3. Die Folgen des verloren en Krieges Nnd der Ser. o r m u n g des Volkes haben die Fürstenhäuser mitzutragen. Dabei ist auch die gesamte Vermögenslage der Fürstenhäuser und der ihnen verbleibende Anteil am Gesamtgrundbesitz des Landes entscheidend zu berücksichtigen. 4. Bei Aufwertungsansprüchen dürfen die Fürsten » Häuser nicht besser gestellt werden als andere Staatsbürger. Z 3. Zivillisten und ähnliche Renten fallen fort. 8 4. Den Ländern sind Vermögensgegenstände, die sie aus Gründen der Kultur, der Voltsgesundheit oder zu Sied- lungszwecken beanspruchen, zuzuteilen. Z ö. Auf Ansprüche der in den Artikeln S7, S8 Absatz 1 des Einführungsgesctzes zum Bürgerlichen Gesetzbuch sowie in dem Gesetz vom 25. März 1904(Reichegesetzblatt Seite 149) bezeichneten chäuscrn und ihren Rechtsnachfolgern sind die vorstehenden Bestim- mungen sinngemäß anzuwenden. § 6. Zur Ausführung diese« Gesetzes ist ein besonderes Reichs- gesetz zu erlassen. Der Wunsch des Zentrums ist, daß der Antrag im Reichs- tag mit einfacher Mehrheit angenommen und dann als Abänderungsantrag zu dem Entwurf auf entschädigungslose Enteignung mit zum Volksentscheid gestellt wird. Er soll gleichzeitig aber auch die letzte Möglichkeit bieten, die als ergebnislos abgebrochenen Verhandlungen des Rechtsaus- schusfes wieder in Gang zu bringen. Die Demokraten haben dem Zentrumsantrag grundsätzlich zugestimmt, während von der Volksparti eine Aeußerung noch nicht vorliegt. Die Stellung öer Sozialüemokeatie. Für die sozialdemokratische Fraktion führte Genosse Dr. Rosen- feld in der Debatte über den Cntelgnungs-Gesetzentwurf folgendes »ms: Es ist ein Triumph für die Sozialdemokratie. die fett den ersten Tagen ihrer politischen Wirksamkeit die Gesetz. gebung des Parlaments durch die Gesetzgebung des Volkes selbst ergänzen wollte und die jetzt eine oußenparlamentarische Aktion von ungeheuren Dimensionen durchgeführt hat und mtt verstärkter Energie weiterführen wird.(Sehr wahr! bei den Soz.) Es ist rin Triumph für die Sozialdemokratie auch deshalb, weil wir für 12)4 Millionen Männer und Frauen sprechen können, weil wir in Vertretung eines so großen Teils des Volkes auftreten können, wie ihn noch niemals eme Fraktion dieses Hauses hinter sich hatte.(Sehr wahr! bei den Soz.) Es ist ein Triumph für die Sozialdemokraten auch deshalb, weil sie sich auf die geschlossene Phalanx der beiden proletarischen Parteien Deutsch - lands stützen können und darüber hinaus aus jene Massen, die den rechten Parteien den Rücken gekehrt haben, weil sie enöliä, erkannt haben, daß die Sozialdemokratie als Trägerin de» Völksbegehrens ihre Interessen wahrnimmt. Als das Ergebnis des Volksbogohrens zum erstenmal im Rechtsau sschuß bekannt wurde, da verstummten ielbst die Deutschnationalen.(Zu den Deutschnationalen gewandt:) Die Wähler haben besser begriffen, um was es sich Handell, als Sie! (Lebhafte Zustimmung links. Lochen und Widerspruch recht».) wenn Sie daran zweifeln, dann lösen Sie doch den Reichstag auf mit der Wahlparole: Gegen die Fürsteaenteiannng!(Sehr richtig! links.) wir sind bereit, den Kampf durchzuführen und wir sind sicher, wie dieser Kampf ausgehen wird. (Sehr wahr! links.) Der Erfolg des Volksbegehrens war zu verzeichnen trotz der Sabo- tag« der Listenouslegung durch die Behörden, trotz des Druckes von Junkern und Unternehmern, trotz des Terrors der sogenannten vaterländischen Vorbände, trotz der Agitation der Fürsten und Fürstenknechte. Dieser Erfolg ist«rzielt worden trotz des Widerspruchs der Reichsregierung. All diese Sabo- tageversuche sind ebenso gescheitert wie die sogenannten Auftlürungs- schristen der Monarchisten, die von den Fürsten bezahlt worden sind. (Sehr wahrt links. Widerspruch rechts.) Selbst den Monarchisten zu toll. Der Grund dieser spontanen Voltsbewegung Hegt einesteils in der unerhörten Habgier der deutschen Fürsten und zum anderen an der Justiz, die dieser Habgier Vorschub geleistet hat.(Wider- ipruch rechts. Sehr wahr! links.) Selbst ein Herr von der deutschnationalen Fraktion hat im Ausschuß erklärt,
Musiknotizen. Furtwängler hat seine philharmonischen Konzerte abge- fchlossen. Was er uns bedeutet, braucht nicht mehr betont zu werden. Er ist die führende Diriglerperfönlichkeit Europas , er hat sich in der Einseitigkett de» Konzertdirigieren», seit Jahren abseits vom Theater, zu einer wahrhaft großen musikantischen Persönlichkeit entwickAt. Das verpflichtet. Die Well verlangt von chm mehr, als von anderen. Gibt er das her? Nein. Gebunden an Verträge, dirigert er Donnerstag in Leipzig , fährt Frettag nach Berlin und übt hier bis Sonnabend mit den Philharmonikern. Geht dieser Weg in gleichem Eittempo weiter, so werden wir die Hoffnung begraben, in Furtwängler den Fürsprecher der Werber für neues, großes. unerhörtes zu sehen. E» bleibt keine Zeit, junger Generation die Bahn zu bereiten. Erstaufführungen bringt er selten, auch dann erst vach emer Dauerprobe in Leipzig . Zu einem wirklichen, dem Ernst Furtwänglers entsprechenden lieben schwieriger, keimträftiger Werke kann es nicht kommen, um so weniger, als ja nach verstaubten Ge- fetzen jedesmal ein Solist mitwirken, Zeit stehlen muß. Das Geschäft mag so etwas diktieren, der Ruf Berlins verlangt anderes, höheres. Entweder es wird ein Ausweg gefunden, den Leipziger Vertrag zu lesen, die ausländischen einzuschränken: oder die jetzt beginnenden Reisen durch Deutschland lassen Zett und Muße, schon für den nächsten Winter Manuskripte, Partituren durchzuspielen, durchzu- üben. Kleiber versagt im Repertoire seiner Konzerte, Furtwängler verfagt. Watter lebt vom Alter: wir werden konservativ. Das tut den herrlichsten Dirigenten, dem herrlichsten Orchester der Welt nicht gut. Man sehe zu. daß kein Schade entsiehe. Vor das Geschäft haben die Götter die Kunst gesetzt. Zluch de? Sonne und der Hitze halten die Solisten stand. Das Publikum weniger. An Gesangstunst erlebt man Dinge, die das Herz erstarren machen. Ein Geiger wie Mario Matte o schätzt dos Interesse für sich zu hoch ein. Er kommt aus Spanien , ein Schüler Mauens, um an mehreren Abenden seine Unreife zu be- weisen. Ungelenker Strich, kleines Tönchen, unheimliches Spiel, lang» weiliges, zuweilen stilloses Musizieren— was bleibt da zu loben? Nichts als der Mut, mtt dem Liachowitz begleitet, mit dem zwei einsame Zischer dem Lynchtod entgehen.— Eine Gesellschaft der „F r e u n d e i ü d i s ch e r M u s i k" hat sich aufgetan. Der Zweck ist nicht durchsichtig, wird natürlich auch dadurch nicht klar, daß jüdisch« Musiker Werke jüdischer Komponisten spielen. Das Syna- gogale. Liturgische tritt in diesen Stücken kaum hervor, vielleicht nur Dollslieder oerraten etwas von der Stimmung östlicher Men. schtn, vom musikalischen Urgeist ällester Zeit. Wie lange wird solch Repertoire reichen? Lleibt festzustellen, daß sich das Lear- Quartett, Gollanin, Osborn stark um das ihnen an- vertraute Gut bemühten. Das Streichquartett von Ernest Bloch ist weit über das Maß feiner inneren Qualität hinaus eine Stunde lang g�tehnt. Doch bricht auch im modernen Melos hier starke Empfindung durch, und bei geeigneter Streichung dürste so etwas wie religiöse« Erlebnis Gestalt gewinnen. Auch die Singakademie schließt die Pforten. Mit den „Jabreszeiten* von Haydn. die einem Ehor solcher Wucht und Größe keine Sorg« macht, keine große Bereitung aufzwingt. Birgit E n g e l l s hell«, liebliche Stimme überstrahlte alle«,£ S.
daß er sich nicht mtt allen Forderungen der Fürsten soNdorisch erklären könne.(Hör! hört! links.) Und wenn schon der baye- rische Ministerpräsident Held von einem Teil der surft- lichen Forderungen abrücken muß(Hört! Hort! links.), dann brauche ich nicht mehr zu beweisen, daß unersättliche Gier das Kennzeichen der betreffenden Fürsten ist.(Sehr wahrl links.) Das versagen der Justiz. Auch die Justiz hat zum Erfolg des Volksbegehrens beige- tragen, da sie sich nicht von den überlebten Rechtsoorstellungen monarchistischer Zeiten freimachen konnte und alle Rechtstttel längst vergangener Jahrhundert- heute noch anerkennt. War es nötig, einen Anspruch der Fürsten zum Beispiel danach zu beurteilen, was der Gesetzgeber der Kaiserzeit getan hätte, wenn er die Revolution vorhergesehen haben würde? War es erforderlich, die Gültigkeit eines Gothaifchen Enteignung sgesetzes aus der Zeit nach der Revolution danach zu beurteilen, ob die Formvorschriften der vorrevolutionären Zeit innegehalten waren?(Hört! hört! links. Zurufe rechts.) War es geboten, einen Fall, der Schwarz burgRudolpadt betraf, nach dem gar nicht zuftän- digen Schwarzburg -Sonbershaufener Recht zu be- urteilen? Ich kann nur sagen, von dem Geist, der in der Rechtsprechung der deutschen Republik herrschen sollte, ist in vielen Urteilssprüchen nichts zu finden. Sein Verständnis für die Republik , wohl aber für die Monarchie! Ich befireile gar nicht, daß die Richter das formale Recht bis ins Millelalter hinein kennen, aber sie wisjeu zu wenig von dem Recht, das mit der Republik geboren ist und das auch Recht lu Deutschland Ist(Deutschnationaler Zuruf: Faustrecht!), über das Sie als Monarchisten sich lcichk hinwegsetzen. was will da» deutsche Volk? Ich möchte mm die Frage aufwerfen: Was will denn das deutsche Volk mtt seinem Volksbegehren? Das Voll will d i e Konsequenzen aus der Revolution ziehen, aus dem Fortfall der Monarchie, aus der Schaffung der Republik . Genau wie in Oesterreich . Die Selbstverständlichkeit der Enteignung wurde in Oesterreich nicht einmal von den Bürgerliche n bestritten. Genau so soll setzt in Deutschland verfahren werden. Ich möchte doch fragen, was wäre das für eine Republik , die sich so offensichtlich damit begnügte, nur formell die Monarchie zu beseiti- gen, deren Träger aber die Verfügung all der Werte beließ«, die nichts anderes sind als Eigentum des deutsche n Dolk es. Es handelt sich in Wahrhett doch gar nicht um eine Enteig- nung. Viel wesentlicher ist doch, auszusprechen, daß das, was tatsächlich Volkseigentum ist, auch als solche« be- handelt wird.(Sehr wahr! bei den Soz.) 5ürstea...Recht-. Es war für die Fürsten nicht möglich, in einer Zell , wo der Staat gar nicht eine besondere Rechtspersönlichkest war, Privateigentum zu erwerben. Das hat auch Oberoerwaltungsgerichtsrat Prof. Kohlreuter m Jena ausgeführt. Despotische Willtür- a t t e der Fürsten waren es, die sogenanntes Recht geschaffen haben. Selbst wo die Fürsten einen Kaufvertrag geschlossen haben, kam dieser Vertrag unter dem Druck dessen zustande, der kaufen wollte, und oft genug ist ein Kaufpreis bezahlt worden, der dem Werte des Kaufobjekts nicht entsprach. So in jenem Kaufoer- trag, in dem für den Ouadrotmeter Landes zwei Pfennig bezahlt wurden, so daß von einem ernstlichen Kauf- vertrag gar nicht die Rede sein kann. Und wie war es mit den Schmalkaldener Forsten, die der frühere Herzog von K o b u r g- G o t h a als sein Privateigentum beansprucht? Preu- ßische Truppen haben sie wahrscheinlich nicht unter Gefährdung des kostbaren Lebens des Königs erobert und zum Dank für die Waffen- Hilfe des Koburger Fürsten, wahrlich auch wiederum nicht unter Ge- sährdung des kostbaren Lebens dieses Fürsten , tmirden sie dem Koburger dann geschenkt. Und dabei, schrieb Moltke auf die Be- Werbung des Koburger?, 1870 eine Armee gegen Frankreich zu führen:.Unfähig auch nur eine Kompagnie durch ein Stadttor zu führen!"(Hört, hört bei den Soz.) Geld für die Feinde der Republik . Die deutschen Fürsten haben durch die von ihnen beeinflußte und sogar beilimmte Machtpolttik des Kaiserreiches das deutsche Volk in den Krieg gektürztl(Erregte Ruf« der Deutschnationalen, lebhafte Zustimmung bei den Soz.) Sie sind die Hauptschul- digen daran, daß der Krieg bi» zum Weißbluten des deutschen Voltes weiter geführt wurde.(Erneute Zustimmung von den Soz., Lachen bei den Deutschnationalen.) Sie tragen die Verantwortung
Der Sanöitenkönig von Korsika getötet. Dieser Tage ist der berüchtigte korsische Bandit Ronce Ro- monetti am Golf von Lana, nördlich von Ajaccio , von Polizisten ge- tötet worden, die ihm einen Hinterhatt gelegt hatten, da es un- möglich war, seiner im offenen Kampf habbajt zu werden. Diese Nachricht hat in ganz Korsika ungeheures Aufsehen, um nicht zu sagen Bestürzung, hervorgerufen. Denn Ronce Romanetti war einer der berühmtesten Männer dieser Insel. Reporter und Schriftsteller hatten ihn besucht; sie waren von ihm mtt Prunk empfangen worden. Seine Gastlichkeit war nicht minder berühmt als seine Küche: man trank bei ihm die besten Weine, die auf Korsita wachsen. Die Zei- tungen brockten Bilder des berühmten Räuberhauptmanns mtt Interview», die er ihren Vertretern gewährte. Der Bandtt war in Calcatoogio geboren. Er hatte weder Lesen noch Schreiben gelernt; dafür aber war er ein Meister im Schwimmen. Er konnte wie kein anderer tauchen und dabei die Aale und Forellen lebend fangen; er war ein großer Schütze vor dem Herrn und— den Gendarmen. Ehedem war er Metzgerbursch«: jeden Freitag stand er auf dem Markt und verkaust« Fleisch. Einmal, es war am Vorabend eines Festes, machte der damals achtzehnjährig« Bursche die Wahrnehmung. daß sein Vorrat nicht ausreichte. Kurz entschlossen unternahm er einen Streifzua aufs Feld, entdeckte einen Ochsen, nahm ihn mit, schlachtete ihn sofort und verkaufte das Fleisch. Seinem Brotherrn sagte er, er habe den Besitzer selbst getroffen, und dieser habe ihm den Ochsen überlassen. Als der geschädiate Besitzer den Burschen am nächsten Morgen vor der Kirche erblickte, schlug er Lärm und schrie:.Haltet den Dleb." Romanetti sah schon die Gendarmen herankommen, worauf er die Flucht ergriff und im.Maquis�, dem Buschwald Korsikas, verschwand. Aber er wollt« ein ehrlicher Mensch bleiben. Er schickte daher einen seiner Freunde zu dem Eigentümer de» Ochsen und ließ ihm sagen, er wolle ihm hundert Fronten Ent- schädigung Heben. Der Bauer nahm zum Schein an und versuchte, Romanetti m einen Hinterhalt zu locken, um ihn dann der Polizei auszuliefern. Aber der junge Mensch war schlauer, und als er sich von der Hinterlist des Bauern überzeugt hatte, ließ er ihm die Bot- schaft zukommen, er werde nicht mehr die Kugel pfeifen hören, dl« ihn ins Jenseits befördern werde. Und er hielt Won. Einige Tage daraus war der Bauer eine Leiche. Romanetti. der damit den ersten Schritt auf dem Weg des Der- brechen» getan hatte, blieb seitdem unauffindbar im Dickicht de» korsischen Buschwalde« versteckt. Da« Gericht in Ajaccio oerurteill« ihn in Abwesenheit zum Tod«. Achtzehn Jahre lang versuchten die Gendarmen, seiner habhaft zu werden, aber sie ließen nur manchen der Ihrigen als Opfer seiner Pflicht zurück. Romanetti wurde im Lauf seiner Banditemätigkeit zum reichen Mann. Er oerfügt« über seine eigene Garde, eine ihm auf Leben und Tod ergebene Schar von Menschen, die gleich Ibm nichts mehr zu verlieren hatten. Daneben hiell er eine vortrefflich dressiert« Hundemeut«, die seine zu- verlössigst« Wache war. Der.König des Lufchwall>es�, der nickt lesen konnte, war auch eine polttisch nicht unbedeutende Persönlich- ke'rt. Wenn die Wahlzeit heranrückt«, mußten die Kandidaten nur zu häufig am eigenen Leib verspüren, daß es besser war, sich mit diesem merkwürdigen Menschen gut zu stellen, der unsichtbar in den Bergen und Wäldern lebte und dennoch wie ein« geheimnisvoll« Macht das Leben der Insel seinem Willen gefügig macht«.
für die Aufbürdung der Reparationslasten auf das deutsche Boll(andauernde Zwischenruf« von den Deutschnationalen), und des- hall» sage ich, sie müßten haften für all das Unglück, das sie angerichtet haben.(Sehr richtig! bei den Soz.) Soll die Repu- blik den davongelaufenen Fürsten ekwa trotzdem die Mittel dafür belassen, mtt hilse illegaler Organisationen, mit Hilfe vaterländischer verbände da» Dolchstoß gegen die Republik vorzubereiten?�(Sehr gut! bei den Soz. Rufe rechts: Steht die so wacklig?) Soll die Republik ruhig zusehen, wie diese Fürsten draus und dran sind, alles vorzubereiten, um ihre frühere Mackt und Herrlichkeit, wie sie sie auffaßten und genossen, in Deutschland wieder auszurichten?(Lachen bei den Deutschnationalen.) Sollen wir wirklich ruhig zusehen, wie sich die Feinde der Republik Gelder sichern, aus denen die Monar- chisten gespeist werden? Wir schützen die Republik , auch wenn sie uns in ihrer sozialen Struktur noch nicht vollendet erscheint. Die Republik würde geradezu Selbstmord begehen, wenn sie ohne Enteignung die Zweieinhalbmilliardenwerte den Fürsten be- ließe. Rechtsfrage oder politische Frage? Es handelt sich nicht um eine �Rechtsfrage, sondern um eine polltische Frage, nämlich um die Frage: Monarchie oder Republik . Das hat niemand anderes als Graf Westarp selbst bestätigt, der alle Mann an Bord gerufen Hot zun, Kampf für den monarchischen Gedanken. Wir sind Ihnen sehr dankbar, daß Sie es so klar ausgesprochen haben, daß es sich für Sie bei dem Kampf um die Millionen in Wahrheit um einen Kampf um die Kronen handelt.(Sehr gut links.) Vielleickt sagt uns Herr Westarp, ob er den Kamps für den monarchischen Gedanken auch führt, wenn er jetzt etwa den englischen Prinzen, die montenegrinische Prinzessin, den russischen General, der bei Kriegs- ausbruch die deutsche Staatsangehörtgtett aufgegeben hat. und die Ansprüche dar Mätressen der früheren Herzögc�schützt? Tun Sie das nur, Herr Abgeordneter Westarp, so Helsen Sie uns am besten, die Republik zu mobilisicrenl(Sehr wahr links, Zurufe rechts.) Ist das Rechtsgefühl? Bedauerlich ist, daß sich die R« i ch s r e g i e r u n g die Argo- mentation der Deutschnatwnalen anscheinend zu eigen macht, noch der das Volksbegehren Raub und Diebstahl bedeutet.(Sehr richtig und Zurufe rechts.) Will sich ein republikanischer Mann wirklich auf die Seite öer Hohcnzollern und der Deutschnationalen stellen unter dem Vorwaich, die Rechtsgrundlage des Staates jei ür Gefahr? Gebieten die Gr und sä p.c e'ues Rechtsstaates wirklich. daß die Fürsten ein Viertel des ganzen Landes erhalten, das sie früher beherrscht haben? Sind es wirkuch Grundsatz: eines Rechts- staate», wenn nach ihnen einzelne Länder zusammenbrechen müssen unter der Last der Ansprüche der früheren Fürsten? Wo war das Gerechtigkeitsgefühl, als die kleinen Sparer ihre Ersparnisse verloren, die sie in den Anleihen und bei den Spartassen angelegt haben? Wo war das Gerechtigkeit!-- g e f ü h l bei der Regierung, als die Inflationsgeschädigten mit ein paar Prozent Aufwertung abgespeist wurden, w chrend den Fürsten Aufwertungssätze von 100, 300, 700, ja sogar 1300 Prozent zugc- billigt wurden?(Hört! hört! bei den Soz.) 20 Milliarden Spareinlagen sind durch die Inflation verloren gcgangen! Wo war da das Gefühl für Gerechtigkeit? Wo mar das Gerecht ig ke it sgef ühl damals, als die Ansprüche. der Au sla nd s d eu t jch e n abgogoltcn wunden?(Unruhe und Zurufe rechts.) Das ist Ihre Gerechtigkeit!(Fortdauernde Zurufe und erneute Zurufe links.) Ihre Gerechtigkeit ist es, wenn«in Kriegsbeschädigter zu 30 Proz. täglich 27 Vf., ein A r- beitsloser mit Frau und Kindern täglich 2�2 M., ein pen- sionierter General 50 M. und Wilhelm IL 1670 M. bekommt?(Hört, hört! bei den Soz.) Erfordert es wirklich das Gerechtigkeitsgefühl, daß in der Zeit der allgemeinen Rot einer kleinen Anzahl von Personen Milliardenwerte überlassen werden, daß einzelne Freistachen zusammenbrechen, damit nur die Fürsten standesgemäß lebest kynnen, während runh zwei Millionen Erwerbsloser mtt ihren Famllienangehörigen von jenen Werten, die 2 2 FL rstenfa Milien bekommen sollen. 29 Mo- nche leben müssen, während 700 000 Zwerg- und Klelnhäuekn' kaum existieren können? Zwiscken dem Rechtsgesühl der Regierung, das leider mit dem der Deutschnationalen übereinstimmt, und unserem Rechtsgefühl klafft ein unüberbrückbarer Gegensatz. Regierung, Volkswille, volksnol. Die Regierung will das Volk auf dos F ü r st e n k o m p r o> miß vertrösten. Aber dieses Kompromiß ist heute bereits tot. Die Regierung schickt gegen die entschädigungslos« Enteignung als
Mai-Rummer»Dachen links". Die soeben erschienene Rr 18 des republikanischen Witzblattes»Lochen links" ist dem 1. Mai gewidmet. Hans Baluschek zeichnete unter dem Motto»Nieder mtt den Grenzen" das eindrucksvolle Titelbild der Nummer. Ein Bilder-Artikel»Der 1. Mai in der Kunst" wird vielen eine Freude sein. Im übrigen behandelt Karl H o l tz in einer glänzenden Karikchur die Mussolimsche Krisgsgefahr. Willi Steinert nickt minder lustig die Tscherwonetz-Nöte der Russen, Alphons W o elfle, bekannt durch seine Darstellungen aus den parfümierten Regionen, gibt ein fesselndes schmissiges Blatt. Aus den textlichen Verträgen ist eine glänzende wie ernste Satire auf die Reichsgesund- heitswoche besonder» hervorzuheben. lleber-X-Strahlen. Im Radioinstitut der Akademie der Wissen- schaften in Leningrad haben Dr. L. Myssowsty und Dr. L. Turin er- folgreiche Versuche mtt den Ueber-X-Strahlen gemocht. Man ver- steht darunter die aus dem Wellenraum auf die Erde hernieder- gehende äußerst kurzwellige Strahlung, deren Existenz schon vor dem Kriege durch den deutschen Forscher Kolhörster festgestellt wurde. Die russischen Gelehrten'ührten an einer 19 Meter tiefen Stelle des Onega-See » unter Wasser ähnliche Messungen aus wie Kolhörstcr während des Krieges im Bosporus . Das Ergebnis der Russen be- .stättgt vollkommen die früheren Untersuchunqen. ouch die des amen- konischen Physikers und Nobelpreisträger, Millitan. der kürzlich Der- suche in Hochgebirgsseen Nordamerikas angestellt und ebenfalls die Kolhörsterschen Entdeckungen bestätigt hat. An der Existenz der merkwürdigen Ueber-X-Strahlen mit ihren auffälligen, von allen sonst bekannten Strahlenerscheinungen der Physik abweichenden Eigenschaften ist demnach nicht mchr zu zweifeln. Da» tote Meer vnd seine Nutzbarmachung. Sett einiger Zeit wird ein« Nutzbarmachung des toten Meere» besonders erwogen. Nach den bisber gemachten Feststellungen sind in dem Meere Stosse vorhanden, die eine Ausbeute reichlich lohnen würden. Die Der- waltung Palästinas ist auch gewillt, der Frage der Nutzbarmachung naher zu treten. In den Wassern des toten Meere» befindet sich ein unerschöpflicher Vorrat an Pottasche, die für den dortigen Land- bau sehr wertvoll ist. Man schätzt die vorhandene Menge Pottasche auf mehr als zwei Billionen Tonnen, vermengt mtt sechsmal soviel Steinsalz von guter Qualität. Der Wert der Pottasche wird mtt R> Dollar die Tonne angenommen. Die Kosten der(Einrichtungen für die Gewinnung der Pottasche und des Salzes werden auf 700000 Dollar veranschlagt. ver sechn« cehrgang der Akademie der Arte« ia Jeanksnef a. HI. de- amm«v» l. Oktober 1826 und wird bi< zum ÄZ. Juni 1927 dauern. Anmeldungen den Hörern, die auf eigene Kosten teilnehmen wollen, find tij zum l. Juni an die Akademie der Arbeit. Frankfurt a. M, Mertonstr.?7. P. Bewerbungtschreiten müsien die Gründe für den Beluch der Akademie mitgeteilt und muß«luskunst darüber gegeben weiden, w,« die Finanzierimz de« neunmonatigen Aufenthalt» w Frankfurt ged-cht ist Ferner find dem Antrag ein Lebenslauf nnd nach Mögltchkett auch einige belzufügen. Da jeder vewerber vor seiner Zulaslung eine fchrtstlich« Prüfungsarbeit anfertigen muß. find die Hauptinterellengebiele und biSderigen Arbeitdfächer anzugeben. Etwaige BeröffenUichungen oder bereits angefertigte Arbeiten können mit eingesandt werden. _ VI»«alerte 1.«asper. Kursürstendamm 333, eröffnet am S. Mal eine «ussteiumg von Joses«atö(Aquarelle au« Ungar» und de» Tüten und Entwurf« zu Land Malereien).