Nr. 199 43.Jahrgang
Die„ möblierte Dame".
1. Beilage des Vorwärts
Donnerstag, 29. April 1926
zwischen Hegermühle und Bernau mit Hilfe der Schußpolizei ver. anstaltet. 100 berittene Beamte, 100 radfahrende und 100 zu Fuß durchstreiften die Ortschaften und Waldungen. Sie
räume zu retten, so haben diese doch unter Wasserschaden sehr stark gelitten. Unglücklicherweise platte das Leitungsrohr, das fich im Dachgeschoß in einer Rammer befand, so daß sich auch noch diese Wassermassen in die unteren Räume ergossen. Ein Feuertrieben viele Landstreicher auf, die jezt zur Frühjahrszeit„ auf die wehrmann zog sich bei den Löscharbeiten eine Handver legung zu. Erst um% 2 Uhr nachmittags mar die Hauptgefahr beseitigt, so daß die Aufräumungsarbeiten vorgenommen werden fonnten. Noch in den Abendstunden war die Schmargendorfer und Grunewalder Feuerwehr an der Brandstelle tätig. Die Untersuchung über die Entstehungsursache ist bisher noch nicht abgeschlossen.
Der Raubmord in Hegermühle.
Auf der Suche nach dem Mörder.
Die Suche nach den Mördern der Wilhelmine Schröder wird immer noch mit allen Mitteln fortgesetzt. Bis heute ist es jedoch noch nicht gelungen, festzustellen, wie hoch die von dem Mörder geraubte Geldsumme war. Es fehlen jedoch aus dem Haus. halt ein großes Messer, ein Handtuch, ein Stück Seife und eine Stiefelbürste.
Walze" gehen. Die Gesuchten wurden jedoch nicht unter ihnen gefunden. Eine Streife entdeckte am Wuckensee bei Biesenthal einen 25x50 Zentimeter großen braunen Keffer, der den vier beobachte ten Verdächtigen gehören mußte. Mehr Erfolg hatte die Kriminalpolizei in Berlin . Hier gelang es, den gesuchten P. in einem Quartier am Stettiner Bahnhof aufzufinden. Da der junge Mann am Tage des Mordes in Hegermühle gesehen worden ist, so wird er nach dort gebracht werden, um eingehend vernommen zu wer den. P. bestreitet noch, von dem Morde gewußt zu haben oder gar baran beteiligt gewesen zu sein. Er behauptet auch, daß er ohne jede Begleitung gewandert sei. Bieweit seinen Angaben Glauben zu schenken ift, muß noch nachgeprüft werden.
Der Spritweber- Prozeß. Selffame Zeugen.
Sie ist im großen und ganzen keine allbeliebte Erscheinung und findet bei der Quartiersuche vielfach verschlossene Türen. Sie hat gegen ein bestimmtes Vorurteil zu kämpfen, das leider in manchen Fällen berechtigt erscheint, sich jedoch nicht auf die große Allgemein heit anwenden läßt. Die Frau, die heute allein im Leben steht und sich ihren Unterhalt aus eigener Kraft erwerbn muß- und das ist wirklich nicht einfach muß doch schließlich vor allem anderen ein Dach über ihrem Kopfe haben. Und wie sie sonst ihr Leben lebt, das muß ihr schließlich überlassen bleiben, denn sie trägt ja lehten Endes auch selbst die Folgen ihrer Handlungen. Heute ist der Existenzkampf hart, und wer nicht flug und fest bleibt, der kommt unter die Räder. Solche einfame Chambregarnistin hat ohnedies nichts zu lachen. Schon die Jagd nach solch einem Tustulum ist eine aufreibende Tätigkeit. Meist liegen die in Betracht kommenden Räumlichkeiten in olympischer Höhe. Der Eintritt in ein stockfinsteres, allzu start möbliertes Borzimmer, das sein Licht durch die offene Küchentür be. Man tamm nicht behaupten, daß der Spritmeber- Prozeß bis zieht, aus der es nach der in Vorbereitung befindlichen Mahlzeit heute an Interesse eingebüßt habe. Nachdem das Schöffengericht duftet, hat wenig Einladendes, und man ist dann meist auf das Webbing über die Angeklagten im Meinen Spritweber- Prozeß seine eigentliche Objekt des Besuches schon gar nicht mehr neugierig. Dann gibt es Bermieterinnen, die mit herz- und nierenprüfendem Blick jo hohen Strafen verhängt hat, werden die Zeugen im großen gleich nach Nam' und Art fragen und bei Nennung eines nicht ausSpritweber- Prozeß in ihren Aussagen wohl noch vorsichtiger werden. Es sind dies aber auch ganz eigentümliche Zeugen und sie gesprochen weiblichen Berufes entweder sofort auf den Gefrierpunkt forgen wahrlich für Abwechslung. Entweder sind sie selber in ein finfen oder was noch unsympathischer wirft blitzschnell überStrafverfahren verwidelt und verweigern deshalb die Aussage oder Legen, ob man sich etwa zur Meltfuh" eignen würde. Auch die Sie haben einfach das Gedächtnis für alles verloren allzu gesprächigen Damen sind meist nicht die richtigen und verbefanntlich wird sehr oft das unangenehme ins Unterbewußtsein decken oft mit großer Beredsamkeit irgendein Manto des Bimmers; außerdem fühlen sie sich bemüßigt, über alle Borgänge im Leben perbrängt oder fie behaupten, aus Angst vor Verhaftung oder mit den eines dem Untersuchungsrichter ihres Mieters genauestens am laufenden zu sein. Eine unangenehme in Konflikt geraten sind. Eine der Meldungen aus Biesenthal falsches ausgesagt zu haben. Sogar der Regiments famerad Peters, Major Punt, will bei der Bernehmung in der Voruntersuchung eine Depreffion erlitten haben.
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Sorte ist noch die er ewig Jammernden, die, mit feiner Staatsform einverstanden, schärfste Kritik an der politischen Handhabung üben und vorsichtig, aber systematisch versuchen, das edle Herz des Mieters für ihre ungünstige petuniäre Lage in Form von Aufschlägen ihrer Handreichungen zu rühren.
Ift man also unglücklicherweise an eine so Geartete geraten, bann ärgert man sich bis Mitte des Monats und im Solo. Bom 16. ab, an welchem Tage man seiner übervollen Galle durch Kündi gung des Zimmers Luft macht, ärgert man sich im Duo, also Mieter
und Vermieter. Dann begibt man sich auf die Suche nach einem neuen Martertasten. Eigener Herd ist Goldes Wert, aber woher nehmen und nicht stehlen? Natürlich gibt es Gott sei Dant nicht nur vermietende Xantippen, sondern auch reelle Bertreterinnen dieses Gewerbes. Die Professionals gehören meist der ersten Sorte an, weit sympathischer wirten die Amateure auf diesem Gebiete. Ein weiteres trauriges Kapitel sind auch noch die Zimmermieten. Ein halbwegs anständig eingerichtetes Zimmer verschlingt an Miete in pielen Fällen faft die Hälfte eines Durchschnittseinkommens. Das ist natürlich ein gänzlich unhaltbarer Zustand, und wenn außerhalb unserer Grenzen laut Zeitungsberichten der Mietpreis dem Einfommen angepaßt wird, so wäre ein solcher Modus auch bei uns freudigst zu begrüßen.
Das Großfeuer in der Königsallee.
Zu dem in unserer gestrigen Abendausgabe mitgeteilten großen Dachftuhlbrand in der Rönigsallee erfahren mir noch folgende Einzelheiten: In der Rönigsallee 28 im Grunemalb be findet fich eine größere Brivatvilla. Sturz nach 41 Uhr nachmittags fam in dem Dachstuhl Feyer aus. Auf den Feueralarm eilten unter Leitung bes Baurats Spohn vier Löschzüge herbei, die mit insgesamt acht C.Rohren von allen Seiten gegen das Feuer vorgingen. Durch die Eigenart des Baues war das Feuer fehr schmer anzugreifen und troß der hohen Zahl von Schlauch leitungen, aus benen Waffer gegeben wurde, gelang es nicht, den Brandherd einzufreisen. Der Dachstuhl sowie die unmittelbar Darunterliegenden Zimmer mit ihren Möbeln wurden in furzer 3eit ein Raub der Flammen. Nur unter den größten Anftren gungen gelang es, die Billa vor der völligen Bernichtung zu fchüßen. Wenige Minuten später hätte sich das Feuer in die erste Etage durchgefressen. Wenn es auch gelang, die unteren Wohn
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Yamile unter den Zedern.
Bon Henri Bordeaux.
( Berechtigte Uebersehung von 3. Runde.) Ich befragte ihn nicht wieder über sein Vorhaben, das uns beide anging. Tage, Wochen, selbst Monate verstrichen. Der Priester von Bescherre, mit dem Beinamen der Rapitän", fuchte mich zu umgarnen, mich dahin zu bringen, daß ich feine Tochter Sufia freien sollte. Ich widerstand feinen Lodungen und denen des jungen Mädchens, das er, schamlos feine Briesterwürde vergessend, beeinflußte. Meine Mutter neigte ihnen zu, aber fie unterſtüßte unwissentlich meinen Rult für den Flüchtling, denn sie fah täglich Meryen, die Frau des Rashid- el- Hame, die sich vor Sehnsucht verzehrte und von nichts anderem als von Damile sprach. Muntaha, die jüngere Schwefter, ging oft in der Richtung auf Ehden. Die Straße nach Ehden ist auch der Weg nach Atta. Auch ich trug meinen Rummer und mein Begehren, meine Liebe und meinen Haß dahin. Ich habe mich manchmal gefragt, ob sie mich suchte oder wohl gar den roten Reiter, den sie an jenem Festtag unter den Bebern gesehen. Denn die Leidenschaft ist anftecend und der Briefter verriet wohl eine gute Renntnis des weiblichen Charafters, wenn er eine exemplarische Strafe forderte, um die jungen Maronitinnen für alle Zukunft zu warnen. Eines Morgens fam Butros zu mir:
Sie ist seit einem Monat in Tripolis ."
Ich wartete auf diese Nachricht, obwohl wir niemals mehr über die Sache gesprochen hatten. Ich erwartete sie und trotzdem wirkte sie niederschmetternd.
,, Woher weißt du es?"
,, Bon dem alten Yusef Abdud aus Chaar, den ich beauf tragt habe, mich zu verständigen. Aber es dauert lange, ehe eine Nachricht über die Berge tommt."
..Tripolis besteht aus drei Städten; wie sollen wir ihr Haus finden?"
"
Wir werden einen Führer haben." Dieser Führer wird zum Berräter werden." ..Es ist ein Führer, der nicht spricht."
Der Gedante, yamile wiederzusehen, felbft von ferne, felbft verschleiert, überwältigte mich so rasch wie die Morgenröte den Himmel überzieht und beherrschte mich derartig, daß mich das Wagnis auf Tod und Leben nicht schredte. Bann brechen wir auf, Butros?"
Das Fehlen dieser Gegenstände legt die Bermutung nahe, daß der Mörder in den Kreisen der Landstreicher zu suchen ist. So würde sich auch eine Erklärung finden lassen dafür, daß die Tat in den frühen Morgenstunden begangen wurde, denn die Landstreicher pflegen zeitig ihre Herbergen zu verlaffen und schon am Vormittag fechten zu gehen. So mag der Mord vielleicht nicht vorbedacht gewesen sein. Möglicherweise hat Frau Schröder einen Dieb abgefaßt und dieser hat, um nicht verraten zu werden, zu der ersten besten Waffe gegriffen und die Frau niedergeschlagen. Aus der Bevölkerung dieser Gegend wurden der Mordkommission eine ganze Reihe von Leuten als verdächtig gemeldet. Es handelt sich um Bersenen, die sich seit längerer Zeit in der Gegend herum
berichtete, daß dort am Nachmittag des Mordtages pier junge Burschen aufgetaucht waren und daß das Gesicht des einen zerfragt war. Einer der Burschen wurde festgestellt als ein 25 Jahre alter Hermann P., der von der Staatsanwaltschaft in Prenzlau wegen Einbruchs gesucht wurde. Kriminalfommiffar erneburg von der Mordfommission tehrte nach Berlin zurüd, um die Herbergen und Quartiere in der Nähe des Stettiner Bahnhofs abzusuchen. Inzwischen hatte der in Hegermühle zurückge bliebene Kommissar Johannes Müller eine umfassende Razzia
Das Rundfunkprogramm.
Donnerstag, den 29. April.
Außer dem üblichen Tagesprogramm:
3.45 Uhr nachm.: Dr. Rudolf Wegner: Ueber Erdbeben. 4.30-6 Uhr nachm.: Nachmittagskonzert der Berliner Funkkapelle. Leitung: Konzertmeister Ferdy Kauffman. Anschließend: Ratschläge fürs Haus, Theaterdienst. 6.35 Uhr abends: Hans- BredowSchule( Bildungskurse). Abteilung Technik. Geh. Reg.- Rat Dr.Ing. J. Brix:„ Die Landstraße und ihre Technik". 7 Uhr abends: Oekonomierat Lembke: Ländliche Siedlungen". 7.25 Uhr abends: Gustav Hochstetter : Wenns Mailüfterl weht. 8 Uhr abends: Der Roman als Funkspiel. 25. Fortsetzung. Die Katastrophe, von H. J. Gramatzki( als Funkspiel bearbeitet). 8.30 Uhr abends: Kammermusik von Haydn bis Schönberg. 15. Abend. MahlkeTrio: Rudolf Schmidt, Flügel; Hans Mahlke , Violine; Adolf Steiner , Cello. 1. Schumann( 1810-1856): Klaviertrio D- Moll op. 63 ( Mit Energie und Leidenschaft Rasch, aber nicht zu sehr Langsam Mit Feuer). 2. Frühling und Auferstehung( Else Leg band, Rezitation). 8. Mendelssohn( 1800-1847): Klaviertrio D- Moll Scherzo op. 43( Molto allegro agitato Leggiero e vivace Finale: Allegro assai appassionata). Anschließend: Dritte Bekanntgabe der neuesten Tagesnachrichten, Zeitansage. Wetterdienst, Sportnachrichten. Theater- und Film dienst. 10.30-12 Uhr abends: Tanzmusik( Kapelle Kermbach. Leitung: Kapellmeister Otto Kermbach ). Königswusterhausen, Donnerstag, den 29. April.
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Andante con moto
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3-3.30 Uhr nachm.: Prof. Dr. Amsel und Oberschullehrer Westermann : Einheitskurzschrift. 3.30-4 Uhr nachm.: Stadtrat Dr. Muthesius: Schutzaufsicht für gefährdete Kinder. 4-4.30 Uhr nachm.: Oberschulrat Hilker: Formen der Gymnastik. Mensendieck, Bode, Loheland, Gindler, Hermann, Laban. 5-5.30 Uhr nachm.: Fr. Dr. Drewitz: Garderobe der einfachen Frau. 8.30 Uhr abends: Uebertragung von Berlin .
,, Sie ist nicht tranf."
,, Sie stirbt an Damile. Siehst du es nicht?" Ich wußte es und wußte auch, daß Meryen nur noch eine furze Frist beschieden war. Aber ihre Widerstandstraft währte noch den ganzen Winter. Bielleicht gab sie sich Rechenschaft darüber, daß ihr mütterlicher Atem ihre Tochter beschüßte, wie damals, als die kleine Damile in der Wiege lag; man tötet ein Kind nicht vor den Augen der Mutter und vielleicht ahnte sie die finsteren Absichten, welche ihr Sterbebett um lauerten.
Als sie auf dem, über dem heiligen Radische gelegenen Friedhof von Bescherre bestattet war, bestiegen wir mit dem freuen Elias und Tammus, einem anderen, zum Transport des Gepäcs bestimmten Diener, die Pferde; aber bei Ehden verließen wir die Straße nach Tripolis und wählten den Ritt durch die Waldungen. Darüber wunderte ich mich. Butros Hand glitt streichelnd über die Mähne seiner Fuchsstute, während er das Tier bestieg.
,, Sie wird uns führen, wie damals." ,, Nach Chaar; aber dann?"
Omar von seinem Landhaus in Affa nach seinem Balast in ,, Sie ist in den Ställen Omar- Beis geboren. Wenn sich Tripolis begibt, nimmt er da seine Pferde nicht mit?" 3weifellos."
der Türe halten." Und er führte das Sprichwort an: Man " Also wird Salma den Weg wieder erkennen und vor soll sein Gewehr nicht verleihen, nicht sein Pferd und nicht feine Frau."
Bor uns lagen wieder im zarten Licht des werdenden Frühlings die Fichten- und Zebernwälder, die arabischen Dörfer, die steilen Felsen und die Oleanderhaine, der grünlich graue Sturzbach im Höllental, den wir voriges Jahr in der heißen Auguftfonne gefehen hatten. Warum suchte ich diese Orte, die von den bittersten Erinnerungen vergiftet waren? Seit sieben Monaten schlummerte die weiße Damile in Omars Armen, während ich mich jeden Abend in meinem Schmerz wie eine glühend heiße Dede hüllte, die ich nicht von mir zu werfen vermochte; so sehr ich auch nach der Kühle der Nacht verlangte. Ja, was bezweckte ich denn eigentlich. Warum flammerte ich mich eigensinnig an mein Unglüd? Gibt es in den Gärten feine Blüten und in den Obstgehegen feine Früchte, deren Duft oder deren Saft das Vergeffen bringt? Kann eine Frau nicht das Unrecht wieder gutmachen, das eine andere verursachte? Ich beschwor das Bild Sufias herauf, das der zärtlichen und lebhaften Muntaha; alle beide hätten mich gern
Er erwiderte, ohne mit der furchtbaren Antwort, die mich getröstet und ebenso andere junge Mädchen aus Bescherre, erschütterte, zu zögern: Wenn meine Mutter tot ist." mit denen ich den Dabke getanzt hatte. Aber sie erschienen
Da tritt z. B. als Zeuge der Zollaffistent i do miti auf, gegen den im Landgericht III ein Bestechungsverfahren schwebt und der bereits wegen Monopolhinterziehung drei Monate Gefängnis er halten hat. Auf die Frage, ob er die Bergällung auch hin und wieder unterlassen habe, verweigert er die Aussage. Daß er vor dem Interfuchungsrichter ausgefagt hatte, feine Bedenten wären durch die Zusage zerstreut worden, daß ja nichts passieren fönne, weil der Betrieb von einer hohen Hand bei der Polizei geschützt merbe, erklärt er durch einen erlittenen Nervenzusammenbruch Oder z. B. der Buchhalter des Simfe- Konzerns, Heinrich Jung, dieser hat überhaupt alles vergessen. Zwar hat er einmal wirklich eine Gehirnerschütterung erlitten. Bor dem Oberzolljekretär Rahier hatte er aber ausgesagt, daß der Sprit meist wieder unDergällt abgerollt wurde, auch fonnte er damals von einer Scheinbeschlagnahme durch Peters und Bayer erzählen. Desgleichen von einer Karte, die Peters an Simte gelegentlich aus der Sommerfrische geschrieben hatte und in der es u. a. hieß:„ Der alte Herr, der auf meine Veranlassung eingestellt ist, ist über unsere Interessen nicht informiert." Dieser alte Herr war nämlich der abgebaute Kriminalbeamte Kolbow, der auf Veranlassung Peters im Betrieb eingestellt war. Auch dem Arbeiter Schneider muß sein Vernehmungsprotokoll in Erinnerung gebracht werden. Damals wußte er, daß Major Punt, der Direktor der Deutschen Politurwerke, einmal gesagt hatte, daß eine Revision tomme. Der Oberzollinspektor a. D. Bitscher war nach Abbau von dem Pantower Oberzollsekretär Reinede an Major Punt empfohlen und wurde bei den Deutschen Politurwerten als Generalvertreter mit sehr guter Befoldung angestellt. Er erzählt ausführlich, wie Reinecke eines Tages äußerst verstört zu ihm gefommen fei und erklärt habe, daß er aus Angst vor Verhaftung infolge eines Nervenzusammenbruches ein Geständnis abgelegt und alle schwer belastet habe. Und der Obers zollinspettor Reinide selbst als Zeuge? Er gibt zu, daß Peters ihn nach dem Fürstenhof bestellt und hier Leopold Simte vorgestellt habe. Von dort ging es zum Abendessen nach dem Kurfürstenbammiasino, wo auch Major Punt und Hammacher anwesend waren. Man wollte sich nur gegenseitig tennen lernen. Und sollte er auch die Absicht gehabt haben, ein neues Unternehmen wohlwollend zu begutachten, was wäre denn dabei Schlimmes? Aber daß von einer darüber verweigert er die AusBeteiligung die Rede sein sollte fage. In seinem eigenen Berfahren würde er schon als Angeklagter.
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mir wie Wesen ohne Fleisch und Blut. Sie freisten alle unt Damile. Dein Bild ist in meinem Auge. dein Name auf meinen Lippen und deine Wohnung in meinem Herzen. Wie fonntest du also abwesend sein? Und ich begriff, daß ich nicht mit dem Gedanken des Butros auszog, um ein Vergehen zu bestrafen, das unserer Religion, unserer Rasse, dem Haus des Rafchid- el- Hame und mir selbst angetan ward, nein, nur um des Wiedersehens willen zog ich aus. Ich wollte sie wiedersehen; weiter nichts. Ohne Illusion, ohne Hoffnung. Mein Leben war von diesem Gedanken umschlossen: sie wiederzu fchen, selbst in ihrem Glück, sogar ohne mit ihr zu sprechen, ohne von ihr erblickt zu werden. Wiedersehen wollte ich fie, um ihr Bild in mir zu erneuern, um sie wiedergesehen zu haben.
Als wir die enge Schlucht, welche die Felsen des Höllens tales bilden, verließen, famen wir in ein breiteres und blühen des Tal, wo das Korn und der Mais auf den Feldern schon in die Halme schoß; dort stießen wir auf eine Gruppe von etwa zwanzig Reitern, die keine Waffen bei sich führten; ihnen folgten zu Fuß Diener mit Gewehren und zufammen gefoppelten Hunden.
Butros mies, vor Jagdluft fiebernd, auf den Trupp: „ Eine Falkenbeize!"
In der Tat trugen die Reiter auf der Fauft die Raub tappt; ihre Ständer werden nur durch lange Stricke gefesselt, vogel. Aber bei uns in Syrien werden die Falfen nicht ver die in bunten Pompons enden.
Wie wir uns näherten, begann vor unseren Augen die Jagd. Die losgelassenen Hunde fuchten die Büsche und Ge treidefelder ab; die Jäger folgten ihnen. Sie stöberten bald Wachteln auf, diese ägyptischen Wachteln, welche das Meer zu Beginn des Frühlings überfliegen. Die Falkner ergriffen ihre Vögel, deren Fänge nach oben gefehrt waren, mit beiden Händen und schleuderten sie, ohne daß die Flügel sich spreiteten, wie runde warme Kugeln, aus voller Kraft, gleich Steinen, in der Richtung des Wildes. Man dachte, die erstarrten Falten würden auf der Erde verlegt aufprallen; aber schon schüttelten sie sich und fanden die Kraft ihres Fluges wieder. Schon hatten ihre kleinen, durchdringenden Augen den Himmet abgesucht, schon schossen sie wütend auf ihre Opfer, stürzten auf sie herab und fanten, mit den Federn in sie verkrampft, herab; die Jäger schwangen sich von den Pferden, erfaßten die beiden Tiere, die der Kramp, als wäre es die Liebe, incinanderschmiegte, trennten sie, warfen das eine in ihre Jagdtasche und setzten das andere wie einen Federbusch auf ihre Müßen. ( Fortsetzung folgt.)