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und bes banerischen Staatswesens hier von Recht und Ver. 1 steht ja, daß enteignet merben tanu, barf und soll- unter| unter den Hunderten, Taufenden deutscher Regenten und Fürften eine faffung zu sprechen.

Ein Staat, in dem der frühere Ministerpräsident Herr v. Snilling am 16. Kovember 1922 erklärt hat, daß Bayern in Notwehr handelte, als es im Juli 1922 ein Reichsgeseh verfassungswidrig außer Kraft fegte, ein Staat, der Jahre hindurch täglich und Stündlich das Recht brutal und bewußt mit Füßen getreten hat; ein Staaf, der durch die Unfähigkeit seiner Berantwortlichen zum Gespött der Welt und an den Rand des Staatsbankerotts geführt worden ist, scheidet aus, wenn wir von Recht und Berfassung zu sprechen haben.

Eines nur dürfen wir zur Rehabilitierung des bayerischen Staats­mesens erwarten, nämlich daß die großen Erfolge seiner derzeitigen großen Staatsmänner auf dem Gebiete der Weltpolitit uns bereinst entschädigen werden für das Bakuum, das hinter uns liegt.( Sehr gut! linfs.)

Der Dritte im Bunde ist leider der demokratische Reichsinnen­minister Dr. Rü18. Die vormundschaftliche gouvernementale Sorge des demokratischen Miniſters für die größte Bartel des Reiches hat uns gerührt und ist sehr nett, aber Herr Minister, wir Sozialdemo fraten wissen, was wir wollen. Wir danken für Ihre Fürsorge und lehnen fie auf das bestimmteste ab.( Lebhaftes Bravo! bei den S03.) Nun zu den Ausführungen des Herrn Kollegen Schulte von der Zentrumsfraktion. Herrn Schulte möchte ich an ein Faktum aus der allerlegten politischen Zeit erinnern. Am legten Sonntag hat in Mainz die Frühjahrstagung der politischen Arbeitsgemein­Ichaft der Arbeiterzentrums wähler in Hessen stattge. funden. Ich nehme an, Sie tennen die Entschließung Ihrer Wähler. Hier heißt es, von den Zentrumsarbeitern Hessens werde bezüglich der Frage der Fürstenabfindung erwartet, daß die Fürsten nicht fchlechter und nicht beffer gestellt würden, als die breiten Bollsmassen durch die Aufwertungsgefeße.

Fragen Sie die Zentrumsarbeiter, ob fie alauben, daß diefem Gedanken Rechnung gefragen ist, wenn sie einem Manne, von dem uns jüngst ein fahwedischer Forschungsreifender erzählt hat, daß er, mit dem Großkreuz des Eifernen Kreuzes angetan, von 20 Dienern und Dienerinnen heute noch betreut wird,( hört, hört! lints), einem Manne, dem es in einer Zeit, da von der Frühe des Morgens bis zur anbrechenden Nacht das deutsche Bolt an den Laden anstehen mußte, möglich war, fich ein Schloß mif 3 Millionen Goldmark zu faufen, einem solchen Herrscher noch einige hunderttausend Morgen und noch weitere Gold­millionen zukommen laffen wollen.

Der zweite Bedante, der in der Resolution der christlichen Arbeiter zum Ausdrud tommt, daß die Laten das lebergewicht im Reichssondergericht bekommen müßten und daß diese Laien vom Reichstag zu bestimmen seien. Das dritte, was die chriftlichen Arbeitervertreter verlangten, war, daß die arbeitenden Schichten vom Reichsfondergericht nicht ausgefchloffen werden sollen, also alles Gedanken, denen das Kompromis auch nicht im entfernfeften irgendwie gerecht wird. Ich bin der Lehte, der das religiöfe Kulturgut irgendwie verkennen würde; aber eben darum darf ich mit aller sachlichen Schärfe und unter Bermeidung jeder persönlichen Spize betonen: Laffen Sie doch bitte wenigstens bei biefem etligen Spiel deutscher Fürsten wider eine barbende Nation den Herrgott und das Christentum aus dem Spiele. ( Sehr gut! bei den Soz.) Es wird zum Segen der Kirche und zum Segen des Christentums gereichen. Der Herr Pfarrer Naumann hat einmal über die Religion geschrieben, daß es unmöglich fet, mit der Lehre des Evangeliums und mit dem Evangelium Jesu Chrifti die Flotten- und Militärvorlage zu decken, die der Reichstag in den Beiten des Imperiums bewilligte. Naumann schreibt in einem seiner wunderschönen Briefe: Es ist eine Unmöglichkeit, mit den Säßen bes Evangeliums die Gewaltpolitit Otto v. Bismards gegen über Schleswig- Holstein rechtfertigen zu wollen. So fage ich auch heute:

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Sle tönnen Christentum und christliche Grundsäke nicht für Aufprüche der Fürsten und gegen den Enfield des Volles verwerten,( Sehr wahrl bei den Sozialdemotraten.) Eigentum was ist es? Es ist ein historisch gemorbener Be griff, ber mechfelt, der augenblicklich in der Umformung begriffen ift. Denten Sie daran, was nach ber peinlichen Hals. unb Gerichtsorbnung Rarls V. als Angriff gegen bas Elgentum bestraft murde, baß unberechtigtes Fischen mit der schwersten Schande, Körper und Todesstrafe bebroht wurbe heute eine fleine formale Polizeiübertretung. Ich erinnere Sie an die Wand­Tung des Erbrechts. Ich darf Sie weiter daran erinnern, daß wir von dem Gebanten, daß Eigentum fatrofantt ift, in ber Verfassung der Republit felbft abgerüdt find, denn im Artikel 153

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Dolk.

Bon Frant Werle.

Un fo einem wundervollen Frühlingssonntag, ba tomment se heraus, aus den grauen Mietstafernen, aus den guten Stuben mit den roten Plüschmöbeln, aus ihren engen, muffigen Schlafzimmern. Da ziehen sie scharenweise hinaus vor die Stadt, mit Babies, Kinder wagen, Hunden, Fahrrädern; fehen gebuldig, bewunderno den eleganten Automobilen nach, die im Vorüberrasen alles einhüllen in Lärm, Gestant, Staubwolten; stehen staunend still vor pracht vollen Billen, bliden durch eiserne Gitter hindurch in riesige, blühende Gärten; umlagern die Geen, bevölkern den Grunewald, fizen in den Gartenwirtschaften, paden mitgebrachten Kuchen aus, trinken dünnen Kaffee. Sie dürfen ihn auch selbst mitbringen und tochen das gibt es noch. Eine Familie sieht aus wie die andere; Bäter mit dicen Bäuchen, baumelnder Uhrfette, Sigarre und Sonntagsgeficht; äftliche, geschäftige Frauen, persorgt, verfümmert, vertrocknet; junge Mädchen gehen Arm in Arm, hochaufgeschoffen und bleichfüchtig, mit in der Mitte gescheiteltem, afchblondem Haar, mur felten ein frischer Bubentopf bazwischen. Unzählige Kinder wimmeln umher. roznäfig und wichtig in ihren guten Anzügen und Sonntagskleidchen, fahren Karussell und Luftschaufel. Eine bide Frau läßt sich im Freien photographieren, bitte recht freundlich, mit ihrem Pleinen Hund im Arm, der will nicht stillfiken. Und ein Rafperle theater ist auch da, einer fomunt heraus, bunt angezogen und grell geschminkt, aber plöglich tut er den Mund auf und flagt über die schlechten Zetten, und baß man die Arbeit nehmen muß, wo man sie findet; und sogar diefer lustige, bunte Clown ist gar fein Clown, sondern ein armer, geplagter Alltagsmensch wie die vielen, bie ba ringsherum ihren fümmerlichen Sonntag feiern... So sind ihre Festtage, Woche für Woche, Jahr für Jahr, nichts hat sich geändert, feit Jahrzehnten. Krieg ist gewesen, und Revolution ist gewesen, und Hungersnot und Teuerung und Inflation, das alles ist fpurlos an ihnen vorübergegangen, höchstens noch ein bißchen stiller find fie geworden, ein bißchen müder, stumpfer... Und abends brüden Sie sich in die überfüllten Straßenbahnen, fämpfen um einen Sig plab, hängen an allen Stangen und Trittbrettern, fahren totmübe norbei an Billen und Autos, zurüd in den Alltag, in die guten Stuben mit den roten Plüschmöbeln, in ihre enigen, muffigen Schlaf zimmer..

Völkische Kulturpropaganda".

Bon informierter Seite gehen uns die nachstehenden Mitteilungen zu, die einen charakteristischen Beitrag liefern zu der neuerdings auf pölkischer Seite entfalteten agitatorischen Tätigkeit:

In deutschvolfischen und rechtsradikalen Kreisen werden in legter Belt große, meltumfassende Bläne geschmiedet. Man will zur Ab mechslung einmal mit der bisher beobachteten Tattit, die Deffentlich

gewiffen Borausfegungen. Wo wird in brei oder vier Jahrzehnten Der Eigentumsbegriff angelangt sein? Er wird ein anderer und ein wesentlich abgeschwächter fein gegenüber der heutigen Zeit. Es würde mich reizen, mich etwas mehr über diese Dinge mit Ihnen fachlich auseinanderzufeßen, meine 3eit reicht nicht. Aber ich darf Sie doch in fachlichster Weise fragen: Glauben Sie, daß Sie mit den Reben, in denen der Apoft el Paulus auf seinen Missionsreisen in Kleinasien und Griechenland über die Begehrlichkeit predigte, Thre heutige politische Stellung im Reichstag und außerhalb dieses Hauses rechtfertigen fönnen? Darf ich Sie, meine Herren vom Zentrum, baran erinnern, was flar im Evangelium Lucas steht, daß Jesus es stets abgelehnt hat, fich in die Besitzverhältnisse der staatlich. rechtlichen Seite einzumischen.

Bir Sozialisten fommen zu dem Schluß, daß eine ganze Anzahl der Heiligen Bäfer sich heute mit uns in die Ciften des Bolts begehrens eingetragen hätte. Deffen find wir gewiß.( Wider fpruch im Zentrum, Zustimmung bei den Sozialdemokraten.)

Daß auch die Auffassung in Ihren religiös unterrichteten Kreisen nicht ganz identisch ist, geht aus der Antwort hervor, die der Bischof von Regensburg einem Katholiken auf deffen Anfrage erteilt hat, ob man sich für das Boltsbegehren einzeichnen dürfe. Der Bischof bat im Gegensah zum Bischof von Bassau er flärt, das sei eine Gewissensfrage für den einzelnen, worüber dann Gott im Himmel entscheiden wird.

Ich wende mich mun den Ausführungen zu, die der Frattions. verfizende der Deutsch nationalen gemacht hat, den ich zu meinem Bebauern hier nicht im Hause sehe. Braf eft arp fehlt oft, wenn man ihm auf scharfe Reden entgegnen will. Heute ich unterstreiche das Wort heute sind die Herren auf der Rechten wieder monarchistisch, sie waren es in den letzten Jahren nicht. ( Widerspruch bei den Deutschnationalen.) Sie waren es nicht, denn sonst hätte

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Graf Reventlow am 15. November 1918

nicht in der Deutschen Tageszeitung" schreiben fönnen: Berschwunden ist die Monarchie, weil die Träger der Monarchie fich persönlich als unfähig erwiesen haben." Sonst hätte nicht die Kreuz- Zeitung ", bie uns heute beschimpft, weil wir den gleichen Standpunkt teilen wie

die Kreuz- Zelfung" vom 10. November 1918.

Es hieß da wörtlich: Halflosigkeit, Schwäche, Furcht bei den Regie­tungsstellen und im Lager der bürgerlichen Parteien haben mit der unerbittlichen Folgerichtigteit welfgeschichtlicher Entwicklung dem Ende zugetrieben, vor dem wir jetzt stehen." Das ist die gemachte" Revolution, meine Herren.

Ich habe es schon einmal aus ganzem Herzen in diesem Hause gesagt: Ich bin stolz und ich bin glücklich, daß Bater und Mutter beutsch waren bei mir. Denn was dieses Bolt geleistet hat in staats, männischer Selbstbeschränkung ist das größte Weltenwunder, dae die politische Geschichte je erlebt hat.

Das Große unseres Boltes ist, daß es in der Stunde der Sterbensnot und des blutenden Elends fiá) felbft feine Sterne wiederum gesucht und gefunden hat, damals, als alle die Lataien, die Schranzen, die Minister, die zwei Dugend angestammten Landes väter, die Generale mit und ohne Brille feige davongelaufen sind. Sie aber von der Rechten dieses Hauses müßten diesem geschmähten Bolte, müßten gerade diefen 12 Millionen, bie fich jetzt für die Enteignung der Fürsten ausgesprochen haben, auf den Knien danken, daß fie es gewesen sind, die Deutschland gerettet haben, und daß fie Ihnen gegenüber Gnade statt Rechtergehen ließen. ( Stürmische Zustimmung und Händeflatschen b. d. Goz.) Für Sie waren Staat und Vaterland erledigt, da es feine Orden, feine Garde regimenter, feine Uniformen, eine Stalferreden, tein Herrenrecht, feine Herrentafte mehr gab. Für uns begann in diesem Augenblid das Deutschland , in dem das deutsche Gefchlecht fich einen neuen Beg fuchte und fand.( Erneuter lebhafter Beifall bei den Soz.) Als Bismard das Brivateigentum der Hannoveraner und Heffen ein. zog, da stand den Kollegen der Rollege gegenüber.

Heute steht den abgedankten Fürsten das Bolt gegenüber, das eine andere polifliche und moralische Bofens darstellt als die Fürsten des Jahres 1866. dem Bolt, das Deutschland gerettet hat( Sehr richtig! links.).

Es wäre selbstverständlich eines aefchichtlich gebildeten und fach lichen Gegners unwürdig, zu behaupten, alle deutschen Fürsten , die wir in der Geschichte der Jahrtausende und Jahrhunderte gehabt haben, wären schlechte Kerle gewefen. Selbstverständlich nicht. Ge schichtliche Wahrheit und anständige Gesinnung gegenüber dem Begner verlangen gleichmäßig zu erffären: es hat felbstverständlich

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feit durch Rabauversammlungen und Demonstrationen aller Art in völkischem Sinne zu beeinflussen, brechen, eine Tattit, die auch im eigenen Lager starte Gegnerschaft findet und will einmal auf dem Bege einer Kulturpropaganda" in großem Stil um Anhängerschaft werben.

Ein größerer Kreis prominenter völtischer und rechtsrabitaler Barteifreunde hat sich vor einiger Zeit zusammengetan und ein Bro gramm entworfen, das diese sogenannte tulturelle Bropaganda in ihren Grundlinien und Zielen festgelegt hat.

Danach beabsichtigt man als nächste Aufgabe die Gründung eines nöllischen Theaters in Berlin . Dieses Theater, dem übrigens auch ein Kino und Barité angegllebert werden sollen, wird ausschließlich nölkische dramatische Literatur fultivieren( der Weizen des Dinter blüht) und überhaupt ganz in den Dienst ber vol tischen Propaganda gestellt werden. Ein literarischer" Ausschuß, an bellen Spiße der bekannte Weimarer Profeſſor und Heinetöter 2b. Bartels steht, wird die Auswahl und bramaturgische Be­arbeitung der aufzuführenden Werte besorgen.

Ueber die Wahl des Drtes, an dem dieses Theater errichtet werden soll, entstanden zunächst starte Meinungsverschiedenheiten. Ein Teil der Ausschußmitglieder plädierte für Mitteldeutschland ( Thüringen ), schließlich fand die Wahl Berlins die Majorität.

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Eine sehr große Sorge verursacht den Gründern die Beschaffung der Gelder für das Projekt. Man rechnet mit dem Bedarf von einigen Millionen Mart und hofft das Geld burch Sammlung von Mitgliederbeiträgen ähnlich wie bei den Boltsbühnen zu fammenzubringen. Die Beiträge( 4 M. uro Perfon) gehen jedoch fehr spärlich ein; felbft gutfituierte und angesehene Barteimitglieder haben die Beitragszahlung aus wirtschaftlichen Grünben" abgelehnt. Doch läßt man den Mut nicht finten, und rührt die Werbetrommel weiter.

Mit der Gründung des Theaters allein sollen aber bie Rulhur". bestrebungen der Bölkischen feineswegs erschöpft sein. Man will auch in weiterem Sinne Literatur machen, und zwar durch Schaffung von voltischen Bibliotheten. Hier soll ein großer Literaturfundes zusammengetragen werden, der sowohl als muster wie als Leihbibliothet und schließlich auch in einzelnen Bartien als Wanderbibliothek Interessenten zur Verfügung gestellt werden soll.

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Ueberhaupt scheint das Bander".Prinzip im Vordergrunde des Brogramms zu stehen. Man will es nämlich nicht nur bei dem Theateresemble und den Bibliotheken, sondern auch auf einem anderen geistigen Gebiete zur Anwendung bringen: Auf dem der

Musif.

Hier handelt es sich um die Schaffung von Rapellen, die im Lande umherwandern und das deutsche, auch das auslandsdeutsche, Bolt mit Militärmusik im Stil des Wilhelma "-Rummels beglüden Jollen. Wie erflärt wird, erwartet man gerabe von der mufilalischen Propaganda der Militärmufit durch( frei) uniformierte Rapellen Die zündendfte Wirkung

Eine derartige Propaganda, wie die oben geschilderte, muß na volfischem Herzen natürlich auch einen Brotettor baben, und zwar möglichst einen pringlichen. Man fand ihn in der Berson des Brinzen August Wilhelm , der sich bereitwillig für den edlen Swed zur Verfügung stellte und auch mit Beib und Seele bei

ganze Reihe gegeben, die sich um Bissenschaft, um Runft und Wohls fahrt des Bolles bemüht und auch verdient gemacht haben. Aber für die Republik ist das nicht das Entscheidende.

Das Entscheidende ist, daß wir erkennen, daß unjer nationales Schidial heute noch hinter dem Frankreichs , Spaniens , Eng­lands und felbft Jtaliens zurüdfteht, well das deutsche Fürften­fum in den Jahrhunderten der deutschen Geschichte niemals den Begriff des nationalen Deutschtums gefannt.( Gehr wahr! und Bravo! links.) Es ist fiets so gewesen, daß wo das Intereffe der Dynastie, des Hausvermögens, in irgendeinen Konflikt mit den Gejamfintereffen der Nation fam. Dynastie, Bernaögen, persönliche Jufereffen, Hausmeiertum über die Gefamfintereffen des Baterlandes gefiegt haben.( Sehr richtig! links.) Laffen Sie mich dafür einige geschichtliche Beispiele anführen. Ich brauche nur den Namen Rheinbundpolitit zu sagen, ich brauche nur baran zu erinnern, wie erbärmlich Mar II. von Bayern sich an die Franzosen als Berräter der deutschen Sache gewandt hat.( Sehr richtig! lints), um die Emheit der Nation im Jahre 1848 zu hinter treiben, an dieses lächerliche, verrückte Spiel Friedrich Bil. helms IV., der die Krone des Volkes zurückschob, weil er fich ein­bildete, durch besondere Fäden mit dem lieben Gott verbunden zu sein, ein Gedanke, den dann S. M. Wilhelm II. ja wiederum aufgegriffen hat. Ich erinnere Sie an das Wort vom Charakter major, das Wilhelm I. aussprach. Ich erinnere Sie daran, daß Ludwig II. von Bayern in feinen Schlössern die Büste Fried richs II. angespuckt hat, aus Haß gegen die deutsche Sache, aus Haß gegen Sie, meine Herren( nach rechts) gegen die Saupreußen.( Sehr

wahr! und Heiterkeit links.)

Ich erinnere daran, daß es Rupprecht von Wittelsbad gewefen ift, der am 19. Juli 1917, als wir zusammen für das Vaterland gefämpft haben, als die deutschen Soldaten in den Dredgräben Frankreichs starben, als fie in der Sandwüste Palästinas zu­grundegingen, als fie worflos in die Tiefe des Meeres hinab­gefunken find, in dem Augenblid, da das ganze deutsche Bolt gemeinsam sein Lehtes daranfehte, um deutsche Erde von den Tritten des Feindes freizuhalten, da hat dieser deutsche Fürst In felnem berüchtigten Schreiben an den damaligen Reichskanzler v. Hertling die Worte gebraucht, jeht sei es Zeit, die Reichs­verfaffung zu ändern, daß die Bundesstaaten ihre althergebrachte Selbständigkeit als Staaten wieder bekämen.( Hört! Hört! links.)

Ich darf Ihnen bloß noch drei gefchichtliche Begriffe vor Augen stellen: Elsaß , Polen , Baltifum. Daß wir Elsaß und Loth­ ringen verloren haben, danken wir zum guten Teile dem niedrigen Widerstreit der dynastischen Intereffen der Hohenzollern.( Sehr wahr! lints.) Daß Bolen heute nicht unfer Freund ist, verbanken wir zum großen Teil dem Umstand, daß man diesem Volte nicht die freie Wahl feines Verfassungssystems gab, daß man irgend einem fenilen Erzherzog aus dem bekadenten Haufe Habsburg- Lothringen herbeifchleifen wollte. Und das Baltikum?

Kure

In den Stunden, da der letzte Soldat an der Front fein Leben für die Sache der Einheit gab, stritten fich die Sachsen , die Wettiner , die Heffen, die Hohenzollern darum, wer von den Söhnen oder den Neffen oder den Onkeln einen Herzogshut in den früheren Randstaaten Rußlands erhalten sollte. Graf Bestarp wagt zu sagen, daß Recht und Freiheit nur unter den deutschen Fürsten in Deutschland gelebt haben. Ich will nicht in die Anfänge der deutschen Kaisergeschichte zurückgehen. Bir tönnten mandjes fagen, z. B. über die niedrigen paterlands­lofen Intrigen der brandenburgischen fürsten bei der Kaiferwahl im Jahre 1519, aber ich erinnere Sie en eines: Hat es jemals einen gemeineren Landesverrat anf deutscher Erde gegeben, wie in diefer verruchten Subfidienpolitif des Hauses Wittelsbach der Karl Theodors, wo die Leute die Interessen ihres Landes der Nation, des Voltes, aller anständigen Bürger des Staates gegen englisches, franzöfifches Gold verraten haben? Wenn Sie( nach rechts) in der deutschen Literatur Bescheid müßten, dann hätten Sie auf das Wort stoßen müssen, das herder einstmals an die Abreffe der Fürsten und des gepeinigten deutschen Belfes richtete: Sfirbt der Stlave, streicht der Herr den Sold ein, doch ble Witwe darbt, die Waljen ziehen den Pflug und hungern, und das schadet nichts, der Fürst braucht einen Schah.

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Dem englischen Herzog von Richmond war es vorbehalten, im Jahre 1776 im Haufe ber Lords zu London bie deutsche Nation gegen das schmähliche Spiel deutscher Fürften zu verteidigen.

Einer der Ihrigen, Heinrich von Treitschte,

hat in feiner beutschen Geschichte, als er auf die Berhandlungen bes Kongresses von Wien in den Jahren von 1813 und 1815 zu sprechen

der Sache ist. Auf der Liste der unterstützenden Mitglieder soll der Prinz mit einer anfehnlichen Summe figurieren. Boraus hervor. geht, daß im Hause Hohenzollern für gemisse tulturaufgaben" immer noch Geld genug da ist...

Ein neuer Buchgewerbesaal in Berlin . Am 1 Mai wird in Berlin im Verbandshaus der Deutschen Buchdruder der Buch gewerbefaal an der Dreibundstraße" eröffnet mit einer Ausstellung, die Birken und Ziele des Bildungsverbandes der Deut fchen Buchdrucker in anschaulicher Weise durch Schauobjekte zeigt. Der Saal ist für jedermann geöffnet wochentags von 9 bis 7 1hr, Sonn tags von 10 bis 1 hr und bequem durch die Nordsüdbahn( Halte ftelle Streuzberg) oder burch die elektrischen Bahnen nach Tempelhof . Mariendorf ( Haltestelle Dreibundstraße) zu erreichen. Die Aus fiellungen werden admonatlich wechseln und alle graphischen Ge biete umfaffen.

Der Bürgerkrieg" um die Erhaltung des Bielefelder Stadt­theaters( bisher städtisches Regletheater) ist, wie uns ein eigener Drahtbericht aus Bielefeld meldet, in der geftrigen Stadtverordneten figung beendet worden. Der Bachtbeschluß vom März d. I. wurde aufgehoben und daraufhin eine Borlage des Magistrats angenommen, die die Bildung einer Theater G. m. b. H. mit einer 50prozentigen Beteiligung der Stadt, fernerhin die Beteiligung der Landesbühne, der Freien Bollsbühne und bes Bühnenpoltsbundes vor. steht. Die Sozialdemokratische Frattion gab eine Er flärung ab, daß fie prinzipiell bas Regietheater für das Beffere hält und nur beshalb der Bildung einer Theater- B. m. b. 5. zuftimmt, um die Schließung des Theaters zu verhindern. Die Leitung des Stadttheaters wird der bisherige Intendant Cahnblen beibehalten.

Berichtigung. In der Rundfunktritit in Nr. 197 hat uns der hörfehlerfeufel( nicht der Drudfehlerteufel) bet ber telephonischen aufnahme einige böse Streiche gespielt. Ein Lefer sendet uns dazu folgende poetische Berichtigung:

Ei, ei, verehrte Redaktion, Was machst du denn für Sachen, Bei deiner Funtrezension? Der Rafus macht mich lachen.

Herr Brill ein Brinz, das stimmt nicht ganz Das laß dir von mir sagen,

Und einen Quantsch macht man aus Quant Auch das ist zu beflagen.

Die Sängerin heißt Catopol, Darüber herrscht tein Zweifel, Richt Gatapul. Daran ift mohl Nur Schuld der Sezarteufel?

Die Werte Karl Hendells find in ben Diet.Berleg übergegangen

eine Bilderausstellung, in der neben Mabierungen von Käthe Stollmis unb Die Urbeiter- Kunst- Ausstellung, Petersburger Str. 89, zeigt ab 2. Mai malereien, Delgemälde ,. Baftelle und Zeichnungen zu sehen find, die Bildern von Eidmaher, Griffel, Kaiser und Schlichter auch eine Reihe Glass arbeiter felbft hergestellt haben. Die Musstellung is täglich von 1 bis 7 Uhr( auch Sonntags) geöffnet. Der Gintritt ist frei