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unterrichtet war, daß die Dinge schon so weit gebiehen waren, ferner aber auch meil man fogar den Caillaugschen Vorschlag vom vorigen Herbst für zu weitgehend hielt und das neue Abkommen dennoch erheblich darüber hinausgeht.

Allerdings erhält Frankreich   für die erften drei Jahre die Mög­lichkeit eines Zahlungsaufschubs, ähnlich wie er Deutsch­ land   durch den Dames- Plan gewährt worden ist. Und es ist als sehr wahrscheinlich anzunehmen, daß Frankreich   davon Gebrauch machen wird, da es sich mitten in seiner finanziellen Gesundungs­frise befindet und Gefahr laufen würde, bei einer sofort einsetzenden Jahreszahlung von 30 Millionen Dollar gleich etwa 900 Mil­lionen Papierfranten die jest mühsam zustande ge­fommene Herstellung des Gleichgewichts in seinem Budget wieder

zu verlieren.

Andererseits stand Frankreich   bisher unter dem Drud einer onterifanischen Kreditsperre, die die führenden französischen  Kreise der Finanz und der Wirtschaft veranlaßte, auf eine schleu nige Regelung um jeden Preis zu drängen. Da der Vertrag zu= erft vom franzöfifchen Parlament genehmigt werden soll, ehe er dem amerikanischen   Senat unterbreitet wird, dürfte die Entschei dung in Paris   noch in diesem Monat fallen. Sie wird, so schwer sie auch der Regierung und den Regierungsparteien fallen mag, zweifellos in bejahendem Sinne erfolgen, weil der bisherige Schwebezustand einfach unerträglich war. Außerdem gibt man sich

Erhöhung der Invalidenrenten.

Sozialdemokratische Anträge.

Der Sozialpolitische Ausschuß des Reichstages be­handelte am Freitag den sozialdemokratischen Antrag, der die Renten der Invalidenversicherung erhöhen will, und zwar den Grundbetrag von 168 auf 228 Mart und den Reichszu schuß von 72 auf 132 Mart in jeder Rente. Daneben will er die er höhten Witwen- und Baisenrenten und das Kindergeld auch für die Empfänger, deren Renten schon vor dem 1. Auguft 1925 liefen, be­willigen. Die Regierung ließ erklären, daß die Annahme des Antrages bezüglich des Reichszuschusses eine jährliche Mehr belastung Don 142 Millionen ausmachen würde, bezüglich der Erhöhung des Steigerungsbetrages eine Mehrbelastung von 108 Millionen und für die Witwen etwa 71 Millionen. Insgesamt würde die mehr ausgabe einschließlich der Erhöhung des Kinderzuschusses rund 320 Millionen Mart betragen. Der Ausschuß beschloß, von der Regierung zunächst genauere statistische Unterlagen über die Auswirkungen der beantragten Erhöhungen zu verlangen. Der 1. Mai in Wien  . Die Vorfeier.

Benn die deutsche Großstadt an der Donau   heute eine Jogia­in Frankreich   der Hoffnung hin, daß Amerita nach diefem franzölistische Zweibrittelmehrheit und dementsprechend eine altionsfähige fifchen Beweis grundsätzlicher Zahlungsbereitschaft mit der Zeit und vorbildlich arbeitende sozialistische Gemeindevertretung hat, fo einen gänzlichen Schuldennachlaß bewilligen werde.

Neuer Krieg in Marokko  ?

Baris, 30. April.  ( ED.) In Udschda war heute vormittag feine Eigung, da die franzöfifchen als auch die spanischen   Delegierten die Antworten ihrer Regierungen zu dem Ergebnis der gestrigen Berhandlungen abwarten. Der Sonderberichterstatter der Agentur Radis   hält das Scheitern der Friedenskonferenz für sicher, falls fich nicht in legter Stunde eine, allerdings unwahrscheinliche, Ueberraschung ereigne. Es sei nicht einmal sicher, ob die Rifbele gierten fich überhaupt mit einer Fortsetzung der Berhandlungen ein verstanden erklären würden, da sie eine Annahme der französisch- spa. nischen Bedingungen hinsichtlich der Entfernung Abd el Krims und der Entwaffnung für vollständig unmöglich erflären. Da der Waffenstillstand am 1. Mai ablaufen dürfte, mürden also beide Teile morgen bereits ihre Handlungsfreiheit zurüderhalten. Baris, 30. April.  ( Eigener Drahtbericht.) Kriegsminister Bailevé hat im Anschluß an eine Konferenz mit dem Minister. präsidenten und dem Marschall Betain folgende Erklärung ab. gegeben: Frankreich   und Spanien   feien bis zur äußerst en Grenze des möglichen Entgegenkommens bei den Friedensver handlungen in Moroffo gegangen. Die Bertreter des Rifs seien ermächtigt worden, sich noch einmal mit Abd el Krim in Verbin dung zu sehen, bevor sie ihre definitive Antwort geben. Ihre Rüd. fehr werde am 2 oder 3. Mai erfolgen. Man erwarte, daß sie angesichts des neuen Beweises des guten Willens Frankreichs   und Spaniens   ebenfalls den Weg der Verständigung be treten werden.

In den diplomatischen Kreisen hegt man indes nicht große Hoffnungen, daß diese Rückfrage bei Abd el Krim   ein Nachgeben zur Folge haben werde und glaubt, daß der Abbruch der Berhandlugen unvermeidlich sein wird.

HUG

ist das nicht zuletzt auch eine Folge jener Durchführung der Mai­feier von 1890 an, die Wien   geradezu die klassische Maifeierstadt zu nennen berechtigt; jahrelang war die volle Arbeitsruhe und der große Aufmarsch über die Ringstraße in den Brater die stärkste Demonstration für die Forderungen des Proletariats, voran für das allgemeine, feit 1897 dann für das gleiche Wahlrecht, und wie ganz Wien   stets am 1. Mai im Banne der Arbeiterfeier stand, so hat sie auch höchste Werbekraft für Partei und Gewerkschaften entwidelt. Diesmal brachte schon der gestrige Vorabend einen Fadel aug der Arbeiterjugend vom Rathaus, wohin bezirksmeife anmarschiert wird, zum Karlsplay, wo eine Massenfundgebung gegen die Lehrlingsfeindlichkeit der bürgerlichen Barteien und für den internationalen Befreiungskampf des sozialistischen   Proletariats abgehalten ward. Gleichfalls am Vorabend wurden die meisten Bläge der beiden Staats- und von drei Privattheatern durch die Stunft. stelle der Wiener   Parteiorganisation an Barteimitglieder vergeben und außerdem gab es in allen 21 Stadtbezirken fünstlerische Abend feiern usw. In der Lehrermaifeier sprach Bürgermeister Rarl Seiß, der einft als junger Lehrer wegen seiner Agitation von der damals christlichsozialen Gemeindeverwaltung mit Dienstentlaffung bestraft worden ist.

Heute Sonnabend vormittags sind auf dem Ring, umfäumt von den Monumentalgebäuden Votivfirche, Universität, Rathaus, Burgtheater, Parlament, vier Meetings, burch Turmmufit ein­geleitet. Die judetendeutsche Arbeiterabordnung, die jetzt die Wiener   Gemeinde- und Parteieinrichtungen besichtigt, überreicht da ein Band zur Fahne, die die Sozialistische Arbeiter- Internationale dem Wiener   Proletariat geschenkt hat. Der Republikanische Schutz­ bund   stellt dieser Fahne die Ehrentompagnie.

Am Nachmittag vor dem Rathaus: Borführungen der er­madhjenen und findlichen Arbeiterturner.

Die Arbeiter tinderfreunde veranstalten besondere Mai feiern für ihre Schüßlinge

Stresemanns Mairede.

Im Rundfunk.

Der Herr Reichsminister der Aeußern spricht heute, am Abend des 1. Mai, im Berliner Rundfunk über den neuen deutsch  - russischen Bertrag. Er, nämlich dieser Vortrag, tritt an die Stelle eines anderen, der bisher für dieselbe Zeit angekündigt war und der vom Auslandsdeutschtum, seinem Sinn und seiner Bedeu. tung handeln sollte. Sinn und Bedeutung des Ruffenvertrags schwanken in der Zeitgeschichte. Von London  , Baris, selbst von Brüssel, von Genf  , Brag, gar von Warschau   und Bukarest   kommen grämliche Klänge, Sauerwein und Im- Bertinag wollen gar nicht zur Maienfreude passen, die einem auch noch durch scheiternde Fürstenkompromisse verderbt wird. Die Reichstagsparteien haben im Ausschuß alle den Bertrag gebilligt, da tönnen sie nicht gut feinetwegen interpellieren und des hohen Reichstags Geschäftslage fieht für die nächste Zeit eine Redemöglichkeit für Stresemann über den Russenvertrag zum Fenster hinaus an alle nicht vor. So ver fiel er wohl wir hoffen, nicht ohne vorher in Erwägungen eingetreten zu sein und sie bis zu gedeihlichem Ergebnis gepflogen zu haben auf die geduldigen Wellen 504 und 571, somie Königs. wusterhausen 1300, auf daß sie seine Worte auf Flügeln des Ge fanges zuleiten Gerechten und Ungerechten. Das Staatswohl er. forbert vermutlich, daß den Irrmeinungen, Verdächtigungen und Ent­stellungen ehetunlichst entgegengetreten werde, aus maßgebendem munde sozusagen; und gemäß dem altbewährten Grundsatz, daß eine Rede teine Schreibe ist, geschähe dieses zunächst wohl fach. gemäß und pfleglich auf dem rednerischen Wege, wobei die spätere Korrigierung und Expedierung eines erläuternden Aide- Memoire immerhin vorbehalten bleiben könnte.

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Warum aber Herr Dr. Stresemann gerade den 1. Mai als Redetag, den Arbeiterfeiertag für diese Arbeit wählt? Na, was geht der 1. Mai den Volksparteiler an, es wäre denn, in maifeier. wegen aussperrender Fabrikantgemeinschaft. Wenn am 1. Mai so­undsoviele Rundfunkteilnehmer um diese Zeit bei den Feiern find recht geschieht ihnen, wenn sie zur Strafe dafür Herrn Stresemann nicht hören fönnen. Aber vor allem gilt die maifeierliche Minister. rebe wohl dem Zeitungserfaß; da es am 1. Mai teine Abend und am 2. Mai teine Morgenblätter gibt, sollen die Leute wenigstens nicht nur rote Arbeiterpolitit sehen, sondern auch höhere Staatsmannsweisheit hören. Wenn die guten Bürger von diesens Streifbrüchlein nur befriedigt sind!

Genoffe Wilhelm Bod bittet uns um die Aufnahme folgender Sufchrift: Für die mir bei meinem Eintritt in das einundachtzigste Lebensjahr in so überreichen Maße zuteil gewordene Sympathie und die Glückwünsche sage ich auf diesem Wege meinen aufrichtigen herz lichen Dank. W. Bod."

Dr. Richard Weiskirchner   ist in Wien   gestorben. Er tam als magistratischer Wahlmacher bei den Christlichsozialen so in Gunst, daß sie ihn zum Bürgermeister, zum Minister und zum Barlaments präsidenten machten, was er auch in der Republik   noch war. Bor einigen Jahren wurde er Bantpräsident und zog sich von der Politit zurüd.

Berantwortlich für Bolitik: Richard Bernstein; Wirtschaft: Artur Gaternus; Gewerkschaftsbewegung: 3. Steiner: Feuilleton: R. S. Döscher; Lokales und Sonstiges: Frik Karstadt  : Anzeigen: Tb. Glode; sämtlich in Berlin  . Berlag: Borwärts- Berlag G. m. b. S., Berlin  . Drud: Borwärts- Buchbruderel und Berlaasanstalt Baul Ginger Co., Berlin   SW 68. Lindenstrake& Sieran 5 Beilagen, Unterhaltung und Wissen und Aus der Filmwelt.

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