Aftenmaterials geführt hat, und durch die ein großer Aufwand von Arbeitskräften auf beiden Seiten ge­trieben worden ist, zur Entscheidung vor die Berufungsstraftammer des Landgerichts I   gebracht. Infolgedessen mußten sich heute fünf Richter und Schöffen mit diesem Fall nochmals in einer Tagessache beschäftigen. Oberbürgermeister Böß war vom Erscheinen entbun­Angeklagten war mur Stadtrat Wege anwesend, der sehr entschieden den und gestern fommissarisch vernommen worden. Von den beiden Anklage bildete die Hauptverteilungsstelle, die die Stadt dem Standpunkt der Stadt Berlin   vertrat. Den Gegenstand der Berlin   unter Leitung des Stadtinspektors Herbst eingerichtet hat und die zur beschleunigten Bermittlung zwischen den einzelnen Dienst­ftellen des Magiftrats untereinander dient. Die Post vertritt den Etandpunkt, deß die Bezirksämter und einige Dienſtſtellen ſelb­ständige Behörden seien, und daß damit gegen§ 2 unb 2a des Post­gefeges verstoßen werde.

Stadtrat Bege bestritt die Zuständigkeit der Straffammer, da es sich um ein Verwaltungsstreitverfahren handele. Der Bertreter der Oberpoft direktion erflärte, daß es sich für die Post um feine Lappalie, sondern um eine sehr wichtige grundsägliche Sache handele. Was die Stadt Berlin   beanspruche, fönne dann auch jedes große Privatunternehmen beanspruchen. Die Bost würde dann einen unermeßlichen Schaden erleiden. Staatsanwalt betonte, daß es meniger auf das Strafmaß, als auf das Prinzip ankomme. Er beantrage gegen Oberbürgermeister Böß und gegen Stadtrat Wege je 2,50 m. Strafe wegen Ver­gebens gegen das Postgesetz.

Der

Ein Berliner   Verbrecher in Jnnsbruck verhaftet. Als Mörder eines Berliner   Schupowachtmeisters wurde ein Juweleneinbrecher entlarvt, der in Innsbruck   auf frischer Tat über­aicht und festgenommen wurde. Es ist der aus dem Zuchthaus in Brandenbug entsprungene 21 Jahre alte Bureaubote Kurt Gold. ba ch.

In der Nacht zum 8. Februar 1923 stieß der Schupowachtmeister Willy Steiner   in der Oranienstraße auf zwei Männer, die einen Hausflur verunreinigten. Als er sie zur Bache bringen wolite, schoffen fie ihn nieder. Einen Privatwächter, der die Mörder vers folgte, hielten sich die Verbrecher mit Revolverschüssen vom Leibe. In der Nacht zum 16. Februar wurden diefelben beiden Männer in einem Hause in der Boppstraße bei einem Einbruch gestört. Sie ergriffen die Flucht und schossen wieder auf die Ber folger Als ihnen auf dem Hohenstaufenplay ein Schupobeamter entgegentrat, verletzten sie ihn schwer durch einen Schuß in den Arm. Der Beamte fonnte trondem noch zur Pistole greifen und bradte einem der beiden Flüchtigen einen Oberschenkelschuß bei. Am nächsten Morgen wurden die Berbrecher in der Wohnung eines ihnen be fannten Einbrechers ermittelt und fefigenominen. Es waren Kurt Goldbach und ein gewiffer Hans Sante Tode verurteilt, dann aber zu lebenslänglichem Zuchthaus begnadigt und zur Berbüßung ihrer Strafe nach Brandenburg   a. d. 5). ge= bracht. Hier gelang es Goldbach, am 4. November 1925 mit einem polnischen Schnitter Josef Kopecz zu entfliehen. Kopacz wurbe fehr schnell in Berlin   gefaßt und wieder nach Brandenburg   zurüd gebracht, Goldbach hingegen blieb verschwunden. Bor 14 Tagen wurde nun in Innsbruck   bei einem Jumeleneinbruch ein Mann feit genommen, der fich Schaufpieler Soberen" nannte. verfuchte, aus dem Landgerichtsgefängnis auszubrechen, fein linter nehmen mißlang jedoch. Diefer angebliche Soberen" ift jetzt als der aus Brandenburg   entsprungene Mörder Kurt Goldbach feft­gestellt worden.

"

Beide wurden zum

Er

Auf dem Eisenzaun aufgespießt. Beim Anbringen einer Antenne in der Rennbahnstraße in Weißensee   stürzte der 36jährige Arbeiter Karl Gray, wohnhajt Weidenweg 23, aus 10 Meter Höhe von einem Baum herab. Unglücklicherweise fiel er cuf die Spitze eines eisernen Baunes, die ihm in den Körper brang. Der Schwerverletzte fand im Augufte- Viktoria- Krankenhaus in Weißensee Aufnahme.

fuhr in der Nacht zum Dienstag der Chauffeur Franz Kaifer aus Opfer der eigenen Raserei. Infolge zu schnellen Fahrens der Eisenbahnstraße 17 mit seiner Kraftdroschte, über die er die Gewalt verloren hatte, gegen einen Straßenbahnma ft. Er wurde pom Sig geschleudert und zwischen Motor und Rüdwand eingequetscht. Der Fahrgast, ein Kaufmann Blazmohl aus der im Moabiter Krankenhaus Aufnahme, wo sie bedenklich danieder­liegen.

Schweres Berkehrsunglüd in Australien  . Aus Melbourne  wird gemeldet: In der Nähe von Coromby stieß ein Eisenbahnzug mit einem Autobus zusammen, wobei 10 Personen getötet und 14 verletzt wurden.

Groß- Berliner Parteinachrichten.

18. Areis Beißensee. Achtung! Der Bortrag des Genoffen Stadtrat Snelber über: Bohlfahrts- und Jugendpflege findet nicht heute Dientetag, sondern erft morgen, Mittwoch, den 28. April, abends 7 Uhr bei Gallas ftatt. 104. Abt. Niederschönemeibe. Die Mitglieder bes Bildungsausschusses und die Vezirtsführer werden ersucht, fi heute Dienstag awifchen 7 and 8 Uhr abenbe bei Thiele, Berliner   Str. 38, die Platate für die Maifeier abzuholen.